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Arbeitslos

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02.03.2002
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Arbeitslos

„… und daher muss ich Ihnen leider mitteilen, dass wir beschlossen haben, uns mit sofortiger Wirkung von Ihnen zu trennen… Änderung der Firmenstruktur und –philosophie… wäre freundlich, wenn Sie jetzt gleich alles übergeben…. Ihre privaten Sachen vom Arbeitsplatz entfernen…. bis Ende des Vertrages freigestellt… wohlwollendes Zeugnis… nach Hause… wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft.“ Händeschütteln, kurzes Winken, die Tür fällt ins Schloss.

Ich sitze im Wagen, starte unbewusst den Motor und registriere kaum, wie mein Körper alle notwendigen Dinge tut, um mich durch den ruhigen Vormittagsverkehr in Richtung Heimat zu geleiten. Ich bin betäubt. Bruchstückhaft hallen wirre Satzfragmente immer und immer wieder durch den Kopf. „…mit sofortiger Wirkung, alles Gute … vom Arbeitsplatz trennen… nach Hause…“ Achtzehn Jahre in leitender Funktion, achtzehn Jahre mit Herz die Firma durch dick und dünn begleitet, oft genug das Privatleben hinten an gestellt und nun innerhalb von fünfzehn Minuten einen Schlussstrich drunter gezogen. Ein paar leere Phrasen, ein aus der Tür drängender Händedruck, ein Spießrutenlauf durch Freunde und Mitarbeiter. Entsetzte, mitleidige und hintergründig grinsende Gesichter begleiten mich bis zum Ausgang und starren mich, im Wagen sitzend, auch kilometerweit entfernt, noch weiter an.

„Du hättest es wissen müssen, es gab genug Anzeichen, dass man Personal bereinigen wird. Warum kamst du nicht auf die Idee, dass du erst recht verzichtbar bist? An dir spart man obendrein am meisten Geld. Zentrale Leitung heißt, dass man vor Ort keine Leitung mehr braucht, dich nicht braucht.
Dankbarkeit? Für achtzehn Jahre tollen Einsatz? Du bist auch achtzehn Jahre toll bezahlt worden. Moral? Unmenschlichkeit? Weil man mit fünfzig keinen Job mehr bekommt? Man muss es mal aus betriebswirtschaftlicher Sicht sehen. Eine Abfindung, ein halbes oder ein ganzes Jahresgehalt, und dann nichts mehr. Vielleicht als Ersatz einen jungen dynamischen Akademiker, direkt von der Uni. Verdient nicht mal die Hälfte, lässt sich noch formen, ist leichter zu dirigieren. Und es rechnet sich, in vielerlei Hinsicht. Der Angsteffekt bei allen anderen Mitarbeitern eher positiv zu bewerten. Also, was spricht schon dafür, dich alten Esel zu behalten? Du hast dich um die Firma verdient gemacht, warst loyal. Okay. Du hast dir also dein Gehalt verdient. Normal, oder? Loyalität erwartet man vom Mitarbeiter, Loyalität ist selbstverständlich, ist was für Einzelpersonen. Nicht aber für die Firma, bei der gelten betriebswirtschaftliche Kriterien.“

Zuhause. Auf dem Tisch steht der Karton aus dem Büro, mit dem Bild der Frau und den Kindern, das du vom Sideboard genommen hast. Der Briefbeschwerer, die privaten Karteikarten, Messer, Gabel, Salzstreuer und weiter Kleinigkeiten. Privatleben auf zwanzig mal dreißig Zentimeter. Noch immer die Satzfragmente ´mit sofortiger Wirkung´ im Kopf. Sechs Monate freigestellt, sechs Monate bis zur Arbeitslosigkeit. Es sei denn, ich finde bis dann eine Stelle. Aber wer stellt einen Über-Fünfzig-Jährigen ein?
Was wird die Frau sagen, die Kinder? Arbeitslos. „Mein Mann ist arbeitslos.“ „Mein Vater ist arbeitslos.“ Peinlich so ein Geständnis. Gesellschaftlich abgestürzt. Die Nachbarn werden fragen: „Ich sehe Sie so oft zuhause in letzter Zeit. Haben Sie Urlaub?“
„Oooch, das ist ja schlimm. Was machen Sie denn nun? Das Arbeitslosengeld ist doch nur ein Almosen. Ist ihr Haus denn schon bezahlt? …“

