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Auf der Straße nach Red Lake

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21.04.2017
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Auf der Straße nach Red Lake

Georg wirft sich den Rucksack über die Schulter und beugt sich zur Beifahrertür hinein. „Vielen Dank.“
Der Alte murmelt etwas Unverständliches und fährt los. Der Türgriff wird Georg aus der Hand gerissen und die Tür schwingt zurück und rastet ein, ohne ganz zu schließen. Der Pick-up des Alten schaukelt auf der mit Gras bewachsenen Schneise hin und her, biegt Äste beiseite, die quietschend über die Seitenfenster und die Türen zurückschnellen und verschwindet langsam zwischen den wackelnden Ästen. Die Äste schwingen noch ein wenig hin und her, das Quietschen wird leiser, das Grummeln des Motors verklingt, bis Georg in der Stille steht und auf den unbewegten Wald schaut.
Er lauscht und schaut. Kein Geräusch, keine Bewegung. Langsam geht er zwei Schritte rückwärts, dann dreht er sich um.
Die Fahrspuren des Pick-ups bilden im Gras zwei dunkle, zur Straße führende Linien. Der Tau im Gras glitzert in der Morgensonne. Georg schaut sich nicht um. In einer der Fahrspuren geht er die wenigen Schritte zur Straße. Dort legt er den Rucksack in den Schotter des Seitenstreifens. Es ist noch früh am Tag. Er braucht sich keine Sorgen zu machen. Bis zum Abend wird ihn jemand mitnehmen.
Die Straße liegt in beiden Richtungen wie ein durch die Wälder geschossenes Band, das sich hebt und senkt, bis es hinter Bodenwellen verschwindet.
Er setzt sich auf seinen Rucksack.
Kein Vogel ist zu hören, nichts.
Nach ein paar Minuten grollt in der Ferne das Geräusch eines Motors. Das Auto ist die einzige sichtbare Bewegung. Es braust an Georg vorbei und er dreht das Gesicht weg und birgt es in der Beuge seines Armes, um nicht den Dreck in die Augen zu bekommen und nicht zu sehen, wie er angestarrt wird.
Als er wieder aufschaut, nähert sich ihm ein Auto aus der anderen Richtung. Er hat es nicht gehört. Er springt auf und hebt gleichzeitig seinen Arm mit dem hinausgestreckten Daumen.
In der nächsten Stunde fahren drei Autos vorbei.
Dann taucht in der Ferne ein Punkt auf. Der Punkt nähert sich und Georg erkennt einen Pick-up. Die Windschutzscheibe ist dreckig und reflektiert so stark, dass er nichts dahinter erkennen kann. Georg versucht, gleichmütig und freundlich zu schauen.
Hinter dem Rauschen der Räder hört er das Dröhnen des Motors. Dann wird der Motor leiser, der Pick-up fährt langsam an ihm vorbei, und Georg sieht zwei Männergesichter. Wenige Meter weiter halten sie an. Georg nimmt den Rucksack und läuft auf das mit blubberndem Motor wartende Fahrzeug zu. Fast hat er die Beifahrertür erreicht, als das Blubbern des Motors in ein tiefes Dröhnen übergeht und der Pick-up anfährt. Georg wirft den Rucksack auf den Boden und reißt den Arm nach oben, besinnt sich im letzten Moment, zieht den Mittelfinger wieder ein und fährt sich heftig mit der Hand durch die Haare.
Der Pick-up stoppt wieder und Georg fühlt, wie sich sein Magen zusammenzieht. Ein kleiner kräftiger Mann steigt auf der Beifahrerseite aus. Er winkt Georg. „War nicht so gemeint, komm, wir nehmen dich mit.“
Georg zögert, nimmt dann seinen Rucksack und geht langsam auf das Fahrzeug zu. Unter dem Dreck kann er kaum das stark verblichene Orange des Lackes erkennen. Rost hat die Kanten der Radkästen in Sägen verwandelt.
„Lester hat manchmal einen nervösen Fuß und einen seltsamen Humor. Mach dir nichts draus.“
Der Mann trägt ein rotkariertes Baumwollhemd, schmutzige Jeans und eine dreckige weiße Kappe.
„Hi, ich heiße Roy. Nichts für ungut, Kumpel.“
Sie schütteln die Hände. Roys Hand ist klein, sehr kräftig und rau.
„Ich heiße Georg.“ Er spricht den Namen amerikanisch aus.
„Werf deinen Rucksack hinten drauf.“ Roy geht zur Ladefläche und schiebt eine Schippe, eine Spitzhacke und eine Kettensäge etwas zur Seite. „Wir haben genug Platz.“
Georg rückt die ölverschmierte Säge noch ein Stück weiter weg, legt dann seinen Rucksack auf die Ladefläche und zieht einen Abfallsack zwischen die Säge und den Rucksack. „Ist alles, was ich hab. “ Er tritt an den Straßenrand, zieht die Innenfläche seiner schmutzigen Hand mehrmals über einen Grasbüschel und geht zur Beifahrertür.
Lester ist Indianer. Seine langen schwarzen Haare hängen unter einem schwarzen Baseball Cap hervor. „Chuck’s the Best f… the Rest.“ steht darauf.
Georg klettert zwischen den Sitzen nach hinten. Dort ist eine Sitzbank ohne Fußraum. Er streckt die Beine auf der Bank aus und lehnt sich mit dem Rücken gegen ein kleines Seitenfenster.
Sie fahren los.
Roy dreht sich zu ihm. „Was zum Teufel machst du in dieser gottverlassenen Gegend?“
Georg lacht kurz durch die Nase. „Das war nicht so geplant. Heute früh bin ich in Kenora gestartet und habe mich gefreut, weil mich gleich jemand mitgenommen hat. Ein alter Mann, den konnte ich kaum verstehen, so hat der gemurmelt. Auf jeden Fall hat er genickt, als ich ihn gefragt habe, ob er nach Red Lake fährt. Tja, und dann ist er hier in den Wald eingebogen und das wars dann. Hab schon gedacht, ich muss hier übernachten.“
„Und in Red Lake? Da ist doch auch nichts los. Eine verdammte Sackgasse ist das hier. Hinter Red Lake kommt nichts mehr bis zum Polarkreis. Mann, du bist doch auf Reisen, da geht man doch nicht nach Red Lake. Freiwillig würde mich da keiner hinkriegen. Was willst du denn da?“
„Morgen fliege ich von dort in die Sandy Lake Reservation.“
„Du siehst nicht aus wie ein verdammter Wilder, oder Lester, was meinst du?“ Er lacht und boxt Lester an den Oberarm. Lester lächelt. „Oder bist du ein Missionar, oder was? Wo kommst du eigentlich her?“
„Aus Deutschland.“
„Deutschland! Bierre zeehr gutt. Verstehst du mich?
„Ja, klar.“
„Ein Kumpel von mir war letztes Jahr in Deutschland. Da war gerade dieses Flugzeugunglück.“
„Rammstein.“
„Ja, genau Mann. Echt krass, die Leute sind da rumgerannt wie die Fackeln.“
„War dein Kumpel dabei?“
„Nein, Mann. Im Fernsehen hab ich’s gesehen. Mein Kumpel hat erzählt, die Deutschen wären nicht mehr so wie früher, so tough, wären heute eher so Weicheier. Stimmt das, Georg, bist du ein Weichei?“
„Keine Ahnung. Kommt darauf an.“
„Na, ein Mann der klaren Worte biste schon mal nicht. Mein Vater war im Krieg. Hat gegen die Deutschen gekämpft. Die haben gekämpft wie die Teufel, hat er gesagt. Die besten Soldaten, die er jemals gesehen hat. War dein Vater auch so ein guter Soldat?“
„Mein Vater war zu jung. Bei Kriegsende war er erst zwölf.“
„Und deine Großväter?“
„Sind beide im Krieg gefallen.“
„Respekt, Mann.“ Er wendet sich zu Lester und boxt ihn auf den Oberarm. „Wie deine Vorfahren, Lester. Harte Krieger, da wird nicht viel geredet, da wird gekämpft und gestorben und dann können die Enkel so nebenbei sagen ‚Meine Großväter sind beide im Kampf gestorben‘, krass.
Unser Lester ist nicht so ein Ojibwe hier aus der Gegend. Die haben hier doch nur die Rinde von den Bäumen gefressen und sind im Winter wie die Fliegen gestorben. Die waren doch froh, als die Weißen kamen und sie endlich was zu beißen hatten.
Lester ist Mohawk. Das waren die ganz harten Jungs. Sind immer noch hart. Wir sind hier in Feindesland, was Lester? Wenn die Ojibwe dich hier kriegen, dann Gnade dir Gott.“ Er lacht und klopft sich auf den Oberschenkel.
„Ja, und Sandy Lake? Da gibt’s doch nur Indianer. Was willst du denn da?“
„Weiter nach Keewaywin. Dort arbeite ich in einem internationalen Projekt. Wir bauen Häuser für die Indianer.“
„Lester, hör dir das an. Da kommt dieser Georg aus Deutschland, um deinen Leuten Häuser zu bauen. Ich versteh die Welt nicht mehr. Indianer müsste man sein. Da kriegt man alles in den Arsch gesteckt: Haus, Krankenversicherung, nur um eine Muschi muss man sich noch selber kümmern und wenn man die ganze Nacht gepimpert hat, kann man am Morgen ausschlafen und den ganzen Tag fischen gehen und wenn man dann nach Hause kommt, hat Georg einem das Haus repariert. Teufel noch mal, ich hätte Indianer werden sollen!“
„Nächstes Mal.“
„Hör dir das an Lester. Dieser Georg. Furzentrocken. ‚Nächstes Mal‘. Ich kann‘s nicht fassen.“ Er starrt vor sich hin. „Nächstes Mal.“ Er murmelt es immer wieder vor sich hin, schüttelt ab und zu den Kopf, schnaubt durch die Nase und scheint etwas sagen zu wollen, murmelt aber nur ‚nächstes Mal‘.
Georg zieht die Jacke aus, schiebt sie in den Winkel von Seitenwand und Sitzbank und streckt sich aus. Es ist fast bequem.
Durch das Seitenfenster sieht er die Telefonleitung fallen, ansteigen, ein Pfosten, fallen, ansteigen.

