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Anamee

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26.09.2006
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Anamee

Es schmerzte.
Anamee krümmte sich im Schutz des dichten Exomyzelgebüschs zusammen und hielt sich den zuckenden Unterleib. Glühende Klingen schienen in ihren Innereien zu rotieren und dieses Gefühl kam der Realität recht nahe. Sie presste ihren Atem durch zusammengebissene Kiefer.
Schreien, mehr wollte sie momentan nicht, aber schon ein lautes Seufzen konnte fresswütige Phagen anlocken.
Fast so gefräßig wie ihre lieben Kleinen.
Die Babys durchbissen die Außenwand ihres Uterus und begannen, sich seitlich durch ihren Fettschweller zu fressen. Anamee konnte die Krämpfe nicht mehr kontrollieren und ihre Beine knickten weg. Das Wunder der Geburt, dachte sie, während die Konturen des Schleimwalds vor ihren Augen verschwommen. Sie blinzelte die Flüssigkeit weg.
Keine Tränen. Noch nicht.
Mehrere Minuten lag sie da, aufgedunsen, mit zitternden Flanken. Einmal entfuhr ihr ein tonloses Keuchen, als eines ihrer Kinder an ihren Beckenknochen stieß, aber dann in die richtige Richtung weiterbohrte. Schwangerschaftshormone hatten den Panzer an ihrem Unterleib aufgeweicht, damit er nicht splitterte.
So musste sich eine reife Frucht kurz vor dem Platzen fühlen
Schließlich vernahm sie ein dumpfes Plumpsen, dann ein weiteres und eine gnädige Taubheit breitete sich in ihrem Körper aus.
Die Neugeborenen schrieen nicht, ihre Stimmbänder würden erst in ein paar Jahren funktionsfähig werden. Eine kleine genetische Vorsichtsmaßnahme, denn vorher war es mit ihrer Intelligenz nicht weit her. Auf Calshar hieß ein Mensch zu werden in erster Linie Fressen.
Die Kinder krochen in das Blickfeld ihrer Mutter. Sie waren bereits geschickte Krabbler auch wenn ihr Panzer noch nicht ausgehärtet war. Nur ein flüchtiger Schild aus Pheromonen schützte Anamee jetzt vor ihrem Nachwuchs. Von den messerscharfen Mundwerkzeugen, die noch wenig mit einem menschlichen Gebiss gemein hatten, troff das abgereicherte Blut von Anamees Fettschwellern.
Wenn die Geburtswunden nicht schnell genug wieder zuwuchsen, würde in wenigen Tagen ein Pilzgebüsch aus ihr hervorbrechen, nachdem es vorher ihre Innereien verflüssigt hatte. Darauf konnte sie genauso verzichten wie vom eigenen Nachwuchs zerrissen zu werden.
Sie betrachtete die kleinen Monster, die sie hervorgebracht hatte und für einen Moment fühlte sie ziemlich unmütterlichen Abscheu.
Das Wissen um die eigene Natur war nicht immer nur ein Vorteil. Aber was blieb einem Menschen auf Calshar denn übrig? Das Wissen war der Fluss aus dem man trank. Es war gewissermaßen flüssig.
Ein Mensch zu werden hieß fressen. Ein Mensch zu sein hieß Tränen vergießen zu können.
Die Babys warteten unruhig. Wenn ihnen Anamee nicht innerhalb von ein paar Minuten gab, was sie verlangten, würden sie ein Leben lang wilde Tiere bleiben.
Nun gut. Anamee verdrängte die Schmerzen vergangener Tage und die Qualen der letzten Minuten und bereitete sich auf die Lacrimations-Trance vor.
In ihrem Kopf sprangen chemische Fabriken an und synchronisierten sich allmählich mit ihren Nervenbahnen. Elektrochemische Übersetzer übertrugen das Blitzgewitter ihrer Gedanken auf Transkriptorproteine während sie sich auf die Erinnerungen und Erfahrungen ihres Lebens konzentrierte. Trägermoleküle wanderten in ihre Tränendrüsen. Kurzlebiges, flüssiges Wissen entstand.
Sie beugte sich zum ersten Neugeborenen hinunter.
Kloinaa, dachte sie, während es mit harten Fängen die Tränen von ihrer Wange schabte. Falls es überlebte, würde es ein Mädchen werden.
Lutanoo, flößte sie dem Jungen ein.
Die Babys schleckten die Flüssigkeit in spezielle Speichertaschen. In ein paar Jahren, wenn sie sich genug Gehirnmasse angefressen hatten, würden sie die Geschenke ihrer Mutter verarbeiten können.
Als die Tränen versiegt waren, schüttelte sie die Benommenheit der Trance ab. Anamee rieb sich den juckenden Unterleib und warf noch einen letzten Blick auf die Krabbler.
Dann floh sie vor ihrer Brut in den Schleimwald.

