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Serie Anna Irene schreibt brav Briefe (07)

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20.11.2001
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Anna Irene schreibt brav Briefe (07)

Erst wehrte sich Frau K. gegen die Anschaffung eines Telefones. Aber jetzt, wo schon fast alle Haushalte so ein Gerät haben, sogar schon ihre eigene Mutter, ließ sie sich doch von ihrem Lebensgefährten, dem „Onkel Joe", dazu überreden. Jetzt kann sie immer gleich, wenn sie sich über etwas ärgert, jemanden anrufen, dem sie dieses kundtut...

»Das ist doch nicht dein Ernst! Das ist doch jetzt alles schon gebucht! Wie kann dir denn so etwas einfallen?! Mein Gott, mein Gott, ...«, spricht sie entrüstet in den Hörer und legt auf. Sie überlegt, wie sie ihre Mutter doch noch umstimmen kann, den gemeinsam geplanten Urlaub zu finanzieren. Wenige Minuten später legt sie Anna Irene Zettel und Bleistift hin und spricht in befehlendem Ton: »Da, schreibst der Oma einen Brief, dabei übst du das Schreiben und die Oma freut sich! Schreibst ihn erst vor, und bevor du ihn schön und ohne Fehler schreibst, les ich ihn durch!«

Anna Irene sitzt vor einem weißen Blatt Papier mit grauen Linien. »Liebe Oma!« steht darauf. Sie hat keine Ahnung, was sie in einen Brief an die Oma schreiben soll, noch dazu in einen, den ihre Mutter liest. »Schreib ihr, wie es dir geht und ob es ihr gut geht«, lautet der weitere Auftrag. Sie beginnt nachzudenken, wie es ihr denn geht. Sicher geht es ihr gut, denn sie hat ja zu essen und zu trinken. Kinder, denen es schlecht geht, hat sie ja schon einmal im Fernsehen gesehen, die waren dabei, zu verhungern und hatten Wasserbäuche. Und so wie ihr, denkt sie, geht es vielen anderen auch, also wird das wohl normal sein. Sie schreibt »Mir geht es gut«, sitzt wieder da und weiß nicht weiter im Text. Was könnte die Oma interessieren?

»Schreib ihr von der Singschule, darüber freut sie sich!«, weiß Frau K.
»In der Singschule lernen wir gerade die Noten und zwei Lieder«, schreibt Anna Irene, dann findet sie, es ist genug und schreibt noch dazu »Wie geht es Dir? Bussi Deine Anna Irene«.
Dann wird der Text kontrolliert und Frau K. holt ein Briefpapier hervor, auf das Anna Irene nun den Brief sauber und gestochen schön schreiben soll, was ihr aber erst beim vierten Versuch gelingt. Dann wird er in ein Kuvert verpackt und Frau K. schreibt vor, was außen noch dazugeschrieben werden muß. »An Frau Professor …« kommt Anna Irene sehr seltsam vor, aber es wird schon stimmen so, wenn ihre Mutter das so sagt. Danach steckt Frau K. den Brief mit einem triumphierenden Lächeln in ihre Tasche.

Drei Tage später ist schon eine Antwort von Oma da. Auf einer Mecki-Karte und sie schreibt, daß sie diese so lustig fand, so habe sie diese für Anna Irene ausgesucht und ob sie diese denn auch so lustig findet. Sofort bekommt sie wieder Papier und Bleistift auf den Tisch gelegt. Diesmal weiß sie wenigstens, was sie schreiben soll, da ja eine Frage in dem Brief enthalten ist.

Schon nach wenigen Wochen empfindet sie das permanente Briefeschreiben als lästig und es macht ihr deshalb auch keinen Spaß. Sie würde gerne dann schreiben, wenn ihr etwas zu schreiben einfällt, stattdessen muß sie immer sofort antworten. Sonst wartet die Oma, und Frau K. möchte ihre Mutter friedlich gestimmt wissen. Sie möchte, daß diese doch noch den nächsten Urlaub bezahlt. Anna Irene erarbeitet den Urlaub mindestens einmal wöchentlich.

