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Begegnung

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13.02.2012
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Begegnung

Begegnung


Voller Frust und ganz In Gedanken versunken, die Hände tief in den Taschen ihres alten Joggings vergraben, trottete Anna auf dem geteerten Waldweg vor sich hin. Dabei war es doch heute so ein wunderschöner Tag. Ja, die Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel, trotzdem war es nicht zu heiß unter den Bäumen. Die Sonnenstrahlen spielten mit den Blättern und blitzten durch die Zweige. Ein leichter Wind schmeichelte auf der Haut. Also eigentlich alles perfekt. Aber nichts konnte Annas Stimmung wirklich heben. Ihre Einsamkeit war spürbar und mit den Händen greifbar.

Deswegen kamen die Natur und das schöne Wetter auch gar nicht bei Anna an. Was waren ihr in den letzten Stunden nicht alles für komische Gedanken durch den Kopf gegangen. Nichts, aber auch gar nichts hatte heute Morgen auf Anhieb geklappt. Das war einer der so berühmten Tage, an denen man eigentlich gleich im Bett bleiben und gar nicht erst aufstehen sollte, weil sowieso nichts positives dabei heraus kam.
Das Frühstück hatte aus Mangel an Interesse wieder einmal nur aus reichlich Kaffee bestanden. Der Computer gab nichts her, der email- Briefkasten war zum wiederholten Mal absolut leer gewesen, oder mit Werbung zugemüllt. Wer sollte ihr auch irgendwelche wichtigen Nachrichten schicken? Jeder der Freunde und Bekannten hatte mit sich selbst genug zu tun. Die Familie war weit weg und hatte bestimmt genug eigene Pläne. Nein, Anna wollte niemanden mit ihrem Frust und irgendwelcher Jammerei auf die Nerven gehen. Sie konnte sich ja selbst nicht mehr leiden, wie sollten das die anderen tun.

Auch das Mittagessen war zum widerholten Mal fast ungenießbar und eigentlich nur noch für die Tonne oder als Hühnerfutter zu gebrauchen gewesen. Ja, diesen Viechern konnte man hinwerfen was man wollte, die fraßen alles.
Warum musste sich immer jede trübe Stimmung im Kochtopf wiederfinden? Immer wenn Anna sich nicht gut fühlte, konnte sie nicht mehr kochen. Früher war das ganz anders gewesen. Da war ihre Welt noch in Ordnung und sie hatte für eine große Familie gekocht. Der Tisch war immer bevölkert und durch die Küche schwirrten angenehme Gerüche, Gesprächsfetzen, Kinderlachen, Hund und Katze. Diese Zeit war lange her.
Jetzt war sie allein und es bestand eigentlich überhaupt kein Grund mehr am Herd zu stehen.
Anna beschloss einfach mit der ganzen Kocherei aufzuhören. Wer starrt selbst schon gern in einen einsamen Teller? Es gab schon lange niemanden mehr, der über das Essen gemeckert hatte, oder ein Lob wegen etwas gelungenem aussprach.
Bei so viel angewandter Melancholie konnte man schon auf irgendwelche dumme Gedanken kommen.
Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei. Welcher Idiot hatte das denn mal gesagt?
Und, einsame Spaziergänge sind auch nicht der Kracher, doch sie machen den Kopf etwas freier.

Plötzlich bewegte sich etwas auf dem Weg. Anna war nicht mehr allein. „Er“ kam auf sie zu.
Sie sah ihn schon von weitem, denn es war absolut unmöglich ihn zu übersehen. In seiner Begleitung befand sich eine sehr attraktive junge Frau, die ständig auf ihn einredete. Sie redete, fuchtelte mit den Händen und er sah stur geradeaus.
Wie beide Annas Weg gekreuzt und vorbei waren, drehte sie sich wie unter Zwang zu ihnen um. Ihre Blicke verfolgten dieses Paar. Wie fasziniert starrte Anna auf seine rassige Figur, sein schmales Hinterteil. Wann hatte sie schon mal so viel geballte Energie auf einem Haufen gesehen? Seine stolze Kopfhaltung, der durchgedrückte Rücken, dieser elastische, schwungvolle Gang, diese langen Beine - wow.
Das war es, so etwas hatte sie sich schon so lange als Partner für die schönen Tage, als Tröster in schweren Stunden, wenn schon nicht für den Rest des Lebens, aber wenigstens für die nächsten Jahre gewünscht.
Irgendwie muss dieses, ach so männliche Wesen Annas penetrant auf ihm klebenden Blicke bemerkt haben, denn im Weglaufen drehte er ein paar Mal den Kopf zu ihr herum und sah sie mit seinen wunderschönen blauen Augen an. Was für ein Blau, herrlich strahlend wie der Himmel über ihr. Ein paar Mal kam es ihr auch so vor, als hätte er sie angelächelt.

