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Alles Maya
»Da draußen ist jemand«, bemerkte ich, als ich in Lillis und Ganga Jis Küche stand und durch das kleine Fenster mit dem abgeblätterten Holzrahmen lugte. Eine elfenähnliche Gestalt bewegte sich zwischen den Pinienzweigen durch den Dunst, unter dem die Bergkette des Himalaya verschwamm wie auf einem unscharfen Foto.
Erst als die Gestalt näher kam, erkannte ich, dass es eine junge Touristin in einem weißen Sari war. Neben ihr stapfte ein hochgewachsener Typ in einem bunten Batikhemd barfuß durch das vertrocknete Gras. Die beiden erreichten das Haus, standen unentschlossen davor und sahen sich suchend um. Dann gingen sie zum Nebengebäude, in dem Lilli und Ganga Ji ihr Café hatten.
Lilli sah ebenfalls aus dem Fenster, rollte mit den Augen, spitzte die Lippen und viertelte die nächste Kartoffel.
»Wir haben heute zu«, verkündete sie in einem Ton, als hätte ich das in Zweifel gezogen. »Es ist viel zu heiß zum Arbeiten, und Ganga und ich haben schon lange keinen freien Tag mehr gehabt. Außer dir und Arjun will ich heute niemanden sehen.« Sie wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn.
»Lass mich mal machen«, besänftigte ich sie. »Ich krieg die schon abgewimmelt.«
Im abgedunkelten Wohnzimmer war es etwas erträglicher als in der Küche. Während ich mit nackten Füßen über den kühlen Betonboden auf die Haustür zusteuerte, fragte ich mich, warum ich mich immer wieder um Lilli kümmerte. Wir waren eine Zeit lang zusammen gereist, und sie hatte mir verschwiegen, dass sie Drogen über die Grenze nach Nepal schmuggeln wollte. Kurz darauf reiste ich alleine weiter und Lilli blieb wegen Ganga Ji in Nordindien, redete in ihren E-Mails von spiritueller Weiterentwicklung und schien auch nicht darüber gestolpert zu sein, dass Ganga Ji sie sofort heiraten wollte. Mittlerweile waren zehn Jahre vergangen. Ich hatte mich mit meinem Freund Arjun in Südindien niedergelassen und irgendwann nicht mehr an die beiden gedacht. Bis mir auf einer Reise durch den Norden eine Broschüre über die zehn chilligsten Plätze Indiens in die Hände fiel. Auf Seite drei lachten Lilli und Ganga Ji mich plötzlich an. Sie standen hinter einem notdürftig zusammengeschusterten Holztresen und schienen sich nicht verändert zu haben. Lilli zog wie immer beim Lachen die Nase kraus und hielt eine Kuchenform in die Kamera. Sie trug ein dunkelrotes weites Hemd. Ganga Ji sah nach wie vor aus wie Bin Laden und hielt mit leicht abwesendem Blick die Teigrolle hoch. Ich musste unwillkürlich lachen und schlug Arjun vor, bei den beiden vorbeizuschauen.
Als ich die schwere Holztür über den Boden schabte, erschrak ich. Die Touristen standen direkt vor mir und waren gerade im Begriff, zu klopfen.
»Hiii«, flötete die Elfe und strahlte mich an.
»Hi«, ließ auch das Batikhemd vernehmen.
Während ich noch überlegte, wie ich sie am besten loswerden könnte, rauschten sie schon an mir vorbei zur Terrasse durch, als wären sie da zu einer Party eingeladen. Zögernd folgte ich ihrem lachenden Geplauder nach draußen.
Vielleicht sind es Freunde von Ganga, die Lilli gar nicht kennt, schoss es mir durch den Kopf. Aber jetzt war es sowieso zu spät, sie noch abzuwimmeln.
Sie nahmen gerade auf der wackeligen Holzbank Platz, als ich herauskam. Das Wellblechdach über der Terrasse knackte in der Hitze. Obwohl es bereits Mitte Juli war, ließ der Monsun immer noch auf sich warten. Die Luft war so trocken, dass ich beim Sprechen aufpassen musste, nicht zu husten.
