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Serie Anna Irene und die Kinder aus Linz-Kleinmünchen, 1972 (10)

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20.11.2001
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Anna Irene und die Kinder aus Linz-Kleinmünchen, 1972 (10)

Es ist Hochsommer, Ferienzeit. Anna Irene ist alleine, als sie in der Früh aufsteht. Frau K. mußte zeitig zur Arbeit und hat Anna Irene lediglich geweckt, bevor sie das Haus verließ. Sie meint, ihre Tochter sei mit ihren sieben Jahren schon groß genug, alleine ihr Frühstück zu machen und sich anzuziehen, um dann in den Hort zu gehen, wo sie den Tag unter Beaufsichtigung verbringt.
Jede zweite Woche ist das so in diesem Juli. Bevor Anna Irene geht, gibt sie ihrem Hamster sein tägliches Stück Karotte oder Apfel in den Käfig. – Frau K. hatte ihn ihr, die sich insgeheim ein Geschwisterchen wünscht, gekauft. Sie ließ sich im Geschäft mündlich versichern, daß es sich um ein männliches Exemplar handelt, um einer etwaigen Hamsterinvasion, hervorgerufen durch den Kauf einer schon schwangeren Hamsterdame, zu entgehen – woraufhin Anna Irene ihn „Burli“ nannte. Eigentlich hätte sie lieber ein schwangeres Hamstermädchen gehabt, das stellte sie sich äußerst lustig vor, als Frau K. davon sprach, lachte aber nur innerlich darüber. Sie wußte, daß sie Frau K. damit provozieren würde, also hielt sie den Mund.
Aber heute ist etwas anders als sonst.
Frau K. hat scheinbar vergessen, die Decke vom Käfig zu nehmen, die sie während der Nacht immer darüberlegt und sonst morgens regelmäßig wieder abgenommen hat. Das war die Zeit, wo Burli am aktivsten war, bevor er sich wieder schlafen legte. Anna Irene hebt die Decke zur Seite und will ihm Guten Morgen sagen. Sie sieht das Tier nicht sofort, erspäht aber in seinem Häuschen eine der kleinen Pfoten, die aus dem Watteberg, den sich der Hamster als Höhle zurechtgezupft hat, herausragt. Sie fährt leicht über die Gitterstäbe, um Burli zu wecken, doch er rührt sich nicht. Anna Irene öffnet den Käfig und hebt das Dach des darin stehenden Hamsterhäuschens hoch. Sie versucht, ihn durch Steicheln über den Rücken wach zu bekommen - ein Schrecken durchfährt sie, als ihr bewußt wird, daß er wohl tot ist. Sie ist alleine mit ihrem gruseligen Gefühl und ihrer daraus folgenden Angst. Der Tod ist ein Thema, das ihr immer schon Angst macht. Es wird ihr schlecht, sie will ihn jetzt nicht angreifen und auch nicht hinsehen, deckt den Käfig wieder ab und geht in den Hort, wo sie der Erzieherin davon erzählt. Diese zeigt zwar Verständnis, kann aber auch nichts dagegen unternehmen, Frau K. ist nicht erreichbar und da er eh schon tot ist, ist es ja kein Notfall.

