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Alles bestens

Seniors
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10.10.2006
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Alles bestens

Beim Zeitungslesen hab ich einen Schauer gespürt, so ein Ding, bei dem man sich kurz schüttelt und wenn es vorbei ist, dann muss man sich über den Nacken reiben, weil er ganz hart geworden ist.
Laura hat den Schauer bemerkt, mich über ihre Halb-Brille angesehen und gefragt: „Alles in Ordnung?“
Klar, bestens, hab ich gesagt, alles bestens. Was sollte auch nicht stimmen?
Ich habe die Zeitung schnell weiter geblättert, ein, zwei Seiten nur, weg von den Hochzeitsanzeigen, hin zu den Beerdigungen.

Sie räumt gerade zwei Teller, zwei Messer, einen Löffel und die Butterdose in die Spülmaschine. Ich kann ihren Po sehen und das struppelige Haar, das ihr in den Nacken fällt. Ihr Haar: Als wüsste es, wie es auszusehen hat, und doch, es entscheidet sich Tag für Tag aus freien Stücken dagegen.
Natürlich liebe ich Laura. Was man so Liebe nennt. Wenn sie nicht mehr da wäre, würde sie mir fehlen. Und ich bin gut zu ihr. Daran besteht kein Zweifel.
Die Frau, die ich ohne Zweifel liebe, klappt die Spülmaschine zu.
Ich sage Schatz, das kann ich doch machen und frage, ob sie sich nicht ausruhen wolle, ein paar Stunden Schlaf noch, die hätte sie sich auch mal verdient, ich erledigte den Einkauf. Das könne ich ruhig auch mal machen.
Sie fragt: „Stimmt was nicht?“
Ich greife an ihr vorbei an die Spülmaschine und drehe irgendein Drehrad bis ganz nach links. Bestens, sag ich, alles bestens. Ich gehe in den Flur, nehme meine Jacke vom Kleiderbügel und bin schon aus der Tür. Sie ruft mir nach: „Du hast gar keinen Einkaufszettel“, aber ich tue, als hätte ich nichts gehört und gehe schnell. Als ich schon auf der Straße bin, da höre ich sie noch mal rufen: „Es ist Sonntag.“ Aber jetzt bin ich schon auf der Straße.

Die Kirche sieht aus wie ein modernes Kunstwerk, irgendwelche Giebel und Winkel, wen kümmert das schon? Viel Glas von außen. Grüppchen, die zusammenstehen. Nicht sehr viele in meinem Alter, hat wohl keine Freunde mehr. Aber mir gehörten die Freunde damals auch nicht. Trotzdem finde ich das ganz gut. Rentner; Familien, die schon Kinder haben. Kleine Rotznasen in albernen Kleidern. Als es reingeht, mische ich mich in so einen Pulk, der Herr vor mir riecht nach Old Spice, der Typ hinter mir nach Bebe-Creme, aber das bilde ich mir bestimmt nur ein.
Draußen viel Glas, innen viel Holz, ich setze mich einfach mitten rein, hab vorher schon drauf geachtet, dass ich in der Mitte des Pulks bin, irgendwo abgeschlagen. Dass ich Mitte rechts sitzen kann, oder Mitte links, nicht im Gang, nicht in der ersten, nicht in der letzten Reihe.
Als ich sitze, lege ich meine Hände auf die Knie, ich habe dreckige Fingernägel, daran hab ich nicht gedacht. Meine Jacke passt auch nicht hier her. Ich bin kein Sonntagsmensch. Meine Hochzeit war ganz anders. Da hatte ich makellose Nägel. Auch keinen Marmeladengeschmack im Mund.
Ich schnüffle, es riecht nach Bebe-Creme. Sie wollte doch gar keine Kinder haben. Sie hat das vielleicht gesagt, ein oder zwei Mal, aber … sie wollte keine Kinder haben.
„Alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragt mich der Old Spice-Typ.
Bestens, sage ich und ziehe die Nase hoch, alles bestens.
„Woher kennen Sie die Braut?“
Oh, frage ich, dies sei die Braut-Seite? Dann säße ich hier wohl falsch, aber jetzt noch einmal aufzustehen, das sei nicht in Ordnung, das bringe ja nur Unruhe hinein, Leute müssten mich hindurch lassen, nein, das ginge jetzt auch nicht mehr. Dann säße ich eben falsch, es werde dem jungen Glück keinen Abbruch tun.
Als der alte Mann noch mal zu sprechen ansetzt, frage ich ihn, ob er denn Witwer sei, frage es und drehe mich um, weg von ihm, hin zu dem Bebe-Typen und dann nage ich mitten in seine feiste Fresse meine Fingernägel makellos sauber.

