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Alva

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08.01.2024
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Alva

Die nasse Wäsche wog schwer in Maireads Händen. Ihre Finger, knotig und kalt, krallten sich in das Geflecht des Korbes. Rauch lag in der Luft, sie beeilt sich ins Dorf zurückzukommen. Die letzte Anhöhe hinauf fiel ihr das Atmen schwer, der Rauch kratzte in ihrer Kehle. Jeder Schritt schien ihr Lebenszeit zu rauben, wovon ohnehin nicht mehr viel übrig war. Das Unbehagen in Mairead wandelte sich zunehmend zu Furcht.


Am Kamm des Hügels sank sie auf die Knie. Zwischen den qualmenden Hütten lagen etliche Menschen auf der Erde. Tage zuvor hatten Fremde auf der Durchreise davon berichtert. Unfähig sich zu bewegen starrte sie auf das gebrandschatzte Dorf.
„Hab keine Angst!“, erklang eine Stimme und Mairead fuhr herum. Ein Mann stand vor ihr, der aussah als könnte er Wagenräder jonglieren. Er stützte eine Frau; in dem braunen Haar vor ihrem Gesicht glänzte Blut. Sie atmete stoßweise, schien mehr im Delirium als bei Bewusstsein zu sein. Beschwichtigend hob er die Hand, die Finger rot verschmiert.
„Wir brauchen Hilfe!“
Als er Maireads Blick bemerkte, ließ er den Arm rasch fallen.

Mairead kam auf die Beine, in der Rechten einen kantigen Stein. Der Mann griff langsam an seinen Umhang, schob ihn beiseite. Um den Leib gebunden trug er ein Bündel, oben lugte das Köpfchen eines Kindes hervor.
„Ich würde nicht bitten“, sagte er und schluckte, „wenn ich die Wahl hätte.“
Mairead hielt den Stein umklammert, musterte den Mann, wog seine Worte.
Die Frau konnte sich kaum mehr aufrecht halten, wimmerte, fiel gegen ihn. Der Fremde stolperte zur Seite, konnte das rechtes Bein nicht voll belasten. Trotz seiner enormen Größe wirkte er verletzlich.
Mairead suchte seinen Blick und fand keine Arglist darin. Er schloss den Umhang wieder um das Kind und es begann zu weinen.

Mairead ließ den Stein fallen und ging zu ihnen. Sie griff nach dem Arm der Frau und half ihm, sie auf den Boden zu legen. Dabei kam sie ihm sehr nahe, flüsterte: „Lass mich das nicht bereuen!“
Er nickte, reichte ihr die Hand: „Finley. Ich heiße Finley und das hier ist Kate.“
Mairead nahm sie, spürte die raue, feuchte Haut. „Ich bin Mairead“, sagte sie und rieb dann mit dem Daumen über ihre Fingerkuppen.
„Ist sie deine Frau?“, fragte Mairead. „Ist es dein Kind?“ Sie besah sich Kates Kopfverletzung; die Wunde war tief, blutete noch immer stark. Vorsichtig strich sie ihr die besudelten Strähnen aus dem Gesicht. Mairead sog hörbar die Luft ein, schloss einen Atemzug lang die Augen.

„Ja“, antwortete er, „meine Frau und mein Junge.“ Er legte die Hand über das Kind, klopfte mechanisch auf den Stoff des Umhangs.
„Wir müssen das Blut aufhalten!“, sagte Mairead, nahm seine Hand vom Umhang und platzierte sie auf Kates Kopf. „Fest drauf drücken!“, wies sie ihn an und stand auf. „Ich hole Wasser und frische Tücher.“
Finley versuchte sich umzudrehen und verzog das Gesicht. Er griff sich ans Knie, sog zischend die Luft zwischen den aufeinandergebissenen Zähnen ein.
„Was ist mit deinem Bein?“, wollte Mairead wissen und ging weiter, bis sie hinter ihm stand.
„Nicht schlimm“, presste er hervor und versuchte das Knie zu strecken.
„Dein Junge“, fragte Mairead, „wie heißt er?“
Finley zögerte, ehe er antwortete. Dann öffnete er den Mund, drehte sich zu ihr, und ein Stein, den Mairead vom Boden aufgehoben hatte, traf ihn im Gesicht. Mairead schlug noch einmal zu. „Alva heißt das Mädchen!“, schrie sie und holte erneut aus. Dabei war der Fremde längst umgekippt und rührte sich nicht mehr.

Mairead atmete schwer, der Stein noch immer in der zitternden Hand. Nur allmählich drang das Wimmern des Kindes zu ihr vor.
Mit der Fußspitze stieß sie gegen den Kopf des Mannes. Er zeigte keine Reaktion. Sie kniete bei ihm nieder, zog mit der freien Hand den Umhang weg. Dabei ließ sie ihn keine Sekunde aus den Augen. Sein Gesicht war zerstört – Nase und das linke Auge kaum mehr da. Doch er atmete.
Mairead versuchte das Bündel mit dem Kind von ihm zu lösen, aber es gelang ihr nicht. Sie tastete sich zu seinem Gürtel vor und fand, worauf sie gehofft hatte. Mit dem Messer schnitt sie das Tuch auf und nahm das Kind an sich.

Mairead erkannte die Frau. Kannte ihre Familie aus dem Nachbardorf, wusste, dass Kate Alva vor kurzem zur Welt gebracht hatte. Rasch war ihr klar geworden, dass Kate nicht mehr zu helfen war.
Nun blickte sie auf das Kind, das sie im Arm hielt. Ein unbeschriebenes Blatt. Mairead sah ihre Hand, gezeichnet, voller Geschichten, schönen Erinnerungen aber auch Fehlern, die sie nicht mehr geraderücken konnte.

„Kleine Alva“, flüsterte Mairead und strich dem Mädchen über die Wange.
„Was soll nun aus uns beiden werden?“

 

Hallo @Sammis

Eine Schlacht, Dramatik, große Gefühle, und das alles in einer fernen Zeit, mit poetischen Bildern in Szene gesetzt, das war gerade das Richtige, um es an einem verregneten Herbstnachmittag zu lesen. Ein origineller Challengebeitrag. Ich mag die Geschichte. Spielt das Ganze in den Highlands vor dem Hintergrund irgendwelcher Clankriege? Bei dem Namen Galahad musste ich übrigens sofort an den bekanntesten Ritter der Tafelrunde denken.

Allerdings fiel mir der Einstieg etwas schwer und die Bilder fand ich manchmal „überpoetisch“. Dann und wann könntest du das Geschehen auch noch etwas realistischer gestalten. Außerdem habe ich sogar etwas zum Streichen gefunden.

Dazu noch mehr in den weiteren Anmerkungen.

Wunderbar!
Ein Ausrufezeichen in der Überschrift? Sieht man selten. @Friedrichard wäre stolz auf dich. Trotzdem will der Titel mit dem Allerweltswort in meinen Augen nicht so recht zu dem Text passen. Vielleicht einfach „Maidread“? Sie steht ja im Zentrum.

Mairead läuft nach draußen und sieht, wie der Mutter ein hölzerner Speer durch den Leib getrieben wird, der Vater mit dem Gesicht nach unten auf der Erde liegt[, ]und riesige
Komma weg
Ringsum tost unsägliches Grauen; alle werden abgeschlachtet, niemand verschont. Und Mairead sieht dabei zu – aber keiner sieht sie.
Dann ist sie unten am Fluss. Die Sonne schmunzelt,
Ziemlich abrupter Szenenwechsel im Traum. Träumt man so? Vielleicht hinter „sie“ … setzen. Oder die Szenen mehr durchmischen oder „dann wieder ist sie …“ schreiben, damit der Leser merkt, es ist ein Traum.
streckt den Rücken und beschließt[,] sich etwas Ruhe zu gönnen.
Komma
die allesamt Verrat schrieen.
schrien
Eine kleine Anhöhe hinauf, wo sich ihnen Ausblick über das Tal bietet.
die ihnen
Sie gehen einige Schritte von der geduckten Felsformation fort, bei welcher sie Schutz vor der Kälte der Nacht gesucht haben.
Haben sie nicht aus dem Dorf wenigstens etwas mitgenommen – Felle, Holz – das als Baumaterial für einen provisorischen Unterstand taugt? Ich hätte das gemacht.
Die enorme Größe der Liebe, die sie unentwegt zu geben im Stande ist, und zuvorderst aber zuletzt, ihre außergewöhnlichen Körpergröße.
Das passt nicht zum Vorhergehenden. Die Sicht auf die … außergewöhnliche Körpergröße. Die zumindest sollte doch unübersehbar sein.
und jedem, der ihrer Hilfe bedarf hatte.
bedurft hatte
Anerkennung und die Liebe zu sich, ein gerechte Lohn.
gerechter
hebt aufs gerade Wohl den linken Arm
Geratewohl
Bitte setzt dich und gib ihm Milch.
setz
Er wirkt fahrig und armselig[,] und Mairead mag ihn nicht.
Komma weg
Seit Minuten beobachtet sie Logan und Boyd, die Brianna tragen; sie selbst den Sack mit den wenigen Vorräten,
Sie selbst trägt den ...
ob dieser Mann auch nur den Funken Ehrgefühl in sich trägt?
einen Funken


Unverhohlener Hass schlägt Maidred entgegen. Aus winzigen, fast pupillenlosen Augen züngelt bitterernster Hass.

Wind zerrt verlangend an ihren Kleidern

Donnergrollen brandet jäh von allen Seiten zugleich auf sie ein und mit einem Mal schmeckt die flüssig gewordene Luft nach Furcht.
und die flüssig gewordene Luft schmeckt nach Furcht.
Der gewaltige Donnerschlag folgt unmittelbar auf den grellen Blitz, der die jäh vorherrschende Finsternis mit Licht überbordet und eine einzige, endlos lange Sekunde alle Schatten ausmerzt.
gut formuliert. Allerdings klingt überbordet sehr modern.
Ein ohrenbetäubender Donnerknall meißelt seine Worte in ihr Gesicht und alle Glückseeligkeit ist zermalmt.
Glückseligkeit
Allesamt werden als ein Knäul aus Armen, Beinen und schreienden Gesichtern weggespült.
Allesamt werden sie als ...
Mairead möchte sich aufzusetzen,
aufsetzen
Maireads Herz beginnt zu tanzen. Singen. Lachen und weinen. Es weitet sich, bis es ihre gesamte Brust ausfüllt.
Schön formuliert
Doch in dem kurzen Moment, als er sie ansah, wohnte seinem Gesicht ein Ausdruck bei – dunstig und zerrissen, wie sich auflösender Morgennebel.
überpoetisch
„Hier“, antwortete sie fragend, „in dieser Ruine?“
antwortet, oder noch besser: "Hier?", fragt sie.
Auf dem Gesicht des Fremden fechten zwei Armeen um den Sieg einer längst verlorenen Schlacht.
In einer Schlacht, die längst verloren war.
„Ja und er ist sehr aufgebracht! John, Boyd besteht auf die Abmachung.“
auf der
Als er den Namen seiner Frau vernimmt, steigt auch Logan vom Dach.
Der Name taucht doch gar nicht auf.
Jetzt und immer da.
immerdar
Ist wunderbar!
"Das ist wunderbar." Hier würde ich nicht an einem Wort sparen.
gehen sie zu der kleinen Kapelle, die sie im Herbst vergangenes Jahr
vergangenen Jahres
nd ein kaum vernehmliches Ja bröckelte daraus hervor.
bröckelt
Johns nächste Worte vollstreckten das Urteil, noch ehe der Henker von seiner Aufgabe weiß:
vollstrecken
Keiner hat einen Schaden, nicht war?“
wahr
Der Vater des Jungen, der sich während all dessen schweigend in den Hintergrund geschoben
währenddessen
John greift nach ihr, doch er ist zu spät.
es ist zu spät
Werde glücklich, des Jungens und deinetwegen.
des Jungen und

Grüße
Sturek

 
Zuletzt bearbeitet:

Ein Milliarde Mal gelesen und doch so viel übersehen – das beschämt mich!

Hallo @Sturek!