Endlich wieder zuhause, bemalt Anna Irene liebevoll einen Schuhkarton mit allem, was der Hamster gerne mochte. Laut Frau K.´s Anweisung zieht sie Gummihandschuhe an, um ihn mitsamt seiner Wattehöhle in die Schachtel zu legen.
Sie gräbt auf der G´stättn* gegenüber der Neubausiedlung an einem extra ausgesuchten Platz ein passendes Loch, legt den Hamstersarg hinein, schüttet Erde darüber und steckt ein Kreuz aus zwei Ästen dazu. Die G´stättn mit dem dahinter verlaufenden Mühlbach wird, seit sie alleine die Straße überqueren darf, immer mehr ein Zufluchtsort für Anna Irene. Hier sieht Frau K. nicht her, wenn sie aus den Fenstern oder vom Balkon schaut. Manchmal geht sie mit anderen Kindern am Ufer des Mühlbaches entlang, bis zur alten Spinnerei. Das darf zwar keiner von ihnen, aber dieser Ort hat eine magische Anziehungskraft. Völlig abgeschieden, nur Wald, der Bach und die Spinnerei, nicht einmal ein Spazierweg führt hier vorbei. Dort stehen sie oft vor dem alten Wasserrad und finden es traurig, daß sie nicht mehr sehen werden, wie es sich dreht. Längst steht das Rad still, das Gebäude ist verlassen und das Wasser schlägt sich in den Schaufelkammern zu weißem Schaum. In dem lauten Rauschen ergeben sich besonders interessante Gespräche unter den Kindern, die ganz sicher niemand hören kann. Wer mehr geschlagen wird und wer bisher den längsten Hausarrest hatte. Welche Strafen bei wem wofür verhängt werden, wie man Unterschriften im Mitteilungsheft fälscht und wie von einem Kind der große Bruder an einer Überdosis Heroin gestorben ist.
Nach zwei Tagen der Trauer über Burli wird die G´stättn unbarmherzig von großen Baggern um- und aufgegraben, woraufhin in den folgenden Wochen ein Abenteuerspielplatz, ein Minigolfplatz, ein Fußballplatz und eine Kantine gebaut werden. Anna Irene weiß nicht, was dabei mit ihrem Hamster geschehen ist. Es sticht im Herz.

Zur Einweihung des Spielplatzes wird auf dem Hügel, der die G´stättn seit jeher vom Wasserwald abgrenzt, Kunstschnee aufgespritzt. Unter strahlender Sonne gehen die Kinder vom Spielplatz nach Hause, um ihre Rodeln zu holen.
„Kannst du mir bitte die Rodel aus dem Keller heraufgeben?“, fragt Anna Irene durch die Sprechanlage.
„Ich hab jetzt keine Zeit, ich stecke doch mitten in Arbeit!“, antwortet Frau K. empört, als ob Anna Irene dies wissen könne.
„Ich kann sie mir auch alleine holen, Markus darf auch schon ohne jemand anderen in den Keller“, versucht Anna Irene Frau K. zu überreden.
„Du spinnst wohl, ich kann dich doch nicht alleine in den Keller gehen lassen!“
„Bitte... Ich will doch nur die Rodel holen.“
„Ich sage nein und da gibt es keine Widerrede!“
„Dann gib sie mir doch bitte heraus...“
„Wenn du wartest, bis ich fertig bin, geb ich sie dir später.“
Anna Irene sieht den anderen Kindern beim Rodeln zu. Manchmal darf sie bei anderen mitrodeln. Dazwischen geht sie immer wieder nachfragen, ob ihre Mutter schon soweit ist.
`Warum bin ich bloß noch nicht größer...´, denkt Anna Irene. Als sie den begehrten Schlitten endlich bekommt, ist der Schnee schon ganz abgefahren, sodaß es sich kaum mehr lohnt. Anna Irene rutscht aber trotzdem noch über die matschige Wiese, jetzt, da sie endlich ihre eigene Rodel hat.
Als sie wenig später wieder damit nach Hause geht, lautet der Kommentar von Frau K.: „Na, das hat sich ja ausgezahlt, daß du wegen ein paar Minuten die Rodel schmutzig machst! Als ob ich nicht schon genug Arbeit mit dir hätte, kann ich jetzt auch noch dieses Trumm putzen!“

