Hallo @Sammis
Sorry, ich hinke etwas hinterher mit Hausbesuchen, real Life und so.
Ich brauchte drei Anläufe um in deine Sory reinzukommen. Möglicherweise lag es daran, dass einerseits die Sprachwahl sehr mittelalterlich, manchmal sogar etwas gar blumig ausgefallen ist. Andereseits wähnte ich mich wie Morgoth inmitten eines Romans. Das Auftauchen immer neuer Protagonisten und fremdartig klingende, ich will nicht sagen unaussprechliche Namen behinderten anfänglich meinen Lesefluss. Doch nach und nach kam ich rein in deine Welt, liess das Setting auf mich wirken und konnte die Personen besser zuordnen. Die Flucht ins nirgendwo, nur weg von Gräul und Tod, dem Schuldgefühl. Im Herzen die Hoffnung, dem Haufen Gestrandeter eine neue Zukunft zu ermöglichen und damit ihr eigenes Versagen bei ihren Leuten auszumerzen.
[Edit: Ich sehe gerade, dass dir der Text im Rahmen der Challenge entglitten ist. Nun ich lasse dir trotzdem meine Eindrücke da.]
Sammis schrieb:
Vergifteter Lärm vertreibt ihr den Schlaf.
Schreie. Huftrampeln.
Schauerliche Schreie!
Sie setzt sich auf und stellt mit Schrecken fest, dass sie allein ist.
Mairead läuft nach draußen und sieht, wie der Mutter ein hölzerner Speer durch den Leib getrieben wird, der Vater mit dem Gesicht nach unten auf der Erde liegt und riesige, Schaum spuckende Schlachtrösser über die Schwester und deren Söhne hinweg trampeln.
Hier dachte ich, sie erwache aus einem Traum, doch anscheinend befinden wir uns im Traum eines Traums, richtig?
Und welch ein Gefühlskontrast zur nächsten Szene
Sammis schrieb:
Im Zwielicht eines herbstlich entkleideten Baumes ruhend schließt sie die Augen. Zufriedenheit hüllt Mairead ein, wärmend wie eine Decke in kalter Nacht.
Wunderschönes Bild, kontrastiert die schreckliche Schlachtszene zu Beginn.
Und die Erkenntnis, dass sie nicht bei ihren Leuten, sondern nach dem Wäschewaschen einfach weggedöst war, löst bei ihr schon mal grosse Schuhldgefühle aus.
Sammis schrieb:
Tags darauf waren Fremde aufgetaucht: Ein Mann, ein schwangeres Mädchen und ein wenige Monate alter Säugling;
Das liest sich, als könne der Säugling ebenfalls laufen.
Ev.: ...
mit einem wenige Monate alten Säugling?
Sammis schrieb:
Deirdre und Claire Wyndhan. Mairead kannte die Siedlung, aus welcher die Schwestern stammten;
Und du hattest Mühe mit meinen drei Namen Kätti, Trudi und Vroni?
(Kleiner Scherz, ich lese hier einfach Dörde, Klär und Meret.)
Aber wie schon in den Vorkritiken erwähnt, ich verorte das auch irgendwie ins mittelalterliche Schottland.
Sammis schrieb:
Die Größe ihrer zurückhaltenden Anmut, die ihrer Rechtschaffenheit, ihres selbstlosen Stolzes. Die Größe ihrer Güte, die ihres Einfühlungsvermögens, ihres Mutes. Die enorme Größe der Liebe, die sie unentwegt zu geben imstande ist, und zuvorderst aber zuletzt, ihre außergewöhnlichen Körpergröße.
Alle liebten Mairead und doch hatte es keiner je gewagt, sie wahrhaft zu lieben.
Weniger wäre mehr. Das ist mir hier leider zu überfrachtet und verliert dadurch die tiefere Bedeutung. Ist aber halt auch Geschmackssache.
Sammis schrieb:
Mairead geht zu ihr. „Dein Sohn hat Hunger. Bitte setz dich und gib ihm Milch. Wir werden eine Trage bauen.“
Logan und Boyd machen sich sogleich an die Arbeit, ohne dass Mairead sie dazu auffordern muss. Die vierzehnjährige Deirdre nimmt Mairead das Baby ab, und ihre halb so alte Schwester hilft Brianna sich zu setzen.