* * *​

Diese Kinder waren kein Zufall oder ein Beitrag für das, was von der Menschheit auf Calshar noch übrig war.
Nur wenige Monate zuvor befand sich Anamee in den matschigen Weiten eines Hefesumpfes. Der blanke Hunger hatte schließlich über den gesunden Menschenverstand gesiegt. Niedere Pilze kämpften zwar nicht, wenn man sie aufaß, aber genau deshalb trieben sich auch einige Makrophagen gerne hier herum, träge amöboide Giganten, aber dafür sehr, sehr klebrig. Wer erst mal ihre Verdauungssäfte am Hintern hatte, floss bald den Weg hinunter, Panzer hin oder her.
Der Himmelsring hob sich als dunkles Band gegen den Nebel ab. Anamee kniete gerade vor einem Tümpel und schlürfte nahrhaftes und vor allem wehrloses Protein in sich hinein, als sie im Myzelgebüsch eine Bewegung bemerkte. Sofort sprang sie auf und klappte ihre Klauen hervor, bereit zum Kämpfen oder wahrscheinlicher zur Flucht. Aber es war kein Phage, sondern ein merkwürdig weißes Bündel, was aus dem Dickicht hervorrollte.
Das Etwas entpuppte sich als eine humanoide Gestalt, die langsam auf sie zukroch. Eine merkwürdig glatte Hülle bedeckte seinen gesamten Körper mit Ausnahme des Kopfes, jedoch deutete ein metallener Ring an seinem Hals darauf hin, das dort etwas fehlte. Unzählige dünne Auswüchse sprossen aus seinem Schädel und seine Haut hatte eine vollkommen falsche Farbe. Sie sah weich aus, als ob sie keinen Panzer hätte. Als es aber den Kopf hob, lag auf seinem Gesicht unverkennbar menschliche Qual.
„Was bist du?“, fragte sie.
Das Wesen röchelte nur und Anamee fragte sich, ob sie nicht doch lieber weglaufen sollte. Aber ganz offensichtlich lag es im Sterben und noch kurz vor seinem Tod einem intelligenten Wesen zu begegnen, war ein seltenes Privileg. Niemand wusste, wie viel vom menschlichen Wissensschatz jedes Jahr einfach wegstarb, ohne dass es jemanden gab, der es weitertragen konnte. Vom moralischen Standpunkt aus gesehen, war sie verpflichtet, die Erinnerungen dieses merkwürdigen Weichlings zu retten, ganz abgesehen von der Neugier, die in ihr wuchs.
Der Legende nach lief der Prozess der Lacrimation im Augenblick des Todes ganz automatisch und ohne Trance ab. Anamee hatte noch nie die Tränen eines Sterbenden getrunken und sie stellte erstaunt fest, das sie keinen Ekel bei dem Gedanken empfand.
Die Atemzüge des Wesens wurden flacher, seine Augen blickten sie flehend an. Als sie sich ihm näherte, sah sie auch die Trübung seiner Linse und den weißlichen Ausfluss auf seinen Lippen, die charakteristischen Anzeichen einer Pilzinfektion.
Anamee leckte an seiner Wange. Die Haut war tatsächlich so nachgiebig wie eine Sporenkapsel, leicht rau und außerdem staubtrocken.
Sie hielt inne. Ein dünner Feuchtigkeitsfilm bedeckte seine Augen, aber sie konnte weder angeschwollene Drüsen noch irgendwelche Tränen entdecken. War das ganze doch nur ein Mythos?
Der Weichling keuchte noch einmal und erschlaffte. Seine Pupillen erweiterten sich zu einem dunklen Schlund. Jetzt oder nie, dachte Anamee.
Vorsichtig saugte sie etwas Flüssigkeit von seinem Augenlid.
Sie schmeckte Salz, sonst nichts. Keiner der Transkriptoren in ihrem Mund reagierte. Der Tropfen, den sie getrunken hatte, war genauso tot, wie der Weichling.

* * *​

Nur mit Mühe widerstand sie der Versuchung, sich die eigenen Klauen in den Hinterleib zu bohren. Die Geburtswunden heilten, ja, aber sie juckten auch zum wahnsinnig werden. Anamee schüttelte sich, fluchte lautlos und trabte weiter.
Der Schleimwald lichtete sich und gab den Blick auf den Himmel frei. Um diese Jahreszeit war der Hochnebel dünn genug, so dass man die Einzelheiten des Ringes sehen konnte. Das Band aus orbitalen Trümmerbrocken hob sich deutliche gegen den Hintergrund hervor. Ab und zu blitzte ein Lichtreflex auf.
Der Ring war ein relativ zuverlässiges Mittel zur Orientierung, aber Anamee blickte trotzdem kurz auf ihren Kompass, nur um sicherzugehen. Der Kompass war eines der wenigen technologischen Artefakte, die sie mit sich führte, sie hatte ihn zusammen mit anderem Schrott aus einer von Sporenfängern überwucherten Gebäuderuine buchstäblich herausgekratzt. Sie hatte das unnütze Zeug monatelang mit sich herumgeschleppt, bis sie eine andere Wanderin namens Isalimee getroffen hatte, mit der sie die Hälfte der Geräte gegen ein paar Tropfen des alten Wissens tauschen konnte. Ein Großteil des Gerümpels erwies sich sowieso als defekt, eine Projektilwaffe zum Beispiel und viele kleine Computerdinger, die früher anscheinend das Denken übernommen hatten.
Anamee steckte den Kompass zurück in ihre Umhängetasche und schritt in die karger werdende Landschaft hinaus.

* * *​

Wenn die Begegnung mit dem Weichling ein Zufall war, dann grenzte das Zusammentreffen mit dem Alten an ein Wunder. Es geschah keine Woche später und Anamee hatte schon seit Tagen das Gefühl, verfolgt zu werden. Sie saß gerade auf einem pilzfreien Stein und untersuchte wieder einmal die seltsame weiße Hülle, die der Fremde anstatt eines Panzers getragen hatte, als der Wanderer aus dem Myzelgebüsch trat.
Man sah ihm sein Alter sofort an, der gebückte Gang, das matte Schwarz seiner Panzeroberfläche und die enormen Tränensäcke unter seinen Augen sprachen Bände. Nach Anamees Schätzung würde nicht mehr allzu viel Zeit vergehen, bevor er in die ewigen Hefegründe einzog.
„Grüße, Wanderer! Die Tränen meiner Mutter nannten mich Anamee“, sagte sie und kreuzte die Arme, wie es die gute alte Höflichkeit gebot.
„Grüße, Wanderin!“, antwortete er. „Die Tränen meiner Mutter tauften mich Meniloo.“
Er humpelte langsam näher. Sie konnte nicht ganz erkennen, wie viel davon gespielt war. Es musste den Alten ziemlich viel Kraft gekostet haben, mit ihr Schritt zu halten. Jedenfalls hielt er sich nicht mit dem üblichen Geplänkel auf, sondern deutete mit verkrümmten Klauen auf ihre Beute.
„Darf ich dich fragen, wo du das her hast?“
„Das hier?“ Anamee überlegte kurz, aber der sterbende Weichling war wahrscheinlich keine Erfahrung über die man gewinnbringend verhandeln konnte. „Das habe ich bei einem Toten gefunden. Einem seltsamen weichen Menschen.“
„Weich…“, murmelte Meniloo. „Du meinst, er hatte keinen Panzer?“
War hier doch noch ein Handel drin? Anamee wedelte mit dem Fetzen. „Nein. Nur das hier.“
Auf dem Gesicht des Alten schien die Sonne aufzugehen. „Ein Basismensch!“, flüsterte er. „Nach all den langen Jahren!“
Anamee horchte auf. Was hatte der alte Knacker da eben gesagt?
„Weißt du etwas über diesen Weichling? Gibt es noch mehr von ihnen?“
Der Alte grinste. „Einer der wenigen Vorteile des Alters ist es, das man eine Menge sehr alten Wissens gesammelt hat. Ja, ich weiß mehr, als du dir vielleicht vorstellen kannst.“
Meniloos Pheromonausstoß hatte sich plötzlich erhöht. Anamee klickte misstrauisch mit den Zähnen.
„Was verlangst du für dieses Wissen? Ich habe Erinnerungsfragmente eines Phagenjägers. Die Geographie der südlichen Schimmelfelder. Oder einen Kompass. Und ein funktionierendes Bogenmesser.“
Der Alte winkte ab. „Nein danke, kein Interesse.“
Schleimdreck, dachte Anamee. Sie wollte mehr über den Weichling, Basismenschen oder Was-auch-immer wissen, es ließ sie nicht mehr los. Verflucht sei ihre Neugier.
„Was willst du dann?“
Er hüstelte und kam noch ein paar Schritte näher.
„Ich weiß dass eine junge Frau wie du einen besseren Partner finden kann.“, sagte er und hatte zumindest den Anstand ein bisschen verlegen zu klingen. „Aber ich hatte in den letzten Jahrzehnten nicht allzu viele Gelegenheiten, meinen Beitrag zur Erhaltung der Art zu leisten.“
Darum ging es also. Der alte Sack hatte also immer schön seine Samenpakete gepackt, sie aber keiner Frau unterschieben können. Kein Wunder, seine besten Jahre waren seit Ewigkeiten vorbei und wahrscheinlich war er nicht einmal damals besonders attraktiv gewesen.
Der Begattungsvorgang war zwar weder für Mann noch für Frau besonders aufregend, aber mit dem Bewusstsein zu sterben, weder Gene noch Wissen weitergegeben zu haben, war auch nicht gerade erstrebenswert.
„Ich soll deine Nachkommen austragen? Ist es das was du als Gegenleistung willst?“
Anamees Stimme zitterte leicht. Sie hatte noch nie Kinder gehabt, aber das biologische Wissen, das ihr ihre Mutter mitgegeben hatte, reichte aus, ihren Panzer kribbeln zu lassen.
Meniloo nickte. „Wärst du dazu bereit?“
Anamee dachte an gefräßige kleine Krabbler. Dann dachte sie an den Weichling und an ihre Enttäuschung über das Schweigen seiner Tränen.
Es würde ein Leben lang wie Phagensaft an ihr brennen, wenn sie diese Chance nicht nutzte.
Schließlich willigte sie ein.

