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Alles Maya

Wortkrieger-Team
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09.12.2016
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Alles Maya

»Da draußen ist jemand«, bemerkte ich, als ich in Lillis und Ganga Jis Küche stand und durch das kleine Fenster mit dem abgeblätterten Holzrahmen lugte. Eine elfenähnliche Gestalt bewegte sich zwischen den Pinienzweigen durch den Dunst, unter dem die Bergkette des Himalaya verschwamm wie auf einem unscharfen Foto.
Erst als die Gestalt näher kam, erkannte ich, dass es eine junge Touristin in einem weißen Sari war. Neben ihr stapfte ein hochgewachsener Typ in einem bunten Batikhemd barfuß durch das vertrocknete Gras. Die beiden erreichten das Haus, standen unentschlossen davor und sahen sich suchend um. Dann gingen sie zum Nebengebäude, in dem Lilli und Ganga Ji ihr Café hatten.
Lilli sah ebenfalls aus dem Fenster, rollte mit den Augen, spitzte die Lippen und viertelte die nächste Kartoffel.
»Wir haben heute zu«, verkündete sie in einem Ton, als hätte ich das in Zweifel gezogen. »Es ist viel zu heiß zum Arbeiten, und Ganga und ich haben schon lange keinen freien Tag mehr gehabt. Außer dir und Arjun will ich heute niemanden sehen.« Sie wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn.
»Lass mich mal machen«, besänftigte ich sie. »Ich krieg die schon abgewimmelt.«

Im abgedunkelten Wohnzimmer war es etwas erträglicher als in der Küche. Während ich mit nackten Füßen über den kühlen Betonboden auf die Haustür zusteuerte, fragte ich mich, warum ich mich immer wieder um Lilli kümmerte. Wir waren eine Zeit lang zusammen gereist, und sie hatte mir verschwiegen, dass sie Drogen über die Grenze nach Nepal schmuggeln wollte. Kurz darauf reiste ich alleine weiter und Lilli blieb wegen Ganga Ji in Nordindien, redete in ihren E-Mails von spiritueller Weiterentwicklung und schien auch nicht darüber gestolpert zu sein, dass Ganga Ji sie sofort heiraten wollte. Mittlerweile waren zehn Jahre vergangen. Ich hatte mich mit meinem Freund Arjun in Südindien niedergelassen und irgendwann nicht mehr an die beiden gedacht. Bis mir auf einer Reise durch den Norden eine Broschüre über die zehn chilligsten Plätze Indiens in die Hände fiel. Auf Seite drei lachten Lilli und Ganga Ji mich plötzlich an. Sie standen hinter einem notdürftig zusammengeschusterten Holztresen und schienen sich nicht verändert zu haben. Lilli zog wie immer beim Lachen die Nase kraus und hielt eine Kuchenform in die Kamera. Sie trug ein dunkelrotes weites Hemd. Ganga Ji sah nach wie vor aus wie Bin Laden und hielt mit leicht abwesendem Blick die Teigrolle hoch. Ich musste unwillkürlich lachen und schlug Arjun vor, bei den beiden vorbeizuschauen.

Als ich die schwere Holztür über den Boden schabte, erschrak ich. Die Touristen standen direkt vor mir und waren gerade im Begriff, zu klopfen.
»Hiii«, flötete die Elfe und strahlte mich an.
»Hi«, ließ auch das Batikhemd vernehmen.
Während ich noch überlegte, wie ich sie am besten loswerden könnte, rauschten sie schon an mir vorbei zur Terrasse durch, als wären sie da zu einer Party eingeladen. Zögernd folgte ich ihrem lachenden Geplauder nach draußen.
Vielleicht sind es Freunde von Ganga, die Lilli gar nicht kennt, schoss es mir durch den Kopf. Aber jetzt war es sowieso zu spät, sie noch abzuwimmeln.
Sie nahmen gerade auf der wackeligen Holzbank Platz, als ich herauskam. Das Wellblechdach über der Terrasse knackte in der Hitze. Obwohl es bereits Mitte Juli war, ließ der Monsun immer noch auf sich warten. Die Luft war so trocken, dass ich beim Sprechen aufpassen musste, nicht zu husten.
Arjun hing auf einem Plastikstuhl, wippte mit einem Bein über der Armlehne und sah die Touristen unbeeindruckt aus seinen großen dunklen Augen an. Dann nickte er ihnen kurz zu und wischte weiter auf dem Display seines Smartphones herum. Ganga Ji saß im Schneidersitz auf dem Boden aus getrocknetem Kuhdung und stopfte sein Chillum. Mit glasigem Blick fixierte er den Sari der Elfe.
»Wo kommt ihr her?«, fragte ich mit leicht belegter Stimme, räusperte mich und setzte mich etwas ungelenk an das andere Ende der Bank.
»Wir kommen aus Amerika«, antwortete das Batikhemd. »Ich bin Johnny und das ist Jenny. Wir sind grad drei Wochen durch den Himalaya gereist und da hat uns jemand von diesem Bergdorf hier erzählt, und dass wir unbedingt ins Boom-Café gehen müssen.«
»Wir haben heute zu!«, rief Lilli aus der Küche.
»Yeah, das haben wir gemerkt«, versicherte Johnny. »Aber unten im Dorf haben sie uns gesagt, dass ihr gleich nebenan wohnt und wir euch auch da besuchen können.«
Lilli antwortete nicht, aber ich glaubte, sie etwas lauter mit den Tellern klappern zu hören.
»Aber schön, dass du trotzdem kochst«, setzte Johnny nach.
»Naja, wir müssen an unserem freien Tag ja schließlich auch essen.«
Die Elfe rutschte auf der Bank hin und her und sah immer wieder zu Ganga Ji hinüber, der nach wie vor ihren Sari anstarrte.
»Was guckt der denn so?«, raunte sie dem Batikhemd zu.
»Wahrscheinlich gefällst du ihm«, mutmaßte das Batikhemd. »Die indischen Männer sind Machos, da ist die Frau nichts wert.«
»Was soll das denn heißen?«, zischte die Elfe nun gar nicht mehr elfenhaft. »Nur, weil ich ihm gefalle, bin ich nichts wert?«
»Nein, nicht weil du ihm gefällst. Weil er dich so anstarrt.«
»Aber er starrt nicht mich an, sondern meinen Sari.«
»Und was ist da drunter?«
Die Elfe sah an sich hinab.
»Aber das ist doch ein Sadhu, also ein heiliger Mann«, behauptete sie dann. »Den interessieren weltliche Dinge nicht.«
»Bom Bolenath!«, rief Ganga Ji wie auf's Stichwort in den milchigen Himmel hinein, um den Gott Shiva wissen zu lassen, dass er bereit war, das Chillum zu rauchen. Er umschloss es mit beiden Händen und berührte mit dem Ende seine sonnengegerbte Stirn. Arjun kniete sich vor ihn und gab ihm Feuer. Dichte Qualmwolken stiegen auf.
»Das ist heiliger Rauch«, begann die Elfe ehrfürchtig. »Die Sadhus huldigen damit Shiva. Im Reiseführer steht, dass Kiffen ihnen bei der Meditation hilft und das Ego auflöst. Deshalb müssen die auch den ganzen Tag rauchen. Für die ist das ein Gelübde zur spirituellen Vereinigung mit dem Kosmos und keine Flucht vor der Realität, wie bei uns. Die Realität, so wie wir sie kennen, gibt es im spirituellen Sinn nämlich gar nicht. Das ist alles Maya, eine Illusion.«
Ich sah mich auf der Terrasse um, die wie ein Schiffswrack am Hang hing. Von der verwitterten Hauswand blätterte die mintgrüne Farbe ab. Ganga Ji reichte das Chillum an Arjun weiter und strich sich über den langen schwarzen Bart.
Besonders weltlich wirkte das nicht, da gab ich der Elfe im Stillen Recht. Aber offenbar stand im Reiseführer nichts darüber, dass viele Sadhus diese Show nur rissen, um Touristen zu beeindrucken. Wenn sie die Illusion wollten, sollten sie sie haben.