Einzig Finley bleibt tatenlos.
Ab da war ich dann in der Geschichte drin, folgte der von Mairead angeführten Schicksalsgemeinschaft auf ihrem Weg in eine unbestimmte Zukunft.
Sammis schrieb:
Er spricht wenig, nicht einmal mit seiner Frau. Und er hilft ihr kaum. Vor allem deswegen will Mairead ihn nicht leiden.
Ich vermute, du willst hier eine Wortwiederholung mit 'mag' vermeiden, und doch würde für mich mag besser passen.
Sammis schrieb:
Im Gegenzug bot er an, den kostbaren Vorratssack zu tragen, aber Mairead traut ihm nicht.
Ich nehme an, sie traut keinem, denn sonst würde sie den (schweren?) Vorratssack wärend des Tragediensts Boyd oder Logan überlassen. Aber Finley ist natürlich der undurchschaubarste der Truppe.
Sammis schrieb:
Hass schlägt Mairead entgegen. Aus winzigen, fast pupillenlosen Augen züngelt unverhohlener Hass.
Probier mal anstatt züngelt ein Komma zu setzen.
Sammis schrieb:
Mairead hält seinem Blick stand. Mehr noch. Unmissverständlich signalisiert sie ihm: Ich weiß, wer du bist! Und ich weiß, was du willst!
Was Finley will ist klar, die Vorräte. Aber kennt sie ihn wirklich? Also da fehlt mir das Wissen, bzw. was Mairead zu wissen glaubt.
Sammis schrieb:
, und plötzlich ist sie da. Keine zehn Schritte voraus steht eine große, dunkel gekleidete Gestalt, wie von Geisterhand auf ihren Weg gestellt.
Braucht es den Nachsatz? 'Plötzlich' ist doch das gleiche.
Sammis schrieb:
Ihr Weg führt steil bergan, so dass sie trotz aller Eile immer langsamer vorankommen und sich der Abstand zu ihrem Führer vergrößert.
Kurzer Hänger. Der Mann weist ihnen zwar den Weg, aber es ist immer noch Mairead, die die Gruppe anführt.
Sammis schrieb:
In einer Bewegung hebt er Vorräte und Frau vom Boden auf. Mairead spürt den festen Griff, verblüfft über die Leichtigkeit, mit der er sie auf die Beine stellt.
Wie konnte er so schnell bei mir sein?, dümpelt es irgendwo in Maireads Geist. Er hat auf mich aufgepasst!, steht im Vordergrund.
Der kurze Moment der Nähe lässt sie erschaudern. Ein Gefühl von Geborgenheit flirrt auf Maireads Haut.
Schön gemacht, dieses Fallen lassen, endlich ist da jemand, der
sie rettet.
Sammis schrieb:
„Die Vorräte! Er stiehlt meine Vorräte!“ Finley speit die wenigen Worte in das tosende Durcheinander.
Wie Mairead vorher das Aufpassen nur auf sich bezog und nicht auf die Gruppe ausdehnte, denkt Finley hier auch nur an sich. Seine Vorräte, die er die ganze Zeit schon begehrt. In der Not ist sich jeder selbst der Nächste.
Sammis schrieb:
Aber nur die hysterisch schrillen Laute folgen dem Fremden, der geduckte, eckige Körper bleibt zurück und fährt herum. „Du allein bist schuld“, schreit Finley Mairead an, „wenn wir hier sterben!“
Und schon verwendet er oportunistisch das 'wir', he, he.
Das könnte man sogar noch eindringlicher bringen:
„Du allein bist schuld!“, schreit Finley Mairead an. „Jetzt werden wir hier alle sterben!“
Sammis schrieb:
Wieder zerreißt ein Blitz die Finsternis und der erderschütternde Donnerschlag, der augenblicklich folgt, scheint Mairead auf die Füße zu katapultieren.
Aber vorhin wurde sie doch von dem Fremden auf die Beinde gestellt. Sie verharrt zwar im Matsch, ich sehe sie aber immer noch stehen.
Sammis schrieb:
Kurz vermag sie die Balance zu halten, dann aber gerät die Fahrt ins Stocken und Mairead kippt vornüber.
Ich habe jetzt zwar auch kein besseres Ersatzverb, aber ich fand 'die Fahrt' zu flapsig.
