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Aiken

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24.08.2024
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Aiken

Aiken sitzt am Steg. Im Wasser schwimmen oliv schimmernde Kapelane. Ein Eimer mit gefangenen Fischen steht neben dem Jungen, dahinter liegen die Holzhäuser des Dorfes in ihrer Gebirgsmulde.
Ich werde Aiken zum Anleger schicken, hatte Großmutter Mühme in ihrem letzten Brief an Moose geschrieben. Er wird auf dich warten.

Moose steuert mit der „Ammassat“ den Hafen an. Die Gewässer der Insel sind ihm nicht mehr vertraut. Er sieht die kleine Gestalt dort sitzen, der er seit vier Jahren nicht mehr begegnet ist. Schaltet den Motor ab und verlässt den Kutter. Am Steg bleibt er stehen, legt den Kopf schief und sieht Aiken an. Der hält dem einen Augenblick lang stand, springt dann auf und ruft:
„Du brauchst überhaupt nicht mehr zu kommen!“

Und er läuft davon. Fische und Wasser schwappen aus seinem Eimer, bilden eine zappelnde Spur. Moose folgt ihm, sammelt die Kapelane auf, legt sie in seine Mütze und kurz darauf zu den anderen, die das Kind auf der Veranda hat stehen lassen. Seine Aufgabe ist klar. Jetzt, da Mühme in Rente ist, ist sie dankbar für die Unterstützung, die Moose ihr und Aiken zukommen lässt. Um Wintervorräte anzulegen, wird sie diesen Sommer auch ihn beherbergen. Er stellt das Gepäck ab. Nach seiner ersten Begegnung mit dem Jungen bleibt er eine Weile vor der Tür stehen. Dann atmet er aus und klopft an.

*​

An einem frühen Morgen zog Marius Aiken an, nahm ihn bei der Hand und ging mit ihm zum Kai. In Anorak und Stiefeln trippelte der Junge neben seinem Vater her. Schiffskräne verluden mannshohe Rohre, die zur Sanierung der Entsalzungsanlage geliefert worden waren.
Marius brachte das Kind an den Rand der Landzunge und bedeutete ihm, da zu bleiben. Lächelnd und mit ausgebreiteten Armen beobachtete der Junge die durch die Luft schwebenden Bauteile, bis sie gebündelt auf Gestellen abgelegt worden waren. Es roch nach Eis und Öl. Marius, der beauftragt war, die Löschung der Ladung zu koordinieren, lief am Anleger mal hierhin, mal dorthin. Mit behandschuhter Hand gab er den Arbeitern auf den Gestellen Richtungsanweisungen, blinzelte in die aufgehende Sonne.
Plötzlich riss krachend die Begurtung eines Bündels, ließ die Rohre ohrenbetäubend über den Anleger donnern. Sie kreuzten Marius’ Blick und begruben ihn unter sich.
Beim Aufprall, den Schreien, den verzweifelten Rufen verlor Aiken beinahe die Besinnung, war rückwärts stolpernd ins Straucheln geraten und dem Ufer entglitten. Er tauchte ein, tauchte unter und verlor in der träge schwappenden See jede Orientierung.
Der Junge riss die Augen auf. Die Luft seiner Lungen war fast verbraucht. Aiken strampelte, gab jedoch rasch nach und trieb mit ausgebreiteten Armen unterhalb der Wasseroberfläche. Eine Stake erschien ihm vor Augen, als sein Bewusstsein schon zu schwinden begann. In einer letzten Anstrengung entwand er sich dem eisigen Griff des Wassers, klammerte und wurde emporgezogen. Emporgezogen in eine milde Windstille, in der er zu liegen kam, bis Moose ihn aufhob und nach Hause trug.

Kristian nutzte das Boot für den Eigenbedarf, indem er dann Angeln fuhr, wenn er der ewig gleichen Konserven überdrüssig geworden war. Vertäut in der Nähe des Stegs war es im Morgengrauen kaum zu erkennen. Erst, als die ersten Wellen Tageslicht hereinschwappten, erschien seine Schatten. Manchmal ließ sich der Pastor von einem Schlepper ein Stück fjordeinwärts ziehen, angelte und ruderte ausdauernd zurück.
Dieser Morgen war ein anderer, und er hatte dem Ganzen kaum Aufmerksamkeit geschenkt, bis der entsetzliche Lärm, Schreie und das Quietschen, das Rattern der Maschinen die Stille sprengten. Als er das Boot fast erreicht hatte, löste sich an der Anlegestelle ein kleiner Schemen, versank lautlos und beinahe augenblicklich. Im nächsten Moment hatte Kristian die Stake ergriffen, mit der er sich sonst von der Felsküste abstieß, und sie in die finstere See gehalten. Aiken krampfte und kniff die Augen zu, nachdem er sicher abgelegt worden war.
Mit der Stake in der Hand betrachtete Kristian den Anleger, denn dort stand Moose, wandte den Kopf von links nach rechts, von rechts nach links, nicht in der Lage, sich zu bewegen.

Als es Abend wurde, entzündete Kristian eine Kerze und an ihr seine Zigarette. Er hatte sich vorgenommen, weniger zu rauchen, brauchte es nach dem Unfallmorgen aber. Versunken schaute er in die tänzelnde Flamme auf dem kleinen Tisch, spielte mit einem Kronkorken. Gerade wollte er das Licht löschen, als ein Schrei erklang. Kristian öffnete die Tür und sah hinaus. Der Schrei stammte von Moose, der auf dem zerklüfteten Untergrund gestürzt war und nun versuchte, sich wieder aufzurichten. Als es misslang, eilte Kristian zu ihm und ließ ihn sich hochziehen. Dabei bemerkte der Pastor Mooses glasigen Blick und den alkoholschweren Atem. Der Betrunkene seufzte, drehte eine einsame Pirouette und sackte wieder in sich zusammen. Kristian hievte ihn auf einen Stein.
„S’ all’s verlor’n“, schnaufte Moose.
„Aber das Kind lebt“, erwiderte Kristian und zwängte sich neben ihn.
„‘nd? Mari’s s’ mein Bruder g’wesen.“ Der Pastor ließ ihn weinen.
„Ich weiß. Wir haben ihn heute verloren. Zumindest das, was nur der Welt gehörte.“
„Wenn i’s s’neller g’wesen wär’.“
„Die Verletzungen waren schwer.“
Schluchzen und Schweigen setzten ein. Moose ließ die Schultern hängen und wiegte sich in einem unhörbaren Takt. Kristian wartete eine Weile, fasste ihn dann unter den Achseln, stemmte ihn hoch und ließ ihn sich einhaken. So kamen sie langsam voran.
„Was wird jetzt aus dem Jungen?“, fragte er nach einer Weile.
Moose machte eine ausladende Bewegung mit dem freien Arm und blickte in den Himmel. Für einen Moment verharrte er so und richtete dann einen leeren Blick auf Kristian.

Mühmes starker Kaffee ließ ihn klarer werden. In der vergangenen Nacht hatte er tastend das Haus durchquert, bis er mit Kristians Hilfe das Kajütenzimmer erreichte.
„Es tut mir sehr leid“, sagte Mühme sanft.
„Er war der Einzige, der noch übrig war. Von unserer Familie, meine ich“, sagte Moose. „Jetzt bin ich ganz allein.“
„Es muss besonders weh tun“, erwog Mühme. Reden war für Moose noch nicht das Wichtigste.
„Wirst du dich um Aiken kümmern?“, fragte sie stattdessen. Moose blickte überrascht auf.
„Ich?“
„Wer denn sonst? Er hat jetzt nur noch dich und mich.“
„Es geht ihm hier doch gut, oder nicht?“ Moose runzelte die Stirn. Das Stechen und Brummen in seinem Kopf schwoll wieder an.
„Ja. Aber ich bin achtundsechzig. Mehr Gleichaltrige als im Dorf täten ihm bestimmt sehr gut.“
„Du hast Erfahrung.“
„Erfahrung ersetzt keine Lebendigkeit“, sagte Mühme milde.
„Was hat das denn mit mir zu tun? Die paar Besuche.“
„Du bist immer noch sein Onkel.“
Ein Lächeln zeigte sich auf Mooses Gesicht.
„Ja. Aber was ist ein Onkel, den du nicht richtig kennen gelernt hast?“
Mühme hatte die Hände gefaltet und in den Schoß gelegt. Einen Moment lang sah sie aus dem Fenster, dann sagte sie langsam:
„‘Jetzt’ ist manchmal ein sehr passender Zeitpunkt.“
Moose rührte in seiner Tasse. Das dünne Porzellan klingelte unter dem Kaffeelöffel. Nach einer Weile räusperte er sich und sagte:
„Irgendetwas kann ich bestimmt für euch tun.“
Mühme verstand.
Die Türangeln quietschten und Aiken erschien im Pyjama. Benommen blickte er an den beiden vorbei, bis Mühme ihn aufhob und an seinen Platz setzte. Er machte keine Anstalten, etwas zu essen oder zu trinken. Abwesend duldete er den Löffel, den Mühme ihm von Zeit zu Zeit in den Mund schob. Die kleinen, zu Fäusten geballten Hände öffnete er nicht.
Moose starrte auf das Wachstuch auf dem Tisch.
Am darauffolgenden Morgen startete er seinen Kutter in Richtung Neufundland und Labrador. In aller Frühe hatte er seine Sachen gepackt, Kaffee für Mühme aufgesetzt und war verschwunden.

„Es kann nicht sein, dass du nicht Schwimmen kannst“, hatte Mühme energisch befunden, als Aiken fünf Jahre alt war. Auf dem Festland gab es einige Seen, die sich zwar kaum erwärmten, dafür aber Niedrigwasser boten. Mit der Fähre setzten sie über und wanderten, bis das Wasser vor ihnen lag wie ein Spiegel. Die Großmutter blies ein paar Schwimmflügel auf, während Aiken skeptisch um sich blickte. In Shorts und Schwimmhilfen machte er ein paar Schritte an Mühmes Hand, blieb aber im knöcheltiefen Wasser stehen. Die Fläche glänzte blau und war bis an den Rand mit Wolken gefüllt.
„Sieh, ist das nicht schön? Es ist nicht gefährlich.“
Aiken zögerte. Zu seinen Füßen konnte er den Grund des Sees erkennen, ein
Wolkenloch, in dem er mit beiden Beinen steckte. Seine Haut brannte und kribbelte, ihm wurde schwindelig. Das Wasser um seine Knöchel schien ihn in die Tiefe zu ziehen, und Aiken wand seine Hand ihn Mühmes, um sich daraus zu befreien. Sie gab nicht nach, drängte ihn jedoch auch nicht, weiterzugehen.
Die Sommer über versuchten sie es. Einmal in der Woche standen sie am Badesee und froren, das Kind wie ein Stock auf dem kargen Untergrund. Manchmal schwamm Mühme hinaus, um ihm die Scheu zu nehmen.
„Wovor hast du Angst?“
Aiken konnte es nicht sagen. Sie füllte ihn bis über den Rand.

Mühme erinnerte sich daran, wie Aiken versucht hatte die Angst zu überwinden. Der Bauch der alten Frau war ein mit niedrigen Bäumen bestandenes Gebiet unweit von Nuuk, in das sie ihn mitgenommen hatte, als sie mit Lehraufgaben an der Uni betraut gewesen war. Mit nackten Füßen hatte Aiken zugelassen, abzusinken in ein noch immer kaltes Wasser, sich mit dem Grund zu verbinden und wieder daraus empor zu stemmen. Ein von Flechten überkrustetes Walskelett war sein Versteck dieser Tage gewesen, obwohl er sichtbar in dem Rippenkäfig gesessen hatte, mit blauschwarzem Schopf und aufgeschürften Knien.
Dahinter erstreckte sich das Moor, in dem die Permafrostböden tauten und absanken, Mulden und kleinere Seen aus stehendem Wasser bildeten, in denen außer einem gelegentlichen Sonnentau keine Vegetation entstand. Es faszinierte ihn, was sein Vater ihm erklärt hatte: Setzte man einen Fisch aus dem Meer in eines dieser Wasserlöcher, musste er sterben. Dass das Eintauchen in sein Element ihn, den Fisch, auch töten konnte, war ihm nicht bewusst gewesen.
Außerhalb der Torfmoore wucherten aus Steinbrech, Hahnenfuß und Weidenröschen gesprenkelte Teppiche in die Niederungen des Sommers, aber der Junge zog die Landschaft aus Tümpeln und trockenen Kuppen vor, in der das Wasser keinerlei Regung bereithielt. Die Birken, die sich in die Kuppen krallten, wuchsen als Strauß mit jeweils mehreren krummen Stämmen, glatter Rinde und zerzaustem Grün. Es waren die ersten Bäume, die Aiken je sah.

„Kletter rein!“, sagte Kristian. Seit Marius’ Beerdigung hatte er ein Auge auf den Jungen. Nun biss dieser sich auf die Zunge und wagte nicht zu widersprechen. Das Ruderboot war schmal. Zitternd streckte Aiken ein Bein nach dem Bootsinneren aus, stieg rücklings ein und setzte sich. Er roch feuchtes Holz und säuerlichen Fisch. Kristian legte sich in die Riemen. Er wird warten, bis Aiken sich irgendwann traute, die Augen aufzumachen.
„Warum willst du, dass ich mitfahre?“, fragte Aiken.
„Wir können reden. Und ich kann dir zeigen, wie man fischt.“
„Warum soll ich das lernen?“
„Weil alle hier Fischen können“, lächelte Kristian und breitete die Arme aus. Die Ruderpinnen knarzten. „Außerdem bist du Insulaner. Und musst was essen“, fügte er scherzhaft hinzu.
Es würde Wochen dauern, bis Aiken die Augen öffnete. Dann saß er steif im Boot, den Kopf zwischen die Schultern gezogen. Kristian ließ ihn eine Angelrute halten, doch sobald ein Fisch biss und zog, begann Aiken zu schreien, schrie und ließ die Rute los, die der Pastor dann von der Wasseroberfläche fischte.