Vier Monate später. Im Briefkasten erneut zwei Absagen, Hamburg und Ulm. Siebenundvierzig sind es nun insgesamt, siebenundvierzig kleine Tode. „…haben Sie Verständnis für unsere Entscheidung und sehen Sie darin keine negative Beurteilung Ihrer persönlichen und fachlichen Qualifikation… danken für Ihr Interesse an unserem Unternehmen… blablabla.“
Mein Gott, keiner will jemanden, der Erfahrung, Durchsetzungsvermögen, Jahre im Fach hinter sich hat.
Wieder ins Internet, wieder alle 22 Job-Suchmaschinen in den Favoriten durchwühlen, wieder nach einem Angebot suchen, in dem nicht explizit eine Altersangabe (…bis max. 40) steht. Das zarte Pflänzchen Hoffnung gießen. Neue Blätter nachwachsen lassen. Im Postamt kennt man mich schon. „Na, wieder zwei? Sie sind aber fleißig. Trotzdem noch keinen Erfolg gehabt?“ Die junge Frau formuliert es mit Mitgefühl in der Stimme. Mir bleibt ein leichtes Kopfschütteln im Gehen. Nur nicht ein längeres Gespräch, womöglich mit ein paar Leuten in der Schlange hinter mir.

Arbeitsamt. Heute zumindest keinen Bekannten getroffen. Formulare ausgefüllt. Endlose Fragen beantwortet. „Sie haben also nicht gegen die Kündigung geklagt? Einen Aufhebungsvertrag? Das wird leider als Vorteilsnahme gewertet, sie haben gegen Geldleistung der Kündigung zugestimmt. Da werden Sie mit einer Sperre rechnen müssen.“ Dann kamen Job-Angebote, alle Stellen schon längst besetzt. Trotzdem eine freundlich formulierte Antwort ans Arbeitsamt.
Die Arbeitslosigkeit rückt näher. Wieder Job-Suchmaschinen, wieder das Gießen der Pflanze Hoffnung.

Tagesroutine. Dann: „Der Vater von Hanne ist auch arbeitslos geworden.“ Die Tochter sagt es mit leiser Stimme; ich weiß, sie will mit dieser Katastrophenmeldung Trost spenden. Sie hilft mit dem Elend anderer. Aber es ist nur ein Leidensgenosse, kein Trost.
Wieder Briefkasten, wieder ein kleiner Tod – Absage aus Frankfurt. Halt. Firma Schäfer. Der Umschlag zerfleddert beim Öffnen. „“…würden uns freuen, Sie am 01.12. um 15 Uhr zu einem ersten Gespräch in unserem Haus willkommen zu heißen…“
Meine Hände zittern, der Brief fällt vor mich, ich setze mich, bleibe eine halbe Stunde am Tisch, allein und schweigend.


Noch fünf Minuten. Wie soll ich bei diesem Gespräch „normal“ erscheinen? Bin bereits jetzt verkrampft. Eine lockere Konversation führen, womöglich noch scherzhaft und geistreich blitzschnell antworten. Dabei keine Schweißperlen auf der Stirn, trockene Hände. Die Zukunft hängt von diesen Minuten ab. Es gilt, die Einstellung zu zeigen, die man hätte, wenn man sich nicht bewerben müsste. Als wäre mir egal, was das Gegenüber denkt, vergessen die letzten vier Monate innerer Selbstzerfleischung, ich habe keine Familie, deren Leben von meinem Auftreten abhängt, kein Haus, das verkauft werden muss, wenn ich arbeitslos werde, ich habe keine Probleme damit, mich anzulügen. Ich wische mir den Schweiß von der Stirn, rücke die Krawatte zurecht, ein letzter Blick in den Rückspiegel des Wagens. Dann nehme ich meine Unterlagen, gehe an das Tor, setze ein cooles Lächeln auf und drücke auf den Knopf unterhalb des vornehm aussehenden Firmenschildes.