In den nächsten Tagen bleut Frau K. Anna Irene immer wieder ein, daß sie noch nicht groß genug ist, um alleine in den Keller zu gehen. „Ohne mich hast du da überhaupt nichts verloren. Wehe, wenn ich dich einmal dabei erwische.“
Und wie gerufen, als ob Frau K. es bestellt oder gar selbst gemacht hätte, füllt ein Mord an einem Kind in einem Linzer Keller die halbe Zeitung. Diesen Mord serviert Frau K. ihrer Tochter auf dem Eßtisch, indem sie die ganze Zeitung ausbreitet und ihr anhand der mit Pfeilen versehenen Kellerfotos den Tathergang eindringlich schildert. „Da schau, sowas willst du, ja?!“, empört sie sich künstlich mit lauter werdender Stimme. „Der hat sich irgendwo versteckt gehalten und wie das Kind im Abteil drin war, ist er ihm nach, hat ihm den Mund zugestopft und es erwürgt. ... Das Kind wollte auch nur kurz sein Fahrrad holen. Du siehst: Sicher bist du nur, wenn du mit mir in den Keller gehst.“
Frau K. brennt diesen Bericht durch ihre drastische Schilderung für viele Jahre in Anna Irenes Unterbewußtsein. Immer wieder fragt sie sich zwar, wie ihre Mutter gegen einen solchen Mann ankommen könnte, was ja notwendig wäre, um mit ihr „sicher“ zu sein, akzeptiert es aber dann doch einfach so. Träume von und die Angst vor dunklen Gestalten in Kellernischen vergrößern Anna Irenes wachsende Überzeugung, daß es ihr wohl doch ganz gut geht, bei Frau K. Und vor allem, daß die sie doch irgendwie gern haben muß, sonst hätte sie ja keine Angst um sie. Daß durch Frau K. selbst Anna Irenes Leben nicht erst einmal in Gefahr war, verdrängt sie gut. Die Angst vor Unbekanntem ist größer als die vor dem, was sie schon kennt.

Die fünf, jeweils acht Stockwerke hohen, geradfassadrigen, rechteckigen Betonbauten, die nur leicht versetzt in einer Reihe stehen, bekommen Zuwachs. Weitere Betonquader werden aufgestellt, bis zu zwölf Stockwerke hoch, und quer zu den anderen. Solange es Baustellen sind, genießen Anna Irene und die anderen Kinder das Erforschen derselben, wenn gerade nicht gearbeitet wird. Sie geht jedesmal mit Bauchweh mit, einerseits hat sie Angst, von ihrer Mutter dabei erwischt zu werden, andererseits möchte sie zu den anderen Kindern dazugehören.
Dann werden die Häuser von den Mietern bezogen, neue Kinder kommen auf den Spielplatz, nehmen alles selbstverständlich in Anspruch und teilen im Winter die verschneiten Wiesen zwischen den Häusern in zwei Hälften – hier der Schnee der Neuen, da der Schnee derer, die schon länger hier wohnen. Sie haben tatsächlich Angst, der Schnee könne nicht für alle Schneemänner reichen.

„Heute ist jemand von dem neuen Hochhaus gesprungen“, weiß Frau K. beim Abendessen zu berichten.
„Wieso springt jemand von dem Hochhaus, dann ist er doch tot...?“, erkundigt sich Anna Irene nach einer stillen Weile, in der es ihr widersinnig erschien, von einem Hochhaus zu springen. Auch Onkel Joe sagt erst nichts dazu, erklärt Anna Irene aber dann, daß es Menschen gibt, denen es so schlecht geht, daß sie nicht mehr leben wollen. Anna Irene schluckt, obwohl sie gerade nichts im Mund hat. Sie würgt das restliche Essen mit Muß hinunter, obwohl ihr der Hunger längst vergangen ist.
Sie malt sich im Stillen aus, wie schlecht es einem Menschen gehen muß, daß er nicht mehr leben will und dabei wird ihr fast schlecht. Es muß einem wirklich grauenhaft gehen, denkt sie, denn wenn sie selbst noch keinen Drang zu sterben verspürt, dann wird das Leid eines solchen Menschen sicher unvorstellbar groß sein.
Ihre Mutter muß wohl irgendwie recht haben, als sie sagt: „Da siehst du, wie gut es dir geht. Nirgends wird es dir so gut gehen, wie bei mir.“

