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Serie Anna Irene – Der Rorschachtest (08)

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20.11.2001
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Anna Irene – Der Rorschachtest (08)

„Ja, und was passiert da mit ihr?!“, fragt Frau K. noch besorgt in das Zimmer, aus dem sie gerade kommt. Anna Irene versteht die Antwort nicht und ihre Mutter schließt die Tür, hinter der sie mit der Fürsorgerin gesprochen hat. Anna Irene verläßt ihren Sitzplatz draußen am Gang, auf dem sie warten mußte, und kommt mit. Unterwegs spricht ihre Mutter keinen Ton mit ihr, sie sieht aus, als müsse sie über irgendetwas sehr angestrengt nachdenken, fast verzweifelt schon.
Zuhause angekommen herrscht ebenfalls noch Stille, worüber Anna Irene aber ganz froh ist, denn solange es still ist, wird nicht herumgeschrien. Sie fühlt sich dabei zwar auch nicht wohl, das ist sie aber gewöhnt, es ist normal für sie. Wohl fühlen ist ein ganz besonderer Zustand, den sie fast nur dann hat, wenn sie für wenige Stunden mit ihrem Onkel Joe zu dessen Eltern in den Garten fahren darf, nie jedoch, wenn sie in der Nähe ihrer Mutter oder zuhause in der Wohnung ist. Sie macht sich aber keine Gedanken darüber, ob dies nicht anders sein sollte, viel zu sehr ist sie damit beschäftigt, der Mutter möglichst alles so recht zu machen, daß sie vielleicht einen Tag lang wegen nichts schimpft und ihr körperlich nicht weh tut. Eigentlich ist das im Moment ihr primärer Lebensinhalt, der sämtliches Tun und Denken überlagert.

Und dann geschieht etwas Unerwartetes: Frau K. nimmt Papier und Wasserfarben, und fordert Anna Irene auf, sich mit ihr an den Tisch zu setzen (was sie sonst nie tut, außer zum Essen). Sie will, daß Anna Irene Farben auf das Papier tropft und es in der Mitte zusammenlegt, sodaß es einen spiegelgleichen Abdruck gibt. Das hat sie auch im Kindergarten bereits gemacht und ein leiser Anflug von Glücksgefühl kommt über sie, weil sie momentan glaubt, ihre Mutter nimmt sich ihretwegen Zeit für sie. Als sie das Bild fertig hat, kommt die Ernüchterung...

„Morgen müssen wir wo hingehen, da werden dir solche Bilder gezeigt und dann wirst du gefragt, was das auf dem Bild ist.“ Frau K. legt eine fordernde Schweigepause ein, Anna Irene überlegt kurz, was sie wohl hören will und fragt „Warum?“. „Weil jemand der Frau Halmerbauer erzählt hat, daß es dir bei mir nicht gut geht. Und wenn du das Falsche auf diesen Bildern siehst, dann stecken sie dich in ein Erziehungsheim, weil dein Vater nimmt dich sicher nicht, die haben schon genug mit drei Kindern,“ – triumphierend – „da hast DU keinen Platz mehr.“

Am nächsten Morgen klärt Frau K. Anna Irene noch genauer auf: „Du mußt schauen, daß du Tiere siehst. Die haben in den Bildern Tiere versteckt, die mußt du suchen, dann kann nichts passieren. Und laß dich nicht verwirren, wenn der, der das mit dir macht, dir etwas anderes sagen will, konzentriere dich nur auf die Tiere.“ Anna Irene ist froh über die Hilfe ihrer Mutter, denn Erziehungsheim muß etwas Schlimmes sein. Gerne will sie hier brav sein und ihrer Mutter folgen, aber um alles in der Welt nicht ins Erziehungsheim...

So läßt sie die Worte des Psychologen an sich vorübergehen, der meinte, er wolle sehen, ob es ihr gut geht und sie solle ihm einfach nur sagen, was ihr zu diesen Bildern einfällt, ganz egal, was das auch ist. Sie sucht Tiere und tut sich bei einigen Bildern ganz schön schwer damit. Aber sie will nicht ins Erziehungsheim kommen und findet mit Müh und Not Steinböcke, Schafe, Enten, Kühe und Hühner, das heißt, sie sucht nach Stellen, die eines dieser Tiere, die ihr einfallen, darstellen könnten.

Mit dem Gefühl, eine Prüfung bestanden zu haben, verläßt Anna Irene den Raum und ihre Mutter wird hereingebeten. Als sie wenige Minuten später wieder herauskommt und beide freundlich verabschiedet werden, ist Anna Irene nochmal überzeugt, alles richtig und zur Zufriedenheit aller gemacht zu haben.
Abends beim Einschlafen überlegt sie, wie lange es denn wohl her ist, daß sie, wie heute, nicht geschlagen, an den Haaren gerissen oder gegen die Badewanne gestoßen worden ist. Sie ist sehr zufrieden mit diesem Tag und hat wieder einmal das Gefühl, daß ihre Mutter sie doch mögen muß, sonst hätte sie ihr das mit den Tieren nicht verraten, um sie bei sich zu behalten.

Wenige Tage später liest Frau Halmerbauer von der Fürsorge den Bericht des Psychologen, in dem bescheinigt wird, daß Anna Irene ein völlig normales Mädchen mit einer gesunden, kindlichen Phantasie ist und keine Auffälligkeiten zu erkennen sind. Sie gibt das Papier in den Akt, schließt diesen und legt ihn mit den Worten „Gut, dann ist ja alles in Ordnung“ ab.

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Susi P.

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Wie alles begann, mit Anna Irene, könnt Ihr hier nachlesen: 1. Februar 1965, eiskalt

Die nächste Geschichte: Der Furz des Anstoßes

 

Ja, so funktioniert das mit den vielen toll entwickelten Tests. Und so lange das Kind nicht redet, können sich Außenstende den Mund quasslig reden. Eine erschütternde Tatsache, die leider viel zu sehr vernachlässigt wird.

Vielleicht ist es, weil ich die anderen ANna-Irene-Geschichten schon kenne, aber irgendwie habe ich das Gefühl, du hast hier mehr erklärt und auf Tatsachen, die du schon erwähnt hast zurückgegriffen. Als alleinstehende Geschichte betrachtet, muss es wahrscheinlich so sein, ansonsten sind manche Stellen fast überflüssig und stören ein bisschen beim Lesen.

z.B.:
"Wohl fühlen ist ein ganz besonderer Zustand, den sie fast nur dann hat, wenn sie für wenige Stunden mit ihrem Onkel Joe zu dessen Eltern in den Garten fahren darf, nie jedoch, wenn sie in der Nähe ihrer Mutter oder zuhause in der Wohnung ist. "

Wieder eine frappierende Geschichte!

Liebe Grüße
Babs

 

Hi Babs!

Danke, daß Du auch diese Geschichte gelesen hast! Mit Deinem Kommentar zu den Tests hast Du auch wieder den Blick in die richtige Richtung! Auch das heutzutage mehr verwendete "Familienbrett" birgt seine Tücken, wenn das Kind darauf "vorbereitet" wurde...

Da ich diese Geschichten auch einzeln lesbar schreiben will, eben als Kurzgeschichten und nicht als Serie, ist es stellenweise leider nicht zu vermeiden, etwas kurz zu erklären, was jemand, der alle Geschichten von Anfang an liest, schon weiß. Ich hoffe, es stört nicht allzusehr?

Alles liebe
Susi

 

Liebe Susi!

Als eigenständige Geschichte wohl gar nicht.
Bitte schreib mir mal per PM was das Familienbrett ist. Das kenn ich nicht, aber es würde mich interessieren.

Danke
Babs

 

Hi ProgMan!

Danke fürs Lesen und Deine Stellungnahme bzw. Dein Lob! :)

Alles, was ich dazu noch sagen kann, ist, daß Du recht hast mit dem, was Du hier schreibst... ;)

Alles liebe
Susi

 

Hallo Susi,

ich hab jetzt ein paar Anna Irene-Geschichten hintereinander gelesen und muss gestehen, dass sie mich etwas (oder eher ziemlich) deprimiert zurücklassen. Diese hier hat mich vielleicht am stärksten berührt. :sad:

Wohl fühlen ist ein ganz besonderer Zustand, den sie fast nur dann hat, wenn sie für wenige Stunden...
Traurig. Schlimm. Genauso wie die Ernüchterung, als Anna Irene feststellen muss, dass sich ihre Mutter nicht wirklich Zeit für sie nimmt. Oder wenn man froh über die Stille ist, weil dann wenigstens nicht geschrien wird. Und die seltenen Tage, an denen man nicht an den Haaren gerissen oder irgendwo dagegen gestossen wird... Oje.