Schon auf der Hinfahrt nach Jugoslawien kommt es zu ersten Streitereien. Frau K. meint, daß Onkel Joe zu schnell fährt und wird hysterisch, was die Oma nicht aushält. Anna Irene bekommt Bauchschmerzen und kann von Linz bis Dubrovnik nicht aufs Klo gehen. Sie muß zwar schon ab der halben Strecke dringend, aber wegen der angeblichen Gefahren auf Autobahnparkplätzen läßt ihre Mutter sie nicht aus den Augen. Und wenn diese zusieht, kann sie nicht. Womit sie den nächsten Grund für ein Geschrei liefert, denn Frau K. glaubt nun, Anna Irene habe sie pflanzen wollen. Als sie das nächste Mal sagt, sie muß aufs Klo, bekommt sie die zornige Antwort: »Damit du dann wieder nicht gehst?! Wir fahren jetzt weiter, vorhin hättest du Gelegenheit gehabt!«
Onkel Joe bleibt nicht stehen, er widersetzt sich fast nie den Anordnungen von Frau K. und ein weiterer Streit läßt sich so ganz gut vermeiden…

In der Hälfte der zweiten von drei geplanten Wochen, kommt es schließlich zum endgültigen Krach zwischen der Mutter und der Oma. Diese beschließt, das ewige Gebrüll nicht mehr länger mitzumachen und reist mit dem Flugzeug ab, nachdem sie die Hotelrechnung der ganzen Familie für alle drei Wochen beglichen hat. Anna Irene sagt ihr noch heimlich, daß sie gern mit ihr abreisen würde, aber das hätte Frau K. ohnehin nicht zugelassen und bedarf daher keiner weiteren Diskussion. Anna Irene kann nicht flüchten, wie die Oma, ihr bleibt nichts anderes übrig, als die Urlaubslaune ihrer Mutter weiter mitzuerleben.

Zwei Tage später bekommt Anna Irene wieder einen Zettel, auf den sie "ein paar Zeilen an die Oma" vorschreiben soll, den sie anschließend auf eine Ansichtskarte übertragen muß:

»Liebe Oma!

Mir geht es gut. Das Wetter ist sehr schön.
Bist Du gut zu Hause angekommen?

Bussi
Anna Irene«

Das wird die Oma wieder positiv stimmen. Bis Weihnachten wird sie alles vergessen haben, wenn Frau K. mit ihren und Anna Irene´s Weihnachtswünschen kommt, die allesamt von der Oma finanziert werden.
Anna Irene schreibt brav Briefe.


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Susi P.

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Die nächste Anna Irene-Geschichte findest Du hier: Der Rorschach-Test, der Beginn von allem ist hier zu finden:
1. Februar 1965, eiskalt

 

@ Pandora

das hab ich wohl begriffen, dass Susi's Frau K. Geschichten bei dir nichts hinterlassen.
Das ist dann aber dein Problem.
Ich kann auch nicht von allen Geschichten, die ich hier auf Kg lese sagen, dass sie mir alle etwas sagen oder gar noch was bei mir hinterlassen.
Das ist dann mein Problem.

Schön wäre es nur, wenn du es dann nicht so verallgemeinern würdest.

Zitat:
_________________________________________________
So hinterläßt die Geschichte beim Leser absolut nichts. Sorry
_________________________________________________

Das wirkt ein wenig als wolltest du jetzt für andere Leser mitentscheiden.
Übrigens auch interessant, dass du so genau weißt, was Lord Arion meint. ;)

 

Lakita: wie schön, dass du so detailiert auf mein an dich gerichtetes Posting eingegangen bist :confused:

Übrigens auch interessant, dass du so genau weißt, was Lord Arion meint.
Nunja, nicht interessanter als die Tatsache, dass du so genau weißt, was Häferl meint ;)

 

"Nunja, nicht interessanter als die Tatsache, dass du so genau weißt, was Häferl meint"
- Was ich hiermit bestätige.

@Lord...???

 

Sorry, dass ich mich da einmische!
Aber: Dass eine Geschichte von Häferl eine derartige Latte an Unstimmigkeiten nach sich zieht, ist wahrscheinlich nicht im Sinne der Autorin.

Vielleicht kommt es bei mir auch nur so an, aber irgend etwas sagt mir: Hier fliegen die Fetzen!

Also, seid friedlich, versöhnt euch wieder und wie Pandora immer so schön zu sagen pflegt:
BACK TO THE STORY!