Der Bräutigam steht schon am Altar. Auch eine Enttäuschung. Ich dachte, er hätte mein Gesicht, meine Größe, meine Schultern, was weiß ich. Irgendeinen Habitus, vielleicht eine kleine Macke, die ich von mir kenne. Dass sie mich ersetzt hat, durch eine schlechte Kopie. Durch eine Aldi-Version, die vielleicht auf Kinder steht oder den Müll raus bringt oder was weiß ich.
Aber nein, er könnte mir wohl kaum unähnlicher sein. Vielleicht nur, wenn er schwarz wäre oder ein Asiat oder ein Scheiß-Spanier.
Steht da blond und irgendwie arisch. So ein Typ, der seine Brieftasche am Arsch trägt und der auf seine Uhr guckt, irgendwie mit Schwung. So ein elaniger Elan-Wichser wie aus einem Kaffee-Spot, in dem der Sohn zwölf ist und der Vater fünfundzwanzig.
Hat bestimmt einen Sprachfehler, ein Drogenproblem oder fickt rum. Was will ich eigentlich hier?
Er solle mich durchlassen, sage ich zu dem Bebe-Typen. Ich säße hier falsch! Müsse auf die andere Seite.
Er zieht den Bauch ein und klappt die Beine unter die Sitzbank.
Ich stehe im Gang, halte mich an einer Bank fest, ich ducke mich, die Augen des Bräutigams starren in meinen Nacken, aber so nicht. Ich drücke meinen Rücken durch, streiche meine Jacke grade, mit makellosen Fingernägeln, und ich will mich umdrehen und schreien: „Ich hab sie vor dir gehabt!“ Vielleicht setz ich dann noch hinzu: „Und ich war gut, Adolf!“
Aber nein, das wäre furchtbar. Ich drücke meinen Rücken durch und gehe erhobenen Hauptes auf den Ausgang zu. In dem Moment setzt die Musik ein und ich weiß natürlich, was kommt.
Vanessa. Brautkleid. Ihr Vater.
Sie gehen auf mich zu, mit dem rechten Fuß voran.
Sie schaut auf ihre Füße, ihr Vater schaut auf mich. Sie hat einen Strauß in der Hand.
Ich gehe auf die beiden zu, auf die von der Braut abgewandte Seite gehe ich zu, gehe auf ihren Vater zu, streife ihn am Arm, als ich mich an ihm vorbeiquetsche, gehe mit schnellen Schritten raus, halte nur, weil ich es muss, an der Kirchentür an, schaue über meine Schulter. Vanessa schaut nicht zurück.
Bestens, sage ich zu mir, als ich draußen stehe. Alles bestens.

Laura sagt nichts. Sie hat sich nicht hingelegt, weiß der Geier, was sie gemacht hat. Sie fragt mich auch nichts. Sie sieht mich und geht in die Küche. Ich setze mich an den Esszimmertisch und blättere in der Zeitung, bis zu den Hochzeitsanzeigen. Bis zum Bild des glücklichen Brautpaares. Jemand hat Vanessas Zähne geschwärzt, ihr einen Schnurrbart gemalt und schwarze Pickel auf die Stirn.
Als ich hoch schaue, lehnt Laura im Türspalt und grinst ein Eichhörnchengrinsen.
„Bist du da echt rein mit deiner Jacke?“, fragt sie.
Ich nicke den Tisch an.
„Idiot“, sagt sie.
Ich nicke noch einmal.
„Alles klar?“, fragt sie.
Bestens, sage ich und stehe auf. Ich gehe zu ihr, streiche ihr über das Haar, das ja genau weiß, wie es auszusehen hat, und klatsche ihr auf den Po, vergrabe meine Finger in ihrer linken Pobacke, würde am liebsten ein Zeichen dort rein brennen. Alles bestens, sage ich und dann dränge ich sie gegen die Spülmaschine.

 

Hi Quinn,

So ein elaniger Elan-Wichser wie aus einem Kaffee-Spot, wo der Sohn zwölf ist und der Vater fünfundzwanzig.
Erzählstimme hin oder her, dieses "wo" ist grausam (falsch ja sowieso).

Okay, ich gebe es zu, es ist das Einzige, das ich zu meckern gefunden habe. Gefällt mir gut, dein sentimentaler Mann, der doch im Grunde besser weiß, es auch gut getroffen zu haben. Aber es ist eben schwer, Konkurrenzdenken auszuschalten, selbst, wenn man die Frau selbst gar nicht mehr möchte. Sie soll ohne einen leiden.

Lieben Gruß
sim

 

Hey sim,

okay, das "wo" fliegt raus. Freut mich, dass dir die Nummer ansonsten gefällt.

