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Serie Anna Irene schreibt brav Briefe (07)

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20.11.2001
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Anna Irene schreibt brav Briefe (07)

Erst wehrte sich Frau K. gegen die Anschaffung eines Telefones. Aber jetzt, wo schon fast alle Haushalte so ein Gerät haben, sogar schon ihre eigene Mutter, ließ sie sich doch von ihrem Lebensgefährten, dem „Onkel Joe", dazu überreden. Jetzt kann sie immer gleich, wenn sie sich über etwas ärgert, jemanden anrufen, dem sie dieses kundtut...

»Das ist doch nicht dein Ernst! Das ist doch jetzt alles schon gebucht! Wie kann dir denn so etwas einfallen?! Mein Gott, mein Gott, ...«, spricht sie entrüstet in den Hörer und legt auf. Sie überlegt, wie sie ihre Mutter doch noch umstimmen kann, den gemeinsam geplanten Urlaub zu finanzieren. Wenige Minuten später legt sie Anna Irene Zettel und Bleistift hin und spricht in befehlendem Ton: »Da, schreibst der Oma einen Brief, dabei übst du das Schreiben und die Oma freut sich! Schreibst ihn erst vor, und bevor du ihn schön und ohne Fehler schreibst, les ich ihn durch!«

Anna Irene sitzt vor einem weißen Blatt Papier mit grauen Linien. »Liebe Oma!« steht darauf. Sie hat keine Ahnung, was sie in einen Brief an die Oma schreiben soll, noch dazu in einen, den ihre Mutter liest. »Schreib ihr, wie es dir geht und ob es ihr gut geht«, lautet der weitere Auftrag. Sie beginnt nachzudenken, wie es ihr denn geht. Sicher geht es ihr gut, denn sie hat ja zu essen und zu trinken. Kinder, denen es schlecht geht, hat sie ja schon einmal im Fernsehen gesehen, die waren dabei, zu verhungern und hatten Wasserbäuche. Und so wie ihr, denkt sie, geht es vielen anderen auch, also wird das wohl normal sein. Sie schreibt »Mir geht es gut«, sitzt wieder da und weiß nicht weiter im Text. Was könnte die Oma interessieren?

»Schreib ihr von der Singschule, darüber freut sie sich!«, weiß Frau K.
»In der Singschule lernen wir gerade die Noten und zwei Lieder«, schreibt Anna Irene, dann findet sie, es ist genug und schreibt noch dazu »Wie geht es Dir? Bussi Deine Anna Irene«.
Dann wird der Text kontrolliert und Frau K. holt ein Briefpapier hervor, auf das Anna Irene nun den Brief sauber und gestochen schön schreiben soll, was ihr aber erst beim vierten Versuch gelingt. Dann wird er in ein Kuvert verpackt und Frau K. schreibt vor, was außen noch dazugeschrieben werden muß. »An Frau Professor …« kommt Anna Irene sehr seltsam vor, aber es wird schon stimmen so, wenn ihre Mutter das so sagt. Danach steckt Frau K. den Brief mit einem triumphierenden Lächeln in ihre Tasche.

Drei Tage später ist schon eine Antwort von Oma da. Auf einer Mecki-Karte und sie schreibt, daß sie diese so lustig fand, so habe sie diese für Anna Irene ausgesucht und ob sie diese denn auch so lustig findet. Sofort bekommt sie wieder Papier und Bleistift auf den Tisch gelegt. Diesmal weiß sie wenigstens, was sie schreiben soll, da ja eine Frage in dem Brief enthalten ist.

Schon nach wenigen Wochen empfindet sie das permanente Briefeschreiben als lästig und es macht ihr deshalb auch keinen Spaß. Sie würde gerne dann schreiben, wenn ihr etwas zu schreiben einfällt, stattdessen muß sie immer sofort antworten. Sonst wartet die Oma, und Frau K. möchte ihre Mutter friedlich gestimmt wissen. Sie möchte, daß diese doch noch den nächsten Urlaub bezahlt. Anna Irene erarbeitet den Urlaub mindestens einmal wöchentlich.