Apropos:
Ich finde, dass die Geschichte gut wiedergibt, wie manchmal mit Kindern umgesprungen wird. Man urteilt über sie, ohne sie oder ihre Gründe zu hinterfragen. Kinder können halt nicht artikulieren, was sie denken oder fühlen, machen oft, was man ihnen anschafft, aus Angst, sie könnten abgelehnt werden und die Zuneigung der Eltern verlieren.
Anna-Irene ist halt so ein braves Kind, schreibt brav die Briefe an ihre Omi und verhält sich ruhig. Die Erziehung zur absoluten Ja-Sagerin ist hier perfekt vorgezeigt!

Friedliche Grüße
Babs

 

Hallo nochmal, Häferl!

Ich hab mich gerade durch all deine Anna-Irene-Geschichten "durchgefressen". Es ist ja unglaublich, was so manchmal hinter verschlossenen Türen vorgeht und leider auch hinter verschlossenem Kindermund bleibt. Ich kann mich kaum davon losrütteln, so sehr hat mich die Kälte dieser Frau K. getroffen.
Der Stil, den du verwendest, passt optimal zu der Szenerie, die du schilderst, finde ich. Trocken, kalt und auf seine Weise naiv lässt er den Leser eintauchen in den kleinen gequälten Kinderkörper, und gerade dadurch vermag man das Mitleid zu empfinden, das du zwischen den Zeilen weckst. Nein, nicht Mitleid ... Mitgefühl ist wohl besser.
Naja, jetzt ist Anna-Irene ja ein großes Mädchen und kann endlich sagen, was sie bedrückt, auch wenn es immer tief sitzen wird.
Mach weiter!!

Liebe Grüße
Babs

[ 17.07.2002, 20:22: Beitrag editiert von: Barbara ]

 

Hi Lord!

Lakita hat ja bereits für mich geantwortet, als meine Seelenverwandte sowie Haus- und Hofanwältin (ein stillschweigend durch schlüssige Handlung und Annahme der Leistung geschlossener Vertrag) darf sie das.
Was mir noch bleibt, ist Danke fürs Lesen und Kommentieren zu sagen. :)

Liebe Barbara!

Auch Dir ein dickes Danke fürs Lesen, Deinen Back-to-the-Story-Appell, Deinen Kommentar und vor allem auch fürs Verstehen, Erklären und Mitfühlen. Du hast mir sehr geholfen! :kuss:

Ja, und weitermachen werde ich auf jeden Fall. ;)

Liebste Lakita!

Möchte meinem PM noch einen :kuss: nachsetzen...

Liebe Kristin und alle, denen diese Geschichten zu wenig hergeben oder wie auch immer!

Wie mir schon Heiko geraten hat, werde ich, nach Abschluß dieser Geschichten einen Roman draus machen, das habe ich ganz fest vor. Da wird dann alles ausführlicher und zusammenhängender.
Jetzt sollten es ja erst mal einzeln lesbare Geschichten werden, damit habe ich begonnen, ohne ein Buch im Kopf zu haben und das ziehe ich jetzt auch durch, zudem wird es mir eine gute Grundlage für den Roman bieten, wenn ich erst mal so weit bin...
Bis dahin rinnt aber noch viel Wasser die Donau herunter und ich kann Euch nur um ein paar Jährchen Geduld bitten... ;)

Alles liebe
Susi

 

Hallo Häferl!

Ich habe bisher alle Anna-Irene-Geschichten gelesen und kann die Kritiken der anderen durchaus verstehen: Es fehlt gerede dem Mädchen ein bißchen an Leben, und obwohl Frau K. als absolut böse dargestellt wird, fehlen Gründe für ihr Verhalten. Der Leser bekommt das Endprodukt vorgesetzt und muß sich damit zufriedengeben. Spannender wäre es, wenn er die Entwicklung zu sehen bekäme.
Und bitte: Sag jetzt nicht, Du hättest nicht gewußt, warum sie so geworden ist und kannst es deshalb nicht schreiben. Eine gute Geschichte enthält auch immer Fiktionen, selbst wenn sie (auto)biographisch ist!
Mir kam da noch eine Idee:
Wie wäre es, wenn Du mal eine Geschichte über Anna Irene schreibst, wie es hätte sein können? Zum Beispiel in der obigen Geschichte: Wenn sie mit der Oma einen Geheimcode für die Briefe verabredet und sich ihr so mitteilen kann? Dann würdest Du zum einen die Geschichte ganz neu angehen, zum anderen könntest Du dem Leser etwas bieten, was er noch nicht gesehen hat.

Im Rahmen der Anna-Irene-Geschichten finde ich diese gar nicht so schlecht, nur eben sehr vorhersehbar.