Eine Schlacht, Dramatik, große Gefühle, und das alles in einer fernen Zeit, mit poetischen Bildern in Szene gesetzt, das war gerade das Richtige, um es an einem verregneten Herbstnachmittag zu lesen. Ein origineller Challengebeitrag. Ich mag die Geschichte.
Nun bin ich aber erleichtert – hatte große Sorge, dass ich damit komplett durchfalle.
Es freut mich wirklich sehr, dass dich der Text unterhalten hat!
Spielt das Ganze in den Highlands vor dem Hintergrund irgendwelcher Clankriege?
Genau, etwas in der Art spukte mir dabei im Kopf umher.

Allerdings fiel mir der Einstieg etwas schwer und die Bilder fand ich manchmal „überpoetisch“. Dann und wann könntest du das Geschehen auch noch etwas realistischer gestalten. Außerdem habe ich sogar etwas zum Streichen gefunden.
Ich rechnete fest damit, schon für den ersten Satz abgestraft zu werden. Ich strich ihn, formulierte ihn um, nahm ihn wieder rein und strich ihn erneut. Letztlich entschied ich mich dafür, ihn als eine Art Fingerzeig stehen zu lassen – Das ist die Richtung, so wird es bleiben!
Werden sicher nicht alle feiern.
Streichen, streichen, streichen – immer her damit!

Ein Ausrufezeichen in der Überschrift? Sieht man selten. @Friedrichard wäre stolz auf dich. Trotzdem will der Titel mit dem Allerweltswort in meinen Augen nicht so recht zu dem Text passen. Vielleicht einfach „Maidread“? Sie steht ja im Zentrum.
Der Titel, ja. Damit bin ich nicht zufrieden. Hoffe hierbei noch auf Eingebung oder einen guten Rat seitens der Kommentatoren! Maidread läge natürlich nahe – zu nahe.

Ziemlich abrupter Szenenwechsel im Traum. Träumt man so? Vielleicht hinter „sie“ … setzen. Oder die Szenen mehr durchmischen oder „dann wieder ist sie …“ schreiben, damit der Leser merkt, es ist ein Traum.
Finde schon, ich zumindest. Und so ein Sprung ist doch ein Indiez für den Traum, oder?

Haben sie nicht aus dem Dorf wenigstens etwas mitgenommen – Felle, Holz – das als Baumaterial für einen provisorischen Unterstand taugt? Ich hätte das gemacht.
Stimmt. Manch kleiner Logigfehler sei mir bei solch einer Geschicht verziehen ...

Die enorme Größe der Liebe, die sie unentwegt zu geben im Stande ist, und zuvorderst aber zuletzt, ihre außergewöhnlichen Körpergröße.
Das passt nicht zum Vorhergehenden. Die Sicht auf die … außergewöhnliche Körpergröße. Die zumindest sollte doch unübersehbar sein.
Das Ganze ist so gemeint: Ihre aufgezählten Eigenschaften hielten die Männer davor ab (schüchterten sie ein) sich ihr zu nähern. Und zuvorderst aber zuletzt ihr Körpergröße, weil die zuerst sichtbar, an sich jedoch bedeutungslos ist.
Missverständlich? Muss ich drüber nachdenken.

Unverhohlener Hass schlägt Maidred entgegen. Aus winzigen, fast pupillenlosen Augen züngelt bitterernster Hass.
Die Dopplung möchte ich vorerst behalten, das sie mMn den Hass spürbarer macht.

Als er den Namen seiner Frau vernimmt, steigt auch Logan vom Dach.
Der Name taucht doch gar nicht auf.
Oh Mann! Das passiert, wenn man ganze Szenen opfert und Fragmente überbleiben.

Ist wunderbar!
"Das ist wunderbar." Hier würde ich nicht an einem Wort sparen.
Mit diesem Hinweis wird mir etwas wichtigeres bewusst: Das ist nicht gut. Ist wunderbar! (Ob nun mit oder ohne Das) Kann man auf zweierlei Weisen lesen. Als Steigerung: Das ist nicht nur gut, das ist wunderbar! So ist es jedoch nicht gemeint. Es soll die Ambivalenz zeigen: Das ist nicht gut (kann schlimm ausgehen, ich habe Angst). Und dennoch ist es wunderbar! Weil ich mich auf das Kind freue und hoffe, dass alles gut geht. Daher die Schreibweise: Das ist nicht gut. Ist wunderbar! Ohne das zweite Das.
Muss ich mir ebenfalls Gedanken machen.

Alles andere habe ich zumeist eins zu eins übernommen, wie von dir vorgeschlagen. (Einiges stand ohnehin nicht zur Diskussion)

Ich danke dir fürs aufmerksame Lesen und Auffinden der willkommenen Streichkandidaten!

Gruß,
Sammis

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Sammis,

das ist überhaupt nicht mein Genre, darum nimm mein Feedback mit einem Körnchen Salz (sagt man das hierzulande - with a grain of salt?)

Hier, was mir so aufgefallen ist:

Den unmittelbaren Beginn, also die ersten Sätze finde ich stark. Es könnte daran gefeilt werden, aber insgesamt klappt das. Der Traum nimmt dann für mein Empfinden ein wenig zu viel Raum ein, es stellt sich das allererste Gefühl von einer Beschreibungsabnutzung bei mir ein.

Nach dem Erwachen setzt sich das fort: Man liest wie eine bombastische Exposition nach der anderen, ich denke mir: Ich hab's soweit kapiert, Handlung bitte und etwas weniger Pomp!

Dann kommt der Nachmittag und ein seltsamer Bruch: Auf einmal wird viel Erzählte Zeit in wenige Worte gepackt und auch noch in die Zukunft geschaut und gesprungen. Jetzt liest es sich für einen Moment episch, wie eine pseudohistorische Zusammenfassung wichtiger Ereignisse. Passt für mich nicht zum vorangegangenen Erzählduktus, sondern wäre in meinen Augen eher der Stil für den Beginn: "M. zählte dreizehn rote Monde, bis sie alle Leichen begraben hatte. Dann trocknete sie ihre Tränen und schwor Rache." So was in der Art, you get the point.

Spät am Nachmittag, als ein kühler, den Spätherbst verkündender Wind Mairead weckte, kehrte sie in die Siedlung zurück.
Einundvierzig Männer, Frauen, Kinder und Babys begrub sie in den darauffolgenden Tagen unter Steinen.
Viel zu viele Granitsteinhügel, die allesamt Verrat schrien.
Am dritten Tag tauchten Fremde auf: Ein Mann, ein schwangeres Mädchen und ein wenige Monate alter Säugling; aus nördlicher Richtung gekommen war es ihnen ähnlich ergangen.
Mairead hatte im Dorf bleiben und auf den Tod warten wollen. Nun aber gab es etwas zu tun, eine letzte Aufgabe.
Am nächsten Tag trafen sie auf zwei Mädchen. Deirdre und Claire Wyndhan. Mairead kannte die Siedlung, aus welcher die Schwestern stammten; keiner ihrer Angehörigen hat überlebt. Am Abend desselben Tages trafen sie auf eine Gruppe Überlebende; sieben greise Männer und Frauen, die dank zweier Jünglinge, Logan und Boyd, hatten fliehen können.

Hier hat Graf Zahl sich der Geschichte bemächtigt. Vielleicht lieber die Quersumme bilden?

Mairead hatte im Dorf bleiben und auf den Tod warten wollen. Nun aber gab es etwas zu tun, eine letzte Aufgabe.
Am nächsten Tag trafen sie auf zwei Mädchen. Deirdre und Claire Wyndhan.

Vielleicht genretypisch, für mich aber unfreiwillig komisch, weil der Ikeakatalogeffekt eintritt: Seltsamere Namen gabs dann auch nicht mehr, oder? :-) Billy, Kallax und Ivar lassen grüßen.

Mairead gibt vor geschlafen zu haben.

Das ist nicht korrekt: Sie gibt vor aufzuwachen, vorgeben, geschlafen zu haben, ginge in diesem Fall nur erzählend, weil es etwas über die Vorvergangenheit aussagt.

Dabei liegt sie seit dem schrecklich-schönen Traum vor Stunden wach.

Hier frage ich mich, ob das der Traum vom Anfang ist. Wenn ja, bin ich nicht mitgekommen.

An ihren Blicken haftet Angst und zittert zugleich scheue Hoffnung.

Das ist schief: Den Blicken haftet höchstens etwas an, aber an ihnen haftet nichts - weder realiter, noch als Metapher. Ergo kann an den Blicken auch nichts zittern. Außerdem ist es ein wenig too much, die Blicke gleich als ängstlich, zitternd, scheu und hoffnungsvoll beschreiben zu wollen. Vielleicht:

Sie schauten ängstlich, aber in ihren Blicken lag auch Hoffnung.

Soweit mal, für mehr reicht leider die Zeit grade nicht. Ich lese dann weiter mit.

Freundliche Grüße

HK

 

Hallo @H. Kopper!

Den unmittelbaren Beginn, also die ersten Sätze finde ich stark. Es könnte daran gefeilt werden, aber insgesamt klappt das.
Freut mich, dass dir der Einstieg zusagt! Immer her mit Vorschlägen – meine Feile fühlt sich überbeansprucht an, zeigt schon erste Abnutzungserscheinungen. :rolleyes:

Der Traum nimmt dann für mein Empfinden ein wenig zu viel Raum ein, es stellt sich das allererste Gefühl von einer Beschreibungsabnutzung bei mir ein.
Kann ich nachvollziehen – habe ich etwas gestutzt.

Nach dem Erwachen setzt sich das fort: Man liest wie eine bombastische Exposition nach der anderen, ich denke mir: Ich hab's soweit kapiert, Handlung bitte und etwas weniger Pomp!
Verstehe – habe auch hier etwas zurückgeschraubt.

Dann kommt der Nachmittag und ein seltsamer Bruch: Auf einmal wird viel Erzählte Zeit in wenige Worte gepackt und auch noch in die Zukunft geschaut und gesprungen. Jetzt liest es sich für einen Moment episch, wie eine pseudohistorische Zusammenfassung wichtiger Ereignisse. Passt für mich nicht zum vorangegangenen Erzählduktus, sondern wäre in meinen Augen eher der Stil für den Beginn: "M. zählte dreizehn rote Monde, bis sie alle Leichen begraben hatte. Dann trocknete sie ihre Tränen und schwor Rache." So was in der Art, you get the point.
Hier kann ich dir nicht ganz folgen – ja, die Zusammenfassung/Erklärung vergangener Geschehnisse, die Grund für die Flucht sind, werden knapp erzählt, nur angedeutet – finde ich jedoch ausreichend, soll nur ein Gefühl vermitteln, worum es in etwa geht.

Spät am Nachmittag, als ein kühler, den Spätherbst verkündender Wind Mairead weckte, kehrte sie in die Siedlung zurück.
Einundvierzig Männer, Frauen, Kinder und Babys begrub sie in den darauffolgenden Tagen unter Steinen.
Viel zu viele Granitsteinhügel, die allesamt Verrat schrien.
Am dritten Tag tauchten Fremde auf: Ein Mann, ein schwangeres Mädchen und ein wenige Monate alter Säugling; aus nördlicher Richtung gekommen war es ihnen ähnlich ergangen.
Mairead hatte im Dorf bleiben und auf den Tod warten wollen. Nun aber gab es etwas zu tun, eine letzte Aufgabe.
Am nächsten Tag trafen sie auf zwei Mädchen. Deirdre und Claire Wyndhan. Mairead kannte die Siedlung, aus welcher die Schwestern stammten; keiner ihrer Angehörigen hat überlebt. Am Abend desselben Tages trafen sie auf eine Gruppe Überlebende; sieben greise Männer und Frauen, die dank zweier Jünglinge, Logan und Boyd, hatten fliehen können.
Hier hat Graf Zahl sich der Geschichte bemächtigt. Vielleicht lieber die Quersumme bilden?
Hauehaue! So markiert sieht das schon übel aus – habe ausgesiebt, was möglich war.

Mairead hatte im Dorf bleiben und auf den Tod warten wollen. Nun aber gab es etwas zu tun, eine letzte Aufgabe.
Am nächsten Tag trafen sie auf zwei Mädchen. Deirdre und Claire Wyndhan.
Vielleicht genretypisch, für mich aber unfreiwillig komisch, weil der Ikeakatalogeffekt eintritt: Seltsamere Namen gabs dann auch nicht mehr, oder? :-) Billy, Kallax und Ivar lassen grüßen.
Immer schwierig! Noch mehr in einer Kurzgeschichte. Kann die Nasen in solch einem Szenario jedoch schlecht Helga und Günther nennen.:D

Mairead gibt vor geschlafen zu haben.
Das ist nicht korrekt: Sie gibt vor aufzuwachen, vorgeben, geschlafen zu haben, ginge in diesem Fall nur erzählend, weil es etwas über die Vorvergangenheit aussagt.
Richtig, habe ich geändert.