„… aber mit der Zeit verfilzte und verschmutzte ihr prächtiges Haar von all dem Dreck, den die Leute ins Wasser warfen.“
Aiken lag im Bett. Im Schein der kleinen Lampe hatte Mühme ein Buch aufgeschlagen und las daraus vor.
Da wurde Sedna, die Göttin des Meeres, wütend. Sie fing mit ihren langen, schwarzen Haaren alle Tiere des Meeres ein und hielt sie darin fest.“
„Sind die Tiere in einem Nest aus Filz gewesen?“, fragte Aiken.
„Nun, vielleicht“, antwortete Mühme. „Ich kann es mir gut vorstellen.“
Es gab nichts mehr zu fangen. Die Inuit hungerten. Da riefen sie in ihrer Not Angakkoq, den Schamanen. Und Angakkoq reiste auf den Grund des Meeres, wo Sedna wohnte, beschwichtigte sie und kämmte ihr Haar.“
„Das hat bestimmt ganz lange gedauert“, sagte Aiken.
„Bestimmt. Aber die Leute hatten großen Hunger, da war es Angakkoq egal, wie lange es dauerte.“
Er entfernte den Schmutz und warf ihn fort. Da ließ die Göttin des Meeres alle Beutetiere wieder frei, nicht aber ohne das Versprechen, dass die Inuit nicht gierig, verschwenderisch und in Gleichgültigkeit leben und jagen sollen. Der Schamane nahm die Botschaft mit zu den Leuten, und sie versprachen es und bemühen sich seither, ihr Versprechen zu halten.“
„Sedna war bestimmt glücklich, als die Haare wieder sauber waren.“ Nachdenklich sah Aiken Mühme an.
„Ja“, erwiderte sie. „Sie ist die Göttin des Meeres, aber weil sie keine Finger mehr hat, braucht sie Anggakoq.“

*​

Vier Jahre nach dem Unglück hat Mühme bereits Kaffee vorbereitet, um ihren Gast willkommen zu heißen. Sie sitzen in der kleinen Küche und trinken zunächst, bevor Moose zu reden beginnt.
„Hat sich ja nicht viel verändert“, murmelt er verlegen.
„Aiken und ich, wir haben uns verändert“, meint Mühme mit leuchtenden Augen.
„Natürlich“, beeilt sich Moose zu sagen und blickt kurz unter sich. „Seid ihr zurechtgekommen?“
„Großteils ja. Er musste immer überall hin mit, auch ins Klassenzimmer, jeden Tag. Anfangs in einem Laufstall.“
„Das klingt nach einer Herausforderung.“
„Es war eine. Wir sind ganz gut damit umgegangen.“
„‘Du brauchst gar nicht mehr zu kommen’, hat er gesagt“, erwähnt Moose.
„Aiken ist ein Kind. Du kannst ihm nicht übel nehmen, dass er sich damals alleingelassen fühlte.“
„Denkst du etwa, mein Junggesellenleben in Rigolet wäre etwas für ihn gewesen?“, fragt Moose halb scherzhaft. Mühme bleibt ernst.
„Denkst du etwa, es wäre das Gleiche geblieben?“
„Oh, ähm … nein“, sagt Moose langsam.
Für einen Augenblick ist es still. Nur die Uhr auf der Anrichte tickt.
„Und denkst du“, fährt Mühme fort, „es wäre schlimm gewesen?“
Moose sagt eine Weile nichts. Die Fischerei und der Fernseher machen das Leben in Rigolet aus. Ein verlässliches, abgestandenes Zuhause. Er steht er auf und klopft leise an die Tür des Kinderzimmers.
„Aiken? Ich bin’s, Moose.“
Als keine Antwort kommt, öffnet er die Tür einen Spaltbreit. Aiken sitzt an einem kleinen Tisch, vor sich die Abbildung eines Kapelans, die er in verschiedenen Farben ausmalt. Feindselig sieht er dem Onkel entgegen.
„Was machst du?“, bringt dieser hervor.
„Ich kann selber Fische fangen“, sagt Aiken ohne Umschweife.
Moose starrt einen Moment lang auf das Papier. Eine Ahnung keimt in ihm.
„Aber du musst das nicht. Gehst du etwa jeden Tag Kapelane fangen? Wo hast du sie?“
Moose hat sich gefangen, aber Aiken schweigt. Während der Sommermonate treibt es die Fische in großen Schwärmen in Untiefen. Manchmal branden sie in dichten Wellen an die Küste, was etliche an Land spült.
„Ich bin hierher gekommen, um euch zu helfen.“
Aiken beißt die Kiefer zusammen.

Der Eimer mit den Kapelanen steht noch immer auf der Veranda. Am nächsten Tag lehnt das Gestänge für ein Trockengestell daneben. Moose hat es einem Einheimischen abgekauft und durch den Ort befördert. Das Gebrauchtholz ist dunkel und voller Riefen, aber es gibt einen passablen Eindruck ab.
Zwei Stangen mit überkreuzten oberen Enden sind auf den Boden gestellt und müssen stabilisiert werden, damit Moose sie binden kann. „Hier, halt mal“, sagt er. Aiken kommt zögerlich näher und legt die Hände unterhalb von Mooses’ an den Aufbau. Dieser fixiert die Kreuzung und sie wiederholen das Ganze, bis zwei zeltähnliche Gestänge bereit sind, sprossenartig mit Leisten benagelt und dadurch verbunden zu werden. Als das Gestell fertig ist, zeigt Moose auf den kleinen Eimer. „Holst du sie mal? Die brauchen wir jetzt.“
Die Kapelane glänzen in ihrem Behälter.
Neben dem großen Fischermesser fördert Moose ein Kleineres zutage und gibt es Aiken in die Hand. Der sieht den Onkel überrascht an. „Pass gut auf damit“, sagt Moose. „Es ist nicht ungefährlich.“
Vorsichtig nimmt er einen Fisch in die Hand und beugt sich zu dem Kind. Als er den Kopf des ersten Kapelans abtrennt, japst Aiken.
„Der blutet ja gar nicht!“ entfährt es ihm. Gleich darauf verschließt sich seine Miene.
„Mhm, ja“, versucht es Moose, „es ist nicht wie bei anderen Tieren.“
Etwas verlegen wendet er den Fisch in seiner großen Hand, setzt erneut das Messer an und öffnet die Seiten des Tieres bis zur Schwanzflosse. Sorgsam entfernt er die Innereien und setzt den kleinen Leib wie eine Wäscheklammer auf das Gestell. „Gleich binden wir einen Zweiten dran“, sagt er. „Jetzt du!“
Zitternd führt Aiken das Messer. Als er den Kopf fast abgetrennt hat, rutscht er ab und die Klinge fährt durch die Luft. Scharf zischt der Junge durch die Zähne und sieht Moose schuldbewusst an.
Der bemüht sich um Ruhe.
„Sieh, wenn du es so am Heft fasst, geht es besser.“
Langsam schneidet Aiken den Fisch, drückt ihn mit der flachen Hand platt und öffnet ihn wieder, um die Innereien zu entnehmen. Dann binden sie Beide an den Schwanzflossen zusammen und hängen sie auf das Gestell.
„Die Bedingungen sind nicht optimal“, murmelt Moose. „Ein bisschen kühler könnte es sein.“
Aiken schaut ihn fragend an.
„Wir tragen es ein wenig mehr in den Wind“, sagt Moose und packt an.

Die Mitternachtssonne war am Abend zuvor in tiefen Gelb- und Rottönen bis an den Horizont gesunken und ließ die Farben nun im erneuten Aufgehen wieder verblassen. Neben den Kapelanen kann man zu dieser Jahreszeit Saiblinge vom Ufer aus fangen. Im seichten Wasser wenige Meter vom Festland entfernt, waberte ein leuchtend orangefarbener Köder unter den Spiegelungen. Die Stelle in der Mündung ist mit Bedacht gewählt, ohne Wathose erreichbar und am frühen Morgen beinahe ein Garant für Fang. Moose trägt die Wathose, Aiken hat sich geweigert. Mürrisch kauert das Kind am Ufer, die Arme um die Knie geschlungen, und sieht zu, wie Moose Streamer präpariert. Eine Kunstfliege imitiert einen kleinen Fisch, eine andere ist bunt und fedrig.
„Gib mir bitte mal die Zehner!“, wendet sich Moose an Aiken und schaut ihn überrascht an, als dieser ihm die richtige Schnur herüberreicht.
„Hast du denn schon mal geangelt?“
Aiken wendet ihm den Kopf zu, meidet aber seinen Blick.
„Mit wem, mit Mühme?“,fragt Moose etwas ungläubig.
„Oma angelt nicht“, erwidert das Kind leise.
„Und es nimmt dich einfach jemand mit?“
„Ja“, flüstert Aiken, dann schweigt er.
Moose blickt Aiken nachdenklich an und reicht ihm dann eine präparierte Rute, mit der er ihm zeigt, wie man die Schnur wirft und danach den Köder richtig führt. Man darf mit dem Wurf nicht gleich ins tiefere Wasser vordringen, um die Fische nicht zu vertreiben. In den Sommermonaten gibt es diese Fanggründe, in denen die Saiblinge nach Insekten an der Wasseroberfläche schnappen, bevor sie im Herbst flussaufwärts ziehen.
„Wie findest du’s?“ versucht es Moose nach einiger Zeit noch einmal und knufft Aiken in die Seite. Der versteift sich. „Ganz okay.“
„Nicht mal am Ufer richtig toll?“, neckt er.
„Nein“, antwortet Aiken und zuckt mit den Schultern.
„Vielleicht beim nächsten Mal.“
„Ja, vielleicht.“
Moose weiß, dass Aiken Wasser meidet. Der Junge hält aus, bis sie dreizehn Saiblinge gefangen haben.
Es ist nicht seine Aufgabe, denkt er, als sie ins Dorf zurückkehren, aber er weiß, dass es nicht nur um Fisch geht.

Als sie die alte Kirche passieren, die als Jugendraum eingerichtet ist, öffnet sich deren Tür und Kristian erscheint. Die beiden Männer stehen sich schweigend eine Weile gegenüber, die Eimer mit Saiblingen zwischen ihnen.
„Du bist wieder hier“, lässt Kristian schließlich die Stille enden. „Damit haben wir wirklich nicht gerechnet.“
„Ich werde mich beim nächsten Mal bei dir anmelden“, lässt Moose ihn zähneknirschend wissen.
„Das wäre gar nicht so verkehrt“, lächelt Kristian und streicht Aiken über den Kopf.
Moose strafft sich und sieht Kristian ins Gesicht. „Die Dinge haben sich geändert.“
„Ach? Willst du eine Weile bleiben?“, wendet sich Kristian wieder an Moose.
„Für den Sommer. Wir legen Vorräte an. Bald geht es nach Sisimiut. Und wir fangen Fische.“ Er zeigt auf die Eimer. Kristian macht ein überraschtes Gesicht.
„Fangt Fische? Ich dachte, auf dem offenen Meer wäre nichts zu machen?“
„Es sind Saiblinge vom Ufer. Hat eine gute Weile gedauert, bis wir sie gefangen hatten“, gibt Moose freimütig zu.
Von den Versuchen des Kindes, allein vorzusorgen erzählte er nichts.

Sie sind auf dem Weg nach Sisimiut, um Vorräte einzukaufen. Mit dem selbst gefangenen Fisch kommt man nicht sehr weit.
Ruhig gleiten sie durch das Eismeer, als plötzlich in unmittelbarer Nähe ein Narwal die Wasseroberfläche durchstößt. Es ist ein Bulle, dessen Zahn sich schäumend in den Himmel schraubt. Wenn das Tier auch nicht sonderlich mächtig ist, weiß Moose um die Gefahr, dass es im Schleppnetz verfangen ernsten Schaden anrichten kann.
„Runter“, schreit Moose. „Aiken, runter! Und bleib liegen!“
Aiken stürzt an die Reling, umklammert sie, bis seine Fingerknöchel taub sind, nicht in der Lage, sich zu bewegen. Entsetzt über den jähen Seegang und das sich Neigen des Kutters. Eimer und Taue rutschen über Deck. Nur wenige Meter trennen die „Ammassat“ von dem sich aufbäumenden Leib, so dass der Junge den knotigen Rückenkamm erkennen kann. Ein Geflecht aus Narben überzieht die glänzende Haut des Tieres.
Es sinkt so schnell, wie es aufgestiegen ist, um wenig später seinen Bauch zu präsentieren. Eine speckige, einsame Küste. Das Tier scheint gegen die Gewohnheiten seiner Art allein zu sein.
Aiken rührt sich immer noch nicht. Finger für Finger entklaubt Moose der Reling, setzt das Kind in eine Taurolle. Packt es bei den Schultern.
„Es ist wichtig, dass du an Bord das tust, was ich dir sage!“
„Ich hab es nicht mit Absicht gemacht!“
„Ich weiß. Es ist trotzdem gefährlich, einfach stehen zu bleiben.“
Aiken zittert und keucht, streicht sich nasse Haarsträhnen aus dem Gesicht und ballt die Hände.
„Und was machen wir jetzt?“, fragt er.
„Wir werden ihn nicht erlegen“, antwortetet Moose.
Eine Weile bleibt er bei Aiken sitzen, hält seine Hände. Der Junge lässt es geschehen.

Aiken ist noch nicht oft in Sisimiut gewesen. Der Großmarkt trägt seinen Namen zu Recht. Nie zuvor hat Aiken höher gestapelte Waren, größere Mengen gleicher Etiketten auf Konservendosen und Kartons, mehr Gabelstapler gesehen. Türme bereits vorbereiteter Lebensmittel werden in Säcken und Packen verräumt. Mit großen Augen wandert er durch die Warenschluchten, bis er bemerkt, dass Moose stehen geblieben ist und sich mit einem Mann in Arbeitsoverall unterhält.
„Wie gesagt, wir können das jetzt machen“, hörte er ihn zu Moose sagen, „es ist nicht der einzige Fall dieser Tage. Aus den angebrochenen Packen können wir Sachen nehmen, Neue öffnen wir aber nicht.“
Aiken verstand, dass der Markt nicht einfach ein großer Laden war, in dem jeder einkaufen konnte. Zusammen mit Moose begutachtete er Säcke mit Reis, Nudeln, haltbar gemachtes Obst und Gemüse vom Kontinent, Fischkonserven mit Heilbutt, Seewolf, Kabeljau sowie Mehl, Gewürze und Saucen. Eingedostes Fleisch, Schokolade und Salzgebäck. Als die fertige Ladung mit Hilfe einiger Männer im Kutter verstaut ist, staunt Aiken, dass Moose das alles bezahlen kann.