* * *​

Nach etlichen Tagen Wanderung näherte sich Anamee der Grenze zum Hochland. Sie hatte die trüben Wasser des Flusses an der schmalsten Stelle durchquert, aber einen Umweg genommen, um die phagenverseuchten Schimmelfelder zu meiden. Nun wurde der Boden trockener, regelrecht feinkörnig, ein merkwürdiges Gefühl unter den Füßen. Hier kannte sie sich nicht mehr aus und musste sich von fremden Tränen leiten lassen.
Trotzdem war man nie vor Überraschungen sicher.
Wie Peitschen schnellten die Fanghyphen aus dem Untergrund und wickelten sich um ihre Beine. Anamee wurde unsanft von den Füßen gerissen und schlug der Länge nach hin. Kleine Kiesel spuckend fuhr sie herum. Weitere Fäden schlängelten sich aus dem Sand hervor und ohne Zweifel würde bald der Gallertkörper folgen. Wieso wollte eigentlich alles auf der Welt nichts anderes als einen enzymatisch zersetzen und dann aufsaugen?
Sie versuchte sich mit einer Hand in den sandigen Boden zu krallen, während sie mit der anderen auf die Hyphen einhackte.
Zwecklos. Die dünnen Fäden waren stärker als sie wirkten. Mit ihren Klauen ließ sich nichts machen. Hektisch griff sie in ihre Tasche, kramte das Bogenmesser heraus und betete, dass die Batterie nicht gerade jetzt aufgab. Hinter ihr begannen kleine Fontänen von Verdauungssäften aus dem Boden zu sprudeln.
Ein sonnenheller Lichtbogen spannte sich zwischen den Klingenpolen, nur um gleich darauf wieder zu erlöschen. Schimmelfraß. Anamee schüttelte verzweifelt das Messer, während sie unaufhaltsam nach hinten gezogen wurde. Dann endlich ein neues Flackern. Sie hieb auf die Pilzhyphen ein und durchschnitt sie nahezu widerstandslos. Dann rappelte sie sich auf und sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite.
Der Sand brodelte wütend, aber die amputierten Fäden zogen sich in den Untergrund zurück. Nur die abgeschnittenen Enden zuckten orientierungslos an ihren Beinen.
Nachdem Anamee sie abgeschüttelt hatte, verharrte sie und betrachtete das Messer. Erschaffen von Basismenschen vor sehr langer Zeit. Meniloos Wissen über diese merkwürdigen Kreaturen war in der Tat so umfangreich, dass sie mehrere Stunden gebraucht hatte, um es in sich aufzunehmen. Sie hatten es längst hinter sich gebracht und der Alte hatte sich mit einem Ausdruck sentimentaler Freude auf dem Gesicht verzogen, vermutlich in die Sümpfe um zu sterben, da saß sie immer noch da und staunte, fast so wie jetzt.
Basismenschen gab es schon sehr lange, vielleicht seit Millionen von Jahren. Sie zogen immer wieder aus, um neue Welten zu erschließen, so wie sie nach Calshar gekommen waren.
Meniloo wusste auch einiges über ihre Biologie. Zum Beispiel fraßen sich ihre Babys nicht aus der Mutter heraus. Eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, wie Anamee fand.
All die uralten Bauwerke und Geräte, die man manchmal fand, stammten von ihnen. Seit Hunderten von Jahren hatte man keinen Basismensch mehr auf dem Planeten gesehen. Ein Krieg, eine Katastrophe, irgendetwas hatte sie vertrieben. Der mächtige Himmelsring war ein Überbleibsel dieses Irgendetwas.
Aber auch Meniloo wusste nicht, ob die heutigen Menschen auf Calshar von diesen Weichlingen abstammten. Anamee konnte sich das kaum vorstellen. Der Gedanke, mit diesem Wesen, das unter ihren Blicken so jämmerlich an ein paar mikroskopischen Pilzen verendet war, verwandt zu sein, erschien ihr absurd. In Meniloos Erinnerungen tauchten einige merkwürdige Begriffe wie Genetik auf, aber auch er hatte keinen Schimmer gehabt, was damit gemeint sein könnte.