Dabei liegt sie seit dem schrecklich-schönen Traum vor Stunden wach.
Hier frage ich mich, ob das der Traum vom Anfang ist. Wenn ja, bin ich nicht mitgekommen.
Ist er. Ein wiederkehrender Alptraum, der sie seit dem Überfall auf ihr Dorf heimsucht.

An ihren Blicken haftet Angst und zittert zugleich scheue Hoffnung.
Das ist schief: Den Blicken haftet höchstens etwas an, aber an ihnen haftet nichts - weder realiter, noch als Metapher. Ergo kann an den Blicken auch nichts zittern. Außerdem ist es ein wenig too much, die Blicke gleich als ängstlich, zitternd, scheu und hoffnungsvoll beschreiben zu wollen.
Bei solch einem Text sollte man nicht jedes Wort, jeden Satz oder jede Redewendung auf die Goldwaage legen. So kann er nicht funktionieren, bzw. rückt man alles Schiefe gerade, bleibt wenig übrig, wird es eine völlig andere Art von Geschichte.
Wenn dich das hier stört, wirst du vermutlich noch häufig stutzen.:(

Ich danke dir fürs Lesen und die hilfreichen Anmerkungen!

Gruß,
Sammis

 

Hallo @Sammis,

Hier kann ich dir nicht ganz folgen – ja, die Zusammenfassung/Erklärung vergangener Geschehnisse, die Grund für die Flucht sind, werden knapp erzählt, nur angedeutet – finde ich jedoch ausreichend, soll nur ein Gefühl vermitteln, worum es in etwa geht.

Ich meine die Dramaturgie: Man steigt situativ ein (Traum), muss sich dann in einer anderen Einstiegssituation orientieren, was durch den vorangehenden chaotischen Traum schon erschwert ist. Beides zoomt sehr nah ran. Dann kommt, relativ bald, aus dem Nichts eine Zusammenfassung und ein Zeitsprung. Der Zoom geht sehr weit raus, nur um direkt wieder sehr nah ranzugehen. Das ist für mein Empfinden zu wild und folgt keiner dramaturgischen Logik.

Denk mal an, als bestes Beispiel, das mir gerade einfällt, den Anfang eines Asterix-Film: "Die Römer haben ganz Gallien besiedelt!" – Karte von Europa mit dem römischen Generalsstab oder was das ist. Zoom ist maximal draußen, zeitlich und räumlich. "Ganz Gallien? – Nein, da ist ein Dorf ... " Zoom geht auf der Landkarte näher ran auf den Ausschnitt mit dem Dorf der Gallier. Dann geht er noch näher ran, verlässt die Draufsicht und man springt ins Dorfleben. Dann kommt – Zoom maximal nah – die eigentliche Geschichte, die einzelnen Figuren folgt. Man kommt dem Geschehen also sukzessive näher und nimmt den größeren Zusammenhang als Kontextwissen mit in die Story.

Bei solch einem Text sollte man nicht jedes Wort, jeden Satz oder jede Redewendung auf die Goldwaage legen. So kann er nicht funktionieren, bzw. rückt man alles Schiefe gerade, bleibt wenig übrig, wird es eine völlig andere Art von Geschichte.

Sorry, aber das klingt für mich nach Ausrede :lol: Goldwaage ist das eine, schiefe Ebene das andere. Es liest sich hier so, als würdest du den Ausdruck "anhaften" falsch verstehen als Autor, und nicht als hättest du im Eifer des Gefechts einfach mal ein Sprachbild zu viel angefügt.

Immer schwierig! Noch mehr in einer Kurzgeschichte. Kann die Nasen in solch einem Szenario jedoch schlecht Helga und Günther nennen.:D

Habe tatsächlich nach meinem Kommentar noch kurz über mein Beispiel mit Ikea nachgedacht und realisiert, dass deren Namen klüger gewählt sind als deine. Denn sie sind kurz und prägnant und man weiß, wie man sie aussprechen muss.

Mairead, so habe ich dann gegoogelt, ist schottisch (?) für Margarete. Mit Margaret hättest du eine britische Version, von der man direkt weiß, wie man sie aussprechen muss. Genauso bei "Deirdre und Claire Wyndhan" – Claire ist ok, aber Deirdre und Wyndhan erzeugt beim Leser nur phonetische Fragezeichen und ohne inneren Klang setzen sich Namen nur schlecht im Hirn fest. Würde also zumindest so simple und klare irisch/schottische Namen suchen wie möglich.

Freundliche Grüße

HK

 

Hallo @Sammis schön, einen Challenge-Beitrag von dir zu lesen!
Ich steige direkt ein:

Sie setzt sich auf und stellt mit Schrecken fest, dass sie allein ist.
Mairead läuft nach draußen und sieht, wie der Mutter ein hölzerner Speer durch den Leib getrieben wird, der Vater mit dem Gesicht nach unten auf der Erde liegt und riesige, Schaum spuckende Schlachtrösser über die Schwester und deren Söhne hinwegtrampeln.
Oha!, denke ich. Du kommst ja sehr schnell zur Sache! Es geht direkt heftig los. Finde ich erst mal in Ordnung, auch wenn es für mich nicht dieses an den Haken locken für Texte braucht.

Im Zwielicht eines herbstlich entkleideten Baumes ruhend, gegen den stattlichen Stamm gelehnt, schließt sie die Augen. Zufriedenheit hüllt Mairead ein, wärmend wie eine dicke Decke in kalter Nacht.
Du wählst in dem Text eine volle Sprache. Ich finde, dass dir das aber nur manchmal gelingt und manchmal leider auch etwas überladen wirkt. An diesem Satz fällt mir das zum Beispiel exemplarisch auf: Im Zwielicht eines herbstlich entkleideten Baumes finde ich zum Beispiel super. Danach wird es mir aber zu viel. Der Stamm ist natürlich stattlich. Zufriedenheit hüllt ein, die Decke ist dick, denn sie muss einer kalten Nacht trotzen. Für sich genommen funktionieren die Satzglieder. In einem Satz wirkt es aber überfrachtet. Und das wiederum schwächt dann auch den, eigentlich guten, Beginn des Satzes. Mir jedenfalls geht es so - vielleicht eine Geschmacksfrage.

Mit siebzehn wurde sie die Frau des zehn Jahre älteren Finley und Mutter des wenige Monate alten Galahad.
Finde ich unscharf. Wurde sie mit siebzehn Mutter eines wenige Monate alten Kindes, sprich sie hat es quasi übernommen? Oder sie ist die Mutter und ist mit siebzehn die Mutter eines wenige Monate alten Kindes? Würde ich vielleicht deutlicher machen.

offenbart eine Verletzlichkeit, die Mairead das Herz abschnürt.
Das braucht es meiner Meinung nach nicht. Es wird darauffolgend doch klar, wie sie zu ihr steht. Das brauchst du meiner Meinung nach nicht ausformulieren.

Vor allem deswegen will Mairead ihn nicht leiden.
Auch hier: Es wird klar. Braucht es daher nicht.

In Mairead schwoll die Frage wie entzündete Mandeln, ob dieser Mann auch nur einen Funken Ehrgefühl in sich trägt?
Wieder etwas zu blumig für meinen Geschmack.

Unverhohlener Hass schlägt Mairead entgegen. Aus winzigen, fast pupillenlosen Augen züngelt bitterernster Hass.
Unverholen und bitterernst ist mir zu viel. Würde ich kürzen. Und züngelt ist hier vielleicht wieder eine Geschmacksfrage aber eben auch recht blumig in der Formulierung.

Donnergrollen brandet jäh von allen Seiten zugleich auf sie ein und die flüssig gewordene Luft schmeckt nach Furcht.
Das wiederum finde ich einen schön formulierten Satz. Hier passt für mich der Anteil an schweren Formulierungen.

Entsetzen, splitterfasernackte Angst hockt sich unversehens auf die verzerrten Gesichter ihrer Begleiter; und schon grapscht sie auch nach Maireads Herz.
Direkt danach denke ich dann aber, dass es mir wieder zu viel ist. Zumal du im vorherigen Satz eigentlich schon aufgemacht hast, dass nun Furcht eine Rolle für die Anwesenden spielt. Ich denke also, dass der Satz hier überflüssig ist.

Hilfesuchend wendet sie den Blick dem Fremden zu; einer Eingebung folgend glaubt sie fest daran, dass er einzig dazu ausgesandt wurde, sie zu retten.
Das verstehe ich nicht. Woher kommt der Gedanke. Nichts im Text macht diese Möglichkeit doch auf? Die Gestalt wurde allenfalls als mysteriös, mehr noch als Bedrohung aufgemacht. Wie kommt sie also zu dieser plötzlichen Einschätzung? Rein aus Hoffnung im Angesicht von Hoffnungslosigkeit passt für mich nicht. Da bräuchte es schon mehr. Ein "göttliches" Zeichen, eine Geste der Gestalt, ein beschriebenes "warmes" Gefühl. Irgendwas, was diese Einschätzung herleitet. Daher würde ich den Blitz, der direkt danach kommt, hier voranstellen und als eben dieses Zeichen umbauen. Dann macht es, zumindest in meinen Augen, von der Reihenfolge mehr Sinn.

ER HAT AUF MICH AUFGEPASST!, glänzt es im Vordergrund.
Warum DIESE SCHREIBWEISE? Und ich finde auch, dass das glänzt hier nicht passt.

Kindliche Glückseligkeit flirrt auf Maireads Haut.
Wie verdorbenes Essen speit Finley die wenigen Worte in das tosende Durcheinander.
Finde das Bild schief. Ich weiß zwar was du meinst, aber es passt für mich nicht.
Ein ohrenbetäubender Donnerknall meißelt seine Worte in ihr Gesicht und alle Glückseligkeit ist zermalmt.
Der Satz ist wieder sehr voll. Das sind sehr schwere Formulierungen die so gehäuft, für mich der Wirkung entgegenstehen. Ich denke, weniger wäre auch hier mehr.

Besorgnis.
Zweifel.
Wieder die Schuldgefühle.
Diese Erwähnung der Gefühle, auch nicht in dieser komprimierten Form, braucht es nicht. Es ergibt sich aus dem Text und aus der Situation. So wirkt es hier nur wie eine Aufzählung.

Das konnte – durfte nicht wahr sein!
Warum diese Zeitform? Muss es nicht heißen: das kann - darf nicht wahr sein!

Mairead kennt dies Gesicht.
eher diesen Ausdruck
Süßlich und herb, wie reifer Waldhonig dringt seine Stimme an Maireads Ohr.
Ich höre jetzt mal auf die Sätze zu markieren, die für mich zu drüber sind, aber ich meine, dass es deiner Geschichte guttun würde, wenn du noch mal über die Formulierungen drübergehst und an der einen oder anderen Stelle ein wenig zurückschraubst. Wie gesagt, vielleicht ist es aber auch nur einfach nicht mein Geschmack und andere mögen diese Art der Formulierungen.

Auf dem Gesicht des Fremden fechten zwei Armeen um den Sieg einer Schlacht, die längst verloren war.
Müsste es nicht ist heißen?

Finley entweicht ein Laut, wässern und erbärmlich – eines Menschen unwürdig.
Das ist mir zu dick aufgetragen. Wir wissen mittlerweile schon, dass der nicht der Sympathieträger der Geschichte ist. Außerdem finde ich die Formulierung ziemlich heavy. Wessen Meinung ist das denn? Des Erzählers? Der Anwesenden? Ist mir zu schwammig.