Schon auf der Hinfahrt nach Jugoslawien kommt es zu ersten Streitereien. Frau K. meint, daß Onkel Joe zu schnell fährt und wird hysterisch, was die Oma nicht aushält. Anna Irene bekommt Bauchschmerzen und kann von Linz bis Dubrovnik nicht aufs Klo gehen. Sie muß zwar schon ab der halben Strecke dringend, aber wegen der angeblichen Gefahren auf Autobahnparkplätzen läßt ihre Mutter sie nicht aus den Augen. Und wenn diese zusieht, kann sie nicht. Womit sie den nächsten Grund für ein Geschrei liefert, denn Frau K. glaubt nun, Anna Irene habe sie pflanzen wollen. Als sie das nächste Mal sagt, sie muß aufs Klo, bekommt sie die zornige Antwort: »Damit du dann wieder nicht gehst?! Wir fahren jetzt weiter, vorhin hättest du Gelegenheit gehabt!«
Onkel Joe bleibt nicht stehen, er widersetzt sich fast nie den Anordnungen von Frau K. und ein weiterer Streit läßt sich so ganz gut vermeiden…

In der Hälfte der zweiten von drei geplanten Wochen, kommt es schließlich zum endgültigen Krach zwischen der Mutter und der Oma. Diese beschließt, das ewige Gebrüll nicht mehr länger mitzumachen und reist mit dem Flugzeug ab, nachdem sie die Hotelrechnung der ganzen Familie für alle drei Wochen beglichen hat. Anna Irene sagt ihr noch heimlich, daß sie gern mit ihr abreisen würde, aber das hätte Frau K. ohnehin nicht zugelassen und bedarf daher keiner weiteren Diskussion. Anna Irene kann nicht flüchten, wie die Oma, ihr bleibt nichts anderes übrig, als die Urlaubslaune ihrer Mutter weiter mitzuerleben.

Zwei Tage später bekommt Anna Irene wieder einen Zettel, auf den sie "ein paar Zeilen an die Oma" vorschreiben soll, den sie anschließend auf eine Ansichtskarte übertragen muß:

»Liebe Oma!

Mir geht es gut. Das Wetter ist sehr schön.
Bist Du gut zu Hause angekommen?

Bussi
Anna Irene«

Das wird die Oma wieder positiv stimmen. Bis Weihnachten wird sie alles vergessen haben, wenn Frau K. mit ihren und Anna Irene´s Weihnachtswünschen kommt, die allesamt von der Oma finanziert werden.
Anna Irene schreibt brav Briefe.


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Susi P.

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Die nächste Anna Irene-Geschichte findest Du hier: Der Rorschach-Test, der Beginn von allem ist hier zu finden:
1. Februar 1965, eiskalt

 

Liest man den ersten Satz, weiß man, was kommen wird. Liest man die Überschrift, weiß man, was einen erwarten wird. Liest man den Rest, weiß man, alles schon gelesen: Frau K. ist böse durch und durch.

Was soll man da kritisieren? Die überflüssigen "Sternchen" am Schluß? Den Link, wie "alles" begann? Darf man da überhaupt was sagen?

Ratlosigkeit... Immer das gleiche Schema: Böse Frau K. Ratlosigkeit... Was soll man da denn kritisieren, ohne einem zu nahe zu treten? :confused:

Ratlosigkeit...

 

Tu Dir keinen Zwang an, Du darfst schon kritisieren und trittst mir dabei nicht zu nahe, sonst hätte ich es nicht gepostet. ;)

Gute Nacht!
Susi

 

Poncher, solche Kommentare kannst Du Dir ab jetzt sparen. Entweder, Du gibst eine Kritik ab, oder Du läßt es, ok?
Es fällt mir schwer, Dich mit solchen Meldungen weiterhin ernst zu nehmen.