Wenige Wochen später wird abermals eine Frau vom Parkplatz des zwölfstöckigen Hauses aufgeklaubt. Alle in der Umgebung reden darüber. Und als wenige Tage danach noch jemand den Entschluß faßt, sein Leben auf diese Art zu beenden, gibt es wohl niemanden mehr in der ganzen Gegend, der nicht darüber spricht. In jeder Schulklasse, in jedem Geschäft und bei jeder Haltestelle ist es das Thema schlechthin. Es wird über die Verzweiflung der Menschen diskutiert, aber auch darüber, ab welchem Stockwerk es überhaupt einen Sinn hat, zu springen.
Anna Irene stellt sich oft vor, wie es ist, absprungbereit am Fenster zu stehen. Und was sie dazu bringen könnte, sich selbst die Chance zu nehmen, daß das Leben irgendwann besser wird. Wie aussichtslos den Menschen ihr Leben erscheinen muß und schließlich führt es immer wieder zu dem Schluß, daß es ihr wohl doch gut geht, gemessen an dem, was andere offenbar mitmachen.

Zwei Jugendliche, einer ist der große Bruder eines Schulkollegen von Anna Irene, machen sich einen Spaß daraus und springen gemeinsam vom vierten Stock in eine Wiese. Weil man sich da maximal verletzt, wie sie selbst später, immer noch lachend, aussagen, nachdem sie ihre Liegegipse los geworden sind. Es wird viel über sie geredet und einige Kinder sehen sie gar als Helden, die sich was getraut haben. Ihre Namen sind in aller Munde, zuvor hat sie kaum jemand gekannt.

Harald kommt auf den Spielplatz. Mit ihm hatte Anna Irene einmal einen Fahrradunfall, seither dürfte sie gar nicht mit ihm reden. Frau K. steigt jedesmal aus dem Aufzug aus, wenn ein Mitglied seiner Familie die Fahrkabine betritt.
Als er nun die Kinder auffordert: „Kommts mit, ich muß euch was zeigen! Da, bei denen im Keller!“, geht auch Anna Irene mit in das Hauses neben ihrem. Erst mit mulmigen Gefühl, aber dann fühlt sie sich doch sicher, mit den anderen gemeinsam. Harald verrät nichts. Es sei eine spannende Überraschung, verspricht er und grinst. Sie fahren mit dem Aufzug in den Keller, mit dem man sinnvollerweise keinen Schlüssel für die Kellertür braucht.
„Da vorne schauts um die Ecke!“ – Alle Kinder schauen um die Ecke und schrecken wieder zurück.
„Spinnst du?“, „Wäähh!“, „Das mußt du doch einem Erwachsenen sagen!“, „Findest du das lustig?!“ und „Igitt!“ sind die Reaktionen.
Harald, trocken lachend: „Haha, der hat voll in die Hose gemacht!“
Anna Irene findet das keineswegs lustig und versucht, das Bild des Mannes, der sich im Keller aufgehängt und sich extra dazu vorher einen kleinen Tisch hingestellt hat, zu verdrängen. Es bleibt ihr ja auch nichts anderes übrig. Sobald sie es zuhause erzählen würde, verriete sie, daß sie im Keller war, und noch dazu mit Harald.
Anna Irene schluckt und schweigt. Ihr Leben ist ihr lieb.


*G´stättn = nicht gepflegtes Grundstück

******************************

Zur ersten Anna Irene-Geschichte geht es hier: 1. Februar 1965, eiskalt,
zu nächsten hier: Schäfchenzählen.

 

Hallo Susi, die Geschichte bedrückt sehr. Schlimme Erinnerungen, die die Hauptdarstellerin mit vielen Kindern teilt.

Allerdings finde ich diese Story teilweise langweilig. Oft gehst du in die Einzelheiten, bis ins kleinste Detail zurück und benutzt dann auch noch wörtliche Rede für Sachen die solange zurück liegen.

Ich finde, dass du schon sehr viel bessere Sachen geschrieben hast. Der Stil ist teilweise doch ein wenig einfach, trägt zur Langatmigkeit bei!

Nichtsdestotrotz, wohl habe ich bemerkt, dass der Text auch einiges an erschütternden Erlebnissen zu bieten hat, ... meine Kritik richtet sich nur an den Stil, und den halte ich nicht für sonderlich gut.

Liebe Grüsse Stefan

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Echnaton, Petdays, Lakita und Arche!