Danke dir für deine Rückmeldung ;)
Quinn

 

Hallo Quinn!

mich über ihre Halb-Brille angesehen
Wie sieht denn eine Halb-Brille aus? :bib:
Sie fragt: „Stimmt was nicht?“
Hehe.
Die Kirche sieht aus wie ein modernes Kunstwerk, irgendwelche Giebel und Winkel, wen kümmert das schon? Viel Glas von Außen und Grüppchen, die zusammenstehen.
Von außen. Aber die Stelle gefällt mir nicht so richtig. Erst beschreibst du die Kirche und dann, beim zweiten Satz, da bist du noch bei der Kirche und dann schon bei den Hochzeitsgästen, das passt nicht zusammen. Ich dachte erst: Was für Grüppchen? Hier schwächelt die Geschichte ein bisschen.
Be-Be-Creme
Bebe-Creme
hin zu dem Bee-Bee-Typen und dann nage ich mitten in seine feiste Fresse meine Fingernägel makellos sauber.
Die Stelle hat mich irritiert, ich kann aber auch gar nicht so richtig sagen, wieso. Warum dreht er sich zum Bebe-Typen?
Der Bräutigam steht schon am Alter.
Altar
Steht da blond und irgendwie arisch. So ein Typ, der seine Brieftasche am Arsch trägt und der auf seine Uhr guckt, irgendwie mit Schwung. So ein elaniger Elan-Wichser wie aus einem Kaffee-Spot, wo der Sohn zwölf ist und der Vater fünfundzwanzig.
Elaniger Elan-Wichser! :D Coole Stelle. Und die Kaffeewerbung kann ich auch nicht ab.
„Und ich war gut, Adolf!“
Das passt wieder nicht. Weil, wenn es einen Nazi gab, der nicht arisch war, dann war das Adolf Hitler, und der Bräutigam ist ja arisch, zumindest in den Augen des Erzählers, also. Naja. Ist mir halt so aufgefallen. :)
streife ihm am Arm
ihn
Jemand hat Vanessas Zähne geschwärzt, ihr einen Schnurbart gemalt und schwarze Pickel auf die Stirn.
Sehr coole Stelle. Aber trotzdem Schnurrbart.

Ich sag dir was: Die Geschichte ist keksig! Die Stimmungen sind ja sehr schwankend, der Anfang ist fast schon spießig und man merkt richtig, dass Sonntag ist, weil genau so fühlen sich Sonntage an. Und dann wird es bedrückend und irgendwie traurig, die Stelle, als er aus der Kirche flieht ist richtig peinlich. Also für ihn, und natürlich auch für Vanessa, der Tag war bestimmt versaut für die Arme. :) Aber das Ende dann ist dir so gut gelungen, da muss einfach was Lockeres her, und so funktioniert die Geschichte auch. Man merkt dann halt, dass er das nicht nur so daher sagt, sondern er liebt seine Laura schon. Man mag die beiden einfach. Aber er ist halt eifersüchtig ohne Ende, wie das halt so ist, ich wette auch, dass der Bräutigam gar nicht so übel ist. ;)

Liebe Grüße,
strudel

 

Hey Stru,

Von außen. Aber die Stelle gefällt mir nicht so richtig. Erst beschreibst du die Kirche und dann, beim zweiten Satz, da bist du noch bei der Kirche und dann schon bei den Hochzeitsgästen, das passt nicht zusammen. Ich dachte erst: Was für Grüppchen? Hier schwächelt die Geschichte ein bisschen.
Da geb ich dir Recht, ich mach mal zwei Sätze draus.

Bebe-Creme
Boah, das ist wie mit Wick-MediNait und dem SPIEGEL. Aber okay, diesmal geb ich da noch nach!

Die Stelle hat mich irritiert, ich kann aber auch gar nicht so richtig sagen, wieso. Warum dreht er sich zum Bebe-Typen?
Na ja, der Bebe-Typ is halt so ... also es ging wohl auseinander, weil sie Kinder wollte und er nicht. Aber weiß der Geier, dem platzt da halt grad der Kragen.

Das ist peinlich. :)

Das passt wieder nicht. Weil, wenn es einen Nazi gab, der nicht arisch war, dann war das Adolf Hitler, und der Bräutigam ist ja arisch, zumindest in den Augen des Erzählers, also. Naja. Ist mir halt so aufgefallen. :)
Ach ... na ja. Das ist aus Lethal Weapon 2, wenn man wen einen Nazi nennen will, nennt man ihn Adolf. Konvention halt. Klar, er sieht nicht so aus, aber er sagt das ja auch nicht richtig.