 

hmmm, es ist offensichtlich ein thema das dir sehr viel bedeutet.

ich glaube das problem ist, dass wir uns in einer zeit befinden, in der es als nachteilig empfunden wird, wenn die kernaussage so vordergründig transportiert wird. man verlangt eine gewisse distanz, warum auch immer... eine "geschicktere" transportierung der aussage.

ich persönlich habe mir auf den ersten blick gedacht " aha, eh klar..." und "naiv...".

andererseits wird einem die situation und auch die gefühlslage schon spürbar vermittelt, und daswegen kann ich diesem "romantischen" erzählstil doch etwas abgewinnen.

vielleicht "verdient" das thema aber auch eine reffieniertere umsetzung, denn so hat man das gefühl dir bedeutet die sache mehr als der kleinen.

lg, schumpo.

 

Hi Susi,

leider muß ich Poncher zustimmen.
Wie bei allen deinen Frau K.-Geschichten fehlt mir ein wenig das Fingerspitzengefühl für die Gefühle des Mädchen, Emotionen allgemein und sie ist wieder sehr einseitig geschrieben.
So hinterläßt die Geschichte beim Leser absolut nichts. Sorry.

Gruß, Pandora

 

Hi Schumpo!

Danke für´s Lesen und Deine aufbauenden Worte!

Hi Pan!

"fehlt mir ein wenig das Fingerspitzengefühl für die Gefühle des Mädchen"
Wird wohl so sein.

Auch gibt es keine Frau K.-Geschichten, sondern nur Anna Irene-Geschichten.

"sie ist wieder sehr einseitig geschrieben."
Wo kommt diese neue Argument plötzlich her? Seit wann muß eine Geschichte beide Seiten beleuchten??? Schreibst Du jetzt Dein Wiedersehen um und betrachtest es von beiden Seiten???

"hinterläßt die Geschichte beim Leser absolut nichts."
Bei Dir.

Schumpo: "andererseits wird einem die situation und auch die gefühlslage schon spürbar vermittelt, und deswegen kann ich diesem "romantischen" erzählstil doch etwas abgewinnen."
Alles liebe
Susi

 

Susi,

bei Widersehen habe ich beide Personen dargestellt, falls du dich erinnerst.
Für mich sind es FrauK-Geschichten, da nur Frau K dargestellt wird. Der Charakter Anna-Irene ist überhaupt nicht ausgebaut, bei Frau K ist das wenigstens ansatzweise der Fall.

Schade, dass du auf meine Kritik so reagierst.

Nachtrag: Wurde in dieser Geschichte ein Posting von Poncher gelöscht oder warum hast du zweimal unterschiedlich auf Ponchers Kritik (die ich schon als Kritik ansehe) reagiert? :confused:

 

Pan, es geht nicht um Frau K., es geht um Anna Irene und das, was Frau K. mit ihr gemacht hat. Sie durfte damals keinen Charakter bilden, deshalb kann ich ihn auch nicht in der Geschichte "ausbauen". Sicher geht es dabei auch um den Charakter von Frau K., und wenn Du auch die anderen Geschichten genauer liest, wirst Du merken, daß in jeder Geschichte ein anderer Charakterzug von Frau K. aufgezeigt wird. Das ist für das Gesamte wichtig, schließlich geht es um das, wovon sich Anna Irene später befreien muß. Demnach geht es auch nicht um beide Seiten, weil es eben um Anna Irene geht und nicht um das Suchen nach Entschuldigungen für das Verhalten von Frau K., die wirst Du von mir nie hören.

Was meine Reaktion auf Ponchers Posting betrifft, war das erste eine Sofort-Reaktion, weil ich hoffte, daß er dann doch noch etwas schreibt, da er ja noch online war. Das zweite Posting ist dann die eigentliche Reaktion, da er ja nichts anderes mehr dazugeschrieben hat.
Auch, war es nicht zum ersten Mal, daß er solche Kommentare bei meinen Geschichten hinterläßt.
Er unterstellt mir, daß ich keine Kritik vertragen würde und versucht mich damit abzuqualifizieren und das lasse ich mir von niemandem gefallen, auch nicht von Poncher, weil es nicht stimmt und er immer nur mit der selben Behauptung kommt, auch schon im Chat, und Gegenargumente, sogar Beweise, sich bei ihm in Luft aufzulösen scheinen und er bei der nächsten Gelegenheit wieder mit dem selben Schmarrn daherkommt. Das wird allmählich fad...