Johns nächste Worte vollstrecken das Urteil, noch ehe der Henker von seiner Aufgabe weiß: „Boyd, es ist dein Recht, dem Dieb die rechte Hand abzuschlagen.“
Puh, wo kommt das denn her? Mir ist natürlich klar, dass es diese Art Strafe gab (und teilweise immer noch gibt - schluck). Aber es macht aus meiner Sicht, auch für die Geschichte, aus zwei Gründen keinen Sinn. Erstens beschreibst du die Gemeinschaft als recht klein. Warum sollten sie also eine Arbeitskraft, zumal die Art des Vergehens nicht so gravierend ist, durch diese Strafe verlieren? Die Gemeinschaft dadurch insgesamt schwächen und das eigene Überleben gefährden?
Zweitens ist der Dieb (wenn ich es richtig gelesen habe) erst sechs Jahre alt. Das wirkt dann noch mal heftiger und da schimmert dann schon eine ordentliche Portion von Fanatismus durch, der aber vorher im Text gar keine Rolle spielt. Wenn das religiöse Eiferer sind, dann würde die Art und Weise der Strafe, auch in ihrer Situation, irgendwie Sinn machen. Das leitet der Text aber vorher nicht her. Es sei denn ich habe da massiv etwas verpasst. Auch das eigentliche Vergehen, der Diebstahl, scheint ja da nicht unbedingt ein Problem vorher gewesen zu sein. Daher macht die Strafe auch in diesem Kontext für mich keinen Sinn.
Dann noch die Sache, dass Finley ihn vermutlich angestiftet hat. Wie du den im Text vorher darstellst und dem Leser näherbringst, schreit ja zu dem Zeitpunkt alles danach, dass der seine Finger im Spiel hat. Das wird aber doch auch den Anwesenden klar sein, oder nicht? Warum nimmt da niemand Bezug drauf? Oder habe ich was überlesen?

Mairead: „Die Jahre mit dir wiegen alles auf. Du warst meine Erfüllung! Du gabst mir Zeit, obgleich sie längst schon verstrichen war. Achte auf John J. und finde ihm eine Mutter. Werde glücklich. Versprich es mir, John! Werde glücklich, des Jungen und deinetwegen. Versprich es! Ich liebe dich.“ John: „Ja.“ Dann lässt sie das Atmen, und er sie los.
Warum brichst du hier denn so plötzlich die Art und Weise des Textes. Es wirkt an dieser Stelle dann fast schon wie ein Theaterstück. Warum aber? Also warum nicht schon vorher im Text oder gar nicht. Ist mir nicht klar, warum du die Geschichte derart enden lässt.

Auch muss ich sagen, dass ich das Ende und den Rest der Geschichte nicht so ganz zusammenbringe. Mir passiert da zu viel in zu wenig Text und es wirkt (trotz der einigermaßen langen Geschichte) zu gehastet und episodenhaft. Mit fehlt die klare Linie und Struktur, wo du hinmöchtest. Zu Beginn geht es um diese als stark aber auch wankend beschriebene Frauenfigur, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die ihr folgende Gemeinschaft durch einige Strapazen zu führen und die mit vielen Widerständen konfrontiert ist. Dann kommt diese fremde Person und es wird im Verlauf (und dann ziemlich schlagartig) eine stark romantisch aufgeladene Geschichte. Auch noch in Ordnung. Dann änderst du wieder die Tonalität und es geht um die Entscheidung, wie mit einem Diebstahl in der, mitlerweile niedergelassenen, Gemeinschaft umzugehen ist. Und am Ende wird es dann tragisch aber eben auch sehr künstlerisch-artifiziell und wirkt theaterhaft.
Leider muss ich sagen, dass da noch nicht alles zusammenpasst. Sowohl die Formulierungen als auch die Struktur der Geschichte brächten für mich noch Feinschliff. Insgesamt ist der Text aber spannend genug, als dass ich drangeblieben bin. Ich denke, dass du da noch ordentlich was rausholen kannst, wenn du ihn mehr fokussieren würdest.

War jetzt wieder viel Kritik dabei, aber wie immer ist es nur mein Leseeindruck und vielleicht helfen dir ja ein paar meiner Anmerkungen wieder.

Insgesamt trotz viel Kritik gerne gelesen!
Habentus

 

Hallo @Habentus!

Vielen Dank, dass du hier reingeschaut und mir deine Gedanken zum Text dagelassen hast!

Du wählst in dem Text eine volle Sprache. Ich finde, dass dir das aber nur manchmal gelingt und manchmal leider auch etwas überladen wirkt. An diesem Satz fällt mir das zum Beispiel exemplarisch auf: Im Zwielicht eines herbstlich entkleideten Baumes finde ich zum Beispiel super. Danach wird es mir aber zu viel. Der Stamm ist natürlich stattlich. Zufriedenheit hüllt ein, die Decke ist dick, denn sie muss einer kalten Nacht trotzen. Für sich genommen funktionieren die Satzglieder. In einem Satz wirkt es aber überfrachtet. Und das wiederum schwächt dann auch den, eigentlich guten, Beginn des Satzes. Mir jedenfalls geht es so - vielleicht eine Geschmacksfrage.
Geschmacksache, ja. Als ich mich für die blumige Sprache entschied, war mir klar, dass das nicht jedermanns Sache ist, sie hier, bei uns Kriegern, wahrscheinlich wenige Freunde finden wird. Ich entschied mich dennoch dafür, weil sie für mich perfekt zur Geschichte passt, die keine historische Nacherzählung ist, sich nicht einmal daran anlehnen möchte, vielmehr genauso (zu) pompös und (leicht) drüber daherkommen soll wie die Erzählstimme.
Dennoch stimme ich dir zu – ich habe es hier und da übertrieben! Finde streichen leichter als hinzufügen. Bisslang vielen rund 200 (zumeist pompös beschreibende) Worte dem Rotstift zum Opfer.

Mit siebzehn wurde sie die Frau des zehn Jahre älteren Finley und Mutter des wenige Monate alten Galahad.
Finde ich unscharf. Wurde sie mit siebzehn Mutter eines wenige Monate alten Kindes, sprich sie hat es quasi übernommen? Oder sie ist die Mutter und ist mit siebzehn die Mutter eines wenige Monate alten Kindes? Würde ich vielleicht deutlicher machen.
Stimmt, habe ich nachgebessert.

lleicht deutlicher machen.
offenbart eine Verletzlichkeit, die Mairead das Herz abschnürt.
Das braucht es meiner Meinung nach nicht. Es wird darauffolgend doch klar, wie sie zu ihr steht. Das brauchst du meiner Meinung nach nicht ausformulieren.
Richtig, ist weg.

In Mairead schwoll die Frage wie entzündete Mandeln, ob dieser Mann auch nur einen Funken Ehrgefühl in sich trägt?
Wieder etwas zu blumig für meinen Geschmack.
Flog komplett raus.

mack.
Unverhohlener Hass schlägt Mairead entgegen. Aus winzigen, fast pupillenlosen Augen züngelt bitterernster Hass.
Unverholen und bitterernst ist mir zu viel. Würde ich kürzen. Und züngelt ist hier vielleicht wieder eine Geschmacksfrage aber eben auch recht blumig in der Formulierung.
Wurde auch entschärft.

Entsetzen, splitterfasernackte Angst hockt sich unversehens auf die verzerrten Gesichter ihrer Begleiter; und schon grapscht sie auch nach Maireads Herz.
Direkt danach denke ich dann aber, dass es mir wieder zu viel ist. Zumal du im vorherigen Satz eigentlich schon aufgemacht hast, dass nun Furcht eine Rolle für die Anwesenden spielt. Ich denke also, dass der Satz hier überflüssig ist.
Auch richtig – is weg.

Hilfesuchend wendet sie den Blick dem Fremden zu; einer Eingebung folgend glaubt sie fest daran, dass er einzig dazu ausgesandt wurde, sie zu retten.
Das verstehe ich nicht. Woher kommt der Gedanke. Nichts im Text macht diese Möglichkeit doch auf? Die Gestalt wurde allenfalls als mysteriös, mehr noch als Bedrohung aufgemacht. Wie kommt sie also zu dieser plötzlichen Einschätzung? Rein aus Hoffnung im Angesicht von Hoffnungslosigkeit passt für mich nicht. Da bräuchte es schon mehr. Ein "göttliches" Zeichen, eine Geste der Gestalt, ein beschriebenes "warmes" Gefühl. Irgendwas, was diese Einschätzung herleitet. Daher würde ich den Blitz, der direkt danach kommt, hier voranstellen und als eben dieses Zeichen umbauen. Dann macht es, zumindest in meinen Augen, von der Reihenfolge mehr Sinn.
Habe ich auch abgeändert – jetzt sieht sie in ihm nicht mehr sofort den Auserwählten, den Retter.

ER HAT AUF MICH AUFGEPASST!, glänzt es im Vordergrund.
Warum DIESE SCHREIBWEISE? Und ich finde auch, dass das glänzt hier nicht passt.
Hier stand zuvor: ... glänzt es in mannshohen Lettern im Vordergrund. Daher die Schreibweise. War dann aber selbst mir zu viel :lol:
Is weg.

Kindliche Glückseligkeit flirrt auf Maireads Haut.
Wie verdorbenes Essen speit Finley die wenigen Worte in das tosende Durcheinander.
Finde das Bild schief. Ich weiß zwar was du meinst, aber es passt für mich nicht.
Die kindliche Glückseligkeit war wirklich komplett Banane! Jetzt steht da Geborgenheit – das macht schon mehr Sinn. Am Flirren halte ich jedoch (noch) fest.
Und die Wort, die ausgespien werden – ja, is schief, finde es dennoch irgendwie passend oder doch nicht? Muss ich noch in mich gehen.

Ein ohrenbetäubender Donnerknall meißelt seine Worte in ihr Gesicht und alle Glückseligkeit ist zermalmt.
Der Satz ist wieder sehr voll. Das sind sehr schwere Formulierungen die so gehäuft, für mich der Wirkung entgegenstehen. Ich denke, weniger wäre auch hier mehr.
Richtig – auch entschärft.

Besorgnis.
Zweifel.
Wieder die Schuldgefühle.
Diese Erwähnung der Gefühle, auch nicht in dieser komprimierten Form, braucht es nicht. Es ergibt sich aus dem Text und aus der Situation. So wirkt es hier nur wie eine Aufzählung.
Das möchte ich behalten – zieht sich ja durch den gesamten Text und trägt zum Erzählstil bei.

Das konnte – durfte nicht wahr sein!
Warum diese Zeitform? Muss es nicht heißen: das kann - darf nicht wahr sein!
Unachtsamkeit – ein Überbleibsel, der Text stand zuerst in anderer Zeitform.
Auf dem Gesicht des Fremden fechten zwei Armeen um den Sieg einer Schlacht, die längst verloren war.
Müsste es nicht ist heißen?
Das Gleiche hier.

Johns nächste Worte vollstrecken das Urteil, noch ehe der Henker von seiner Aufgabe weiß: „Boyd, es ist dein Recht, dem Dieb die rechte Hand abzuschlagen.“
Puh, wo kommt das denn her? Mir ist natürlich klar, dass es diese Art Strafe gab (und teilweise immer noch gibt - schluck). Aber es macht aus meiner Sicht, auch für die Geschichte, aus zwei Gründen keinen Sinn. Erstens beschreibst du die Gemeinschaft als recht klein. Warum sollten sie also eine Arbeitskraft, zumal die Art des Vergehens nicht so gravierend ist, durch diese Strafe verlieren? Die Gemeinschaft dadurch insgesamt schwächen und das eigene Überleben gefährden?
Zweitens ist der Dieb (wenn ich es richtig gelesen habe) erst sechs Jahre alt. Das wirkt dann noch mal heftiger und da schimmert dann schon eine ordentliche Portion von Fanatismus durch, der aber vorher im Text gar keine Rolle spielt. Wenn das religiöse Eiferer sind, dann würde die Art und Weise der Strafe, auch in ihrer Situation, irgendwie Sinn machen. Das leitet der Text aber vorher nicht her. Es sei denn ich habe da massiv etwas verpasst. Auch das eigentliche Vergehen, der Diebstahl, scheint ja da nicht unbedingt ein Problem vorher gewesen zu sein. Daher macht die Strafe auch in diesem Kontext für mich keinen Sinn.
Dann noch die Sache, dass Finley ihn vermutlich angestiftet hat. Wie du den im Text vorher darstellst und dem Leser näherbringst, schreit ja zu dem Zeitpunkt alles danach, dass der seine Finger im Spiel hat. Das wird aber doch auch den Anwesenden klar sein, oder nicht? Warum nimmt da niemand Bezug drauf? Oder habe ich was überlesen?
Das ist schon grob und ja, ohne mehr Kontext, wie du sagst, fragwürdig – habe mit dem Gedanken gespielt, es auf Züchtigung zu reduzieren, nur verblasst dann die Wirkung, verpufft vielleicht sogar komplett.
Wie eingangs erwähnt: Sprache und Text darf, soll drüber sein.