„Warum hast du ihn damals eigentlich nicht gleich mitgenommen?“, fragt Kristian.
„Machst du Witze? Weil ich Vollzeit arbeiten musste?“
„Mühme auch.“
„Das ist doch was anderes!“, schnaubt Moose.
„So?“
Sie sind einander im Dorf begegnet, auf einer Aschebahn nahe der Kirche. Moose ist auf dem Weg zu einem Fußballspiel, zu dem ihn die Einheimischen eingeladen haben. Es ist eine Abwechslung, auf die er sich sehr freut.
„Wenn man keine Kinder hat, ist das nicht so einfach. Das müsstest du eigentlich wissen.“
„Das weiß ich.“ Kristian seufzt. „Aber er ist mit mir Angeln gewesen. Viele Male. Kommt in den Jugendraum, spielt Fußball. Er redet mit mir.“
Das ist es also, denkt Moose.

Im Laden am Fußballfeld gibt es Mattak. Moose hat lange keinen mehr gegessen und reiht sich in die Schlange ein. Das Wasser läuft ihm im Mund zusammen als er sieht, wie der Speck mit Haut und Knorpel zu Quadern geschnitten und in Wachspapier eingewickelt wird.
Zu Hause legt er die Portion auf die Küchenanrichte und zerteilt den grau-rosa Block in Würfel. Mühme und Aiken sehen vom Tisch aus zu.
„Seinem ersten Wal standgehalten hat er“, schmunzelt Moose und hält Aiken feierlich den Teller mit dem Walspeck hin. Der nimmt ein Stück, steckt es in den Mund und spürt dem nach. Die Haut ist gummiartig, schwer zu kauen, der Knorpel auf der Zunge glatt wie ein ausgefallener Zahn. Weich sieht das Fett aus und beißt sich kernig, schmeckt nussig und ölig.
Schweigend essen alle drei für eine Weile, reichen das Aromat herum und kauen gedankenversunken.
„War es ein Narwal?“, fragt Mühme schließlich.
Aiken nickt.
„Die Biester können einen ganz schön erschrecken“, meint Moose.
„Hattest du keine Angst?“, traut Aiken sich zu fragen.
„Nein. Das heißt, ein bisschen. Man gewöhnt sich an sie.“
„Wirklich?“
„Ja. Nach einiger Zeit.“

Der Bauch der alten Frau liegt verlassen wie einst. Moose blickt sich um und kann nichts finden, was seinem Blick Halt bietet, bis er schließlich das Walskelett entdeckt. Noch dichter wuchern jetzt die Flechten und lassen es blühend erscheinen. Aiken kriecht hinein und sieht sich um. Moospolster bedecken den Grund, durchweichen Knie und Schienbeine seiner Jeans. Er umfasst zwei Rippenbögen und sieht hinaus.
Draußen stampft Moose hier und da auf, stochert mit der Fußspitze im Grund und betrachtet die Gegend. Dann lehnt er sich an das Skelett und sieht zu Aiken hinab.
„Was machen wir hier?“, will er wissen.
„Poolspringen.“ Der Junge grinst.
„Und wie geht das?“
„Ich weiß es nicht. Zu zweit habe ich es ja noch nie gespielt.“
Moose kratzt sich am Kinn. „Verstehe.“
„Es gibt mehr Pools als früher.“
In den Mulden zwischen moosbewachsenen Höckern steht schwarz das Wasser. Aiken tritt prüfend heran und taucht einen Finger hinein.
„Okay“, sagt er. „Wie früher. Ein bisschen wärmer.“
Er zieht Schuhe und Strümpfe aus und bedeutet Moose, das Gleiche zu tun.
„Du musst aus einem Pool so nah wie möglich an den nächsten heran springen. Jeder Fuß Abstand bringt fünf Miese.“ Aiken kneift die Lippen zusammen und visiert einen naheliegenden Pool an.
„Warte!“, sagt Moose, „meine Beine sind viel länger als deine.“
„So ist es also“, erwidert Aiken. „Spielen wir.“

Am Ende des Sommers geht Aiken in der Wathose bis zu den Knien ins Wasser. Mühme betrachtet es mit Befriedigung. Die Kammer in ihrem Haus ist mit Lebensmitteln gefüllt. Sie haben Fisch getrocknet, gesalzen, geräuchert, eingefroren.
Am Morgen seines Aufbruchs setzt sich Moose ein wenig nervös zu Aiken auf die Veranda.
„Hat ja ganz gut geklappt“, sagt er und lächelt. „Jetzt weißt du, wie man Kapelane trocknet.“
Aiken drückt kurz Mooses Hand. „Kommst du mal wieder?“
„Wenn die Polarnacht am schlimmsten ist“, sagt Moose.

 

Hallo @Helenesthe,

herzlich willkommen im Forum!:thumbsup:
Und du hast sogar schon Kommentare gepostet!

Du verwendest einen etwas ungewöhnlichen Erzählstil für deine Geschichte, z.B.:

Neben den Kapelanen war das Fischen der Wandersaiblinge zu dieser Zeit des Jahres eine ufernahe Möglichkeit, vereinzelt Beute zu machen.
"ufernahe Möglichkeit" - eine Möglichkeit in 'Nähe des Ufers' wäre gängiger.

Moose erinnerte sich an die Art des Wassers, mit der sein Neffe sich zu befrieden versucht hatte.
"befrieden" - klingt etwas veraltet.

Ein lebendiges Herz.
Das kommt ganz unvermittelt, nach den Knien.

Ich finde die Erzählweise nicht prinzipiell verkehrt, eher eine Abwechslung, man muss sich halt erst etwas in den Text hineinfinden.
Bei meiner Textstellen-Kritik habe ich mal aufgeführt, was mir so auffiel. Es kann durchaus sein, dass mancher Hinweis sich erübrigt, weil du bewußt diese Formulierung gewählt hast. Ist aufgrund des Stils nicht so leicht zu unterscheiden.

Also, nicht erschrecken:


Vor ihm im Wasser flitzten Kapelane in alle Himmelsrichtungen, oliv schimmernde Glühwürmchen über einer sonnenbeschienenen Tiefe.
Das klingt so, als seien Kapelane Glühwürmchen. Eher: oliv schimmerten Glühwürmchen über der sonnenbeschienenen ... wobei "einer", wie du schreibst, durchaus eine poetische Ausdrucksmöglichkeit ist - wenn auch nicht so gängig (wahrscheinlich deine Intension).

Der Inselhafen ragte aus der Küste, die unter Moosen ins Meer abfiel.
'Aus der Küste ragen' kann leicht mit einer Erhöhung assoziiert werden. Man sagt auch eher 'die Landzunge ragt weit ins Meer', nicht aus der Küste heraus. (Vielleicht soetwas wie: Der Inselhafen lag nicht weit von der bemoosten Küste entfernt).

Das öffentliche Leben lag versammelt um den Fußballplatz.
Warum "lag"? Ein Picknick um den Fußballplatz herum? (An sich ein schönes Bild, der Fußballplatz als sozialer Mittelpunkt).

Während der Sommermonate gewährten sie diese Fanggründe, in denen sie nach Insekten an der Wasseroberfläche schnappten und jagten,
"gewährten sie diese Fanggründe" - das bezieht sich doch auf die jagenden Fische: Was "gewährten" diese?


sie 13 Saiblinge
dreizehn

Moose erinnerte sich an die Art des Wassers, mit der sein Neffe sich zu befrieden versucht hatte.
Dann ein langer Absatz Flora ...
Mit nackten Füßen hatte Aiken zugelassen, abzusinken in ein noch immer kaltes Wasser, sich mit dem Grund zu verbinden und wieder daraus empor zu stemmen
Jetzt erst die Beschreibung der "Art des Wassers" für die Befriedung. Da geht der Bezug verloren.

Die Birken, die sich in die Kuppen krallten, waren seine ersten Bäume. Es faszinierte ihn, was sein Vater ihm erklärt hatte: Setzte man einen Fisch aus dem Meer in eines dieser Wasserlöcher, musste er sterben. Dass das Eintauchen in sein Element ihn, den Fisch, töten konnte, war Aiken nicht bewusst gewesen.
Wenn das die ersten Bäume waren, die er kennenlernte, will ich das nicht vermuten müssen. Dann der Sprung von Bäumen zu Fischen - ziemlich unvermittelt.

Überhaupt muss man sich an die großen Zeitsprünge ein wenig gewöhnen. Vielleicht die Rückblenden kursiv setzen?
Die begründete Angst von Aiken vor dem Wasser wird nur skizziert, dafür ist sie aber ein zu zentraler Aspekt deiner Geschichte.
Im 'unteren Teil' des Textes sind weniger auffällige Formulierungen. War das eine bewusste Entscheidung?

Ansonsten schaffst du eine schöne Atmosphäre, führst den Leser in eine relativ fremde Welt ein. Diesen Aspekt könntest du noch verstärken durch mehr Beschreibung von Farben und (am Meer!) von Gerüchen.

Gern gelesen!

LG,

Woltochinon

 

Hallo @Woltochinon ,


ich hab mich tierisch über deinen Kommentar gefreut! Danke auch für's Willkommen.

"ufernahe Möglichkeit" - eine Möglichkeit in 'Nähe des Ufers' wäre gängiger.
Habe es mal so übernommen.
"befrieden" - klingt etwas veraltet.
Das stimmt, ist mir auch aufgefallen, war aber zur Schreibzeit die beste Variante. "beruhigen" fiele mir noch ein oder "sich anfreunden". Ich glaube, das habe ich wegen der Schwere der Vorgeschichte nicht gewählt. Denke aber nochmal drüber nach.
Das kommt ganz unvermittelt, nach den Knien.
:lol: Schöne Anmerkung! Ich weiß (noch) nicht, wie ich das Ganze unterfüttern könnte, denke aber auch darüber noch nach.
Ich finde die Erzählweise nicht prinzipiell verkehrt, eher eine Abwechslung, man muss sich halt erst etwas in den Text hineinfinden.
Ich hoffe, es geht. Zumindest war es nicht Ziel, das Lesen möglichst kompliziert zu machen.
Das klingt so, als seien Kapelane Glühwürmchen. Eher: oliv schimmerten Glühwürmchen über der sonnenbeschienenen ... wobei "einer", wie du schreibst, durchaus eine poetische Ausdrucksmöglichkeit ist - wenn auch nicht so gängig (wahrscheinlich deine Intension).
Alternativ stand da mal "wie Glühwürmchen", würde sich das besser lesen?
Das "einer" habe ich nach langem hin und her bewusst geschrieben, weil es das Bild dann etwas öffnet.
'Aus der Küste ragen' kann leicht mit einer Erhöhung assoziiert werden. Man sagt auch eher 'die Landzunge ragt weit ins Meer', nicht aus der Küste heraus. (Vielleicht soetwas wie: Der Inselhafen lag nicht weit von der bemoosten Küste entfernt).
Danke, ist inzwischen geändert.
Warum "lag"? Ein Picknick um den Fußballplatz herum? (An sich ein schönes Bild, der Fußballplatz als sozialer Mittelpunkt).
Schöne Idee mit dem Picknick, da hätte das ganze Dorf bestimmt um den Fußballplatz gepasst. Habe es mal geändert und ist hoffentlich jetzt weniger missverständlich.
"gewährten sie diese Fanggründe" - das bezieht sich doch auf die jagenden Fische: Was "gewährten" diese?
Ja, es bezieht sich sauf die Fische. Gewählt hab ich das, weil ich dachte, dass etliche jagende und fischende Kulturen das Dasein von Beutetieren nicht als selbstverständlich sahen, sondern man zum Beispiel Götter beruhigen musste, damit einem nichts Schlechtes geschah. Somit "gewährt" selbst das Beutetier, dem dieser Respekt entgegen gebracht wird. Aber vielleicht ist es einfach wirklich nur veraltet und ich sollte es ersetzen.
Jetzt erst die Beschreibung der "Art des Wassers" für die Befriedung. Da geht der Bezug verloren.
Wenn der Bezug verloren geht, ist es nicht gut. Danke, hab das Ganze mal etwas umgestellt.
Wenn das die ersten Bäume waren, die er kennenlernte, will ich das nicht vermuten müssen. Dann der Sprung von Bäumen zu Fischen - ziemlich unvermittelt.
Okay, ja, so war es gemeint. Auch da weiß ich noch nicht, wie ich unterfüttern kann, weiß aber jetzt, dass die Stelle überarbeitet werden könnte.
Überhaupt muss man sich an die großen Zeitsprünge ein wenig gewöhnen. Vielleicht die Rückblenden kursiv setzen?
Das kann ich machen, wenn das unnötig schwierig zu lesen ist. Jenen Morgen wenigstens habe ich jetzt kursiviert.
Die begründete Angst von Aiken vor dem Wasser wird nur skizziert, dafür ist sie aber ein zu zentraler Aspekt deiner Geschichte.
Ich überlege mal, ob ich da noch was Sinnnvolles generieren kann.
Im 'unteren Teil' des Textes sind weniger auffällige Formulierungen. War das eine bewusste Entscheidung?
Nein. Da wollte ich dem Ganzen, denke ich, etwas Tempo geben, wo an manchen Stellen die Bilder eher Ruhepole sein können.
Ansonsten schaffst du eine schöne Atmosphäre, führst den Leser in eine relativ fremde Welt ein. Diesen Aspekt könntest du noch verstärken durch mehr Beschreibung von Farben und (am Meer!) von Gerüchen. Gern gelesen!
Vielen Dank! Es ist schön, das zu lesen. Auch, wovon es mehr geben könnte.

Viele Grüße,
Helen

 

Hallo @Helenesthe ,

deine Kurzgeschichte hat einen schönen Stil, der mir gefallen hat. Umschreibungen und Wortwahl sind interessant, was mir auf jeden Fall geholfen hat in die Szenerie einzutauchen. Ich habe die raue See des Nordens erblickt und die Gischt des Wassers am Ufer gespürt.
Es war dadurch teilweise etwas überladen, was mir wiederum Schwierigkeiten bereitet hat in die Story einzutauchen. Deine schönen Sätze sind wie erwähnt toll zu lesen, aber dadurch hätte ich mir ein paar Inseln gewünscht, die mit leichterer Schrift daherkommen, um kurz danach mit einem Atemzug wieder in die Ästhetik deiner Wortwahl einzutauchen :)

An ein paar Textstellen möchte ich dir genauer Aufzeigen, wie meine Haltung zur Geschichte ist.

kantiges Konfetti zerstreut in einer felsigen Gebirgsmulde.
Das konnte ich mir gut vorstellen! Da wusste ich direkt in was für einer Art Dorf ich mich befinde.