Die Landschaft wurde immer öder und schroffer, die bunte Schleimflora kam mit der Trockenheit nicht klar. Der Kompass und Meniloos Erinnerungen verstanden sich hingegen prächtig. Anamee zog sich über Felsen und ignorierte den Sand, der in ihren Gelenken knirschte. Leere, halbversunkene Betonschalen und Fahrzeugwracks ragten aus dem Geröll. Der Ring stand genau über ihr. Es konnte nicht mehr weit sein.
Eine Brücke zwischen Himmel und Calshar sollte es geben, der Alte hatte es selbst gesehen. Ein Kabel, das vom Boden zum Himmelsring hinaufführte. Damals, vor dreißig Jahren, war dort alles still und verlassen gewesen. Aber mindestens ein Basismensch war auf Calshar gewesen. Wie, wenn nicht über die Brücke, sollte er hierher gekommen sein?
Anamee kletterte, kroch und keuchte. Schließlich gelangte sie an den oberen Rand der Felsenkette. Nur wenig mehr als ein Meter trennte sie von den kantigen Bergrücken. Sie verhakte sich mit ihren Klauen in der Kante und zog sich an ihr hoch.
Der Ausblick war berauschend, nicht zu vergleichen mit den nebligen Sumpfniederungen. Die Luft war kristallklar und die Sonne schien auf ihren Panzer. Vor ihr erstreckte sich eine Wüstenebene, deren Horizont flimmernd in den Himmel überging.
Genau dort zog sich ein hauchdünner schwarzer Strich zum Ring hinauf. Sein unteres Ende verblasste in der heißen Luft, aber er war eindeutig da.
Sie schwang den Unterleib über die Kante und zuckte nur kurz zusammen, als sich das Erbe ihrer Babys für einen Moment bemerkbar machte.
Anamee kontrollierte den Wasservorrat in ihrer Tasche, Kompass, Bogenmesser und getrocknete Hefekapseln.
Sie lächelte. Es war machbar. Dann sah sie wieder in die Ferne.
Genau in diesem Moment begann ein winziger Punkt am Kabel im Sonnenlicht zu blinken. Und er bewegte sich abwärts.

 

Moin ihr beiden!

@XioN

Als ich deine Geschichte zum ersten Mal gelesen habe, hat sie mich ziemlich von Hocker gerissen und vom ersten Satz an gefesselt.
Mehr kann sich ein Schreiberling ja gar nicht wünschen. :D

Spannung top. Atmosphäre top. Welt/Recherche sehr gut. Die Sprache wirkt ebenfalls sehr durchdacht.
Die Firma dankt!

Mein größter Kritikpunkt, der mir jedoch - zugegeben - erst nach dem zweiten Lesen stark auffiehl, ist der Plot. [...] das Ende stellt nicht wirklich zufrieden. Man hat das Gefühl, als würde die Geschichte irgendwo aufhören
oder auf nichts zusteuern. Es wirkt wie ein kleines - wenn auch unheimlich gutes - Fragment ohne Ende und Anfang.
Jaha... Wie gesagt, es war eigentlich eine Wettbewerbsgeschichte uns solche kranken immer am schlimmsten Käfig, den man sich vorstellen kann: Der Zeichenbegrenzung. Der nächste Konsequente Schritt eines Kontakts hätte das ganze... nun ja, lang werden lassen. Vielleicht setz ich an dem Punkt oder später nochmal an, ich weiß es noch nicht.

trotzdem weiß ich nicht, ob sie jetzt eher einer Schabe, einer Gottesanbeterin oder einer Mischung aus Insekt und Mensch ähneln soll.
Tja, ich habe sie mir immer wie eine menschliche Gottesanberterin vorgestellt, vobei bis auf den Panzer der menschliche Teil dominiert (zweibeinig, menschliches Gesicht, Hände usw.) . Dass ich sie nie als ganzes beschrieben hab, liegt einerseits daran, dass es die Erzählperspektive gestört hätte und andererseits daran, dass ich der Vorstellung des Lesers einige Freiheiten lassen wollte.

Was die Details angeht, werd ich mich nochmal daran machen, wenn ich ein wenig mehr Abstand zu der Geschichte habe.

Dank dir für das Lob und die hilfreichen Anmerkungen! :)

@Kasimir:

ch möchte an dieser Stelle nur mein inkompetentes Lob zum Ausdruck bringen!
Immer gern!


Mission accomplished! :schiel:

Du hast da quasi den nächsten Schritt nach der "Verwandlung" Kafkas gemacht.
Wenn das mal keiner gehört hat. Sonst hab ich einen ganzen Haufen rachsüchtiger Kafka-Puristen am Arsch. *grusel* :D

Vielen Dank für die Entführung in eine fremde, gefährliche Welt!
Calshar-Travel dankt für ihren Besuch, bitte begeben sie sich zu ihren Stasis-Kapseln und halten sie ihre Kreditkartennummer bereit! :D:D

Danke auch dir!

Greetz
omno

 

Hi omnocrat!

Ganz reife Leistung, die Geschichte. Die Grundidee einer zerfallenen Gesellschaft, wo die Individuen wie wilde, einzelgängerische Tiere durch die ungezähmte, feindliche Wildnis stromern, immer bestrebt, den Tag zu überleben, und wo zumindest ein Einzelwesen sich entschließt, etwas anzufangen, was darüber hinaus geht, ist ein Stoff, aus dem sich sicher viele gute Geschichten spinnen lassen.
Und dass die Prot keine Chance hat, eine Gesellschaft, die diese Bezeichnung verdient, von ihrer wissenschaftlichen Neugier profitieren zu lassen. Denn was soll schon dabei herauskommen, wenn Anamee dem Basismenschen begegnet? Dessen Volk hat Anamee und ihre Artgenossen mit Sicherheit abgeschrieben, und auch wenn nicht, gibt es kaum eine Möglichkeit, wie sie ihnen helfen/nützlich sein könnte. Anamee mag ihre Neugier befriedigen, aber das weist nicht über ihre eigene Person hinaus. Das gibt ihrer Situation eine eigentümliche Tragik.
Wenn du die Geschichte länger machen willst, sollte dieser Aspekt noch besser rübergebracht werden. Es könnte ja sein, dass die Basismenschen den Planeten nur noch als sekundäres Forschungsobjekt sehen und ihn ansonsten als missglücktes Experiment abgeschrieben haben ( wenn ich es recht verstehe, willst du in der Beschreibung des Hintergrunds ja genau darauf hinaus - dass die Basismenschen diesen Planeten aufgeben mussten ). Anamee wäre da nur eine störende Einwirkung auf ihr Gewissen. Sie ignorieren sie, weisen sie ab, vielleicht versuchen sie sie sogar umzubringen.
Ein gutes, versöhnliches Ende würde jedenfalls nicht in das Setting passen. Da müsstest du in die Gesamtkonzeption schon mehr Hoffnungsschimmer einbauen, z. B. dass die Gesellschaft der Menschen doch nicht so zerfallen ist und die Mütter sich nicht vor den Kindern fürchten müssen ( denn wie soll Gesellschaft überhaupt entstehen, wenn es nicht mal familiale Verbindungen gibt? ).
Mir persönlich würde ein düsteres Ende mehr zusagen, auch wenn ich grundsätzlich kein Freund von literarischem Pessimismus bin.