Ich hoffe inständig, dass irgendwann auch mal ein (kleines) Happy End kommt. Ich gönn es Anna Irene. Wirklich. Wenn ich aber bedenke, was ihre schönsten Erlebnisse sind ...

Es fällt mir fast schwer, aber ein paar sprachliche Sachen sind mir noch aufgefallen:

das ist sie aber gewöhnt
das ist sie aber gewohnt ODER: sie ist daran gewöhnt
Sie macht sich aber keine Gedanken darüber, ob dies nicht anders sein sollte, viel zu sehr ist sie damit beschäftigt, der Mutter möglichst alles so recht zu machen, daß sie vielleicht einen Tag lang wegen nichts schimpft und ihr körperlich nicht weh tut.
Der Satz erscheint mir ein bisschen lang. Vorschlag:
"...ob dies nicht anders sein sollte. (ODER ; ) Viel zu sehr..."
So läßt sie die Worte des Psychologen an sich vorübergehen
...über sich ergehen...

Vielleicht sind meine Anregungen hilfreich.

Viele Grüße

Christian

 

Hallo Christian!

Danke Dir fürs Lesen, Deine mitfühlenden Worte und Deine Verbesserungsvorschläge! Werde sie in den nächsten Tagen korrigieren. ;) - Nur ist für mich ein "über sich ergehen lassen" etwas anderes als ein "an sich vorübergehen lassen", bei letzterem kommt gar nichts des Gesagten an. Ja, sind möglicherweise selbstgeschaffene Begriffe, da die deutsche Sprache so Feinheiten ja nicht unterscheidet, es für mich aber einen Unterschied macht - kann ich verstehn, wenn das schwer nachvollziehbar ist... ;)

Alles liebe
Susi

 

Tag Susi!
Ich komme mir fast wie ein Grabschänder vor, diese alte Geschichte auszubuddeln... :)

Wie die meisten Anna-Geschichten ist sie flüssig geschrieben und hinterlässt einen sehr fahlen Nachgeschmack. Lese ich zB eine Vampir-Geschichte, denke ich nach der Lektüre: "Nett, wenngleich realitätsfremd."
Das ist hier natürlich nicht der Fall.

Der letzte Absatz fährt besonders stark ein: Dem Amt ist Genüge getan, der Bericht wird abgeheftet und geschlossen. Fall erledigt.

Ehrlich: Ich würde mich wie viele hier freuen, mal einen "Sammelband" mit diesen Geschichten lesen zu können. Wobei die Frage ist, wie man dies alles verknüpfen könnte: Als lose Episoden-Kollektion oder als ganzen Roman? Einerlei: Das ist jene seltene Art Gegenwartsliteratur, die mich fasziniert.

 
Zuletzt bearbeitet:

Tag auch

Ich kenne einige Anna Irene Geschichten, nicht alle wohlgemerkt, aber denen bedarf es ja nicht, da es sich nicht um eine Serie, sondern um Episoden handelt.
Ich finde diese Geschichte absolut innovationslos und stilistisch schwach. Das Einzige, was ich ihr positiv entnehmen konnte war zum Einen, dass ein Rorschachtest drin vorkam und das sie ein Ende hatte. Potential des Ersteren wurde nicht ausgenutzt, aber nun zu der Grundthematik.
Das wirklich störende an allen Anna Irene Geschichten ist der penetrante Versuch Mitleid beim Leser zu erzeugen. Wohlgemerkt: Es handelt sich um ein geschändetes Kind, das ist eine sehr tragische Thematik. Aber dort wo die Geschichte ihr meistes Potential besitzt (Rorschachtest), wo man beschreiben könnte, was wirklich im Kopf des Kindes vorgeht, um die tatsächliche Stimmung rüberzubringen und antithetisch mit den Tier-Aussagen zu setzen verschwindet der Plot. Zwei Sätze über das was sie sagt, und die Tatsache, dass sie sich offensichtlich keine Tiere vorstellen kann. Das macht noch lange keinen Charakter.
Es gibt drei Sachen, die deine Geschichte macht:
Zum einen Beschreiben, was gerade passiert, zum anderen, wie schlecht Frau K das Kind behandelt und dann noch, wie naiv und unschuldig das arme, arme Kind ist. So. Das mag jetzt negativ klingen ist aber nur im Bezug auf die Geschichte gemeint. Es ist nicht, dass ich Kindesmisshandlung nicht ächten würde, sowie ich jede andere Misshandlung auch ächten würde. Ganz im Gegenteil.
Aber dein Text (übrigens sehe ich das bei allen Anna Irene Geschichten, die ich kenne, so) ist in meinen Augen keine Literatur, sondern nur ein Stück subjektiver Einfluss, und mich wundert, dass dich, Rainer, nicht stört, dass dem Leser kein Raum gelassen wird, sich eine eigene Meinung zu bilden. (Warum sollte mich irgend etwas an dem Text ansprechen, wenn ich sogar auf emotionaler Ebene ausgesperrt werde?) Gut wäre ein Text bei dem du es schaffst, zu berichten ohne zu werten und den Leser am Ende trotzdem Dinge fühlen zu lassen.
Mein Votum: Eine Geschichte die charakterlos, emotionslos und viel zu kurz dort ausgeführt, wo es mal um echte Handlung geht ist.
Ich habe kein Mitleid mit Anna Irene, wenn das auf solch plumper Weise rübergebracht und so wenig reflektiert wird, wie auf einem weißen Stück Papier. Und mehr als ein beschriebenes Stück Papier sehe ich in diesem "Werk" ebenfalls nicht. Es kommt so rüber, als ob du versuchen würdest in jedem Satz, noch einen draufzusetzen, auf das mitleidvolle Leben der Anna Irene. Bei Wunsch zitiere ich dir gerne alle Stellen heraus, aber da ich mir denke, dass du das leicht selbst sehen kannst, mache ich mir die Mühe nicht.
Denk mal drüber anch. Wenn deine Geschichte Tiefe haben soll, dann gibt es noch vielerlei Wege, diese zu erreichen.

 

Aber dein Text [...] ist in meinen Augen keine Literatur, sondern nur ein Stück subjektiver Einfluss, und mich wundert, dass dich, Rainer, nicht stört, dass dem Leser kein Raum gelassen wird, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Nun, der Begriff "Literatur" schließt erzählerisch gefärbte Autobiografien wie diese hier bekanntlich nicht aus. Dass aber andererseits die Sprache und die Fiktion, also das, was die Literatur im Wesentlichen eigentlich auszeichnet, in solchen Fällen zwangsläufig zum größten Teil auf der Strecke bleiben, liegt in der Sache der Natur: Weder Ästhetik noch Fiktion werden per se beabsichtigt, sondern vielmehr so weit wie möglich ausgesperrt. So ähneln die vielen Anna-Irene-Episoden bisher ganz von selbst mehr (entsprechend subjektiv durchdrungenen) Erlebnisberichten als Geschichten, die in erster Linie lediglich unterhalten wollen. Erwartungen außerhalb des rein nacherzählenden Rahmens werden also nicht erfüllt (und damit enttäuscht).

Jetzt könnte man vielleicht noch die Frage stellen, was die Autorin dem Leser schuldig sein sollte. Denn unbestreitbar ist wohl, dass sie ihm erzählerische Ausgeglichenheit und eine mehr künstlerisch orientierte Ambition nicht liefern kann. Kunst verkommt hier zur bloßen Mitteilung, der (enge) Fokus der Episoden bleibt auf Anna Irene fixiert - eine Art öffentliches Tagebuch also.
Anhand der ungewöhnlich tragischen, objektiv nachvollziehbaren Erlebnisse, die in den A.I.-Episoden zuverlässig geschildert werden, vermögen diese das Fehlen der oben genannten Auszeichnungen noch weitgehend zu kompensieren - das merkt man den beigetragenen Kommentaren an. Der Inhalt verlangt hier nach ausdrücklich mehr Aufmerksamkeit als die Form, die diesen beherbergt. So wird das eine in den Schatten des anderen gestellt - nicht unbedingt zum Gefallen eines jeden Lesers.
Verkommt hier also die literarische Form zum substanzlosen Deckmantel des dahinterstehenden Inhalts? Lediglich dazu da, bestimmte Botschaften (vor allem das Wesen von A.I.s Mutter) an den Leser zu richten und zu transportieren? Wird hier die Form nur eher "umständehalber" missbraucht, nur, weil es sich für diesen Zweck eben naheliegenderweise gerade anbietet?