Ein verwitterndes, von Flechten überkrustetes Walskelett war Aikens Versteck dieser Tage gewesen, obwohl er frei sichtbar in dem Rippenkäfig gesessen hatte, mit blauschwarzem Schopf und aufgeschürften Knien. Ein lebendiges Herz.
Das fand ich eine tolle Szenerie und das mit dem "lebendigen Herz" hat das Bild abgerundet für mich. Allerdings sind mir da ein wenig zu viel Adjektive, die den Satz überfüllen. Vielleicht schaust du nochmal welche wirklich nötig sind und streichst die Anderen?

Wenn du zum Beispiel verwitterndes streichst: Ein von Flechten überkrustetes Walskelett war Aikens Versteck dieser Tage gewesen ... ,

Das es verwittert sein muss ist allein durch die Flechten klar und dass es ein Walskelett ist erklärt den Rest, dass es ein gezeichneter Ort ist.

frei entkräftet für mich ein wenig den Rippenkäfig. Meine Vermutung wäre, dass du frei und Käfig als Übereinander Stellung nutzen wolltest, was manchmal eine interessante Methode ist. Aber hier bezieht sich das frei für mich zu sehr auf die Sichtbarkeit und nicht auf den Käfig.

„Es sind die kleinen, unsichtbaren Schritte, die das Ganze ausmachen.“
Das fand ich schön formuliert für einen Dialog. Das hat der Figur geholfen einen Charakter zu zeigen, finde ich.

Darüber hinaus belegten der arktische Koller und die Polarnacht den Pastor mit einer bleiernen, unvermeidlichen Gemütsschwere sowie die Mitternachtssonne mit zermürbender Schlaflosigkeit. Als Däne war er beider Schärfe nicht gewohnt. Er hatte flachsblondes, stumpfes Haar, ein schmales Gesicht und eingefallene Wangen. Gegenüber dem rosig-rundlichen, schnauzbärtigen Moose wirkte er wie ein grüblerischer, hoch aufgeschossener Jugendlicher.
Da sind mir generell etwas zu viel Beschreibungen in Adjektive verpackt. Das hat die Vorstellung für mich zwar nicht gedämmt, aber hat sich nicht so flüssig gelesen.
Die Aufzählungen haben dabei auch ihren Teil beigetragen.
Vielleicht schaust du in diesem Absatz ob andere Methoden der Umschreibungen besser passen? Um es abwechslungsreicher zu gestalten.

Permafrostböden erhielten, was an Leibern übrig blieb. Es kam vor, dass die Toten in entlegenen Gegenden das Trinkwasser in den Süßwasserseen vergifteten.
Das ist nun arg subjektiv, aber ich fand den Satz eindrucksvoll, doch leider hat mich der Reim der direkt hintereinanderliegenden Wörtern zum schmunzeln gebracht.
Und das in einem Satz wo man nicht schmunzeln sollte.
Generell ist deine Geschichte an vielen Stellen melancholisch, was ich gut finde.
Ich denke deshalb hat mich der Reim so aus der Geschichte geholt :D


Bereits in ihrer Jugend hatte Aikens Mutter Ona die Abgeschiedenheit des Dorfes und die monotone Arbeit in der Fischfabrik schwer ertragen.
wo Aikens Vater studiert hatte,
Ich fand komisch, dass der Name der Mutter genannt wurde. Als kurz danach der Name des Vaters nicht erwähnt wurde habe ich mich gefragt: Ist da was zwischen Aiken und seinem Vater passiert, dass er ihn stattdessen nicht beim Namen nennt?

Ich denke nicht, da es auch nicht thematisiert wird. (Soweit ich weiß :P )
Denke dann könnte der Name der Mutter auch gestrichen werden. Geht ja nicht um die Beziehung von Aiken zu seinen Eltern, oder?

„Aiken, runter! Und bleib! Liegen!“
Da musste ich stocken. Das kommt mir wie ein seltsamer Appell vor. Das "Und bleib!" und das "Liegen!" auseinander zu schreiben hackt bei mir.

In einer zäh sich spannenden Sekunde gab
Das klingt für mich behauptend. Du beschreibst die Spannung an der Stelle generell. Sie muss nicht benannt werden, denke ich.

gab plötzlich krachend die Begurtung eines fertigen Gebindes nach
Dass sie fertig ist, ist klar. Das könnte gestrichen werden, als Vorschlag. Es ist eine schnelle Szene, da sollte aufgepasst werden mit langen Sätzen und überflüssigen Beschreibungen.

wie er rückwärts stolpernd ins Straucheln geraten und dem Ufer entglitten war, ein kleiner, eingerollter Ball mit zusammengekniffenen Augen, | der in der dämmrigen, träg schwappenden See jede Orientierung verlor.
Da hat mir ein wenig der Sturz, das erste Eintauchen in die See gefehlt. Der klare Satz quasi: Aiken ist ins Wasser gefallen!
Vielleicht weißt du was ich meine. Er ist vom Ufer direkt in der See. Ich kam nicht hinterher.
An der Stelle mit dem Strich könntest du einen Zwischensatz auf deine Art und Weise einbauen.

Außerdem, da es wieder eine schnelle Szene ist, könntest du ihn ein wenig entschlacken und weniger beschreibende Wörter benutzen, wie oben erwähnt.

bist der entsetzliche Lärm
Ich glaube du meinst "bis"?


Deine Geschichte braucht ein wenig Überarbeitung, aber sie ist, meiner Meinung nach, auf einem guten Kurs. Ich hatte Spaß am Schreibstil!

Bleib dran

Bis dann

 

Hallo @Helenesthe,


ich hab mich tierisch über deinen Kommentar gefreut! Danke auch für's Willkommen.
Die Freude ist ganz meinerseits! Es ist immer schön, wenn man sich mit den Autoren austauschen kann.

Ich hoffe, es geht. Zumindest war es nicht Ziel, das Lesen möglichst kompliziert zu machen.
Ja, natürlich. Wenn es nicht verschiedene Stilvarianten gäbe, wär's langweilig.

Alternativ stand da mal "wie Glühwürmchen",
Finde ich eindeutiger.

"befrieden" - klingt etwas veraltet.
Das stimmt, ist mir auch aufgefallen, war aber zur Schreibzeit die beste Variante. "beruhigen" fiele mir noch ein oder "sich anfreunden". Ich glaube, das habe ich wegen der Schwere der Vorgeschichte nicht gewählt. Denke aber nochmal drüber nach.
Eigentlich versucht er doch, seinen Seelenfrieden zu finden oder seine Ängste zu überwinden?

Man durfte mit dem Wurf nicht gleich tief ins Wasser vordringen, um die Fische nicht zu vertreiben. Während der Sommermonate gewährten sie diese Fanggründe, in denen sie nach Insekten an der Wasseroberfläche schnappten und jagten, bevor sie gen Herbst flussaufwärts zogen.

Der Großmarkt trug seinen Namen zu Recht. Nie zuvor hatte Aiken höher gestapelte Waren, größere Mengen gleicher Etikette auf Konservendosen und Kartonagen, mehr Gabelstapler gesehen, die Türme bereits vorbereiteter Lebensmittel in Packen und Säcken verräumten.

Das ist eine interessante Gegenüberstellung: Einerseits die dankbare Haltung gegenüber der Natur, die dem Menschen ermöglicht zu überleben (auch wenn das biologisch nicht so ist), andererseits die unpersönliche Massenware.

Der Bauch der alten Frau war ein mit niedrigen Bäumen bestandenes Gebiet unweit von Nuuk

Ein schönes Bild, enthält viel Lokalkolorit.

Danke für deine Erläuterungen,

viel Spaß beim Schreiben wünscht dir

Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo und wow @Hirschkäfer,

vielen lieben Dank für den so nachvollziehbaren Kommentar.

Ich habe die raue See des Nordens erblickt und die Gischt des Wassers am Ufer gespürt.
Das ist schön, dass das geklappt hat.
Deine schönen Sätze sind wie erwähnt toll zu lesen, aber dadurch hätte ich mir ein paar Inseln gewünscht, die mit leichterer Schrift daherkommen, um kurz danach mit einem Atemzug wieder in die Ästhetik deiner Wortwahl einzutauchen :)
Das ist für mich eine wichtige Info. Ob ich das umgesetzt kriege, weiß ich (noch) nicht, aber ich hab an der Geschichte so lange rumgezwiebelt, eingedampft und gestrichen, dass ich auf so einen Gedanken nicht mehr gekommen wäre. Ich habe die Bildwelt schon für abgespeckt gehalten.
Das fand ich eine tolle Szenerie und das mit dem "lebendigen Herz" hat das Bild abgerundet für mich. Allerdings sind mir da ein wenig zu viel Adjektive, die den Satz überfüllen. Vielleicht schaust du nochmal welche wirklich nötig sind und streichst die Anderen?
Ich habe festgestellt, dass keine negative Inhaltsänderung entsteht, wenn ich sie streiche, also habe ich es getan.
Da sind mir generell etwas zu viel Beschreibungen in Adjektive verpackt. Das hat die Vorstellung für mich zwar nicht gedämmt, aber hat sich nicht so flüssig gelesen.
Die Aufzählungen haben dabei auch ihren Teil beigetragen.
Vielleicht schaust du in diesem Absatz ob andere Methoden der Umschreibungen besser passen? Um es abwechslungsreicher zu gestalten.
Berechtigt, ich habe ein bisschen was gestrichen und umgestellt, vielleicht entzerrt es das Ganze ein wenig. Es sind immer noch genügend Adjektive drin.
Das ist nun arg subjektiv, aber ich fand den Satz eindrucksvoll, doch leider hat mich der Reim der direkt hintereinanderliegenden Wörtern zum schmunzeln gebracht.
Und das in einem Satz wo man nicht schmunzeln sollte.
Generell ist deine Geschichte an vielen Stellen melancholisch, was ich gut finde.
Ich denke deshalb hat mich der Reim so aus der Geschichte geholt :D
Ja, Schmunzeln war an der Stelle nicht das Ziel.
Ich fand komisch, dass der Name der Mutter genannt wurde. Als kurz danach der Name des Vaters nicht erwähnt wurde habe ich mich gefragt: Ist da was zwischen Aiken und seinem Vater passiert, dass er ihn stattdessen nicht beim Namen nennt?
Das war auch nicht intendiert zumindest, in der Vater-Sohn-Beziehung sind zumindest keine Konflikte angelegt. Ich habe Ona benannt, weil sie als Mühmes Tochter einen stärkeren Bezug zum Personal der Geschichte hat und sie Mühme so näher scheint, was sie ja ist. Vielleicht entscheide ich aber noch anders.
Da musste ich stocken. Das kommt mir wie ein seltsamer Appell vor. Das "Und bleib!" und das "Liegen!" auseinander zu schreiben hackt bei mir.
Das ist mir wirklich nochmal klarer dadurch geworden, dass du das rückgemeldet hast. Es ist durch die Ausrufungszeichen und das Kursive und das Getrennte vielleicht nicht ganz angemessen.
Das klingt für mich behauptend. Du beschreibst die Spannung an der Stelle generell. Sie muss nicht benannt werden, denke ich.
Danke, das beruhigt mich. Wenn der Rest es hergibt und beschreiben kann, ohne, dass ich es explizit ausdrücken muss ... wenn die Stelle alleine laufen kann, umso besser.
Da hat mir ein wenig der Sturz, das erste Eintauchen in die See gefehlt. Der klare Satz quasi: Aiken ist ins Wasser gefallen!
Vielleicht weißt du was ich meine. Er ist vom Ufer direkt in der See. Ich kam nicht hinterher.
An der Stelle mit dem Strich könntest du einen Zwischensatz auf deine Art und Weise einbauen.
Ich weiß, was du meinst.
Da hat mir ein wenig der Sturz, das erste Eintauchen in die See gefehlt. Der klare Satz quasi: Aiken ist ins Wasser gefallen!
Vielleicht weißt du was ich meine. Er ist vom Ufer direkt in der See. Ich kam nicht hinterher.
An der Stelle mit dem Strich könntest du einen Zwischensatz auf deine Art und Weise einbauen.
Okay, da habe ich jetzt was versucht. Der Satz ist jetzt ziemlich lang, aber ich finde, er ist immer noch gut lesbar.

Danke nochmal für den sensiblen, tollen Kommentar. Die Änderungen tun nicht weh und helfen der Geschichte bestimmt ein wenig auf die Füße.

Hallo @Woltochinon

die Glühwürmchenstelle ist inzwischen ein wenig angepasst worden.

Eigentlich versucht er doch, seinen Seelenfrieden zu finden oder seine Ängste zu überwinden?
Danke, ich versuche es jetzt mal mit einer der plausiblen Alternativen.

Vielen Dank auch dir nochmal und euch beiden viele Grüße,
Helen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Helenesthe

Was die Stimmung und Atmosphäre anbelangt, gefällt mir deine Herangehensweise. Die Beschreibungen der Landschaft und der Fischerei sind konkret und sprechen die Sinne an, insgesamt ergibt sich ein dichtes atmosphärisches Geflecht.
Gleichzeitig bereitet mir der Text einige Schwierigkeiten. Ich habe bestimmt sechs oder sieben Mal versucht, ihn ganz zu lesen, blieb aber immer wieder stecken. Ich mag Brüche in der Chronologie, aber hier konnte ich ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr folgen und die Dinge einordnen. So viel ich vom Setting aufgesaugt habe, so wenig könnte ich die Handlung zusammenfassen. Am Anfang passt das noch einigermassen, aber dann folgt Rückblende um Rückblende ...
Meine Anmerkungen gehen zunächst sehr ins Detail, gewinnen dann aber stetig an Flughöhe, weil mich der Text mehr und mehr verloren hat.