Gut fand ich, wie total du den Leser in die Perspektive von Anamee schlüpfen lässt. Wer von uns würde sich nicht ekeln, wenn in einer Kriminalgeschichte ein Pathologe die abgezogene Haut eines Menschen begutachten würde. Du dagegen stellst es so dar, als wäre das die normalste Sache der Welt, eine in den Händen zu halten und damit rumzuwedeln. :D

Einzelheiten:

Sie waren bereits geschickte Krabbler, auch wenn ihr

Das Wissen war der Fluss, aus dem man trank.

Das Etwas entpuppte sich als eine humanoide Gestalt, die langsam auf sie zukroch. Eine merkwürdig glatte Hülle bedeckte seinen gesamten Körper mit Ausnahme des Kopfes, jedoch deutete ein metallener Ring an seinem Hals darauf hin, das dort etwas fehlte.

Hmm, ein nackter Mensch mit einem Metallring um den Hals? Ein entflohener Sträfling vielleicht? Calshar als Gefängniskolonie? Das würde dem düsteren Szenario sehr entgegenkommen. Könnte natürlich auch sein, dass eine Makrophage ihn und seine Geliebte gerade überrascht hat, als sie ordentlich am ... Nein, ich denke, das wäre nicht sehr glaubhaft. :D

Anamee überlegte kurz, aber der sterbende Weichling war wahrscheinlich keine Erfahrung, über die man gewinnbringend verhandeln konnte.

Mit Kommas hast du's wohl nicht so, wa'? :D

Abschließend ein Vorschlag, wie du die Düsternis vielleicht mit Hoffnung durchsetzen könntest: In einer etwas längeren Handlung versucht Anamee zunächst mit jenen Kontakt aufzunehmen, die die Himmelsbrücke kontrollieren, aber es wird nur auf sie geschossen. Dann beobachtet sie, wie eine Gruppe von Menschen mit einem Gefährt zu einer undefinierbaren Anlage gebracht wird. Sie erkennt, dass es zwei Gruppen gibt. Eine, die unterdrückt, aber wahrscheinlich auch alles Wissen hat, das sie begehrt. Eine andere, die unterdrückt wird, mit der vielleicht wenig anzufangen ist, zu der sie aber leichter Kontakt knüpfen kann, wenn es ihr gelingt, einen Weg zu finden, diesen Unterdrückten zu helfen.
Auch dieses Szenario kannst du aber hoffnungslos enden lassen, denn die Sträflinge können sich vielleicht befreien, aber nicht für ihr Überleben sorgen in einer Welt, in der eine einfache Pilzinfektion zum Tode führt.

Ciao, Megabjörnie

 

Hey Mega

Da hat sich ja einer Gedanken gemacht! :)
Viel anlysiert, vieles ist richtig, aber ein paar Missverständnisse sind auch drin (was mir natürlich super zeigt, wo ich noch deutlicher werden muss).

Dann räumen wir erstmal das Missverständnis auf:

Gut fand ich, wie total du den Leser in die Perspektive von Anamee schlüpfen lässt. Wer von uns würde sich nicht ekeln, wenn in einer Kriminalgeschichte ein Pathologe die abgezogene Haut eines Menschen begutachten würde. Du dagegen stellst es so dar, als wäre das die normalste Sache der Welt, eine in den Händen zu halten und damit rumzuwedeln.
Das is ja echt Hardcore, Junge! :D Die "merkwürdig glatte Hülle", die den Basismenschen "bis auf den Kopf"(!) bedeckt, soll ein Schutzanzug gegen die örtlichen Pilzsporen sein. Der metallene Ring der anzeigt, dass am Kopf "irgendetwas fehlte" ist einfach nur die Halterung für den Helm, den er anscheinend verloren hat. Deshalb kratzt er ja auch ab. :Pfeif:

Abgezogene Haut... die Idee gefällt mir immer jetzt zwar, aber ein nackter Besucher würde in der Tat zuviele Fragen aufwerfen und an Sträflinge denken lassen.
So waren meine Hintergedanken jedenfalls nicht, auch wenn ihr das natürlich nicht wissen könnt, auch wenn ich Brotkrumen gestreut habe.
Nachdem so viele Leute nach ne Fortsetzung geschrien haben, hab ich mir auch nochmal zusätzliche Gedanken gemacht.

***eventueller Spoiler, wer weiter auf ne Fortsetzung warten will, der überspringe das (ich weiß, das klingt blöd:silly:)***

Grundsätzlich sollte die gesamte Menschheit von einer galaxisweiten Katastrophe (Ein Krieg, ne Cyberseuche, irgendsowas) heimgesucht worden sein. Der Kontakt zwischen den meisten Welten ist abgebrochen, Raumfahrt gibt es kaum noch.
Calshar war ursprünglich kaum besiedelt, Menschen lebten nur in Habitaten, derenTrümmer heute den Himmelsring bilden. Als sie dann abgeschnitten wurden und durch irgendeine zusätzliche Dummheit die Stationen begann auseinanderzufallen, blieb ihnen keine Wahl, als runterzugehen, wo sie sich zuerst gentechnisch und nach dem Zerfall der Gesellschaft (man denke in zeitlich größerem Maßstab) durch evolutionäre Mutation an ihre Umwelt anpassten.

Irgendwo anders hat sich inzwischen die Zivilisation (ob nun gut oder böse) soweit regeneriert, dass sie beginnt, in den Trümmern des ehemaligen menschlichen Besiedlungsraums herumzukratzen. Von "menschlichen" Überlebenden ahnt natürlich keiner was, sie wühlen also erst im Ring rum und reparieren dann einen Orbitallift und schicken ab und zu ein paar Forscherteams runter (Biologiestudenten oder so), das einer von ihnen stirbt ist ein Unfall.

Bei einer Fortsetztung wär das erzählerische Pulver von Anamees Leuten schon verschossen, sie sind ein aussterbendes Völkchen und außerdem genetische Individualisten. Ich würde dann wahrscheinlich aus der Sicht der Basismenschen schreiben. Wird aber schwer, weil der Maßstab dann wahrscheinlich über Calshar hinausgeht.