Eine Zeit lang war nur das Summen der Fliegen und ab und zu ein Tirili der Mobiles zu hören, die Lilli überall aufgehängt hatte. Letzteres aber nur, wenn die Luft sich dazu bequemte, einen trägen Seufzer zu tun. Jenny verströmte einen Duft nach Ariel, während sie mit entrücktem Lächeln die entschwundene Bergidylle betrachtete. Erst als Ganga Ji begann, ihren Sari zu bemurmeln, wurde sie aus dem Moment gerissen und sah ihn mit großen Augen an.
»Was will er?«, wandte sich Johnny gehetzt an Arjun. Es klang mehr wie ein Vorwurf als eine Frage.
»Er spricht ihr sein Beileid aus.«
»Sein Beileid? Wieso das denn? Etwa wegen mir?«
Arjun kicherte. »Nein, nicht wegen dir.«
»Wieso denn dann?«
»Weil nur Witwen weiße Saris tragen, deshalb.«
Johnny wirkte erleichtert. Doch dann fiel ihm wohl ein, dass das ein schlechtes Omen sein könnte und warf Jenny einen missbilligenden Blick zu.
»Was? Oh nein!«, rief Jenny und hielt sich die flache Hand vor den Mund. »Das tut mir wirklich sehr leid, ich hoffe, ich habe eure Gefühle nicht verletzt!«
»Nein. Bei uns ist ja niemand gestorben.« Ohne ihn anzusehen, reichte Arjun das Chillum an Johnny weiter, nahm seine Fake-Ray Ban-Sonnenbrille vom Kopf und setzte sie sich auf die Nase. Sein breites Grinsen zeichnete Grübchen auf seine Wangen, als er sich auf dem Stuhl zurücklehnte. Dann übersetzte er Ganga Ji auf Hindi, was passiert war.
»Ah«, ließ Ganga Ji vernehmen und sagte seinerseits etwas auf Hindi. Er konnte zwar englisch, wollte es die Touristen aber nicht wissen lassen.
»Was hat er gesagt?«, fragte Johnny und sah Ganga Ji nach, der sich auf den Weg in die Küche gemacht hatte.
»Ach so.«
»Was?«
»Er hat ach so gesagt.«
»Ach so.«
»Ja. Ach so.«
»Mehr nicht?«
»Nein. Mehr nicht.« Arjun lachte sein jungenhaftes Lachen.
Johnny kräuselte die Stirn, schien sich aber mit der Antwort zufrieden zu geben, denn er sagte nichts mehr. Ich wollte Jenny zulächeln, aber sie zupfte mit gesenktem Blick am Rock ihres Beerdigungsoutfits herum.
Kurz darauf kam Ganga Ji auf die Terrasse zurück. Er breitete ein großes, mit Elefantenmotiven bedrucktes Tuch auf dem Boden aus und begann, Aluminiumteller und Becher darauf zu verteilen.
Jenny sah kurz zu ihm hinüber und beugte sich dann zu Johnny hinunter, der es sich mittlerweile auf der Hundedecke auf dem Boden bequem gemacht hatte.
»Vielleicht stören wir«, flüsterte sie.
»Shanti Shanti – ganz ruhig.« Johnny machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Die laden uns ein. So ist das hier in Indien. Da kannst du nicht mit deinem westlichen Denken rangehen.«
Jennys Gesichtszüge wurden so weich, als hätte sie gerade ihr Neugeborenes in den Arm gelegt bekommen.
»Mein Gott! Alles ist so anders als bei uns!«, brach es aus ihr heraus. »Ich hab hier so viel zu lernen! In Amerika würde das doch niemand machen, Fremde einfach so zum Essen einladen.«
»Ja, hier kannst du eine Menge lernen«, dozierte Johnny. »Die ticken hier komplett anders als wir. Viel sozialer.«
Lilli kam mit einer brennenden Zigarette im Mundwinkel auf die Terrasse geschlurft. Sie hatte einen abgerissenen Stofffetzen in den Händen, den sie als Topflappen verwendete, und stellte einen großen Edelstahlkochtopf neben das Tuch. Dann klatschte sie jedem mit einer Kelle einen großen Haufen Reis, Kartoffeln und Linsenbrei auf den Teller. Jenny kniete sich vor das Tuch, legte die Handflächen aneinander und verbeugte sich vor ihrem Essen. Johnny tat es ihr gleich. Wir anderen fingen schon mal an.
»Lebst du schon lange in Indien?«, wandte Jenny sich nach einer Weile an Lilli.
»Ja.«
»Und bist du viel gereist, bevor du dich hier niedergelassen hast?«
»Ja.«
»Und wo warst du überall?«
Lilli seufzte. »Das kann ich aus dem Stegreif jetzt so nicht sagen.«
»Hast du das Gefühl, du hast dich verändert, seit du hier lebst?«
»Bestimmt.« Lilli sah in die Runde und deutete auf den Topf. »Möchte noch jemand?«
Ganga Ji schüttelte den Kopf, griff nach der Aluminiumkanne mit Wasser und begann, sich damit über seinem Teller die Hände zu waschen. Arjun und ich lehnten ebenfalls ab.
»Wir möchten auch nichts mehr«, sagte Johnny. »Kannst abräumen.« Er wandte sich an Ganga Ji und sah ihm beim Händewaschen zu wie ein Biologe, der eine seltene Tierart beobachtete.
»Das ist hypnotisch«, schwärmte er.
»Ja, er lebt ganz im Moment«, bemerkte Jenny. »Vergangenheit und Zukunft gibt es für ihn nicht.«
»Frag ihn, ob er mir das beibringen kann!«, forderte Johnny Arjun auf, ohne Ganga Jis Hände aus den Augen zu lassen. »Aber warte! Warte! Ich will das filmen! Kann ich das filmen?« Sein Blick huschte zwischen Arjun und Ganga Ji hin und her.
Nachdem er die Erlaubnis erhalten hatte, holte Johnny sein I-Phone aus der schmuddeligen Umhängetasche und schaltete die Kamera ein. »Also. Fertig?« Er filmte Ganga Jis Hände. »Arjun, kannst du Ganga Ji fragen, ob er mir das beibringen kann?«
Arjun wandte sich an Ganga Ji und einen Moment lang feixten die beiden. Ich war ebenfalls kurz davor loszuprusten und schaute Lilli an. Aber Lilli schüttete mit zusammengepressten Lippen die Reste aus dem Topf auf ein Stück Zeitungspapier und rief nach Balthasar, dem Hund.
»Was sagt er?«, wollte Johnny von Arjun wissen.
»Er fragt, ob du dir noch nie die Hände gewaschen hast.«
»Quatsch, das mein ich doch nicht«, Johnny schaltete die Kamera aus. »Sondern ich will wissen, wie er den Moment so intensiv auskostet.«
»Er ist einfach faul«, erklärte Arjun. »Schließlich war das vorhin nicht sein erstes Chillum heute.«
Ich fing an zu lachen, aber niemand stimmte mit ein. Also verstummte ich und streichelte mechanisch Balthasars Fell.
Eine dunkle Wolke hatte sich auf die Baumwipfel am Hang gelegt. Gerade als ich beschloss, Lilli damit aufzuheitern, dass es bestimmt bald regnete, schaltete sich Jenny ein.
»Hast du dich spirituell weiterentwickelt, seitdem du hier lebst?«, hörte ich sie fragen und schloss die Augen. Ich war mir sicher, dass Lilli ihr an die Gurgel gegangen war, wenn ich sie wieder aufmachte. Aber Lilli zog nur eine Zehner-Packung Zigaretten der Marke Capstan aus ihrem BH und zündete sich eine an.
»Manchmal ist das Spirituellste, was man tun kann, jemandem zu sagen, dass er sich verpissen soll«, sagte sie beiläufig und blies den Rauch in die Luft.
Für einen Augenblick schienen alle den Atem anzuhalten und starrten Lilli an. Die Mobiles tirilierten. Ich sah zu Arjun hinüber, aber er erwiderte meinen Blick nicht. Ganga Ji hörte auf, sich die Essensreste aus den Zähnen zu pulen und ließ das Streichholz sinken.
»Das hab ich nicht ganz verstanden.« Jenny stieß ein Gackern aus.
»Jajaaa«, sagte Lilli. »Ich versteh auch so manches nicht.«
Tirili.
»Ich werd mal abwaschen«, murmelte ich und sammelte das Geschirr ein. Als ich in die Küche kam, hatte ich das Gefühl, ich würde den Kopf in einen Ofen stecken. Das kalte Wasser kam warm aus der Leitung. Die dunkle Wolke hatte sich fast ganz vor die Sonne geschoben, und ich bauchte einige Sekunden, mich im diffusen Licht zurechtzufinden.
Ich spülte so langsam wie möglich und rechnete fest damit, dass Arjun gleich kommen und mir helfen würde, so, wie er es immer tat. Aber Arjun kam nicht. Also atmete ich einmal tief durch und ging wieder nach draußen.
Arjun saß mit Johnny und Ganga Ji auf der anderen Seite der Terrasse und wollte gerade das nächste Chillum anrauchen. Ich trat von einem Bein auf das andere und fragte mich, ob er vorhatte, hier Wurzeln zu schlagen. Lilli hatte sich eine weitere Zigarette angesteckt und sah missmutig zu den Männern hinüber. Jenny warf ihr verstohlene Blicke zu, aber Lilli tat so, als würde sie es nicht bemerken. Ich setzte mich neben sie und strich ihr kurz über den Rücken.
»Ich möchte manchmal einfach nur meine Ruhe haben und nicht ständig Leute um mich«, jammerte sie.
Obwohl wir deutsch sprachen, hatte Jenny offenbar begriffen, worum es ging und erhob sich zögernd. Sie strich sich das Haar hinters Ohr, ging mit gesenktem Kopf zu Johnny, zupfte ihn am Ärmel und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Johnny reichte das Chillum an Ganga Ji weiter, stand betont lässig auf und klopfte sich die Hundehaare von der Pluderhose. Jenny verneigte sich vor Ganga Ji.
»Es war so nett von euch, uns einzuladen«, rief sie mit einem verächtlichen Seitenblick auf Lilli. »Ich kann so viel von eurer Kultur lernen.«
Johnny klopfte Ganga Ji auf den Rücken. »Das war echt cool von dir, Mann. Danke.«