 

Hallo querkopp,

eigentlich ist es traurig, daß heutzutage so eine Geschichte berechtigterweise unter „Alltag“ veröffentlicht werden kann. Die Empfindungen des Protagonisten sind prima dargestellt, auch die „kleinen Tode“. Man spürt richtig: Es geht nicht nur um eine Person, Familie, Zukunftsplanungen und Selbstwertgefühl der ganzen Familie sind betroffen.
Noch einige Änderungsvorschläge: v o m Arbeitsplatz entfernen; siebenund- vierzig (ohne -); trotzdem e i n e freundlich formulierte; wieder d a s Gießen; e r ist nur ein Leidensgenosse (obwohl- „es“ geht wohl auch).

Alles Gute,

tschüß... Woltochinon

 

Hi Woltochinon,

Danke für´s Lesen, Kommentieren und Korrigieren. Ja, stimmt, für fast vier Millionen ist es Alltag, ich denke, eventuell bald für noch mehr.
Gruß vom querkopp

 

Lieber Maris,

ich bin nicht so hartgesotten, dass ich beim Lesen deines Textes nicht fürchterlich schlucken mußte.
Dein Text geht unter die Haut.

Ich glaube, ich würde ihn an manchen Stellen mehr straffen. Ist eher wieder mal ein Wunsch, der aus meiner urpersönlichen Meinung entstammt, dass dem Leser mehr Freiraum für eigene Gedanken und Gefühle gelassen werden sollte. Ist sicherlich nichts Allgemeingültiges.

Gleich im ersten Absatz würde ich z.B. das diskrete Hinausschieben ganz weglassen. Du schreibst es ein wenig später ja auf genial formulierte Weise, da reicht es:
" Ein paar leere Phrasen, ein aus der Tür drängender Händedruck,..."

In deinem Text sind laufend solche Sätze dazwischen, die mir außergewöhnlich gut gefallen haben. Ich finde, du wirst immer besser.
Mir gefällt, dass du nicht nur anklagst, sondern auch die andere Sichtweise eingebaut hast. Solche Sätze z.B. zeigen mir das:

"Du bist auch achtzehn Jahre toll bezahlt worden. Moral?"
Dadurch leidet dein Text nicht unter der Einseitigkeit, Mitleid erzeugen zu wollen. Das macht ihn interessant. Hier klagt niemand direkt an, sondern stellt einen Teil seines Lebens dar.

Auch so ein Satz, der einen fast umhaut, wenn man ihn liest:

"Privatleben auf zwanzig mal dreißig Zentimeter."


"Und so weiter, und so weiter." würd ich einfach weglassen,sagt nicht mehr aus als du eh schon geschrieben hast.

Genial einfach : "Arbeitsamt. Heute zumindest keinen Bekannten getroffen."

Diese kleinen Tode würde ich vielleicht anders beschreiben. Was stirbt da? Da fehlt mir ein Stückchen Verbindungswort zum Gefühlsleben des Protagonisten.
Da beschreibst du ein wenig zu distanziert, finde ich.

Das ist wieder so ein Satz, der tief unter die Haut geht: "Die Tochter sagt es mit leiser Stimme; ich weiß, sie will mit dieser Katastrophenmeldung Trost spenden."

Gut gemacht, Maris.

Lieben Gruß
Elvira

 

Feiner Text! Und wie Wolto bereits feststellte, leider ein Alltagstext. Ich bin in einem Österreich aufgewachsen, in dem Vollbeschäftigung herrschte und man Arbeitslosigkeit kaum kannte. Die Männer gingen in die Arbeit, die Frauen waren zu Hause. So was das damals.
Mittlerweile ist fast jeder irgendwann mal arbeitslos. Im günstigsten Falle nur ein paar Wochen lang, bis er einen neuen Job antritt.
Die gesellschaftliche Relevanz dieses Themas wird ja sträflich vernachlässigt. Man findet zB hier zu Hauf Geschichten über Suizid nach Liebeskummer, lustige Tiererlebnisse, Stress in der Schule, usw. Alles Dinge, die natürlich dazugehören und teilweise wirklich tragisch sind.
Aber das ärgste Problem unserer Gesellschaft (ist ja bei uns das gleiche) ist nun mal Arbeitslosigkeit, weil sie das Fundament der Solidarität, das wir nach dem Krieg mühsam errichten, untergräbt. Das Klima wird kälter und kälter - Hauptsache, mir gehts halbwegs gut. Dass Millionen andere das Grundrecht des Menschen auf Würde, auf Anerkennung, auf EXISTENZ im Zuge der tollen neuen Marktordnung abgesprochen wird. scheint einfach so hingenommen zu werden.
Die Angst geht um, eine Angst, die uns lähmt und somit gefühllos macht.