Diese Fragen lasse ich jetzt aber mal besser offen, damit ich von der Autorin nicht wieder angeklagt werde, dass ich mich angeblich selbst "so gerne reden höre"...

 
Zuletzt bearbeitet:

Hehe, ja stimmt, schon. Die ewige Frage, was Literatur ist. Ich hab da wohl stark überzeichnet, weil mich diese Art der Darstellung nicht nur nicht anspricht, sondern ärgert. Besonders wenn man so heikle Themen wie Kindesmisshandlung zur Diskussion bringt, ist man der Thematik etwas schuldig. Wie ich bereits sagte fehlt hier sämtliche Reflektion und Freiheit der Emotionen. Es genügt nicht, zu sagen, "das arme, arme Kind es wird ja so schlimm behandelt" (die letztendlich einzigste Aussage des Textes). Man muss auch nach den Ursachen und Umständen fragen. Ausblicke lassen, Perspektiven, Initiative. Aber was heißt "man muss". Natürlich gibt es keine Richtlinien. So wie ist, ist es , wie du bereits sagst, Erlebnisbericht, Biographie. Das ist keine Literatur. Wenn die einzige Intention des Textes ist, den Leser zum Bedauern der Protagonistin (wenn man sie überhaupt so nennen kann) zu bringen, finde ich das arm. Ist natürlich nur meine persönliche Meinung. Auch wenn ich sie mit einigen teile.

P.S.:

Wird hier die Form nur eher "umständehalber" missbraucht, nur, weil es sich für diesen Zweck eben naheliegenderweise gerade anbietet?
Übrigens ein schöner Satz mit innerem Sarkasmus.

P.S.2:

Was deiner Geschichte die gesamte Realität entfremdet ist die märchenhafte Stereotypisierung der beiden Charaktere.
böse-gut
Planung der Misshandlung- Naivität
übergeordnet-unterworfen
Und weil das nicht genügt, müssen nicht nur entsprechende Formulierungen, sondern auch Formatierungen und Regieanweisungen wie diese her

triumphierend – „da hast DU keinen Platz mehr.“
(seltsam, dass sie nicht wirklich fett geschrieben sind) Woher kenne ich das nur. Ahja...Aschenputtel, die hat auch immer nur ins Klo gegriffen und wurde von ihrer (Stief)Mutter ausgelacht und gedemütigt.

 

Geschrieben von Frederik
Besonders wenn man so heikle Themen wie Kindesmisshandlung zur Diskussion bringt, ist man der Thematik etwas schuldig ... Man muss auch nach den Ursachen und Umständen fragen. Ausblicke lassen, Perspektiven, Initiative. Aber was heißt "man muss". Natürlich gibt es keine Richtlinien. So wie ist, ist es , wie du bereits sagst, Erlebnisbericht, Biographie...Ist natürlich nur meine persönliche Meinung.

In einer Biographie ist "man" der Thematik nichts schuldig. Ursachen und Umstände kann nur eine Gesamtbiographie beleuchten, nicht eine einzelne Episode. Ausblicke, Perspektiven können sich – in einer Gesamtbiographie, nicht in jeder einzelnen Episode – nur auf die Zukunft beziehen, nicht auf das Geschehene. Das Geschehene ist geschehen.

Übrigens ein schöner Satz mit innerem Sarkasmus.
Das ist dein tiefer Griff ins Klo, der zeigt, um was es dir eigentlich geht. Hoffentlich hast du vorher gut gespült.

 
Zuletzt bearbeitet:

Du wirst mir aber sicherlich Recht geben, wenn ich sage, dass eine Biographie nicht wirklich etwas mit einer Kurzgeschichte gemein hat (bisher war, soviel ich weiß, auch nicht die Rede von Biographie, man korrigiere mich, falls ich mich irre), oder? Wäre freundlich wenn du außer auf meine bewusst explizite Ausdrucksweise, auch auf meine Vorwürfe an den Text
eingehst.

P.S.: Worum geht es mir denn eigentlich?

 

@ Frederik und Die Philosophische Ratte:

sorry, aber mir reicht's!
Ich habe eine Weile drüber nachgedacht, ob es mehr Sinn macht, euch via PM anzuschreiben, aber seit ein paar Tagen habt ihr beide eine offizielle für viele Leser/User keineswegs klare neue Aufgabe als Teilnehmer des sog. Kritikerkreises eingenommen und von daher denke ich, dass ihr beide auch öffentlich eure Rüffel von mir bekommen sollt.

Ich erwarte zunächst einmal vom Team des Kritikerkreises, dass er nicht im Rudel über einen Autoren herfällt, aber gewiß wird euch der Zufall in die Hände gespielt haben, hier nun zu zweit aufgetreten zu sein und sich berufen gefühlt zu haben, etwas zu Häferls Geschichte zu sagen.

Für die Zukunft würde ich es daher begrüßen, wenn der Kritikerkreis im Team vorab bespricht und zwar bitteschön untereinander unöffentlich, was man für eine Meinung zu einer bestimmten Geschichte vertreten möchte und dann reicht es gewiß, wenn EINER es dem Autoren schreibt und nicht gleich mehrere.
Das letztere ist für meine Begriffe nicht nur eine unnötige Verschwendung von Zeit, die für andere Kritiken zu anderen Geschichten genutzt werden könnte, sondern wirkt auf mich auch noch höchst unpassend, da mir als Autor der Eindruck vermittelt würde, ich sollte mir schon recht gut überlegen, ob ich gegen eine solche Allmacht von Aufgebot an gegen mich stehenden Meinungen antreten möchte. Solche Bandenwirtschaft habt ihr nicht nötig. :D

Nun denn, dies vorweg und für meine hochgeschätzte Freundin Susi, die hier kaum in der Lage sein wird, neutral zu bleiben, ob der Vorwürfe die man ihr entgegenschleudert und vor allen Dingen auch für mich als Kritikerin, die hier ja auch gehörig ihr Fett abbekam und vielleicht auch für alle hier,die sich zur schweigenden Mehrheit zählen und insgeheim denken, dass ich richtig liege in meiner Meinung, möchte ich nachfolgend das aufzeigen, was mir gehörig gegen den Strich geht.

Ich möchte zunächst einmal mit deiner Kritik anfangen, Die Philosophische Ratte, weil sie mich weniger Zeit kostet:

was mich in letzter Zeit erstaunt, ist, mit welcher hochgestelzten, abgehobenen Formulierungskunst du dich deiner neuesten Kritiken und sonstigen Äußerungen hier auf KG befleissigst.
Ich kann es auch anders sagen: du warst mal schlichter und vor allen Dingen wesentlich klarer in deiner Aussage und damit keineswegs schlechter.
Nun zähle ich mich arroganterweise nicht zu den Oberdummchen und wenn ich, die ich werktäglich komplizierte Sachverhalte und Texte zu lesen und zu begreifen habe mich in meiner Freizeit auf KG begebe, dann habe ich etwas dagegen, wenn mich derlei Texte bis hierhin verfolgen.
Wenn ich etwas zweimal durchlesen muß, um es zu verstehen, dann hat der Verursacher dieses Textes schlicht sich zu kompliziert ausgedrückt! Nicht ich bin hier die Doofe, sondern du mein lieber Thomas, wenn du glaubst, irgendwen mit deinen verschachtelt komplizierten Gedankengängen erreichen zu können. (Gewiß, einige seltene Exemplare der Spezies wird es sicherlich geben.)
Da du aber als Teammitglied des sog. Kritikerkreises nicht mehr das Recht hast, schlicht in Einsamkeit und Unverstandenheit vor dich hin zu vegetieren, erbitte ich von dir in Zukunft Mäßigung in der Art der Formulierung.
Schreibe so, dass dich deine Putzfrau, so du eine hättest, verstehen könnte und schreibe bitte nicht, als gäbe es hier nur Professoren. Darin zeigt sich für mich die Stärke eines wirklich Wissenden, dass er es auch schafft mit seinen Worten und Gedanken alle zu erreichen.
So ganz nebenbei dürfte dann auch noch der völlig unpassende anmaßende und dümmlich arrogante Stil deiner Ausdrucksform damit mit über den Jordan gehen, denke ich, deswegen möchte ich hierauf auch nicht weiter herumreiten.