Als sie die Haustür hinter sich geschlossen hatten, warf Ganga Ji Arjun einen vielsagenden Blick zu und sagte etwas zu ihm auf Hindi. Dann glucksten die beiden in sich hinein.
»Worum geht’s?«, wollte ich wissen.
»Kulturunterschiede«, klärte Arjun mich auf.
»Die da wären?«
»In Indien würde niemand auf die Idee kommen, sich bei Fremden einfach zum Essen einzuladen.«
»Nein.« Ganga Ji schüttelte den Kopf. »Ich hab schon überlegt, ob ich Geld von denen nehme.«
»Ihr habt wirklich ein stabiles soziales Netz bei euch im Westen, wenn es normal ist, jeden zum Essen einzuladen«, fuhr Arjun fort.
Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Lilli kam mir zuvor.
»Es regnet!«, rief sie.
Wenige Sekunden später trommelten dicke Tropfen auf das Wellblechdach.
»Mit jedem Chillum habe ich Shiva um Regen gebeten!« rief Ganga Ji. »Und letztendlich hat er mich erhört.«
Zur Bestätigung zuckte ein Blitz vom Himmel, der von einem scheppernden Donner begleitet wurde.
»Lasst uns lieber reingehen und alle Stecker rausziehen«, schlug Lilli vor.
»Ja«, sagte ich und folgte den anderen ins Haus. Auf der Schwelle drehte ich mich noch mal um und sah die Regentropfen mit den Mobiles tanzen.
Wenn es die ganze Nacht durchregnet, haben wir morgen bestimmt eine klare Sicht, dachte ich.

 

Hej Chai,

wie freu ich mich, den Dreien wiederzubegegnen. Ich erinnere mich sehr gut an die turbulente Busreise über die Grenze, als die beiden ein Paar wurden. Soso, haben sie also gemeinsam ein Café eröffnet.

Der erste Absatz ist sehr schön. Ich sehe mit ihr aus dem Fenster. Witzig, erst an Elfen und dann an verkleidete Touristen zu denken.

Ich sah mich auf der Terrasse um, die wie ein Schiffswrack am Hang hing.

Das Bild bekomme ich nicht recht hin. Ein Schiffswrack an einem Hang ... erinnert mich nicht an eine Terrasse. Aber eindrucksvoll.

Eine Zeit lang war nur das Summen der Fliegen und ab und zu ein Tirili der Mobilees zu hören, die Lilli überall aufgehängt hatte. Letzteres aber nur, wenn die Luft sich dazu bequemte, einen trägen Seufzer zu tun

Yeah, ich liebe klingende Luft auch. Dass sie in der Hitze seufzt, ist schön. (Mir Nordlicht unbekannt)

Erst als Ganga Ji begann, ihren Sari zu bemurmeln, wurde sie aus dem Moment gerissen und sah ihn mit großen Augen an.

Bemurmeln ist sehr lustig, gerade im gegensätzlichen Zusammenhang mit Trauer.

Der Dialog zwischen Johnny und Arjun ist wundervoll. Du beschreibst diese absurde Szene sehr irdisch und irgendwie tun mir die Touristen schon ein bisschen leid in ihrer Naivität.

Jennys Gesichtszüge wurden so weich, als hätte sie gerade ihr Neugeborenes in den Arm gelegt bekommen.

Und dennoch wird und wird sie mir nicht sympathischer. Nur lustiger.

Jenny kniete sich vor das Tuch, legte die Handflächen aneinander und verbeugte sich vor ihrem Essen. Johnny tat es ihr gleich. Wir anderen fingen schon mal an.

Das ist so fies und absurd. Und eben komisch.

Ich fing an zu lachen, aber niemand stimmte mit ein.

Das tu ich schon eine ganze Weile - hier beim Lesen deiner Ausführung des Aufeinanderprallens der "Kulturen".

Also, liebe Chai, hab mich sehr amüsiert und ein bisschen fremdgeschämt und dabei ist mir nichts aufgefallen, was du anders machen könntest. Ich kauf dir Geschichte einfach mal so. Alles dabei, was für mich eine solche Szene an einem Nachmittag im Norden Indiens ausmachen könnte.

Vielen Dank dafür. Ich liebe diese Ausflüge, die anscheinend in Serie gehen? Möglich wäre es, oder? Wie gut, dass du in der Lage bist, sprachlich solche Begegnungen festzuhalten. Immer wieder gerne, liebe Chai.

(Ich könnte glatt das Rauchen anfangen, um mein Ego aufzulösen)

Lieber Gruß in Vorfreude auf deine nächste Geschichte, Kanji

 
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Hallo Chai

Hab ich gern gelesen. Am liebsten mochte ich die Stelle mit dem weissen Sari, die ist wunderbar, da musste ich laut lachen. Auch sonst hast du das sehr gut rübergebracht, diese Kulturtrampel, aber auch das, was manchmal hinter spirituellen Fassaden entdeckt werden kann (nämlich gar nichts).
An einigen Stellen war’s mir etwas zu plakativ, z.B. wenn sich die beiden Touristen gleich nach ihrer Ankunft über das Starren und die indischen Männer unterhalten. Meine erste Reaktion war, dass es solche Leute nicht gibt. Wahrscheinlich irre ich mich da. Dennoch hätte ich mir das etwas subtiler gewünscht, so wie in der Sari-Szene. Ja, die Trampel subtiler darstellen, das ist vielleicht eine etwas gewagte Forderung, aber ich hoffe, du verstehst, was ich meine.

Zwei, drei Anmerkungen:

- Arjun bleibt etwas blass. Ehrlich gesagt musste ich am Ende nach oben scrollen, um herauszufinden, wer das überhaupt ist. Ihm könntest du vielleicht noch etwas mehr handeln, auch mal die Initiative übernehmen lassen.

- Ich denke, der Schluss, der Regen würde noch etwas an Effekt gewinnen, wenn du die Hitze im Verlauf der Geschichte noch etwas stärker betonst. Du sagst zwar an mehreren Stellen, dass es heiss und die Luft trocken ist. Aber diese Hitze wird sinnlich nicht so recht spürbar, man merkt nicht, dass die Figuren darunter leiden. So würde man als Leser den Regen dann stärker als Erlösung, als Reinigung, was auch immer empfinden.

- Du könntest noch etwas zurückhaltender bei den Redebegleitungen sein, dem Leser hier mehr vertrauen. Drei Beispiele:

„Das ist hypnotisch“, euphorisierte er.
„Lass mich mal machen“, besänftigte ich sie.
„Das hab ich nicht ganz verstanden“, gab Jenny zu und stieß ein unsicheres Gackern aus.

Vor allem beim letzten Beispiel hat mich gestört, dass die Unsicherheit, die du längst gezeigt hast, mir als Leser noch unter die Nase gerieben wird.

- Du vergleichst gerne und häufig, was ich grundsätzlich sehr mag. Gelegentlich war mir die Dichte aber zu hoch:

„Shanti Shanti – ganz ruhig“, begann Johnny und machte eine Handbewegung, als würde er in Zeitlupe einen Ball prellen. „Du bist immer viel zu verkrampft. Die laden uns ein. So ist das hier in Indien. Da kannst du nicht mit deinem westlichen Denken rangehen.“
Jennys Gesichtszüge wurden so weich, als hätte sie gerade ihr Neugeborenes in den Arm gelegt bekommen.

Zuweilen fand ich den Vergleich nicht optimal:

und machte ein Gesicht, als hätte sie sich am liebsten auf der Stelle umgezogen.

Das ist es ja, was sie tatsächlich will. Besser: „als hätte sie in die Hose gemacht“ (okay, nicht wirklich besser, aber ich hoffe, der Punkt ist klar geworden).

Die Luft war trocken wie eine Steppenlandschaft.

Hier hilft mir der Vergleich nicht so recht weiter. Steppenlandschaft ist etwas Visuelles, ich möchte als Leser aber erfahren, wie trocken sich die Luft anfühlt.

die mintgrüne Farbe ab, und obwohl auch der Rest des Hauses nicht aus Pfefferkuchen war, hätte es durchaus eine gute Kulisse für ein Grimm‘sches Märchen abgegeben.

Das hat mich komplett rausgehauen, dieser Exkurs in eine völlig andere Welt.

- Und zum Schluss noch ein Detail:

Auf Seite drei lachten Lilli und Ganga Ji mich plötzlich auf einem Foto an. Sie standen hinter einem notdürftig zusammengeschusterten Holztresen und schienen sich nicht verändert zu haben. Lilli zog wie immer beim Lachen die Nase kraus und hielt eine Kuchenform in die Kamera. Sie trug ein dunkelrotes Punjabi, also eine Pumphose mit passendem knielangen Oberteil.

Woher kann die Erzählerin wissen, dass das Oberteil bis zu den Knien reicht, wenn Lilli hinter einem Tresen aus Holz steht?