Ich sag dir was: Die Geschichte ist keksig!
Cool, du magst auch so meine Lieblingsstellen. :)

Die Stimmungen sind ja sehr schwankend, der Anfang ist fast schon spießig und man merkt richtig, dass Sonntag ist, weil genau so fühlen sich Sonntage an. Und dann wird es bedrückend und irgendwie traurig, die Stelle, als er aus der Kirche flieht ist richtig peinlich. Also für ihn, und natürlich auch für Vanessa, der Tag war bestimmt versaut für die Arme. :)
Ja, so wollte ich es auch haben. Er ist da richtig eingekeilt und als er dann fliehen will, wird's dadurch natürlich nur noch viel peinlicher.

Aber das Ende dann ist dir so gut gelungen, da muss einfach was Lockeres her, und so funktioniert die Geschichte auch. Man merkt dann halt, dass er das nicht nur so daher sagt, sondern er liebt seine Laura schon. Man mag die beiden einfach. Aber er ist halt eifersüchtig ohne Ende, wie das halt so ist, ich wette auch, dass der Bräutigam gar nicht so übel ist. ;)
Freut mich, dass die Geschichte bei dir so ankommt wie geplant. Ist halt schon so nen Sonntagsgefühl, dieser Wehmut-Cocktail da.

Hab mich sehr über deinen Kommentar gefreut - und die Fehler auch rausgehauen ... Alter ey ;)
Quinn

 

Hallo Quinn

Ich würd die Vanessa mit Cameron Diaz besetzen, Julia Roberts bekommt Laura und den Typen darf dein Liebling Cusack spielen. Und du hast einen seichten Frauenfilm wie American Sweetheart, den man sich am Valentinstag anschauen kann. Ja, nee, nicht mein Fall.

JoBlack

 

Hey Jo,

siehst du, dass unterscheidet uns. Ich kann mir jeden Film mit Cusack angucken, auch American Sweetheart. :)
Najo, so seicht und Frauenmäßig war das nu nicht gedacht, aber okay ... es hat halt ein "Happy-End", wollte auch mal was zum wohlfühlen schreiben.

Danke dir für deine Rückmeldung, auch wenn's dir jetzt nicht so gefallen hat
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Quinn,

was mich störte:

Zitat: Wenn sie nicht mehr da wäre, würde sie mir fehlen. Und ich bin gut zu ihr. Daran besteht kein Zweifel.

Wie furchtbar. Ich weiß nicht, ob du diesen Effekt erzielen wollte, aber gut ist man zu seinem Meerschweinchen oder Wellensittich. Ich würde das irgendwie anders formulieren, weil aus dem Rest der Geschichte dann doch mehr entsteht, als nur "gut zu ihr zu sein" - sofern ich die Geschichte richtig interpretiere.

Zitat: Daran besteht kein Zweifel.
Die Frau, die ich ohne Zweifel liebe, klappt die Spülmaschine zu.

Ja, ich weiß, dass du Wortwiederholungen gern (und in der Regel auch effektvoll) als Stilmittel verwendest, aber hier liest sich das irgendwie nicht gut.

Zitat: hin zu dem Bebe-Typen und dann nage ich mitten in seine feiste Fresse meine Fingernägel makellos sauber.

Es ist klar, dass dein Prot (*g*) genervt ist und du es auf diese Weise deutlich zu machen versuchst, aber mir scheint die "Fresse" in diesem Fall irgendwie nicht so ganz passend. Irgendwie einen Tick zu überbetont emotional. Visage?

Zitat: Steht da blond und irgendwie arisch.

Mir kommt dieser ganze Nazi-Vergleichskram im Text, der sich ja nur aufs Optische bezieht, ein wenig zu platt daher und macht deinen Prot unsympathisch. Wenn das in deiner Absicht lag, okay. Wenn nicht, verzichte lieber darauf und lass dir was anderes einfallen. Denn die KG lebt eigentlich davon, deinen Prot sympathisch zu finden, ein bisschen mit ihm mitzuleiden.

Zitat: halte nur, weil ich es muss, an der Kirchentüre an,

Ich kann dir nicht sagen woran es liegt, aber die "Türe" nervt mich immer und in jedem Text, das klingt immer so aufgesetzt und irgendwie altväterlich oberlehrerhaft und passt so gar nicht zum sonstigen Stil der KG. Ein verkniffener Sprachpurist, der aussieht wie eine Wilhelm-Busch-Figur, mag zwar an einer Türe halten (womöglich, um sich anzuschicken, sie gleichwohl im nächsten Augenblicke zu durchschreiten), aber dein Prot wird einfach nur an der verdammten Kirchentür halten.

So, das waren realtiv viele (spitzfindige) Anmerkungen zu einer KG, die mir dennoch gut gefällt. Kein Wunder, das könnte glatt ein Thema von mir sein (und ich hab's sogar in einer ähnlichen Geschichte verwurstet).