***eventueller Spoiler Ende***

Puh... wieder zu viel Geschwafelt. Da hab ich mich ja schon fast in die Pflicht geredet. :sealed:

Jedenfalls ein ganz dolles Dankeschön für die Kommas, das wird bereinigt und auch für deine restlichen Gedanken. :schiel:

Greetz
omno

 

Hallo geronemo

Ich fühle mich ausgiebig gebauchpinselt!:D Ehrlich, danke, danke, danke für diese ermunternden Worte.

Wenn ich mal wieder genug Zeit zum Luftschnappen habe, werde ich mich wohl mal umsehen, ob ich die Geschichte in irgendeiner Anthologie oder in einem Magazin unterbringen kann. Trotzdem ist die Phantastik (und dabei eher die SF als Fantasy) hier in Deutschland ein hartes Pflaster. Die miserable Marktlage in den Köpfen (sowas ist ja heutzutage wichtig) und die reichlich vorhandene Importware (unabhängig von ihrer Qualität) machen's möglich.

Nun, man soll sich ja nicht nur an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten, der Regierung vertrauen und an den Wirtschaftsaufschwung glauben, sondern auch immer schön optimistisch bleiben.

In diesem Sinne nochmals danke und Grüße
omno

PS: Der gesellschaftlichen wie literarischen Koprophagie sollte man wirklich mal ganz explizit eine Geschichte widmen, allein als Titel klingt's schon wunderbar!:lol:

 

WOW, ein Bildgewaltiges Werk, es hat mich verschlungen.
Einfach toll wie du schreiben kannst.

 

Hey TarQ

ein Bildgewaltiges Werk, es hat mich verschlungen.
Haps! :D

Danke für die Begeisterung! Freut mich sehr.

Greetz
omno

 

Hallo omnocrat,

eigentlich kommentiere ich ja nicht so gern, wenn ich eigentlich nur lobhudeln würde ... aber uneigentlich könnte diese Geschichte ruhig noch von ein paar Leuten gelesen werden. Also.

Übrigens, wo ich schon dabei bin:

aber schon ein lautes Seufzen konnte fresswütige Phagen anlocken.
Klugscheiß: Phagen heißt schon fressen, also da steht fresswütige Fresser. Unverschämte Redundanz ;)

Einmal entfuhr ihr ein tonloses Keuchen, als eines ihrer Kinder an ihren Beckenknochen stieß, aber dann in die richtige Richtung weiterbohrte. Schwangerschaftshormone hatten den Panzer an ihrem Unterleib aufgeweicht, damit er nicht splitterte.
Ich würd den Beckenknochen rausnehmen, sonst haben die Viecher ja ein Endo- und ein Exoskelett. Und wohin dann mit den ganzen Weichteilen?
Andererseits. Is SF ... also mach doch, was du willst :D

Das Wissen war der Fluss aus dem man trank. Es war gewissermaßen flüssig.
Ein Mensch zu werden hieß fressen.
Hau das "gewissermaßen" raus. Wissen ist flüssig. Und das mit dem Mensch und dem fressen hattest du vorhin schon mal.

Aber es war keine Phage,
kein

Meniloo - an der Geschichte mag ich eigentlich nur den Namen nicht. Erinnert mich an Manilow (schauder).

Irgendwie dachte ich auch, ich krieg hier eine insektige Sexszene im Pilzgebüsch. Aber dann halt nicht.

Hier kannte sie sich nicht mehr aus und musste sich von fremden Tränen leiten lassen.
Wie geht das?

Wieso wollte eigentlich alles auf der Welt nichts anderes als einen enzymatisch zersetzen und dann aufsaugen?
An diese Frage kann ich mich seit dem ersten Lesen erinnern. Stört mich, weil ich das als Gedankensprache für Anamee in dieser Leben-oder-Tod-Situation zu reflektiert finde. Obwohl die enzymatische Zersetzung unbedingt erhalten bleiben sollte.

Der Sand brodelte wütend, aber die amputierten Fäden zogen sich in den Untergrund zurück. Nur die abgeschnittenen Enden zuckten orientierungslos an ihren Beinen.
Hier bin ich nicht ganz sicher, aber "amputierte Fäden" sind die abgeschnittenen Enden, oder? Zumindest ein amputiertes Bein ist doch das abgeschnittene Bein, nicht der Stumpf? Wenn du aber mit den amputierten Fäden die Fadenstümpfe meinst ... Oder Hyphenstümpfe ... schreib Hyphenstümpfe. Und die "abgeschnittenen Enden" kannst du dann durch "amputierte Fäden" ersetzen :D

ob die heutigen Menschen auf Calshar von diesen Weichlingen abstammte.
abstammten

Anamee konnte sich das kaum vorstellen. Der Gedanke, mit diesem Wesen, das unter ihren Blicken so jämmerlich an ein paar mikroskopischen Pilzen verendet war, verwandt zu sein, erschien ihr absurd.
Wieso? Sie macht sich doch auch Sorgen, ihre Schwangerschaftswunden könnten sich mit Pilzen infizieren?

In Meniloos Erinnerungen tauchten einige merkwürdige Begriffe wie Genetik auf, aber auch er hatte keinen Schimmer gehabt, was damit gemeint sein könnte.
Satz könnte ersatzlos raus. Der erklärt nichts weiter.
Wie, wenn nicht über die Brücke, sollte er hier her gekommen sein?
hierher

Anamee kletterte, kroch und keuchte. Schließlich gelangte sie an den oberen Rand Felsenkette.
der Felsenkette

 

Hey Möchtegern

eigentlich kommentiere ich ja nicht so gern, wenn ich eigentlich nur lobhudeln würde ... aber uneigentlich könnte diese Geschichte ruhig noch von ein paar Leuten gelesen werden. Also.
Recht haste! :D

Klugscheiß: Phagen heißt schon fressen, also da steht fresswütige Fresser. Unverschämte Redundanz
Klingt aber gut. ;)

Ich würd den Beckenknochen rausnehmen, sonst haben die Viecher ja ein Endo- und ein Exoskelett. Und wohin dann mit den ganzen Weichteilen?
Das Zauberwort heißt Panzer. Der ist kein Exoskelett sondern ersetzt die Haut. Dazwischen ist viiieel Platz für Weichteile aller Art.