Nach der Mäkelei möchte ich meine Aussage noch einmal wiederholen, dass ich den Text gerne gelesen habe. Ich fand den sowohl exotisch als auch die Begeisterung für Exotik hinterfragend. Ich fand ihn witzig und insgesamt psychologisch spannend zu lesen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
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Liebe Chai,

also doch, Lilli hat ihren Aussteigertraum wahrgemacht und auch die Ich-Erzählerin ist dem Subkontinent treu geblieben.

Zehn Jahre sind vergangen und mir scheint, ein Hauch von Satire hat das interkulturelle Leben gewürzt. Vorurteile und gut gemeintes, aber falsches Verständnis werden entlarvt, touristische Klischees werden ironisch bedient, als Leserin bekomme ich schöne Beispiele für das Bekannte im Fremden. Ungeladene Gäste können überall auf der Welt nervig sein. Aber es könnte auch stimmen, dass vorbehaltlose Gastfreundschaft auf dem Rückzug ist als Folge der Globalisierung.

Also da hast du sehr feine Beobachtungen des sozialen Klimawandels ins Spiel gebracht.

Etwas ist mir aufgefallen. Du bringst sehr viele Vergleiche, um ganz bestimmte Bilder zu erzeugen.

..., unter dem die himalayanische Bergkette verschwamm wie auf einem unscharfen Foto.

Sie wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn wie eine Landarbeiterin, die einen anstrengenden Tag auf dem Feld hinter sich hat(te).

... und strahlte mich an wie eine Braut an ihrem Hochzeitstag.

... und sah im beim Händewaschen zu wie ein Biologe, der eine seltene Tierart beobachtet(e).

Einen Moment feixten die beiden wie zwei Schuljungen, die im Garten ihres Lehrers Äpfel geklaut hatten (haben).

Nicht alle Vergleiche habe ich gebraucht, um die Spannungen zwischen den Protagonisten nachzuempfinden. Nimm nur die, auf die du gar nicht verzichten willst, weil sie ein wichtige Information für die Geschichte transportieren. Das gilt auch für einige Infos, die nur an den Leser gerichtet sind,
zum Beispiel

... und Dhal auf den Teller, einen Linsenbrei.

Vielleicht könnte die Ich-Erzählerin diese Speise kommentieren.

Hat mir sehr gut gefallen. Ich bin ganz sicher, dass wir von Lilli, Ganga Ji und der indischen Verwandtschaft noch mehr erfahren werden.

Herzlichst
wieselmaus

 

„Er spricht ihr sein Beileid aus.“
„Sein Beileid? Wieso das denn? Etwa wegen mir?“
Arjun kicherte. „Nein, nicht wegen dir.“
„Wieso denn dann?“
„Weil nur Witwen weiße Saris tragen, deshalb.“

Einen schön kleinen, zudem humorvolleren und angenehmeren Clash of Civilisations als im vorigen Jahrtausend Huntington ihn zeichnete, wird uns hier geboten,

hi Chai -

und wie Deine Vorgänger hab ich die neue Geschichte mit Vergnügen gelesen (und sogar was gelernt, schon wenn der weiße Sari auftaucht), obwohl manche Nachricht aus dem Halbkontinent von seiner unangenehmen Seite berichtet. Meine Vorredner haben schon ziemlich viel gesagt, dass ich in die triviale Schatzkiste König Konrad D. wühle:

... ihr Cafe hatten.
Café

ihren e-mails von
E-Mails (allein schon, weil's ein Substantiv ist)

Monsoon
manchmal schreibt man tatsächlich, wie man spricht "Monsun"

Mobilees
(eigentlich auch im angels., wenn auch mit minuskel: Mobiles

„Er hat achso gesagt.
„Achso.“
„Ja. Achso.“
ach so

Ich trat von einem Bein auf das andere und fragte mich, ob er vorhatte, hier Wurzeln zu schlagen.
ob er vorhabe/vorhätte, hier ...
Du referierst Deinen Gedanken ...

Tschüss und bis bald

Friedel

 

Liebe Chai,

auch mir hat deine Geschichte in ihrer exotischen Eigenart gefallen. Ich habe mich in dieser fremden und gleichzeitig doch irgendwie bekannten Welt gut zurechtgefunden. Dein in ihr lebendes Personal ist glaubwürdig in seinem Tun und Lassen. Anders ist es bei den beiden Touristen. Da wird es auch für mich etwas zu plakativ: Touris wie Touris. Was immer die beiden da machen, es transportiert und bestätigt Vorurteile: Unbekümmert und anmaßend setzen sie sich an den Tisch, pochen auf eine vermeintliche Gastfreundschaft, benehmen sich wie die Elefanten im Porzellanladen und interpretieren alles, wie es in ihre oberflächliche Reiseführer-Vorstellung passt. Spätestens hier wurde mir das dann alles ein bisschen too much:

… einen Linsenbrei. Jenny kniete sich vor das Tuch, legte die Handflächen aneinander und verbeugte sich vor ihrem Essen. Johnny tat es ihr gleich.

Die anderen stehen mehr oder weniger sprachlos daneben und lassen die beiden gewähren, bis endlich Lilli der Kragen platzt.
Das ist dann der Höhepunkt deiner Geschichte, die dem heißen Klima entsprechend recht träge dahinplätschert. Was ich vielleicht in einer anderen kritisiert hätte, finde ich hier angemessen, weil es das Lokalkolorit verstärkt.
wieselmaus und auch Peeperkorn haben schon auf die vielen Vergleiche hingewiesen. Ich glaube auch, dass es da einige (mMn sogar die meisten) nicht braucht. Sie scheinen mir oft etwas zu weit hergeholt, wie z.B. das Lebkuchenhaus. Vielleicht solltest du dich da eher auf dein doch recht gutes eigenes Beschreibungsvermögen verlassen.

Noch ein paar Einzelheiten:

Erst als die Gestalt näherkam, erkannte ich,
näher kam

Mittlerweile waren zehn Jahre vergangen, ich hatte mich mit meinem Freund Arjun in Südindien niedergelassen und irgendwann nicht mehr an die beiden gedacht.
Hier würde ich statt des Kommas einen Punkt setzen.

Bis mir auf einer Reise durch den Norden eine Broschüre über die zehn gechilltesten Plätze Indiens in die Hände fiel.
Vielleicht besser: chilligsten
https://de.wiktionary.org/wiki/chillen

Auf Seite drei lachten Lilli und Ganga Ji mich plötzlich auf einem Foto an.

„Wo kommt ihr her?“, fragte ich mit leicht belegter Stimme, räusperte mich und setzte mich etwas ungelenk an das andere Ende der Bank. Die Touristen achteten gar nicht auf mich, sondern sahen beunruhigt zu Ganga Ji herüber.

Du betonst sehr stark, dass die beiden die Ich-Erzählerin ignorieren. Das ist schon gleich von Anfang an so. Sie gehen an ihr vorbei, unterhalten sich so laut, dass sie es hören kann, und geben noch nicht mal eine Antwort auf ihre Frage. Das sind schon wirkliche Rumbuffs.

Ganga Ji reichte das Chillum an Arjun weiter und strich sich über den langen schwarzen Bart wie ein Waldschrat, der über seinen Moosen sinnierte.
Das ist auch so ein Vergleich, den du vielleicht überdenken solltest. Du brauchst ihn nicht, um die Person zu charakterisieren. ‚Sich über den langen schwarzen Bart streichen’ reicht mMn.

„Yeah, das haben wir gemerkt“, versicherte Johnny. „Deshalb sind wir zu euch nach Hause gekommen.“
Den Satz habe ich nicht verstanden.

Jenny verströmte einen Duft nach Ariel, während sie mit entrücktem Lächeln die entschwundene Bergidylle betrachtete.
nach Ariel? Meinst du das Waschmittel oder den Luftgeist? Riecht Ariel ganz besonders?

Erst als Ganga Ji begann, ihren Sari zu bemurmeln, wurde sie aus dem Moment gerissen und sah ihn mit großen Augen an.
Schönes Bild, für mich ein echter Schmunzler.

Jenny sah kurz zu ihm herüber und beugte sich dann zu Johnny herunter, der es sich mittlerweile auf der Hundedecke auf dem Boden bequem gemacht hatte.
Das geht mir mit all deinen ‚herüber’ und ‚herunters’ so. Ich bin mir nicht sicher, ob sie immer richtig sind. Du kannst das selber überprüfen:

Das Präfix "hin..." bedeutet von A nach B, wenn der Standort des Betrachters A ist:.
Das Präfix "her..." verwendet man entsprechend bei Bewegungen von A nach B von B aus gesehen.

Du bist immer viel zu verkrampft. Die laden uns ein. So ist das hier in Indien. Da kannst du nicht mit deinem westlichen Denken rangehen.“
Jennys Gesichtszüge wurden so weich, als hätte sie gerade ihr Neugeborenes in den Arm gelegt bekommen.
„Mein Gott! Alles ist so anders als bei uns!“, brach es aus ihr heraus. „Ich hab hier so viel zu lernen! In Amerika würde das doch niemand machen, Fremde einfach so zum Essen einladen. Ich muss mich wirklich völlig leer machen und komplett umkonditionieren.“
„Ja, hier kannst du eine Menge lernen“, dozierte Johnny. „Die ticken hier komplett anders als wir. Viel sozialer.“

1. zum Vergleich s.o.
2. Das ist wieder so eine Stelle, die die ganze Sache natürlich auf die Spitze treibt und mich auch zum Schmunzeln bringt. Gleichzeitig habe ich aber das Gefühl, dass das in seiner Geballtheit doch ein wenig über das Ziel hinausschießt.