Dann zu dir Frederik:

Deine Kritik an Häferls Geschichte enthält zu einem großen Teil vernünftige, sachliche und gut nachvollziehare Argumente und Hinweise und das schätze ich sehr an dir, dass du dazu in der Lage bist.
Allerdings gehen dir hier zusätzlich noch gehörig die Pferde durch, so dass ich mich am Ende deiner Statements gefragt habe, was denn Häferl jetzt verbrochen hat, dass sie eines derartigen tiefschlagenden Angriffes würdig war.

Ich erlaube mir, dasjenige zu zitieren, was mir letztendlich völlig quer lag, weil inhaltlich dummbatzig:

Das wirklich störende an allen Anna Irene Geschichten ist der penetrante Versuch Mitleid beim Leser zu erzeugen.
Aber dein Text (übrigens sehe ich das bei allen Anna Irene Geschichten, die ich kenne, so) ist in meinen Augen keine Literatur, sondern nur ein Stück subjektiver Einfluss, und mich wundert, dass dich, Rainer, nicht stört, dass dem Leser kein Raum gelassen wird, sich eine eigene Meinung zu bilden. (Warum sollte mich irgend etwas an dem Text ansprechen, wenn ich sogar auf emotionaler Ebene ausgesperrt werde?)

Auch du gehörst, wenn ich mich nicht täusche, zum Team des Kritikerkreises, womit du mit deiner geschätzten Meinung ab sofort im Rampenlicht stehst.
Ich hoffe, dir ist daher klar, dass deine Kritiken, wie diejenigen der gesamten Kritikerkreismannschaft große Beachtung finden, sollen sie doch, so denke ich, ist euer Anspruch, vorbildlich und beispielhaft aufzeigen, wie man es richtig machen soll.

Nun denn, vielleicht ist dies hier nur ein Ausrutscher, wenn auch ein bedauerlicher, weil er großen Schaden anrichtet. Du stiehlst mir nämlich meine knappe Zeit, lieber Frederik, weil ich hier nun sitze und eine Kritik der Kritik schreibe!

Deine Meinung, Häferl würde mit dieser Geschichte nur auf Mitleiderheischen aus sein, was du ihr gleich völlig ungefragt für alle anderen Geschichten, die du von ihr gelesen hast, mitbescheinigst. (denk mal nach wozu du diesen missionarischen Charakter an den Tag legen mußtest?)würde auf die Spitze getrieben und von mir aus sogar unterstellt es sein wahr, dazu führen, dass wir die Foren: Humor, Satire, Spannung und Horror auf der Stelle abschaffen müßten, denn in all diesen Foren geht es den Geschichtenschreibern völlig platt und plump um das Erheischen eines bestimmten Gefühls!
Ich erspare dir hier die Aufzählung.
Also prüfe zunächst einmal deine eigene Gesinnung, bleibe bei dir, denn deine Meinung darfst du ja gerne kundtun und ebenso auch erklären, jedoch bedenke, als Kritikerkreismitglied bist du nicht mehr in der Lage unüberlegt zu handeln!!!
Genau das unterstell ich dir hier.
Was veranlaßt dich so intolerant gegenüber den Anna-Irene-Geschichten zu sein?
Wenn sie dir nicht gefallen, hat dich je jemals jemand gezwungen, sie zu lesen, sie zu kritisieren oder werden sie dir zur Strafe nachts vorgelesen von San? :D
Also, lieber Frederik übe dich doch bitte in Gleichmut genau denjenigen Geschichten gegenüber, die dir mißhagen. Bitte verallgemeinere nicht, sondern bleibe bei dir.

Des weiteren habe ich aber auch ein persönliches Hühnchen mit dir zu rupfen, denn(siehe das zweite Zitat) was erlaubst du dir eigentlich, über mich als Kritikerin gleich mit zu entscheiden, was für mich gut ist und was nicht? Weshalb greifst du Rainer an, womit du auch selbstverständlich inzidenter mich und all die anderen Kritiker angegriffen hast und fragst provokant, was ihn veranlaßt so etwas Unliterarisches zu sich zu nehmen?
Du läufst höchste Gefahr mitsamt deinen Mitstreitern im Kritikerkreis mißverstanden zu werden. Soll ich demnächst nur noch das kritisieren, was du zuvor als Literatur eingestuft und für ansonsten auch noch in Ordnung befunden hast? Mitnichten, das wissen wir beide und ich unterlasse es jetzt auch tunlichst weiterhin dich mit meinem beissendem Sarkasmus zu malträtieren, diese eine Spitze schien mir allerdings wenigstens erlaubt.

Lieber Frederik, ich habe dich, sowie auch Thomas bislang als äußerst kluge Köpfe kennen und schätzen gelernt und bin daher um so verwunderter, solch Unausgereiftes von euch beiden zu lesen.
Ich denke, der Kritikerkreis ist noch in der Findungsphase und Fehler werden überall begangen, von daher und weil ihr beide halt brillante Denker seid, sehe ich es so, dass dies hier nur eine einmalige Tat war, die keine Nachfolger haben wird.
Für mich ist diese Sache hiermit dann auch schon erledigt und ich darf euch bitten, sich jetzt nicht mit Gebrüll in eine große Rechtfertigungsschau zu werfen, ich gedenke nicht, hier den Gegenpart zu übernehmen.
Ich habe meine persönliche Meinung nunmehr kundgetan, wenn ich Pech habe wird es eh wegen komplettem Offtopic in Windeseile gelöscht werden und ich kann nur hoffen, dass ihr beide es vorher noch wenigstens habt lesen können.

Ich schätze euch beide sehr, bitte vergeßt das nicht und ich freue mich in Zukunft von euch wieder diejenigen hervorragenden Beiträge lesen zu können, wie ich sie gewohnt bin. In dieser Hinsicht bin ich ziemlich altbacken und tradtionsbewußt. :)

Lieben Gruß,an alle, aber besonders an Susi, die wahrscheinlich jetzt gehöriges Herzklopfen hat, weil sie das Schlimmste befürchtet

:kuss:

elvira

 

Lieber Rainer!

Danke fürs Ausbuddeln und kommentieren! :)
Und nein, Du bist kein Grabschänder, sie war ja lebendig begraben…;)

Der letzte Absatz fährt besonders stark ein: Dem Amt ist Genüge getan, der Bericht wird abgeheftet und geschlossen. Fall erledigt.
Schön, daß Du diesen Kritikpunkt herausstellst – er trifft ja heute noch genauso zu wie damals: Sie handeln alle nur nach Regeln.
Nur das Angebot an Tests ist heute vielfältiger geworden – aber eines haben sie alle gemeinsam: Sobald der Erziehende nur den Hauch von Ahnung hat, worauf es bei dem Test ankommt, kann (und in den meisten Fällen wird) er das Kind beeinflussen…

Das ist jene seltene Art Gegenwartsliteratur, die mich fasziniert.
Das baut auf, danke. :)

Hallo Frederik, liebe Philo-Ratte!

Danke auch Euch beiden fürs Lesen – irgendwie komm ich mir jetzt vor, als wäre ich zu einer Außenstelle des Kritikerkreises geworden…:lol:
…aber nach kurzem Überlegen komm ich dann drauf: Nein, das kanns nicht sein, sonst hätte Ratte seine Meinung nicht als absolut hingestellt, sondern Ihr hättet mir Verbesserungsvorschläge gemacht, gell?

Ich kenne einige Anna Irene Geschichten, nicht alle wohlgemerkt, aber denen bedarf es ja nicht, da es sich nicht um eine Serie, sondern um Episoden handelt.
– Sowohl als auch. Es sind einzelne Episoden, in denen jeweils ein Thema dargestellt wird, die aber im Gesamten auch noch übergeordnete Aussagen (die nicht unbedingt ausgesprochen werden müssen, um solche zu sein) beinhalten, bzw. beinhalten werden, denn alle sind ja noch lange nicht geschrieben.
Gerade, daß sie einzeln lesbar sein sollen, war eine der schwierigsten Aufgaben, vor die ich mich von Beginn an gestellt habe – und das war lange bevor über die Serienreform überhaupt nachgedacht wurde. Mag sein, daß mir das nicht bei jeder einzelnen wirklich gelungen ist, Verbesserungsvorschläge nehme ich gerne.