Hau das "gewissermaßen" raus. Wissen ist flüssig. Und das mit dem Mensch und dem fressen hattest du vorhin schon mal.
Mhm, das mit dem gewissermaßen überleg ich mir noch. Das mit dem Fressen ist aber Absicht und wird als Kontrast zum nächsten Satz gebraucht.

Meniloo - an der Geschichte mag ich eigentlich nur den Namen nicht. Erinnert mich an Manilow (schauder).
Wer is das denn?

Irgendwie dachte ich auch, ich krieg hier eine insektige Sexszene im Pilzgebüsch.
Willst du das wirklich? :Pfeif:

Wie geht das?
"Von dem Wissen aus fremden Tränen leiten lassen" erschien mir ein wenig zu sperrig und unpoetisch.

An diese Frage kann ich mich seit dem ersten Lesen erinnern. Stört mich, weil ich das als Gedankensprache für Anamee in dieser Leben-oder-Tod-Situation zu reflektiert finde.
Aber es würde doch wunderbar in die Kategorie "berühmte letzte Worte" passen. ;)

Hier bin ich nicht ganz sicher, aber "amputierte Fäden" sind die abgeschnittenen Enden, oder?
Nein. Amputiert bezieht sich immer auf den Restkörper. Und die abgeschnittenen Enden sind die abgeschnittenen Enden.

Zumindest ein amputiertes Bein ist doch das abgeschnittene Bein, nicht der Stumpf? Wenn du aber mit den amputierten Fäden die Fadenstümpfe meinst ... Oder Hyphenstümpfe ... schreib Hyphenstümpfe. Und die "abgeschnittenen Enden" kannst du dann durch "amputierte Fäden" ersetzen
Jetzt seh ich nicht mehr durch... :D

Wieso? Sie macht sich doch auch Sorgen, ihre Schwangerschaftswunden könnten sich mit Pilzen infizieren?
Tun sie aber in der Regel nicht und der Kerl war ja auch nicht schwanger, sondern einfach ... naja, weich und ungeschützt.

Satz könnte ersatzlos raus. Der erklärt nichts weiter.
Doch, er erklärt, dass sich Anamee nicht alles erklären kann. Er repräsentiert also verlorengegangenes Wissen.

Die Rechtschreibfehler werden alle ausgemerzt. Erstaunlich was sich da immer noch versteckt.

Danke wiedermal für die Mühe! :schiel:

Greetz
omno

 

Hi omnocrat,

ich finde die Geschichte sehr gut, was mich aber dennoch stört:
- Der Bezug zu den Menschen. Ich fände alles deutlich spanndender, wenn total fremd wäre.
- So fremd ist es nicht. Die ersten Absätze dachte ich, du beschreibst auf kunstvolle Art den Überlebenskampf irgendeiner Art im adukten Stadium auf einem Nährmedium, bei dem die bösen Menschen testen, ob der enthomopathogene Pilz auch funktioniert. Von daher hatte ich Schwierigkeiten mich wirklich für eine makroskopische Welt zu entscheiden.
- Das Ende macht Hunger auf mehr. Es zerfasert einfach, hat keinen Kick. Schade.

Nur ein flüchtiger Schild aus Hormonen schützte Anamee jetzt vor ihrem Nachwuchs.
Du meinst doch eh repellente Pheromone. Dann schreib's doch hin. :)
Andererseits: Wenn die Wirkung später nachlässt (warum eigentlich? sich vor Fressfeinden zu schützen ist IMMER gut), warum wird sie dann nie dann von eigenen Artgenossen überfallen?

Sie lächelte. Es war machbar. Dann sah sie wieder in die Ferne. Genau in diesem Moment begann ein winziger Punkt am Kabel im Sonnenlicht zu blinken. Und er bewegte sich abwärts.
Kabel? Man würde nicht vermuten, dass sie das kennt.

Grüße,
Tyll

 

Find ich gut und zieht wirklich rein. Die Sache mit der Rückblende hat mich leider verwirrt und ich finds auch nicht notwendig

 

Grüße, Omno!

Jetzt, nach Monaten, fand ich endlich Gelegenheit, Deine Geschichte zu lesen. Sie gefällt mir ausnehmend gut: Zurecht ist sie empfohlen & hätte (wenn's denn nach mir ginge) auch gut den WV gewinnen können.

Geschichten über genetische Adaption an unfreundliche Umwelten sind nicht neu: Angefangen bei Curt Siodmak, über Phillip Mann ("Pioniere"), Norbert Stöbes Adapten, bis zu mehreren neueren Werken. Dein Ansatz gefällt mir durch seine Konsequenz, durch die Breite, in der Du die Biologie veranschaulichst. Gleichzeitig ist die Geschichte erstaunlich lebendig geschrieben. Fein. Ich hatte mir die Leute übrigens als Thranx vorgestellt.

Schwächen gibt es - da bin ich nicht der erste, der das schreibt - in der Struktur. Es ist gut, mit der Geburtsszene zu beginnen, denn die ist stark. Aber dann bei der Paarung eine Rückblende in der Rückblende einzubauen zeugt von mangelnder Disziplin. Ich weiß, mir passiert das auch ständig. Trotzdem solltest Du erwägen, alles nach der ersten Rückblende streng chronologisch zu erzählen.

Gravierender finde ich allerdings, dass die Geschichte auch sonst eher strukturschwach ist. Das ist vielen hier als "fehlendes Ende" erschienen, liegt aber mE daran, dass die Protagonistin keine echte Motivation hat. Neugier ist ein zu schwacher Handlungsanreiz, sie müsste etwas von den Weichlingen wollen, besser brauchen, um sie zu finden. Dann ergibt sich das Ende, dass sie sie findet, von selbst, die eigentliche Begegnung darf dann im Dunkeln bleiben.

Trotzdem, ganz großes Kino!

Grüße
Naut

 

Hallihallo die Herren!

@Till:

- Der Bezug zu den Menschen. Ich fände alles deutlich spanndender, wenn total fremd wäre.
Mhm, ich bin mit anthropomorphen Aliens immer sehr vorsichtig, es ging mir ja eher darum, Menschen zu verfremden.

- So fremd ist es nicht. Die ersten Absätze dachte ich, du beschreibst auf kunstvolle Art den Überlebenskampf irgendeiner Art im adukten Stadium auf einem Nährmedium, bei dem die bösen Menschen testen, ob der enthomopathogene Pilz auch funktioniert. Von daher hatte ich Schwierigkeiten mich wirklich für eine makroskopische Welt zu entscheiden.
Enthomowas? *google* Ah, okay. Nee, auf eine derart fiese Idee bin ich gar nicht gekommen. Aber den Makrophagen konnte ich einfach nicht widerstehen. :D

- Das Ende macht Hunger auf mehr. Es zerfasert einfach, hat keinen Kick. Schade.
Wie gesagt, ich werd sehn, ob ich da nochmal ansetze.