„Das ist hypnotisch“, euphorisierte er.
Er kann sagen, was er will. Aber die Wortneuschöpfung der Autorin verstehe ich nicht.

„Manchmal ist das Spirituellste, was man tun kann, jemandem zu sagen, dass er sich verpissen soll“, sagte sie beiläufig und blies den Rauch in die Luft.
Ich mag deine Lilli.

Ich sah zu Arjun herüber,
Lilli hatte sich eine weitere Zigarette angesteckt und sah missmutig zu den Männern herüber.
s.o.

Auf der Schwelle drehte ich mich nochmal um
noch mal

Liebe Chai, da stecken schon eine ganze Reihe guter Ideen in deiner Geschichte. Etwas problematisch finde ich die Schwarz-Weiß-Malerei (Gelassenheit der Ansässigen gegenüber dem anmaßenden und dummen Verhalten der Touris), sehe aber gleichzeitig, dass darin auch der Reiz (und die Aussage?) deiner Geschichte steckt.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Schöne Geschichte.

„Wir kommen aus Amerika“, wandte sich das Batikhemd plötzlich mir zu, ohne auf die Ausführungen der Elfe einzugehen. „Ich bin Johnny und das ist Jenny.

Ich würde aus zwei Gründen Deutsche (oder meinetwegen Österreicher) daraus machen.
Erstens die Sache mit der Sprache. Wäre bei manchen Dialogstellen vielleicht glaubwürdiger.
Zweitens ist der blauäugig-unsensible amerikanische Tourist ein Klischee. Man kann dir das auch so auslegen, als würdest du davon ausgehen, dass deine Landsleute bessere Touristen wären.

und viertelte mit spitzen Lippen die nächste Kartoffel.

Das würde ich auch gerne können!

lieber Gruß
baronsamedi

 

Hallo Chai,

wie allen anderen hat auch mir deine Geschichte richtig gut gefallen,
und genau wie die meisten fand ich den bemurmelten Sari am schönsten und die Touris etwas zu plump dargestellt. Vielleicht kannst du ihre Trampeligkeit etwas subtiler zeigen.

Sonst habe ich bloß Kleinkram:

Ja, genau, ich wollte auch schon fragen, wie man mit spitzen Lippen Kartoffeln zerschneidet,
aber das hat mein Vorgänger inzwischen schon getan.

die himalayanische Bergkette
Finde ich sperrig, warum nicht einfach die Bergkette des Himalaya ?

Auf dem Weg zur Haustür grübelte ich
Das klingt für mich nach einer ewig langen Strecke, aber wahrscheinlich sind das nur paar Schritte?

Als ich die schwere Holztür über den Boden schabte
Mit der Tür habe ich anscheinend Probleme. ;) Das klingt für mich jetzt so, als hätte deine Erzählerin die Tür aus den Angeln gehoben, mit beiden Armen angepackt und schleift sie jetzt hinter sich her.
Aber vielleicht habe nur ich das Bild.

„Mit jedem Chillum habe ich Shiva um Regen gebeten!“, rief Baba.
Von Baba war bisher noch nie die Rede, oder habe ich den übersehen? Ist sicher Ganga Ji,
aber wissen kann man das nicht.

Viele Grüße von
Raindog

 

Liebe@Kanji,

wie schön, dass du wieder vorbeigeschaut hast! Und natürlich auch, dass dir die Geschichte gefallen hat! Bis jetzt ist die "Serie": Lilli/Ganga Ji mit der zweiten Folge beendet, und ich habe vor, mich auf ein paar andere Ereignisse zu konzentrieren, aber wer weiß, vielleicht kommen die beiden ja noch mal vorbei ...

Freut mich jedenfalls total, dass du (außer dem Schiffswrack) gar nichts zu beanstanden hast, das macht mich sehr stolz! Vielen Dank dafür! Ich kann gut nachvollziehen, dass das Bild mit dem Schiffswrack ein wenig schwer nachvollziehbar ist. Ich wollte damit zeigen, dass das Haus ziemlich verwittert und abgeranzt ist und fast vom Hügel zu stürzen droht. Mal sehen, ob noch mehr Leute drüber stolpern, dann muss ich mich wohl oder übel von diesem, wie ich fand, gelungenen Bild trennen. Seufz ... Aber deshalb postet man hier ja, um zu sehen, ob andere die eigenen Gedanken nachvollziehen können. Schön aber, dass dir das Klingeln der Mobiles in der Hitze gefallen hat. Ich bin auch ein Nordlicht, sogar ganz in der Nähe von dir aufgewachsen. Aber extreme Hitze kann manchmal genau so unangenehm sein wie extreme Kälte, hab ich jetzt gelernt. Zumindest, wenn sie an der Tagesordnung ist.

Also, liebe Kanji, hat mich, wie gesagt, sehr gefreut, dass du wieder vorbei geschaut hast, und hoffentlich bis bald!

Liebe Grüße von Chai


Lieber Peeperkorn,

freut mich sehr, dass dir meine Geschichte gefallen hat! Auch dir herzlichen Dank für deinen Kommentar. Ich geh ihn mal der Reihe nach durch:

Die Touristen waren (nicht nur dir) etwas zu plakativ. Ja, das kann ich gut nachvollziehen. Ich war auch am hin und herschwanken, ob das nicht alles ein bisschen zu viel ist, aber dann dachte ich, man könnte mit dieser Übertreibung auch in Richtung Satire gehen. Es ist wirklich eine Kunst, diese Trampel subtiler darzustellen, aber vielleicht fällt mir da ja noch ein Mittelweg ein. Ich werde den Text jetzt erstmal ein wenig liegenlassen und dann nochmal hervorholen, wenn ich ein bisschen mehr Abstand habe.

Dass der Arjun blass bleibt, hab ich mir schon gedacht. Hab aber gehofft, ich komme damit durch ... Schon während des Schreibens habe ich überlegt, wie ich ihm mehr Persönlichkeit geben kann. Auch da werde ich mal schauen, was die Zeit bringt.

Die Hitze spürbarer zu machen, ist ein guter Einwand. Mal sehen, was mir da noch einfällt.

Dass ich dem Leser zu viel aufdrücke, z.B. Worte wie "euphorisieren, besänftigen, unsicheres Gackern", wurde mir schon öfter mal gesagt. Ja, ich will wohl sicher gehen, dass der Leser auch wirklich versteht und vergesse dabei, dass er schon längst verstanden hat.

Schade finde ich, dass die Vergleiche - " ... in Zeitlupe einen Ball prellen ..."/" ... Neugeborenes im Arm ..." nicht gut angekommen sind, denn auf die war ich eigentlich sehr stolz. Auch, dass Jenny sich am liebsten umgezogen statt umgebracht hätte, ist offenbar nicht so gut angekommen. Und das Grimm'sche Märchen sollte eben zeigen, um welche Art Haus es sich handelt. Komisch, dass man das manchmal so ganz anders empfindet als einige Leser, aber schön, zu hören, dass offenbar auch weniger ein bestimmtes Bild im Kopf des Lesers entstehen lässt.

Und zu guter Letzt das knielange Oberteil hinterm Tresen. Das ist natürlich ein blöder Fehler, und du hast absolut recht. Wird gestrichen.

Also nochmal lieben Dank für den ausführlichen Kommentar.

Liebe Grüße von Chai

Leider bin ich grad etwas unter Zeitdruck, aber auf die anderen Kommentare werde ich in den nächsten Tagen eingehen. Aber lieben Dank schon mal an euch!

 

Hallo Chai

Schade finde ich, dass die Vergleiche - " ... in Zeitlupe einen Ball prellen ..."/" ... Neugeborenes im Arm ..." nicht gut angekommen sind, denn auf die war ich eigentlich sehr stolz.

Das ist ein Missverständnis. Ich habe diese Stelle gewählt, gerade weil ich die beiden Vergleiche je für sich genommen gut gefunden habe. Die Sache ist halt die, dass sich Vergleiche - zumindest mir geht es so - gegenseitig konkurrenzieren, dass sie sich gegenseitig abschwächen, sich in der Fülle abnutzen.

Gehe ich in den Zoo, hält sich meine Freude über den Anblick eines Rehs eher in Grenzen. Treffe ich eines in der Einsamkeit des Waldes an, bleibt mir das Herz stehen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Lieber Peeperkorn,

puh, da bin ich aber froh, dass das mit den Vergleichen ein Missverständnis war ... Einige davon sind mir nämlich sehr ans Herz gewachsen. Aber ich weiß jetzt, was du meinst, weniger ist oft mehr. Mal schauen, von welchen Vergleichen ich mich bei der Überarbeitung trennen kann. Nochmal lieben Dank, dass du das Missverständnis aufgeklärt hast.