Er saß am Steg.
Bereits der Anfang stellt einige Hürden in den Weg. Nach dem ersten Abschnitt weiss ich, dass es drei Personen gibt, ein Er und noch ein Er und dann noch Mühme, deren Geschlecht ich nicht erraten kann. In der Folge muss ich herausfinden, welcher der nun präsentieren Namen welchem "Er" zuzuordnen ist. Weshalb nennst du hier nicht gleich den Namen? "Moose saß am Steg". (Ich habe übrigens lange lange gemeint, es sei Aiken, der dort wartet - schliesslich sitzt der "er" ja am Steg.
Vor ihm im Wasser flitzten Kapelane wie Glühwürmchen in alle Himmelsrichtungen, oliv schimmernd über einer sonnenbeschienenen Tiefe.
Da bin ich gestolpert. Der Punkt ist, dass ich die Glühwürmchen naheliegenderweise auf das "flitzen" beziehe, gemeint ist der Vergleich aber wohl, um das Leuchten der Kaplane zu illustrieren. So oder so: Braucht es diesen Vergleich? Das Bild ist doch glasklar, die Glüwürmchen stören meines Erachtens bloss.
Ein Eimer mit Fischen stand zu seinen Füßen und hinter ihm die Holzhäuser des Dorfes
Vielleicht bin ich da zu puristisch, aber die Ellipse ist hier meines Erachtens nicht korrekt, da "Häuser" ein Verb im Plural verlangt. Selbst wenn es grammatikalisch korrekt ist, so irritiert es mich auf alle Fälle.
Der Inselhafen ragte weit von der Küste hinaus, die unter Moosen ins Meer abfiel.
Etwas ungünstig, dass eine Figur "Moose" heisst. Du wirst lachen, aber ich bin zu diesem ersten Abschnitt zurückgekehrt, um herauszufinden, ob der Name dieses "Er" doch genannt wurde und ich das Wort fälschlicherweise botanisch gelesen habe. Oder halt mal! Meinst du hier wirklich die Person? Dann muss es heissen: "die unter Moose ins Meer fiel"
"Ich werde ihn zum Anleger schicken“, hatte Mühme geschrieben.
Diesen Namen kannst du ohne Probleme nennen, finde ich. Dann wäre wenigstens etwas Klarheit gegeben. Texte sollen durchaus Rätsel aufgeben, aber nicht die Frage aufwerfen, wer wer ist, finde ich. Ausser es ist thematisch relevant. Aber das sehe ich hier nicht.
Das öffentliche Leben fand um den Fußballplatz herum statt. Mühme hatte vor ihrer Rente in der angrenzenden Schule unterrichtet.
Manchmal fand ich deine Sätze reichlich zusammengewürfelt, die Sinneinheiten zerstückelt auf einen Abschnitt zerstreut. Der zweite Abschnitt ist dafür exemplarisch. Zuerst ein Satz zum Dorfleben und zum Fussballplatz. Der Ort wird aber nicht wieder aufgegriffen, die Information läuft ins Leere, zumindest dann, wenn ich mir ein Bild von Mühne machen will, von der der Abschnitt ja handelt. Wohnt sie neben dem Fussballplatz?
Danach folgt ein Satz zu Mühmes Arbeitsleben. Danach laufen Aiken und Moose durch das Dorf zu ihrem Haus. Dann folgt ein Satz zu ihrem Leben nach der Rente.
In meinen Augen könntest du das Material, die Infos etwas stringenter organsieren, sodass jeder Satz den Infostab an den nächsten übergibt. Hier also vielleicht: Nachdem sie sich am Steg getroffen haben, laufen sie zu Mühnes Haus. Dabei passieren sie den Fussballplatz. Danach folgen die Infos zu Mühne.
Es war ihre erste Zeit danach, als Aiken und Moose durch den Ort auf das kleine Zuhause zusteuerten, dem auch Aiken angehörte, seit seine Mutter die Insel verlassen hatte.
Verwirrend. Aiken wartet am Steg, danach laufen sie zu Mühmes Haus. Weshalb? Lädt Moose Gepäck ab? Holen sie Material? Hier und da ein Hinweis, der hilft, die Chronologie und die Laufwege der Figuren zu entschlüsseln, wären meines Erachtens hilfreich. Du beamst deine Figuren stets sehr unvermittelt an neue Schauplätze. Ich mache das auch gerne, versuche aber jeweils, den einen oder anderen Hint zu geben.
ein Garant auf Fang
Kenne ich nicht. In meinen Ohren klingt nur "Garant für" korrekt.
Die Mitternachtssonne hatte die tiefen Rot- und Gelbtöne des Sonnenunterganges erhalten und ließ sie nun im Aufstieg wieder verblassen.
Schwierig. Die Sonne hat Rottöne erhalten - Von wem? - Von ihrem Untergang! Vielleicht: "Im Aufstieg liess die Mitternachtssonne die Rot- und Gelbtöne, die sie während ihres Untergangs angenommen hatte, wieder verblassen." ? Auch wenn ich das weiterhin etwas sperrig finde.
Aiken hatte sich verweigert
"geweigert" klänge für mich natürlicher.
Mürrisch kauerte er am Ufer, die Arme um die Knie geschlungen und sah zu
Komma vor "und".
1. Die Stelle in der Mündung war mit Bedacht gewählt, ohne Wathose befischbar und am frühen Morgen beinahe ein Garant auf Fang.
2. Im seichten Wasser wenige Meter vom Festland entfernt waberte ein leuchtend orangefarbener Köder unter den Spiegelungen.
3. Die Mitternachtssonne hatte die tiefen Rot- und Gelbtöne des Sonnenunterganges erhalten und ließ sie nun im Aufstieg wieder verblassen.
4. Moose trug die Wathose, Aiken hatte sich verweigert. Mürrisch kauerte er am Ufer, die Arme um die Knie geschlungen und sah zu, wie Moose Streamer präparierte. Eine Kunstfliege imitierte einen kleinen Fisch, eine Zweite war bunt und fedrig.
5. Neben den Kapelanen war das Fischen der Wandersaiblinge zu dieser Zeit des Jahres eine Möglichkeit, in der Nähe des Ufers vereinzelt Beute zu machen.
Auch hier empfinde ich die Sätze als zusammengewürfelt. Die Sätze 1 und 5 beschreiben die Stelle und die Möglichkeiten, die sie bietet. 2 und 4 beschreiben Aiken und Moose, was sie tun und wie das aussieht. Dazwischen steht Satz 3, der das Wetter beschreibt.
Eine präparierte Rute mit Streamer reichte Moose dem Kind und zeigte, wie man die Schnur auswarf und den Köder richtig führte.
Sehr unnatürliche Satzstellung. Ich sehe keinen Grund dafür.
Während der Sommermonate boten sich diese Fanggründe, in denen sie nach Insekten an der Wasseroberfläche schnappten und jagten, bevor sie gen Herbst flussaufwärts zogen.
Das macht keinen Sinn. Die Fanggründe bieten sich? Und sie schnappen nach Insekten?
bevor sie gen Herbst flussaufwärts zogen.
Ich kenne "gen" nur im räumlichen Sinn, nicht im zeitlichen.
„Ganz okay“, antwortete der.
er
Moose wusste, dass Aiken das Wasser mied und war deswegen
Komma nach "mied"
„Nein“, erwiderte Aiken und zuckten mit den Schultern.
zuckte
dachte Moose als sie ins Dorf zurück kehrten
Komma vor "als"
dachte Moose als sie ins Dorf zurück kehrten
zurückkehrten
Moose erinnerte sich an die Art des Wassers mit der sein Neffe versucht hatte, die Angst zu überwinden.
Eine besondere Art des Wassers? Das hat mich verwirrt.
Als sie die alte Kirche passierten, die als Jugendraum eingerichtet war
Mein Rat wäre, mehr Hints und Zeiger zu platzieren. Hier könntest du zum Beispiel angeben, dass sie den Eimer mit den dreizehn Fischen noch in der Hand haben, oder abstellen, damit ich als Leser an das vorher Erzählte besser anknüpfen kann. (Falls die Szene überhaupt danach spielt, ich weiss es nicht).
Wann der seidene Faden gerissen war, wusste niemand mehr.
Da hat der Text meine Aufmerksamkeit verloren. Sehr umfassende Rückblende, die ich dem aktuellen Geschehen nicht so recht zuordnen kann.
Zischend hatte der Narwal die Wasseroberfläche durchstoßen.
Das konnte ich dann gar nicht mehr einordnen. Gewisse Passagen sind nun auch kursiv gesetzt, obwohl schon vorher Rücklenden erzählt wurden.

Das kingt jetzt alles etwas gar negativ. Aber ich denke, aus dem Material könnte ein sehr guter Text werden. Vermutlich braucht es auch gar nicht so viel. Die Stingenz erhöhen, die Chronologie etwas klarer werden lassen, das würde in meinen Augen schon einiges bewirken.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe/r @Peeperkorn,


vielen, vielen Dank für die Arbeit an meinem Text! Das hat mir besonders gestern viel bedeutet. Der Kopf hat danach noch für einige Stunden und auch heute nochmal richtig geraucht und ich habe die Geschichte mal krass, also: so richtig krass :D überarbeitet. Du bist der/die Zweite, der/die die Zeitsprünge anspricht und dass sie eher verhindern, die Geschichte aufnehmen zu können.
Ich habe versucht, die Chronologie und die Hints zu begradigen, soweit es inhaltlich geht. Dafür war wirklich sehr viel Umstellung nötig.

Was die Stimmung und Atmosphäre anbelangt, gefällt mir deine Herangehensweise. Die Beschreibungen der Landschaft und der Fischerei sind konkret und sprechen die Sinne an, insgesamt ergibt sich ein dichtes atmosphärisches Geflecht.
Das ist schonmal echt schön, dass es Teile gibt, die rund gelaufen sind.
Gleichzeitig bereitet mir der Text einige Schwierigkeiten. Ich habe bestimmt sechs oder sieben Mal versucht, ihn ganz zu lesen, blieb aber immer wieder stecken.
Danke für dein Engagement! :kuss: Dann gibt es in der Geschichte zumindest etwas, das den Wunsch wecken kann, sie zu lesen.
Ich mag Brüche in der Chronologie, aber hier konnte ich ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr folgen und die Dinge einordnen. So viel ich vom Setting aufgesaugt habe, so wenig könnte ich die Handlung zusammenfassen. Am Anfang passt das noch einigermassen, aber dann folgt Rückblende um Rückblende ...
Mittlerweile habe ich alles, was nicht in dem Sommer vier Jahre nach dem Arbeitsunfall passiert, kursiv gesetzt. Außer dem Abschnitt über Aikens Mutter, dazu später noch mehr. Und mich bemüht, die Abfolge chronologischer zu setzen.
Zunächst wartet nun Aiken auf Moose, dann gehen sie zu Mühmes Haus, starten am Morgen danach mit dem Vorratsfang beim Fischen, auf dem Rückweg erinnert sich Moose, dann gehen sie durchs Dorf, treffen auf Kristian, das Gespräch über vor vier Jahren, Beerdigung, Rückblende Unfall und Sturz u.s.w.
Ich verstehe, dass der Text wohl zu hermetisch abgeriegelt war und ich die Dinge, die ich hätte klar darlegen müssen, zu spärlich gehalten habe.
Bereits der Anfang stellt einige Hürden in den Weg. Nach dem ersten Abschnitt weiss ich, dass es drei Personen gibt, ein Er und noch ein Er und dann noch Mühme, deren Geschlecht ich nicht erraten kann. In der Folge muss ich herausfinden, welcher der nun präsentieren Namen welchem "Er" zuzuordnen ist. Weshalb nennst du hier nicht gleich den Namen? "Moose saß am Steg". (Ich habe übrigens lange lange gemeint, es sei Aiken, der dort wartet - schliesslich sitzt der "er" ja am Steg.
Im zweiten Absatz folgte für Mühme ja gleich ein Possessivpronomen und ich hatte gehofft, dass dadurch die Geschlechterfrage geklärt wäre.
Du hast Recht damit, dass es keine Absicht ist oder gut für eine Geschichte, wenn man raten muss, wer wer ist, ohne, dass es eine Funktion erfüllt. Ich habe es geändert.
Allein, dass so unklar war, wer da sitzt und wartet, nämlich tatsächlich Aiken, hat mir gezeigt, dass da was nicht richtig funktioniert.
Da bin ich gestolpert. Der Punkt ist, dass ich die Glühwürmchen naheliegenderweise auf das "flitzen" beziehe, gemeint ist der Vergleich aber wohl, um das Leuchten der Kaplane zu illustrieren. So oder so: Braucht es diesen Vergleich? Das Bild ist doch glasklar, die Glüwürmchen stören meines Erachtens bloss.
Ich mochte die Spielerei ganz gerne, aber letzten Endes ist es mehr Spielerei gewesen und daher nicht zwingend notwendig. Wenn mir der Text immer noch gefällt ohne sie, bleiben sie draußen.
Vielleicht bin ich da zu puristisch, aber die Ellipse ist hier meines Erachtens nicht korrekt, da "Häuser" ein Verb im Plural verlangt. Selbst wenn es grammatikalisch korrekt ist, so irritiert es mich auf alle Fälle.
Ich finde nicht, dass du da zu puristisch bist. Das ist in dem Fall einfach ein Fehler, der nicht aus bestimmten elliptischen Gründen so geraten ist. Ich habe da ergänzt, was es noch brauchte.
Etwas ungünstig, dass eine Figur "Moose" heisst. Du wirst lachen, aber ich bin zu diesem ersten Abschnitt zurückgekehrt, um herauszufinden, ob der Name dieses "Er" doch genannt wurde und ich das Wort fälschlicherweise botanisch gelesen habe. Oder halt mal! Meinst du hier wirklich die Person? Dann muss es heissen: "die unter Moose ins Meer fiel"
Ich habe es jetzt gestrichen. Da es Moose sind, die dort wachsen und auch sonst nicht viel wachsen kann, ich den Prot aber auch nicht umbenennen möchte, bleibt die Vegetation auf der Insel selbst jetzt erstmal im Hintergrund.
Manchmal fand ich deine Sätze reichlich zusammengewürfelt, die Sinneinheiten zerstückelt auf einen Abschnitt zerstreut. Der zweite Abschnitt ist dafür exemplarisch. Zuerst ein Satz zum Dorfleben und zum Fussballplatz. Der Ort wird aber nicht wieder aufgegriffen, die Information läuft ins Leere, zumindest dann, wenn ich mir ein Bild von Mühne machen will, von der der Abschnitt ja handelt. Wohnt sie neben dem Fussballplatz?
Nein, die Schule grenzt an den Fußballplatz, wie alle Einrichtungen des Dorfes (Laden, Schule etc.) um den Fußballplatz herum gebaut sind. Ich verstehe, was du meinst wenn du sagst, strukturell wären es eher Eindrucks-Splitter. Ich hatte das Ganze als nicht problematisch gesehen, aber die Geschichte soll natürlich nicht unnötig kompliziert zu lesen sein. Jetzt habe ich andere Informationen aus einem früher späteren Erzählteil der Geschichte "hochgezogen" sozusagen und hoffe, dass es nicht mehr allzu zersplittert ist.
In meinen Augen könntest du das Material, die Infos etwas stringenter organsieren, sodass jeder Satz den Infostab an den nächsten übergibt.
Danke für die Unterstützung an dieser Stelle, ich habe das jetzt wirklich mit rauchendem Schädel :drool: versucht. Auch in anderen Abschnitten. Teilweise habe ich das nicht von Anfang an gemacht, weil ich dachte, dass die Lektüre sonst zu langweilig wird.
Verwirrend. Aiken wartet am Steg, danach laufen sie zu Mühmes Haus. Weshalb? Lädt Moose Gepäck ab? Holen sie Material? Hier und da ein Hinweis, der hilft, die Chronologie und die Laufwege der Figuren zu entschlüsseln, wären meines Erachtens hilfreich. Du beamst deine Figuren stets sehr unvermittelt an neue Schauplätze. Ich mache das auch gerne, versuche aber jeweils, den einen oder anderen Hint zu geben.
Ich habe die Hintergrundinfo, die ich die ganze Zeit über hatte, jetzt explizit eingefügt. Mir ist einfach nicht mehr aufgefallen, dass das nicht durch den vorhandenen Text klar wird.
Schwierig. Die Sonne hat Rottöne erhalten - Von wem? - Von ihrem Untergang! Vielleicht: "Im Aufstieg liess die Mitternachtssonne die Rot- und Gelbtöne, die sie während ihres Untergangs angenommen hatte, wieder verblassen." ? Auch wenn ich das weiterhin etwas sperrig finde.
Das "erhalten" stand im Sinne von "etwas (aufrecht) erhalten", nicht "etwas bekommen". Die Mitternachtssonne sinkt in der Mittsommernacht ja nie ganz unter den Horizont. Sie produziert ihren Sonnenuntergang, bleibt am Horizont und erhält den Sonnenuntergang die ganze Nacht über. Morgens geht sie dann wieder auf. Trotzdem habe ich es umformuliert, mal sehen, wie es sich macht.
Auch hier empfinde ich die Sätze als zusammengewürfelt. Die Sätze 1 und 5 beschreiben die Stelle und die Möglichkeiten, die sie bietet. 2 und 4 beschreiben Aiken und Moose, was sie tun und wie das aussieht. Dazwischen steht Satz 3, der das Wetter beschreibt.
Den Absatz habe ich jetzt stark umgestaltet, hoffentlich zum Besseren.
Das macht keinen Sinn. Die Fanggründe bieten sich? Und sie schnappen nach Insekten?
Geht das nicht? Es geht ja auch, "Da bieten sich immer tolle Gelegenheiten"? Gibt es das nicht? Nichtsdestotrotz habe ich es erstmal vereinfacht.
Eine besondere Art des Wassers? Das hat mich verwirrt.
Das habe ich geschrieben, weil es ja ein Moor ist, das Wasser darin ist im Ph-Wert sauer. Vielleicht funktioniert es aber nicht unerwähnt. Ich habe die Stelle mal geglättet.
Mein Rat wäre, mehr Hints und Zeiger zu platzieren. Hier könntest du zum Beispiel angeben, dass sie den Eimer mit den dreizehn Fischen noch in der Hand haben, oder abstellen, damit ich als Leser an das vorher Erzählte besser anknüpfen kann. (Falls die Szene überhaupt danach spielt, ich weiss es nicht).
Ja, sie spielt danach. Alles, was jetzt noch nicht kursiv ist, sind vergangene Szenen. Habe auch die Eimer übernommen, danke.
Danke überhaupt für den Tipp mit den Hints. Sowas ist wertvoll für mich. Aber auch die ganzen anderen Hinweise auf Fehler etc.
Da hat der Text meine Aufmerksamkeit verloren. Sehr umfassende Rückblende, die ich dem aktuellen Geschehen nicht so recht zuordnen kann.
Ich denke wirklich darüber nach, ob ich den Absatz komplett streiche. Er war gedacht, Antwort auf die Frage zu geben, warum Aiken keine Mutter hat oder wo sie ist. Die Personen kamen mir teils ein wenig hintergrundlos vor. Das war auch nochmal eine Gelegenheit, Mühme im Bezug zu ihrer Tochter etwas mehr zu skizzieren. Ich dachte, dass der Leser sich fragen würde, was mit Aikens Mutter passiert ist.
Das konnte ich dann gar nicht mehr einordnen. Gewisse Passagen sind nun auch kursiv gesetzt, obwohl schon vorher Rücklenden erzählt wurden.
Das habe ich jetzt mehr mit seinem Rahmen verbunden. Ja, die Info war vorher über weitere Teile des Textes verteilt.
Das kingt jetzt alles etwas gar negativ. Aber ich denke, aus dem Material könnte ein sehr guter Text werden. Vermutlich braucht es auch gar nicht so viel. Die Stingenz erhöhen, die Chronologie etwas klarer werden lassen, das würde in meinen Augen schon einiges bewirken.
Ich hoffe, dass er es werden kann, denn das soll er ja. Ich bin noch ziemlich nah dran am Text, es ist jetzt hoffentlich besser gestaltet.