Du meinst doch eh repellente Pheromone. Dann schreib's doch hin.
Andererseits: Wenn die Wirkung später nachlässt (warum eigentlich? sich vor Fressfeinden zu schützen ist IMMER gut), warum wird sie dann nie dann von eigenen Artgenossen überfallen?
Über Pheromone ließe sich reden, das repellent ist mir dann doch zu viel. ;)
Und erwachsene Calshar-Menschen sind ja durchaus intelligent und nicht sonderlich kanibalistisch veranlagt, aber im Krabblerstadium heißt es fressen, fressen, fressen. Und wenn die Alten nicht vorsichtig genug sind, müssen sie zum Wohle des Nachwuchses eben dran glauben.

Kabel? Man würde nicht vermuten, dass sie das kennt.
Wieso nicht? Sie war oft genug in alten Bunkern und hat gerade altes Wissen absorbiert.

Danke für deinen Kommentar!

@phiberoptic:

Find ich gut und zieht wirklich rein.
Merci! :)

Die Sache mit der Rückblende hat mich leider verwirrt und ich finds auch nicht notwendig
Nun ja, man muss den Leser am Anfang ja irgendwie fesseln... Und dafür war die Geburtsszene eben ideal.

Danke auch dir!

@Naut:

Schön, mal wiieder was von dir zu hören! :)

Jetzt, nach Monaten, fand ich endlich Gelegenheit, Deine Geschichte zu lesen. Sie gefällt mir ausnehmend gut: Zurecht ist sie empfohlen & hätte (wenn's denn nach mir ginge) auch gut den WV gewinnen können.
Da werd ich ja rot...

Ich hatte mir die Leute übrigens als Thranx vorgestellt.
Joa... so ähnlich. Klau ihnen ein paar Beine und gib ihnen menschliche Gesichter, dann hast du's ungefähr.

Aber dann bei der Paarung eine Rückblende in der Rückblende einzubauen zeugt von mangelnder Disziplin. Ich weiß, mir passiert das auch ständig. Trotzdem solltest Du erwägen, alles nach der ersten Rückblende streng chronologisch zu erzählen.
Mhm, ich habe es mir eigentlich zur Gewohnheit gemacht in den Geschichten mit zwei Ebenen zu arbeiten. Einer Gegenwartsebene und dann eine Rückblendeben, die chronologisch vorgeht, aber auch größere Zeitsprünge zulässt.
Ich werd das Konzept nochmal überdenken.

Gravierender finde ich allerdings, dass die Geschichte auch sonst eher strukturschwach ist. Das ist vielen hier als "fehlendes Ende" erschienen, liegt aber mE daran, dass die Protagonistin keine echte Motivation hat. Neugier ist ein zu schwacher Handlungsanreiz, sie müsste etwas von den Weichlingen wollen, besser brauchen, um sie zu finden. Dann ergibt sich das Ende, dass sie sie findet, von selbst, die eigentliche Begegnung darf dann im Dunkeln bleiben.
Jein. Genetisch verankerte Neugier ist ja das Einzige, was den Verfall der Calshar-Menschen etwas verlangsamt. Aber ich gebe dir Recht, es gibt stärkere Beweggründe, auch wenn das ein bisschen schwer zu konstruieren wäre. Trotz allem ist es noch immer eine Geschichte, die unter einer Zeichenbegrenzung für einen Wettbewerb entstanden ist und da liegen eben auch Grenzen, die man nur umgehen kann, wenn man sie vollkommen neu schreibt. Und dazu bin ich noch nicht in der Lage.

Trotzdem, ganz großes Kino!
*Nochmalrotwerd*

Dankedanke!

Greetz
omno

 

Hi omno,

Enthomowas? *google* Ah, okay. Nee, auf eine derart fiese Idee bin ich gar nicht gekommen. Aber den Makrophagen konnte ich einfach nicht widerstehen. :D
Deine Idee ist ja auch super. aber du hast angefangen mit Fachbegriffen um dich zu werfen :D wie auch immer, solche Studien gibt es und daher bin ich etwas auf den falschen Zweig gekommen.


Über Pheromone ließe sich reden, das repellent ist mir dann doch zu viel. ;)
Aber es wäre richtig. und würde zu dem Stil der Geschichte passen.

Und erwachsene Calshar-Menschen sind ja durchaus intelligent und nicht sonderlich kanibalistisch veranlagt, aber im Krabblerstadium heißt es fressen, fressen, fressen. Und wenn die Alten nicht vorsichtig genug sind, müssen sie zum Wohle des Nachwuchses eben dran glauben.
Da hat jemand aber _ganz schön_ an den Genen rumgepfuscht. Diesen Zusammenhang könnte man dann noch in einem Satz verarbeiten.

Wieso nicht? Sie war oft genug in alten Bunkern und hat gerade altes Wissen absorbiert.
Hab ich das überlesen? Dass sie ein schwatzes Etwas, das vom Himmel "hängt" mit einem Kabel assoziiert und nicht mit etwas aus ihrer eigenen Mythenwelt, war mir zu weit hergeholt.

Grüße,
Tyll

 

N'Abend Till!

Da hat jemand aber _ganz schön_ an den Genen rumgepfuscht. Diesen Zusammenhang könnte man dann noch in einem Satz verarbeiten.
Genetik ist verlorenes Wissen, da muss der geneigte Leser schon selbst drauf kommen. Und dass sich die Krabbler, bevor sie zum intelligenten Handeln fähig sind und die Erinnerungen ihrer Mutter nutzen können, erst mal richtig Hirn anfressen müssen, ist mehrfach erwähnt.

Hab ich das überlesen? Dass sie ein schwatzes Etwas, das vom Himmel "hängt" mit einem Kabel assoziiert und nicht mit etwas aus ihrer eigenen Mythenwelt, war mir zu weit hergeholt.
Naja, sie hat sogar noch eine vage Vorstellung, was ein Computer ist und sie weiß, dass der Himmelsring um den Planeten kreist. Also halte ich es doch für realistisch, dass sie erkennt, dass die Brücke ein Kabel ist. Immerhin war der Alte schon mal da und hat's gesehen.

Trotzdem danke dafür, dass du dir hier so viele Gedanken machst. :)

Greetz
omno

 

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