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Alles gut

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03.07.2017
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Alles gut

Ein Tropfen Schweiß rinnt zwischen meinen Schulterblättern hinab und juckt wahnsinnig. Ich würde mich gerne kratzen, aber ich hänge zwischen Wand und der Blase und kann mich kaum bewegen.
Mittlerweile ist das Atmen anstrengend geworden. Den Brustkorb kann ich nicht mehr komplett ausdehnen, und je weniger ich es kann, desto mehr möchte ich es.
Mein Rücken wird an die taubengraue Wand des Wohnzimmers gedrückt, die Wand zwischen der Tür zum Flur und dem Schreibtisch aus Spanplatte und den zwei Böcken. Es ist nicht die schlechteste Wand für meine Gefangenschaft, denn schräg gegenüber befindet sich das Fenster zum Hof und ich habe Blick auf die Magnolie und Frau Heller, wenn sie auf ihrem Balkon die Petunien gießt.
Die Magnolie ist heute traurig. Die Blüten strahlen nicht so wie an den Tagen zuvor, die Haussperlinge sitzen müde auf den Ästen und stecken die Köpfe unter die Flügel. Ich würde gerne nachschauen, was los ist, nur leider kann ich mich keinen Zentimeter bewegen, noch nicht einmal im Nacken kratzen. Mir gelingt es, den Zeigefinger der linken Hand zu knicken und mit den Zehen zu wackeln, was mich allerdings beides nicht weiterbringt.
Die Blase vor mir schimmert blau und wirft helle Reflexe an die Decke. Mittlerweile reicht sie von einer Zimmerseite zur anderen und alles, was ich sehe, sehe ich durch blauen Dunst. Vielleicht wirken deswegen auch die Farben der Magnolie gedämpft. Die Müdigkeit der Spatzen lässt sich dadurch nicht erklären.

Vor zwei Wochen, als Evi das letzte Mal hier gewesen ist, da passte die Blase gerade noch in den alten Bollerwagen, ein riesiger blauer Hubbel, umspannt von einer dicken, durchsichtigen Hülle. Er quoll über das Holz und meine Schwester schlug die Hand vor den Mund. Die Haut unter ihren Augen war so fein, dass ich kleine Äderchen sehen konnte. Auch sie waren blau.
Ich legte eine Hand auf ihre Schulter. „Geht es dir gut?“
Sie schlug die Hand weg, schüttelte sich, sodass sich noch mehr Strähnen aus dem Pferdeschwanz lösten. „Ob es mir gut geht? Mir?“ An ihrem Hals krochen rote Flecken empor.
„Du musst dir helfen lassen!“, sagte sie und zeigte auf die Blase, als wenn man sie übersehen könnte.
Ich schüttelte den Kopf. „Alles gut. Mach dir meinetwegen keine Sorgen.“ Der Holz des Bollerwagens knackte.
„Gar nichts ist gut!“ Evi schrie jetzt, die Flecken hatten ihre Wangen erreicht. „Du sitzt in dieser Wohnung fest. Wie lange soll das noch so weiter gehen?“
„Ich lass mir alles liefern. Das geht schon.“ Ich lachte. „Eigentlich mal ganz angenehm, so faul zu sein.“
Evi öffnete den Mund, schloss ihn und kniff die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Plötzlich liefen Tränen über ihre Wangen. „Scheiße“, murmelte sie.
Ich nahm sie in den Arm, strich ihr über den Rücken, bis sie sich ausgeweint hatte. Sie schniefte und löste sich von mir.
„Versprich mir, dass du dir helfen lässt. Von alleine wird die Blase nie kleiner.“
Ich nickte und schaute aus dem Fenster. Draußen ging Frau Heller mit ihrem Labradoodle Daisy spazieren. Wer kümmerte sich um den kleinen Hund, solange ich in der Wohnung festsaß?
„Ich schicke dir die Website von einem Experten. Der kommt sogar hier hin. Aber du musst es auch wollen.“
Frau Heller humpelte ein wenig, ihre Arthrose war sicherlich schlimmer geworden.
„Thea? Hörst du? Du musst es wollen!“
Ich schaute meine Schwester. „Mach dir keine Sorgen.“
Sie seufzte. „Ich hab dich lieb. Melde dich, wenn es was neues gibt.“
Evi schloss die Tür und der Bollerwagen zersplitterte unter dem Gewicht der Blase.

