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als wäre er was wichtig / Orwells Alltage

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15.03.2008
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als wäre er was wichtig / Orwells Alltage

So standen und saßen sie zusammengedrängt in diesem Bus, der nicht mal zur größten Fahrzeugkategorie des Fuhrparks gehörte. Der zu dieser Zeit auf dieser Linie regelmäßig Fahrgäste stehen lassen musste, weil beim besten Willen kein Platz mehr war. Orwell fuhr seit einigen Monaten mit diesem Bus der Linie 21, zuerst drei Mal, mittlerweile vier Mal die Woche. Gerade hielt der bei der Haltestelle Katzenbachstraße.
Ein dicker Junge rannte mit verkniffenem Gesicht und durch die Luft schneidenden Handkanten auf die 21 zu, sein locker eingestellter Ranzen pendelte von Seite zu Seite. Die Fahrerin sah ihn im Rückspiegel, verzog den Mund und - wartete. Der ankommende Dicke erkannte sofort, dass es keinen Platz mehr gab. Orwell sah das Pfannekuchengesicht vor Enttäuschung noch runder werden, als das dazugehörige Hirn realisierte, dass seine Playsie weitere kostbare zehn Minuten wird warten müssen. Die Großen sahen von oben herab, wie es nun mal ist, wenn sie nach unten blicken müssen, und die Fahrzeugführerin krächzte "watt denn nu?!", bevor sich die Türen schlossen. Es ging weiter.
Als er diese Strecke das erste Mal gefahren war, streng nach den Anweisungen des Verkehrsleitprogramms des öffentlichen Nahverkehrs, war er ungefähr an dieser Stelle von der zunehmend lückenhaften Bebauung alarmiert worden und hatte den Busfahrer erschrocken gefragt, ob die Reise der '21' tatsächlich zu einem Ort namens 'Stadtzentrum' führte.
Es hatte alles seine Richtigkeit: Der vorgestellte heimelige Ortskern hatte sich als ein Neubau herausgestellt, in dem eine Shopping Mall untergebracht war, die den Namen 'Stadtzentrum' trug. Dieses Stadtzentrum war umgeben von Baracken und Betonklötzen, die im Regen dunkelgraue Flecken bekamen – und hier regnete es oft; derweil war nichts in Sicht gewesen, was Orwell unter lebendiger Stadt verstehen konnte. Und das passte dann, irgendwie, zum Stadtzentrum, das keins war.
"Sie müssen hinter die Absperrung", zickte ihn die Fahrerin an.
"Da ist kein Platz", sagte Orwell.
"Das wird schon gehen", beharrte sie. Und, nach etwa zwanzig gefahrenen Metern: "Sonst gibt es Ärger mit der Polizei, wenn die sie hier vorne stehen sieht."
"Ich werde dahin gehen, aber erst beim nächsten Halt, nicht jetzt."
'Ärger mit der Polizei!', dachte Orwell. 'Fahr danieder in die Hölle schlechter Ausreden!" Als sie hielten, stieg er aus und eine Tür weiter hinten wieder ein, schaffte sich Platz in der teilnahmslos wirkenden Fahrgastschaft, die ihn vieläugig und ausdruckslos beglotzte. Als wären die Menschen Automaten, die in Bussen inaktiv sind.
"Dass die Verantwortlichen auf dieser Strecke keinen größeren Bus einsetzen! Der ist doch jedes Mal überfüllt!", rief er von hinten. Und hätte sich am liebsten im selben Moment auf die Zunge gebissen, welches aufrührerische Gen brachte ihn nur immer wieder dazu, in solchen und vergleichbaren Situationen Ärger zu machen, der verlässlich auf ihn zurückfallen und sein Leben unbequemer machen würde.
"Der ist nie so voll wie jetzt. Das ist das erste Mal", entgegnete sie, begleitet von einem Bulldoggen-Blick in den Rückspiegel. Mitte fünfzig, schätzte er. Kurzhaarschnitt mit Pony, einer der drei Frisurtypen, die zugeknöpfte Alte kriegen, wenn sie beim Friseur 'was Flottes' bestellen. Eine nichtssagende runde Brille, ein vielsagender Mund, der gerade jetzt ausdrucksvoll schwieg; sie schien einen unerfreulichen Gedanken zu haben, die Busfahrerin kniff die ohnehin schmalen Lippen noch enger zusammen, was das Netz aus Falten vertiefte, die wie stilisierte Sonnenstrahlen von ihrem Mund abgingen.
Diese Dame ist vor Zeiten auf dem Jahrmarkt der Preußischen Tugenden mit kostenloser Schlechter Laune ausgestattet worden und blieb seitdem ihrem Stil treu. So leben die meisten Leute: ein, zwei gute Jahre und dazwischen nichts als kleinkarierte Schlechtgelauntheit. 'Bürgerliche', dachte Orwell, mit der gleichen verächtlichen Arroganz, wie sie eine höherentwickelte, auf Silizium beruhende Lebensform, die Mario Barths nicht mehr witzig findet, für terranische Stoffwechsler empfinden könnte.
Bei der Haltestelle 'Stadtzentrum' stieg er aus, und machte sich schlechtgelaunt auf dem Weg zu seinem neuen Job. Er verdiente zu wenig, hatte einen zu weiten Arbeitsweg, mochte die meisten Kollegen nicht und sein Betätigungsfeld beschränkte sich aufs Abkassieren.