Ich finde diese Geschichte absolut innovationslos und stilistisch schwach. Das Einzige, was ich ihr positiv entnehmen konnte war zum Einen, dass ein Rorschachtest drin vorkam und das sie ein Ende hatte.
– Dann gefällt Dir mein Stil vermutlich allgemein nicht, aber das muß er ja auch nicht. Geschmäcker sind eben verschieden – zum Glück. ;)

dort wo die Geschichte ihr meistes Potential besitzt (Rorschachtest), wo man beschreiben könnte, was wirklich im Kopf des Kindes vorgeht, um die tatsächliche Stimmung rüberzubringen und antithetisch mit den Tier-Aussagen zu setzen verschwindet der Plot. Zwei Sätze über das was sie sagt, und die Tatsache, dass sie sich offensichtlich keine Tiere vorstellen kann. Das macht noch lange keinen Charakter.
– Ich weiß nicht, welche Stimmung Du erwartest – wenn schon, dann wäre es Leere einerseits, Angst, eine falsche Antwort zu geben, andererseits. Ich laß mir mal durch den Kopf gehen, da was nachzubessern.

Allerdings verstehe ich dann nicht, wie Du zu Rainer sagen kannst:

nur ein Stück subjektiver Einfluss, und mich wundert, dass dich, Rainer, nicht stört, dass dem Leser kein Raum gelassen wird, sich eine eigene Meinung zu bilden.
Ich dachte eigentlich, sowas wäre eher der Fall, wenn zu viele der Empfindungen vorgekaut werden. Da Du aber vorhin gerade das Gegenteil gesagt hast, weiß ich jetzt gar nicht, was Du eigentlich wirklich meinst…

Gut wäre ein Text bei dem du es schaffst, zu berichten ohne zu werten und den Leser am Ende trotzdem Dinge fühlen zu lassen.
Eben das versuch ich ja, annähernd hinzubringen. Und bei einigen meiner Anna Irene-Geschichten ist mir das ja offenbar auch gelungen, wie die Kommentare zeigen. Daß es bei dieser hier nicht so gut geklappt haben dürfte, war mir mehr oder weniger bewußt, da die Anzahl der ausgesprochenen Meinungen unterm Durchschnitt liegt. Aber außer, daß ich vielleicht noch ein bisschen an der oben erwähnten Stimmung basteln werde, werd ich hier nicht mehr viel ändern, sondern versuchen, Ratschläge der Kritiker beim Schreiben der neuen Teile umzusetzen, da ich mit den neuen Folgen nicht vorankomme, wenn ich bei den alten hier kleben bleibe.

… erzählerisch gefärbte Autobiografien wie diese hier bekanntlich nicht aus. Dass aber andererseits die Sprache und die Fiktion, also das, was die Literatur im Wesentlichen eigentlich auszeichnet, in solchen Fällen zwangsläufig zum größten Teil auf der Strecke bleiben, liegt in der Sache der Natur: Weder Ästhetik noch Fiktion werden per se beabsichtigt, sondern vielmehr so weit wie möglich ausgesperrt. So ähneln die vielen Anna-Irene-Episoden bisher ganz von selbst mehr (entsprechend subjektiv durchdrungenen) Erlebnisberichten als Geschichten, die in erster Linie lediglich unterhalten wollen. Erwartungen außerhalb des rein nacherzählenden Rahmens werden also nicht erfüllt (und damit enttäuscht).
Siehe dazu bitte meinen Vergleich weiter unten.

Diese Fragen lasse ich jetzt aber mal besser offen, damit ich von der Autorin nicht wieder angeklagt werde, dass ich mich angeblich selbst "so gerne reden höre"...
Gut, daß wir nicht nachtragend sind, gell?
Meine Feststellung im betreffenden Thread bezog sich auf Dein Nicht-Eingehen auf das von mir Gesagte und hat wohl mit meiner Geschichte hier wenig zu tun, oder?

In besagtem Thread geht es unter anderem darum, neue Formen der Literatur zu finden. Wenn Du meinst, diese paßt in keins der Dir bekannten Schemen oder Klischees, dann zähl sie einfach zu den Versuchen, etwas Neues zu machen. Jedenfalls ist es kein Tagebuch – das sähe anders aus. Es würde sich nicht nur durch die Ich-Form unterscheiden, sondern es wären auch keine (wie zum Beispiel im Fall von „Oktoberfest“) Episoden aus verschiedenen Zeiten, die thematisch zusammenpassen, in einer Folge, sondern es wäre alles chronologisch, was es aber nicht ist.

Kunst verkommt hier zur bloßen Mitteilung, der (enge) Fokus der Episoden bleibt auf Anna Irene fixiert
– Eins der Merkmale der klassischen Kurzgeschichte: daß sie auf eine Person zentriert ist.

Der Inhalt verlangt hier nach ausdrücklich mehr Aufmerksamkeit als die Form, die diesen beherbergt. So wird das eine in den Schatten des anderen gestellt - nicht unbedingt zum Gefallen eines jeden Lesers.
Kennst Du einen Autoren, dessen Geschichten ausnahmslos jedem gefallen? Wenn Dir der Stil und die Form nicht gefallen, tut es mir Leid, allerdings schreibe ich absichtlich und gern in diesem Stil und werde ihn auch beibehalten.


Besonders wenn man so heikle Themen wie Kindesmisshandlung zur Diskussion bringt, ist man der Thematik etwas schuldig. Wie ich bereits sagte fehlt hier sämtliche Reflektion und Freiheit der Emotionen. Es genügt nicht, zu sagen, "das arme, arme Kind es wird ja so schlimm behandelt" (die letztendlich einzigste Aussage des Textes).
Ich bestreite keineswegs, daß es mir persönlich gut tut, wenn Leute in ihren Kommentaren ihr Mitleid zum Ausdruck bringen. Das ist ja ganz logisch, nachdem es persönliche Erlebnisse sind. Auch wird Dir jeder Psychologe bestätigen, daß es für die Verarbeitung sehr wichtig ist, daß Menschen, die als Kind mißhandelt wurden und sich in der Situation alleingelassen fühlten, später Menschen haben, die ihnen einen Teil des Leids abnehmen = Mit-Leid. Ein voller Rucksack wird leichter, wenn man einen Teil des Inhalts abgeben kann.

Aber wenn das mein einziges Ziel wäre, dann wäre ich in dem Forum geblieben, wo ich vorher war – wo sich alle gegenseitig bemitleiden, in ihrem Sumpf treten und nichts anderes sehen als diesen Sumpf, in dem sie allmählich versinken.

Mir geht es um viel mehr.

Einerseits geht es mir darum, einen Beitrag zum Thema Kindesmißhandlung zu leisten – den, den ich als Betroffene für richtig erachte. Ich möchte in literarischer Form darstellen, was Psychologen nur in einer Sprache formulieren, die der Durchschnittsbetroffene oder -elternteil nicht versteht oder der Lehrer nicht liest.

Auch, wenn der folgende Vergleich vielleicht anmaßend klingt, möchte ich ihn doch machen, weil er meine Intention einfach am besten trifft – daß die Tragweite eine andere ist, ist mir bewußt und wenn mir jemand einen treffenderen Vergleich nennen kann, werde ich ihn gerne editieren – ich bitte also, mir das nicht zum Vorwurf zu machen:

Vergleichen möchte ich meine Geschichten mit den Geschichten, die ehemalige KZ-Häftlinge geschrieben haben. Auch das ist eine eigene Form der Literatur, die sowohl zum Zweck des Aufzeigens von Leid als auch, um es für zukünftige Generationen zu verhindern, geschrieben wurde. Es niemals vergessen und neuerliches Aufkeimen von Faschismus verhindern war so ungefähr die Devise. Auch dabei wurde nicht viel an Fiktion und Phantasie eingebaut. Wozu auch? Es ist ja alles da. Die Schwierigkeit, eine Handlung aufzubauen, entfällt bei dieser Form von Literatur zwar zu einem großen Teil, wird aber dafür um die Schwierigkeit des Aus-sich-Herauslassens ersetzt. Und was die Handlung betrifft, bleibt ja immer noch das übrig, daß man dem großen Ganzen kleine Rahmen verpassen muß, damit eben jede Geschichte ihre Aussage hat.

Kindesmißhandlung ist eine Art innerfamiliärer Faschismus. Auch er gehört in einer Form aufgezeigt, die Menschen in der Lage sind, zu lesen und anzunehmen. Ein psychologisches Buch sagt zwar viel in komprimierter Form, aber es wird nur selten jemand lesen, der nicht selbst diesem Berufszweig angehört und folglich bleibt das darin Gesagte ohne größere Wirkung. Das ist mein Beweggrund, Anna Irene literarisch umzusetzen.
Natürlich sollen die Geschichten auch einen gewissen „Unterhaltungswert“ haben – soweit ihn eben Geschichten haben, die solche Themen behandeln – ob real oder erfunden, ist dabei einerlei. Und es gibt jede Menge „psychischer Masochisten“ unter den Lesern, wie sim diese mal scherzhalber bezeichnete, die sowas gern lesen.