Sie schmeckt etwas salzig. Wie Meerwasser, das man sich aus den Haarsträhnen saugt. Ich habe versucht, ein Loch in die dicke Haut zu beißen. Aber es ist sinnlos. Ich habe noch nie davon gehört, dass eine Blase bei irgendwem irgendwo auf der Welt kaputt gegangen wäre.
Aber sie ist warm. Ich fühle mich wie in der Umarmung eines liebenden Menschen, der einen etwas zu fest umarmt und nach zwei Sekunden, die einem die Luft rauben, wieder loslässt. Die Blase hat keinen Grund loszulassen.
Wie wird es sein, wenn ich die letzte Luft ausatme und keine Kraft mehr für einen neuen Atemzug habe? Wie lange wird es dauern, bis die Blase schrumpft, nachdem ich gestorben bin?
Evi wird weinend an der Tür stehen und warten müssen, bis sie mich beerdigen kann.
An dem Grab unserer Eltern schluchzte sie so sehr, dass sie keine Kraft mehr hatte zu stehen. Ich war da und hielt sie, biss die Zähne zusammen, als sich ihre Fingernägel in meine Haut bohrten.
Ich überlege, wann ich das letzte Mal geweint habe. Auf der Beerdigung musste ich stark sein. Und unsere Eltern sind so gestorben, wie sie es sich immer gewünscht hatten. Gemeinsam. Sie hätten niemals uralt und schwach werden wollen, dabei zusehend wie Freunde und Bekannte nach und nach verschwinden. Auch wenn es für uns schwer gewesen ist, für die beiden war es das Beste und dann kann ich mich nicht beschweren.
Ich bin gesund und die Menschen, die ich liebe sind es auch. Ich habe einen Job und eine Wohnung. Mir geht es besser als einem Großteil der Menschen auf diesem Planeten, wie kann ich mich da beschweren? Wie könnte ich da weinen? Verhöhne ich damit nicht nicht die, die kaum etwas zu essen für ihre Kinder auftreiben können, oder die, die kein Dach über dem Kopf haben und kaum wissen, wie sie die nächsten Tage überstehen können? Es gibt für mich keinen Grund zu weinen.
Der Druck der Blase ist mittlerweile so stark, dass mein Kopf in einem unangenehmen Winkel zur Seite gedrückt wird. Ich würde ihn gerne von rechts nach links bewegen, nur kurz um die Halsmuskulatur zu entspannen. Das Fenster kann ich nur noch aus den Augenwinkeln sehen.
Das einfallende Licht ist wärmer geworden. Das Farbspiel erinnert mich an einen Sonnenuntergang am Meer. Meine Augen sind müde, ich schließe sie. Die Blase ist weich und warm. Ich schmiege mich an ihre Haut und es ist, als wäre es meine eigene.