Bei den anderen Anna Irene-Geschichten habe ich bisher durchwegs positive Kritiken, also macht es mir eigentlich auch nichts aus, daß Poncher so reagiert. Wie ich schonmal sagte, muß er sie ja nicht lesen, wenn er eh schon weiß, daß er nichts damit anfangen kann. Ich schreibe ja auch nicht unter alle SF-Geschichten, daß ich damit nichts anfange.

Außerdem klingt ja sein Beitrag auch nicht nach aufmerksamem Lesen, um überhaupt eine Kritik abgeben zu können, wenn er von Anfang, Überschrift und Ende spricht...

Liebe Grüße
Susi

[ 16.07.2002, 20:25: Beitrag editiert von: Häferl ]

 

Und drum bitte zurück zur Geschichte, das soll kein Poncher-Thread werden.

 

Poncher: ich weiß, ich bin wahrscheinlich die falsche für solche Worte...

lass es einfach gut sein, ist eh sinnlos.

Susi: sorry, aber das ist mir als Erklärung zu lasch.
Hab aber kein Bock jetzt großartig was dazu zuschreiben. Ich stehe zu meiner Kritik, daran konnte leider deine Antwort nichts ändern.

Gruß, Pan

P.S. Mit deinen Reaktionen auf die negativen Kritiken bestätigst du quasi selbst Ponchers Eindruck :rolleyes:

[ 16.07.2002, 22:49: Beitrag editiert von: Pandora ]

 

Liebe Susi,

ich bin immer wieder erstaunt, mit welch schlichten Sätzen es dir gelingt eine eindringliche Stimmung in deinen Geschichten entstehen zu lassen.
Du stellst "diese Person" einfach nur da und mir als Leser bleibt bezüglich Frau K. kein Raum, sie anders zu sehen als durch deine Augen.
Da gibt es kein Entrinnen, weil es ja auch deine Intention ist, den Leser mit geschärftem Blick auf die Mißstände, die "diese Person" entstehen läßt hinzuweisen.
So beeindruckend festgelegt du deine Protagonistin hast, so offen und freizügig kann ich als Leser das Mädchen Anna Irene mit meinen Eindrücken, Einsichten, Gefühlen belegen. Da läßt du mir als Leser allen nur erdenklichen Raum, mir diese Anna Irene vorzustellen, meine eigenen Erlebnisse mithinein zu geben, diesem geschundenen Mädchen Leben einzuhauchen. Das ist gut so. Auf diese schlichte Weise ziehst du den Leser in den Bann, er wird, ohne es vielleicht sofort zu bemerken, interaktiv. Er hat die Aufgabe Anna Irene Leben einzuhauchen mit Hilfe seiner Fantasie, seiner Lebenserfahrung oder besser gesagt, einer Mischung aus beidem.
Ich glaube, das macht die Lebendigkeit deiner Geschichten aus.

Folgendes hab ich jedoch noch konkret als Kritik anzumerken. Im zweiten Absatz führt "diese Person" ja das Telefonat. Wie ich dann erst aus dem Gesamtzusammenhang herauslesen kann, geht es in diesem Telefonat wohl darum, dass die Oma den Geldhahn zusperren will. Es wäre gut, wenn dies bereits in dem Telefonat oder als Bemerkung der Frau K. gleich danach auftaucht. Es hilft dem Leser mehr, eine Handlungsfortsetzung zu erkennen.

Ich finde auch, dass der Absatz, in dem alle in die Ferien fahren, etwas arg unvermittelt da steht,hab aber keinen konstruktiven Verbesserungsvorschlag für dich.