Mairead: „Die Jahre mit dir wiegen alles auf. Du warst meine Erfüllung! Du gabst mir Zeit, obgleich sie längst schon verstrichen war. Achte auf John J. und finde ihm eine Mutter. Werde glücklich. Versprich es mir, John! Werde glücklich, des Jungen und deinetwegen. Versprich es! Ich liebe dich.“ John: „Ja.“ Dann lässt sie das Atmen, und er sie los.
Warum brichst du hier denn so plötzlich die Art und Weise des Textes. Es wirkt an dieser Stelle dann fast schon wie ein Theaterstück. Warum aber? Also warum nicht schon vorher im Text oder gar nicht. Ist mir nicht klar, warum du die Geschichte derart enden lässt. Auch muss ich sagen, dass ich das Ende und den Rest der Geschichte nicht so ganz zusammenbringe. Mir passiert da zu viel in zu wenig Text und es wirkt (trotz der einigermaßen langen Geschichte) zu gehastet und episodenhaft. Mit fehlt die klare Linie und Struktur, wo du hinmöchtest. Zu Beginn geht es um diese als stark aber auch wankend beschriebene Frauenfigur, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die ihr folgende Gemeinschaft durch einige Strapazen zu führen und die mit vielen Widerständen konfrontiert ist. Dann kommt diese fremde Person und es wird im Verlauf (und dann ziemlich schlagartig) eine stark romantisch aufgeladene Geschichte. Auch noch in Ordnung. Dann änderst du wieder die Tonalität und es geht um die Entscheidung, wie mit einem Diebstahl in der, mitlerweile niedergelassenen, Gemeinschaft umzugehen ist. Und am Ende wird es dann tragisch aber eben auch sehr künstlerisch-artifiziell und wirkt theaterhaft.
Leider muss ich sagen, dass da noch nicht alles zusammenpasst. Sowohl die Formulierungen als auch die Struktur der Geschichte brächten für mich noch Feinschliff.
Der Traum und das Ende waren zuerst da. Das passt für mich auch zusammen. Erst danach überlegte ich, wie ich von A nach C komme, gut möglich, dass ich auf dem Weg vom Kurs abgekommen bin. Mal schauen, ob ich zurück in die Spur finde.

Insgesamt ist der Text aber spannend genug, als dass ich drangeblieben bin. Ich denke, dass du da noch ordentlich was rausholen kannst, wenn du ihn mehr fokussieren würdest. War jetzt wieder viel Kritik dabei, aber wie immer ist es nur mein Leseeindruck und vielleicht helfen dir ja ein paar meiner Anmerkungen wieder. Insgesamt trotz viel Kritik gerne gelesen!
Etwas Trost zum Schluß – gut kommentiert.
Nein, Spaß bei Seite. Kritik ist dazu da, Schwächen aufzuzeigen. Und die gibt es!

Nochmals vielen Dank – ist jede Menge hilfreiches dabei!

Gruß,
Sammis

 

Hallo @Sammis ,

Vorweg: Ich habe keine der Vorkritiken gelesen.

Grundsätzlich mag ich Geschichten, die erzählen und deine ist so eine. Du erzählst eine ganze Menge.
Ich habe mich nur zwischendrin dabei erwischt, dass ich dachte, dass dies viel zu viel Stoff für eine Kurzgeschichte ist.
Hast du mal überlegt, das in einen Roman zu packen? So in Richtung Familiensaga über ein paar Generationen mit viel Lokalkolorit drumherum und historischer Einbettung?
Könnte mir vorstellen, dass dir das gut gelingt.
Der Vorteil liegt auf der Hand: Du kannst viel intensiver die Personen charakterisieren und musst dich nicht so beschränken, sie können alle eine eigene Persönlichkeit bekommen, du kannst das Geschehen viel besser in die Landschaft, das Klima und vor allen Dingen die Zeit, in der es spielen soll, verankern und du kannst deinen Ideenreichtum viel besser ausleben.

Das zweite, was mir am Ende dieser Geschichte auffällt ist, dass ich überlegt habe, ob
ich das, was du damit eigentlich zum Ausdruck bringen wolltest, überlesen habe.
Mir fehlt da irgendwie der springende Punkt, das Thema sozusagen. Vielleicht bin ich auch deswegen auf die Idee verfallen, dir zu einem Roman zu raten.

An einigen Stellen hatte ich so ein Bauchgefühl, dass ich hie und da eine andere Zeit verwendet werden müsste, aber da lass ich lieber die wirklichen Könner ran, ich fühle mich hierzu nicht kompetent genug. Soweit ich ansonsten Fehler gefunden habe, hab ich sie dir selbstredend aufgezeigt.
Ab und zu gehen mit dir die Pferde der Dramatik etwas durch, fand ich. Ich habe dir die Stellen, bei denen es mir zu dick aufgetragen vorkam, rauszitiert. Ist durchaus auch eine Geschmacksfrage, also sind diese Stellen nicht unbedingt absolute Kritikpunkte.

Mairead läuft nach draußen und sieht, wie der Mutter ein hölzerner Speer durch den Leib getrieben wird, der Vater mit dem Gesicht nach unten auf der Erde liegt un
Boah, was für ein grausamer Anfang. Der reinste Horror.
ihre Beine stehen still.
Find ich etwas unzutreffend formuliert. Ihre Beine versagen ihr den Dienst, sie ist steifbeinig geworden, die Beine verkrampfen sich.Uhren stehen still, aber Beine? Vielleicht findest du etwas Treffenderes?
das von Beginn an schal schmeckende Gefühl
Wieso schal? Das ist hier so ein Einschub, der mich irritiert hat, weil ich nicht in die Gefühlslage mitgenommen werde. Vielleicht streichen?
Die hartherzige Kälte, die sie Nacht für Nacht wie ein hungriges Tier anfiel,
Too much, du weißt schon.
Die Sicht auf die kindliche, reine Schönheit ihres Wesens. Die Größe ihrer zurückhaltenden Anmut, die ihrer Rechtschaffenheit, ihres selbstlosen Stolzes. Die Größe ihrer Güte, die ihres Einfühlungsvermögens, ihres Mutes. Die enorme Größe der Liebe, die sie unentwegt zu geben im Stande ist, und zuvorderst aber zuletzt, ihre außergewöhnlichen Körpergröße.
In einem Roman müsstest du so eine Stelle nicht wie im Zeitraffer zusammenpacken und komprimieren. Hier drückst du mir als Leser einfach mal so eben den wuchtigen Charakter Maireads rein und das ist mir gar nicht Recht, denn ich würde diese Frau selbst gern durch das, was sie tut, kennenlernen. Das aber würde natürlich die doppelte, vielfache Menge an Erzählung erfordern und damit den Rahmen einer Kurzgeschichte sprengen.
„Ich–“, beginnt er mit geduckten, sich davonschleichenden Worten, „
geduckte, sich davonschleichenden Worten = das gefällt mir sehr.
fordere Ende
vordere.
und plötzlich fällt Regen, unaufhörlich und in ganzen Stücken. Donnergrollen brandet jäh von allen Seiten zugleich auf sie ein und die flüssig gewordene Luft schmeckt nach Furcht.
In ganzen Stücken kann Regen in meiner Vorstellung nicht fallen. Das würde ich ändern. Und insgesamt ist dies hier sowieso eine Stelle, wo ich too much sagen würde.
Ein ohrenbetäubender Donnerknall meißelt die Worte in ihr Gesicht.
too much
nass bis auf die Knochen
Das ist so eine klischeehafte Verwendung. Könnte mir gut vorstellen, dass dir etwas Besseres einfällt. Man ist ja auch gar nicht bis auf die Knochen naß, sondern auf die Haut und die könnte schon schrumpeln, bleich gewässert oder so aussehen. Klischees hast du nicht nötig, hat keiner hier nötig. Aber oft, ich begehe diese Fehler ja auch gerne, übersieht man das selbst.
Hat er sie tatsächlich getäuscht? Beraubt und im Stich gelassen?
Das kann – darf nicht wahr sein!
Ja, sehr spannende Stelle, denn genau das hab ich mich da auch gefragt. Gut gemacht.
zu Boden gesunken; schluchzend, aller Hoffnung beraubt.
too much
. Das kleine Stück Welt, auf das sie tritt, löst sich von dem felsigen Untergrund und rutscht ab. Und
Prima gemacht, die Protagonistin ist schon im schlimmsten Schlamassel drin und nun noch eins drauf. Erhöhe die Spannung.
Mairead schließt die Augen und weiß: Er wurde ausgesandt, um mich zu retten!
Sie? Nee, sie denkt ob ihrer hehren Haltung doch eher in WIR-Form, also "uns zu retten!"
Aber sein Gesicht sprach dennoch zu ihr.
Einladend.
Zurückweisend.
Was denn nun? Das eine oder das andere. Oder du beschreibst, wieso sie das nicht ausmachen kann, dann kann ich als Leser es nachvollziehen, wieso beides dort steht.
Dass der Mann über Bärenkräfte verfügt, sieht man ihm an. Stolz und Selbstvertrauen liegen in seiner Haltung, obgleich er im Herbst seines Lebens steht.
too much und obendrein hättest du hier die autorentaugliche Möglichkeit gehabt, den Leser zu überraschen und nicht immer diese Heldentypen hervorzubringen. Nicht immer kraftvoll und so weiter, sondern vielleicht auch mal besonders pfiffig und vielleicht technisch raffiniert, so nach dem Motto, die einen tragen die Säcke auf dem Rücken, die anderen erfinden den Flaschenzug.
Auf dem Gesicht des Fremden fechten zwei Armeen um den Sieg einer Schlacht, die längst verloren ist.
too much
Verzeih mir.
Ich werde dich niemals vergessen!
Was soll da verziehen werden? Und vergessen? Das ist an dieser Stelle zu früh oder aber ich habe etwas überlesen, dann bitte ich um Entschuldigung für meinen Einwand.
„Ja und er ist sehr aufgebracht! John, Boyd besteht auf der Abmachung.“
An dieser Stelle hatte ich wieder das Gefühl, dass so ein Roman doch idealer wäre. Diese Abmachung könnte die ganzen Generationen begleiten und ihr Fluch und auch vielleicht ihr Segen sein. Wobei ich an dieser Stelle noch nicht erfahre, welche Abmachung.

Die Auserwählte zu ehren, sie zu schützen und lieben. Jetzt und immerdar.
Welche Auserwählte? Mairead?
Galahad sengt erneut den Blick,
senkt
Mairead: „Die Jahre mit dir wiegen alles auf. Du warst meine Erfüllung! Du gabst mir Zeit, obgleich sie längst schon verstrichen war. Achte auf John J. und finde ihm eine Mutter. Werde glücklich. Versprich es mir, John! Werde glücklich, des Jungen und deinetwegen. Versprich es! Ich liebe dich.“
Hier ist es nicht nur mal wieder too much, sondern auch too much auf einmal. Ich kann verstehen, dass dir in dieser Geschichte wichtig war, bedeutende Worte am Ende sagen zu lassen. Aber vielleicht kann sie sich einfach darauf beschränken, dass sie glücklich mit John gewesen ist. Eigentlich weiß doch der Leser, dass sie ihn nicht dazu ermahnen muss, sich um das Kind zu kümmern, das wird er schon tun. Ich glaube, wenn du es etwas mehr straffst, wirkt es nicht so kitschig.


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo @lakita!

Vielen Dank, dass du hier reingeschaut, mir deine Gedanken zum Text dagelassen hast!