Er hatte den Fehler gemacht, den Jungspund Mario darauf aufmerksam zu machen, dass neun von zehn Sprüchen, mit denen er die jungen Aushilfen /-innen und Orwell zu beeindrucken versuchte, aus einer Fernsehserie namens 'Breaking Bad' stammten. Anstatt dass er beschämt die Klappe hielt, freute sich der geistlose Kopist, mit jemandem diese Medienerfahrungen teilen zu können. Das war nicht ganz, worauf Orwell spekuliert hatte.
"Das wär doch total geil, eine Unze von diesem Zeug und du kannst von morgens bis abends eine nach der anderen ziehen!" Ein Hippie-Mädchen, das als Einpackhilfe in der Weihnachtszeit angestellt worden war und aufgrund ihrer 'Umgänglichkeit' hatte bleiben können, kicherte. "Kannst du dir das eigentlich vorstellen?", fragte der Jungspund.
"Ja", sagte Orwell. "Klingt furchtbar langweilig." Zwei irritierte Gesichter vermittelten ihm das Gefühl, er hätte eben etwas Verstörendes gesagt. "Und wie Jesse das Lösungsmittel in die Badewanne gekippt hat und die ganze Suppe eine Etage tiefer klatschte!" Mario sah ihn erwartungsvoll an. "Weißt du noch, was Walter dann gesagt hat? Na?"
'ADHS', dachte Orwell. Das war kein gutes Zeichen, wenn er anfing, die Verhaltensmuster seines Umfeldes in Krankheitsbilder zu übersetzen. "Ich werde mit dir nicht die Szenen einer Serie nachsprechen, das habe ich dir bereits gesagt. Vergiss es."
Oberflächenwesen waren das, beide, schillernd und schmierig zugleich, wie Ölpfützen. Solche Gutfinder und Mitmacher werden ihn ersetzen, da ist er sicher. Wie die Filialunternehmen nach und nach Inhabergeführte Buchhandlungen ersetzen; wie Amazon und ein paar große konzerngelenkte Verlage dabei sind, die Vielfalt deutschsprachiger Verlagslandschaft zu verdrängen; wie der allzu glatte und nach Plastik riechende Reader die haptisch und olfaktorisch anschiegsamen Printerzeugnisse überflüssig machen soll. Orwell war einer von vielen, der das sah, und er gehörte ebenfalls zu der Gruppe der Mahner und Warner. Wider die Vernichtung organisch gewachsener Kulturlandschaft! Und wer da alles mitheulte.
Natürlich interessierte Orwells Beitrag keinen. Was ihn allerdings nur motivierte, sich stärker zu engagieren. Schwarzseherei und Untergangsprophetie waren genau seine Sache, was Orwell dafür prädestinierte, tatsächlich und als erster unterzugehen, zumindest im Kaufmannsladen, wo es eher nicht um die ganz großen Themen ging, vor allem nicht für ihn.

Seine Chefin hatte auf seine Bitte nach etwas Abwechslung reagiert. Heute durfte Orwell, dessen Kürzel - mit dem er sich in den Kassencomputer einwählen musste, damit man die einzelnen Vorgänge den verschiedenen Kassenknechten zuordnen konnte - OTZ lautete, dabei helfen, die Inventur vorzubereiten. Die hat mich also auf dem Kieker, dachte er. Und verschwieg, wie gerne er Sachen zählte.
Nach zweieinhalb Stunden Zählen fühlte er sich recht erschöpft. Orwell hielt trotzdem noch eine Stunde durch, ohne Klage!, bevor er die magnetische Plakette mit dem Namensschild an seinen Spind heftete, Mantel und Mütze nahm, und gehen wollte.
Doch ein Gespräch aufgeregter Buchhändlerinnen ließ ihn innehalten. Sie beschnatterten die morgige Inventur und berieten sich, wie den platten Scherzen, dumpfen Anmachen und vor allem dem fachlichen Dreinreden des berüchtigten Assistenten der Geschäftsführung, His Nerdness Lord Faak, am besten zu begegnen wäre.
Orwell registrierte das Maß der Aufregung und spürte erwachende Neugier auf den Prokuristen des mittelständischen Unternehmens, in dessen Filiale er seit kurzem sein Arbeits-Dasein fristete. Der Faak war nach den Eigentümern die höchste Nummer im Laden.
'Kleinheit', beschwor er sich. 'Ausnahmsweise Schnauze halten, den Kelch weiterziehen lassen.' Orwell grüßte die Buchhändlerinnen zum Abschied - die erschrocken zu reden aufhörten, liebenswert unverstellte Geschöpfe, die sie waren – und verließ den Laden, das Stadtzentrum und die Arbeitswelt. Dabei erwog Orwell ernsthaft, ein paar beschwingte Schritte zu machen. Am nächsten Tag war er freigestellt, damit er für die anschließende Inventurnacht fit wäre.