Falls jetzt noch irgendwelche Fragen offen sind, bitte nochmal nachfragen. Aber fürs Erste hab ich glaub ich genug geschrieben und brauch jetzt mal wieder Abwechslung.


Ach ja, eins noch:

Formatierungen und Regieanweisungen wie diese her
Manchmal erscheint es mir notwendig, die richtige Betonung von Frau K. klarzustellen. Das liegt daran, daß ihre Sätze manchmal auch eine andere Betonung zulassen würden – wobei ich jetzt nicht über einzelne Stellen der älteren Geschichten diskutieren will, als ich sie schrieb, dachte ich über die Vermeidung nicht so bewußt nach, wie ich es heute mache.

Danke an criss und, wie ich grad noch gesehen hab, Lakita. :)

Liebe Grüße,
Susi

 

@Häferl

Der Inhalt verlangt hier nach ausdrücklich mehr Aufmerksamkeit als die Form, die diesen beherbergt. So wird das eine in den Schatten des anderen gestellt - nicht unbedingt zum Gefallen eines jeden Lesers.
Kennst Du einen Autoren, dessen Geschichten ausnahmslos jedem gefallen?
Nein, aber darum ging es mir auch gar nicht. Mit meinem "nicht unbedingt zum Gefallen..." bezog ich mich auf Frederiks beschriebenen Eindruck. Es war nicht als Meinung, Urteil, Vorwurf oder sonstwas in der Art gedacht (das gilt übrigens für meinen gesamten Beitrag oben...)
Wenn Dir der Stil und die Form nicht gefallen, tut es mir Leid, allerdings schreibe ich absichtlich und gern in diesem Stil und werde ihn auch beibehalten.
Das wollte ich mit zitiertem Absatz gar nicht aussagen. Ich habe lediglich einen Vergleich angestellt. Und dass du dem Inhalt wenigstens der A.I.-Geschichten (ich glaube sogar allen deinen Geschichten, aber berichtige mich bitte, falls ich mich irren sollte) wesentlich mehr Gewicht zusprichst, als der Form dieser Geschichten, wirst du wohl auch selbst nicht bestreiten wollen, oder?


Warum ich mich überhaupt zu meiner Analyse bewogen fühlte war, weil ich einfach näher auf Frederiks Beitrag eingehen wollte. Nicht um diesen zu unterstützen, sondern vielmehr zu erläutern und zu verstehen. Ich finde es schade, wenn man hier keine Kritiken schreiben kann, ohne zugleich prompt entweder als Fürsprecher oder aber als Gegner eines Autoren missverstanden zu werden, wo doch eigentlich immer nur die Geschichten alleine und nur diese thematisiert werden sollten.

 

Und dass du dem Inhalt wenigstens der A.I.-Geschichten (ich glaube sogar allen deinen Geschichten, aber berichtige mich bitte, falls ich mich irren sollte) wesentlich mehr Gewicht zusprichst, als der Form dieser Geschichten, wirst du wohl auch selbst nicht bestreiten wollen, oder?
Warum unterstellst Du mir sowas?

Die Form, insbesondere der Anna Irene-Geschichten war mir von Beginn an wichtig – ich habe die Form, die ich bis jetzt beibehalten habe, sehr bewußt gewählt. Daß nicht alles gleich perfekt war/ist, mag daran liegen, daß ich nicht, wie manche Autoren hier, schon von Kindesbeinen an geschrieben habe, sondern meine erste Geschichte überhaupt erst im November 2001 entstanden ist und bereits die zweite meine erste Anna Irene-Geschichte war – ohne, daß meine erste Geschichte damals kommentiert wurde, worurch ich zwischen der ersten und der zweiten wohl auch nicht viel dazulernen konnte.

Einzig könntest Du mir vorwerfen, daß ich meine ersten Geschichten binnen weniger Stunden geschrieben habe, was aber völlig unnütz wäre, da ich mir mittlerweile wochenlang Zeit lasse, damit ich genug Abstand gewinne – eine einzige Ausnahme seit Jahresbeginn bestätigt die Regel. Wobei die Aussage von criss bei einer seiner Geschichten, er hätte vierzigmal überarbeitet, nicht unmaßgeblich dran beteiligt war. Annähernd so oft überarbeite ich mittlerweile auch – wie oft machst Du das?

 
Zuletzt bearbeitet:

…aber nach kurzem Überlegen komm ich dann drauf: Nein, das kanns nicht sein, sonst hätte Ratte seine Meinung nicht als absolut hingestellt, sondern Ihr hättet mir Verbesserungsvorschläge gemacht, gell?

Erstens: Da hast du wohl etwas falsch verstanden. Verbesserungsvorschläge zu finden ist nicht zwingend, ich würde sogar sagen, so gut wie überhaupt nicht Aufgabe eines Kritikers, sei er im Kritikerkreis oder sonstwo. Ein netter Nebeneffekt ist es wohl.
Zweitens: Les dir noch mal meinen Beitrag drin, da stehen einige Anregungen drin. Zitiere ich dir auf Wunsch auch gerne raus, aber vielleicht siehst du sie auch selber.

Dann gefällt Dir mein Stil vermutlich allgemein nicht, aber das muß er ja auch nicht. Geschmäcker sind eben verschieden – zum Glück.
Also gut, wenn ich demnächst haufenweise Rechtschreibfehler mache sage ich auch, dass dies mein Stil ist und daher keiner Kritik bedarf. Sicher, z.B. bei Darstellungen gibt es keine Nachschlagewerke, aber es gibt Grundlinien, die man nicht halten muss, aber sollte, will man etwas für den Leser schreiben und nicht lediglich als Bewältigung. Ich verstehe deinen Stil und ich lese ganz konkret deine Intention heraus: Mitleid beim Leser erzeugen. Mehr nicht, de facto.

Mein Statement zu Rainer bezog sich auf eine Äußerung zu ihm, die in meinen Augen im Gegensatz zu seinem Posting steht. Diese Geschichte sperrt den Leser emotionstechnisch aus, engt ihn auf eine Spur ein, gibt ihm die Linie vor, nämlich Mitleid mit dem Kind zu haben. Da ist keine Freiheit. Wenn man zum Beispiel sagen will, dass ein bestimmter Raum ein beunruhigendes Gefühl auslöst kann man entweder schreiben "Der Raum beunruhigte" oder man versucht so zu schreiben, dass der Leser selbst drauf kommen kann und die Beunruhigung selbst spürt. Letzteres ist in meinen Augen die Freiheit, die man dem Leser geben muss, um kein propagandistisches Schreiben aufzusetzen.

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Gut wäre ein Text bei dem du es schaffst, zu berichten ohne zu werten und den Leser am Ende trotzdem Dinge fühlen zu lassen.
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Eben das versuch ich ja, annähernd hinzubringen. Und bei einigen meiner Anna Irene-Geschichten ist mir das ja offenbar auch gelungen, wie die Kommentare zeigen.


Ich habe mich an dieser Stelle etwas missverständlich ausgedrückt. Wertung entsteht auch bei Märchen. Automatisch bezieht man für diejenigen Partei, die schwach und unterlegen ist. Das ist ein Phänomen, dass bis weit in unsere Gesellschaft reicht. Und es entsteht durch übermäßige Schwarz-Weiß Malerei, in ihrer ausgereiften Form ist das die komplette Subjektivität. Diese Schwarz-Weiß Malerei, die ich dann weiter unten in meinem Posting ansprach, nimmt der Geschichte auch letztendlich ihre Glaubhaftigkeit. Das du darauf hinausarbeitest, Schwarz-Weiß Malerei zu unterbinden wäre erfreulich, letztendlich sehe ich nur das krasse Gegenteil.

Eins der Merkmale der klassischen Kurzgeschichte: daß sie auf eine Person zentriert ist.

Eins der Merkmale der klassischen Autobiographie: daß sie auf eine Person zentriert ist.