Ich mag sentimentale Rückblick-Auf-Alte-Lieben-Geschichten und ich finde, du hast sie aus dem Quinn'schen Blickwinkel sehr unterhaltsam geschrieben, mit Stellen zum Schmunzeln und Stellen zum Nachdenken.

Dein Prot hat diesen Schlussstrich gebraucht, um sich sein aktuelles Lebensglück zu bestätigen. Endgültig Abschied nehmen von der (vermutlich) "nur" größten Liebe seines Lebens, um sich wieder der Frau zuzuwenden, die er wirklich liebt. So ist das.

Was mich noch irritierte: Wie kann in der Zeitung ein glückliches Brautpaar abgebildet sein? Sie heiraten doch erst? Bilder vom Standesamt? In der Zeitung?

Egal, das kam mir nicht so ganz nachvollziehbar vor, muss aber zwingend sein, um dem Schluss einen lustigen Dreh zu geben.

Fazit: Gute, kurzweilige Unterhaltung mit ein paar krausen Textstellen zum Glattbügeln.

Grüße von Rick

 

also Quinn, hör mal,:D

Hör mir bloß mit Wohlgefühl-Geschichten auf. Deine düsteren, komischen, traurigen, durchgeknallten Geschichten sind viel besser, ehrlich!

Nein, jetzt im Ernst, schon gar nicht so schlecht, aber irgendwie war mir das zu dünn. Das mit der Kirche war gut, auch der Anfang, aber er geht nachhause, lässt sich als Idiot bezeichnen und treibt es dann mit seiner Ersatzfrau. Finde ich irgendwie lahm.

Ich weiß, das war jetzt nicht konstruktiv und vielleicht auch nicht sonderlich freundlich, aber mir hat es leider nicht gefallen.

Georg

 

Jo Quinn,

ratzfatz, die nächte Geschichte von dir. Machst du eigentlich noch was anderes? ;)
In seiner Gesamtheit finde ich die Geschichte gut. Schön auch, dass du dich nicht lumpen lässt, hin und wieder mal ein Happyend einzustreuen. Bei manchen Autoren weiß man, bevor man die kg angeklickt hat, dass sie auf jeden Fall tragisch ausgehen wird. Bei dir bleibt es spannend.

Womit ich persönlich meine Schwierigkeiten habe war dein Schreibstil. Irgendwie kam mir das ganze recht eckig rüber. Satz.peng.komma.peng. Satz.peng. Nicht, dass die kg nicht abwechslungsreich geschrieben wäre, aber ... äh ... Kann ich nicht besser beschreiben. Irgendwie wirkt es zu zackig auf mich. Steht in einem seltsamen Kontrast zum eigentlich recht kuschligen Inhalt. Hm.
Gefallen hat mir dir kg trotzdem. :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hey Rick,

Wie furchtbar. Ich weiß nicht, ob du diesen Effekt erzielen wollte, aber gut ist man zu seinem Meerschweinchen oder Wellensittich. Ich würde das irgendwie anders formulieren, weil aus dem Rest der Geschichte dann doch mehr entsteht, als nur "gut zu ihr zu sein" - sofern ich die Geschichte richtig interpretiere.
Ja, klar, aber das soll ja am Anfang diese Unsicherheit nähren. Es ist auch so ein Eindruck, dass er ein schlechtes Gewissen hat, weil er Vanessa vielleicht leidenschaftlicher geliebt hat als Laura nun. Und es ist auch ein Spannungsmoment in der Geschichte, klar ist das "furchtbar", aber daraus gewinnt die Geschichte doch Spannung, dass man am Anfang eben nicht weiß, wie er jetzt zu Laura "genau" steht.

Es ist klar, dass dein Prot (*g*) genervt ist und du es auf diese Weise deutlich zu machen versuchst, aber mir scheint die "Fresse" in diesem Fall irgendwie nicht so ganz passend. Irgendwie einen Tick zu überbetont emotional. Visage?
Ich mochte das mit dem dreimal "F" feiste Fresse Fingernägel.

Mir kommt dieser ganze Nazi-Vergleichskram im Text, der sich ja nur aufs Optische bezieht, ein wenig zu platt daher und macht deinen Prot unsympathisch. Wenn das in deiner Absicht lag, okay. Wenn nicht, verzichte lieber darauf und lass dir was anderes einfallen. Denn die KG lebt eigentlich davon, deinen Prot sympathisch zu finden, ein bisschen mit ihm mitzuleiden.
Das ist halt total irrational, also für mich wird er dadurch nicht unsympathisch. Er wirft ihm halt irgendwas vor. Sonderlich heldenhaft ist das nicht oder edel, aber er benimmt sich ja auch in keiner Situation heldenhaft.