„Halt an, ich muss mal pissen.“
Georg schreckt aus seinem Schlummer.
Lester nimmt den Fuß vom Gas und der Pick-up rollt langsam aus.
Roy steigt aus und streckt sich. „Besser, du gehst auch, dann brauchen wir bis Red Lake nicht mehr zu halten.“
Georg klettert über den Beifahrersitz raus.
Lester steigt ebenfalls aus, streckt sich, geht über die Straße und pinkelt dort in den Graben. Georg hört seinen Strahl auf Wasser klatschen. Er sieht, wie gedrungen, aber kräftig Lester ist.
Roy springt an der anderen Straßenseite über den Graben und verschwindet zwischen den mehr als mannshohen Pappelschösslingen, die in einem Streifen die Straße säumen. Hinter diesem Streifen beginnt der Wald.
Georg folgt Roy über den Graben, hält sich dann aber weiter rechts.
Er versucht in hohem Bogen ein Pappelblatt zu treffen, als er hinter dem hin und her zuckenden Blatt eine Bewegung wahrnimmt. Er neigt den Kopf und sieht etwas Weißes sich bewegen. Er schüttelt sich ab, schließt seine Hose, tritt einen Schritt zur Seite und geht um die feuchten Blätter herum. Etwas Weißes bedeckt den Boden vor ihm. Kleine, rasche Bewegungen der Masse lassen ihn nicht erkennen, was es ist. Die Umrisse verschwimmen vor seinen Augen. Dann erkennt er es. Es sind Maden. Zwischen den kriechenden Maden sieht er den Stoff einer Jeans und ein rotkariertes Baumfällerhemd. Die Brust des Mannes hebt und senkt sich in kleinen Bewegungen, auch die Beine bewegen sich in der Jeans und dann sieht Georg das Gesicht. Die Augenhöhlen starren ihn mit weißen Klumpen an. Das Gesicht verzieht sich zu seltsamen Grimassen und dann versteht Georg, dass die Maden mit ihren heftigen Bewegungen in der Suche nach dem fettesten Bissen Fleisch, die Hülle der Leiche in einen Totentanz versetzen.
Georg sieht an sich hinab. Er steht auf einer Hand. Maden kriechen über seinen Schuh und haben die Hose erreicht. Er springt, wie von einer Feder katapultiert zurück, bricht zwischen den Pappelschösslingen hindurch, setzt über den Graben und stützt sich keuchend auf die Motorhaube. Heftig tritt er immer wieder gegen den Reifen. Dann bückt er sich und untersucht mit spitzen Fingern den Schlag der Hose und die Schuhe. Im Profil eines Schuhes klebt das Hinterteil einer halbzerquetschten Made, deren Vorderteil zuckend versucht, die Schuhsohle hinauf zu kriechen.
Georg jault auf und zieht den Schuh mit der Kante über den Asphalt. Dann streift er ihn mehrmals am Straßenrand an einem Grasbüschel ab. Als er unter den Schuh schaut, hängt dort noch immer das Hinterteil der Made. Er läuft ein paar Meter die Straße entlang, bis er einen kleinen Zweig findet, mit dem er die Reste der Made entfernt.

Roy ist in der Zwischenzeit zurückgekehrt und beobachtet ihn. „Alles klar bei dir? Das hier ist ein Nutzfahrzeug und kein buddhistischer Tempel. Mach mal nicht so ein Geschiss wegen dem bisschen Dreck am Schuh.“
Georg steht mit auf den Knien gestützten Händen, keuchend vor Roy. Roy tritt mehrmals gegen den Reifen. „Scheiß Dreck da drinne. Ein verfluchter Sumpf überall.“ Seine Stiefel sind bis zu den Knöcheln matschig. „Hast du ein Gespenst gesehen oder was? Wie siehst du denn aus, Mann?“
„Da liegt ein toter Mann.“
„Das kommt vor.“
„Im Ernst.“
Lester sitzt in der offenen Fahrertür, die Unterarme auf die Knie gestützt und raucht. Er dreht sich um und sieht Georg durch die Windschutzscheibe an. Georg sieht nur das Spiegeln des Lichts in der Scheibe. Lester bläst schnaufend Rauch aus der Nase und tippt die Asche.
Roy hört auf, die Schuhe abzuklopfen und sieht Georg mit zusammengekniffenen Augen an.
Roy stößt sich vom Auto ab. „ Das wollen wir uns doch mal ansehen.“ Er springt über den Graben und verschwindet in den Büschen.
Lester schnippt die Kippe weit in die Straße. Die Kippe hüpft und tanzt, bis sie einen Bogen rollt und sich im Schotter der anderen Straßenseite verfängt. Sie raucht noch, als Roy zurückkommt.
Roy reibt seinen Oberarm. „Mann, versuchst du immer in die Wipfel zu pissen? Gut, dass ich es nicht in die Fresse gekriegt habe.
Los, auf, rein ins Auto. Der hat genug Gesellschaft.“
Sie fahren weiter.
Georg starrt aus dem Seitenfenster. Die Telefonleitung fällt und steigt an, aber er sieht es nicht.
Lester sitzt zurückgelehnt und hält das Lenkrad am niedrigsten Punkt, die Daumen nach innen.
Roy hat die Füße auf das Armaturenbrett gelegt und tappt mit der Sohle an die Frontscheibe. Er blinzelt rasch und häufig und dreht den Kopf mit kleinen, schnellen Bewegungen hin und her. Dann wendet er sich zu Lester und grinst: „Hey Georg, das war bestimmt so ein Hitchhiker.“ Roy schlägt Lester auf die Schulter. „Hey Lester, wie oft soll ich dir noch sagen, du sollst die Jungs ein bisschen weiter in die Büsche schmeißen?“ Lester lacht lautlos und sieht geradeaus. Roy dreht sich zu Georg. Georg lächelt und sagt: „Vielleicht war’s auch jemand, der einen Hitchhiker mitgenommen hat.“
„Hast du das gehört Lester?“ Roy haut mit der flachen Hand auf das Armaturenbrett. „Dieser Georg, eiskalt. Gut, dass du fährst, da erledigt er mich zuerst. Du musst ihn dann irgendwohin fahren, wo er dich so lange in den Arsch fickt, bis du mit deinen Hämorrhoiden Stepp tanzen kannst.“ Er wiehert und schlägt wieder auf das Armaturenbrett.
Dann wird er still, setzt sich auf und öffnet das Handschuhfach. Er dreht sich um und hält Georg den Lauf eines Revolvers ins Gesicht. „Na, da war ich wohl ein bisschen schneller.“
Georg hebt die Hände. Roy beginnt zu lachen. „Hey Mann, verstehst du keinen Spaß?“ Er hält Georg den Revolver am Lauf hin. „Mann, die ist doch nicht geladen. Hier!“ Er hebt den Revolver leicht an, doch Georg nimmt ihn nicht.
„Das war sehr komisch, Roy.“
Roy legt den Revolver zurück in das Handschuhfach. „Die Jugend von heute versteht einfach keinen Spaß mehr, was Lester? Bei uns früher hätten wir dich erst erschossen und dann geguckt, ob du noch lachst.“ Er kichert noch eine Weile in sich hinein.

Es ist Nachmittag, als sie in Red Lake einfahren. Georg richtet sich auf und schaut nach vorne auf die Straße. Roy wacht auf. Er sieht zu Seite hinaus. „Hier sieht es so verdammt langweilig aus wie immer.“
„Wisst ihr, wo das Budget Inn ist?“
„Klar, sollen wir dich da rauslassen?“
„Das wäre nett.“
„Ist gleich hier vorne rechts.“
Lester fährt an die Seite. Roy und Georg steigen aus. Georg beugt sich zur Tür rein. "Schönen Dank.“
Lester lächelt und klopft mit beiden Handflächen auf das Lenkrad.
Georg schwingt sich den Rucksack auf die Schulter. Roy steht gegen die Tür gelehnt. „Ist ganz schön schwer, was?“
„Man gewöhnt sich dran mit der Zeit.“ Georg streckt die Hand aus. „Danke fürs Mitnehmen.“
„Kein Problem. Wir hatten ja auch jede Menge Spaß, oder?“ Er schüttelt Georg die Hand. „Pass auf dich auf. Es gibt Leute, die verstehen keinen Spaß.“ Er steigt ins Auto. Als sie losfahren, schlägt Georg zweimal aufs Autodach und hebt die Hand. Roy schaut ihn im Rückspiegel an und hebt seinen aus dem Fenster hängenden Unterarm. Lester hupt kurz. An der nächsten Kreuzung biegen sie ab und verschwinden.
Georg dreht sich um und geht die Stufen hinauf.