Vorweg: Ich habe keine der Vorkritiken gelesen.
Die haben schon gute Arbeit geleistet, ohne sie hättest du vermutlich die Hände überm Kopf zusammengeschlagen. Stichwort: to much:hmm:

Hast du mal überlegt, das in einen Roman zu packen? So in Richtung Familiensaga über ein paar Generationen mit viel Lokalkolorit drumherum und historischer Einbettung?
Könnte mir vorstellen, dass dir das gut gelingt.
Das ist interessant. Abgesehen von dem Traum zu Beginn und dem Ende habe ich hierfür Auszüge aus einem schon vor Jahren stecken gebliebenen Romanversuch (der recht genau in die Richtung zielte, die du nun vorschlägst) aufgearbeitet.
Es schmeichelt mir, dass du mir das zutraust – obgleich ich damit gescheitert bin.:)

An einigen Stellen hatte ich so ein Bauchgefühl, dass ich hie und da eine andere Zeit verwendet werden müsste, aber da lass ich lieber die wirklichen Könner ran, ich fühle mich hierzu nicht kompetent genug. Soweit ich ansonsten Fehler gefunden habe, hab ich sie dir selbstredend aufgezeigt.
Ich vermute, du meinst die Rückblicke zu Beginn, bei welchen sie ins Dorf zurückkehrt und die Toten beerdigt.
Spät am Nachmittag, als ein kühler, den Spätherbst verkündender Wind Mairead weckte, kehrte sie in die Siedlung zurück. (Der gesamte Absatz)
Ursprünglich stand hier: Spät am Nachmittag, als ein kühler, den Spätherbst verkündender Wind Mairead geweckt hatte, war sie in die Siedlung zurückgekehrt.
So sollte das wohl auch, muss vielleicht sogar – aber ich fand es hässlich und hoffte, dass es durchrutscht, obgleich auch mich dies Bauchgefühl beschlich. Werd ich wohl zurücksetzen.
Und vielen Dank, fürs Auffinden der Fehler.

Ab und zu gehen mit dir die Pferde der Dramatik etwas durch, fand ich. Ich habe dir die Stellen, bei denen es mir zu dick aufgetragen vorkam, rauszitiert. Ist durchaus auch eine Geschmacksfrage, also sind diese Stellen nicht unbedingt absolute Kritikpunkte.
Wie eingangs erwähnt, gingen mir die Pferde nicht durch, sie galoppierten in halsbrecherischem Tempo! Hab sie deinen Anmerkungen folgend nun noch weiter gezähmt.

Verzeih mir.
Ich werde dich niemals vergessen!
Was soll da verziehen werden? Und vergessen? Das ist an dieser Stelle zu früh oder aber ich habe etwas überlesen, dann bitte ich um Entschuldigung für meinen Einwand.
War ein (sehr dünner) Hinweis auf seine Vergangenheit, den Verlust seiner ersten Frau, der er ewige Treue geschworen hat ...
Habe ich rausgenommen.

Die Auserwählte zu ehren, sie zu schützen und lieben. Jetzt und immerdar.
Welche Auserwählte? Mairead?
Ja, sind da doch schon verheiratet – nicht ersichtlich?

Hier ist es nicht nur mal wieder too much, sondern auch too much auf einmal. Ich kann verstehen, dass dir in dieser Geschichte wichtig war, bedeutende Worte am Ende sagen zu lassen. Aber vielleicht kann sie sich einfach darauf beschränken, dass sie glücklich mit John gewesen ist. Eigentlich weiß doch der Leser, dass sie ihn nicht dazu ermahnen muss, sich um das Kind zu kümmern, das wird er schon tun. Ich glaube, wenn du es etwas mehr straffst, wirkt es nicht so kitschig.
Habe auch hier nochmal etwas entschärft.

Nochmal danke fürs Lesen und deine hilfreichen Anmerkungen!

Gruß,
Sammis

 

Hallo @Sammis ,

ich nochmal.

John: „Ja.“
Das Ende ist deutlich weniger schmalzig. Gut, dass du so mutig warst und gekürzt hast.
Dass John nun aber einfach nur JA sagt, steht da etwas traurig rum.
Wie wär es mit:

John, der sie in seinen Armen hielt (ja f.. ich weiß, Klischee), nickte und strich ihr über die Stirn (die Wange, was du halt willst)
und eventuell kannst du dann auch ihren letzten Atemzug da mit reinnehmen. Der Leser weiß ja, dass jetzt die Story zuende ist, weil sie stirbt.

Es schmeichelt mir, dass du mir das zutraust – obgleich ich damit gescheitert bin.:)
Wie heißt es so zielführend: Hinfallen. Aufstehen. Krone richten und weitergehen!

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo Sammis,

Ich bin gerade mitten im Umzugsstress, und deswegen ganz schön eingespannt. Deswegen mache ich es kurz und schmerzlos.

Was mir gefallen hat:

Die Verschachtelung von Gegenwart, Traum und Erinnerung empfinde ich als gelungen. Auch der Aufbau, also der Beginn mit Gewalt/Tod und das Ende mit Geburt/Tod gibt der Geschichte eine poetische Qualität.

Leider habe ich einen entscheidenden Kritikpunkt vorzubringen: Das Ganze liest sich für mich wie ein Auszug aus einem viel größeren Epos. Gerade der Mittelteil erarbeitet für mich nicht die notwendige Fallhöhe für den recht pathetischen Schlussteil.

Ja, die erste Begegnung zwischen John und Maired ist zwar atmosphärisch dicht inszeniert, aber die weitere Entwicklung ihrer Beziehung wird weitgehend übersprungen. Ich erfahre recht wenig über die gemeinsamen Jahre und wie sich ihre Verbindung vertieft hat. Der Sprung von der ersten Begegnung zur etablierten Gemeinschaft nach sechs Jahren lässt wichtige Entwicklungsschritte aus. Auch wird für meinen Geschmack Maireads Wandel von der einsamen, an sich selbst zweifelnden Frau zur geachteten Führungspersönlichkeit mehr behauptet als gezeigt. Und Johns Charakter bleibt mir einfach zu blass, um den Schluss zu kaufen.

Trotz der ordentlichen Länge ist es für mich an den entscheidenden Stellen zu gerafft. Als ob du ursprünglich einen weitaus größeren Wurf abliefern wolltest.

Dennoch gerne gelesen.

Gruß, Morgoth

 

Hallo @Morgoth!

Vielen Dank, dass du trotz begrenzter Zeit hier vorbei geschaut hast!

Leider habe ich einen entscheidenden Kritikpunkt vorzubringen: Das Ganze liest sich für mich wie ein Auszug aus einem viel größeren Epos. Gerade der Mittelteil erarbeitet für mich nicht die notwendige Fallhöhe für den recht pathetischen Schlussteil.
Da kann und möchte ich dir nicht widersprechen. Das schlüssig zu erzählen, bedarf es weit mehr Worte. Versuche seit etlichen Tage den Text zu retten und gelange allmählich zu dem Schluss, dass das im Rahmen der Challenge (für mich) aussichtslos ist. Straffen gelingt mir nicht, ausbauen in der kurzen Zeit ebensowenig. Da habe ich mich wohl schlicht vergriffen.

Es freut mich jedenfalls, dass dich der Text dennoch ein Stück weit unterhalten konnte!

Gruß,
Sammis

 

Hallo @Sammis

Sorry, ich hinke etwas hinterher mit Hausbesuchen, real Life und so.

Ich brauchte drei Anläufe um in deine Sory reinzukommen. Möglicherweise lag es daran, dass einerseits die Sprachwahl sehr mittelalterlich, manchmal sogar etwas gar blumig ausgefallen ist. Andereseits wähnte ich mich wie Morgoth inmitten eines Romans. Das Auftauchen immer neuer Protagonisten und fremdartig klingende, ich will nicht sagen unaussprechliche Namen behinderten anfänglich meinen Lesefluss. Doch nach und nach kam ich rein in deine Welt, liess das Setting auf mich wirken und konnte die Personen besser zuordnen. Die Flucht ins nirgendwo, nur weg von Gräul und Tod, dem Schuldgefühl. Im Herzen die Hoffnung, dem Haufen Gestrandeter eine neue Zukunft zu ermöglichen und damit ihr eigenes Versagen bei ihren Leuten auszumerzen.

[Edit: Ich sehe gerade, dass dir der Text im Rahmen der Challenge entglitten ist. Nun ich lasse dir trotzdem meine Eindrücke da.]

Sammis schrieb:
Vergifteter Lärm vertreibt ihr den Schlaf.
Schreie. Huftrampeln.
Schauerliche Schreie!
Sie setzt sich auf und stellt mit Schrecken fest, dass sie allein ist.
Mairead läuft nach draußen und sieht, wie der Mutter ein hölzerner Speer durch den Leib getrieben wird, der Vater mit dem Gesicht nach unten auf der Erde liegt und riesige, Schaum spuckende Schlachtrösser über die Schwester und deren Söhne hinweg trampeln.
Hier dachte ich, sie erwache aus einem Traum, doch anscheinend befinden wir uns im Traum eines Traums, richtig?
Und welch ein Gefühlskontrast zur nächsten Szene

Sammis schrieb:
Im Zwielicht eines herbstlich entkleideten Baumes ruhend schließt sie die Augen. Zufriedenheit hüllt Mairead ein, wärmend wie eine Decke in kalter Nacht.
Wunderschönes Bild, kontrastiert die schreckliche Schlachtszene zu Beginn.
Und die Erkenntnis, dass sie nicht bei ihren Leuten, sondern nach dem Wäschewaschen einfach weggedöst war, löst bei ihr schon mal grosse Schuhldgefühle aus.

Sammis schrieb:
Tags darauf waren Fremde aufgetaucht: Ein Mann, ein schwangeres Mädchen und ein wenige Monate alter Säugling;
Das liest sich, als könne der Säugling ebenfalls laufen.
Ev.: ... mit einem wenige Monate alten Säugling?

Sammis schrieb:
Deirdre und Claire Wyndhan. Mairead kannte die Siedlung, aus welcher die Schwestern stammten;
Und du hattest Mühe mit meinen drei Namen Kätti, Trudi und Vroni?
(Kleiner Scherz, ich lese hier einfach Dörde, Klär und Meret.)
Aber wie schon in den Vorkritiken erwähnt, ich verorte das auch irgendwie ins mittelalterliche Schottland.

Sammis schrieb:
Die Größe ihrer zurückhaltenden Anmut, die ihrer Rechtschaffenheit, ihres selbstlosen Stolzes. Die Größe ihrer Güte, die ihres Einfühlungsvermögens, ihres Mutes. Die enorme Größe der Liebe, die sie unentwegt zu geben imstande ist, und zuvorderst aber zuletzt, ihre außergewöhnlichen Körpergröße.
Alle liebten Mairead und doch hatte es keiner je gewagt, sie wahrhaft zu lieben.
Weniger wäre mehr. Das ist mir hier leider zu überfrachtet und verliert dadurch die tiefere Bedeutung. Ist aber halt auch Geschmackssache.

Sammis schrieb:
Mairead geht zu ihr. „Dein Sohn hat Hunger. Bitte setz dich und gib ihm Milch. Wir werden eine Trage bauen.“
Logan und Boyd machen sich sogleich an die Arbeit, ohne dass Mairead sie dazu auffordern muss. Die vierzehnjährige Deirdre nimmt Mairead das Baby ab, und ihre halb so alte Schwester hilft Brianna sich zu setzen.
Einzig Finley bleibt tatenlos.
Ab da war ich dann in der Geschichte drin, folgte der von Mairead angeführten Schicksalsgemeinschaft auf ihrem Weg in eine unbestimmte Zukunft.

Sammis schrieb:
Er spricht wenig, nicht einmal mit seiner Frau. Und er hilft ihr kaum. Vor allem deswegen will Mairead ihn nicht leiden.
Ich vermute, du willst hier eine Wortwiederholung mit 'mag' vermeiden, und doch würde für mich mag besser passen.

Sammis schrieb:
Im Gegenzug bot er an, den kostbaren Vorratssack zu tragen, aber Mairead traut ihm nicht.
Ich nehme an, sie traut keinem, denn sonst würde sie den (schweren?) Vorratssack wärend des Tragediensts Boyd oder Logan überlassen. Aber Finley ist natürlich der undurchschaubarste der Truppe.

Sammis schrieb:
Hass schlägt Mairead entgegen. Aus winzigen, fast pupillenlosen Augen züngelt unverhohlener Hass.
Probier mal anstatt züngelt ein Komma zu setzen.

Sammis schrieb:
Mairead hält seinem Blick stand. Mehr noch. Unmissverständlich signalisiert sie ihm: Ich weiß, wer du bist! Und ich weiß, was du willst!
Was Finley will ist klar, die Vorräte. Aber kennt sie ihn wirklich? Also da fehlt mir das Wissen, bzw. was Mairead zu wissen glaubt.

Sammis schrieb:
, und plötzlich ist sie da. Keine zehn Schritte voraus steht eine große, dunkel gekleidete Gestalt, wie von Geisterhand auf ihren Weg gestellt.
Braucht es den Nachsatz? 'Plötzlich' ist doch das gleiche.