Er hatte sie also auch bemerkt. Dieser schlanke, kraftvolle Körper, diese Ausstrahlung ging ihr von da an nicht mehr aus dem Sinn. Gab es wirklich die berühmte Liebe auf den ersten Blick? Noch vor einer Stunde hätte Anna das ganz entschieden verneint.
Ab jetzt dachte sie zu allen möglichen und unmöglichen Gelegenheiten an ihn und musste still vor sich hin lächeln. Ihr war es auch völlig egal was die Nachbarn dachten, und ob die sie für leicht irre hielten, weil sie ständig mit diesem penetrant, blöden Grinsen auf dem Gesicht herum rannte.
Manchmal wälzte sie sich schlaflos in ihrem Bett herum und malte sich die nächste Begegnung aus. Die sollte auf jeden Fall und unter allen Umständen stattfinden. Anna musste „ihn“ unbedingt wieder sehen.
Würde sie diesem tollen Kerl am nächsten Sonntag wieder begegnen? Würde er wieder in Begleitung dieser jungen Dame sein?
In den nächsten Tagen tat sich leider überhaupt nichts. Anna ging immer wieder und zu allen möglichen Zeiten auf dem bekannten Waldweg spazieren, drehte sich laufend um, nur von ihm war nichts zu sehen. Er schien sich in Luft aufgelöst zu haben. War die Begegnung nur eine Wunschvorstellung und reine Fantasie gewesen? Hatte sie überhaupt so stattgefunden, wie Anna sich das vorstellte? Eine leichte Enttäuschung machte sich breit.

Dann, ein paar Wochen später, Anna hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, passierte es. Sie sahen sich wieder. Wieder bei strahlendem Sonnenschein, wieder auf dem Waldweg. Auch dieses Mal war er in Begleitung der jungen Dame.
Und jetzt fasste sich Anna ein Herz und sprach beide an.
Hallo, können sie sich an mich erinnern, wir sind uns vor ein paar Wochen schon einmal begegnet. Ja, das habe ich mitbekommen. Wie geht es Ihnen? Laufen sie öfter hier? Wir können auch gemeinsam das letzte Stück gehen.
Hmm, was für ein verlockendes Angebot.
Dabei wurden dann alle ihre brennenden Fragen beantwortet. Das Schönste, Anna hatte endlich ihrem Traumtypen gegenüber gestanden und jetzt liefen sie sogar Seite an Seite. Immer wieder sahen sich beide an. Dieser Tag hätte nicht schöner sein können und ab jetzt trafen sie sich regelmäßig.
Immer schön auf neutralem Boden, immer am Tag, zu einer neutralen Zeit. Mit jeder Begegnung wurden Annas Gefühle stärker. Sie konnte ihr Glück kaum fassen und es war nicht mit Worten zu beschreiben. Das war wirklich Liebe, die richtige große, alles umfassende Liebe. Dieses flaue Gefühl im Bauch, diese tanzenden Schmetterlinge im ganzen Körper hatte Anna schon so lange nicht mehr gespürt, genoss es und blühte sichtlich auf.
Wenn Anna nach so einem Spaziergang dann in ihre einsame Wohnung zurück kam, war diese laute Stille kaum noch zu ertragen.
Nach vielen Wochenenden und vielen Begegnungen, intensiven Gesprächen und der anschließenden Einsamkeit in der Wohnung, stand ihr Entschluss endgültig fest.
Anna wollte sich wieder binden.
Die ganze Zeit und lange genug war sie unentschlossen um dieses Problem mit ihren Bindungsängsten herum geeiert. Jetzt war die richtige Zeit, jetzt wollte Anna nur noch Nägel mit Köpfen machen.
Schon in den nächsten Tagen würde sie sich im Nachbarort mit dem Zwinger in Verbindung setzen, so ein Hund musste unbedingt zu ihr ins Haus kommen.

 

Hallo Hanne,

herzlich Willkommen erstmal.

Dein Einstand hat mir leider nicht gefallen. Du arbeitest für meinen Geschmack ein wenig zu viel mit Klischees bzw. Überzeichnungen.

Geht gleich mit dem Anfang los:

Voller Frust und ganz In Gedanken versunken, die Hände tief in den Taschen ihres alten Joggings vergraben, trottete Anna auf dem geteerten Waldweg vor sich hin.
Das "In" sollte klein geschrieben werden, aber das nur am Rande. Hauptproblem bei dem Satz ist, ich denke, nicht schon wieder eine dieser leidenenden Hauptfiguren. Und dann noch diese Partizipkonstruktion. Prinzipiell kein Problem, aber als Anfang naja. Es wirkt in diesem Fall so wenig dynamisch.