Als Georg die Dusche ausstellt, hört er Stimmen im Zimmer. Worte kann er nicht verstehen, aber an dem Klang und dem Singsang der leisen Unterhaltung erkennt er die Sprecher als Schweizer. Dann geht die Tür und es ist still. Er wickelt sich ein Handtuch um die Hüften und geht vom Bad in das Zimmer.
Auf einem der vier Betten sitzt ein junger Mann und liest in einem Reiseführer.
Der junge Mann blickt ihn an.
„Hi“, am Ende des Wortes zieht er die Stimme in die Höhe.
„Hallo. Ich heiße Georg“, sagt er auf Deutsch.
„Ich heiße Jasper.“
Er gibt Jasper die Hand und hält mit der linken das Handtuch fest. Dann dreht er sich um und sucht frische Kleidung aus seinem Rucksack.
Jasper blättert im Reiseführer: „Bist du auch zum Goldsuchen hier?“
„Nein.“
„Nein? Was kann man denn sonst hier machen?“
Georg erzählt seine Geschichte. Nebenbei sortiert er die auf dem Bett ausgebreitete Wäsche.
„Du bist schon ein Jahr von zu Hause weg und willst noch länger weg bleiben? Das würde ich nie machen.“
„Warum nicht?“
„Überleg doch mal, was du da bei deiner Rente verlierst.“
Georg dreht sich um und schaut Jasper an.
Jasper rutscht kurz mit dem Hintern auf dem Bett etwas zur Seite und wieder zurück. „Was?“
Georg zögert, dann sagt er langsam: „Da hast du natürlich Recht.“
Jaspers Gesicht hellt sich auf und er beugt sich vor. „Schau, jetzt habe ich meine Matura, bis zum Studienanfang im Oktober habe ich noch zwei Monate Zeit, um Abenteuer zu erleben und dann kann ich gleich mit dem Studium anfangen.“
„Du konzentrierst dich auf die wichtigen Dinge im Leben?“
„Ja, genau. Hast du denn schon irgendwelche Abenteuer erlebt?“
„Bisher nicht.“
„Das gibt es doch nicht.“ Jasper springt auf und breitet die Arme zu den Seiten aus. „Du warst ein Jahr in der Wildnis und hast nichts erlebt?“
„Ich wünsche dir und deinem Kumpel viel Glück beim Goldsuchen.“
Georg geht ins Badezimmer, zieht sich an, nimmt seine Jacke und zieht die Tür rasch hinter sich zu. Im Gang atmet er mehrmals tief ein und aus. Plötzlich fühlt er, wie angespannt er ist. In seinem Kopf sind vibrierende Stahlseile von einer Seite des Schädels zur anderen gespannt. Gleichzeitig hat er das Bedürfnis nach einem Schnaps. Das hatte er noch nie.
Er biegt um eine Straßenecke und sieht direkt vor sich die Sonne im See versinken. Am anderen Ufer des Sees steht ein Hochspannungsmast im flimmernden Orange der eintauchenden Sonne und es sieht aus, als reiße die Sonne den Mast um. Georg sieht zu, bis die Sonne nicht mehr zuckt, und geht dann die plötzlich sehr graue und triste Hauptstraße entlang.
Der Türsteher wirft nur einen Blick auf ihn und macht sich nicht die Mühe anzupreisen, sondern hält ihm die Tür auf: „Einen wunderschönen Abend wünsche ich dem Herren!“
„Werde ich haben, mein Freund, werde ich haben.“
Als er eine zweite Tür aufstößt zu der rauchigen Dämmerung dieser Höhle, fühlt er sich bereits betrunken und hätte am liebsten die Arme ausgebreitet und alle Anwesenden laut begrüßt und wie schön wäre es, wenn auch er mit einem lauten, herzlichen ‚Hallo‘ begrüßt würde. Zumindest drehen sich die wenigen Männer an der Bar zu ihm um und es riecht herrlich nach Rauch und es ist wunderbar stickig und schummerig.
Er stellt sich an die Theke und den zweiten Schnaps teilt er bereits mit einem Bauarbeiter. Er langweilt den Bauarbeiter mit Geschichten über Indianer und das Fallenstellen und das wilde Leben im Busch, aber dann kommt Suzie auf die Bühne und Georg setzt sich an einen kleinen Tisch in der ersten Reihe. Suzie ist genau das, was er jetzt braucht. Zwischendurch kommen auch andere Frauen auf die Bühne, aber Suzie kommt immer wieder und sie ist so braun und lebendig und wackelt wie Schokopudding und Georg steckt ihr viele Geldscheine an viele Stellen und die Musik dröhnt und er versteht nicht, was der dicke Mann von ihm will und warum der dicke Mann ihn dann so fest und fies im Nacken packt, dass Georg sich steif wie ein Brett von dem Mann zur Tür führen und in den Rinnstein stoßen lässt.

Er erwacht im Bett in der Herberge. Die Betten der Schweizer sind leer. Auf der Toilettenschüssel sind Spritzer von Erbrochenem und er übergibt sich noch mal.
Er verlässt die Herberge so unauffällig wie möglich, sieht aber das mit Verachtung tapezierte Gesicht des Portiers.
Am Flugplatz verbringt er in einer Bude, die als Wartesaal dient, mehrere Stunden mit Müsliriegeln und Mineralwasser.
Als das Flugzeug startet, spürt er wieder seinen Magen und er zieht eine Plastiktüte aus seiner Jackentasche, aber dann beruhigt sein Magen sich und er schaut zum Fenster hinaus. Sie lassen die Verwüstungen der Stadt hinter sich, bis er nichts mehr sehen kann, als Wald und Wasser und Felsen. Und plötzlich durchflutet es ihn und zuerst weiß er nicht, was es ist, bis er all diese Bilder sieht von den Weinbergen in seiner Heimat mit den kunstvoll gefügten Steinmauern und den alten Häusern und als er spürt, dass er sich nichts mehr wünscht, als in einer Buchhandlung zu stöbern und dann mit Freunden ein Eis in der Waffel zu essen, fragt er sich, wohin er fliegt.

 

Hallo Odysseus,

wie zigga zurecht bemerkt, sind solch flapsige Netiquetten hier im Forum nicht üblich und auch nicht erwünscht. Nicht deinen Text wollte ich als Ding bezeichnen, sondern mein Erstaunen, dass jemand in so kurzer Zeit seine Erstfassung umschreiben kann.

Natürlich hast du mehr davon, wenn im Detail auf die Änderungen eingegangen wird. Mir ist positiv aufgefallen, wie du sehr präzise konkrete Bilder entworfen hast mit quasi neuem Plot. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dieser Text hat schon eine längere Geschichte hinter sich.
Die anderen Kommentare habe ich (noch) nicht alle gelesen.

Also betrachte meinen ersten Kommentar bitte als ungeschrieben.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Hallo zigga,

schön, dass dir die neue Version besser gefallen hat.

Die Windschutzscheibe reflektierte stark und war dreckig und er konnte kein Gesicht dahinter erkennen.
Also bis zu diesem Satz passiert sehr wenig, auch sehr wenig, was den Leser interessiert. Entweder würde ich direkt mit diesem Satz einsteigen, oder, falls du das Warten auf eine Mitfahre zeigen willst, die Sätze davor extrem straffen - es wirkt so etwas langatmig.

Du hast recht, bis hierhin passiert wenig, was die Handlung vorantreibt. Ich wollte jedoch zeigen, wie schutzlos und ausgesetzt Georg in dieser Wildnis ist.

doch dann verstand Georg was er bereits wusste, dass die Maden mit ihren heftigen Bewegungen in der Suche nach dem fettesten Bissen Fleisch, die Hülle der Leiche in einen Totentanz versetzten.
Ist das echt so? Also, kann das anatomisch sein, oder ist das ausgedacht? Sowas würde ich immer recherchieren, ist ein tolles Detail, wenn es denn stimmt.

Ich habe mal einen toten Hund im Straßengraben gesehen, dessen Fell sich bewegte, weil die Maden darunter so am werken waren.

Nach der Leichenfundszene flacht dann die Spannung und Dichte deines Textes langsam ab, finde ich. Er trifft dann die Schweizer und dann betrinkt er sich - hat das noch mit der Leiche zu tun?

Mit der Leiche hat das nichts mehr zu tun, aber mit Georg. Ich wollte zeigen, wie er sich in einem anderen Kontext verhält mit dem Schweizer, der als Gegenpol zu Roy angelegt ist. Das Besäufnis soll zeigen, wie sehr die ganze Geschichte ihn doch mitgenommen hat.

Heute habe ich deine Geschichte mit "Maruschka" gelesen und ich frage mich jetzt, ob ich meine Geschichte in den Präsens übertragen sollte (habe eben damit angefangen, bin aber unschlüssig welche Zeitform besser ist), da es bei deiner Geschichte gut klappt.

Das vielleicht als Frage an Alle: Welche Zeitform würdet ihr bei meiner Geschichte gerne lesen?

Viele Grüße

Odysseus

 

Hallo wieselmaus,

ich möchte hier an ziggas Stelle etwas richtig stellen.

kein Ding, wir antworten hier eigentlich prinzipiell auf Kommentare, so eine Art Netiquette, deswegen war ich verwundert.
Das hat sich darauf bezogen, dass zigga sich darüber gewundert hat, dass ich ihm nicht geantwortet habe.
So tückisch kann Sprache sein. "Kein Ding" hieß hier : "ist schon in Ordnung"

Ich hoffe, ich habe in deinem Sinn geantwortet zigga. Schließlich interpretiere ich hier ja auch nur.:)

Odysseus

 
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"Und Autolykos sprach zu seinem Eidam und Tochter:
Liebe Kinder, gebt ihm den Namen, den ich euch sage.
Vielen Männern und Weibern auf lebenschenkender Erde
Zürnend, komm' ich zu euch in Ithakas fruchtbares Eiland.
Darum soll das Knäblein Odysseus, der Zürnende, heißen."
Homer: Odyssee, 405 ff., übersetzt von Johann Heinrich Voß​

Herzlich willkommen und wa lakota hierorts, einer Insel der Glückseligen wie der Niedergeschlagenen,

geehrter und vielbesungener Odysseus,

Du hast Dir einen wahrlich großen Namen gegeben zu diesem kleinen "road movie", einer Gattung, die seit ihrem ältesten, mir bekannten Film, Chaplins Tramp, die Suche nach dem Glück meint, das im ältesten erzählten europäischen "sea route movie" überwiegend von dem bei den Phäaken gestrandeten Odysseus erzählt wird.

Der ist nun - im Gegensatz zu Deinem Helden (oder doch eher Antihelden) - eher ein Städtezerstörer, der aber sein Glück nach diversen Irrungen und Wirrungen mit Hilfe der Phäaken in der gelingenden Heimkehr nach Ithaka (wenn auch alles andere als geradlinig) findet. Dein Held hingegen ist ein Häuslebauer in heruntergekommenen Reservaten der Indigenen, die immer noch unter dem Völkermord der weißen Kolonisten leiden (wobei ich bezweifel, dass Ojibwe und Irokesen - die Mohawk gehören dem griechischst-wirkenden Stammesbund an - heute noch sich feind sind. Aber wahrscheinlich lechtet dort auch Ironie auf ...)