Die Welt ist blau.
Ich schwimme und fühle mich frei, so leicht wie schon lange nicht mehr. Die Blase ist verschwunden und ich kann schwimmen, wohin ich will. Dort drüben glitzert und funkelt es. Langsam näher ich mich diesem Spiel aus Licht und Farben, bewege nur ganz leicht meine Hände und Füße und genieße es, mein Gewicht nicht selbst tragen zu müssen.
Ich schaue hinter mich und sehe, dass das Wasser dort dunkel und trüb ist. Wie eine schmutzige Wand ragt es empor.
Mit kräftigen Schwimmbewegungen versuche ich mich davon zu entfernen, aber jedes Mal, wenn ich einen Blick nach hinten werfe, ist das Dunkel näher. Es scheint, als würde sich der Dreck an einer Stelle verdichten, fast als wäre dort jemand.
Ich schwimme schneller und plötzlich wird mir bewusst, dass mein letzter Atemzug lange her ist. Meine Lunge brennt und richte mich nach oben, in der Hoffnung noch rechtzeitig an die Oberfläche zu kommen.
Etwas umschlingt meinen Knöchel. Ich strample und trete, aber schaffe es nicht, mich zu befreien, und anstatt mich der rettenden Oberfläche zu nähern, werde ich wieder in die Tiefe gezogen.
Ich schaue nach unten. Eine Frau schwimmt unter mir, ihre Hand umklammert mich, die langen braunen Haare schweben im Wasser. Dann schaut sie hinauf und der Blick, der mich trifft, ist so traurig, dass ich zusammenzucke.
Die Augen sind meine, aber darunter liegen dunkle Ringe, die Wangen sind blass und eingefallen. Ich lasse mich zur ihr herabsinken, bis wir auf einer Höhe schweben.
Wir halten uns an den Händen und ich kann ihren Blick kaum aushalten. Er dringt in mich ein und wühlt und bohrt. Es tut weh und ich bin kurz davor loszulassen, um wegzukommen von diesem Schmerz.
Ich will ihr sagen, dass alles gut ist. Aber das stimmt nicht. Gar nichts ist gut. Ich habe ihr das angetan.
Wir nehmen uns gegenseitig in die Arme, ich lege meinen Kopf an ihre Schulter und sie ihren an meine und wir weinen.

Ich japse und huste, drehe mich würgend vom Rücken auf die Knie und erbreche einen Schwall blaues Wasser auf die Holzdielen meines Wohnzimmer. Mein Körper verkrampft immer wieder, ich würge, obwohl nichts mehr da ist, das aus mir herauskommen könnte. Tränen und Rotze tropfen an meiner Nase hinunter. Meine Arme zittern, können mich kaum halten, nach der Schwerelosigkeit des blauen Meeres.
Meine Eltern sind tot.
Sie kommen nie mehr wieder. Papa kann mich nicht mehr in den Arm nehmen, Mama nicht mehr mit mir im Schwarzwald wandern. Wie konnten sie uns das antun und so früh sterben? Evi und ich waren viel zu jung, um uns um alles zu kümmern.
„Wieso habt ihr uns allein gelassen?“, brülle ich und winde mich vor Schmerzen. Ich lasse mich auf den Boden fallen und liege dort zusammengekrümmt wie ein Embryo.
Jemand klingelt, gleich mehrmals hintereinander. „Thea?“ Es ist Evi. Sie klopft energisch gegen die Wohnungstür. „Thea, was ist los bei dir?“ Die Tür wird aufgeschlossen und Evi stolpert ins Wohnzimmer.
Sie wirft sich neben mich auf den Boden, schlingt die Arme um mich. „Ich bin da. Ich bin für dich da.“
Ich atme ihren Geruch ein und bin so dankbar, dass sie da ist. „Mir geht es nicht gut“, sage ich.
Evi streichelt mir über den Rücken. „Ich weiß.“

 

Hallo @Carlo Zwei

wie schön, dass du hier vorbeischaust.

Dann gehe ich deine Punkte mal der Reihe nach durch.

1. Das wirkt auf mich gut und mühevoll geschrieben.
Das freut mich. Die Geschichte hat jetzt auch etwas Zeit zu reifen, da ich nicht dazugekommen bin, mich richtig um sie zu kümmern. Vllt hat es ihr gut getan. :)
2. Für mich ist die Handlung unvollständig bzw. die Wandlung. Ich erkenne sozusagen diesen Traum (ich lese das so) der diese Art Auflösung des Konfliktes bzw. die Entfesselung des Schmerzes und die beginnende Heilung auslösen soll, nicht als valide an, weil es in meiner Lesart keinen Grund hin zu dieser Entwicklung gibt bzw. ich die Gründe nicht sehe.
Oh man, das ist ärgerlich. Das wurde schon in der ersten Version kritisiert und ich hatte versucht auf diesen Punkt mehr einzugehen.
Die Wandlung entsteht in dem Moment, in dem Thea keine Wahl mehr hat. Entweder sie stirbt oder so gesteht sich endlich ein, dass es ihr nicht gut geht. Sie lässt die negativen Gefühl zu und rettet sich dadurch.