Arjun hing auf einem Plastikstuhl, wippte mit einem Bein über der Armlehne und sah die Touristen unbeeindruckt aus seinen großen dunklen Augen an. Dann nickte er ihnen kurz zu und wischte weiter auf dem Display seines Smartphones herum. Ganga Ji saß im Schneidersitz auf dem Boden aus getrocknetem Kuhdung und stopfte sein Chillum. Mit glasigem Blick fixierte er den Sari der Elfe.
»Wo kommt ihr her?«, fragte ich mit leicht belegter Stimme, räusperte mich und setzte mich etwas ungelenk an das andere Ende der Bank.
»Wir kommen aus Amerika«, antwortete das Batikhemd. »Ich bin Johnny und das ist Jenny. Wir sind grad drei Wochen durch den Himalaya gereist und da hat uns jemand von diesem Bergdorf hier erzählt, und dass wir unbedingt ins Boom-Café gehen müssen.«
»Wir haben heute zu!«, rief Lilli aus der Küche.
»Yeah, das haben wir gemerkt«, versicherte Johnny. »Aber unten im Dorf haben sie uns gesagt, dass ihr gleich nebenan wohnt und wir euch auch da besuchen können.«
Lilli antwortete nicht, aber ich glaubte, sie etwas lauter mit den Tellern klappern zu hören.
»Aber schön, dass du trotzdem kochst«, setzte Johnny nach.
»Naja, wir müssen an unserem freien Tag ja schließlich auch essen.«
Die Elfe rutschte auf der Bank hin und her und sah immer wieder zu Ganga Ji hinüber, der nach wie vor ihren Sari anstarrte.
»Was guckt der denn so?«, raunte sie dem Batikhemd zu.
»Wahrscheinlich gefällst du ihm«, mutmaßte das Batikhemd. »Die indischen Männer sind Machos, da ist die Frau nichts wert.«
»Was soll das denn heißen?«, zischte die Elfe nun gar nicht mehr elfenhaft. »Nur, weil ich ihm gefalle, bin ich nichts wert?«
»Nein, nicht weil du ihm gefällst. Weil er dich so anstarrt.«
»Aber er starrt nicht mich an, sondern meinen Sari.«
»Und was ist da drunter?«
Die Elfe sah an sich hinab.
»Aber das ist doch ein Sadhu, also ein heiliger Mann«, behauptete sie dann. »Den interessieren weltliche Dinge nicht.«
»Bom Bolenath!«, rief Ganga Ji wie auf's Stichwort in den milchigen Himmel hinein, um den Gott Shiva wissen zu lassen, dass er bereit war, das Chillum zu rauchen. Er umschloss es mit beiden Händen und berührte mit dem Ende seine sonnengegerbte Stirn. Arjun kniete sich vor ihn und gab ihm Feuer. Dichte Qualmwolken stiegen auf.
»Das ist heiliger Rauch«, begann die Elfe ehrfürchtig. »Die Sadhus huldigen damit Shiva. Im Reiseführer steht, dass Kiffen ihnen bei der Meditation hilft und das Ego auflöst. Deshalb müssen die auch den ganzen Tag rauchen. Für die ist das ein Gelübde zur spirituellen Vereinigung mit dem Kosmos und keine Flucht vor der Realität, wie bei uns. Die Realität, so wie wir sie kennen, gibt es im spirituellen Sinn nämlich gar nicht. Das ist alles Maya, eine Illusion.«
Ich sah mich auf der Terrasse um, die wie ein Schiffswrack am Hang hing. Von der verwitterten Hauswand blätterte die mintgrüne Farbe ab. Ganga Ji reichte das Chillum an Arjun weiter und strich sich über den langen schwarzen Bart.
Besonders weltlich wirkte das nicht, da gab ich der Elfe im Stillen Recht. Aber offenbar stand im Reiseführer nichts darüber, dass viele Sadhus diese Show nur rissen, um Touristen zu beeindrucken. Wenn sie die Illusion wollten, sollten sie sie haben.