Ich weiß nun nicht, ob Du bewusst den griechischen Namen "Georg" gewählt hast, aber der bedeutet tatsächlich "Bauer", wenn auch eher im Sinne eines Landwirtes - gleichwohl sind der griechische wie Dein Georg kulturell wertvoller als der Städte- und Lebenzerstörer.

Nun, Dein Held ist also - wenn man halt den Vergleich wagen will - der Antipode des homerschen. Deine/Georgs Geschichte ist geradlinig und kurz erzählt, jene schlägt Haken wie ein gejagtes Kaninchen und misst zehn Jahre und 24 Gesänge. Georg ist - einem Bauern angemessen? - eine ehrliche und schlichte Haut, Odysseus (das Internet will uns weismachen anhand des griechischen Verbs für hassen, er hieße "der Hassende/Hasser", ich bleib bei der voßschen Übersetzung) nicht nur listig und ein Lügner, sondern auch noch jähzornig, eher - wenn man denn ein Bild der nichtdigtalisierten Fotografie nehmen will - das Negativ zu Deinem Weltenbummler.

Pflastern jenen Lebensweg Leichen, so erschrickt Georg über ein paar Maden. Fischfutter halt.

Alles andere ist schon gesagt, bis auf Trivialitäten, die durchaus schon aufgezeigt sein können, ist die vorliegende Fassung des Textes vor tea-time kopiert worden.

Georg trat rasch einen Schritt zurück und die Beifahrertür schwang zurück und rastete ein, ohne ganz zu schließen.
Keiner verlangt, dass man einen Wortschatz wie Homer, Goethe, Schiller oder der Gigant Jean Paul habe, aber hintereinander weg "zurück" zeugt auch von ein wenig eingeschränkter Phantasie. Warum nicht beim Lebendigen die alte Bedeutung des alten (ahd./nhd. ze rucke) rückwärts nutzen?

Der Pick-up des Alten wackelte auf der mit Gras bewachsenen Baumfällerschneise stark hin und her, bog in den Weg gewachsene Äste beiseite, die, ...
Die böse Natur, Trumple lässt vllt. grüßen, da wachsen Äste einfach in einen "Weg"!, ungeheuerlich!, wo bleibt der Respect!, bleiben da die Baumfäller (Neil Young wird sie trotz Baumfällerhemds mit seiner Musik nicht beseitigen (können)? Da ich, direkt in der Nachbarschaft Homers, aus Ironien stamme, neige ich statt zu "wachsen", zu "weisen(de)". Aber ohne Ironie, die Äste "ragen" einfach in den Weg.

..., das Grummeln des Motors verschwand, ...
Ist ja alles nicht falsch, aber "verschwinden" spricht eher die Optik denn das Gehör an. Warum nicht das eher akustische "verstummen"?

Hier, beim Band, ist "verschwinden" treffend, nicht aber "schießen"

Die Straße lag in beiden Richtungen wie ein durch die Wälder geschossenes Band, das sich hob und senkte, bis es hinter Bodenwellen verschwand.
Wird ein Band nicht eher "gezogen"?

Nach ein paar Minuten ertönte aus der Ferne das Geräusch eines Motors, ...
Wilhelm Busch, den man nicht unterschätzen sollte, dichtete mal, "Musik wird oft nicht schön gefunden, dieweil sie mit Geräusch verbunden", was natürlich eher für einen Motor gilt - wie Du ja widerstandslos und buchstäblich zugibst -, Musik aber ist immer mit (mehr oder weniger wohlgeformten) Tönen verbunden (sehn wir mal vom Sprechgesang ab). Ein Motor lärmt, grollt, knattert oder stottert. "Tönen" ist da allemal das falsche Verb.

Hier kannstu das zwote "um" streichen, das erste trägt die Aufzählung gleichrangiger Aufzählungen ganz ordentlich

... und verbarg es in der Beuge seines Armes, um nicht den aufgewirbelten Dreck in die Augen zu bekommen und um nicht zu sehen, wie er angestarrt wurde.

... und hob gleichzeitig seinen Arm mit dem hinausgestreckten Daumen.
Trägt er sonst den Daumen entgegen aller Regel "unter" den anderen Fingern der Hand?

Ist der Daumen nicht einfach "hochgestellt, -gestreckt?

Der erste "echte" Fehler oder die erste Störung der Konzentration/Kondition?

Georg zögert[e] urz, nahm dann seinen Rucksack auf und ging langsam zum Pick-up.
der eher ungewollte Gezeitenwechsel! Und wie zur "Best"ätigung geht der abschließende Punkt (wenn es nicht gar ein Ausrufezeichen sein sollte) verschütt', wie man im Ruhrlatein so sacht
Auf dem Cap stand „Chuck’s the Best f… the Rest“
(wobei sich im angloamerikanischen Raum immer schon die gemäßigte Kleinschreibung durchgesetzt hat, zu der sich die Schwestersprache germanistischer Zunge bei der zähen, zehn Jahre - von 96 bis 06, solang wie der troianische Krieg und die Irrfahrten ihres prominentesten Überlebenden - währenden Reform der teutschen Ministerialbürokratie nie - wahrscheinlich aus disziplinarisch, urpreußischen Gründen - sich durchringen kann)

Georg lachte kurz durch die Nase.
Ma' ma' vor, wie man hier so sacht["mach mal vor", nhd.]? Wieherte er nicht eher?

Tja[,] und dann ist er hier in den Wald eingebogen und das wars dann.
(Komma nach Ausruf. Andere Leser - sofern es der eine oder die andere bis hier aushält - werden bemängeln, dass ich keinen Apostroph anmahne. Warum sollte ich? Ich täte es, wenn mir "wars" als eigenständiges deutsches Wort bekannt wäre. Ich kenn die Kombination der Buchstaben nur als Plural des engl. Krieges ...

Stimmt das[,] Georg, bist du ein Weichei?“
(Analog zu zuvor [zum Ausruf] auch bei der Anrede)

Die waren doch froh[,] als die Weißen kamen und sie endlich was zu beißen hatten.
(Komma, weil die vergleichende Konjunktion - "wie" ist auch so eine - leitet einen vollständigen Satz ein)

„Lester[,] hör dir das an.
(s. o.)

...zu treffen, als er hinter dem hin- und her wackelnden Blatt eine Bewegung wahrnahm.
(der Bindestrich zeigt eigentlich an, dass hin- und herwackeln zusammengeschreiben werden sollte ...)

..., doch dann verstand Georg[,] was er bereits wusste, dass die Maden ...
(zwischen zwo Kommas kann schon mal ein drittes - wg. Relativsatzes - vergessen werden)

Einmal schnappt die Fälle-Falle zu, wenn es heißt

... und stand nun mit auf die Knie gestützten Händen, heftig keuchend vor Roy.
Warum?
"Auf" kann sowohl Dativ (statisch) wie auch Akkusativ (den Du verwendest) verlangen. Im Akkusativ wäre Dynamik angesagt, die aber in unserem Fall durch Partizipien ausgehebelt wird, wenn die Verben den Adjektiven - der keuchende Roy, die auf Knien gestützten Hände - gleichgestellt werden. Besser also "auf den Knien" ...

Wunderbarer Dialog

„Da liegt ein toter Mann.“
„Das kommt vor.“
„Im Ernst.“
Gleichwohl:

Im Ernst ohne Frage-und/oder Ausrufezeichen?!

Flüchtigkeit

... erkannte er die Sprecher als Schwei[...]zer.
(sonst gehts doch!)

„Hi[!]“ Am Ende des Wortes zog er die Stimme in die Höhe.

Hier denk ich, erkennstu die Begründungen aus eigenem Interesse
... und es sah aus[,] als risse die Sonne den Mast[...] um. Georg sah zu, bis die Sonne nicht mehr zuckte[,] und ging dann weiter, die plötzlich sehr grau und trist aussehende Hauptstraße entlang.

... zu essen, fragte er sich, ob er in die richtige Richtung flog.
(besser Konj. II, "flöge")

Warum lohnt sich der Aufwand?

Wir werden beide weder Homer noch Jean Paul (der einen größeren Wortschatz hatte als Goethe, mit modernen Medien lässt sich eine solche statistische Größe schneller als in nullkommanix nachweisen als mit Hilfe der zehn Finger) im Wortschatz übertrumpfen, aber eine einziger Satz reicht, selbst wenn der Zufall mitspielen sollte, das potentielle Talent anzuzeigen, wie etwa hier

... und verschwand zwischen den mehr als mannshohen Pappelschösslingen, die in einem ungefähr zehn Meter breiten Streifen die Straße säumten.

Wobei sich an den
Schösslingen
zeigt, wie gewollt von der Bürokratie, nicht von den Sprachwissenschaftlern, dies Reformatiönschen ist: Das Doppel-s zeigt die unbetonte Silbe an (zB wie im "er schoss"), während im Pott - wo Ruhrlatein gesprochen wird - der Schößling gedehnt (wie der Schoß) und betont ausgesprochen wird. Was zwangsweise im ['aʊ̯ɡǝ] des Betrachters den Ausspracheduden - der wie alle Literatur nur eine Annäherung an die Wirklichkeit sein kann - zur Zwangsjacke der Dialekte und Soziolekte erniedrigt. Mandarin - d. i. die Chinesische Hoch-Schriftsprache, mit der Betonung auf der Schriftlichkeit - will gar keine Lautsprache ersetzen - was auch das Duden-Deutsch es recht nicht kann, hat doch hierzulande jedes Dorf Abweichungen in der Aussprache des gleichgeschriebenen Wortes, spricht die in prekären Verhältnisse lebende Schicht anders als die oberen Zehntausend.