Lieben Gruß,

chaosqueen :queen:

 

Hi Chaosqueen!

Danke fürs Lesen und Kommentieren!

Bei Frau K. lasse ich mich auch weiterhin nicht umstimmen - liest Du eine Geschichte von einem Mörder, verlangst Du auch nicht nach dessen Geschichte, wie es soweit kam - warum hier?
Das Thema wurde aber bereits ausführlich besprochen.

Ich habe auch keine Lust, eine Geschichte zu schreiben, wie es hätte sein können. Wenn Dir danach ist, kannst Du das ja tun.

Aber Anna Irene hätte sich so etwas aus Angst vor ihrer Mutter niemals getraut. Niemals hat sie jemandem erzählt, was ihr passierte, nicht einmal in Geheimschrift hätte sie das getan. Das würde ja überhaupt nicht dazupassen, da wäre sie ja jemand anderer.

Alles liebe
Susi

 

Liebe Susi,

ich kann dir immer nur beipflichten und versuchen zur Seite zu stehen, denn ich denke, an deinen Frau K. Geschichten sollte nichts Grundlegendes geändert werden.
Es mag sein, dass du vielleicht manches bei einer Überarbeitung noch flüssiger oder geschliffener, treffender umformulierst, aber vom Konzept her würde ich nichts ändern.

Ich gebe zu, dass mein Wunsch auf meinem persönlichen Geschmack beruht.
So und dies sollte sich zunächst jeder erstmal klar machen, dass auch die anderen lediglich das von dir wünschen, was ihrem Geschmack mehr entspricht. Das ist ja auch legitim Wünsche zu äúßern.
Falsch fände ich es aber, es so darzustellen, als sei eine Geschichte keine gute, nur weil sie nicht meinem Geschmack entspricht und genau dies ist dir hier ein paar Mal fatalerweise vorgehalten worden.

Das ist kleinkariertes Denken und kurzsichtig.

Was mir an deinen Geschichten gefällt, ist die Tatsache, dass Frau K. ungeschminkt als unfertige böse Person dargestellt wird.
Ich als Leser stehe häufig nach dem Lesen deiner Geschichten hilflos da und denke mir: sowas darf es doch nicht geben, da muß doch irgendeiner mal gekommen sein, der dem bösen Spuk ein Ende bereitet hat. Ich spüre Empörung, Ratlosigkeit.

Oder ich denke, dass diese Frau K. selbst ein armes verlorenes Wesen sein muß, vielleicht ist sie selbst als Kind so seelisch mißhandelt worden, ich grübele dann ein wenig über den Weg, den wohl so ein Mensch geht und ob es angehen kann, dass so jemand dann aus Rache andere Menschen auch so quält, aus unbewußter Rache.
All das fordern deine Geschichten heraus in mir.

Ich fühle mich veranlaßt, über sie ein wenig nachzudenken.
Ich bekomme kein Rundumpanoramabild geliefert. Es fehlen Teile. Aber genau dort setzen meine Gedanken ein, denke ich nach, komme zu eigenen Erkenntnissen.
Wollte ich deine Geschichten so betrachten, wie es manch anderer hier tut, dann träfe dich mein heftiger Wunsch alles zuende zu schreiben.
Dann würde ich selbstverständlich unbedingt wissen wollen, was gewesen ist, wieso es so gewesen ist, weshalb es nicht verändert wurde, wie es weitergegangen ist, und vor allen Dingen wie es dem Kind in deinen Geschichten damals ergangen ist.
Ja, aber dann würde ich mir auch keine Gedanken mehr so machen müssen. Ich hätte ja dann alles von dir geliefert bekommen. Den fertigen Salat mit allen Zutaten inklusive Dressing und Deko gut und handlich verpackt.
Wer sowas mag, der kann mit deinen Geschichten nichts anfangen. Das versteh ich gut. Aber ich komme damit gut klar, nur ein paar Grundsubstanzen für meinen Salat zur Verfügung zu haben und mir den Rest aus meinem Kühlschrank, Regalen oder sonstigen Vorräten zusammen zu stellen.
Am Ende hab ich dann meine eigene Komposition die genießbar ist.
Vielleicht ist mein Vergleich etwas dilettantisch, aber mir fiel auf die Schnelle nichts Gescheiteres ein.