Eine Zeit lang war nur das Summen der Fliegen und ab und zu ein Tirili der Mobiles zu hören, die Lilli überall aufgehängt hatte. Letzteres aber nur, wenn die Luft sich dazu bequemte, einen trägen Seufzer zu tun. Jenny verströmte einen Duft nach Ariel, während sie mit entrücktem Lächeln die entschwundene Bergidylle betrachtete. Erst als Ganga Ji begann, ihren Sari zu bemurmeln, wurde sie aus dem Moment gerissen und sah ihn mit großen Augen an.
»Was will er?«, wandte sich Johnny gehetzt an Arjun. Es klang mehr wie ein Vorwurf als eine Frage.
»Er spricht ihr sein Beileid aus.«
»Sein Beileid? Wieso das denn? Etwa wegen mir?«
Arjun kicherte. »Nein, nicht wegen dir.«
»Wieso denn dann?«
»Weil nur Witwen weiße Saris tragen, deshalb.«
Johnny wirkte erleichtert. Doch dann fiel ihm wohl ein, dass das ein schlechtes Omen sein könnte und warf Jenny einen missbilligenden Blick zu.
»Was? Oh nein!«, rief Jenny und hielt sich die flache Hand vor den Mund. »Das tut mir wirklich sehr leid, ich hoffe, ich habe eure Gefühle nicht verletzt!«
»Nein. Bei uns ist ja niemand gestorben.« Ohne ihn anzusehen, reichte Arjun das Chillum an Johnny weiter, nahm seine Fake-Ray Ban-Sonnenbrille vom Kopf und setzte sie sich auf die Nase. Sein breites Grinsen zeichnete Grübchen auf seine Wangen, als er sich auf dem Stuhl zurücklehnte. Dann übersetzte er Ganga Ji auf Hindi, was passiert war.
»Ah«, ließ Ganga Ji vernehmen und sagte seinerseits etwas auf Hindi. Er konnte zwar englisch, wollte es die Touristen aber nicht wissen lassen.
»Was hat er gesagt?«, fragte Johnny und sah Ganga Ji nach, der sich auf den Weg in die Küche gemacht hatte.
»Ach so.«
»Was?«
»Er hat ach so gesagt.«
»Ach so.«
»Ja. Ach so.«
»Mehr nicht?«
»Nein. Mehr nicht.« Arjun lachte sein jungenhaftes Lachen.
Johnny kräuselte die Stirn, schien sich aber mit der Antwort zufrieden zu geben, denn er sagte nichts mehr. Ich wollte Jenny zulächeln, aber sie zupfte mit gesenktem Blick am Rock ihres Beerdigungsoutfits herum.
Kurz darauf kam Ganga Ji auf die Terrasse zurück. Er breitete ein großes, mit Elefantenmotiven bedrucktes Tuch auf dem Boden aus und begann, Aluminiumteller und Becher darauf zu verteilen.
Jenny sah kurz zu ihm hinüber und beugte sich dann zu Johnny hinunter, der es sich mittlerweile auf der Hundedecke auf dem Boden bequem gemacht hatte.
»Vielleicht stören wir«, flüsterte sie.
»Shanti Shanti – ganz ruhig.« Johnny machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Die laden uns ein. So ist das hier in Indien. Da kannst du nicht mit deinem westlichen Denken rangehen.«
Jennys Gesichtszüge wurden so weich, als hätte sie gerade ihr Neugeborenes in den Arm gelegt bekommen.
»Mein Gott! Alles ist so anders als bei uns!«, brach es aus ihr heraus. »Ich hab hier so viel zu lernen! In Amerika würde das doch niemand machen, Fremde einfach so zum Essen einladen.«
»Ja, hier kannst du eine Menge lernen«, dozierte Johnny. »Die ticken hier komplett anders als wir. Viel sozialer.«
Lilli kam mit einer brennenden Zigarette im Mundwinkel auf die Terrasse geschlurft. Sie hatte einen abgerissenen Stofffetzen in den Händen, den sie als Topflappen verwendete, und stellte einen großen Edelstahlkochtopf neben das Tuch. Dann klatschte sie jedem mit einer Kelle einen großen Haufen Reis, Kartoffeln und Linsenbrei auf den Teller. Jenny kniete sich vor das Tuch, legte die Handflächen aneinander und verbeugte sich vor ihrem Essen. Johnny tat es ihr gleich. Wir anderen fingen schon mal an.