Dieser Kampf in der Blase - tja, ob der nur ein Traum ist ... Die Welt, in der diese Geschichte spielt, ist eine surreale. Auch die Blase selbst ist ja schon eine Vergegenständlichung einer nichtexistenten Sache, nämlich der negativen Gefühle. In dieser Welt existieren diese Blasen und die Gefahr, die davon ausgeht, ist real.

3. Spannend finde ich, was man sich alles als Übersetzung für diese "Blase" überlegen kann.
Ich habe schon bei den ersten Kommentaren festgestellt, dass die Lesart dieses Textes eine sehr persönliche ist. Erst war ich etwas irritiert, aber dann fand ich es cool. :)
4. Vieles ist für mich ziemlich abstrakt und vage formuliert. Das finde ich weder schlecht noch gut, dass ist bei so offenen Texte, denke ich, einfach der Fall.
Freut mich, das du das nicht negativ wahrnimmst. ich kann noch schwer einschätzen, wie viel zu wenig ist und wie viel den Text noch greifbar und lesenswert macht.

Vielen Dank für deinen Kommentar. Hat mir sehr geholfen, den Text weiter einzuordnen.

Liebe Grüße,
NGK


=========

Hi @Jellyfish,

ich würde sagen, dass ich sprachlos bin, aber ich kann noch schreiben.
Wow, das ist ja mal ein Einstieg in einen Kommentar. Freut mich sehr!

Das hier:
„Versprich mir, dass du dir helfen lässt. Von alleine wird die Blase nie kleiner.“
ist bedeutungsschwer und hilft mir, das Rätsel zu lösen. Die Blase ist ihre Traurigkeit. Die Trauer, die Tränen, die sich über den Tod ihrer Eltern anstauen. Sie gibt sich nach außen, als wäre alles in Ordnung, aber das ist es nicht.
also ist sie es selbst. Durch die Selbsterkenntnis lösen sich die Tränen und sie rettet sich selbst vor dem Tod, anstatt an ihrer Trauer zu ersticken. Aus eigenem Antrieb.
Was soll ich sagen. Du liest den Text so, wie ich es mir gewünscht habe. Das macht mich echt glücklich. :shy:

Vielen Dank für dein Feedback, ich freu mich da total drüber!

Liebe Grüße,
NGK

 

Hallo @Nichtgeburtstagskind :-)

Mir gefällt der Titel deiner Geschichte sehr, sehr gut. "Alles gut", das ist einerseits alltäglich, andererseits kann über "Alles gut" ein langer, komplizierter Prozess ins Gute ausgedrückt werden. Hier, in deinem Text, scheint dieser Prozess eine Trauerbewältigung in symbolischer Form einer blauen Blase zu sein. Blau ist eine sehr tiefe Farbe, wenn ich mir die spirituelle Tiefe von Blau vorstelle, sehe ich immer einen riesigen Kasten Ozeanwasser vor mir. Das ist, denke ich, auch die Wirkung, die du nach Eintritt in die Blase einzufangen versuchst - die Tiefe ausloten, die der Bewältigung des Tods der eigenen Eltern so eigen sein kann.

Rein subjektiv bin ich aber douglas-adams-beeinflusst, sprich ich las deine Story vor allem aus einer ganz anderen Richtung, der des Absurden: Da ist eine blaue Blase im Zimmer, die wächst und gedeiht und zur Behandlung von derartigen Phänomenen können Experten herbeigerufen werden. Vielleicht lag das am beschreibenden Stil oder der erst späteren Erwähnung des Todesfalls; traurige Magnolien haben für mich (rein subjektiv! rein subjektiv!) nicht ausgereicht, eine traurige, melancholische Atmosphäre zu erzeugen. So las ich Thea anfangs als eine etwas naive, verträumte Frau, die eben die Blase wachsen lässt (warum auch immer), während Schwester Evi realistisch eine Lösung zum Problem vorschlägt und nicht versteht, wie jemand so naiv sein kann.

Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen. Vielleicht kann sie aber hin- und wieder ein weiteres Detail gebrauchen. Das gilt vor allem für die "In-der-Blase"-Sequenz. Sie scheint der Wendepunkt deiner Geschichte zu sein, hebt sich aber meiner Ansicht nach vom Stil und Ton nicht vom Rest der Geschichte ab. Ich sehe das nicht als Kritikpunkt, sondern als Anmerkung. Dabei ist dein Text einer, in dem ich sprachlich weniger über die Innenwelt als über die Außenwelt erfahre. Und die ändert sich extrem durch das Schwimmen in der Blase. Vergiss nicht, wie massiv das Bild einer blauen Blase wirkt. Das sind starke, kräftige Beschreibungen, das ist eine Welt, die ganz anders ist. Du könntest hier stärker Ein- und Auszoomen. Thea könnte sich zum Beispiel auf ein winziges Detail - den Augen der anderen Frau konzentrieren - und dann wieder auf ihren Körper und das blaue Wasser. So könntest du über einen kleinen Kontrast die Wirkung von BLAU verstärken und der Trauer eine angenehm farbliche Schwere verleihen (klingt das jetzt bescheuert? Ich hoffe nicht!)

Weitere Anmerkungen:

Endlich bin ich dazu gekommen, diesen Text zu überarbeiten. Er hat sich ziemlich verändert. Vielleicht hat ja nochmal jemand Lust ihn zu lesen.
Ich hatte sie! Und ist sie mir vergangen? Nein! (das war eine flachhumoristische Steilvorlage, die musste ich nehmen)
Ich würde mich gerne kratzen, aber ich hänge zwischen Wand und der Blase und kann mich kaum bewegen.
Vielleicht. Zwischen der Wand und der Blase? Oder zwischen Wand und Blase?
Es ist nicht die schlechteste Wand für meine Gefangenschaft, denn schräg gegenüber befindet sich das Fenster zum Hof und ich habe Blick auf die Magnolie und Frau Heller, wenn sie auf ihrem Balkon die Petunien gießt.
Der Blick zum Hof und die Wertung ("nicht die schlechteste Wand") relativieren die Dramatik, die Schwere der Situation.
Die Blüten strahlen nicht so wie an den Tagen zuvor, die Haussperlinge sitzen müde auf den Ästen und stecken die Köpfe unter die Flügel. Ich würde gerne nachschauen, was los ist, nur leider kann ich mich keinen Zentimeter bewegen, noch nicht einmal im Nacken kratzen.
Den langen Satz könntest du in einzelne Sätze aufteilen, das könnte unmittelbarer, situativer wirken.
Evi öffnete den Mund, schloss ihn und kniff die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. Plötzlich liefen Tränen über ihre Wangen. „Scheiße“, murmelte sie.
Hier habe ich statt des "Scheiße" eher ein "Entschuldigung" erwartet. Evi ist emotional aufgewühlt, in einer Mischung von Sorge und Zorn gegenüber der Ich-Erzählerin. Vielleicht könnte ein "Entschuldigung" die heftige, somit schwankende, emotionale Qualität Evis besser illustrieren.
Evi schloss die Tür und der Bollerwagen zersplitterte unter dem Gewicht der Blase.
Hm, hm, kleines Detail. Ich stelle mir die Situation akustisch vor: Tür geschlossen, jetzt zersplittert der Bollerwagen, hört das die Schwester nicht? Reagiert die Ich-Erzählerin nicht? Ein Bollerwagen ist ja ein recht großes Teil ... fliegen Splitter durch die Luft? Zum Ende der Szene wäre vielleicht kein splitternder Bollerwagen sondern ein brechender, ein knackender oder einer, bei dem eine Strebe zerbricht, passender. Aber das nur als Vorschlag.

Das war's!

Lg
kiroly

 

Hallo @kiroly

wie schön, dich hier zu lesen.