In deinem Text hast du das mit ein paar dezenten Anmerkungen ganz gut auf den Punkt gebracht. Am "besten" gefiel mir, wie schon lakita, die Meldung der Tochter, die ihrem Vater Trost spenden möchte, ihn tatsächlich noch mehr deprimiert.
Dieses Phänomen des "wenigstens gehts anderen noch schlechter als mir" ist wahrlich erschreckend.

Guter Text, der noch Potenzial für eine längere Erzählung in sich trägt. Gut, dass auch darüber endlich mal gesprochen wird.

 

Hallo Querkopp, deine Erzählung hat mir sehr gut gefallen. Ich konnte mich identifizieren mit den Aussagen, die du getroffen hast, also damit, wie man sich fühlt und hoffe sehr, dass es nichts autobiographisches ist, das man zwecks therapeutischen Effektes nieder schreien muss.

Wie Hohn und Spott würde auch ich jedes mitleidige Lächeln, jede Bermerkung, die Trost spenden soll, empfinden. Auch hier hast du den Nagel auf den Kopf getroffen.

Vielen Dank für die Geschichte

(ob er es wohl am Ende schaffte?)

grüsse Stefan

 

Hallo Querkopp!

Ich hab zwar grad so gut wie keine Zeit, aber das ist mir jetzt wichtig, Dir hier zu schreiben.

Nicht nur, daß ich alle vorangegangenen Kritiken unterstreichen möchte, hast Du vor allem auch eines gezeigt, am Schluß:
Wie viel schwerer es für jemanden ist, für den so viel davon abhängt, Arbeit zu haben und wie viel unbeschwerter jemand sich vorstellen gehen kann, der noch in der Lage ist, es locker anzugehen, weil er keine Familie hat, die er ernähren muß (und dadurch obendrein flexibler in der Arbeitszeitgestaltung usw., also rundum im Vorteil ist).

Ich bin in einem Österreich aufgewachsen, in dem Vollbeschäftigung herrschte und man Arbeitslosigkeit kaum kannte. Die Männer gingen in die Arbeit, die Frauen waren zu Hause. So was das damals.
Sehr richtig.

Alles liebe,
Susi

 

Servus an alle,

ja der Text ist brisant, hab derlei im Familienkreis auch miterlebt. Leute, ich kann das gar nicht mit Worten beschreiben, will ich auch gar nicht.

Aber das ärgste Problem unserer Gesellschaft (ist ja bei uns das gleiche) ist nun mal Arbeitslosigkeit, weil sie das Fundament der Solidarität, das wir nach dem Krieg mühsam errichten, untergräbt. Das Klima wird kälter und kälter - Hauptsache, mir gehts halbwegs gut. Dass Millionen andere das Grundrecht des Menschen auf Würde, auf Anerkennung, auf EXISTENZ im Zuge der tollen neuen Marktordnung abgesprochen wird. scheint einfach so hingenommen zu werden.

mir aus der Seele gesprochen. Ich bin selbsständig hab aber auch dauernd Angst nicht mehr zu "entsprechen". Derzeit fahr ich durch meine schwerste berufliche Krise, weil ich erfahren mußte wieviele "Kollegen" aus der Branche gegen mich hinter meinem Rücken intregiert haben und das an Stellen, wo es mir weh tut. Der Beruf, den ich bis dato mit großer Leidenschaft ausgeübt habe, auch im Vertrauen, daß eine Krähe der anderen kein Auge auskratzt, macht mich aufgrund dieser und auch so manch anderer widriger Umstände fast krank. Deshalb hab ich auch begonnen zu schreiben, und mich in der Phantasie ins Altertum zu flüchten, weil ich die Welt im Moment einfach nicht mehr packe!!!! Klar arbeite ich weiter, damit ich nicht arbeitslos bin, damit ich was zum Fressen habe.

So viele Mobbingopfer gibt es in den Firmen. Jeder gegen jeden, alles ist erlaubt.