Für den Rückweg wählte er eine andere Buslinie, die eine Haltestelle in der Nähe von Angelas Wohnung anfuhr; dort stieg er aus. Auf dem Weg zu ihr kaufte er ein. Sie hatte sich etwas Frisches gewünscht, damit meinte sie Obst oder Gemüse - er tat ihr den Gefallen.
Nach Hause kommen. Orwell hatte sich seit langem nach Normalität gesehnt: ein Zuhause, eine Frau, die den Haushalt machte und abends mit dem Essen wartete, das sie gegebenenfalls ohne zu Murren aufwärmte, wenn es 'mal später' wurde. Selbstredend durfte sie eine moderne Frau sein, die ihr eigenes Geld nach Hause brachte, sich flott anzog und der man beim Blasen ruhig anmerken sollte, dass sie ein bisschen was von der Welt gesehen hatte. Ja, Orwell seufzte leise, etwas aufgeklärte Normalität, endlich.
Sie begrüßte ihn mit einem Kuss und hängte eine Blumengirlande um seinen Hals, aus dem Wohnzimmer hörte er 'Sex Machine'. "Hallo Ang..." Da küsste sie ihn schon wieder, lang und zärtlich, umspielte mit ihrer Zunge seine Lippen, bis er sich, etwas unwillig, löste und anmerkte, dass seine Füße weiterhin beschuht seien.
Sie bückte sich, ja!, öffnete die Schuhe, schubste ihn spielerisch auf den Flurstuhl, dann zog sie die Lederlatschen energisch über seinen hohen Spann. Als Angela seine Nikes (Airmax) beiseite gestellt hatte, luscherte sie in seinen Einkaufsbeutel – zwei TK-Pizzen. "Ich wollte doch was Frisches!", schmollte sie.
Orwell suchte in seiner Jacke und holte eine Tomate aus der Innentasche, sie war prall und glänzte. "Bio." Sie verzog das Gesicht, auf eine ganz eigentümliche Weise, die Orwell an eine glückliche Mutter erinnerte, die versuchte, streng zu ihrem heißgeliebten Kind zu sein. Er zwickte sie in die Wange und nickte lächelnd in Großvatermanier. "Macht ja nichts", sagte sie, nahm ihn bei der Hand und zog ihn ins Wohnzimmer.
Vor dem Massagesessel dampfte ein Fußbad. Orwell erlaubte, dass sie seine restliche Kleidung auszog, setzte sich nackt in den Sessel, fuhr den Sitz nach hinten und stellte 'Wellenmassage / Rücken, Gesäß' ein. Als er die Augen schloss und endlich, endlich seinen wohlverdienten Feierabend zu genießen begann, spürte er wie von Ferne Angelas so sanfte und doch starke Hände, die seine müden Glieder mit ätherischen Ölen einrieben und seine Füße, nachdem sie sie aus dem Wasser gehoben hatte, voller Liebe mit ihrem Haar abtrocknete, das sie ausschließlich mit Kiefern-Spülung wusch, weil Orwell Kiefer so gern roch.
"Warum können wir nicht einfach wie ein ganz normales Pärchen sein ... ein bisschen streiten, wenn ich nach Hause komme, uns wieder vertragen, Pizza essen und ein Bier trinken und danach irgend eine Sendung sehen ... so machen das doch die anderen Bürgerlichen auch, warum vergötterst du mich so?"
"Willst du denn, dass wir so ein Leben führen?", fragte sie.
"Natürlich", sagte er. "Wieso sollte ich sonst eine Frau abgeschleppt haben, die Angela heißt?"
"Wir können das auch anders machen, wenn du willst."
"Nein, nein. Ich bin da modern eingestellt, es muss nicht alles nach dem Mann gehen, sollst du deinen Willen haben ..."
"Gefällt es dir denn, Orwell?"
"Ich lasse es dich schon merken, wenn etwas nicht in Ordnung ist."

Figgn und Aasch

Schreibtisch und Rückenlehne des Sessels hatten sie schon durch, jetzt war die Waschmaschine dran. Orwell trug Angela, die sich in seinen Nacken verbissen hatte, in Richtung Badezimmer. 'Zwei Jahre noch', dachte er, 'dann bin ich dreißig und dann ist Schluss mit dieser Turnerei!'
"Wir haben ein Sexleben, was?", fragte Orwell, während er sie auf die Waschmaschine hievte. Sie nickte. "Wie oft bist du schon gekommen?"
"Weiß ich gar nicht mehr", behauptete sie. "Es ist so schön!"
"Du musst schon mitzählen. Was soll ich sonst notieren?"
'Dann gibts Missionarsstellung und fertig', dachte er sehnsüchtig.
"Notieren?"
"Klar", sagte er.
Sie sah ihn entgeistert an.
"Passt dir das nicht oder was ist jetzt los?"
"Doch, doch", sagte sie und stöhnte, als er sich, stirnrunzelnd aber schwungvoll, wieder der Kopulation widmete.
Drei, vier Stöße später umfasste er ihren Arsch und hob sie mit einem Ruck von der Maschine - beide hörten es knacken, "Nichts passiert!", presste Orwell hervor, Schweißperlen standen auf seiner Stirn. "Lass mich runter!", rief Angela.
"Nichts da! Alles in Ordnung, wir machen im Schlafzimmer weiter! Alles in bester Ordnung! Wir haben ein Sexleben, was?"
Schritt um Schritt kämpfte sich Orwell zum Schlafzimmer, mittendrin spürte sie 'IHN' aus sich herausflutschen. Orwell schwankte wie ein trunkener Belagerungsturm und Angela befürchtete, dass beide umkippen werden, aber es passierte nichts, außer dass er sie und sich irgendwann ins Schlafzimmer schleppte, wo beide aufs Bett fielen, er obenauf liegend; lange Sekunden gelang ihm nichts, außer Atmen.
"Das tut weh", sagte sie.
"Nein, alles in Ordnung. Es ist nichts."
"Nein, mir tut es weh, wenn du so auf mir liegst."
"Halt das bitte aus jetzt, ich brauch mal nen Moment."