Einerseits geht es mir darum, einen Beitrag zum Thema Kindesmißhandlung zu leisten – den, den ich als Betroffene für richtig erachte. Ich möchte in literarischer Form darstellen, was Psychologen nur in einer Sprache formulieren, die der Durchschnittsbetroffene oder -elternteil nicht versteht oder der Lehrer nicht liest.
Und Andererseits?
Jeder Bericht eines Psychologen, das ist meine Meinung, kann mehr Aussagen als diese geschichte. Ich hasb ja schon zigmal geschrieben: Was bleibt ist das Mitleid, mehr nicht. Psychologische Texte befassen sich mit Ursachen, mit Gefühlen, bei Tätern und Opfern, mit dem sozialen Umfeld, mit der Gesellschaft. Zitiere mir bitte eine Stelle, wo, mal abgesehen von den Gefühlen Anna Irenes, nur einer der Punkte aufgegriffen und verarbeitet wird. Es ist nicht vorhanden ergo kann die Intention, psychologische Aufklärungsarbeit zu leisten nicht bestehen, das unterstelle ich dir und würde darum bitten, es mir zu widerlegen. Besonders die Ursachen sind von hoher Relevanz, ohne die fragt der Leser "warum?" und bekommt keine Antwort. Ich will nicht nur wissen, was Frau K macht, sondern auch hinterfragen und irgendwo begreifen könne, warum sie es macht. Das meinte ich mit Verantwortung an der Thematik. Wie soll man die Ursachen bekäpfen, wenn man sie nicht kennt? Wo ist dort die Auklärungsarbeit? Was meinst du, wenn du sagst "Es geht mir um viel mehr"?

Ich bestreite keineswegs, daß es mir persönlich gut tut, wenn Leute in ihren Kommentaren ihr Mitleid zum Ausdruck bringen. Das ist ja ganz logisch, nachdem es persönliche Erlebnisse sind. Auch wird Dir jeder Psychologe bestätigen, daß es für die Verarbeitung sehr wichtig ist, daß Menschen, die als Kind mißhandelt wurden und sich in der Situation alleingelassen fühlten, später Menschen haben, die ihnen einen Teil des Leids abnehmen = Mit-Leid. Ein voller Rucksack wird leichter, wenn man einen Teil des Inhalts abgeben kann.

Mein Eindruck ist, dass dies hier die einzige Intention ist. Ich finde die Tatsache wirklich schlimm, dass es sich um persönliche Erfahrungen handelt. Meine Meinung ist aber, dass der Sumpf, in dem du versinkst, letztendlich das Mitleid selber ist. Ich denke, dass man sich, statt nach Mitleid zu fischen, mit der Wurzel selbst beschäftigen muss, reflektieren und umschreiben. Und dazu gehören eben oben genannte Punkte. Umfeld, Ursachen, verschiedene Gefühlswelten, Gesellschaftskriterien.


Dein Vergleich mit den KZ Häftlingen ist übrigens derart gut getroffen, dass ich fast heulen könnte. Zunächst würde mich interessieren, welche Literatur du zur Hand genommen hast. Meine Hand würde ich allerdings schon vorher ins Feuer dafür halten, dass es sich hierbei ausschließlich um Autobiographie handelt. Ich habe mich damit eine Weile beschäftigt und kann sagen, dass keiner derer in der Lage war, künstlerische Texte zu schreiben. Die einzige Phantasie, die in ihnen steckt, ist wohl in jenen Passagen zu finden, die nur in der Erinnerung der entsprechenden Person stattgefunden hat, aber ein Gefühl widerspiegelt, dass er noch fühlt. So muss es auch sein. Daher hat und darf Autobigraphie gar nichts mit Kunst zu tun haben, will sie sich nicht zweckentfremden. Und Biographie ist ungleich Geschichte/Kurzgeschichte.

Manchmal erscheint es mir notwendig, die richtige Betonung von Frau K. klarzustellen. Das liegt daran, daß ihre Sätze manchmal auch eine andere Betonung zulassen würden

Es gibt immer Wege der Beschreibung, die eine Regieanweisung hinfällig machen und so jedes Missverständniss ausschließen. Es wirkt sich auch auf Stil und Struktur des Texts zerbröselnd aus.

Wie dem auch sei. Ich wünsche mir für dich, dass du mehr Kritik absorbierst anstatt dich zu rechtfertigen. Allerdings muss ich sagen, dass man, vertritt man die Einstellung "Das ist aber mein Stil" in mehrerlei Hinsicht, sich künstlerisch kaum weiterentwickeln kann.
Hups, eine absolute Aussage. Wie konnte ich mir das erlauben? :lol:

 

@ Fred

So wie ist, ist es , wie du bereits sagst, Erlebnisbericht, Biographie. Das ist keine Literatur.

Oh! Und schon wieder was dazugelernt. Schade, dass ich nicht mehr zur Schule gehe. Mein Gott, könnte ich jetzt beim Deutschlehrer auftrumpfen: "Herr Lehrer, Hesses "Unterm Rad" ist im eigentlichen Sinne keine Literatur."

Meinst du das Ernst? Ich gebe freimütig zu, dass ich wenig Bildung genossen habe, mich dem proletarischen Milieu nie entziehen konnte und Trivialliteratur lese. Vielleicht mangelt es mir somit am theoretischen Background, wenn ich Literatur um ihrer eigenen Wahrhaftigkeit Willen lese und beurteile.

Ist natürlich nur meine persönliche Meinung. Auch wenn ich sie mit einigen teile.

Wird sie dadurch "wahrer" als andere Meinungen? Bestenfalls handelt es sich um einen Indikator dafür, wie ein Text von mehreren Lesern aufgenommen wird.

Und weil das nicht genügt, müssen nicht nur entsprechende Formulierungen, sondern auch Formatierungen und Regieanweisungen wie diese her

Zitat:
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– triumphierend – „da hast DU keinen Platz mehr.“

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(seltsam, dass sie nicht wirklich fett geschrieben sind) Woher kenne ich das nur. Ahja...Aschenputtel, die hat auch immer nur ins Klo gegriffen und wurde von ihrer (Stief)Mutter ausgelacht und gedemütigt.


Ich würde dir zustimmen, wenn es sich um eine fiktionale Darstellung handeln würde. Falls ich nicht ganz daneben liege - und ich glaube, wir haben uns inzwischen darauf geeinigt, dass dem so ist! - hendelt es sich um einen "Erlebnisbericht" und deshalb vielleicht um reale Beschreibungen.
Was, wenn sie das tatsächlich sagte? Handelt der Autor fahrlässig, weil er das wiedergibt, was er hörte?

Du wirst mir aber sicherlich Recht geben, wenn ich sage, dass eine Biographie nicht wirklich etwas mit einer Kurzgeschichte gemein hat (bisher war, soviel ich weiß, auch nicht die Rede von Biographie, man korrigiere mich, falls ich mich irre), oder?

Du selber hast davon gesprochen - ein Posting vorher.
Aber darum geht es gar nicht. Ich kapiere nicht, wo der Unterschied zwischen Geschichte und Geschichte ist? Eine Kurzgeschichte ist fiktional, eine Biographie ist... Ja, was denn nun?
Es liegen Welten zwischen Susis Geschichten und, sagen wir, Hamlet. Aber beides sind Geschichten, oder?
Wir hatten ja schon mal Diskussionen, was eine Kurzgeschichte sei. Ich sehe alle Punkte hier erfüllt: Sie ist kurz ( :) ), in sich abgeschlossen, Anfang, Mittelteil, Schluss, klare Erzählstruktur.

Verbesserungsvorschläge zu finden ist nicht zwingend, ich würde sogar sagen, so gut wie überhaupt nicht Aufgabe eines Kritikers, sei er im Kritikerkreis oder sonstwo. Ein netter Nebeneffekt ist es wohl.

Allerdings ergibt sich meines Erachtens nach aus Kritik offen oder versteckt ein Verbesserungsvorschlag. Das bedeutet nicht, dass ich quasi den Autor an der Hand nehme und seinen Stift führe. Es bedeutet, dass ich zB durch einen Satz wie: "Ich finde die Charakterisierung von X völlig unzureichend! Es ist nicht ersichtlich, warum er in der Situation Y so und so handelt" klar vermittle, wie ich mir eine qualitative Steigerung des Textes vorstellen könnte.
Ich sehe dies übrigens nicht als Nebeneffekt, sondern als Grundmotiv für das Schreiben einer Kritik. Eine Kritik reflektiert das Wirken des Textes und zeigt so dem Autoren, was ich davon halte. Wenn dies nicht der Fall wäre, verkäme Kritik zur Nabelschau persönlicher Sticheleien: "Dein Text ist scheiße. Frag mich aber nicht, warum"

Mein Statement zu Rainer bezog sich auf eine Äußerung zu ihm, die in meinen Augen im Gegensatz zu seinem Posting steht. Diese Geschichte sperrt den Leser emotionstechnisch aus, engt ihn auf eine Spur ein, gibt ihm die Linie vor, nämlich Mitleid mit dem Kind zu haben.