Dabei war es doch heute so ein wunderschöner Tag. Ja, die Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel, trotzdem war es nicht zu heiß unter den Bäumen. Die Sonnenstrahlen spielten mit den Blättern und blitzten durch die Zweige. Ein leichter Wind schmeichelte auf der Haut. Also eigentlich alles perfekt. Aber nichts konnte Annas Stimmung wirklich heben. Ihre Einsamkeit war spürbar und mit den Händen greifbar.
Und dann dieser Kontrast - der wurde schon so oft gebracht. Das ist nicht mehr interessant. Detail: "Ein leichter Wind schmeichelte die Haut." Klingt für mich besser bzw. deine Variante happert für mich.

Das Problem bei dem Anfang ist auch, du sagst Anna ist schlecht drauf, aber du lieferst nicht wirklich einen Grund bzw. du behauptest zwar sie ist einsam, aber du gibtst mir keinen konkreten Anlass für ihre schlechte Stimmung. Das bleibt mir ziemlich abstrakt.

Was waren ihr in den letzten Stunden nicht alles für komische Gedanken durch den Kopf gegangen.
Auch hier: Da ist nichts konkret. Komische Gedanken können vieles sein. Von Selbstmord (bitte nicht ;)) bis Anarchismus, bis was weiß ich.

Nichts, aber auch gar nichts hatte heute Morgen auf Anhieb geklappt. Das war einer der so berühmten Tage, an denen man eigentlich gleich im Bett bleiben und gar nicht erst aufstehen sollte, weil sowieso nichts positives dabei heraus kam.
Klischee, Klischee. Und dein "auf Anhieb" suggiert, dass es doch geklappt hat, aber erst später. Da wird das Negative wieder so schwammig, weil du keine Beispiele bringst. Wenn das Anziehen auf Anhieb nicht klappt, gut, das kann mich ärgern. Wenn ich erst auf zweiten Anlauf im Lottogewinne wäre mir das sehr recht.

er Computer gab nichts her, der email- Briefkasten war zum wiederholten Mal absolut leer gewesen, oder mit Werbung zugemüllt.
Da ist ein Widerspruch drinn. Du beziehst dich auf einen konkreten Morgen, sprich entweder leer oder Spamm. Außerdem würde ich "wiederholten Mal" streichen, auch später das gleiche. Das ließ sich ungelenkt + ist nicht nötig. "Absolut" ist auch redundant. Wenn er leer ist, ist er leer. Da müssten nur Ausnahmen erwähnt werden à la Der Briefkorb war leer bis auf eine Nachricht vom Finanzamt.
Ansich aber nett Einsamkeit über das E-Mail-Konto zu konkretisieren. Hier gibst du ein konkretes Anzeichen ihres Elends, ihrer Sorgen. Auf solche DInge solltest du dich Stützen, nicht auf allgemeine Aussagen.

Immer wenn Anna sich nicht gut fühlte, konnte sie nicht mehr kochen. Früher war das ganz anders gewesen. Da war ihre Welt noch in Ordnung und sie hatte für eine große Familie gekocht. Der Tisch war immer bevölkert und durch die Küche schwirrten angenehme Gerüche, Gesprächsfetzen, Kinderlachen, Hund und Katze. Diese Zeit war lange her.
Auch hier, dass Kochen ist etwas Konkretes, genauso wie die Überlegung es aufzugeben. Problem nur, du erwähnst zwar die Familie, sagst aber nicht, weshalb sie jetzt weg ist. Sind sie gestorben. Gab es eine Scheidung. Kamen Aliens und entführten sie. Kann alles sein.

Dann diese Begegnung mit dem Hund. Ne. Erst kommt eine Beschreibung wie in Twilight mit totaler Vergötterung. Dann diese Pointe, bei der das Problem ist, dass sie nicht wirklich wirkt, weil du den Leser absichtlich falsch informiert hast. Das ist mir zu einfach.

So viel für's Erste.

War leider nichts für mich.

Trotzdem viel Spaß hier.

Gruß,
Kew

 

tut mir leid, wenn mein Geschreibsel nicht gefallen hat. Aber das war mein Erstlingswerk und ich hatte niemanden, der es vorher lesen konnte.