Ich fand die kleinen Tode gut, es ist jedesmal ein kleiner Tod. Man braucht dazu nicht mehr sagen. "Hier ist die Firma, leider, wir haben uns entschieden". Da stirbt man ein wenig...., das nächste Mal wieder, etc.

Und diese Schnösel à la grasser (kleingeschrieben, sic!), die immer noch prädigen, daß der Kapitalismus das Weisheit letzter Schluß ist, die bringen mich sowieso nur mehr zum Kotzen, grad die, die von nichts eine Ahnung haben und immer alles nur hinten in den Arsch reingesteckt bekommen haben.

Ich bin in einem Österreich aufgewachsen, in dem Vollbeschäftigung herrschte und man Arbeitslosigkeit kaum kannte. Die Männer gingen in die Arbeit, die Frauen waren zu Hause. So was das damals.

Daß die Frauen damals zu Hause waren, hmm. Also bei uns wars nicht so, bei mir sind beide Eltern arbeiten gegangen, weils notwendig war. Daß Frauen ihr eigenes Leben in die Hand nehmen ist gut und richtig. Dazu gehört auch Berufsleben und eben ein eigenes Einkommen. Könnt ja sein, daß der Alte abhaut, oder? Was dann?

Ja das waren die guten Zeiten, als in Österreich Vollbeschäftigung war. Da war man auch nicht so grauslich zu seinen Mitmenschen. Europa hat die Wahl, entweder solidrischer Sozialstaat oder brasilianische Zustände. Letztere machen den total heterogenen Kontinent zu einem Pulverfaß. Denn Haider war erst der Anfang. Wenns den Leuten dreckig geht, kommt der nächste Rattenfänger und ab ins Unglück. Ob Brüssel das kapiert hat?

 

@Echnaton, daß damals viele Frauen zu Hause waren, ist eine Tatsache und es war noch Anfang der Siebziger "Statussymbol" für einen Mann, wenn er es sich leisten konnte, daß seine Frau zu Hause bei den Kindern bleibt. - Natürlich ist es heute nicht mehr geschlechtsspezifisch zu betrachten, es ist egal, welcher Elternteil zu Hause bleibt.
Aber es sollte sich von den Einkommenshöhen ausgehen, daß eine Familie davon leben kann und nicht, daß man drauf angewiesen ist, zwei Einkommen zur Verfügung zu haben. Dann gäbe es weniger Arbeitslose und die Eltern hätten mehr Zeit für die Kinder.

Auch mein Kind gehört zu meinem Leben als Frau und ich kann "mein Leben in die Hand nehmen" durchaus auch anders sehen, nämlich Zeit zu haben, für den wichtigsten Menschen in meinem Leben.
Einen Job mit Überstunden und saugutem Verdienst hatte ich schonmal. Damals hatte ich nicht nur zu wenig Zeit, sondern komischerweise auch immer zu wenig Geld. Jetzt hab ich die Hälfte von dem, was ich damals hatte und bin viel glücklicher.

Alles liebe,
Susi

 

Natürlich. Darum ging's mir nicht. Eigentlich hätte ich schreiben sollen, unabhängig zu bleiben oder so ähnlich. Das wäre ideal, wenn man genug verdiente, damit sich ein Partner dann intensiv und ausschließlich ums Kind kümmern kann. Ein frommer Wunsch in Zeiten wie diesen...

 

Rechtschreibfehler ("....und", "muß", "wenn sie jetzt") gleich im ersten Absatz gehäuft. Stilistische Unfeinheiten wie exzessive Wortwiederholungen ("geleiten ... leitender ... begleitet ... begleitet") und massenweise (m.E. hingeschleuderte,) unvollständige Sätze. Inhaltlicher
Widerspruch: Am Anfang wird die Kündigung als etwas plötzlich Eintretendes beschrieben. Aber dann war doch Zeit genug, eine Abfindung aushandeln zu können. Für meinen persönlichen Geschmack werden auch zu viele Arbeitslosen-Klischees undifferenziert und ohne wirklich eine Geschichte zu erzählen aneinandergereiht.

Ich kann mich dem Lob deshalb nicht anschließen. (Und ehrlich gesagt frage ich mich, wie lange du für den Text gebraucht haben magst.)