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Odysseus,

du möchtest eine Rückmeldung zu deiner neuen Version. Hier ist sie:

Wie die anderen Kommentatoren finde auch ich, dass sich deine Arbeit gelohnt hat. Obwohl mir die erste Version für sich genommen allmählich zu gefallen begann, finde ich, dass die neue wirklich lesenswert ist. Die Szenen, die du beschreibst, lassen mich diesen Abschnitt der Reise Georgs sehr gut miterleben, ich kann mir jede der vielen gut beobachteten Einzelheiten gut vorstellen. Sprachlich gefiel mir ja schon die erste Version, besonders ihr lakonischer Stil. Den behältst du auch hier weitestgehend bei.

Aufgefallen sind mir allerdings die vielen Reihungen:

Das Auto brauste mit großem Lärm an Georg vorbei und er drehte das Gesicht weg und verbarg es in der Beuge seines Armes, um nicht den aufgewirbelten Dreck in die Augen zu bekommen und um nicht zu sehen, wie er angestarrt wurde.
... Er hatte es nicht gehört. Georg sprang auf und ein wenig zurück und hob gleichzeitig seinen Arm mit dem hinausgestreckten Daumen. Er sah noch einen nach vorne starrenden Mann und dann war das Auto an ihm vorbei.

Dann tauchte in der Ferne ein neuer Punkt auf. Der Punkt näherte sich und Georg konnte einen Pick-up erkennen. Die Windschutzscheibe reflektierte stark und war dreckig und er konnte kein Gesicht dahinter erkennen.
Georg sah zu, bis die Sonne nicht mehr zuckte und ging dann weiter, …
Der Türsteher warf einen kurzen Blick auf Georg und machte sich nicht die unnötige Mühe anzupreisen, sondern hielt Georg einfach die Tür auf und wünschte ihm einen schönen Abend. „Werde ich haben, mein Freund, werde ich haben.“ Georg fühlte sich bereits betrunken und als er eine zweite Tür aufstieß zu der rauchigen Dämmerung dieser Höhle, hätte er am liebsten die Arme ausgebreitet und alle Anwesenden laut begrüßt und wie schön wäre es, wenn auch er mit einem lauten, zumindest herzlich wirkenden ‚Hallo‘ begrüßt würde, aber es saßen nur ein paar Gestalten an der Bar, aber zumindest drehten sie sich zu ihm um und es roch herrlich nach Rauch und es war wunderbar stickig und schummerig.
Georg ging direkt zur Theke und den zweiten Schnaps teilte er bereits mit einem Bauarbeiter neben ihm. Er langweilte den Bauarbeiter mit Geschichten über die Indianer und das Fallenstellen und das wilde Leben im Busch, aber dann kam Suzie auf die Bühne und Georg setzte sich an einen kleinen Tisch in der ersten Reihe. ... Zwischendurch kamen auch andere Frauen auf die Bühne, aber Suzie kam immer wieder und sie war so braun und lebendig und wackelte so schön wie Schokopudding und Georg steckte ihr seine Geldscheine an viele schöne Stellen und die Musik dröhnte so laut und er verstand nicht, was der dicke Mann vor ihm wollte und warum der dicke Mann ihn dann so fest und fies im Nacken packte, dass Georg sich steif wie ein Brett von dem Mann zur Tür führen und in den Rinnstein stoßen ließ.

Sie verstärken natürlich deine lakonische Darstellung des Geschehens. Dabei bin ich nicht sicher, ob du diese Reihungen bewusst einsetzt oder ob sie dir passiert sind. Auf jeden Fall verstärken sie den Eindruck, dass Georg neben dem Geschehen steht, es lediglich betrachtet, ohne es zu reflektieren oder zu bewerten. Das kommt erst zum Schluss.

Zum neuen Ende der Geschichte:
Ich kann nachvollziehen, warum du die Geschichte jetzt allmählich auslaufen lässt. Das Erlebte ist nicht verarbeitet worden, kommt wieder hoch (so zumindest meine Interpretation):

Sein Kopf fühlte sich an, als seien vibrierende Stahlseile von einer Seite des Schädels zur anderen gespannt. Gleichzeitig hatte er das Bedürfnis nach einem Schnaps. Das hatte er noch nie gehabt.

Für mich passt dein neuer Schluss zum neuen Aufbau deiner Geschichte: Einstimmung, Hauptteil, Ausklang.

Und plötzlich durchflutete es ihn und zuerst wusste er nichtK was es war, bis er all diese Bilder sah von den Weinbergen in seiner Heimat mit den kunstvoll gefügten Mauern aus Steinen und den kleinen alten Häusern und als er spürte, dass er sich nichts mehr wünschteK als in einer kleinen, stickigen Buchhandlung zu stöbern und dann mit Freunden ein Eis in der Waffel zu essen, fragte er sich, ob er in die richtige Richtung flog.

Am Ende durchbrichst du die scheinbar coole Oberfläche Georgs, gehst in sein Inneres, lässt uns zum ersten Mal teilhaben an seinen Gefühlen. Ich finde diesen Schluss sehr gelungen.

Noch ein paar Kleinigkeiten:

Besonders im ersten Teil wiederholst du den Namen ‚Georg’ für mein Empfinden sehr oft. Das ließe sich möglicherweise eleganter lösen, denn der Leser hat ja noch keine Probleme der Zuordnung.

„Ist alles was ich hab, “ sagte Georg.

„Ist alles, was ich hab “, sagte Georg.


Er trat an den Straßenrand, bückte sich kurz, zog die Innenfläche seiner schmutzigen Hand mehrmals kurz über einen Grasbüschel und ging zur offenen Beifahrertür.

Georg lachte kurz durch die Nase.

Roy drehte sich zu ihm herum.

Hab schon gedachtK ich muss hier übernachten.“

Kleine, rasche Bewegungen der Masse ließen Georg einen Moment nicht erkennenK was es war.

... doch dann verstand GeorgK was er bereits wusste,

erkannte er die Sprecher als Schweitzer.

Georg sah zu, bis die Sonne nicht mehr zuckteK und ging dann weiter,

und er übergab sich nochmal.
noch mal

Und plötzlich durchflutete es ihn und zuerst wusste er nichtK was es war,

Liebe Grüße
barnhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Zunächst einmal zur allgemeinen Info: Ich habe eben eine neue Version der Geschichte hochgeladen.
Ich habe sie ins Präsens übertragen und etliche kleine Fehler behoben (hier vielen Dank an Friedrichard und barnhelm). Außerdem habe ich viele Formulierungen gestrafft und etliche Wiederholungen eliminiert.
Ich hoffe, damit ist es mir gelungen, den lakonischen Stil beizubehalten, aber weniger sperrig und holprig zu formulieren, wie ihr (fast) alle zu recht bemängelt habt.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Geschichte, so wie in der ursprünglichen Version, in dem Moment enden lassen soll, wenn Georg die Stufen zur Herberge hinaufgeht.
Zigga meint, danach flacht die Geschichte ab.

Nach der Leichenfundszene flacht dann die Spannung und Dichte deines Textes langsam ab, finde ich. Er trifft dann die Schweizer und dann betrinkt er sich - hat das noch mit der Leiche zu tun? Ja, könnte es, aber es wirkt etwas beliebig, muss ich sagen; ein guter Text wirft anfangs Fragen auf, die der Text nach und nach beantwortet, und er wirft auch einen anfänglichen Konflikt auf, der sich immer weiterentwickelt, steigert. Hier hatte ich zum Ende hin das Gefühl, da folgt jetzt eine beliebige Szene einer anderen, die eigentlich gar nichts mehr wirklich mit der Geschichte zu tun hat (im schlimmsten Fall - wäre das noch drastischer - würde man irgendwann von Schwafeln sprechen). Erst, als er dann in den Flieger steigt und Zweifel bekommt, hatte ich wieder das Gefühl, du hast den Faden der Geschichte wieder aufgegriffen.

Barnhelm dagegen liest das neu angehängte Ende dagegen so, wie ich es gemeint habe.

Zum neuen Ende der Geschichte:
Ich kann nachvollziehen, warum du die Geschichte jetzt allmählich auslaufen lässt. Das Erlebte ist nicht verarbeitet worden, kommt wieder hoch (so zumindest meine Interpretation):

Sein Kopf fühlte sich an, als seien vibrierende Stahlseile von einer Seite des Schädels zur anderen gespannt. Gleichzeitig hatte er das Bedürfnis nach einem Schnaps. Das hatte er noch nie gehabt.
Für mich passt dein neuer Schluss zum neuen Aufbau deiner Geschichte: Einstimmung, Hauptteil, Ausklang.

Und plötzlich durchflutete es ihn und zuerst wusste er nichtK was es war, bis er all diese Bilder sah von den Weinbergen in seiner Heimat mit den kunstvoll gefügten Mauern aus Steinen und den kleinen alten Häusern und als er spürte, dass er sich nichts mehr wünschteK als in einer kleinen, stickigen Buchhandlung zu stöbern und dann mit Freunden ein Eis in der Waffel zu essen, fragte er sich, ob er in die richtige Richtung flog.
Am Ende durchbrichst du die scheinbar coole Oberfläche Georgs, gehst in sein Inneres, lässt uns zum ersten Mal teilhaben an seinen Gefühlen. Ich finde diesen Schluss sehr gelungen.


Ich bin hin und hergerissen, welchen Schluss ich besser finde und würde mich sehr freuen, noch weitere Meinungen zu hören.

Zu deinen Anmerkungen Friedrichard:

ich bezweifel, dass Ojibwe und Irokesen - die Mohawk gehören dem griechischst-wirkenden Stammesbund an - heute noch sich feind sind. Aber wahrscheinlich lechtet dort auch Ironie auf ...

Selbst der eínfach strukturierte Roy weiß natürlich, dass heutzutage keine Feindschaft mehr besteht. Er redet einfach bullshit.

Ich weiß nun nicht, ob Du bewusst den griechischen Namen "Georg" gewählt hast, aber der bedeutet tatsächlich "Bauer"

Nein, das habe ich nicht gewusst. Zufälle gibt es bei der Auswahl eines Namens natürlich nicht, aber meine Beweggründe sind mir selber nicht klar. Tatsächlich habe ich den Namen "Georg" auch in weiteren Erzählungen verwendet. Dieser Name scheint also tief in mir etwas zu treffen.