ernste Worte

"Du arbeitest zu viel", sagte sie. "Ist ja klar, dass das irgendwann auf die Knochen geht."
"Meinst du?"
"Frag die Chefin doch, ob du zweistündige Schichten machen kannst. Das mit dreieinhalb geht einfach nicht."
"Ich weiß nicht, meinst du wirklich, das liegt an der Arbeit?"
"Sonst frage ich sie. Ich lass mir doch meinen Mann nicht kaputtmachen!"
"Nein, nein ...", Orwell produzierte ein verkrampftes Lächeln, "... dreieinhalb Stunden, das ist fast nichts!"
"Spiel das jetzt nicht runter!"
"Weißt du, Angela, wie gerne würde ich alles hinschmeißen und einfach tun, wonach mir der Sinn steht. Aber ich kann nicht einfach tun, als wäre ich nicht vertraglich gebunden. Obwohl der Vertrag in diese tragische siebzehneinhalb-Stunden-Woche führte – wo kämen wir denn hin, wenn der kleine Mann nicht mehr die Verträge buchstabengetreu einhielte, in die man ihn mittelbar zwingt? Da habe ich meinen Mann zu stehen, wie der Held, als der ich geboren wurde."
"Wieso siebzehneinhalb?! Arbeitest du denn jetzt vier Tage?!!!!???"
"Ach, Schatz – ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, aber vielleicht ist es besser, wenn du es weißt. Wir führen ja eine moderne Beziehung - ich will dir nichts verheimlichen, auch wenn es mein Herz beschwert, zu sehen, wie du dein Herz beschwerst. Mach dir bitte keine Sorgen, es wird schon gehen, irgendwie ..."
"Und was wird mit mir, wenn du nicht mehr bist?" Angela presste das Gesicht ins Kissen, um ihr Schluchzen zu ersticken. "Denk doch auch mal an mich! Du weißt genau, ich verdiene genug für uns beide. Du könntest den Haushalt füh..."
"Auf keinen Fall! Ich putz doch nicht die Wäsche, das ist Weiberarbeit!"
"Vielleicht ... vielleicht könntest du die Haushaltshilfe beaufsichtigen?"
Orwell überlegte. "Ja, das ginge eventuell. Das Personal macht sonst, was es will."
"Na also, siehst du. Genug Geld ist ja da und für dich finden wir eine würdige Beschäftigung."
Damit hatte das Gespräch einen toten Punkt erreicht. Sie schwiegen eine Weile und hingen den Gedanken an möglichen Zukünften nach. Angela wollte ihrem Herrn Trotzli, wie sie ihn bisweilen neckisch nannte, die Vorstellung einer Heimchen-Existenz ein bisschen erleichtern, aber gerade als sie ihre Zunge in sein Ohr stecken wollte, stellte Angela fest, dass Orwells Kopf zur Seite gerutscht war, weil er schlief.
'Dann sorgen wir mal für süße Träume', dachte sie, erfreut, dass sie Herrn Trotzli etwas Gutes tun konnte, und forschte mit ihrer Hand unter der Bettdecke nach seinem Geschlecht, massierte es so eifrig wie zärtlich und saß schon auf seinem Schwengel, als Orwell, dem zeitgleich zu träumen begann, er schwimme durch ein organisches Meer auf einem fremden Planeten, durch eine geheimnisvoll intelligente und zärtliche Materie, die sein Ding liebkoste, wach wurde. Und ein etwas verlegen wirkendes Augenpaar erblickte, ein von Schalk und körperlicher Betätigung ganz rotwangiges Gesicht, gerahmt von wilden Strähnen. "Nimmersattes Weib!", rief er.
Angela lachte mit einem hexenhaften Lachen ihre kleinmädchenhafte Scham hinfort und griff sich mit beiden Händen zugleich wild in das Haar, während sie ihre Kiste auf seinem Penis bewegte wie ein, also in rhythmischem Kreisen. Ihre großen und doch prallen Brüste, die mit eins-A-Silikon gefüllt waren, reckten sich keck nach oben.