Ich kann dir nicht sagen woran es liegt, aber die "Türe" nervt mich immer und in jedem Text, das klingt immer so aufgesetzt und irgendwie altväterlich oberlehrerhaft und passt so gar nicht zum sonstigen Stil der KG.
Jau, fliegt raus.

Dein Prot hat diesen Schlussstrich gebraucht, um sich sein aktuelles Lebensglück zu bestätigen. Endgültig Abschied nehmen von der (vermutlich) "nur" größten Liebe seines Lebens, um sich wieder der Frau zuzuwenden, die er wirklich liebt. So ist das.
Schöner Gedanke, ja.

Was mich noch irritierte: Wie kann in der Zeitung ein glückliches Brautpaar abgebildet sein? Sie heiraten doch erst? Bilder vom Standesamt? In der Zeitung?
Ich dachte so zwei Einzelfotos, hm. Müsste ich noch mal umformulieren.


Danke dir für deine Kritik, Rick, einiges zum Knabbern drin
Quinn


Hey Bär,
du schlägst dich also ins Black-Lager, so so. :)
Ja, okay. Ich find die Geschichte hier auch ein bisschen durchgeknallt, aber na ja. Das Happy-End ist schon kuschlig, ich gestehe. Auch ich habe eine weiche Seite!

Danke dir ;)
Quinn

Hey weltenläufer,

Schön auch, dass du dich nicht lumpen lässt, hin und wieder mal ein Happyend einzustreuen. Bei manchen Autoren weiß man, bevor man die kg angeklickt hat, dass sie auf jeden Fall tragisch ausgehen wird. Bei dir bleibt es spannend.
Ha! Komm an meine Brust!


Womit ich persönlich meine Schwierigkeiten habe war dein Schreibstil. Irgendwie kam mir das ganze recht eckig rüber. Satz.peng.komma.peng. Satz.peng. Nicht, dass die kg nicht abwechslungsreich geschrieben wäre, aber ... äh ... Kann ich nicht besser beschreiben. Irgendwie wirkt es zu zackig auf mich. Steht in einem seltsamen Kontrast zum eigentlich recht kuschligen Inhalt. Hm.
Ja, das stimmt schon. Wobei ich finde, er ist von Anfang an leicht unter Strom, die Geschichte beginnt ja schon damit, dass er die Hochzeitsanzeige gesehen hat. Von außen wirkt das bestimmt kuschliger als es für den Erzähler ist. :)

Freut mich, dass es dir gefallen hat, danke dir für deinen Kommentar
Quinn

 

Hallo Quinn,

ich hab den Text ein paar Mal gelesen und nachdem ich ihm anfangs nicht viel abgewinnen konnte, finde ich ihn mittlerweile ok. Das Thema finde ich zum Beispiel, obwohl bereits vielfach mit wem auch immer verfilmt, gut: Die Frau, die man eigentlich liebt und dann nach Erschuetterung durch die Ex ein wenig gegen die Spuelmaschine draegen muss, um sich das auch zu beweisen. Zum Glueck auch keine Hysterie sondern nur Schnurrbaerte.
An der Umsetzung hat mich Vieles allerdings nicht so begeistert. Die Begegnung auf dem Weg zum Altar hat wirklich showdown-Potential, aber der emotionale Stress wird mit "gehe ich, gehe ich, gehe ich" eher stilbluetenmaessig ueberwuchert als spuerbar gemacht.
Der Text ist als lustiger Text zu wenig lustig und als Text ueber Gefuehle beruehrt er mich nicht. Es ist schon klar, dass Hitler und Kaffeespot-Vater Vergleich verletzter Eitelkeit entspringen, aber fuer mich funktioniert die Verbindung von Humor und Dramatik (die ich eigentlich sehr mag) hier nicht.

"Eichhoernchengrinsen" ist allerdings sehr schoen.

lg
feirefiz

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey feirefiz,
erstmal cool, dass du den Text nach und nach besser fandest. Ob jetzt ein Thema verfilmt ist oder nicht, kümmert mich beim Schreiben eigentlich wenig, ich hab schon versucht, eine eigenständige Geschichte zu schreiben, aber wenn man jetzt Erinnerungen und Lieben komplett ausblenden würden, nur weil das seit 600 Jahren in allen Facetten beleuchtet ist, wäre es auch verdammt blöd.
Die Begegnung vor dem Altar sollte ja gerade kein Showdown sein, das "gehe ich, gehe ich, gehe ich" fand ich nun auch nicht gerade meinen glanzvollsten Punkt, aber "stilblütenmäßig" - hm, muss ich noch mal drüber, ein wegzwängen, ohne den "Konflikt". Vanessa sieht ihn nicht mal an. Vanessa schaut auf ihren Strauß.
Lustige Texte schreib ich eh nie. Texte über Gefühle und mit Berühren und so, eigentlich auch nicht. :) Ich weiß nicht, ich setz mich dann nicht hin und denke: "So und jetzt mal bitte Taschentücher raus, ihr Maden!" - bisschen wohlfühlen okay, das war so die Intention am Ende. Aber die Hitler und die Kaffeespot-Nummer waren ja nun keine Schenkelklopfer.