Georg lachte kurz durch die Nase.
Ma' ma' vor, wie man hier so sacht["mach mal vor", nhd.]? Wieherte er nicht eher?

Nein, es soll kein Wiehern sein. Ich könnte es dir vormachen, aber leider kannst du es nicht sehen. Gemeint ist ein Lachen, bei dem man nicht wie bei einem herzlichen Lachen den Mund öffnet und Klang und Atem daraus entweichen, sondern ein verhaltenes, eher verklemmtes Lachen, bei dem der Mund geschlossen bleibt und die Luft durch die Nase entweicht.

Wunderbarer Dialog
„Da liegt ein toter Mann.“
„Das kommt vor.“
„Im Ernst.“
Gleichwohl:

Im Ernst ohne Frage-und/oder Ausrufezeichen?!


Ja, kein Frage- oder Ausrufezeichen, weil Georg es ernst, leise und mit wenig Betonung sagt.


Zu deinen Anmerkungen Barnhelm:

Die Reihungen sind zum Teil unbeabsichtigt (z.B. in der Szene mit dem vorbeifahrenden Auto) und in der neuen Version hoffentlich getilgt.

In der Kneipenszene allerdings ist die Reihung bewusst gesetzt. Sie soll die Auflösung der von Georg wahrgenommenen Strukturen und die daraus folgende monotone Abfolge des Wahrgenommenen darstellen. Allerdings bin ich in dieser Szene mit Rhytmus und Struktuer meiner Schilderung nicht zufrieden. Ideal wäre für die gesamte Kneipenszene ein einziger langer, rhytmisch fein gegliederter, monotoner, aber nicht holpriger Satz. Ich hoffe er gelingt mir noch. Die große Kunst bei Reihungen ist es, den Rhytmus zu halten.

So, ich hoffe, ich habe euren Eifer und eure Geduld mit dieser dritten Fassung nicht überstrapaziert und dass ihr noch genug Kraft habt, die Geschichte ein drittes mal zu lesen und mir Rückmeldung zu geben.

Viel Spaß beim Tanz in den Mai

Odysseus

 

Hallo Odysseus,

ich glaube, der Text könnte von einem Perspektivwechsel profitieren. Und zwar: Ich.

"Ich werfe mir den Rucksack über die Schulter und beuge mich zur Beifahrertür hinunter." Der Sound passt und ist knackig. Mit dieser anderen Perspektive kannst du noch etwas anderes implementieren, nämlich einen unzuverlässigen Erzähler, der näher am Leser dran ist. Klar funzt das auch in der personalen Perspektive, aber in der Ich-Perspektive wirkt das schräger, besser, intensiver. Du sagst irgendwo, dass du diese Geschichte von einem Freund ist, und diese auch irgendwie nicht bewiesen, also fragwürdig ist und bleibt - das würde ich dem Leser so weitergeben, diese Unsicherheit.

Gruss, Jimmy

 
Zuletzt bearbeitet:

Lebt der Mann? Seine Brust hebt und senkt sich in kleinen Bewegungen, auch seine Beine bewegen sich in der Jeans und dann sieht Georg sein Gesicht. Die Augenhöhlen starren ihn mit weißen Klumpen an. Das Gesicht verzieht sich zu seltsamen Grimassen und dann versteht Georg, dass die Maden mit ihren heftigen Bewegungen in der Suche nach dem fettesten Bissen Fleisch, die Hülle der Leiche in einen Totentanz versetzen.
Georg sieht an sich hinab. Er steht auf einer Hand. Maden kriechen über seinen Schuh und haben seine Hose erreicht.

Hallo Odysseus,

ich hab leider die ältere Fassung gelöscht, dass ich keinen direkten Vergleich Satz für Satz vornehmen kann, denn dass Du schreiben kannst, stand ja schon vorher fest, selbst wenn ich es nicht ausdrücklich erwähnte. Zudem hat mir die vorherige Fassung ganz gut gefallen, denn ich möchte den Leser der Geschichte sehn, der eher zufällig merkt, dass er auf der Hand eines Toten stehe und als teilnehmender Beobachter eines Totentanzes der Maden beiwohne.

Die Gefahr bei größeren Reparaturarbeiten im literarischen ist, dass eine vordem manierliche Geschichte "verschlimmbessert" wird (was vor kurzem m. E. einem neuen Kollegen hierorts widerfahren ist, nicht Dir bei Deinem Erstling) und neben alten Fehlern neue geschaffen werden. Und so findet man zwangsweise in der Umsetzung vom Präteritum zur näheren Gegenwart Spuren der alten Fassung, wie hier im Gezeitenwechsel (nur zwo Beispiele, aber vorsicht: Auch mir können Dinge durchgehen, also ruhig noch mal selber suchen ... Gilt übrigens immer!)

Er lachte und boxt Lester an den Oberarm. Lester lächelt.
oder auch hier:
Dann dreht er sich zu Lester und grinste:

Die Vorliebe für das Adjektiv "quietschen" ist geblieben, ist ja auch nix Falsche, gleichwohl kommen die Äste jetzt besser weg, als vordem
Der Pick-up des Alten schaukelt auf der mit Gras bewachsenen Schneise hin und her, biegt Äste beiseite, die quietschend über die Seitenfenster und die Türen zurückschnellen und verschwindet dann langsam zwischen den wackelnden Ästen. Die Äste schwingen noch ein wenig hin und her, das Quietschen wird leiser, das Grummeln des Motors verklingt, bis Georg in der Stille steht und auf den unbewegten Wald schaut.
...
Hinter dem Rauschen der Räder hörte Georg das Dröhnen des Motors. Dann wird der Motor leiser, die Bremsen quietschen, der
....
Sie Äste könnten knacken und zugleich kratzen, aber "das Quietschen" wird keineswegs leiser, sondern bricht ab, wenn kein Ast mehr an der Karosserie entlang kratzt/kreischt/knarzt (mehr fällt mir gerade nicht ein, wirds aber geben)

Mit dem "geschossenen" Band hab ich noch immer Schwierigkeiten. Wird es da nicht eher "gezogen"? Oder ist die Straße nicht - wie manchen Staatsgrenze besonders in ehemaligen Kolonialgebieten - wie mit dem "Lineal gezogen"?

Die Straße liegt in beiden Richtungen wie ein durch die Wälder geschossenes Band, das sich hebt und senkt, bis es hinter Bodenwellen verschwindet.

Gibt's im Angloamerikanischen keinen Imperativ?
„Werf deinen Rucksack hinten drauf.“
bei uns, der Schwestersprache westgermanistischer Zunge) ist es "wirf!"

Hier wird mal'n Komma vergessen

„Ist alles[,] was ich hab. “

Hier
Mach mal nicht so ein Geschiss wegen dem bisschen Dreck am Schuh.“
- nur zur Information - verlangt "wegen" eigentlich den Genitiv. Aber im mündlichen Gespräch ist der schon vom Dativ verdrängt. Im Gegensatz zum Imperativ überlass ich Dir die Entscheidung, selbst wenn ich nicht viel in der Belletristik von Authentizität halte - die gehört in den Polizeibericht und Gerichts- und Steuerakten ...

Einmal wird die Konjunktion dass mit dem Artikel/Pronomen das verwechselt
Gut, das du fährst, da erledigt er mich zuerst.

Zum Ende hin scheint mir dann die Konzentration abzunehmen (auch die ersten Beispiele stammen vom Ende der Geschichte). Hier fehlt das Satzzeichen (auf jeden Fall das Komma nach den Gänsefüßchen, vielleicht sogar ein Ausrufezeichen vor den Gänsefüßchen, denn die Begrüßung, wie knapp sie auch sein mag, ist allemal mehr als eine bloße Aussage

„Hi“ Am Ende des Wortes zieht er die Stimme in die Höhe.

Hier gibts mal eine falsche Endung
Auf der Toilettenschüssel sind Spritzer[...] von Erbrochenem und er übergibt sich noch mal.

Hier wäre dann der fragliche Teil in den Konjunktiv zu versetzen
..., fragt er sich, ob er in die richtige Richtung fliegt.
zumindest "fliege", doch mit dem Grad der eigenen Zweifel "flöge" ("fliegen würde" wäre natürlich, pardon, was ist schon in den Künsten natürlich?, wäre selbstverständlich nicht falsch.)

Also immer bei Änderungen sich nicht treiben lassen, vor allem nicht die Übersicht (Konzentration) verlieren,

meint der

Friedel

Der selbstverständlich auch jimmy's Gedankengang für überdenkenswert hält. Und es hat doch seinen Reiz, dass der Icherzähler dann erst in der Begrüßung offenbart,d ass er nicht der listige und totbringende Odysseus, sondern ein schöpferischer Mensch ist. Ober George oder Georg, der griechische Ursprung bleibt und damit die Bedeutung.

Tschüss!

 

Hallo Jimmy,

vielen Dank für den Tipp.
Tatsächlich habe ich auch schon über einen Ich-Erzähler nachgedacht. Irgendwie habe ich die Idee dann im Hinterkopf verkramt, hole sie aber gerne wieder raus. Ich probier mal ein paar Absätze in meiner Word-Fassung.

Viele Grüße

Odysseus

 

Hallo Friedel,

die von dir angemerkten Rechtschreib-, Komma- und Zeitenfehler werde ich verbessern. Auch das Quietschen sollte etwas nachlassen-ich werde mal das Ölkännchen rausholen.

Mit dem "geschossenen" Band hab ich noch immer Schwierigkeiten. Wird es da nicht eher "gezogen"? Oder ist die Straße nicht - wie manchen Staatsgrenze besonders in ehemaligen Kolonialgebieten - wie mit dem "Lineal gezogen"?
Die Straße liegt in beiden Richtungen wie ein durch die Wälder geschossenes Band, das sich hebt und senkt, bis es hinter Bodenwellen verschwindet.