Liebe Grüße, Chai

Hallo liebe wieselmaus,

auch dir lieben Dank fürs Lesen und kommentieren. Und natürlich auch dafür, dass dir meine Geschichte gefallen hat.
Vorbehaltlose Gastfreundschaft ist auf dem Rückzug als Folge der Globalisierung, hast du geschrieben. Ja, das mag sein. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Ich denke, die Gastfreundschaft ist immer noch da, aber man sollte sich zumindest ein bisschen kennen, das heißt, sich vielleicht mal irgendwo begegnet sein und sich unterhalten haben, selbst, wenn es nur Smalltalk ist. Aber so wie meine beiden Protagonisten da reingeplatzt sind und sich eingeladen haben, wurde es vielleicht auch in früheren Zeiten als unhöflich empfunden. Viel kann ich dazu aber auch nicht sagen, denn ich weiß nicht, wie es vor der Globalisierung war. Aber es ist schon auffällig, dass einige westliche Touristen offenbar indischer sein wollen als die Inder selber, und natürlich liebäugeln viele Inder auch sehr mit westlichen Werten und vor allem mit westlicher Mode.

Mit den Vergleichen scheine ich es wohl etwas übertrieben zu haben, das ist auch Peeperkorn aufgefallen. Wenn ich ein wenig Abstand zur Geschichte habe, wird es mir sicherlich nicht so schwer fallen, mich von einigen zu trennen. Es freut mich aber sehr, dass du den Hauch Satire in der Geschichte als solche wahrgenommen hast, denn ich spare ja mal wieder nicht mit Klischees, auch, wenn ich sicher manchmal ein wenig subtiler vorgehen könnte. Und es freut mich natürlich auch sehr, dass ich deinen Geschmack getroffen habe.

Viele liebe Grüße von Chai

 

Hi Chai,

Lilli sah ebenfalls aus dem Fenster, rollte mit den Augen und viertelte mit spitzen Lippen die nächste Kartoffel.
Hier musste ich schmunzeln, weil ich mir bildlich vorgestellt habe wie sie mit den Lippen die Kartoffel viertelte. :D

„Was soll das denn heißen?“, zischte die Elfe nun gar nicht mehr elfenhaft. „Nur, weil ich ihm gefalle, bin ich nichts wert?“
Es ist von Touristen in Indien die Rede und der/die Prota versteht, was sie sagen. Ich welcher Sprache sprechen die denn?

„Das ist heiliger Rauch“, begann die Elfe ehrfürchtig. „Die Sadhus huldigen damit Shiva. Im Reiseführer steht, dass Kiffen ihnen bei der Meditation hilft und das Ego auflöst. Deshalb müssen die auch den ganzen Tag rauchen. Für die ist das ein Gelübde zur spirituellen Vereinigung mit dem Kosmos und keine Flucht vor der Realität, wie bei uns. Die Realität, so wie wir sie kennen, gibt es im spirituellen Sinn nämlich gar nicht. Das ist alles Maya, eine Illusion.“
Hier höre ich den Autor heraus, als ob es die Touristin nur gäbe, damit dies vermittelt wird.

Jenny verströmte einen Duft nach Ariel, während sie mit entrücktem Lächeln die entschwundene Bergidylle betrachtete.
Ariel? Das Waschpulver Ariel?

Erst als Ganga Ji begann, ihren Sari zu bemurmeln, wurde sie aus dem Moment gerissen und sah ihn mit großen Augen an.
Das verstehe ich nicht. Was ist “einen Sari zu bemurmeln”? Quatscht der mit dem Stoff?

Sauber geschrieben, vielleicht ein wenig zu viele Vergleiche á la „wie ein Biologe, der eine seltene Tierart beobachtete“, „wie eine Landarbeiterin, die einen anstrengenden Tag auf dem Feld hinter sich hatte.“ Da würde ich ein wenig kürzen, nur die besten drinlassen.

Zur „Handlung“: Finde ich ein wenig dürftig.
Da wird gechillt, geraucht etc., und dann platzen zwei Touristen herein, die, warum auch immer, denken, sie seien zum Essen eingeladen und schauen denen beim Chillen und Rauchen etc. zu, stellen Fragen. Fertig. Keine Spannung, keine Höhepunkte, keine Konflikte.

Mir kommen da auch zu viele Figuren vor, die ich nicht unterscheiden kann.
Handelt es sich um den Teil einer Serie? Ich habe doch schon mal was von dir gelesen, wo es um Indien ging … :Pfeif:

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Lieber Friedrichard (Friedel),

ich bin ja ganz stolz, dass meine Fehlerliste diesmal nicht so lang ist. Alle Fehler, die du aufgezählt hast, sind (zumindest für mich) vertretbar. Und bis jetzt ist mir noch kein einziges fehlendes Komma untergekommen. Na, da klopf ich mir doch gleich mal auf die Schulter.

Freut mich sehr, dass du ein so treuer Kommentator bist und meine Geschichten immer gerne liest.
Das Cafe (mit Apostroph) krieg ich irgendwie auf meiner Tastatur nicht hin, ohne, dass das Apostroph dem "e" weit vorauseilt, und das sieht dann auch verkehrt aus. Sicher komme ich, was das angeht, noch aus der Urzeit und mein Computer auch. Also hier meine Frage: Brauche ich jetzt ein touchscreen, damit ich das "e" pflichtgemäß einfügen kann, oder gibt es auf einer normalen Tastatur einen Trick, den ich noch nicht herausgefunden habe. (Auch mein Fragezeichen funktioniert grad nicht. Ich sollte wohl mal darüber nachdenken, mir eine neue Tastatur anzuschaffen.).

- E-Mails groß. Gut, das werde ich mir merken.

- Monsun. Damit kann ich auch leben.

- Mobiles. Das hat mich stutzig gemacht. Fehlt da nicht auch ein Apostroph. Sonst klingt es wie das englische Wort für Handy.

- Ach so. Ach so.

- vorhatte. Vorhabe/vorhätte. Ich lern's noch ...

Also, lieber Friedel, hab vielen Dank für deinen Besuch, und bis die Tage!

Viele Grüße von hi Chai


Liebe barnhelm,

freut mich sehr, dass du mir einen Besuch abgestattet und dich in "dieser fremden und doch irgendwie bekannten Welt gut zurechtgefunden" hast. Und natürlich auch, dass du mein Personal größtenteils für glaubwürdig hältst. Wenn nur die Touris nicht wären ...

" ... Jenny kniete sich vor das Tuch, legte die Handflächen aneinander und verbeugte sich vor ihrem Essen. Johnny tat es ihr gleich. Wir anderen fingen schon mal an ..."
Zu viel, meintest du. Abgesehen davon, bist du jetzt die dritte Kommentator/in, die über die Häufigkeit der Vergleiche stolpert, und zusammen mit der Tatsache, dass die Touris zu klischeehaft sind, bin ich nun endgültig zu dem Schluss gekommen, meine Touris noch mal zu überdenken. Sie sollten ja schon karikaturenhaft rüberkommen, das war ja so gewollt, aber natürlich nicht so, dass sich der Leser nebst Vergleichsbombardierung erschlagen fühlt.
Gerade diese Szene, die du rausgepickt hast, wollte ich eigentlich drin lassen, also muss ich den Weg da hin wohl ein wenig anders gestalten. Und es stimmt schon, die Touris ignorieren die Prota (fast) komplett. "Hallo" haben sie aber immerhin gesagt.

Was mich sehr gefreut hat, ist, dass dir das etwas träge Klima der Geschichte nichts ausgemacht hat, es wurde sogar als passend empfunden. Äußerlich passiert ja wirklich nicht besonders viel, der Konflikt gärt eher im Verborgenen. Auch, dass ich mich auf mein Beschreibungsvermögen verlassen sollte, nehme ich als Kompliment. Vielen Dank dafür. Obwohl der Vergleich " ... ein Waldschrat, der über seinen Moosen sinnierte ..." mich schon einen halben Tag gekostet hat, um ein - für mich - passendes Bild zu finden. Von daher ist es natürlich schade.
Das Pfefferkuchenhaus fliegt raus, da du jetzt schon die zweite bist, der dieser Vergleich zu weit hergeholt scheint.

- näherkam = näher kam. Laut Dudenversion ist beides erlaubt. Oder mein Duden ist auch überaltet. Wie meine Tastatur.

- ..."Mittlerweile waren zehn Jahre vergangen, ich hatte ..." Hier hast du nach "vergangen" einen Punkt vorgeschlagen. Kann ich mich drauf einlassen, zumal das dem ersten Satz mehr Gewicht gibt.

- gechillt = chillig. Sogar mit link. Mit der Änderung kann ich auch leben.

- " ... Auf Seite drei lachten Lilli und Ganga Ji mich plötzlich auf einem Foto an ..." Das Foto weg, meinst du. Stimmt. Wenn man in einer Broschüre blättert, ist klar, dass es ein Foto ist.

- " ...Yeah, das haben wir gemerkt", versicherte Johnny. "Deshalb sind wir zu euch nach Hause gekommen..." Hier meintest du, du hättest Johnnys Anliegen nicht verstanden. Er meinte es so, dass er sich gedacht hatte, wenn das Cafe zu ist, stattet er den beiden eben privat einen Besuch ab, - das Wohnhaus ist ja gleich nebenan - einfach, weil er neugierig war, sie kennenzulernen.