Danke dir für deinen Kommentar, ist doch wieder was zum Knabbern dabei
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Quinn

Ob jetzt ein Thema verfilmt ist oder nicht, kümmert mich beim Schreiben eigentlich wenig, ich hab schon versucht, eine eigenständige Geschichte zu schreiben, aber wenn man jetzt Erinnerungen und Lieben komplett ausblenden würden, nur weil das seit 600 Jahren in allen Facetten beleuchtet ist, wäre es auch verdammt blöd.
Aeh ja, ich dachte, das sagte ich :confused:

Und "showdown" war natuerlich falsch. Ich meine eher sowas wie emotionaler Hoehepunkt. Dass es gerade nicht zur Konfrontation kommt, finde ich absolut richtig, genau wie das undramatische Ende. Alles andere waere tatsaechlich doof.

Und dass mein Wunsch nach Beruehrung zur spitzigen Interpretation mit Taschentuechern einlaedt, haette mir eigentlich klar sein muessen ;)

Demnaechst praeziser,
feirefiz

 

Hi Quinn,

das hat sich ein bisschen gekreuzt, ich war schon an der Kritik dran.;) Und zwar, um mal was neues auszuprobieren, in patch-work Art (patch-work – da stehen mir selbst die Haare aufm Arm). Egal, ich klau’ jetzt einfach die Sätze von den anderen und tue so als wären sie fast meine (bitte keine Aufregung bei den Kritikern – einmalige Sache und ich hab halt nix neues zu sagen!)

Das Thema finde ich zum Beispiel, obwohl bereits vielfach mit wem auch immer verfilmt, gut. Ich würd die Vanessa mit [Julia Roberts statt] mit Cameron Diaz besetzen [Julia sieht unfruchtbarer aus und Cameron keksiger!] […] und den Typen darf dein Liebling Cusack spielen. Und du hast einen seichten Frauenfilm [mit einem männerwürdigen und potenten Schluss]!

Das mit der Kirche war gut, auch der Anfang, - man merkt richtig, dass Sonntag ist, weil genau so fühlen sich Sonntage an - […] er geht [dann] nachhause, lässt sich als Idiot bezeichnen und treibt es dann mit seiner Ersatzfrau, die Frau, die [er] […] eigentlich liebt und dann nach Erschuetterung durch die Ex ein wenig gegen die Spuelmaschine draegen muss, um sich das auch zu beweisen.

Man merkt dann halt, dass er das nicht nur so daher sagt, sondern er liebt seine Laura schon. Man mag die beiden einfach. Gefällt mir gut, dein sentimentaler Mann, der doch im Grunde besser weiß, es auch gut getroffen zu haben. Aber es ist eben schwer, Konkurrenzdenken auszuschalten, selbst, wenn man die Frau selbst gar nicht mehr möchte. Die KG lebt eigentlich davon, deinen Prot sympathisch zu finden.

Dein Prot hat diesen Schlussstrich gebraucht, um sich sein aktuelles Lebensglück zu bestätigen. Endgültig Abschied nehmen von der (vermutlich) "nur" größten Liebe seines Lebens, um sich wieder der Frau zuzuwenden, die er wirklich liebt. So ist das.

Zitatenende


Huch, das war doch anstrengend!

Von mir:

Nicht sehr viele in meinem Alter, hat wohl keine Freunde mehr.

Dieses „hat keine Freunde mehr“ fand ich sehr merkwürdig. Hinterher und nachm Nachdenken isses klar. Aber so am Anfang ist es brutal plötzlich. Da ist nicht mal ein Pronomen da, da richtet sich die Frage „wer?“ genau so auf wie die Haare auf meinem Arm oder die im Lauras Nacken.


Gut unterhalten
Kasimir

 

Hallo Quinn,

bisher habe ich zwar noch keine Hochzeit an einem Sonntag erlebt und auch kein Foto in einer Hchzeits-Anzeige, aber das soll kein Kritikpunkt sein, sonst läuft ja deine Geschichte nicht ;).