Wichtig erscheint mir nur, dass es bei deinen Geschichten nicht darum gehen kann,ob sie nur so oder so gut sind, sondern das jeder begreift, dass sie auf diese wie auch auf die andere Weise gut sein können.
Und du Susi hast dich eben für eine Möglichkeit bereits entschieden. Zufällig für die, die ich auch gut finde.

Liebe Grüße
elvira

 

Liebe Susi,

ich geb jetzt auch noch meinen Senf dazu:
also ich mag deine Anna Irene-Geschichten. Diese Stories strahlen eine Kälte aus - die einen aber nicht kalt lassen können! Ich kann das nicht besser beschreiben. Reality pur. Deine Anna Irene wird herumgeschubst wie eine Figur auf dem Schachbrett. Und Frau K möchte man am liebsten kräftig durchschütteln.

Eine Frage hätt ich an dich:
Wieso ist Frau K eigentlich so unzufrieden mit ihrem Leben, dass sie ihren Zorn an Schwächeren abladen muss? Innerlich scheint diese Dame ja wie ein Vulkan zu brodeln. Auf jeden Fall gelingt dir die Darstellung dieses egoistischen, ekelhaften Weibes.

Gruß
Liz

 

Hmmm, dass ich mal wieder so ne Disskussion auslöse hätte ich nicht gedacht.
keinesfalls lag es in meinem Sinn diese, oder vorhergehende Geschichten kleinzumachen, oder gar herabzuwürdigen.
Ich würde mir aber nichtsdestotrotz eine über das pure Erleiden hinausgehende Aussage/Gedankliche Stellungnahme von seiten Anna-Irenes in den fortlaufenden Geschichten wünschen.
Anna-Irene wird sich doch bei allem Erleiden dieser Terrormutter ihre eigenen Gedanken gemacht haben, bzw. in zunehmender Entwicklung eine Position dazu eingenommen haben um für sich ein Fazit herausbilden, was sie in ihrem späteren Leben nicht, bzw. anders machen möchte.Welche Gedankengänge halfen ihr beim Überleben dieser ständigen seelischen Vergewaltigung ???
Ich glaube dass das eine solche Geschichte eher bereichern denn herabwürdigen würde.
Das war die Intention meines ersten Postings und nichts anderes.
Ich fand die Geschichte deshalb nicht langweilig, aber ich bin nach wie vor der Meinung das da noch Potential verschenkt wurde.

es grüßt: der Lord

 

Hallo Heiko!

Ich danke Dir fürs Lesen und Kommentieren!

Wenn Du mit dem von Dir beschriebenen Weg glücklich bist oder wirst, dann beglückwünsche ich Dich dazu. Meiner ist es aber nicht.

Bei offensichtlichen Verbrechen würde nie jemand auf die Idee kommen, von den Opfern Verständnis für die Täter zu verlangen und zu erwarten, daß sie sich auch nur eine Sekunde mit den Gründen, die ihn dazu gebracht haben, auseinandersetzen. - Das machen dann die Medien, Psychologen,... Bei diesen Geschichten kann der Leser natürlich, wenn er will, diese Rolle übernehmen und sich seine Gedanken machen, aber weder von mir als Opfer, noch von mir als Autorin der Anna Irene-Geschichten, die ja den Werdegang der Anna Irene aufzeigen sollen und nicht den ihrer Mutter, wird dazu etwas kommen.

Ich sagte auch schon irgendwo, daß es auch gar nicht ersichtlich ist, warum sie so geworden ist, da ihre Mutter nicht so drauf ist, sondern vielmehr selbst in gewisser Weise zu einer Marionette geworden ist, und auch ihre Schwester nicht den leisesten Ansatz eines solchen Verhaltens zeigt. - Also selbst, wenn ich wollte, könnte ich nicht sagen, warum sie so geworden ist...

Abgesehen davon beglückwünsche ich Dich zu Deinem 2000. Posting! :prost:

Hi Liz!

Ich danke Dir und heiße Dich überhaupt erst einmal Willkommen auf kg.de! (Hast zwar schon 20 Beiträge, aber ich habe Dich glaub ich noch nirgends begrüßt... :) )

Danke Dir für Dein Lob, zu Deiner Frage nach dem Warum - siehe meine Zeilen an Heiko... ;)

Hi Lord!

Danke für Deine neuerliche Stellungnahme. Wie ich Dir schon bei einer der anderen Geschichten sagte, werde ich Deine Frage versuchen zu berücksichtigen. :)

Liebe Elvira!