Nach dem Sex: Beide liegen heftig keuchend auf dem Rücken. "Ein Pferd – ein Königreich für ein Pferd!", rief Orwell.
Angela: "ha

haha

ha! hahaha!

versteh ich nicht."
"War ein Zitat."
"Ach so."
"Sag mal, das ist doch ein völlig hirnloses Klischee, oder, dass es beim Sex nur auf die Länge des männlichen Geschlechtsteils ankommt?", fragte er.
"mmhmmm, ja, stimmt, das ist ein Klischee."
Orwell streichelte sanft ihre Wange, "ich hab dich lieb, du!"
"Aber wichtig ist das natürlich trotzdem."
"Ja, aha." Orwell hörte mit dem Streicheln auf, verschränkte die Arme hinter dem Kopf, kaute auf einem imaginären Grashalm und besah einen imaginären Sternenhimmel. Hätte er einen zweiten Mund, pfiffe er unverfänglich. "Ihr Frauen seid echt so drauf, oder? Das ganze Gelaber ist nur Tarnung. Wenn man euch entspannt nach dem Vögeln erwischt und die richtige Frage stellt, wenn ihr mal nicht in Harnisch seid, kommt die nackte Wahrheit zum Ausdruck."
"Na, na", sagte sie. "Ruhig, Kleiner - es zählen auch noch andere Werte."
Orwell richtete sich wieder auf und sah sie mit dem erwartungsvollen, zutraulichen Blick eines Welpen an. "Die da sind?"
Angela tat, als überlegte sie. "Na ... Umfang und Technik."
"Ach", sagte er. "Soso, und ...?"
"Und was?"
"Na, bin ich ... äh ... ausreichend?"
Angela seufzte, zeigte auf einen blinkenden Satelliten am imaginären Himmel und fragte, ob der eine Sternschnuppe sei.
"Ja, du kannst dir was wünschen!"
"Brauch ich nicht", sagte sie. "Hab doch alles." Sie streichelte seine Wange, bis sie eingeschlafen war, was nicht sehr lang dauerte.
Orwell hingegen lag noch lange wach, versuchte Angela zu ergründen, ihre unergründliche Antwort auf seine dumme und plumpe Frage – warum hat sie nicht einfach etwas elegantes und harmloses, beruhigendes antworten können? Er zählte die Sterne, bezeichnete eine bestimmte Menge Sterne jeweils als Haufen, addierte dann die Haufen, bis er einen Klops hatte, ja, einen Sternenhaufenklops! aber all das Gezähle konnte ihn nur bedingt ablenken, denn er befingerte permanent seinen Penis (Schicksal) und haderte mit dem Gegebenen und versuchte angestrengt, von dieser etwas albern anmutenden Maßnahme abzusehen und seine Überlegungen zu transzendieren. Nach zwei Stunden Wachliegen die Quintessenz seiner Wandergedanken: Frauen sind Verführung und Geheimnis, mein Penis ist schön, stark und tapfer, morgen werden Bücher gezählt.

Nächste Haltestelle: "Stadtzentrum". Die Busfahrerin mit der flotten Frisur fuhr den Bus so schwungvoll in die Kurve, dass Orwell umgefallen wäre, wenn ihn die hinter ihm stehende Alte nicht gestützt hätte. "Sie müssen die Füße so stellen und den Schwerpunkt weiter nach unten verlagern, wenn sie sich nicht festhalten können", sagte die höchstens fünfundneunzigjährige Hochbetagte und lächelte aufmunternd.
Orwell fühlte sich an eine Situation im echten Winter letztes Jahr erinnert, als er vor der Kunsthalle stürzte und eine noch ältere Frau ihm geraten hatte, Spikes zu tragen. Er hatte gehofft, dass ihm eine ähnliche Erfahrung in diesem Pussy-Winter erspart bliebe. Es war demütigend.
"Müssen se hier nicht raus?", krächzte die Busfahrerin, "hier iss Stadtzentrum!" Orwell griff sich dankend und grüßend zugleich an die Mütze, nickte knapp und drängte sich durch die passive Fahrgastgesellschaft, von denen man kaum glauben konnte, dass sie Teil einer Schwarmintelligenz sein sollte.
Er war anders, Orwell war so voller Gedanken, dass er auch in Bussen intelligent aussah, da war er sicher, er wäre sicher auch nicht hingefallen, wenn die Alte nicht eingegriffen hätte; im letzten Augenblick gefangen hätte er sich, ganz sicher, wenn er den aktuellen Gedanken zuende gedacht hatte, wie ein echter Krieger-Philosoph eben.

 
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Hallo Friedrichard,

ja klar treibt die Weltscheibe auf der Riesenschildkröte auch ohne dich oder mich weiter durchs Sternenmeer, auch wenn das Ego beständig etwas anderes weismachen will. aber find ich schon sehr gut, dass du den Weg zu Orwells All doch noch gefunden hast und das Ganze eingangs als Satire bezeichnest - das ist mir eingängig. ich überlegte ernsthaft, das Teil in 'Humor' zu posten - aber wann hätte man schon jemals einen amüsanten Text gelesen, der sich als solcher ausgibt. da bin ich lieber das Risiko eingegangen, die Geschichte als Alltag auszugeben, das spannt ja auch die Schere so schön weit auf.