- " ... Jenny roch nach Ariel ..." Nein, natürlich kann ich den Geruch von Ariel nicht vom Weißen Riesen (gibt es den überhaupt noch. Wenn, dann sicher nicht in Indien) oder Persil Megaperls unterscheiden. Es sollte einfach den Text etwas auflockern. Und die Idee mit dem Luftgeist macht es für mich noch passender, denn Jenny ist nicht nur eine, die weiß, rein und sauber riechend daherkommt, sondern eben auch eine, die den Kopf in den Wolken hat.

- "... Ganga Ji begann, ihren Sari zu bemurmeln ..." Ja, der bemurmelte Sari gefällt mir auch.

- "herüber" und "herunter". Danke für die Aufklärung. Dummerweise hat das schon mal jemand beanstandet, in einem anderen Text von mir. Ich dachte, ich hätte es jetzt begriffen. Also auf ein Neues.

- euphorisierte. Diese Wortneuschöpfung sollte ausdrücken, dass Johnny eben euphorisiert/begeistert ist.

- nochmal = noch mal. Ewig dieses zusammen und auseinander. Ich lern's noch ...

Liebe barnhelm, noch mal vielen vielen Dank für die intensive Auseinandersetzung mit meinem Text. Deine Anmerkungen haben mir sehr geholfen.

Liebe Grüße von Chai

 

Mobiles. Das hat mich stutzig gemacht. Fehlt da nicht auch ein Apostroph. Sonst klingt es wie das englische Wort für Handy.

Hi Chai,

Du musst das Wort doch nicht engl. Aussprechen, sondern so wie's nach nhd. Lautung da steht - wobei es ja eigentlich aus über Italien auf die nicht nur westgermanistischen Zungen geriet. Und das Händie ist ja ne teutsche Erfindung - sozusagen einer der Höhepunkte des Denglish-Wahns ...

Mit den accents weiß ich jetzt aber auch nicht. Üblicherweise ist die zuständige Taste links der größeren Lösch-, rechts der ß, ? und \ Taste, unterhlb der Pause/Unterbrechungs- und versetzt oberhalb der ü-Taste und der mit*, + und ~ *. Auf der Taste sind zwo Fliegenschisse - eben die accents, die zwar übers e gesetzt werden aber vorher schon (VOR der e-Taste) gedrückt werden sollten ...

Puh, dass ich mal Ratschlage an einer Tastatur hätt ich mir als kfm. Lehrling in der Berufsschule (Schreibmaschine - blindschreiben!) nie gedacht. Das ruppige Motto wider die gelehrte Schreibkraft war: Ich bin froh, dass ich was sehen kann" und hab natürlich nicht blindschreiben gelernt, selbst wenn ich blind ganz gut grammatisch korrekt hinkrieg.

Tschüss und bis denne

Friedel

 

Lieber Friedrichard,

danke für deine Erklärungen zur Tastatur. Ich gebe zu, das ist etwas ungewöhnlich. Glaube ich dir gern, dass du dir das als Lehrling nicht hast träumen lassen. Es kommen doch immer wieder neue Herausforderungen auf einen zu ... Nee, jetzt mal im Ernst. Ich danke dir für deine Mühe und hab wieder was dazugelernt.

Liebe Grüße von hi Chai


Lieber baronsamedi,

auch dir recht vielen Dank für deinen Kommentar, und dass du die Geschichte schön findest. Du bist über die Sprache gestolpert. Tja, das ist ein wenig schwierig. Kanji hat das bei meiner letzten Geschichte auch schon angemerkt. Die Sache ist nur, dass ich, sollte ich sie im Original sprechen lassen, den halben Text auf englisch, bzw. Hindi schreiben müsste, denn die Inder sprechen ja auch kein deutsch. Also selbst wenn die Touristen tatsächlich Deutsche oder Österreicher wären, müsste der halbe Text auf englisch verfasst werden, und das hat mir nicht so recht gepasst. So wie es jetzt ist, hat es was von einem synchronisierten Film. Da kriegt man auch nicht jede Redewendung wie im Original hin, aber grundsätzlich passt es schon (für mich).

Dass dir die Amerikaner als Touri-Klischee zu abgenutzt sind, kann ich verstehen. Ich würde sie gerne als solche behalten, aber bei der Überarbeitung versuchen, ihnen etwas mehr Menschlichkeit zu geben. Dass meine Landsleute bessere Touristen sind, war nicht in meinem Sinne - das sind sie ganz bestimmt nicht -,und ich lese das auch nicht aus dem Text heraus. Die Prota wirkt ein wenig unsicher in der Art, wie sie mit der Situation umgeht, und am Anfang ist die Rede davon, dass Lilli Drogen über die Grenze schmuggeln wollte und Hals über Kopf einen Mann geheiratet hat, der sich als heilig bezeichnet hat und von daher eigentlich gar nicht heiraten dürfte. In ihrer Gutgläubigkeit steht sie den Amerikanern also erstmal in nichts nach. Man kann es nicht unbedingt als typisch deutsch bezeichnen, aber auch nicht eben vorbildlich.

" ... und viertelte mit spitzen Lippen die nächste Kartoffel ..." Das würde ich auch gerne können. (Zitat baronsamedi). Ich auch. An dieser Stelle musste ich laut lachen. Wird selbstverständlich geändert, auch wenn die Vorstellung verlockend klingt und mir noch eine Weile im Kopf herumspuken wird.

Danke noch mal für deine Mühe.
Liebe Grüße von Chai


Hallo Raindog,

danke für dein Lob! Tja, die trampeligen Touristen. Ich werde mir alle Mühe geben, sie bei der Überarbeitung zumindest teilweise als subtilere Trampel darzustellen. Mal schauen, ob mir das gelingt.

- ... "die himalayanische Bergkette ..." Hier hast du "die Bergkette des Himalaya" vorgeschlagen. Hatte ich auch erst. Aber irgendwie hat mir das "des" nicht gefallen. Das klang in meinen Ohren ungelenk. Himalayanisch spricht sich zwar zungenbrecherisch, liest sich aber mMn besser. Ist wohl Geschmackssache.

- ..."auf dem Weg zur Haustür grübelte ich ..." Ja, durch das Wort "grübeln" könnte man tatsächlich meinen, dass es sich um eine ziemlich lange Strecke handelt. Mindestens 35 Minuten Radtour inklusive Heini-Grübeleien. Ich schaue mal, ob mir da noch ein passenderes Wort einfällt.

- ..."als ich die schwere Holztür über den Boden schabte ..." Hahaha! Herrlich deine Gedanken dazu. Du schreibst: "Das klingt für mich jetzt so, als hätte deine Erzählerin die Tür mit beiden Armen angepackt, aus den Angeln gehoben und schleift sie jetzt hinter sich her ..." Da hätte sie aber erst eine Dose Spinat kippen müssen, um Popeye-Muskeln zu bekommen, oder müsste grün anlaufen und wachsen, um solch hulkartige Taten zu vollbringen. Nee, hier handelt es sich um eine Tür, die sich verzogen hat. Und zwar nicht mitsamt der Erzählerin, sondern einfach das Holz. Deshalb schabt sie über den Boden.

- ..." rief Baba ..." Huch. Blöder Fehler. Wie ist der denn dazwischen gerutscht. Ja, das ist natürlich Ganga Ji.

Naja und die Kartoffel mit den spitzen Lippen. Wär schon gut, wenn sowas ginge, oder? Dann könnte man währenddessen mit den Händen das restliche Kochen erledigen.

Ich danke dir vielmals für deinen erfrischenden Kommentar, liebe Raindog.

Liebe Grüße von Chai

 

Hallo Chai ,

Erst als die Gestalt näherkam, erkannte ich, dass es eine junge Touristin in einem weißen Sari war.
Okay, jetzt weiß ich, wo die Geschichte ungefähr spielt.

redete in ihren e-mails von spiritueller Weiterentwicklung und schien auch nicht darüber gestolpert zu sein, dass Ganga Ji sie sofort heiraten wollte
Haha.

ließ der Monsoon
Heißt es nicht Monsun?

Jennys Gesichtszüge wurden so weich, als hätte sie gerade ihr Neugeborenes in den Arm gelegt bekommen.
Schöner Vergleich ^^

Es regnet!“, rief sie.
Das Ende fand ich sehr gut gemach.

Sooo, Chai:
Ich fand die Geschichte humorvoll. Schade fand ich aber, dass nicht viel Spannung entstanden ist. Vielleicht war das aber auch deine Absicht.

Auf wiedersehen,
Alexei

 

Lieber GoMusic,

ja, du hast schon mal einen Text von mir kommentiert, und es tauchten auch die gleichen Figuren auf, aber eine Serie ist es nicht. Falls sich das noch ändert, geb ich Bescheid.

Nachdem dich meine vorige Geschichte nicht sonderlich begeistert hat, möchte ich mich zunächst bei dir bedanken, dass du dir noch mal die Mühe gemacht hast, meine neue Geschichte zu kommentieren und findest es immerhin sauber geschrieben. Das ist ja schon mal ein Fortschritt. Nur mit den Vergleichen hätte ich es übertrieben, meinst du, und da bist du nicht der einzige. Bei der Überarbeitung werde ich mich also nur auf die wichtigsten Vergleiche konzentrieren, damit sich der Leser nicht erschlagen fühlt.