Ich bin Dir unheimlich dankbar für Deine Stellungnahmen, in denen Du so viel so gut erklärst! :kuss: :)

Alles liebe Susi

[ 18.07.2002, 22:03: Beitrag editiert von: Häferl ]

 

Hm, wie ich schon gestern sagte:

Ich halte Häferls Geschichten für sehr wichtig. Es ist aber eine andere Existenzberechtigung, die sie haben. Es gibt verschiedene Formen von Literatur. Hier geht es nicht um Fiktion, sondern um die Realität. Und da halte ich eine eher nüchterne Sprache einfach für ehrlicher.

Ich denke aber auch noch darüber nach, wie man diese Geschichten optimieren könnte. Es ist bei mir bis jetzt ein Durcheinander. Für und Wider.
Sicherlich ist die Sprache einfach, nicht gewaltig. Doch droht einmal die Gefahr der Verfälschung und dann der Verlust des Essentiellen. Was ist hier vordergründig?

Anna Irene. Ja, ihre Gefühle sind wichtig. Man erahnt die schrecklichen Folgen dieser grausamen jahrelangen körperlichen und seelischen Misshandlung. Angst, Hass, Unsicherheit, unendlich viele Fragen. Die Größte vielleicht: Warum liebt meine Mutter mich nicht? Der Mensch neigt dazu, die Schuld erst bei sich zu suchen. Das Kind muss erst verstehen, dass die Mutter der Unmensch ist. Genau kann auch ich es nicht sagen. Das kann nur Häferl tun, und ich denke, sie wird dies spätestens in ihrem Roman tun.

Die Mutter? Dass die Mutter selbst gequält wurde, ist eines dieser typischen Vorstellungen. Der Mensch neigt dazu wirklich grausame Taten so zu erklären, dass es der Täter nicht besser wisse. Jedoch trifft das nicht zu. Oft genug jedenfalls.
Unerfüllte Wünsche, Zurückstecken eigener Wünsche (Frau K betont oft genug, dass sie weinen müsste, glaubt also, ihr ginge es schlecht...)? Klar ist, dass Frau K völlig unzufrieden ist. Aber nicht weil ihr Gewalt angetan wurde/wird, sondern sehr wahrscheinlich, weil sie nicht in der Lage ist, ihr Leben zu führen. Die Unfähigkeit, sich glücklich zu machen. Projektion der Schuld auf andere, und natürlich auf die Nahen. Selbstverständlich auf die nahen Kleinen. Denn die leben ihr ja auch die Zeit weg.
Es ist eine Kette. Irgendwann kann der Mensch nicht mehr und befreit seine Aggression. Frau K ist extrem, da sie nicht gemischt ist. Sie liebt nicht und quält, sondern quält nur. Diese Einseitigkeit kann auch ich nicht mehr erklären. Da ist etwas verloren gegangen.

Nun, die Existenzberechtigung von Geschichten wie diesen ist die, dass sie aufrütteln sollen und zum Reden animieren sollen. Diskussionsstoff bieten sie zur Genüge. Man muss nur die Gelegenheit nutzen.

Anspruchsvolle Literatur. Ich glaube nicht, dass Häferl diesen Anspruch erhebt. Darum gehts hier nicht. Es geht um beschreibende, aufdeckende Literatur.

 

Danke nochmal, Zaza, für Deine Worte, sie sind vollkommen richtig... :)

Was ich noch zum Thema Gründe suchen, warum die Frau K. so geworden ist, sagen will: Ich setze Gründe suchen mit Entschuldigen gleich - aber wer würde es damit entschuldigen, daß ich eine schwere Kindheit hatte, wenn ich meinen Sohn prügeln würde? Ich bin verantwortlich für das, was ich tue - und so war es auch meine Mutter. Jeder macht aus seiner Verantwortung das, was er für richtig hält.

Sie war bzw. ist nicht dumm und sehr wohl in der Lage, Zusammenhänge zu durchschauen und eine Fassade nach außen hin aufzubauen. So war sie z.B. Mitte der Siebziger Jahre bei den SPÖ-Frauen so halb-aktiv, zu einer Zeit, wo gerade die Kampagne "Liebe statt Hiebe" am Programm stand und klebte sich noch den Sticker mitten auf die braune Ledertasche. Mit dieser Tasche kam sie dann z.B. nach Hause und schleuderte mich gegen die Türschnalle, weil ich vergaß, am Klo das Licht abzudrehen. Wenn das keine bewußte Tarnung ist, dann steh ich wohl irgendwie daneben.

