Warum wird auf so vielen Büchern der Name des Autors größer geschrieben als der Titel des Buches selbst?
Ist das Marketing oder ist der Autor einfach nur wichtiger als die Geschichte selbst?
Das ist selbstverständlich reines Marketing. Die Autoren, deren Namen riesengroß aufs Cover geklatscht werden sind ja in der Regel auch fast nur beschissene Bestseller-Fabrikanten, wie John Grisham, Michael Crighton, Tom Clancy etc. etc.
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, wie man im Bildungsbürgertumsagen würde.
Sollte man überhaupt an ein Buch hermeneutisch herangehen? In wie weit darf man/muß man den Autor in die Geschichte mit einbeziehen?
Geht etwas verloren, wenn man die Sache nur strukturalistisch betrachtet?
Das kommt, glaube ich, einfach darauf an, ob du eine philologische, oder strukturalistische Lesart bevorzugs, oder? Es gibt natürlich Dinge, die gegen beides sprechen – die Unterschiede kennste ja. Zumal es da ja noch die postmoderne, auf den Leser bezogene Lesart gibt. Natürlich gibt es hierbei dann wieder die Gefahr eines totalen Relativismus – auf einmal kann ich den Faust als Anprangerung der Kinderarbeit in Pakistan lesen, wenn mir danach ist. Aber gut, ein gesunder Menschenverstand bleibt immer Vorraussetzung.
Z.B. Kafka: Bezieht ihr seine Erzählungen alle sofort auf sein Leben oder lest ihr die Geschichten wegen der Geschichten?
Also, ich habe schon eine ganze Menge von Kafka gelesen, aber so richtig über sein Leben, weiß ich nicht bescheid, ausser, dass er mit seinem Vater Stress hatte und sich als deutschsprachiger Jude in Prag ziemlich abgeschottet fühlte. Ich persönlich sehe seine Stories eher im Kontext der Zeit, also der Anbeginn des europäischen Totalitarismus, Eingliederung des Menschen in die moderne Arbeitswelt (Gregor Samsas Chef kreuzt sogar bei ihm zu Hause auf, um ihn aus dem Bett zu holen), etc. Aber es kommt natürlich noch hinzu, dass ich Kafka ja ohnehin nur zu meinem Vergnügen lese und ich keine Kafka-Forschung betreibe, wie das vielleicht ein Literaturwissenschaftler machen würde. Aber der erforscht ja dann nicht nur Kafkas Lebensumstände, sondern z.B. auch die verschiedene Rezeption, zu verschiedener Zeit, von Kafkas Werken.
Geht etwas verloren, wenn man nicht interpretiert? Ist Interpretation der einzige Schlüssel zum Verstehen?
Ich weiß nicht wie du das siehst, aber man kann doch gar nicht lesen, ohne zu interpretieren. (Vielleicht meinst du ja auch eher "kontextualisieren") Interpretation beginnt ja schon dabei, verschiedene Buchstaben visuell zu erfassen und zu einem Wort zusammenzufügen.
Somit gesehen, ja, Interpretation ist der einzige Schlüssel zum Verstehen.
Ist deswegen der Autorenname größer geschrieben, weil ich das Verstehen im Autor suchen muß?
Wie geasgt, das ist einfach Marketing. Oft erlebt man es ja auch umgekehrt, wenn zum Beispiel ein relativ unbekanntes Buch verfilmt wurde, dann wird der Titel auf einmal ganz groß draufgehauen – im gleichen Schriftzug, wie auf dem Filmposter, versteht sich – und der Autor, den eh keine Sau kennt, steht ganz klein und einsam in der oberen linken Ecke.