Danke Euch vieren fürs Lesen meiner Geschichte! :)

Ich freu mich immer sehr, wenn Ihr Euch Gedanken zu meinen Geschichten macht, die nicht selten meinen Themen noch zusätzliche Aspekte geben und daher eine Bereicherung sind. Ich lese Eure Meinungen sehr gerne, sie bestätigen mir, daß meine Geschichten zum Denken anregen können.

@Echnaton, Deine Zeilen zum Begraben des Hamsters fand ich wirklich interessant, habe das mit dem Urinstinkt bisher gar nicht gesehen oder mir Gedanken in die Richtung gemacht. Deshalb bin ich sehr froh, daß Du das aufgezeigt hast. Ebenso freue ich mich, daß Du die schwarze Pädagogik als solche erkannt hast.
Auf das "ohnehin" hat mich auch criss schon hingewiesen, Ihr habt natürlich Recht - jetzt ist es weg. ;)

Zu Deinem Vorschlag, diese Geschichten in einem Buch zu veröffentlichen: Das hat Heiko in diesem Thread auch schon gesagt, seither hab ich das auch auf jeden Fall vor - Danke für Deine Bestätigung. :)

@Petdays, Danke auch für Dein Lob!

Frau K. hätte ich so einen Vorschlag nicht zugetraut (sie hätte sicherlich eine Plastiktüte genommen und den Hamster in der nächsten Mülltonne "entsorgt".)
Ob die Horttante das Begraben des Hamsters beeinflusst hat oder ob es einfach so in Anna Irene war, kann ich heute gar nicht mehr genau sagen. Jedenfalls war es ihr beim Nachhausegehen schon klar, also war es nicht Frau K., die sie auf das brachte.
Und wie Du schreibst, hat sie tatsächlich ein paar Jahre später einen Hamster sowie verstorben im Mistkübel "entsorgt" - als Anna Irene in die Schule ging, hat er noch gelebt, als sie nach Hause kam, war er weg und der Käfig geputzt...

@Lakita, wenn Du meine Geschichten liest, freut es mich immer ganz besonders, gerade weil ich weiß, daß es Dir oft nicht leicht fällt und Du Dich trotzdem damit auseinandersetzt.

Daß auch Du die Schlichtheit der Sprache gut findest, weil Du den Film so besser mit eigenen Emotionen besetzen kannst, bestätigt mir, daß dieser Stil für das Thema der richtige ist.

@Arche - magst Du mir aufzählen, welche Stellen Du langweilig fandest, damit ich mir überlegen kann, ob ich daran noch was ändere?
Was ich nicht verstehe, ist, warum es schlecht sein soll, wenn man direkte Rede für etwas länger Zurückliegendes verwendet - kannst Du mir das bitte näher erklären, wie Du das meinst?

Es freut mich, daß ich auch schon Geschichten geschrieben habe, die Dir besser gefallen als diese - hier ist die Sprache tatsächlich sehr einfach, das ist allerdings bewußt so gewählt - unter anderem, damit es die Wirkung wie z.B. bei Lakita hat. Ist Deine Stilkritik nur auf diese Geschichte bezogen oder meinst Du das auch in Bezug auf die anderen Anna Irene-Geschichten, also gefällt Dir dieser Stil allgemein nicht oder paßt es nur hier in Deinen Augen nicht?

Wäre lieb, wenn Du mir meine Fragen beantworten könntest. :)

Liebe Grüße Euch allen,
Susi

 

Hei Susi,

z. b. die Sache mit dem "vom Hochhaus springen" und der wörtlichen Rede.

Es passiert in Wirklichkeit nichts, in den acht, neun Zeilen. Das wirkte auf mich eben langweilig.

Die Geschichte zieht sich hin, mich hat sich eben nicht so vom Stuhl gehauen...aber ich interessiere mich in letzter Zeit mehr für den Stil, als den Inhalt, ist wohl so eine Phase von mir. Habe wohl gemerkt, wie schwer das Kind lebt.

Liebe grüsse stefan

 

Hallo Stefan!