Und als ich mich dann in der Sozialistischen Jugend engagierte, war sie in der Partei nicht mehr gesehen...

Alles liebe
Susi

[ 19.07.2002, 04:54: Beitrag editiert von: Häferl ]

 

jetzt trau ich mich kaum noch was zu sagen, da es schon ein ein Diskusionstread geworden ist, aber seis drum.
Ich persönlich mag eigendlich acuh eher geschichten, die ausschweifend sind, mich mitreißen und mich fesseln.
Dennoch finde ich, das diese Geschichte gerade durch die trockene und kalte Weise, wie sie erzählt wird, durch die ungesprochenen Worte zwischen den Zeilen spricht.
Das "Schweigen" in der Geschichte, sprich die von Dir unausgesprochenen Emotionen, schreien das Leiden der Tochter heraus.
Außerdem hat mich dieser Satz auch beeindruckt.

Sicher geht es ihr gut, denn sie hat ja zu essen und zu trinken. Kinder, denen es schlecht geht, hat sie ja schon einmal im Fernsehen gesehen, die waren dabei, zu verhungern und hatten Wasserbäuche
Das zeigt sehr deutlich, das die Tochter ein gefühlsmäßiges "Gutgehen" emotional nicht erläutern kan.
Für sie bedeutet, das es Ihr gut geht, das sie zu essen und zu trinken hat, und nicht, das sie geliebt wird.
Sie kann es nicht verbinden, weil sie es nicht kennt.
Von daher finde ich, das die Lage deutlich und klar geschildert wird.
Ok, das war es erst mal von mir.
Liebe grüße
Rub.

 

Hi Susi
Ich bin mir sicher, dass es Dir gelingen wird in Deinem Buch die Lösungswege aus dem Kindheitsdilemma heraus zu finden....Du bist mit jeder weiteren Geschichte auf einem guten Weg.
Spurensuche ist wichtig, und in jeder gestellten Frage liegt meißtens schon die Antwort verborgen.
Auch in jenen nüchternen Beschreibungen liegt oftmals der Weg in Richtung einer Lösung.
Der benannte Schmerz tut zwar weh, aber er schleift sich ab, und wird einordenbar, wenngleich er auch nicht in gänze verschwinden wird.
Auch die Angst, wenn ihre Ursache erstmal bekannt ist, nimmt ab.
Eigenes verhalten wird besser verständlich, da man plötzlich in der Lage ist, die richtigen Querverbindungen herzustellen.
Mir ist schon klar, dass das eine Lebensaufgabe für Dich sein wird, und deshalb werden Dich sowohl meine guten Wünsche, wie auch mein (auf deine Geschichten bezogen) aufmerksames Auge, und ein (hoffentlich) wacher Geist anteilig begleiten.

Lord

 

Hi Susi :)

Ich lese mich grade durch Deine Ana Irene Stories, ein "grosses gesamt" FB gibts per PN :)

In dieser Story habe ich folgende Sätze nicht versatnden:

Sie muß zwar schon ab der halben Strecke dringend, aber wegen dem Autobahnparkplatz läßt ihre Mutter sie nicht aus den Augen und unter diesen kann sie nicht. Womit sie den nächsten Grund für ein Geschrei liefert, denn Frau K. glaubt nun, Anna Irene habe sie pflanzen wollen.


Was meinst du mit "pflanzen wollen" ?

tschüü

jaddi

 

Hallo Jaddi!

Auch hier ein Danke fürs Lesen und Kommentieren! :)

Ja, würd ich den Satz in einer anderen Geschichte finden, würde ich ihn wohl auch anstreichen...:D
Wäre er so besser?:

"Sie muß zwar schon ab der halben Strecke dringend, aber wegen der angeblichen Gefahren auf Autobahnparkplätzen läßt ihre Mutter sie nicht aus den Augen. Und wenn diese zusieht, kann sie nicht."

"pflanzen" bedeutet soviel wie "jemanden zum Narren halten" ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Huhu Susi :)

Ja jetzt ist der Satz verständlich :)

Mach doch mal ein Glossar mit Ösi-Ausdrücken für verzweifelte Nicht-Ösis :D

Ich hab hier mindestens zehn Minuten rumgegrübelt was die Kleine pflanzen will...

Gute N8

*wink*

jaddi

 

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