Klaus

 

Sternenkratzer, jetzt verstehe ich Deinen Namen endlich richtig. - Was Du Dir aussuchst, um daran zu kratzen, sind ausschließlich Sterne. So gesehen ist es schon mal als Auszeichnung anzusehen, wenn von Dir etwas dasteht, und sei es noch so negativ! :)

 

Hi Sternenkratzer,

die anfängliche plötzliche Kündigung und die dann später im Text angedeutete Abfindung mitsamt dem Aufhebungsvertrag ist ein ganz normaler und üblicher Ablauf. Arbeitgeber kündigt und bekundet damit seinen eindeutigen Willen, den Arbeitnehmer loszuwerden. In Deutschland wirst du aber einen Arbeitnehmer, der länger als ein halbes Jahr beschäftigt ist und in einem Betrieb arbeitet, indem mehr als fünf Arbeitnehmer tätig sind, nicht los, es sei denn, du hast betriebsbedingte Gründe. Aber die sind manchmal äußerst schwer zu beweisen. Ein Arbeitgeber geht daher für gewöhnlich so vor, dass er kündigt, OBWOHL er weiß, dass er gar keinen richtigen Grund hat. Aber er kann mit der Kündigung die erste sog. Mobbingrunde beginnen, denn der Arbeitnehmer weiß ja nun, das er unerwünscht ist.
In sehr vielen Fällen schließt man daher nach Kündigungserklärung einen sog. Aufhebungsvertrag und gibt dem Arbeitnehmer eine Abfindung, die bei 18 Jahren Betriebszugehörigkeit sicherlich nicht bei 1-2 Monatsgehältern brutto für netto liegen dürfte, sondern, wie hier auch kurz angedeutet, ein halbes oder ein ganzes Jahr unter Freistellung von der Arbeit.
Dem Protagonisten passiert folglich etwas sehr Übliches.(btw: ich mache Arbeitsrecht!)

Was bitte genau meinst du mit Arbeitslosenklischees?Magst du bitte Beispiele bringen?

Der Protagonist reiht seine Enttäuschungen aneinander. Seine Geschichte!!! ist der Ablauf der Kündigung bis zum ersten tatsächlichen Vorstellungsgespräch. Wieso vermißt du da eine Handlung bzw. Geschichte?

Lieben Gruß
Lakita

 

...und für Österreicher hieße das "Einvernehmliche Lösung" und nach 18 Jahren Betriebszugehörigkeit stünde ihm ein halbes Jahresgehalt als Abfertigung zu, incl. Sonderzahlungsanteilen. ;)

 

Ich weiß, Susi, in Österreich ist es geregelt. Dagegen in BRD nicht, man muß es aushandeln und ich nenn es dann schlicht eine Pokerrunde. Leider ist es eine.

 

Ja, die hat viel aufzuholen, Eure Regierung... ;)
...wäre nur fein, wenn sie sich auch darauf konzentrieren würden.

 

Jo, neue Gesetze haben wir bis zum Abwinken bekommen, aber alles die Falschen. :rolleyes:

 

Vorab an alle, die gelesen und die kommentiert haben ein herzliches Danke. Ich freue mich, dass die Geschichte meistens auf Zustimmung gestossen ist.
Wie Rainer so schön sagt (am Rande: bei dir freut es mich ganz besonders, dass dich der Text anspricht, bist du doch berühmt, berüchtigt für deine Skepsis):

Die gesellschaftliche Relevanz dieses Themas wird ja sträflich vernachlässigt.
Um gleich Archetyp zu antworten: doch, es ist ein wenig autobiografisches dabei, aber nichts was therapeuthischen Zwecken dient, bin nicht arbeitslos - wäre es nur beinahe mal geworden.
Aber seit dem sehe ich die Arbeitslosenzahlen mit vollig anderen Augen. Mir läuft eine Gänsehaut über den Rücken, wenn ich versuche mir vorzustellen, dass hinter dem statistisch klingenden Wert von 3,9 Mio. fast vier Millionen Einzelschicksale (dazu die betroffenen Familienmitglieder) stecken, die ähnlich meinem Protagonisten Probleme haben, über die sich kein Mensch (besser: nur wenige) weiter Gedanken macht.
Ich denke, darin steckt ein wesentlicher Aspekt des Problems: die Politiker gehen mit "statistischen, ermittelten Werten" um und haben keinen Bezug dazu. Die Würde der betroffenen Menschen steht dabei überhaupt nicht zur Debatte. Sehe es fast wie Rainer, dass
Millionen andere das Grundrecht des Menschen auf Würde, auf Anerkennung, auf EXISTENZ im Zuge der tollen neuen Marktordnung abgesprochen wird. scheint einfach so hingenommen zu werden.
nur wird es nicht hingenommen, es wird gar nicht gesehen.