Sammis schrieb:
Ihr Weg führt steil bergan, so dass sie trotz aller Eile immer langsamer vorankommen und sich der Abstand zu ihrem Führer vergrößert.
Kurzer Hänger. Der Mann weist ihnen zwar den Weg, aber es ist immer noch Mairead, die die Gruppe anführt.

Sammis schrieb:
In einer Bewegung hebt er Vorräte und Frau vom Boden auf. Mairead spürt den festen Griff, verblüfft über die Leichtigkeit, mit der er sie auf die Beine stellt.
Wie konnte er so schnell bei mir sein?, dümpelt es irgendwo in Maireads Geist. Er hat auf mich aufgepasst!, steht im Vordergrund.
Der kurze Moment der Nähe lässt sie erschaudern. Ein Gefühl von Geborgenheit flirrt auf Maireads Haut.
Schön gemacht, dieses Fallen lassen, endlich ist da jemand, der sie rettet.

Sammis schrieb:
„Die Vorräte! Er stiehlt meine Vorräte!“ Finley speit die wenigen Worte in das tosende Durcheinander.
Wie Mairead vorher das Aufpassen nur auf sich bezog und nicht auf die Gruppe ausdehnte, denkt Finley hier auch nur an sich. Seine Vorräte, die er die ganze Zeit schon begehrt. In der Not ist sich jeder selbst der Nächste.

Sammis schrieb:
Aber nur die hysterisch schrillen Laute folgen dem Fremden, der geduckte, eckige Körper bleibt zurück und fährt herum. „Du allein bist schuld“, schreit Finley Mairead an, „wenn wir hier sterben!“
Und schon verwendet er oportunistisch das 'wir', he, he.
Das könnte man sogar noch eindringlicher bringen:
„Du allein bist schuld!“, schreit Finley Mairead an. „Jetzt werden wir hier alle sterben!“

Sammis schrieb:
Wieder zerreißt ein Blitz die Finsternis und der erderschütternde Donnerschlag, der augenblicklich folgt, scheint Mairead auf die Füße zu katapultieren.
Aber vorhin wurde sie doch von dem Fremden auf die Beinde gestellt. Sie verharrt zwar im Matsch, ich sehe sie aber immer noch stehen.

Sammis schrieb:
Kurz vermag sie die Balance zu halten, dann aber gerät die Fahrt ins Stocken und Mairead kippt vornüber.
Ich habe jetzt zwar auch kein besseres Ersatzverb, aber ich fand 'die Fahrt' zu flapsig.

Sammis schrieb:
Die Felsrinne wird zum todbringenden Sturzbach und schon giert er auch nach Maireads Leben. Sie wird herumgewirbelt, verliert die anderen aus den Augen und schlägt mit der Schulter, dann mit der Stirn gegen Stein.
Todbringender Sturzbach. Würde dann wohl niemand überleben, aber ich setze das mal unter die Kategorie Mystery.

Sammis schrieb:
Sie sieht ihn zum Feuer gehen, es nähren.
Mairead schließt die Augen und weiß: Er wurde ausgesandt, um uns zu retten!
Und schon gehts wieder in die andere Richtung. Mairead darf wieder an das Gute im Menschen glauben. Wechselbad der Gefühle.
Der Fremde hat alle gerettet und in seine Wohnstätte getragen. Ausser Maireads Unterarmen keine Verletzten. Nun kuscheln sie alle sich wärmespenden vor dem Feuer. Friede beherrscht die Szene.

Sammis schrieb:
Mit gleichmäßigen, tiefen Atemzügen schläft vor ihr der Fremde, seine nackten Hinterbacken drängen sich an ihre Schenkel, sein breiter Rücken berührt ihre Brüste. Nach kurzem Zögern rückt sie von dem Körper hinter ihr ab und schmiegt sich an das Fleisch vor ihr.
Hier musste ich kurz Schmunzeln. Sie liegen ja alle bereits aneinandergepresst, da müsste Mairead fast in den Frenden hineinkriechen um von der hinteren Person abzurücken.

Sammis schrieb:
Er lächelte nicht, sagte kein Wort. Aber sein Gesicht sprach dennoch zu ihr.
Einladend.
Zurückweisend.
Das habe ich nicht verstanden.

Sammis schrieb:
„Holt John! Er soll entscheiden, was mit dem Jungen geschieht.“
Hab ich was überlesen? Wer ist John.

Sammis schrieb:
Liebevoll schließt er seine rundliche Frau in die Arme, hält sie fest und küsst sie.
Ah, das ist John. Könnte man eventuell bereits früher einführen/vorstellen. Zum Beispiel da, wo sie gemeinsam von der Ruine ins Tal schauen?

Sammis schrieb:
„Der verdammte Bengel hat–“
Leerzeichen vor Gedankenstrich.

Sammis schrieb:
Finley entweicht ein Laut, wässern und erbärmlich – eines Menschen unwürdig.
Vielleicht etwas dick aufgetragen.

Sammis schrieb:
Johns nächste Worte vollstrecken das Urteil, noch ehe der Henker von seiner Aufgabe weiß: „Boyd, es ist dein Recht, dem Dieb die rechte Hand abzuschlagen.“
fällen/besiegeln. Worte können die Hand nicht abhacken.

Sammis schrieb:
Alle Augenpaare sind auf ihn gerichtet, als er zurückkommt, den Arm des Jungen packt und das Messer aus der Scheide am Gürtel zieht.
„Nein!“, schreit Mairead und wirft sich zwischen die beiden. Finley stößt sie weg, und Mairead stolpert und fällt. John greift nach ihr, doch er kommt zu spät.
Was für ein Schlamassel. Finley will seinem eigenen Fleisch und Blut die Hand abhacken (was für ein Unmensch!) und stösst stattdessen den Richter und seine Frau ins Unglück. Der Sturz hat die Geburt vorzeitig ausgelöst. John hat es zuweit getrieben mit seinem salomonischen Urteil.

Sammis schrieb:
Ich gebe meinen Atem, damit du leben kannst. In dir fließt meine Stärke, meine Liebe. Werde alles, was ich nicht sein konnte."
Ein sehr pathetischer Schluss, natürlich passend zur Prämisse von Maireads "letzter" Aufgabe.

Fazit: Nach mehreren Anläufen, nachdem ich die Figuren verinnerlicht und mich im Setting zurecht gefunden habe, bin ich deiner Suche und Auferstehung einer neuen Siedler-Gemeinschaft gerne gefolgt. Auch wenn mir die Sprache zuweilen etwas abgehoben wirkte, habe ich es trotzdem nicht ungern gelesen.

Hoffentlich kannst du mit meinen Eindrücken etwas anfangen.
Lieben Gruss, dot

 

Hallo @dotslash!

Schön, dass du die Zeit gefunden hast, hier reinzuschauen!

Ich brauchte drei Anläufe um in deine Sory reinzukommen. Möglicherweise lag es daran, dass einerseits die Sprachwahl sehr mittelalterlich, manchmal sogar etwas gar blumig ausgefallen ist. Andereseits wähnte ich mich wie Morgoth inmitten eines Romans. Das Auftauchen immer neuer Protagonisten und fremdartig klingende, ich will nicht sagen unaussprechliche Namen behinderten anfänglich meinen Lesefluss.
Hierzu wurde wurde ja schon manches geschrieben – irgendwann werde ich womöglich versuchen, der Geschichte den notwenigen Raum zu geben. Im Rahmen der Challenge ist es nun aber, wie es ist.

Hier dachte ich, sie erwache aus einem Traum, doch anscheinend befinden wir uns im Traum eines Traums, richtig?
Kann man so sehen. Oder: Im Traum erlebt sie das schreckliche Ereignis und ihr Versagen wieder – aber eben nicht chronologisch. Ein Traum eben ...

Tags darauf waren Fremde aufgetaucht: Ein Mann, ein schwangeres Mädchen und ein wenige Monate alter Säugling;
Das liest sich, als könne der Säugling ebenfalls laufen.
Ev.: ... mit einem wenige Monate alten Säugling?
Stimmt, habe ich geändert.

Deirdre und Claire Wyndhan. Mairead kannte die Siedlung, aus welcher die Schwestern stammten;
Und du hattest Mühe mit meinen drei Namen Kätti, Trudi und Vroni?
Touché! :)

Die Größe ihrer zurückhaltenden Anmut, die ihrer Rechtschaffenheit, ihres selbstlosen Stolzes. Die Größe ihrer Güte, die ihres Einfühlungsvermögens, ihres Mutes. Die enorme Größe der Liebe, die sie unentwegt zu geben imstande ist, und zuvorderst aber zuletzt, ihre außergewöhnlichen Körpergröße.
Alle liebten Mairead und doch hatte es keiner je gewagt, sie wahrhaft zu lieben.
Weniger wäre mehr. Das ist mir hier leider zu überfrachtet und verliert dadurch die tiefere Bedeutung. Ist aber halt auch Geschmackssache.
Stimme dir auch hierbei zu – nur habe ich den Text schon um so viel (glaube rund 400 Worte) Derartiges gekürzt, dass mir hierzu nun schlicht die Lust abhanden gekommen ist.

Er spricht wenig, nicht einmal mit seiner Frau. Und er hilft ihr kaum. Vor allem deswegen will Mairead ihn nicht leiden.
Ich vermute, du willst hier eine Wortwiederholung mit 'mag' vermeiden, und doch würde für mich mag besser passen.
Ging mir nicht um die Wortwiederholung, wollte es mehr aktiv schreiben. Sie will ihn nicht ...
Habe es nun aber doch zum gängigen mag abgeändert.

Hass schlägt Mairead entgegen. Aus winzigen, fast pupillenlosen Augen züngelt unverhohlener Hass.
Probier mal anstatt züngelt ein Komma zu setzen.
Gute Idee, gefällt mir!

tzen.
Mairead hält seinem Blick stand. Mehr noch. Unmissverständlich signalisiert sie ihm: Ich weiß, wer du bist! Und ich weiß, was du willst!
Was Finley will ist klar, die Vorräte. Aber kennt sie ihn wirklich? Also da fehlt mir das Wissen, bzw. was Mairead zu wissen glaubt.
Ja - habs einfach geschrieben, weils dramatischer klingt.
Wer ist nun weg, was genügt und macht Sinn.

Aber nur die hysterisch schrillen Laute folgen dem Fremden, der geduckte, eckige Körper bleibt zurück und fährt herum. „Du allein bist schuld“, schreit Finley Mairead an, „wenn wir hier sterben!“
Und schon verwendet er oportunistisch das 'wir', he, he.
Das könnte man sogar noch eindringlicher bringen:
„Du allein bist schuld!“, schreit Finley Mairead an. „Jetzt werden wir hier alle sterben!“
Viel besser!

Wieder zerreißt ein Blitz die Finsternis und der erderschütternde Donnerschlag, der augenblicklich folgt, scheint Mairead auf die Füße zu katapultieren.
Aber vorhin wurde sie doch von dem Fremden auf die Beinde gestellt. Sie verharrt zwar im Matsch, ich sehe sie aber immer noch stehen.
Das geht für mich schon in Ordnung. Sie verharrt ja nicht nur im Matsch, sie verharrt wie weggeworfen – und das klingt für mich nicht nach aufrecht stehen. (Musste kurz nachschauen, ob weggeworfen nicht auch schon dem Rotstift zum Opfer gefallen ist.)

Kurz vermag sie die Balance zu halten, dann aber gerät die Fahrt ins Stocken und Mairead kippt vornüber.
Ich habe jetzt zwar auch kein besseres Ersatzverb, aber ich fand 'die Fahrt' zu flapsig.
Ja, klingt so nach die wilde Fahrt ...
Aber die Rutschpartie ist auch nicht besser. Will mir spontan auch nichts einfallen.

Mit gleichmäßigen, tiefen Atemzügen schläft vor ihr der Fremde, seine nackten Hinterbacken drängen sich an ihre Schenkel, sein breiter Rücken berührt ihre Brüste. Nach kurzem Zögern rückt sie von dem Körper hinter ihr ab und schmiegt sich an das Fleisch vor ihr.
Hier musste ich kurz Schmunzeln. Sie liegen ja alle bereits aneinandergepresst, da müsste Mairead fast in den Frenden hineinkriechen um von der hinteren Person abzurücken.
Ran, ran, ran! Bis man auch der anderen Seite wieder raus kommt! :D

Er lächelte nicht, sagte kein Wort. Aber sein Gesicht sprach dennoch zu ihr.
Einladend.
Zurückweisend.
Das habe ich nicht verstanden.
Ein Überbleibsel. Ursprünglich stand da noch was von seiner ersten Frau, die er verloren hat – daher ist er hin und hergerissen.