»Lebst du schon lange in Indien?«, wandte Jenny sich nach einer Weile an Lilli.
»Ja.«
»Und bist du viel gereist, bevor du dich hier niedergelassen hast?«
»Ja.«
»Und wo warst du überall?«
Lilli seufzte. »Das kann ich aus dem Stegreif jetzt so nicht sagen.«
»Hast du das Gefühl, du hast dich verändert, seit du hier lebst?«
»Bestimmt.« Lilli sah in die Runde und deutete auf den Topf. »Möchte noch jemand?«
Ganga Ji schüttelte den Kopf, griff nach der Aluminiumkanne mit Wasser und begann, sich damit über seinem Teller die Hände zu waschen. Arjun und ich lehnten ebenfalls ab.
»Wir möchten auch nichts mehr«, sagte Johnny. »Kannst abräumen.« Er wandte sich an Ganga Ji und sah ihm beim Händewaschen zu wie ein Biologe, der eine seltene Tierart beobachtete.
»Das ist hypnotisch«, schwärmte er.
»Ja, er lebt ganz im Moment«, bemerkte Jenny. »Vergangenheit und Zukunft gibt es für ihn nicht.«
»Frag ihn, ob er mir das beibringen kann!«, forderte Johnny Arjun auf, ohne Ganga Jis Hände aus den Augen zu lassen. »Aber warte! Warte! Ich will das filmen! Kann ich das filmen?« Sein Blick huschte zwischen Arjun und Ganga Ji hin und her.
Nachdem er die Erlaubnis erhalten hatte, holte Johnny sein I-Phone aus der schmuddeligen Umhängetasche und schaltete die Kamera ein. »Also. Fertig?« Er filmte Ganga Jis Hände. »Arjun, kannst du Ganga Ji fragen, ob er mir das beibringen kann?«
Arjun wandte sich an Ganga Ji und einen Moment lang feixten die beiden. Ich war ebenfalls kurz davor loszuprusten und schaute Lilli an. Aber Lilli schüttete mit zusammengepressten Lippen die Reste aus dem Topf auf ein Stück Zeitungspapier und rief nach Balthasar, dem Hund.
»Was sagt er?«, wollte Johnny von Arjun wissen.
»Er fragt, ob du dir noch nie die Hände gewaschen hast.«
»Quatsch, das mein ich doch nicht«, Johnny schaltete die Kamera aus. »Sondern ich will wissen, wie er den Moment so intensiv auskostet.«
»Er ist einfach faul«, erklärte Arjun. »Schließlich war das vorhin nicht sein erstes Chillum heute.«
Ich fing an zu lachen, aber niemand stimmte mit ein. Also verstummte ich und streichelte mechanisch Balthasars Fell.
Eine dunkle Wolke hatte sich auf die Baumwipfel am Hang gelegt. Gerade als ich beschloss, Lilli damit aufzuheitern, dass es bestimmt bald regnete, schaltete sich Jenny ein.
»Hast du dich spirituell weiterentwickelt, seitdem du hier lebst?«, hörte ich sie fragen und schloss die Augen. Ich war mir sicher, dass Lilli ihr an die Gurgel gegangen war, wenn ich sie wieder aufmachte. Aber Lilli zog nur eine Zehner-Packung Zigaretten der Marke Capstan aus ihrem BH und zündete sich eine an.
»Manchmal ist das Spirituellste, was man tun kann, jemandem zu sagen, dass er sich verpissen soll«, sagte sie beiläufig und blies den Rauch in die Luft.