Zur Situation in Österreich kann ich nicht viel sagen, hier in Deutschland zumindest sehe ich langsam den Nährboden für allerlei merkwürdiges Gedankengut heranwachsen. Der Egoismus feiert Triumphe, die Einstellung: "Wenn jeder sich selbst hilft, ist Allen geholfen" findet sich überall. Dazu kommt eine immer stärker amerikanisch geprägte Tendenz Dinge als wichtig zu erachten, die man als rein äußerlich ansehen muss - Marken, Statussymbole.

Dass die Frauen selbstverständlich mitarbeiten ist, denke ich, inzwischen in ganz Europa Standard.

@Sternenkratzer
Danke für den Hinweis auf die Rechtschreibfehler. Was deine kritik an den "hingeschleuderten" unvollständigen Sätzen angeht, muss ich gestehen, dass dieser Stil gewollt ist, er soll die fragmentarischen Gedankenfetzen widerspiegeln, die dem Protagonisten in seiner Aufregung durch den Kopf gehen.
Bzgl. des "Widerspruchs" haben dir Häferl und Lakita dankenswerterweise bereits vor Augen geführt, dass dir offensichtlich sowohl Wissen als Erfahrung im Arbeitsrecht fehlen. Aber ich akzeptiere, wenn der Text dich nicht anspricht.
Dein letztes Argument allerdings erweckt den Eindruck, du hättest jetzt krampfhaft noch was gesucht, um etwas Negatives vorzubringen. Seit wann ist die Dauer, die ein Autor zum Schreiben einer Geschichte benötigt, ein Kriterium für die Qualität des Inhalts? Unter dieser Prämisse wärest du wohl nur ganz selten in der Lage eine Geschichte beurteilen zu können - welcher Autor ergänzt seine geschichte schon mit dem Zusatz: Schreibdauer: 7Stunden, 38 Minuten abtgl. 2 Pinkelpausen?

 

Hallo querkopp!

Ist eine gute Idee, Arbeitslosigkeit zum Thema einer Geschichte zu machen. Soweit ich das überblicke, gibt es zwar sehr viel ältere und auch sehr gute Literatur darüber (Ödon von Horvath zum Beispiel), aber aktuelle Geschichten gibt es nur wenig. Insbesondere der Bereich der Arbeitslosigkeit der "höheren Angestellten" ist ein Tabubereich. Hmm, vielleicht täusch ich mich, aber mir ist zu diesem Thema eigentlich noch nichts untergekommen. Insofern
:thumbsup:

Gut beschrieben hast du, wie man sich vor einem Bewerbungsgespräch fühlt. Dieses "Lockerseinmüssen" in einer Situation höchster Anspannung. Das ist ziemlich schwierig, diese Erfahrung hab ich auch schon gemacht.

Insgesamt also: Geschichte gelungen! :-)

klara

 

Hallo Klara,

Danke für deine positiven Worte. Stimmt wirklich, auch ich habe noch keine Geschichte über Arbeitslosigkeit aus der Sicht des Betroffenen gelesen. Muss mir jetzt folglich mal auf die Schulter klopfen, jaja der Ödon und ich.
Glaube allerdings nicht, dass es einen Unterschied macht, wer arbeitslos wird. Es kann einen höheren Angestellten ebenso treffen wie einen "normalen". Die Betroffenheit und die Folgen werden ähnlich sein. Das von dir angesprochene Tabu scheint sich eher auf das Thema insgesamt zu erstrecken.

Und zum Thema Bewerbungsgespräche meine ich, hier irgendwann mal eine einzige gelesen zu haben. Kann mich allerdings nicht mehr genau erinnern.

Gruß vom querkopp

 

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