Du wolltest wissen, welche Sprache meine Protagonisten sprechen. Sie sprechen englisch. Das wird auch gesagt. "... Er konnte zwar englisch, wollte es die Touristen aber nicht wissen lassen ..." heißt es in einer Szene. Da außer dir aber noch andere darüber gestolpert sind, werde ich das berücksichtigen und noch etwas deutlicher machen.

Die Szene, in der die Elfe erklärt, warum heilige Männer kiffen, wirkte auf dich, als wären die Protagonisten nur dazu da, um diese Erklärung loszuwerden. Den Eindruck habe ich nicht, ich finde, das ist mir ganz geschickt gelungen, das Wissen im Dialog unterzubringen.

" ... Jenny verströmte einen Duft nach Ariel ..." Dem Waschmittel? Ja.

Zitat GoMusic:"Einen Sari bemurmeln? Was ist denn das? Quatscht der mit dem Stoff?"
Ja, das tut er. Warum, geht aus der Geschichte hervor.

Die Handlung war dir zu dürftig. Keine Spannung, keine Höhepunkte, keine Konflikte. Es wird nur geraucht und gechillt. Naja, ein bisschen mehr als das passiert schon. Der Konflikt brodelt zwischen den Kulturen, den Illusionen (Maya), die sich die jeweils eine Kultur von der anderen macht, Unverständnis, Vorurteile. Dass das alles an einem heißen Nachmittag irgendwo in der Einöde wenig actionreich daherkommt, liegt wohl in der Natur der Dinge.

Die Figuren konntest du nicht unterscheiden, schreibst du. Schade. Ich finde schon, dass das alles sehr abwechslungsreiche Charaktere sind, auch wenn ich in meiner Überarbeitung versuchen werde, sie weiter auszubauen.

Noch mal vielen Dank für deinen Leseeindruck.

Viele Grüße,
Chai


Hallo alexei,

freut mich, dass du meine Geschichte als humorvoll bezeichnet hast. Du sagst, du findest es ein bisschen schade, dass keine Spannung aufkam, aber das wäre vielleicht auch meine Absicht gewesen. Jein. Natürlich möchte ich nicht, dass meine Leser sich langweilen. Aber Spannung im Sinne einer actionreichen Handlung wollte ich nicht aufkommen lassen, ich wollte eher die inneren Konflikte der Figuren/Kulturen zeigen und auch ein wenig von der Atmosphäre in diesem Bergdorf vermitteln.

- Monsoon = Monsun. Danke für die Korrektur. Werde ich ändern.

Liebe Grüße,
Chai

Hi Bas,

über deine tolle Kritik habe ich mich total gefreut! Und damit, dass du schon auf eine Geschichte gewartet hast, ist gleich doppelte Freude aufgekommen! Vielen vielen Dank dafür!

"Ich bewundere in deinen Kommentaren oft deinen menschenkennenden Blick" schreibst du und, dass mir das in der Geschichte auch gelungen wäre. Freut mich sehr!

- e-mails = E-Mails. Ja, ich werde das eindeutschen, genau wie den Monsoon/Monsun, auf den mich einige aufmerksam gemacht haben.

- " ... das Chillum rauchen ... zündete das Chillum an ..." Das doppelte Chillum werde ich versuchen zu vermeiden.

- " ... Im Reiseführer steht, dass Kiffen ..." = kiffen klein, meintest du. Hmmm, ich bin mir da nicht so sicher. Heißt es nicht eigentlich ", dass das Kiffen ... " nur ohne "das", aber "Kiffen" groß dann?

Schön, dass dir Jenny und Johnny als Klischeetouris gefallen haben. Ja, genau so sollten sie wirken, auch, wenn ich in der Überarbeitung versuchen werde, sie an der einen oder anderen Stelle etwas menschlicher zu gestalten.

- Achso = ach so. Werde ich mir merken.

"euphorisierte" kam dir eigenartig vor. Kann ich gut verstehen, denn das ist meine Wortschöpfung, über die auch andere gestolpert sind. Mit dem "bemurmelten" Sari bin ich größtenteils durchgekommen, aber "euphorisierte" klingt offenbar komisch in den Ohren der meisten Leser.

So, lieber Bas, jetzt werde ich mir deinen Kommentar noch ein paarmal durchlesen und mich gut fühlen dabei... Vielen vielen Dank nochmal, und bis bald.

Liebe Grüße von Chai

 

„Frag ihn, ob er mir das beibringen kann!“, forderte Johnny Arjun auf, ohne den Blick von Ganga Jis Händen zu lösen. „Aber warte! Warte! Ich will das filmen! Kann ich das filmen?“

:lol:

„Was hat er gesagt?“, fragte Johnny und sah Ganga Ji nach, der sich auf den Weg in die Küche gemacht hatte.
„Achso.“
„Was?“
„Er hat achso gesagt.
„Achso.“
„Ja. Achso.“
„Mehr nicht?“
„Nein. Mehr nicht.“

:D

Hallo Chai,

das wurde aber auch allerhöchste Zeit mit der nächsten Indiengeschichte!

Wenn ich das mit einem Wort zusammenfassen müsste, dann würde ich sagen: authentisch. Ich glaub dir das alles, was du da schreibst.

und viertelte mit spitzen Lippen die nächste Kartoffel

Ich hätt ja eher gedacht, mit 'nem Messer ... :shy:

Kiffen

Lass dich von Bas nicht verunsichern, substantivierte Verben schreibt man g:sealed: - aber ich will dem friedelschen Abrakadabra ja nicht vorgreifen.

„Das ist hypnotisch“, euphorisierte er.

Das Verb euphorisieren ist echt schräg, aber das wurde dir, glaub ich, schon gesagt.

Hm, ich weiß gar nicht so recht, was ich dir noch schreiben soll. Ich hab das mit großem Interesse gelesen. Die Vergleiche stören mich definitiv nicht. Mein einziger Kritikpunkt ist der Schluss. Der plätschert so aus. Ich glaub, da könntest du noch nachlegen. Ich hab da gerade leider keine Erleuchtung, also keinen konkreten Vorschlag.

„Manchmal ist das Spirituellste, was man tun kann, jemandem zu sagen, dass er sich verpissen soll“, sagte sie beiläufig und blies den Rauch in die Luft.

Gut. Ja. Dann ... äh ... dann mach ich das mal, ich geh dann mal ...

Danke für die Geschichte und liebe Grüße,
Anne

 

Mein J,

was'n heut los? Benachrichtigung über Benachrichtigung.

Sollt sie eigentlich sammeln ...

Naja, die Gesetze des Marktes - Herr Lindner wird sie erklären nach der nächsten Casting-Show - aber Anne49 und Bas liegen nicht unrichtig,

liebe Chai.

Ein Grund mehr, die gemäßigte Kleinschreibung anzustreben, dadurch wird die Majuskel ja nicht abgeschafft.

Tschüss

Friedel

 

Hey Bas,

gut, dass du Friedel herbeigezaubert hast, denn nun wissen wir es ganz genau. Kiffen wird groß geschrieben. Zumindest in diesem Zusammenhang. Wie gut, dass wir den Friedel haben.

Liebe Grüße von Chai


Hallo liebe Anne49,

schoen, dass ich dich mit meiner Geschichte unterhalten konnte. Ja, die Kartoffel mit spitzen Lippen zu vierteln, ist wohl das groeßte Kunststück an der Geschichte. Ich sehe Lilli bildlich vor mir, wie sie einmal zubeißt und das Ding in vier Teile springt, in jede Richtung eins.

"euphorisieren" klingt echt schräg, meintest du. Hm. Ja. War einen Versuch wert.

Hab grad darüber nachgedacht, dass dir der Schluss zu sehr ausplätschert. Peeperkorn hat geschrieben, dass ich die Hitze mehr zeigen sollte, statt darüber zu berichten. Ich denke, wenn ich eure beiden Anmerkungen berücksichtige, koennte der ausplätschernde Schluss mehr wie eine Erleichterung wirken, statt einfach nur vor sich hin zu regnen. Ich fand den Ausklang nämlich eigentlich ganz schoen, nur ist es natürlich keine Erleichterung, wenn man vorher die Hitze nicht spürt. Mal sehen, was mir dazu noch einfällt. Erstmal lieben Dank, Anne, und bis bald.

Liebe Grüße von Chai


Lieber Friedrichard,

wie ich sehe, hat Bas' Zauber gewirkt, und du bist erschienen. (Obwohl du noch so viele andere Zauber erhoeren musstest.) Also erstmal vielen Dank dafür. Und wenn ich dich richtig verstanden habe, hatte ich recht mit meinem Kiffen groß. Das freut mich. Von mir aus kannst du jetzt wieder in deiner Flasche verschwinden, aber ich denke, dass du noch mehrere Menschen von ihren Flüchen erloesen musst. Viel Spaß dabei!

Liebe Grüße von hi Chai

 

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