Wenn Du mir nicht konkreter sagst, um welche Stellen es sich handelt, kann ich leider nichts gegen deren Langeweile tun. - Es geht ja nicht nur acht, neun Zeilen ums Springen vom Hochhaus, weshalb eine nähere Benennung der Stellen, zum Beispiel durch Zitieren von Anfang und Ende, ganz hilfreich wäre. ;)

Deine Aussage

aber ich interessiere mich in letzter Zeit mehr für den Stil, als den Inhalt,
...läßt mich stirnrunzeln: Wie kann man beides voneinander getrennt betrachten? Stil und Inhalt müssen doch zusammen passen. Ich könnte doch wohl kaum diese Geschichte in blumiger, ausgeschmückter Sprache schreiben, oder? Das würde doch überhaupt nicht passen. Auch will ich nicht, wie es Dir bei Aqua so gefällt, nur in Metaphern schreiben, sondern erzählen. Dafür paßt der Stil hier doch, oder?

Liebe Grüße,
Susi

 

Moin Susi.
Hab diesmal lange überlegt, ob ich aufs neue in das kleine Horrorkabinett der Anna-Irene eintauchen möchte.
Bin aber froh, es getan zu haben.
Sie ist mE eine der rundesten und gelungensden, sofern man das bei A-I sagen kann.
Vielleicht weil sie weniger beissende Anklage enthält als die vorhergehenden, man hat dann mehr freiraum A-I vor einem inneren Auge mit Leben zu erfüllen.
In diesem Stil bitte weiter so, da scheint die richtige Spur zu sein.
Lord;)

 

Hallo Lord!

Freut mich sehr, daß Du Dich wieder hereingetraut hast, ins "Horrorkabinett"... ;)

Daß Du darüber auch froh bist und die Geschichte als rund und gelungen bezeichnest, ist ein schönes Lob, das ich gern annehme. :)

Vielleicht weil sie weniger beissende Anklage enthält als die vorhergehenden
...und/oder weil ich mir jetzt viel mehr Zeit nehme, zum Schreiben, und sie öfter überarbeite? ;)

Alles liebe,
Susi

 

Ja, ich glaub schon... sie sind jetzt mehr auf A-I bezogen, immer weniger auf die Mutter. Sie sind deutlich differenzierter.
Wichtiger ist jetzt, was A-I erlebt und fühlt, nicht aber, was sie in ein Korsett zwingt, auch wenn dieses erklärend dabeisteht.
A-I bekommt Profil und verlässt den Käfig.
Darüber freue ich mich.

Lord

 

Hallo Lord, hallo häferl,

Ich denke, es paßt zu A-Is Entwicklungsphasen, dass sie mit zunehmendem Alter unabhängiger wird und ihren Käfig verläßt, wie du es schön formuliert hast.

Als kleines Kind sieht man die Mutter doch viel "größer", viel dominanter als sie eigentlich ist. Insofern paßt der beklemmende, Frau K.-fokusierte Stil schon zu den ersten A-I-Geschichten.

lg Pe

 

hi susi,

jetzt gehts ab. so viel tot. einleitend der hamster, dann der mord, dann die zahlreichen selbstmorde. am ende weiss anna, dass ihr eigenes leben ihr lieb ist - eine interessante auseinandersetzung.

bis zum nächsten teil

barde

 

Ich kann mich noch erinnern, dass bei uns im Wohngebiet jemand vom Hochhaus sprang und ich war gerade 10 Jahre oder jünger.
Es passierte irgendwie 3 bis 4 mal in diesem Jahr und bei einem dieser Male kam meine Schwester auf ihren Schulweg daran vorbei.
Andere Kinder haben einen Tag später noch ein Auge der Person im Gebüsch gefunden.

Eben daran musste ich mich beim Lesen auch erinnern.
Widerwärtig, dass die sich umbringen und nicht darüber nachdenken, dass Kinder sie finden könnten.

Diese Geschichte ist grandios und sehr eindringlich, ich kann mich dem Lob meiner Vorredner nur anschließen.

Liebe Grüße
Steffi

 

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