Eigentlich habe ich die Geschichte eines kranken Mannes erwartet, der Ich-Erzähler wirkte so hilflos auf mich, als hätte er Demenz oder wäre leicht geistig zurückgeblieben. Was doch alte Lieben so alles bewirken.

Aber Laura ist ja auch nicht ganz doof. Ich finde das schon eine Leistung, aus dem Weggang zu schließen, dass er in der Kirche war. Die zwei müssen sich wohl auch schon ewig kennen.

Ich hab die Geschichte gerne gelesen. Sie hat einige Gedanken freigelegt - war doch an meiner Hochzeit auch so ein Ex :D.

Am Rande:

Ich sage Schatz, das kann ich doch machen und frage, ob sie sich nicht ausruhen wolle, ein paar Stunden Schlaf noch, die hätte sie sich auch mal verdient, ich erledigte den Einkauf.
Die versteckte wörtliche Rede ließ mich stolpern, der erste Satz ist so doch auch nicht korrekt. Vielleicht kursiv setzen?

Nicht sehr viele in meinem Alter, hat wohl keine Freunde mehr.
Versteh ich nicht.

Rentner, Familien, die schon Kinder haben.
Rentner; Familien ...


Als der alte Mann noch mal zu Sprechen ansetzt, frage ich ihn, ob er denn Witwer sei, frage es und drehe mich um, weg von ihm, hin zu dem Bebe-Typen und dann nage ich mitten in seine feiste Fresse meine Fingernägel makellos sauber.
zu sprechen oder zum Sprechen

Liebe Grüße
bernadette

 

Hey Kasimir,

lustige Flickwerk-Kritik, hoffentlich lesen sich meine Geschichten nicht auch so
Das mit dem "Hat wohl keine Freunde mehr" - ist sicherlich was, bei dem man kurz stutzen sollte, weil es so unvermittelt kommt. Es soll ein Stück weit die aufgewühlte Lage des Erzählers verdeutlichen.

Freut mich, dass dich die Geschichte gut unterhalten hat, so soll's sein


Hallo Bernadette,

Eigentlich habe ich die Geschichte eines kranken Mannes erwartet, der Ich-Erzähler wirkte so hilflos auf mich, als hätte er Demenz oder wäre leicht geistig zurückgeblieben. Was doch alte Lieben so alles bewirken.
Er ist vom ersten Satz an neben der Spur, auf jeden Fall.

Aber Laura ist ja auch nicht ganz doof. Ich finde das schon eine Leistung, aus dem Weggang zu schließen, dass er in der Kirche war. Die zwei müssen sich wohl auch schon ewig kennen.
Ja, die kennt ihn schon gut, die beiden mögen sich wohl auch richtig.

Ich hab die Geschichte gerne gelesen. Sie hat einige Gedanken freigelegt - war doch an meiner Hochzeit auch so ein Ex
Ui, more drama, baby. Ja, bestimmt ein interessantes Erlebnis.

Vielen Dank für deine Kritik und für deine Anmerkungen noch, die übernehm ich dann mal gleich
Quinn

 

Hi Quinn,
gefällt mir sehr gut, besonders die "Schimpfstellen".

"ich erledigte den Einkauf. Das könne ich ruhig auch mal machen."
musste ich mehrfach lesen, um zu erfassen, dass er nicht vom bereits von ihm erledigten Einkauf spricht. Wie wärs mit: ich kann doch ruhig mal einkaufen gehen, jetzt gleich. (O.s.ä., findest bestimmt eine bessere Formulierung.)

"Nicht sehr viele in meinem Alter, hat wohl keine Freunde mehr."
Da schließe ich mich Kasimir an.

Bemerkendwert, wie Du das traurige Ende in eine schmunzelig-geile Stimmung drehst.
Mir hätte ein trauriges Ende besser gefallen, aber ich denke, das ist subjektiv.

VlG Damaris :-)

 

Hey Damaris,

freut mich, dass dir die Geschichte zugesagt hat, das baut mich nun bisschen auf, nachdem die letzte so gefloppt ist. ;)

Das mit dem "erledigte" ... jo, das steht ja am Ende eines Abschnitts mit indirekter Rede und das, was Kasimir anspricht, hm, ich denk mal drüber nach.

Danke auf jeden Fall für den Kommentar
Quinn

 

Hallo Quinn

... es ist ein trauriges Gemälde mit abgestumpften Abläufen komischer Zeitgenossen, aber das Lesen ist trotzdem angenehm. Und sonntags Kirche und Bild in der Zeitung (Bild am Sonntag oder die Samstagszeitung?) - wieso keine Freunde mehr - da dachte ich, also doch eine Beerdigung ... da wackelt es ein wenig, aber die beiden bringen es wacker durch bis zum sehr lustigen Schluss.
Liebe Grüße
Detlev

 

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