Hier hänge ich etwas sentimental an einem Rudiment der Urfassung. Der Ausdruck "geschossen" soll auch die latente Aggressivität der Situation unterstreichen.
Du magst mit deiner Kritik völlig recht haben, aber mit diesem bewusst schrägen Bild am Anfang der Urfassung wollte ich den Leser aufrütteln. Mag sein, dass ich den einen oder anderen Leser, so wie dich, auch vor den Kopf stosse. Das tut mir leid, aber damit muss ich dann leben.

Gibt's im Angloamerikanischen keinen Imperativ?
„Werf deinen Rucksack hinten drauf.“
bei uns, der Schwestersprache westgermanistischer Zunge) ist es "wirf!"

Hier lasse ich Roy absichtlich falsch sprechen. Selbst viele gebildete Menschen bilden den Imperativ falsch. Würde Roy ihn hier richtig bilden, würde der Leser dies als nicht passend empfinden.

Das gleiche gilt für die nächste Szene

Hier
Mach mal nicht so ein Geschiss wegen dem bisschen Dreck am Schuh.“
- nur zur Information - verlangt "wegen" eigentlich den Genitiv. Aber im mündlichen Gespräch ist der schon vom Dativ verdrängt. Im Gegensatz zum Imperativ überlass ich Dir die Entscheidung, selbst wenn ich nicht viel in der Belletristik von Authentizität halte - die gehört in den Polizeibericht und Gerichts- und Steuerakten ...

Hier wäre dann der fragliche Teil in den Konjunktiv zu versetzen
..., fragt er sich, ob er in die richtige Richtung fliegt.
zumindest "fliege", doch mit dem Grad der eigenen Zweifel "flöge" ("fliegen würde" wäre natürlich, pardon, was ist schon in den Künsten natürlich?, wäre selbstverständlich nicht falsch.)

Hier handelt es sich um das letzte Wort der Geschichte. Wenn ich hier zu genau bin, lasse ich einen großen Teil meiner Leser verstört zurück. Selbst mir, dem der Konjunktiv wichtig ist, wäre nie die Idee gekommen, ihn hier zu benutzen. 100%ig sicher bin ich mir selbst jetzt noch nicht. Falls du recht hast (wovon ich ausgehe), muss ich hier riskieren, falsch zu liegen.

Vielen Dank für dein sorgsames Lesen!

Viele Grüße

Odysseus

 

Auch das Quietschen sollte etwas nachlassen-ich werde mal das Ölkännchen rausholen.

Ich sehe, wir werden uns verstehn,

lieber Odysseus,

Du glaubst gar nicht, was ich für ein sentimentaler Hund und zugleich schräger Vogel bin. Insofern in aller Kürze: Nix zu danken, gern geschehn!

Und als Ruhrlateiner ist mir der Verstoß gegen Standardsprache geradezu ein Bedürfnis. Und daher: Riskier's!, und vor allem, lass Dir Zeit beim nochmaligen Umschreiben. Lass alles mal'n Tag oder zwo liegen oder noch länger, einfach sacken lassen und was anderes machen, um es dann nochmals durchzusehn. Die wenigsten können druckreif schreiben, noch weniger druckreif reden. Und trau Dich zum Perspektivwechsel,

rät der

Friedel

 

Hallo Odysseus, hallo Friedrichard.

Hier wäre dann der fragliche Teil in den Konjunktiv zu versetzen
..., fragt er sich, ob er in die richtige Richtung fliegt.
zumindest "fliege", doch mit dem Grad der eigenen Zweifel "flöge" ("fliegen würde" wäre natürlich, pardon, was ist schon in den Künsten natürlich?, wäre selbstverständlich nicht falsch.)

Hier handelt es sich um das letzte Wort der Geschichte. Wenn ich hier zu genau bin, lasse ich einen großen Teil meiner Leser verstört zurück. Selbst mir, dem der Konjunktiv wichtig ist, wäre nie die Idee gekommen, ihn hier zu benutzen. 100%ig sicher bin ich mir selbst jetzt noch nicht. Falls du recht hast (wovon ich ausgehe), muss ich hier riskieren, falsch zu liegen.

Das ist richtig so, wie es da steht. Der Konjunktiv ist nicht richtig.
Denn er fliegt ja gerade. Er tut es. Er fragt sich also, ob er in die richtige Richtung fliegt. Er hinterfragt eine bereits umgesetzte Entscheidung. Nix mehr mit 'würde'.
Ob er in die richtige Richtung flöge würde er sich nur fragen, wenn der Flug noch nicht passiert.

Zum Text selbst habe ich grade nichts Hilfreiches beizutragen.


Grüße
Gefrierpunkt

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Odysseus,

mir gefiel der Vorschlag mit der Ich-Perspektive auch gut und mir leuchtet jimmysalaryman s Begründung ein. Doch dann habe ich deinen Text noch einmal gelesen und hatte ein paar Zweifel, die ich hier mal darzulegen versuche.

Dein Text hat für mich eine sehr distanzierte Betrachtungsweise. Es ist so, als würde alles von einem etwas entfernt stehenden Beobachter erzählt/berichtet/vermittelt. Diese Distanziertheit und die damit verbundene Kühle machte bisher für mich einen Teil des Reizes deines Textes aus.

Beispiel:

Georg nimmt seinen Rucksack und läuft auf das mit blubberndem Motor wartende Fahrzeug zu. Fast hat er die Beifahrertür erreicht, als das Blubbern des Motors in ein tiefes Dröhnen übergeht und der Pick-up anfährt. Georg wirft seinen Rucksack auf den Boden und reißt seinen Arm nach oben, besinnt sich im letzten Moment, zieht seinen Mittelfinger wieder ein und fährt sich heftig mit der Hand durch die Haare.
Der Pick-up stoppt wieder und Georg fühlt, wie sich sein Magen zusammenzieht. Ein kleiner kräftiger Mann steigt auf der Beifahrerseite aus. Er winkt Georg. „War nicht so gemeint, komm, wir nehmen dich mit.“
Georg zögert, nimmt dann seinen Rucksack und geht langsam zum Pick-up. Unter dem Dreck kann er kaum das stark verblichene Orange des Lackes erkennen. Rost hat die Kanten der Radkästen in Sägen verwandelt.

Die Ich-Variante würde mMn diese Distanziertheit aufgeben:

Ich nehme meinen Rucksack und laufe auf das mit blubberndem Motor wartende Fahrzeug zu. Fast habe ich die Beifahrertür erreicht, als das Blubbern des Motors in ein tiefes Dröhnen übergeht und der Pick-up anfährt. Ich werfe meinen Rucksack auf den Boden und reiße meinen Arm nach oben, besinne mich im letzten Moment, ziehe meinen Mittelfinger wieder ein und fahre mir heftig mit der Hand durch die Haare.
Der Pick-up stoppt wieder und ich fühle, wie sich mein Magen zusammenzieht. Ein kleiner kräftiger Mann steigt auf der Beifahrerseite aus. Er winkt mir. „War nicht so gemeint, komm, wir nehmen dich mit.“
Ich zögere, nehme dann meinen Rucksack und gehe langsam zum Pick-up. Unter dem Dreck kann ich kaum das stark verblichene Orange des Lackes erkennen. Rost hat die Kanten der Radkästen in Sägen verwandelt.

Mal abgesehen davon, dass du (in beiden Versionen) an den Possessivpronomen (seinen/meinen usw.) arbeiten solltest (sie sind ja größtenteils überflüssig), scheint mir nun die Wirkung (und natürlich auch der Sound) des Textes eine andere/ein anderer. Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob eine Ich-Perspektive nicht so durchgängig auf Gedanken und Empfindungen des Protagonisten verzichten kann, wie es deine jetzige Version tut.

Keine Ahnung – nur so eine Überlegung.

Noch kurz zum Indikativ nach ‚ob’ (hat Gefrierpunkt ja auch schon dargelegt):

fragt er sich, ob er in die richtige Richtung fliegt.

http://www.canoo.net/services/OnlineGrammar/Satz/Komplex/Funktion/Objekt/ob-Satz.html

Ob-Sätze können auch bei Ausdrücken der Unsicherheit oder des Zweifels stehen. Das Verb des Nebensatzes steht im Indikativ:

Es ist unsicher, ob sie kommt.
Er zweifelt, ob er sie einladen soll.


Liebe Grüße
barnhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo barnhelm,

herzlich willkommen hierorts,

Gefrierpunkt,

ich gestehe, das Kanu an sich ist mir nicht fremd, aber die Adresse http://www.canoo.net/services/Online...t/ob-Satz.html schon. Dennoch meine ich, spräche oder dächte dort Georg in wörtlicher Rede, hättet ihr und das Kanu absolut recht, sie stünde dort im Indikativ, ob mit oder ohne Konjunktion "ob", als "Ob ich [eigentlich: das Flugzeug/die Maschine] in die richtige Richtung flieg[t]" oder "Fliege ich [eigentlich: Fliegt das Flugzeug/die Maschine] in die richtige Richtung?"

Formal leitet die Konjunktion "ob" allemal einen indirekten Fragesatz ein, eine Frage also, die der Autor an Stelle seines Protagonisten referiert, aber auch Sätze (ohne "als" vorweg), die Ungewissheit und Zweifel ausdrücken - beides schließt den Indikativ aus, m. E. Da Georg sich schnell verunsichern lässt (vgl. die Szene mit der Leiche und die mit dem Revolver), badet er ab und an in Zweifeln, vor allem, wenn er nicht selbst der Akteur ist und gefahren bzw. geflogen wird.

Gleichwohl ist es immer wieder gut, den einen oder andern kennenzulernen, der sich auch um die kleinste Formulierung kümmert.

Hier der zwodeutige Duden http://www.duden.de/rechtschreibung/ob_Konjunktion zu der Konjunktion "ob", die "leitet einen indirekten Fragesatz, Sätze, die Ungewissheit, Zweifel ausdrücken, ein

Beispiele

er fragte sie, ob sie noch käme
ob es wohl regnen wird?"