Eine sachliche Anmerkung: Hält der Bus gelegentlich auch an Nichthaltestellen (ich meine da keine rote Ampel oder einen Stau ….)?

so gesehen wäre es natürlich überflüssig. aber mir erscheint der Satz zu nackt ohne das Wort Haltestelle. ich habe ja eindeutig diesen Hang zu barocken Sätzen.

Dafür gebührt ihr der noble Preis, denn ich kenn’s nur in der Variante, den Hetzenden wenige Meter vorm Ziel einfach stehen zu lassen

sag ich ja, die hat freundliche Züge!

Playsier?, excusé moi, klär einen alten Sack auf …

Playsie ist/ war eine geläufige Abkürzung für die Playstation-Videospiel-Konsole

Nein, an Orwells 1948, pardon, er dreht’s ja um, oder Animalfarm („all animals are equal …“) denk ich weniger als an ein Wortspiel, denn wer Wortschöpfung treibt, spielt manchmal nicht nur mit dem guten Geschmack, sondern vor allem mit Worten und somit Bedeutungen

heya, wer würde es sich erlauben, mit dem guten Geschmack zu spielen? es gibt da ein Buch von Murakami, da heißt der Held Kafka mit Vornamen, ich finde das eigentlich ganz schön, wenn man ein positives Verhältnis zu dem betreffenden legendären Namen hat - man hat einen vertrauten Namen, der mit neuem Leben gefüllt wird. Das meiste deines assoziativen Streifzugs führt leider in mir kaum vertraute Bereiche.

Busfahrer sind mit Ausnahme des zuvor geschilderten Falles idR höfliche Leute und ich höre den Großbuchstaben zu Beginn der Anrede:

du Nimmermüder :) glaubst wohl auch ich wäre anpassungsfähig und -willig ;)

Warum die wundersame Verdoppelung der Gänsefüßchen am Ende?

Flüchtigkeit! muss ich gleich ändern, das geht sonst unter.

Warum nur schlechte Laune? Warum nicht gleich die Umlautung zu einer Schlächter Laune, schließlich lässt sich eine gerade Linie von Willi zwo zum Gröfaz ziehen …

das hat was, auch wenn es sehr gewagt scheint. das wird im kleinen Kreis noch mal ausgiebig diskutiert werden müssen, hat schon was! Gröfaz ... das las ich doch vor kurzem irgendwo, aber etwas anders - GröFaZ oder so, bei Sonneborn vllt? ich werde das mal nicht googeln, es bleibt vorerst Geheimnis.
Moers habe ich noch nichts von gelesen, ich befürchte auch, das ist meine Sache nicht. den habe ich drin, weil ich einige Leute mit leuchtenden Augen davon erzählen hörte und weil mir seine Figuren und die erschaffene Welt - was ich kenne - schon sehr sympathisch sind. na, und ich denke eben auch, dass das eine interessante Existenz sein müsste, Hildegund von Mythenmetz zu sein. wünsch dir auch ein frohes und gesundes und [...] Neues!

bis dann,
Kubl

 
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So, jetzt aber!

Ich haette die Geschichte fast nicht gelesen, wegen der Ueberschrift den Zwischenueberschriften, den Kommentaren und Antworten. Ich hab's dann wegen des copywrites doch getan und bin ganz froh drum. Da waren schon einige sehr schoene Stellen drin.

Also die Busfahrten gefallen mir besonders. Busfahrt ist ja das Standardmotiv in Grauen Alltagstexten, aber hier wird es endlich mal ernst genommen. Und was man da nicht alles beobachten kann, wenn man mal mit gespitztem Auge hinsieht. Weil's eben so ein typisches Motiv ist, wird das Ganze ja schon auch metaliterarisch.
Schoen ist beispielsweise der Zweifel, in den richtigen Bus eingestiegen zu sein. Mein absoluter Liebling die Unterweisung im richtigen Busstand durch die Alte. Solche absurden Szenen liebe ich. Das ist so eine Alltagsabsurditaet, die ich der unten bemaengelten literarisch-artifinziellen Absurditaet bei Weitem vorziehe.
Ich mag auch, dass diese Busszenen aus der Perspektive so eines Stinkstiefels geschildert sind. Man moechte ihm ja fast den Kopf taetscheln bei so viel niedlichem Gegrantel und angestrengetem Scheissefinden.

Bei der Arbeitsszene gibt es einige sehr schoene Momente - die Oelpfuetzenwesen sind ein wunderbares Bild, das trotzige Verschweigen der Zaehlfreude ist so niedlich, aber anderes ist mir ein bisschen wirr und umstaendlich.

In den Paerchenszenen wird es dann etwas abgedrehter. Also das mit dem Massagesessel, die Blumengirlande und diese Sehnsucht nach Biederkeit, das ist schon witzig. Da wird es inhaltlich absurd, haelt sich stilistisch aber noch zurueck. Das ist mir lieber, als wenn beides zusammenkommt und ich nur noch Rauschen hoere.
Bei der Sexszene geht es noch, die ist zwar etwas klamaukig, aber ich mag den letzten Satzwechsel sehr. Gut, die BOTSCHAFT! ist fuer meinen Geschmack vielleicht etwas ueberpraesent hier.