Ich bin bass erstaunt, dass ein wichtiges Kriterium dieser "Biographie" (man möge mir verzeihen, die AI-Geschichten zu kategorisieren) möglicher Weise unerkannt blieb: Sie werden aus Sicht eines Kindes geschildert! Die von dir geschilderte Märchen-Situation kennzeichnet den kindlichen Tunnelblick. Kinder sind auf ihr eigenes Selbst fokussiert, lernen erst allmählich (na gut, nicht alle...), dass andere Menschen anders empfinden. Vielleicht irre ich. Aber in den AI-Geschichten sehe ich eine differenzierte Steigerung dieser wichtigen Erkenntnis-Phase von AI. Anfangs weiß sie nicht, wie ihr geschieht. Mit dem Älter werden begreift sie mehr. Das ist auch hier der Fall, zB:

Sie macht sich aber keine Gedanken darüber, ob dies nicht anders sein sollte, viel zu sehr ist sie damit beschäftigt, der Mutter möglichst alles so recht zu machen, daß sie vielleicht einen Tag lang wegen nichts schimpft und ihr körperlich nicht weh tut.

Abends beim Einschlafen überlegt sie, wie lange es denn wohl her ist, daß sie, wie heute, nicht geschlagen, an den Haaren gerissen oder gegen die Badewanne gestoßen worden ist. Sie ist sehr zufrieden mit diesem Tag und hat wieder einmal das Gefühl, daß ihre Mutter sie doch mögen muß, sonst hätte sie ihr das mit den Tieren nicht verraten, um sie bei sich zu behalten.

Gehen wir von einem allwissenden "Gott"-Erzähler aus: Diese Sätze würden lächerlich wirken. Wir würden dem Autoren ins Gesicht sagen, dass er extrem naiv schreibt. Aber: Hier wird aus der Sicht eines Kindes geschrieben! Das ist für mich ein sehr wichtiger Punkt, vielleicht sogar der Wichtigste meines Postings.
Für mich wird die schematisierte Darstellung, die Simplifizierung der Sachverhalte sehr schön aufgelöst durch diese Erzählhaltung. Vielleicht solltest du das bedenken.

@ Ratte

Dass aber andererseits die Sprache und die Fiktion, also das, was die Literatur im Wesentlichen eigentlich auszeichnet, in solchen Fällen zwangsläufig zum größten Teil auf der Strecke bleiben, liegt in der Sache der Natur: Weder Ästhetik noch Fiktion werden per se beabsichtigt, sondern vielmehr so weit wie möglich ausgesperrt.

:confused: Fiktion und Literatur bedingen einander??? Warum sollte ich beim Schreiben unbedingt Fiktion beabsichtigen? Wenn ich über mein schönstes Ferienerlebnis doziere sollte ich als irgendwas hinzu erfinden, um deinem Literaturverständnis Genüge zu leisten?
Hier gilt das, was ich an Fred schrieb: Lies die Geschichte als das, was sie ist. Das Erlebnis eines Kindes aus dessen ureigener Sicht! Dann wird auch die Frage der Ästhetik hinfällig.
Denn sollten uns nicht gerade Geschichten suspekt sein, die von 7jährigen handeln, die wie 40jährige Atomwissenschaftler denken und anscheinend einen Fremdwort-Duden verschluckt haben?

Eins der Merkmale der klassischen Autobiographie: daß sie auf eine Person zentriert ist.

Yep. Deshalb verstehe ich das hier nicht:

Besonders die Ursachen sind von hoher Relevanz, ohne die fragt der Leser "warum?" und bekommt keine Antwort. Ich will nicht nur wissen, was Frau K macht, sondern auch hinterfragen und irgendwo begreifen könne, warum sie es macht.

Woher soll AI diese Ursachen kennen? Vielleicht kommt dies in weiteren Geschichten zur Sprache, keine Ahnung. Aber als Leser würde ich mir ziemlich verarscht vorkommen, wenn ein kleines Kind die Traumata seiner Mutter kritisch beleuchtete, um ein wenig zu übertreiben.

Die einzige Phantasie, die in ihnen steckt, ist wohl in jenen Passagen zu finden, die nur in der Erinnerung der entsprechenden Person stattgefunden hat, aber ein Gefühl widerspiegelt, dass er noch fühlt. So muss es auch sein. Daher hat und darf Autobigraphie gar nichts mit Kunst zu tun haben, will sie sich nicht zweckentfremden. Und Biographie ist ungleich Geschichte/Kurzgeschichte.

Häh? Welches Gefühl soll er denn sonst widerspiegeln?
Ich selber schreibe rein fiktionale Geschichten. Dabei versuche ich, mich in gewisse Persönlichkeiten hineinzu"denken". Zum Denken gesellen sich Gefühle hinzu. Wieso sollten nun fiktionale Geschichten künstlerisch wertvoller als non-fiktionale sein?
Ist es nicht im Gegenteil dergestalt, dass Fiktion, so "objektiv" sie auch intendiert sein mag, oft unglaubwürdiger als das "Reale" selbst sein kann/muss?
Wenn ich über ein Thema lese, zu dem ich selber Erfahrungen gesammelt habe und merke, dass der Autor davon null Ahnung hat, aber schwafelt, als hätte er eben diese Erfahrung, ärgere ich mich. Der Zweck einer "Biographie" ist somit der Kunst eben NICHT fremd! Mir ist jedenfalls neu, dass Kunst die Wirklichkeit per definitionem ausschließt. Vielmehr bedingt sie die Kunst oftmals erst. Künstler verarbeiten ihre Erlebnisse in Bildern, Skulpturen, Büchern, wie auch immer, weil sie ihre Erfahrung veranschaulichen wollen.

Allerdings muss ich sagen, dass man, vertritt man die Einstellung "Das ist aber mein Stil" in mehrerlei Hinsicht, sich künstlerisch kaum weiterentwickeln kann.

Der Stil der AI-Geschichten liegt meiner (und das schließt Susis Absichten nicht unbedingt ein!) Meinung nach darin, die Ereignisse nicht rückblickend aus der Sicht eines Erwachsenen zu schildern, der sich viel damit beschäftigte und über Ursachen/Wirkungen nachdenkt, sondern er liegt im Versuch (ob gelungen oder nicht muss der Leser für sich entscheiden), eine Art literarische Regression zu betreiben mit den Mitteln einer Erwachsenen.
Im Übrigen hat die Autorin meiner Ansicht nach hinreichend bewiesen, dass sie auch "ästhetisch" einiges zu bieten hat und somit der von dir krisitierte Stil durchaus gute Gründe hat und nicht in mangelnder Phantasie oder sprachlicher Unfähigkeit begründet liegt.

Ich finde es schade, wenn man hier keine Kritiken schreiben kann, ohne zugleich prompt entweder als Fürsprecher oder aber als Gegner eines Autoren missverstanden zu werden, wo doch eigentlich immer nur die Geschichten alleine und nur diese thematisiert werden sollten.

:mad: Welch bezauberndes Totschlag-Argument... Bitte zeig mir die Stellen, wo ich Susi per se zur Retterin der modernen LIteratur stilisiere und jegliche Kritik an ihren Geschichten zur Ketzerei verurteile?
Ich finde das sehr unfair von dir und mich dünkt der Verdacht, dass du dich "elegant" aus der Diskussion schwindeln möchtest, indem du gewissen Personen unterstellst, die rosarote Leser-Brille aufzusetzen (was übrigens in Zusammenhang mit einem anderen Autor unbestreitbar ist, wie ich zugeben muss) und über missliebige Kritiker herzufallen und auf sie einzuprügeln.


Ich bitte um Verzeihung für dieses Off-topic-Posting. Aber wenn ich schon persönlich angesprochen werde, fühle ich mich bemüßigt, meine Position darzulegen, respektive zu verteidigen.

 

Ich bitte alle Beteiligten sachlich und beim Thema zu bleiben.

Ab jetzt bitte nur noch Beiträge die rein zum Topic gehören. Diskussionen, welche Merkmale eine Kurzgeschichte und welche eine Biographie haben können an einer anderen Stelle geführt werden, da sie zwar bedingt mit dieser Geschichte etwas zu tun haben, aber eher ein allgemeines lit. Thema sind.

 

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