Wenn das jetzt mal kein fettes Text-Wochenende war. :teach:

Vielen Dank dir nochmal,
Helen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Helenesthe

Ja, das liest sich für mich jetzt deutlich besser. Vielleicht noch zwei Punkte, die klarer sein könnten:

Seit der Bestattung hatte er ein Auge auf den Jungen.
Hier war mir nicht klar, ob Moose oder Kristian gemeint ist - unter anderem, weil mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war, dass Moose die letzten vier Jahre nicht mehr hier gewesen ist (siehe meine Anmerkungen weiter unten). Vielleicht also den Namen nennen.
"Warum hast du ihn eigentlich damals nicht mitgenommen?“
"... fragte Kristian." Dann wäre gleich klar, wer spricht.

Der zweite Abschnitt gefällt mir immer noch nicht besonders. Da bringst du sehr viel Info in reichlich langen Sätzen an die Leserschaft. Der erste Abschnitt etabliert eine schöne Szenerie, die der dritte wieder aufgreift. Da fand ich den zweiten Abschnitt fast ein wenig störend. Mein Ratschlag wäre, diese Hintergrundinfos zu Mühme entweder stark zu kürzen oder woanders und etwas dezenter zu platzieren.
Und noch zwei Details:

ließ sie nun im erneuten Aufgehen wieder verblassten.
verblassen
Es kann nicht sein, dass er nicht Schwimmen kann
schwimmen

Auf jeden Fall konnte ich nun den Inhalt aufnehmen! :) Dazu noch die eine oder andere Bemerkung: Die Geschichte ist auktorial erzählt, was in der heutigen Zeit etwas ungewöhnlich ist, aber hier durchaus Sinn macht, wenn man den Text als eine Art Sittengemälde der dortigen Gesellschaft liest. Die einzelnen Abschnitte bleiben aber relativ kurz, wenn es darum geht, einen Einblick in das Leben dort im Allgemeinen sowie in das Leben von Kristian und Mühme im Besonderen zu geben. Ich könnte mir vorstellen, einen sehr viel längeren Text zu lesen, der mir alle vier Figuren noch viel näher bringt, ihre Verflechtungen usw. Wenn das die Erzählabsicht sein soll, ist mir der Text zu kurz.
Auf der anderen Seite kann man den Text aber auch so lesen, dass er von der Rückkehr Mooses handelt und diese im Zentrum steht. Hier gibt es eine klaren Konlikt und eine Dramaturgie: Kristian hat Aiken aus dem Wasser gerettet, während Moose nur erstarrt zugeschaut hat. Danach hätte Kristian erwartet, dass Moose seinen Neffen zu sich nimmt und nicht bei der Grossmutter lässt. Vier Jahre später kommt Moose wieder auf die Insel, um seinen Neffen und die Mutter nicht nur finanziell zu unterstützen, sondern auch mit seiner Anwesenheit.
Ich finde, das ist ein guter Plot. Aber ich empfinde ihn als nicht optimal ausgearbeitet. In gewisser Hinsicht ist er rückwärts erzählt und damit verpufft ein Stück weit die Wirkung. Ich sage mir am Ende: "Aha, Moose hat beim Beinahe-Ertrinken seines Neffen zugeschaut. Aha, er hat sich danach vier Jahre lang nicht mehr blicken lassen. Jetzt verstehe ich Krstians Feindseligkeit." Was ich aber am Ende nicht habe, ist der befriedigende Abschluss einer Geschichte, einer Entwicklung der Figuren. Eine Möglichkeit wäre, alles chronologisch zu erzählen. Dann könnten die Leser:innen sich fragen: Wird Moose zurückkehren? Wie wird Kristian reagieren? Wie Aiken? Ich gehe allerdings davon aus, dass du das nicht willst, weil das zu sehr Nullachtfünfzehn wäre. Dennoch könntest du den Text ein wenig anders strukturieren, nicht mit dem entschiedenen Vorfall aufhören, sondern diesen z.B. in der Mitte platzieren. Dann bekäme ich als Leser noch etwas Zeit, um zu erleben, wie Moose und die anderen mit der Situation umgehen.
Oder aber du könntest die Hinweise verstärken, dass da etwas brodelt.
Ehrlich gesagt habe ich während der ganzen Geschichte nicht so recht gemerkt, dass es für Moose ein grosser und bedeutsamer Schritt ist, auf die Insel zurückzukehren. Man erfährt auch relativ spät, dass er vier Jahre lang nicht mehr dort gewesen ist, unter anderem dieser Satz hat mich da auch was anderes denken lassen:

Bis zur Altersruhe war sie unabhängig gewesen, in der neuen Lebenslage jedoch dankbar für die Unterstützung, die Moose der Familie und vor allem seinem Neffen zukommen ließ.
Ich habe das so gelesen, dass Moose immer mal wieder kommt, um die Familie zu unterstützen. Das bedeutet also, dass ich den unterschwelligen Konflikt nur zur Hälfte mitbekommen habe.
Also, dass das Ereignis in der Vergangenheit erst am Ende genannt wird, das kann man auf alle Fälle schon machen. Aber dann müsste ich als Leser stärker reingezogen werden, so langsam erahnen, was geschehen ist. Hier zum Beispiel ist das sehr gut gelöst - auch wenn das ein ganz anderer Text ist: https://www.wortkrieger.de/threads/die-stille-im-maisfeld.69637/

Was vielleicht auch helfen könnte, wäre ein Wechsel zur personalen Erzählperspektive (Moose). Wir wären dann näher bei ihm, fast in seinem Kopf, und dann könntest du die Rückblenden als Mooses Erinnerungen präsentieren und könntest stärker in dessen Emotionen reingehen: "Vier Jahre waren es her. Wie Aiken inzwischen wohl aussah? Würde er sich an Moose erinnern? Daran, dass Moose bloss dagestanden und zugeschaut hatte?" Jetzt weiss die Leserschaft, aha, da gab es ein bedeutsames Ereignis vor vier Jahren, und will wissen, was das gewesen ist. Das ist jetzt etwas plump, wie ich das gestaltet habe, verdeutlicht aber hoffentlich meinen Gedanken. Ich denke, dass durch solche Umstellungen ein stärkerer Sog entstehen könnte. Denn in der vorliegenden Form vermag mich der Text emotional nicht so richtig zu erreichen, weil ich zwar spüre, dass da etwas nicht in Ordnung ist, aber zu wenig Hinweise bekomme, um mitzufühlen. Ein Problem bei deiner Chronologie ist halt schon, dass der Text mit der Erzählung des Ausgangspunkts aufhört und mit der Auflösung (Moose kehrt zurück) beginnt.
Was mir auch noch etwas zu kurz kommt, ist das Verhältnis zu Aiken. Wie entwickelt sich das? Sie gehen zusammen fischen, was Aiken nicht mag, weil er Angst vor Wasser hat. Aber das ist nicht alles. Punkt. Danach gehen sie noch einkaufen, was Aiken staunen lässt. Am Ende steht die Frage, wie Moose das alles bezahlen kann. Über die Beziehung der beiden erfahren wir aber kaum etwas. Ist Aiken misstrauisch? Strengt sich Moose an, Aiken ein Freund zu sein? Oder will er sich emotional gar nicht so sehr darauf einlassen? All das kommt in deinem Text etwas zu kurz, wie ich finde, obwohl es doch - gemäss der Konzeption deines Textes - im Zentrum stehen müsste.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Hallo @Peeperkorn,


ein weiteres Mal vielen herzlichen Dank für die intensive und umfassende Arbeit an meinem Text!