 

Hallo Hanne,

auch mir hat dein Debüt nicht gefallen. Eigentlich hat Kew schon alles gesagt: Zu unkonkret, eine faule Pointe und ein mir-doch-egal-Ton - ich meine, man muss nicht in Pathos schwelgen, das Gegenteil von Pathos ist übrigens eher Lakonik, und das ist was Anderes als ein mir-doch-egal-Erzählton. Lakonik erschüttert mich als Leser oder bringt mich jedenfalls flott durch die Geschichte, der Gleichgültigkeitston, den du angeschlagen hast, verbreitet dagegen Langeweile.

Ich glaube, du musst versuchen, dich zu lockern, deinen eigenen Ton zu finden. Ist leicht gesagt, ich weiß.
Viel Glück.

 

Hallo nochmal.

tut mir leid, wenn mein Geschreibsel nicht gefallen hat. Aber das war mein Erstlingswerk und ich hatte niemanden, der es vorher lesen konnte.
Du musst dich nicht entschuldigen. Es geht hier im Forum doch darum, dass wir uns gegenseitig helfen. Ich versuche dir nur zu erklären, weshalb der Text für mich nicht gewirkt hat. Damit du anschließend eine ungefähre Vorstellung hast, auf was du beim nächsten Mal achten kannst (ist immer deine Entscheidung, was du umsetzten willst und was nicht). Klar, am Anfang ist das sehr viel. Liegt einfach daran, dass man noch keine Erfahrung hat. Mein größter Rat also: Viel Schreiben. Übung ist erstmal alles. Viel Lesen (Romane und hier im Forum und vor allem auch Kommentieren und die Kommentare anderer lesen. Man dabei sehr viel Lernen).

Ich hoffe ich hab dich mit meinem Kommentar jetzt nicht vom Schreiben abgeschreckt.

Gruß,
Kew

 

Hallo Hanne,

wie meine Vorredner schon mehr oder weniger bemerkt haben, trägst du an manchen Stellen zu dick auf. Schreib es doch ein bisschen einfacher:

Ja, die Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel, trotzdem war es nicht zu heiß unter den Bäumen. Die Sonnenstrahlen spielten mit den Blättern und blitzten durch die Zweige. Ein leichter Wind schmeichelte auf der Haut. Also eigentlich alles perfekt.
Das ist einfach too much....der Wind schmeichelt, die Sonnenstrahlen spielen und blitzen...das ist für die Geschichte nicht relevant und dient nur der Ausschmückung, die den Text aber eher langweilig macht statt belebt.

Ja, diesen Viechern konnte man hinwerfen was man wollte, die fraßen alles.
Was sollen die Hühner? Auch das "Ja," verwendest du oft. Würde ich persönlich weglassen.

Diese Zeit war lange her. Jetzt war sie allein und es bestand eigentlich überhaupt kein Grund mehr am Herd zu stehen.
Hier wird es für den Leser interessant bzw. man fragt sich, warum sie denn jetzt allein ist. Wo sind die Kinder, wo der Mann? Da man über deine Prot sonst auch nicht viel erfährt, hat man nur ein wages Bild. Ist sie 80, 40 oder erst 30 ?? Ist ihr der Mann weggelaufen und hat die Kinder bei sich oder ist er längst tot und die Kinder erwachsen? Wer ist dieser Mensch, der mir da seine Geschichte erzählt ????

Das Schönste, Anna hatte endlich ihrem Traumtypen gegenüber gestanden und jetzt liefen sie sogar Seite an Seite. Immer wieder sahen sich beide an. Dieser Tag hätte nicht schöner sein können und ab jetzt trafen sie sich regelmäßig.
Und dann....nun ja, die Pointe, die einen zum Schmunzeln bringen sollte. Aber "Traumtyp" für einen Hund? Du führst den Leser zu sehr in die falsche Richtung, so dass ich am Ende nur gedacht habe, dass diese ganzen Beschreibungen von Traumtyp und Gefühlen etc. überhaupt nicht passen. Es ist nicht glaubhaft.

Mit jeder Begegnung wurden Annas Gefühle stärker.
Wenn dann eher sowas: Anna war von mal zu mal faszinierter vor ihm. Sie hatte sein Vertrauen gewonnen. Wenn er sie mit seinen braunen, treuen Augen anschaute, wünschte sie sich, er würde ihr gehören. Sie stellte sich vor, wie sie gemeinsam aneinander gekuschelt auf dem Sofa sassen.....

Die ganze Zeit und lange genug war sie unentschlossen um dieses Problem mit ihren Bindungsängsten herum geeiert.
Bindungsangst???

Wenn du die Geschichte ein wenig auflockerst und die übertriebenen Beschreibungen herausnimmst bzw. so formulierst, dass es auch auf einen Hund passt, fänd ich die GEschichte nicht schlecht. Dann würde auch die Pointe passen.

lg
Engelchen

 

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