Ab dem folgenden Dialog ist es mir dann einfach zu ueberzogen, um mir noch ernsthafte Denk- und Fuehlanstoesse zu geben. Diese Liste, der folgende Dialog, die Klammern, das ist mir alles zu abgedreht, irgendwie albern. Dabei ist das Sternenzaehlen wunderbar und auch die Binnenausrufungszeichen mag ich sehr.

Wenn ich diese experiementellen Stellen lese und sie mich stoeren, fuehle ich mich immer schrecklich konservativ (ich hasse ja auch so anstrengenden, improvisierten Jazz). Zum Teil sehe ich ja die Gruende hinter einzelnen stilistischen Bocksspruengen. Aber es lenkt mich einfach so sehr von den Themen und Charakteren ab. Wenn's mir weniger vor den Augen schwirrt, kann ich besser denken und fuehlen.

Also der Text ist natuerlich sehr zerfasert und m.E. auch qualitativ sehr durchwachsen. Entweder man kann eben so kleinen schoenen Beobachtungen was abgewinnen, sich so ein bisschen mittreiben und hier und da zum Denken verleiten lassen, oder man wird nicht viel Freude an dem Text haben. Das haengt sicher nicht nur vom Leser, sondern auch von dessen Tagesform ab.

lg,

fiz

P.S. Ich hab's schonmal gesagt und ich werde es so lange wiederholen bis es wirkt: Achte mal drauf substantivierte Verben und Adjektive auch gross zu schreiben.

 

Als ehemaliger (Fahr)radfahrer selbst bei - 20 Grad Celsius ("Is' Dein Arsch nich' am Saddel angefroren?", schleuderte mir anno tobac eine Kollegin und Mitbetriebsrätin entgegen) musste selbst ich gelegentlich den Bus benutzen und empfand es nicht als unangenehm. In Belgien gibt's einen Ort, da ist inzwischen die Stadt selbst vom Individualverkehr befreit - die Verkehrsbetriebe transportieren dort, ohne Pleitegeier, den Fahrgast kostenlos. Da kann man hier nur von träumen! Die Leute werden sich noch wundern, wenn durch e-Cars nix sich verbessern wird.

Alltag ist die richtige Wahl,

lieber Kubus,

unf manche Satire wird heutigentags von der Wirklichkeit überholt. Dat haste jut jemacht!, wie der Ruhrlateiner so saacht. Humor hat was von Busch Willi ...

.... ich habe ja eindeutig diesen Hang zu barocken Sätzen.
Ich etwa nicht?

Playstation-Videospiel-Konsole
da sage noch einer, die Twittergeneration könne nicht mit Wort- & Begriffsungeheuern ...

du Nimmermüder glaubst wohl auch ich wäre anpassungsfähig und -willig
So isset!

Gröfaz ...
da hastu richtig gelesen. Ein Kürzel, das schon zu des Bezeichneten Zeiten einbürgerte. Ich geb mal die Ergänzung (ganz ohne Wiki & so):
...ßter/.eldherr/.ller/.eiten

Man kann & muss weder alles lesen noch wissen. Bin halt direkt zu Anfangt der Moers'schen Karriere aufs Kleine Arschloch gestoßen ... Jetzt mit der "Industrialisierung" veesteht m. E. die Gefahr, dass er sich anpasst, sozusagen disneyisiert.

So viel und doch so wenig für heute vom

Friedel

 
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Hallo feirefiz,

es hat mich wirklich sehr, sehr gefreut, deinen Kommentar zu lesen. Ich sage so was eigentlich nicht, damit die Leute bloß nicht anfangen, mir nette Sachen zu schreiben, nur um mir eine Freude zu machen. aber einmal im Jahr sage ich, was ich meine. allein schon damit ichs nicht verlerne.

Man moechte ihm ja fast den Kopf taetscheln bei so viel niedlichem Gegrantel und angestrengetem Scheissefinden.

Du hast hier das vorsichtige 'fast' zurecht eingefügt, ich glaube mein Orwell würde nach der Taetschelhand schnappen, der nimmt seine Rolle bei aller etwaig vorhandenen Bemühtheit schon ernst.

Gut, die BOTSCHAFT! ist fuer meinen Geschmack vielleicht etwas ueberpraesent hier.

regelmäßiger Holzhammergebrauch beugt eventuell guten Eindrücken vor.
du schreibst klamaukig, mir kam der Begriff Klamotte in den Sinn, das hat schon Spaß gemacht, das Alberne. ich könnte da flugs einen Form-Inhalt-Bezug zu dem vorliegenden Problem des grantelnden Orwell konstruieren, aber ich erspare uns das mal zum Wochenstart.