Ja, das liest sich für mich jetzt deutlich besser. Vielleicht noch zwei Punkte, die klarer sein könnten:
Es liest sich schonmal besser, das ist wenigstens etwas. Punkte sind begradigt.
Der zweite Abschnitt gefällt mir immer noch nicht besonders. Da bringst du sehr viel Info in reichlich langen Sätzen an die Leserschaft. Der erste Abschnitt etabliert eine schöne Szenerie, die der dritte wieder aufgreift. Da fand ich den zweiten Abschnitt fast ein wenig störend. Mein Ratschlag wäre, diese Hintergrundinfos zu Mühme entweder stark zu kürzen oder woanders und etwas dezenter zu platzieren.
Er enthält mittlerweile wirklich hauptsächlich Info, das zu entzerren wäre zumindest mal der Überlegung wert.
Auf jeden Fall konnte ich nun den Inhalt aufnehmen! :)
Auch das ist schonmal ein wichtiger Schritt!
Dazu noch die eine oder andere Bemerkung: Die Geschichte ist auktorial erzählt, was in der heutigen Zeit etwas ungewöhnlich ist, aber hier durchaus Sinn macht, wenn man den Text als eine Art Sittengemälde der dortigen Gesellschaft liest.
Ja. Auf meinem jetzigen Denkpunkt werde ich den auktorialen Erzähler wahrscheinlich auch beibehalten, weiter unten mehr dazu.
Ich könnte mir vorstellen, einen sehr viel längeren Text zu lesen, der mir alle vier Figuren noch viel näher bringt, ihre Verflechtungen usw. Wenn das die Erzählabsicht sein soll, ist mir der Text zu kurz.
Darüber habe ich sogar schon mal nachgedacht und spüre immer mal wieder nach, ob es Wachstumspotential in der Geschichte gibt wie z.B. die Situation des Schwimmen Lernens. Den Abschnitt habe ich erst nach Woltochinons Anmerkungen geschrieben.
Auf der anderen Seite kann man den Text aber auch so lesen, dass er von der Rückkehr Mooses handelt und diese im Zentrum steht. Hier gibt es eine klaren Konlikt und eine Dramaturgie: Kristian hat Aiken aus dem Wasser gerettet, während Moose nur erstarrt zugeschaut hat.
Ja! Wenigstens das wird klar transportiert. Ich lehne nicht ab, die Charaktere näher zu bebildern, wobei das ja die Intention bei dem Abschnitt über Aikens Mutter war. Da ging es aber nicht auf, der Absatz wird ja teils als Fremdkörper empfunden. Vielleicht kann ich das (noch?) gar nicht gut genug.
Ja, das nimmt einen recht großen Teil in der Geschichte ein: Mooses Rückkehr, sein schlechtes Gewissen und seine Schuldgefühle. Aiken und auch Kristian spielen aber auch eine große Rolle, Kristian unter anderem in seinem Spannungsverhältnis zu Moose aus genau dem Grund, den du auch gelesen hast. Aiken in seiner Entwicklung und auch die Frage von Kümmern und Verantwortlichkeit bei beiden Männern! Aber was erkläre ich die Intention, bestenfalls kommt das alles aus dem Text, wenn er dann mal soweit ist.
Vier Jahre später kommt Moose wieder auf die Insel, um seinen Neffen und die Mutter nicht nur finanziell zu unterstützen, sondern auch mit seiner Anwesenheit.
Das ist auch was, das ich nur nicht explizit genannt habe, dazu hattest du weiter unten eine Frage: dass es sich liest, als käme Moose hin und wieder vorbei, um zu unterstützen, was aber in meiner Absicht nicht passiert. Es ist tatsächlich auch eine gewisse finanzielle Unterstützung über die vier Jahre geflossen, in denen es sonst keinen Kontakt gab. Das wird, glaube ich, nicht ganz klar. Nur, dass er aktuell unterstützt indem er die Waren aus dem Großmarkt bezahlt.
Aber ich empfinde ihn als nicht optimal ausgearbeitet.
Da bin ich ganz sicher, dass er das bislang nicht ist.
Ich sage mir am Ende: "Aha, Moose hat beim Beinahe-Ertrinken seines Neffen zugeschaut. Aha, er hat sich danach vier Jahre lang nicht mehr blicken lassen. Jetzt verstehe ich Krstians Feindseligkeit." Was ich aber am Ende nicht habe, ist der befriedigende Abschluss einer Geschichte, einer Entwicklung der Figuren.
Danke für diese Anmerkung. Ich hatte zwischenzeitlich den Part, in dem klar wird, dass Kristin Aiken rettet, direkt zeitlich passgenau unter den Unfall geheftet, hatte dann aber einen noch unbefriedigenderen Abschluss der Geschichte.
Ich hatte tatsächlich, in einem ersten Konzept der Geschichte, noch eine andere, zwischen
den Protagonisten spannungsgeladenere Version angedacht, also nicht nur angespannt zwischen Moose und Kristian, sondern auch zwischen Moose und dem Kind. Vielleicht probiere ich der Geschichte in einer anderen Version dieses Kleidungsstück nochmal an.
Daraus könnte ich zumindest einen vielleicht befriedigenderen Abschluss bauen, wollte aber wahrscheinlich nicht, dass es wirklich nur Zoff in der Geschichte gibt. :D
Also, dass das Ereignis in der Vergangenheit erst am Ende genannt wird, das kann man auf alle Fälle schon machen. Aber dann müsste ich als Leser stärker reingezogen werden, so langsam erahnen, was geschehen ist.
Ich glaube ich weiß, was du meinst. Werde mir den Text im Link dann bestimmt mal zu Gemüte führen.
Was vielleicht auch helfen könnte, wäre ein Wechsel zur personalen Erzählperspektive (Moose). Wir wären dann näher bei ihm, fast in seinem Kopf, und dann könntest du die Rückblenden als Mooses Erinnerungen präsentieren und könntest stärker in dessen Emotionen reingehen: "Vier Jahre waren es her. Wie Aiken inzwischen wohl aussah? Würde er sich an Moose erinnern? Daran, dass Moose bloss dagestanden und zugeschaut hatte?"
Danke für das Modellieren einer Möglichkeit. Mit der Variante tue ich mich bislang schwer, vielleicht weil ich befürchte, dass ich das so nicht hinkriegen werde. Aber vielleicht setzt sich das am Ende noch durch, es ist schon so viel Unvorhergesehenes geschehen.
Denn in der vorliegenden Form vermag mich der Text emotional nicht so richtig zu erreichen, weil ich zwar spüre, dass da etwas nicht in Ordnung ist, aber zu wenig Hinweise bekomme, um mitzufühlen.
Okay, das war mir so nicht klar.
Ein Problem bei deiner Chronologie ist halt schon, dass der Text mit der Erzählung des Ausgangspunkts aufhört und mit der Auflösung (Moose kehrt zurück) beginnt.
Das auch nicht. :shy:


Was mir auch noch etwas zu kurz kommt, ist das Verhältnis zu Aiken. Wie entwickelt sich das? Sie gehen zusammen fischen, was Aiken nicht mag, weil er Angst vor Wasser hat. Aber das ist nicht alles. Punkt. Danach gehen sie noch einkaufen, was Aiken staunen lässt. Am Ende steht die Frage, wie Moose das alles bezahlen kann. Über die Beziehung der beiden erfahren wir aber kaum etwas. Ist Aiken misstrauisch? Strengt sich Moose an, Aiken ein Freund zu sein? Oder will er sich emotional gar nicht so sehr darauf einlassen? All das kommt in deinem Text etwas zu kurz, wie ich finde, obwohl es doch - gemäss der Konzeption deines Textes - im Zentrum stehen müsste.
Wiederum verstehe ich, was du meinst. Dem bin ich auch gar nicht abgeneigt, nur verstehe ich mittlerweile, dass ich die Geschichte komplett umschreiben müsste, und ich weiß nicht, ob ich das hinkriege. Aber ich bin doch auch neugierig geworden auf die Prozesse, die das jetzige Material nochmal anders sortiert und erzählt. Wenn ich auch noch keine Ahnung habe, wie.

Viele Grüße und vielen Dank!
Helen

 

Ich nochmal, @Helenesthe ,

deine Überarbeitung hat mich neugierig gemacht. Deine Geschichte hat an den Stärken, wie das Umschreiben der Szenerie und schön gewählte Worte, nicht eingebüßt. Die Charaktere sind nun deutlicher bzw. deren Beziehungen. Mir ist nun mehr bewusst wie die Leute zum Dorf, zueinander und generell stehen.
Was mir allerdings ein Fragezeichen über den Kopf gezeichnet hat, sind die Absätze im Kursiv.
Ich bin ehrlich, ich war faul und habe die letzten Kommentare nicht gelesen und womöglich finde ich die Antwort. Aber nicht heute Abend. Vielleicht morgen :)

Ein paar Dinge sind mir beim erneuten Lesen aufgefallen ...

Vor ihm im Wasser flitzten Kapelane in alle Himmelsrichtungen
Da fiel es mir schwer Wasser und Himmel unter einen Hut zubekommen. Mein Blick war auf die Fische im Wasser gerichtet und dann zum Himmel, wo ich eigentlich noch gar nicht hinschauen wollte. Da war noch nichts gezeichnet.
Mir ist die Bedeutung von Himmelrichtungen bewusst und deshalb bin ich mir auch bewusst, dass es ein Stil ist. Kann man ändern, muss aber nich.

Was mir dadurch eigentlich aufgefallen ist – und jetzt komme ich zum eigentlichen Punkt, den ich viel erwähnenswerter finde und den ich eigentlich schon vorher nennen wollte – ist, dass es viele Bezeichnungen für Flora und Fauna gibt.
Das finde ich toll! Das hilft zum Einen der Szenerie und zum anderen trifft es meinen persönlichen Geschmack.

„Es ist ja nicht seine Aufgabe“, dachte Moose
Da wäre Kursiv angebracht, denke ich. Ich hatte kurz die Stimme von Moose am Ufer, obwohl er es eigentlich gedacht hat.

Man durfte mit dem Wurf nicht gleich tief ins Wasser vordringen, um die Fische nicht zu vertreiben
Witzig. Beim zweiten Mal lesen habe ich etwas übers Angeln gelernt. Ich angel nicht, aber wenn ich es mal tun sollte, werd ich an Moose und Aiken denken.

Bleib dran

Bis dann

 

Hallo @Hirschkäfer,

vielen lieben Dank für dein erneutes Lesen und die erneuten Anmerkungen! :)

Was mir allerdings ein Fragezeichen über den Kopf gezeichnet hat, sind die Absätze im Kursiv.
Ich bin ehrlich, ich war faul und habe die letzten Kommentare nicht gelesen und womöglich finde ich die Antwort. Aber nicht heute Abend. Vielleicht morgen :)
Kann ich aber kurz erklären, es sind die Teile der Geschichte, die in Rückblenden erzählt sind. Das nicht Kursive bezeichnet den jetzigen Sommer.
deine Überarbeitung hat mich neugierig gemacht. Deine Geschichte hat an den Stärken, wie das Umschreiben der Szenerie und schön gewählte Worte, nicht eingebüßt. Die Charaktere sind nun deutlicher bzw. deren Beziehungen. Mir ist nun mehr bewusst wie die Leute zum Dorf, zueinander und generell stehen.
Es freut mich, dass du sie nochmal gelesen hast. Und es freut mich auch, dass ich manches jetzt auch etwas besser näherbringen konnte. Und es wird vielleicht auch weitergehen, da ich die Geschichte gerade nochmal überarbeite auch auf die Punkte hin, die du nennst und die die andren nennen. Das fühlt sich bisher aber nach einer wirklich krassen Veränderung an, von der ich hoffe, dass sie mir gelingt.
Da fiel es mir schwer Wasser und Himmel unter einen Hut zubekommen. Mein Blick war auf die Fische im Wasser gerichtet und dann zum Himmel, wo ich eigentlich noch gar nicht hinschauen wollte. Da war noch nichts gezeichnet.
Mir ist die Bedeutung von Himmelrichtungen bewusst und deshalb bin ich mir auch bewusst, dass es ein Stil ist. Kann man ändern, muss aber nich.
Danke erstmal für deinen Hinweis, wie es wirkt. Ich habe es ja zweimal so drin, dass Wasser und Himmel wenig trennt. Das zweite Mal sitzt da, wo Aiken (nicht) Schwimmen lernt und ich fand das Bild aussagekräftig. Für Aiken ist es ein Eindruck verstärkter Endlosigkeit, vor der er ja Angst hat in den Elementen. Es gibt halt besonders viel Wasser und Himmel in Grönland. :D Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, ob ich das drin lassen oder rausnehmen soll. Einer neuen Fassung fällt aber (gerade) ganz viel von der Jetzigen zum Opfer. Beides ist also noch drin, in and out.
Was mir dadurch eigentlich aufgefallen ist – und jetzt komme ich zum eigentlichen Punkt, den ich viel erwähnenswerter finde und den ich eigentlich schon vorher nennen wollte – ist, dass es viele Bezeichnungen für Flora und Fauna gibt.
Das finde ich toll! Das hilft zum Einen der Szenerie und zum anderen trifft es meinen persönlichen Geschmack.
Das freut mich! :)

Da wäre Kursiv angebracht, denke ich. Ich hatte kurz die Stimme von Moose am Ufer, obwohl er es eigentlich gedacht hat.
Verstehe. Das kann ich wahrscheinlich auch ohne Schaden kursiv setzen.
Witzig. Beim zweiten Mal lesen habe ich etwas übers Angeln gelernt. Ich angel nicht, aber wenn ich es mal tun sollte, werd ich an Moose und Aiken denken.
Haha, siehst du. Da geht es aber wirklich um die Wandersaiblinge, bei anderen Fischarten ist das anders.

Dir nochmal danke und viele Grüße,
Helen

 

Danke erstmal für deinen Hinweis, wie es wirkt. Ich habe es ja zweimal so drin, dass Wasser und Himmel wenig trennt. Das zweite Mal sitzt da, wo Aiken (nicht) Schwimmen lernt und ich fand das Bild aussagekräftig. Für Aiken ist es ein Eindruck verstärkter Endlosigkeit, vor der er ja Angst hat in den Elementen. Es gibt halt besonders viel Wasser und Himmel in Grönland. :D Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht, ob ich das drin lassen oder rausnehmen soll. Einer neuen Fassung fällt aber (gerade) ganz viel von der Jetzigen zum Opfer. Beides ist also noch drin, in and out.
Das ist tatsächlich eine Erklärung, die ich stimmig finde. Dann nehm ich meine Aussage zurück. Hier scheint es zum Bild zu passen und hilft der Geschichte.

Dann solltest du es meiner Meinung nach drinne lassen :P

Haha, siehst du. Da geht es aber wirklich um die Wandersaiblinge, bei anderen Fischarten ist das anders.
Naja ... dann lass ich das wohl doch mit dem Angeln :D

Kann ich aber kurz erklären, es sind die Teile der Geschichte, die in Rückblenden erzählt sind. Das nicht Kursive bezeichnet den jetzigen Sommer.
Sozusagen als Hilfestellung. Auch wenn es mich irritiert hat, denke ich, dass es sinnig ist.

Bleib dran

Bis dann!

 

Hallo @Helenesthe bin ein wenig late to the party und habe die bisherigen Kommentare auch nur überflogen. Es mag also sein, dass sich bestimmte Dinge doppeln. Andererseits habe ich gesehen, dass du auch schon viel bearbeitet hast. Vielleicht passt es daher auch wieder.

Ich finde grundlegend, dass es dir gelingt, in deinem Text Atmosphäre zu erzeugen. Ich finde mich zurecht, weiß, wo und in welcher Stimmung wir uns bewegen. Das ist nicht so einfach herzustellen und es gelingt dir in meinen Augen gut.
Für mich ist eine Stärke außerdem, dass der Text eine bestimmte Ruhe in sich trägt. Entschleunigt trifft es vielleicht ganz gut. Der Text fühlt sich beim Lesen angenehm entschleunigt an.

Ich find aber auch, dass dein Text drei Probleme hat. Aber wie immer gilt: nur meine Meinung. Vielleicht geht es anderen Lesern hier auch ganz anders als mir.
Ich gehe im Einzelnen mal darauf ein, was mir aufgefallen ist.