Sammis schrieb:
Die Felsrinne wird zum todbringenden Sturzbach und schon giert er auch nach Maireads Leben. Sie wird herumgewirbelt, verliert die anderen aus den Augen und schlägt mit der Schulter, dann mit der Stirn gegen Stein.
Todbringender Sturzbach. Würde dann wohl niemand überleben, aber ich setze das mal unter die Kategorie Mystery.
Sammis schrieb:
Sie sieht ihn zum Feuer gehen, es nähren.
Mairead schließt die Augen und weiß: Er wurde ausgesandt, um uns zu retten!
Und schon gehts wieder in die andere Richtung. Mairead darf wieder an das Gute im Menschen glauben. Wechselbad der Gefühle.
Der Fremde hat alle gerettet und in seine Wohnstätte getragen. Ausser Maireads Unterarmen keine Verletzten. Nun kuscheln sie alle sich wärmespenden vor dem Feuer. Friede beherrscht die Szene.
Sammis schrieb:
Mit gleichmäßigen, tiefen Atemzügen schläft vor ihr der Fremde, seine nackten Hinterbacken drängen sich an ihre Schenkel, sein breiter Rücken berührt ihre Brüste. Nach kurzem Zögern rückt sie von dem Körper hinter ihr ab und schmiegt sich an das Fleisch vor ihr.
Hier musste ich kurz Schmunzeln. Sie liegen ja alle bereits aneinandergepresst, da müsste Mairead fast in den Frenden hineinkriechen um von der hinteren Person abzurücken.
Sammis schrieb:
Er lächelte nicht, sagte kein Wort. Aber sein Gesicht sprach dennoch zu ihr.
Einladend.
Zurückweisend.
Das habe ich nicht verstanden.
Sammis schrieb:
„Holt John! Er soll entscheiden, was mit dem Jungen geschieht.“
Hab ich was überlesen? Wer ist John.
Sammis schrieb:
Liebevoll schließt er seine rundliche Frau in die Arme, hält sie fest und küsst sie.
Ah, das ist John. Könnte man eventuell bereits früher einführen/vorstellen. Zum Beispiel da, wo sie gemeinsam von der Ruine ins Tal schauen?
Sammis schrieb:
„Der verdammte Bengel hat–“
Leerzeichen vor Gedankenstrich.
Sammis schrieb:
Finley entweicht ein Laut, wässern und erbärmlich – eines Menschen unwürdig.
Vielleicht etwas dick aufgetragen.
Sammis schrieb:
Johns nächste Worte vollstrecken das Urteil, noch ehe der Henker von seiner Aufgabe weiß: „Boyd, es ist dein Recht, dem Dieb die rechte Hand abzuschlagen.“
fällen/besiegeln. Worte können die Hand nicht abhacken.
Sammis schrieb:
Alle Augenpaare sind auf ihn gerichtet, als er zurückkommt, den Arm des Jungen packt und das Messer aus der Scheide am Gürtel zieht.
„Nein!“, schreit Mairead und wirft sich zwischen die beiden. Finley stößt sie weg, und Mairead stolpert und fällt. John greift nach ihr, doch er kommt zu spät.
Was für ein Schlamassel. Finley will seinem eigenen Fleisch und Blut die Hand abhacken (was für ein Unmensch!) und stösst stattdessen den Richter und seine Frau ins Unglück. Der Sturz hat die Geburt vorzeitig ausgelöst. John hat es zuweit getrieben mit seinem salomonischen Urteil.
Sammis schrieb:
Ich gebe meinen Atem, damit du leben kannst. In dir fließt meine Stärke, meine Liebe. Werde alles, was ich nicht sein konnte."
Ein sehr pathetischer Schluss, natürlich passend zur Prämisse von Maireads "letzter" Aufgabe.
Fazit: Nach mehreren Anläufen, nachdem ich die Figuren verinnerlicht und mich im Setting zurecht gefunden habe, bin ich deiner Suche und Auferstehung einer neuen Siedler-Gemeinschaft gerne gefolgt. Auch wenn mir die Sprache zuweilen etwas abgehoben wirkte, habe ich es trotzdem nicht ungern gelesen.
Hoffentlich kannst du mit meinen Eindrücken etwas anfangen.
Lieben Gruss, dot