Liebe Grüße
elvira

[ 17.07.2002, 01:26: Beitrag editiert von: lakita ]

 

Ich finde, diese Geschichte handelt vom Tun unter Zwang; in diesem Beispiel ist es das Schreiben von Briefen, aber es könnte genauso gut vom Schuhbänder binden handeln oder vom Verbot, in der Nase zu bohren. Die Eltern handeln so, wie sie es selbst anerzogen bekommen haben, und das meist ohne zu hinterfragen, was bei dieser Art Erziehung herauskommt. Und so kommt es, wie es in dieser Geschichte kommen muß. Es läuft wie die Milch im Trichter unweigerlich auf den Ausguß zu, die Geschichte gipfelt in der einen letzten Aussage: Anna Irene schreibt brav Briefe.
Wie viele Anna Irenes oder Carl Gustavs braucht es, um eine Diktatur zu errichten?

 

Liebste Lakita!

Danke fürs Lesen und Deine konstruktive Kritik! Habe nach dem Telefongespräch noch einen Satz eingefügt, der das hoffentlich jetzt besser, also früher, erkennen läßt?

Hi Chancey!

Auch Dir ein Danke! Den zweiten Teil noch weiter auszubauen, nehme ich mal in mein Programm für die nächste Zeit auf, aber erst muß ich mich mal um meine Challenge-Geschichte weiter kümmern, sonst läuft mir dort die Zeit davon... ;)

Hi Norbert!

Dir ebenfalls meinen besten Dank fürs Lesen und Nachdenken über meine Geschichte.

Ich mußte jetzt eine Weile nachdenken, was ich dazu sage... Sicher werden Diktatoren auch so oder ähnlich gemacht, aber auch Gewaltverbrecher, Selbstmordattentäter, Selbstmörder, Drogen- und Alkoholsüchtige, usw.

Kinder, die so erzogen werden, machen innerlich zu, bauen sich eine Mauer und befolgen Befehle, die nichts mit ihnen selbst zu tun haben, ohne Widerspruch.

Zum Glück wirkt es sich aber nicht allzuoft so aus, daß gleich die Extremfälle der Fall sind. Da kann man noch von Glück reden, daß die Sucht und die Depression die häufigste Folge sind...

Aus dem Ganzen herausfinden kann man nur, wenn man sich dessen bewußt wird, auf welche Art die Gehirnwäsche mit einem stattgefunden hat, warum die Gefühle nicht so spielen, wie sie sollten oder warum man ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn die eigenen Gefühle andere sind, als die anerzogenen falschen Denkweisen.

Liebe Grüße
Susi

[ 17.07.2002, 05:03: Beitrag editiert von: Häferl ]

 

Hi Susi
Nun noch meine meinung zur neuen Anna -Irene geschichte.
Sie ist in routiniert-flüssigem Stil geschrieben, und leicht verständlich.
Lakita sagte schon, dass man hauptsächlich Frau K. mit Deinen Augen, d.h. mit den Augen der Erzählerin sieht...das geht auch schon aus den ersten Geschichten hervor und birgt nichts neues.
Interessant wäre es jetzt aber für mich zu erfahren was sich in der Folge der Ereignisse aktiv in Anna Irene als EIGENE MEINUNG dazu herausbildet, was sie im späteren Leben mal anders machen möchte, und vielleicht auch retrospektiv anderst macht, oder zumindest versucht.
DAS wäre wesentlich lesenswerter, und würde eine sinnvolle Weiterentwicklung über das bloße schuldzuweisungs beschreiben sein.
Das Frau K. böse ist wissen wir ja nun, dass sie sich nie mehr ändern wird auch, was aber, und nur das interessiert einen da, macht Anna Irene besser ? und anders als ihre Mutter?
Wo zeichnet sich die Lösung, bzw. das Ende des Kreislaufes ab?