Mir gefällt der Titel deiner Geschichte sehr, sehr gut.
Freut mich sehr, dass du auf den Titel achtest und dass er dir auch noch gefällt :)
Vielleicht lag das am beschreibenden Stil oder der erst späteren Erwähnung des Todesfalls; traurige Magnolien haben für mich (rein subjektiv! rein subjektiv!) nicht ausgereicht, eine traurige, melancholische Atmosphäre zu erzeugen
Soll es auch gar nicht sein. Vllt eher beklemmend. Thea selbst ist ja nicht traurig, sie lässt diese Gefühle nicht zu, macht sich eher Gedanken um anderen als um sich selbst.
Dieser Widerspruch zwischen dem was der Lesende empfindet und was Thea, ist gewollt.
Vielleicht kann sie aber hin- und wieder ein weiteres Detail gebrauchen. Das gilt vor allem für die "In-der-Blase"-Sequenz. Sie scheint der Wendepunkt deiner Geschichte zu sein, hebt sich aber meiner Ansicht nach vom Stil und Ton nicht vom Rest der Geschichte ab.
Hmm, ob die Szene sich jetzt abheben muss, weiß ich nicht. Aber ja sie ist der Wendepunkt, an dem sich entscheidet, ob Thea ihre negativen Gefühle annimmt oder ob sie diese weiter verleugnet und stirbt.
Diese Szene in der Blase wurde von mir schon ziemlich ausgebaut und ich hatte gehofft, dass ich ihr ausreichend Gewicht gegeben habe. Carlo Zwei ist es allerdings auch zu wenig. Schwierig, schwierig. Ich weiß grade noch nicht so recht, wie ich diese Szene noch stärken kann, ohne dabei zu viel zu erklären. Die verschiedenen möglichen Lesarten möchte ich eigentlich ganz gerne erhalten.
Du könntest hier stärker Ein- und Auszoomen. Thea könnte sich zum Beispiel auf ein winziges Detail - den Augen der anderen Frau konzentrieren - und dann wieder auf ihren Körper und das blaue Wasser. So könntest du über einen kleinen Kontrast die Wirkung von BLAU verstärken und der Trauer eine angenehm farbliche Schwere verleihen (klingt das jetzt bescheuert? Ich hoffe nicht!)
Klingt interessant und gar nicht bescheuert. Ich nehm die Idee mal mit. :)
Ich hatte sie! Und ist sie mir vergangen? Nein!
:D Da hab ich ja Glück gehabt
Vielleicht. Zwischen der Wand und der Blase? Oder zwischen Wand und Blase?
Hmm, ich verstehe dass du diese Formulierung etwas komisch findest, aber eigentlich gefällt es mir, dass die den Fokus auf die Blase legt und diese beiden Dinge nicht gleichwertig benennt.
Der Blick zum Hof und die Wertung ("nicht die schlechteste Wand") relativieren die Dramatik, die Schwere der Situation.
So soll es sein.
Den langen Satz könntest du in einzelne Sätze aufteilen, das könnte unmittelbarer, situativer wirken.
Schau ich mir an. Danke.
Hier habe ich statt des "Scheiße" eher ein "Entschuldigung" erwartet. Evi ist emotional aufgewühlt, in einer Mischung von Sorge und Zorn gegenüber der Ich-Erzählerin. Vielleicht könnte ein "Entschuldigung" die heftige, somit schwankende, emotionale Qualität Evis besser illustrieren.
Nee, Entschuldigung würde nicht passen. Ich wollte mit dem Scheiße eher zeigen, dass Evi in dem Moment bewusst wird, wie schlecht es wirklich um ihre Schwester steht.
Hm, hm, kleines Detail. Ich stelle mir die Situation akustisch vor: Tür geschlossen, jetzt zersplittert der Bollerwagen, hört das die Schwester nicht? Reagiert die Ich-Erzählerin nicht? Ein Bollerwagen ist ja ein recht großes Teil ... fliegen Splitter durch die Luft? Zum Ende der Szene wäre vielleicht kein splitternder Bollerwagen sondern ein brechender, ein knackender oder einer, bei dem eine Strebe zerbricht, passender.
Guter Punkt. Ja, vielleicht änder ich das und lasse den Wagen nur knacken oder etwas splittern.

Vielen Dank für dein Feedback!

Liebe Grüße,
NGK

 

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