Wenn ich diese experiementellen Stellen lese und sie mich stoeren, fuehle ich mich immer schrecklich konservativ (ich hasse ja auch so anstrengenden, improvisierten Jazz). Zum Teil sehe ich ja die Gruende hinter einzelnen stilistischen Bocksspruengen. Aber es lenkt mich einfach so sehr von den Themen und Charakteren ab. Wenn's mir weniger vor den Augen schwirrt, kann ich besser denken und fuehlen.

hab ich doch schon mal gehört. also meine Geschichten sind der Gradmesser für das Maß an Avantgardeness, klar!
sehr interessant für mich auf jeden Fall deine Begründung, mit dem mitdenken und -fühlen. damit kann ich auch eher umgehen als mit solchen Schubladen wie konservativ und spießig - ich bin selbst in vielerlei Hinsicht konservativ, bewahrend. und man kann trotzdem mal was ausprobieren! wobei die stilistischen Ausflügen da auf recht enge Grenzen in der Leserakzeptanz stoßen - das ist ja auch bei dem Telefongespräch bei meiner letzten Geschichte deutlich geworden. mich reizen solche Rohrkrepierer freilich auch, in der Richtung was gutes Neues zu finden. obwohl man mit diesen bebop-Einlagen auch im besten Fall für die Nische schreibt, ich werde das auch nicht allzu oft machen, allein schon, weil die wirklich guten und großen Geschichten in meinen Augen mit althergebrachten Mitteln erzählt werden, in denen es in erster Linie ums Geschichtenerzählen geht. und das will geübt werden, damit es irgendwann passt. sonst sind meine Schreibskills irgendwann so zerfasert wie diese Geschichte hier.

P.S. Ich hab's schonmal gesagt und ich werde es so lange wiederholen bis es wirkt: Achte mal drauf substantivierte Verben und Adjektive auch gross zu schreiben.

das sieht wichtigtuerisch aus, wenn so viele Majuskeln wie Felsen aus dem Fließtext ragen.

Lieber Gruß

Hallo noch mal, Friedrichard,

Als ehemaliger (Fahr)radfahrer selbst bei - 20 Grad Celsius ("Is' Dein Arsch nich' am Saddel angefroren?", schleuderte mir anno tobac eine Kollegin und Mitbetriebsrätin entgegen) musste selbst ich gelegentlich den Bus benutzen und empfand es nicht als unangenehm

sieh an, Arbeitnehmerinteressenvertretung. Busfahren geht schon, solange man die letzten Plätze besetzt und das Mobilfunktelefon gute Lautsprecher hat. kalt wirds ja scheinbar anno demnächst doch noch werden, das ist gut. gibt nichts Besseres zum Denken als klare kalte Luft.

Größter Feldherr aller Zeiten - GröFaZ - die müssen ganz schön schräg drauf gewesen sein in den Stäben damals.

Gruß!

 

schnell und schlampig ist fast richtig analysiert, fehlt aber noch vaul und späth, erst dann stimmt das Bild. das heißt Avantgarde, und wer das nicht lesen mag, ist spießig, haha. na, jedenfalls frisch und unkonventionell, das gefällt mir. das Andererseits folgt sicher auch durch die fehlende Überarbeitung, ohne die sind meine Geschichten meist ziemlicher Wildwuchs.
ich hatte die Idee, diese Geschichte würde genau so, in dieser Form, gut ankommen. die Angriffe auf Lesers Augen, Hirn und Herz wären Teil der Programmatik, wenn ich so was hätte.
willst du Streetworker oder Sozialarbeiter werden, oder warum tut man sich Goffmans Stigma sonst an?

 

nein, vom Fach bin ich nicht. ich habe vor nem halben Jahr ungefähr eine Streetworkerin gedatet und mit ihr viel über die Stigmatisierten gesprochen, die sie betreut - Drogenabhängige. war spannend, weil ich ziemlich viel zu dem Thema zu sagen hatte, und mich zwischendurch fragte, wann sie denn mal stutzig wird, woher dieses Insiderwissen stammt. die jedenfalls empfahl mir dieses Buch und ich las es. anstrengend, ja, aber interessant.

 

man kann sich eben auch darauf nicht verlassen.
so sadistisch find ichs gar nicht, im Vergleich zu Adornos Einführung in die Soziologie zB oder Max Weber, die fand ich da schon ärger. in ner KG gelandet ist sie trotzdem.
ich vermisse ein bisschen Aufmerksamkeit in Form einer Verwarnung oder Ermahnung, dass man sich wieder der Textarbeit widmen sollte.

 

und jetzt der fünfte Kubus in Folge - nachdem ich vorher in einem scheinbaren Selbstgespräch seltsame Sachen sagte, nach denen keiner fragte, yes yo! asphärisch du Pfeife, also in meinen Augen bist du jetzt auf jeden Fall stigmatisiert. einfach wiederkommen, neu starten und mglw den Ball flach halten zu Beginn. :D ich hab nur eine Geschichte von dir gelesen und die war nicht besonders, das kannst du doch bestimmt besser.

dein Lehrer Lampe

also Orwell ist aktualisiert - erster Absatz steht in der Vergangenheit, damit die Spannung nicht noch größer wird durch eine falsche Gegenwart, die Liste und ein paar Stilmittelspielchen sind draußen, damit es nicht so viel rauscht. und noch mehr!

 

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