Finley entweicht ein Laut, wässern und erbärmlich – eines Menschen unwürdig.
Vielleicht etwas dick aufgetragen.
Etwas? Gehts noch dicker! :rolleyes:
Habs gestrichen.

Johns nächste Worte vollstrecken das Urteil, noch ehe der Henker von seiner Aufgabe weiß: „Boyd, es ist dein Recht, dem Dieb die rechte Hand abzuschlagen.“
fällen/besiegeln. Worte können die Hand nicht abhacken.
Wie schriebst du so knapp und treffend: Gekauft!

Vielen Dank, da war einiges dabei, das dem Text gut tut – auch wenn es ihn nicht retten wird!
Es freut mich jedenfalls, dass du trotz anfänglicher Schwierigkeiten etwas Freude beim Lesen hattest, dich nicht ausschließlich hindurchquälen musstest.

Gruß,
Sammis

 

Hallo zusammen!

Nach zwischenzeitlichem Aufgeben habe ich mich nun doch noch einmal drangemacht, einen Teil herausgegriffen, mich darauf konzentriert und versucht, diesen zu einer abgeschlossenen Kurzgeschichte auszuarbeiten.
Würde mich sehr freuen, wenn der ein oder andere noch Lust zum Lesen und Kommentieren verspürt.

Gruß,
Sammis

 

Hab jetzt gar nicht parat, ob in keltischer Geschichte (ob Historie oder sonstiger Überlieferung) der Name Mairead („Perle“) auftaucht. Muss ich auch nicht, denn Steinhaufen und 26 Leichen sprechen eine eigene Sprache in der Buchhaltung der Gewalt, aber auf dem Schlachtfeld scheinstu,

liebe Sammis,

ein anderes „Versuchs“feld zu öffnen – und das bereits im ersten Satz

Im Zwielicht eines herbstlich entkleideten Baumes ruhend[...]weckt etwas ihre Aufmerksamkeit.

& ähnlich hier
Sie presst die Lippen zusammen, versucht, es zurückzuhalten.
wird das komplexe Prädikat „ es zurückzuhalten versuchen“ durchs Komma auseinandergezerrt

Sechsundzwanzig Leiber liegen darunter begraben.
Nix falsch, aber – & nur zur Information - es hat sich durchgesetzt, Zahlen bis zwölf auszuschreiben (ab „dreizehn, vierzehn usw.“ wirds buchstäblich langeweilen und die nackte Zahl der mutmaßlichen Erdbevölkerung fräße Papier ...

Als er Maireads Blick gewahr, ließ er den Arm rasch fallen.
da fehlt was, mutmaßlich ein gewahrte oder gewahr wurde

Finley versuchte, sich umzudrehen, und verzog das Gesicht.
I. d. R. klappt’s doch bei komplexen Prädikaten … Kommas weg!

dto.

„Nicht schlimm“, presste er hervor und versuchte, das Knie zu strecken.

Das Du’s weißt, zeigt sich doch – wie hier
Mairead versuchte das Bündel mit dem Kind von ihm zu lösen, aber

Dabei war der Fremde längst schon umgekippt und rührte sich nicht mehr.

Die Sonne schmunzelt, ...
¿woran kann dergleichen erkannt werden?
Reste des Götterhimmels …?,

fragt sich der

Freatle

 

Ja, ja, sechsundzwanzig hat zwar nur 15 Buchstaben aber doch viele – trotzdem empfinde ich eine Zahl im Text als stöhrend.

Hallo @Friedrichard!

Trotz meinem Empfinden klebt da nun ne 26 zwischen den Worten.

Als er Maireads Blick gewahr, ließ er den Arm rasch fallen.
da fehlt was, mutmaßlich ein gewahrte oder gewahr wurde
Jep, da fehlte was – hab bemerkte daraus gemacht, war ohnehin etwas drüber.

Finley versuchte, sich umzudrehen, und verzog das Gesicht.
I. d. R. klappt’s doch bei komplexen Prädikaten … Kommas weg!
Hätte es auch – hätte ich mich nicht von einer Online-Korrekturhilfe überreden lassen, die unpassenden Strichlein nachzurüsten. Hätte, hätte, ...
... sitzt halt doch noch nicht überredungssicher.

Die Sonne schmunzelt, ...
¿woran kann dergleichen erkannt werden?
Reste des Götterhimmels …?,
Hier stehe ich mal wieder auf dem Schlauch. Ein Fragment des Urtextes (Bin verwundert, dass du das noch auf dem Schirm hast.) – hab aber keinen Schimmer, was du damit sagen möchtest?

Vielen Dank fürs Drüberschauen und Aufzeigen der Fehler!

Gruß,
Sammis

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Sammis,

hab klar das Gefühl, sehr spät zur Party zu kommen, ich lese einen neuen Text. Du hast offenbar massiv aussortiert und gestrichen, ich hatte dein Geschichte halb gelesen und wunder mich, wieviel rausgeflogen ist. Wir sind jetzt bei Flash-Fiction-Format, was erstmal nichts Negatives bedeutet, sofern die Reduktion funktioniert. Beim ersten Mal schreckte mich die Länge verbunden mit dem Bombast, jetzt ist von beidem keine Spur mehr übrig.
Dann habe ich nach dem ersten Lesen in den Kommentaren das gefunden:

Nach zwischenzeitlichem Aufgeben habe ich mich nun doch noch einmal drangemacht, einen Teil herausgegriffen, mich darauf konzentriert und versucht, diesen zu einer abgeschlossenen Kurzgeschichte auszuarbeiten.
Jetzt ist es klar.

Im Zwielicht eines Baumes ruhend weckt etwas ihre Aufmerksamkeit. Mairead hebt den Kopf, entdeckt ein Rehkitz im hohen Gras. Sie nimmt es auf, es zittert, scheint verletzt zu sein. Maireads Mund ist angefüllt mit Blut. Sie presst die Lippen zusammen, versucht es zurückzuhalten.
Das Blut ergießt sich über das Kitz, färbt das Fell schwarz, lässt das Tier aufquellen, bis sie es nicht mehr festhalten kann. Dann verbeißt sie sich in den Wolfskopf, der aus dem klebrigen Gebilde heraus nach ihr schnappt.
Okay, der Start mit einer Traumsequenz, das ist wie ein Prolog, ein gerne eingesetztes Mittel z.B. in Krimis, wo etwas geschildert wird, auf das der Text später rekurriert. so ganz löst du das nicht ein.
Es folgt der nächste Anfang, auch im Präsens, sie wird wach und realisiert, dass sie geträumt hat. Das Baby lebt, der Blick schweift zu den Gräbern. Für mich wäre dieser zweite Anfang entbehrlich, weil danach die eigentliche Geschichte beginnt.
Das Dorf wurde gebrandschatzt. Mairead war nicht da, wusch Wäsche am entfernt gelegenen Fluss; eine Aufgabe, die man ihr noch zutraute.
Das ist für mich der eigentliche Anfangssatz und der kommt mit einer nüchternen Feststellung. Wenn du das zeigst, was passiert ist, statt es dem Leser mitzuteilen, ändert sich gleich die Wirkung.

"Als Mairead mit dem Korb voller Wäsche vom Fluss zurückkam, gab es das Dorf nicht mehr, Da wo sie sich vor Stunden von den anderen verabschiedet hatte, rauchten jetzt die Überreste der zerstörten Häuser in den Himmel ... Nur mal so dahingeschrieben. Was sieht sie, was fühlt sie? Dann findet sie die Leichen von allen Menschen, die sie jemals kannte, vergräbt sie, auch Tochter und Enkel. Das hat Impakt, weil mit einem Moment ihr Leben zerstört ist, sie steht mit leeren Händen vor dem Nichts. Das braucht Platz, weil das eine unfassbare Auswirkung hat. Und: Wenn du da reingehst und das hautnah nachvollziehbar machst, bekommt die Auflösung mit dem Säugling ein anderes Gewicht, ihr wurde etwas zurückgegeben, insofern ist das auch tröstlich.
Ein wenig erzählst du da über den Einstieg drüber, 26 Steinhaufen, darunter Männer, Frauen, Kinder, Babys. Schnack, weiter. Sie legt sogar Steine auf die Gesichter von Tochter und Enkelin, ohne dass für mich als Leser eine Gefühlsregung sichtbar wird.

Dann tauchen die Fremden auf, bitten um Hilfe. Ab da funktioniert es für mich. Du lässt zwar viele Leerstellen, z.B. die Verletzungen, aber das Wesentliche funktioniert.

Mairead suchte seinen Blick und fand keine Arglist darin.
Damit führst du den Leser ein wenig aufs Glatteis, denn sie wird direkt gewusst haben, was da mit dem Fremden, der Frau aus dem Nachbardorf und dem Säugling gelaufen ist. Also wiegst du den Leser in trügerischer Sicherheit, Situation ist entspannt, die Leute brauchen Hilfe, um dann die Prota zuschlagen zu lassen. Bzw, es könnte auch anders sein ... s.u.
„Dein Junge“, fragte Mairead, „wie heißt er?“
Finley zögerte, ehe er antwortete. Dann öffnete er den Mund, drehte sich zu ihr, und der Stein, den Mairead vom Grab ihres Enkels aufgenommen hatte, traf ihn im Gesicht. Mairead schlug noch einmal zu. „Alva heißt das Kind!“, schrie sie und hob den Stein erneut an. Dabei war der Fremde längst umgekippt und rührte sich nicht mehr.
Krasse Gewalttat. Dabei lässt du offen, ob die Prota das Kind kennt und den Fremden umbringt weil sie weiß, dass er nicht der Vater ist und Frau und Kind geraubt hat.
Oder sie bringt ihn um, weil sie das Kind für sich haben will, um besagte Sinnlosigkeit des eigenen Lebens zu kompensieren. Dieses „Alva heißt das Kind!“ ist ebenfalls nicht eindeutig. es kann bedeuten, das ist der tatsächliche Name oder es ist bspw. der Name ihres gestorbenen Enkels und sie überträgt ihn, um den Enkel wieder zum leben zu erwecken. Finde sehr gut gemacht, dass das in der Schwebe hängen bleibt.
Alva! Eine alte Frau und neues Leben – wie soll das zusammenkommen?
Warum die Frage, es war ihre Entscheidung? Ich würde das offener halten. Da könntest du den ersten Absatz reinbringen, das fände ich als Ende sehr passend. Sie liegt unter dem Baum, hat den Säugling unter ihrer Kleidung auf der Brust und begrüßt ihn in ihrem Leben, weil sie erst da realisiert, was das für ihre Leben bedeutet.

Textkrams:
den sie unter den Sachen am Körper trägt.
vllt. unter dem gewebten Tuch?
26 Leiber liegen darunter begraben.
würde die Zahl ausschreiben.
ein Mann und eine junge Frau standen jäh hinter ihr
kann verstehen, dass du das plötzlich hier vermeiden willst, aber das jäh passt für mich nur zu einer Aktion, nicht zum passiven Stehen.
„Hab keine Angst!“, sagte der Mann, der aussah, als könnte er Wagenräder jonglieren.
Das Komma vor als kann weg?
Trotz seiner Ehrfurcht gebietenden Erscheinung wirkte er verletzlich.
Ist ein bissl ne Behauptung. Ehrfurcht hat für mich nicht unbedingt etwas mit körperlicher Masse zu tun, sondern mit Macht. Und wie kann er die momentan ausstrahlen?

peace, l2f

 
Zuletzt bearbeitet:

Die Sonne schmunzelt, ...
...
Hier stehe ich mal wieder auf dem Schlauch. Ein Fragment des Urtextes (Bin verwundert, dass du das noch auf dem Schirm hast.) – hab aber keinen Schimmer, was du damit sagen möchtest?

Hoppela, kann sein, dass ein Text, liebe @Sammis, erst einmal bei mir "rumliegt" (also gespeichert ist), bis der alte, gebrechliche Mensch an die "Arbeit" geht ..

Also nicht den Kopf zerbrechen in schnelllebiger Zeit ...

Was das sonnige Schmunzeln angeht, bin ich mir sicher, dass sie nicht schmunzelt, nicht mal lächelt ...

Wie dem auch wird, schönes Wochenende aus'm Pott von

Het windje!

 

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