Lord

 

Verehrter Lord,lieber Arvid,

was auch immer Susi drauf antworten wird, irgendwie fühle ich mich ebenso angesprochen, auch wenn du ja deine Wunschliste direkt der Autorin zugedacht hast.
Deine Aufforderung, auch darüber zu berichten, was das alles in Anna Irene bewirkt hat, ist sicherlich unterschreibenswert.
Ich wäre, wie du, sehr gespannt darauf, was die Autorin schreiben würde.
Dennoch klingt es mir ein wenig in deiner Kritik so heraus, als seien für dich die Anna Irene Geschichten langweilig geworden, weil sie immer dasselbe enthielten und hiergegen möchte ich etwas sagen:
Susi beleuchtet in jeder ihrer Geschichten einen neuen Aspekt an Widerlichkeiten dieser Frau K.
Selbstverständlich könnte man irgendwann sagen: es reicht, "diese Person" ist schlicht unerträglich schlecht und jede weitere Darstellung bringt nichts Neues an Erkenntnis.
Das wäre aber nur die rein oberflächliche Betrachtungsweise.
Diese Frau K. wird in sehr vielen Facetten ihrer ungehobelten, unfertigen, menschenverachtenden Art mit anderen Menschen umzugehen dargestellt.
Jeder ihrer Charakterfehler und menschlichen Unfertigkeiten führt bei Anna Irene zu einem bestimmten Verhalten, dringt auf individuelle Weise in die Sinne des Kindes ein, vergewaltigt es, mißhandelt es.
Es sind immer nur alltägliche, eigentlich eher fast erträgliche Dinge, die dem Kind passieren,wenn es denn die einzigen Fehler wären, die diese Frau K. beginge. Aber in ihrer Summe durchlöchern sie das Kind.
Jede einzelne erlittene Situation ist eine kleine Mißhandlung der Kinderseele.
Wie kann man da annehmen, dass dies jemals ein langweiliger Lesestoff wird?
Susi gibt mit ihren Geschichten Anschauungsunterricht darüber, was alles im elterlichen Verhalten zu Verletzungshandlungen beim Kind führen kann. Viele tausend Dinge sind dies, jedes einzelne ist eine kleine Mißhandlung an dem Kind, in der Summe ist es ein Verbrechen.

Susi vorzuhalten, sie solle sich nun endlich weiterentwickeln und sich schwerpunktmäßiger mit Anna Irene beschäftigen, käme mir so vor, als wolle ich als Strafverteidiger dem Staatsanwalt vorwurfsvoll vorhalten, er solle doch meinem Mandanten nicht alle 30 Einbruchsdiebstähle aufzählen und abstrafen wollen, sondern es würde ja reichen, wenn er lediglich drei davon näher behandelt und unter Strafantrag stellt.
Lieber Lord, ich weiß, dass es dir völlig fern lag, Susi's Geschichten herabzuwürdigen, du meinst es gut mit deinem Vorschlag.
Aber, um bei meinem Beispiel zu bleiben, Prävention gegen Straftaten hat absolut nichts damit zu tun, dass Täter abgeurteilt werden müssen.
Das liegt nebeneinander.
Wie du, wünsche ich Susi, dass es ihr bald ein Bedürfnis sein wird, Anna Irene in ihren Geschichten als Hauptfigur der Aktion darstellen zu wollen, und nicht mehr als Erleidende.
Aber ihre bisherigen Geschichten verlieren damit nicht eine Sekunde an Wert. Sie sind alle geeignet, die Sinne für all die widerlichen kleinen Verletzungshandlungen zu schärfen, die Kinder, aber auch Erwachsenen täglich widerfahren können, nur weil sie es mit völlig unfertigen Menschen zu tun haben.
Davon handeln Susi's Geschichten aus meiner Sicht.
Ich möchte keine einzige davon missen.

Gruß an alle

elvira

 

Hi,

wenn ich mich noch mal einmischen darf:

Susi gibt mit ihren Geschichten Anschauungsunterricht darüber, was alles im elterlichen Verhalten zu Verletzungshandlungen beim Kind führen kann.
Eben nicht. Und genau das meinte Lord Arion.
Den es gibt nur die Mißhandlungen, aber nie wird gezeigt, wie sehr das Kind leidet, wozu die Mißhandlungen führen.
Es sind immer nur Aufzählungen der bösen Taten, bei jeder Frau-K-Geschichte und in der Form hinterläßt sie nunmal nichts bei mir.

 

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