In diesem Sinne bleibt Odysseus Herr seiner Geschichte, wie auch immer, findet der

Friedel

 

Hej Odysseus,

es ist, als würde ich eine weitere Geschichte von dir kommentieren. Sie hat jetzt, überarbeitet, eine ganz andere Atmosphäre und Dynamik. :hmm:

Es braust an Georg vorbei und er dreht das Gesicht weg und birgt es in der Beuge seines Armes, um nicht den Dreck in die Augen zu bekommen und nicht zu sehen, wie er angestarrt wird.

Isses möglich, aus einem vorbeibrausendem Auto angestarrt zu werden? Ich denke nicht. Wohl eher bemerkt oder registriert. Ansonsten müsste der Wagen sicher langsam fahren.

Dann wird der Motor leiser, der Pick-up fährt langsam an ihm vorbei, und Georg sieht zwei Männergesichter. Wenige Meter weiter hält der Pick-up an. Georg nimmt seinen Rucksack und läuft auf das mit blubberndem Motor wartende Fahrzeug zu. Fast hat er die Beifahrertür erreicht, als das Blubbern des Motors in ein tiefes Dröhnen übergeht und der Pick-up anfährt.

Zum Genuss lese ich verschiedene Geschichten laut und nach so vielen Pickups, brauche ich erst mal einen Keks. :shy:

Georg wirft seinen Rucksack auf den Boden und reißt seinen Arm nach oben, besinnt sich im letzten Moment, zieht seinen Mittelfinger wieder ein und fährt sich heftig mit der Hand durch die Haare.

Superszenisch geschrieben. Schön.

Rost hat die Kanten der Radkästen in Sägen verwandelt.

Wunderbar bildhaft und beobachtet. Das habe ich aus der ersten Version noch in Erinnerung, also dass du du gut kannst.

Werf deinen Rucksack hinten drauf.“ Roy geht zur Ladefläche und schiebt eine Schippe, eine Spitzhacke und eine Kettensäge etwas zur Seite. „Wir haben genug Platz.“

Der falsche Imperativ soll wohl auf die Bildung des Roy hinweisen. :hmm:

Werf deinen Rucksack hinten drauf.“ Roy geht zur Ladefläche und schiebt eine Schippe, eine Spitzhacke und eine Kettensäge etwas zur Seite. „Wir haben genug Platz.“
Georg rückt die ölverschmierte Kettensäge noch ein Stück weiter weg, legt dann seinen Rucksack auf die Ladefläche und zieht einen Abfallsack zwischen die Kettensäge und den Rucksack.

Mein Appetit auf Kettensägen hält sich in Grenzen, aber du könntest generell auf Wortwiederholungen achten. ;)

Zwischen den kriechenden Maden sieht er den Stoff einer Jeans und ein rotkariertes Baumfällerhemd. Lebt der Mann?

Aber nicht doch. Der lebt nicht mehr.

Seine Brust hebt und senkt sich in kleinen Bewegungen, auch seine Beine bewegen sich in der Jeans und dann sieht Georg sein Gesicht. Die Augenhöhlen starren ihn mit weißen Klumpen an. Das Gesicht verzieht sich zu seltsamen Grimassen und dann versteht Georg, dass die Maden mit ihren heftigen Bewegungen in der Suche nach dem fettesten Bissen Fleisch, die Hülle der Leiche in einen Totentanz versetzen.

Das ist super. Dann könntest du die rhetorische Frage doch streichen, oder?

Georg sieht an sich hinab. Er steht auf einer Hand. Maden kriechen über seinen Schuh und haben seine Hose erreicht. Er springt, wie von einer Feder katapultiert zurück, bricht zwischen den Pappelschösslingen hindurch, setzt über den Graben und stützt sich keuchend auf die Motorhaube. Heftig tritt er immer wieder mit seinen Schuhen gegen den Reifen. Dann bückt er sich und untersucht mit spitzen Fingern den Schlag seiner Hose und seine Schuhe. Im Profil eines Schuhes klebt das Hinterteil einer halbzerquetschten Made, deren Vorderteil zuckend versucht, die Schuhsohle hinauf zu kriechen.
Georg jault auf und zieht seinen Schuh mit der Kante über den Asphalt. Dann streift er den Schuh mehrmals am Straßenrand an einem Grasbüschel ab. Als er unter den Schuh schaut, hängt dort noch immer das Hinterteil der Made. Er läuft ein paar Meter die Straße entlang, bis er einen kleinen Zweig findet, mit dem er die Reste der Made entfernt.

Ganz wunderbar beschrieben. Als wäre ich dabei und würde den aufgebrachten, um Fassung wahrenden jungen Deutschen beobachten.

Roy ist in der Zwischenzeit zurückgekehrt und beobachtet ihn. „Alles klar bei dir? Das hier ist ein Nutzfahrzeug und kein buddhistischer Tempel. Mach mal nicht so ein Geschiss wegen dem bisschen Dreck am Schuh.“

Köstlich.

Die Telefonleitung fällt und steigt an, aber er sieht es nicht.

Das verstehe ich leider nicht. Kann ich mir nicht vorstellen. Mir hättest du an dieser Stelle noch einen Satz, ein Vergleich spendieren müssen.

Gleichzeitig hat er das Bedürfnis nach einem Schnaps. Das hatte er noch nie.

Was für eine süße Idee.

Lieber Odysseus, diese Geschichte ist wundervoll erzählt. Sie ist unterhaltsam, spannend, gefühl- und humorvoll. Dein Protagonist ist mir in seiner Welt gänzlich fremd, aber durch dich greifbar, lebendig und nah, obwohl ich nicht mal weiß, wie er aussieht. Juckt mich überhaupt nicht.

Es war auch schön, mitzuverfolgen, mit welchem Spaß und mit welcher Ambition du an deiner "unfertigen" Geschichte mithilfe der Wortkrieger gebastelt hast. Herausgekommen ist eine tolle Erzählung. Gratulation. Ich freue mich schon auf weitere von dir.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Gefrierpunkt, barnhelm und Friedel,

zum Indikativ/Konjunktiv ist bereits alles gesagt. Schön, dass hier so viele, so genau arbeiten.

Hallo Barnhelm,

deine Gedanken zur Ich-Perspektive sind mir ja fast unheimlich. Es ist als ob du sie aus meinem Kopf abgeschrieben hast. Natürlich ist es immer schön, wenn man in seinen Überlegungen bestätigt wird, hier freut es mich aber besonders, da ich zunächst hin- und herüberlegt habe, welche Variante besser wäre, und dann aus den gleichen Gründen zu exakt den gleichen Schlussfolgerungen wie du gekommen bin, nachdem ich ebenfalls einen Abschnitt in die Ich-Perspektive übertragen habe.

An den Possesivpronomen werde ich arbeiten.

Hallo Kanji,

Isses möglich, aus einem vorbeibrausendem Auto angestarrt zu werden? Ich denke nicht. Wohl eher bemerkt oder registriert. Ansonsten müsste der Wagen sicher langsam fahren.

Ich habe oft beim Trampen an der Straße gestanden und das Gefühl gehabt, die Autos seien an mir vorbeigebraust, obwohl sie gar nicht so schnell waren. Wenn man so ungeschützt, so dicht an der Straße steht, braust es auch bei mittleren Geschwindigkeiten. Und als Objekt der Neugierde der Fahrer wird man oft fixiert, sobald man im Blickfeld auftaucht und dann sogar noch im Rückspiegel betrachtet, bis man außer Sichtweite ist. Darum passt für mich die Formulierung, da ich es so erlebt habe.

Aus dem einen "Pick-up" mache ich wohl besser ein "Fahrzeug" und um die Kettensägen kümmere ich mich auch.

Den Satz "Lebt der Mann", werde ich streichen. Er soll Georgs verwirrte Gedanken widergeben, ist aber tatsächlich überflüssig.

Die Telefonleitung fällt und steigt an, aber er sieht es nicht.
Das verstehe ich leider nicht. Kann ich mir nicht vorstellen. Mir hättest du an dieser Stelle noch einen Satz, ein Vergleich spendieren müssen.

dieser Satz ergibt nur Sinn, wenn man sich an eine früher im Text vorkommende Stelle erinnert.

Durch das Seitenfenster sieht er die Telefonleitung fallen, ansteigen, ein Pfosten, fallen, ansteigen.

Als ich das Lob am Ende deines Beitrages gelesen habe, sauste mir Helge Schneider durch den Kopf: "Mein Herz weitete sich zu einem saftigen Steak!" Herzlichen Dank!

Weiter oben habe ich geschrieben, ich sei nicht gut im Überarbeiten. Das war nicht kokett, sondern spiegelte meine bisherigen Erfahrungen.
Ich bin sehr überrascht, mit wie viel Spaß und Eifer ich hier stundenlang immer wieder Verbesserungsvorschläge aufgreife. Erschreckt bin ich darüber, wie viel ich, selbst bei aufmerksamstem Lesen, in meinem eigenen Text nicht sehe. Die berühmte Betriebsblindheit halt. Was ist schöner, als die Augen geöffnet zu bekommen?

Ich hoffe, mein Elan hält weiter an und führt mich zu weiteren Geschichten.

Viele Grüße

Odysseus

 

Hej nochmal Odysseus,

Mein Herz weitete sich zu einem saftigen Steak!" Herzlichen Dank!

Ouuh, ick freu' mir schon auf alle deine kommenden Geschichten bei diesem Vorbild. :lol:

Ich bin sehr überrascht, mit wie viel Spaß und Eifer ich hier stundenlang immer wieder Verbesserungsvorschläge aufgreife. Erschreckt bin ich darüber, wie viel ich, selbst bei aufmerksamstem Lesen, in meinem eigenen Text nicht sehe. Die berühmte Betriebsblindheit halt. Was ist schöner, als die Augen geöffnet zu bekommen?

Ja, das kenne ich. Dies Wortkrieger sind wirklich wunderbar.
Betriebsblind bedeutet ja nur, dass es wohl unterbewusst lief und hier wirds dann sichtbar. :hmm:
Ich besitze eine Liste mit schönen Dingen. Augen öffnen lassen schreibe ich gleich dazu. ;)

Bis bald, Kanji

 

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