Für einen Augenblick schienen alle den Atem anzuhalten und starrten Lilli an. Die Mobiles tirilierten. Ich sah zu Arjun hinüber, aber er erwiderte meinen Blick nicht. Ganga Ji hörte auf, sich die Essensreste aus den Zähnen zu pulen und ließ das Streichholz sinken.
»Das hab ich nicht ganz verstanden.« Jenny stieß ein Gackern aus.
»Jajaaa«, sagte Lilli. »Ich versteh auch so manches nicht.«
Tirili.
»Ich werd mal abwaschen«, murmelte ich und sammelte das Geschirr ein. Als ich in die Küche kam, hatte ich das Gefühl, ich würde den Kopf in einen Ofen stecken. Das kalte Wasser kam warm aus der Leitung. Die dunkle Wolke hatte sich fast ganz vor die Sonne geschoben, und ich bauchte einige Sekunden, mich im diffusen Licht zurechtzufinden.
Ich spülte so langsam wie möglich und rechnete fest damit, dass Arjun gleich kommen und mir helfen würde, so, wie er es immer tat. Aber Arjun kam nicht. Also atmete ich einmal tief durch und ging wieder nach draußen.
Arjun saß mit Johnny und Ganga Ji auf der anderen Seite der Terrasse und wollte gerade das nächste Chillum anrauchen. Ich trat von einem Bein auf das andere und fragte mich, ob er vorhatte, hier Wurzeln zu schlagen. Lilli hatte sich eine weitere Zigarette angesteckt und sah missmutig zu den Männern hinüber. Jenny warf ihr verstohlene Blicke zu, aber Lilli tat so, als würde sie es nicht bemerken. Ich setzte mich neben sie und strich ihr kurz über den Rücken.
»Ich möchte manchmal einfach nur meine Ruhe haben und nicht ständig Leute um mich«, jammerte sie.
Obwohl wir deutsch sprachen, hatte Jenny offenbar begriffen, worum es ging und erhob sich zögernd. Sie strich sich das Haar hinters Ohr, ging mit gesenktem Kopf zu Johnny, zupfte ihn am Ärmel und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Johnny reichte das Chillum an Ganga Ji weiter, stand betont lässig auf und klopfte sich die Hundehaare von der Pluderhose. Jenny verneigte sich vor Ganga Ji.
»Es war so nett von euch, uns einzuladen«, rief sie mit einem verächtlichen Seitenblick auf Lilli. »Ich kann so viel von eurer Kultur lernen.«
Johnny klopfte Ganga Ji auf den Rücken. »Das war echt cool von dir, Mann. Danke.«
Als sie die Haustür hinter sich geschlossen hatten, warf Ganga Ji Arjun einen vielsagenden Blick zu und sagte etwas zu ihm auf Hindi. Dann glucksten die beiden in sich hinein.
»Worum geht’s?«, wollte ich wissen.
»Kulturunterschiede«, klärte Arjun mich auf.
»Die da wären?«
»In Indien würde niemand auf die Idee kommen, sich bei Fremden einfach zum Essen einzuladen.«
»Nein.« Ganga Ji schüttelte den Kopf. »Ich hab schon überlegt, ob ich Geld von denen nehme.«
»Ihr habt wirklich ein stabiles soziales Netz bei euch im Westen, wenn es normal ist, jeden zum Essen einzuladen«, fuhr Arjun fort.
Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Lilli kam mir zuvor.
»Es regnet!«, rief sie.
Wenige Sekunden später trommelten dicke Tropfen auf das Wellblechdach.
»Mit jedem Chillum habe ich Shiva um Regen gebeten!« rief Ganga Ji. »Und letztendlich hat er mich erhört.«
Zur Bestätigung zuckte ein Blitz vom Himmel, der von einem scheppernden Donner begleitet wurde.
»Lasst uns lieber reingehen und alle Stecker rausziehen«, schlug Lilli vor.
»Ja«, sagte ich und folgte den anderen ins Haus. Auf der Schwelle drehte ich mich noch mal um und sah die Regentropfen mit den Mobiles tanzen.
Wenn es die ganze Nacht durchregnet, haben wir morgen bestimmt eine klare Sicht, dachte ich.