Sprünge:
Mir sind die erzählerischen Sprünge zwischen den Abschnitten teilweise zu hart. Da fehlt für mich an der einen oder anderen Stelle ein passender Übergang. Gerade die kursiven Passagen kommen für mich manchmal ein wenig zu plötzlich.
Grundsätzlich wäre es vielleicht auch eine Überlegung wert, den ganzen Text noch ein wenig auszubauen? Dann würden vielleicht auch die rückwirkenden Passagen nicht so stark ins Geweicht fallen und den Text derart bestimmen?

Dialoge:
Ich finde, dass die Dialoge teilweise noch nicht so ganz passen. Ich habe beim Lesen immer auch das Gefühl gehabt, dass so die Leute nicht miteinander sprechen würden.
Ich finde, dass das aufgrund der ruhigen Stimmung, die dir im Text gut gelingt, dann noch mal schwerer wiegt, wenn die Dialoge nicht rund sind. Da würde ich also auf jeden Fall noch mal drüber.
Und meine Empfehlung wäre ein wenig widersprüchlicher Natur, nämlich einerseits die Dialoge zu entschlacken und wirklich ganz knapp zu gestalten. Wortkarg wäre vermutlich das richtige Wort dafür. Andererseits aber schon zu schauen, was du rüberbringen willst und das dann nicht direkt auszusagen, sondern mehr zu umschiffen, nicht so ganz mit der Tür ins Haus zu fallen, wenn du verstehst, was ich meine? Also Person A möchte Person B etwas mitteilen. Sie sagt es aber nicht geradeheraus, sondern es schwingt im Dialog eher mit.
Ich habe mal ein paar Stellen markiert, wo ich das Gefühl hatte, dass da noch ein wenig Feinschliff guttun würde.

„Gib mir mal die Zehner“, wandte sich Moose an Aiken und blickte ihn überrascht an, als der ihm die richtige Schnur herüberreichte.
„Ach, ich hab mal jemanden begleitet“, lautete dessen knapper Kommentar
Hier passt für mich die Antwort nicht. Das kommt zu schnell und verpufft für mich deshalb. Besser hätte ich es gefunden, wenn das durch Blicke gelöst worden wäre. Unausgesprochen im Raum steht und dann später noch mal hervorgehoben wird.

„Wie ich sehe, hast du noch keine entscheidenden Meter machen können, obwohl du hier lebst.“
„Es sind die kleinen, unsichtbaren Schritte, die das Ganze ausmachen.“
Auch hier finde ich, dass das zu schnell geht. Sowohl der erste Satz als auch die Antwort sind mir hier einfach zu direkt. Das kann natürlich auch eine Geschmacksfrage sein, aber ich denke, dass es dem Text guttun würde, da ein wenig dran zu schrauben.

„Machst du Witze? Weil ich Vollzeit arbeiten muss?“
„Mühme auch.“ Kristian verschränkte die Arme vor dem Bauch. „Dafür hast du aber ganz schön viel getrunken!“
„Wundert dich das?“
„Nein, eigentlich nicht.“
„Hier kennt er alles.“
„In einer neuen Heimat hätte er alles kennen gelernt.“
„Es ist nicht so einfach, wenn man keine Kinder hat! Das müsstest du doch wissen! Mühme war die sichere Seite. Ich wäre ein Experiment gewesen, das wollte ich ihm nicht zumuten.“
„Wenn es darum ging, sich auf jemanden verlassen zu können, war sie wirklich die bessere Wahl“, stichelte Kristian.
Wieder so eine Stelle. Es wird klar, was mitgeteilt werden soll. So gesehen also gelungen von der reinen Informationsweitergabe her. Aber ich will das als Leser vielleicht gar nicht in so einer hundertprozentigen Deutlichkeit haben, sondern ich denke, dass ein dezenterer Dialog hier einfach besser passen würde. Ist klar, was ich meine?

Generell kann es aber auch sein, dass das nur mir so geht und andere Leser da vielleicht einen ganz anderen Blick drauf haben!


Zeit:
Du hast ja mehrer Zeitebenen im Text. Einerseits die Stellen, die quasi die aktuelle Handlung vorantreiben und dann die Stellen (die du mittlerweile(?) in kursiv gesetzt hast), die von Vergangenem berichten.
Was spricht dagegen, die aktuellen Passagen ins Präsens zu setzen? Ich denke, das würde zum einen dazu beitragen, dass das Geschilderte noch direkter wirkt, man als Leser also noch weniger Distanz zum Geschehen hat, zum anderen wäre deutlicher, was bereits vor längerer Zeit passiert ist. Dann brächtest du auch nicht diese kursiven Stellen, die mich persönlich eher gestört haben.

Ich fände zB den Einstieg so deutlich besser:
Aiken sitzt am Steg. Vor ihm im Wasser flitzen Kapelane in alle Himmelsrichtungen, oliv schimmernd über einer sonnenbeschienenen Tiefe. Ein Eimer mit Fischen steht zu seinen Füßen und hinter ihm liegen die Holzhäuser des Dorfes, kantiges Konfetti zerstreut in einer felsigen Gebirgsmulde. Der Inselhafen ragt weit von der Küste hinaus. "Ich werde ihn zum Anleger schicken“, hatte Mühme an Moose geschrieben. „Er wird dort auf dich warten.“


Kleinkram:

Es war Mühmes erste Zeit nach der Pensionierung, als Aiken und Moose mit dessen Gepäck durch den Ort auf das kleine Zuhause zusteuerten, dem auch der Junge angehörte, seit seine Mutter die Insel verlassen hatte.
Es mag an mir liegen, aber ich musste den Satz dreimal lesen, um völlig zu begreifen, was du meinst. Ich würde den vlt. ein bisschen entzerren.

Als Däne war er beider Schärfe nicht gewohnt.
Hier finde ich die Formulierung ein wenig gewöhnungsbedürftig.

Nur wenige Meter trennten die „Ammaasat“ von dem sich aufbäumenden Leib, sodass der Junge seinen knotigen Rückenkamm erkennen konnte. Ein Geflecht aus Narben durchzog das fahl glänzende Tier.
Hier habe ich mich dann gefragt, ob der Junge, der ja massive Angst hat, überhaupt auf so etwas wie das Narbengeflecht achten würde? Also du betonst es ja explizit, dass er das erkennt. Aber ist er nicht viel zu sehr mit seiner Angst beschäftigt?

„Aber er lebt doch!“ Solange ein Wal noch lebte, wusste man nie.
Wer sagt das bzw. wessen Meinung ist das? Finde das verwirrend und unpassend an dieser Stelle.

„Wir werden ihn nicht erlegen. Auf so einen großen Fang sind wir nicht eingestellt.“
und Moose war froh, dass sie weiterfahren konnten und zudem noch nicht geladen hatten.
Hier passt für mich der Übergang noch nicht so richtig.


Beste Grüße
Habentus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Hirschkäfer,

Das ist tatsächlich eine Erklärung, die ich stimmig finde. Dann nehm ich meine Aussage zurück. Hier scheint es zum Bild zu passen und hilft der Geschichte. Dann solltest du es meiner Meinung nach drinne lassen :P
Ach? :D
Naja ... dann lass ich das wohl doch mit dem Angeln :D
Es ist gar nicht so unkompliziert!
Sozusagen als Hilfestellung. Auch wenn es mich irritiert hat, denke ich, dass es sinnig ist.
Ja, es ist eine Erstlösung, den Leser etwas zu entlasten in der jetzigen Version.

Hallo @Habentus,

vielen lieben Dank für deine Arbeit und die Anmerkungen!

bin ein wenig late to the party und habe die bisherigen Kommentare auch nur überflogen. Es mag also sein, dass sich bestimmte Dinge doppeln. Andererseits habe ich gesehen, dass du auch schon viel bearbeitet hast. Vielleicht passt es daher auch wieder.

Passt. Du hast viele Dinge angemerkt, die die Anderen nicht angesprochen hatten, es ist genug dabei. :)
Ich finde grundlegend, dass es dir gelingt, in deinem Text Atmosphäre zu erzeugen. Ich finde mich zurecht, weiß, wo und in welcher Stimmung wir uns bewegen. Das ist nicht so einfach herzustellen und es gelingt dir in meinen Augen gut.
Danke. Es ist schön zu hören, dass es da etwas gibt. Die Geschichte liegt im Moment auf dem Dock und ich bin in einer Phase, in der Aiken sich ein bisschen wie ein Steinbruch anfühlt. Es gibt ja mal Zeiten und Stellen, da fließt es von alleine und fügt sich, aber manchmal hackt man sich von Detail zu Detail ran.
Für mich ist eine Stärke außerdem, dass der Text eine bestimmte Ruhe in sich trägt. Entschleunigt trifft es vielleicht ganz gut. Der Text fühlt sich beim Lesen angenehm entschleunigt an.
Witzig, dass du das bemerkst. Ich habe das Gefühl oder die Ansicht, dass der Text das kann und macht die ganze Zeit über gehabt, aber du bist der Erste der es für sich bestätigt.
Ich find aber auch, dass dein Text drei Probleme hat. Aber wie immer gilt: nur meine Meinung. Vielleicht geht es anderen Lesern hier auch ganz anders als mir.
Nein, das ist schon gerechtfertigt. Anderen wird es vielleicht anders gehen, aber es ist ja grade auch ein Vorteil manchmal, dass Jeder mit anderen Puzzleteilen daherkommt.
Mir sind die erzählerischen Sprünge zwischen den Abschnitten teilweise zu hart. Da fehlt für mich an der einen oder anderen Stelle ein passender Übergang. Gerade die kursiven Passagen kommen für mich manchmal ein wenig zu plötzlich.
Das haben andere auch angemerkt und ich versuche, die jetzige Version auf dem Dock etwas anders zu gestalten.
Grundsätzlich wäre es vielleicht auch eine Überlegung wert, den ganzen Text noch ein wenig auszubauen? Dann würden vielleicht auch die rückwirkenden Passagen nicht so stark ins Geweicht fallen und den Text derart bestimmen?
Das passiert gerade, aber freilich weiß ich noch nicht, ob zum Besseren oder Schlechteren. Es gibt neue Passagen, neue Dialoge, neue Chronologie und ergänzte bestehende Abschnitte. Das ist der jetzige Stand. Ich hoffe, dass ich das Ganze dann komfortabler lesbar gestalten kann, aber im Moment jedenfalls fühlt es sich einfach steinbrüchig an. :aua:
Ich finde, dass die Dialoge teilweise noch nicht so ganz passen. Ich habe beim Lesen immer auch das Gefühl gehabt, dass so die Leute nicht miteinander sprechen würden.
Auch witzig, dass ich gestern auf dem Weg in die Küche, bevor ich deinen Kommentar gelesen habe, noch bei mir dachte, "Du bist ja jetzt echt nicht die Dialog-Queen", also sei versichert an der Stelle, dass ich die Einschätzung teile und verstehe, ich manches aber (noch?) nicht besser kann.
Gerade mit dem Indirekten habe ich Probleme, also mit den eleganteren und raffinierteren Dialogen, da sind die Kapazitäten begrenzt. Auch außerhalb der Geschichten. Trotzdem schraube ich tatsächlich daran und in einer neuen Fassung gibt es mehr davon.
Und meine Empfehlung wäre ein wenig widersprüchlicher Natur, nämlich einerseits die Dialoge zu entschlacken und wirklich ganz knapp zu gestalten. Wortkarg wäre vermutlich das richtige Wort dafür. Andererseits aber schon zu schauen, was du rüberbringen willst und das dann nicht direkt auszusagen, sondern mehr zu umschiffen, nicht so ganz mit der Tür ins Haus zu fallen, wenn du verstehst, was ich meine? Also Person A möchte Person B etwas mitteilen. Sie sagt es aber nicht geradeheraus, sondern es schwingt im Dialog eher mit.
Danke in jedem Fall für deine konkreten Ansichten und Beispiele! Ich verstehe, was du meinst. Ob ich es umgesetzt kriege, werde ich sehen.
Hier passt für mich die Antwort nicht. Das kommt zu schnell und verpufft für mich deshalb. Besser hätte ich es gefunden, wenn das durch Blicke gelöst worden wäre. Unausgesprochen im Raum steht und dann später noch mal hervorgehoben wird.
Ja, es geht sehr schnell. Vielleicht fällt mir noch was Besseres ein.
Auch hier finde ich, dass das zu schnell geht. Sowohl der erste Satz als auch die Antwort sind mir hier einfach zu direkt. Das kann natürlich auch eine Geschmacksfrage sein, aber ich denke, dass es dem Text guttun würde, da ein wenig dran zu schrauben.
Es ist sehr direkt und kurz, an der Stelle war es aber nicht verminderte Fähigkeit, es anders zu erzählen, sondern es sollte sehr knapp und trocken sein. Aiken ist ja dabei und die Herren wollten sich nicht auf die große Stichelei einlassen. Vielleicht ändere ich das in den Verbindungen der neuen Version aber noch.
Aber ich will das als Leser vielleicht gar nicht in so einer hundertprozentigen Deutlichkeit haben, sondern ich denke, dass ein dezenterer Dialog hier einfach besser passen würde. Ist klar, was ich meine?
Ich verstehe, was du meinst. Ich denke, weil jeder mehrdeutige, elegante Satz oft so viele Deutungsmöglichkeiten hat, wollte ich vordergründig Missverständnisse vermeiden in der Erstfassung.
Du hast ja mehrer Zeitebenen im Text. Einerseits die Stellen, die quasi die aktuelle Handlung vorantreiben und dann die Stellen (die du mittlerweile(?) in kursiv gesetzt hast), die von Vergangenem berichten.
Ja, mittlerweile, weil es Schwierigkeiten mit den Zeitsprüngen gab. Das ist in einem eher kurzen Text vielleicht einfach zu krass.
Was spricht dagegen, die aktuellen Passagen ins Präsens zu setzen? Ich denke, das würde zum einen dazu beitragen, dass das Geschilderte noch direkter wirkt, man als Leser also noch weniger Distanz zum Geschehen hat, zum anderen wäre deutlicher, was bereits vor längerer Zeit passiert ist. Dann brächtest du auch nicht diese kursiven Stellen, die mich persönlich eher gestört haben.
Ich werde das in Erwägung ziehen, d.h. ich probiere es während des Überarbeitens mal aus. Wenn es überzeugen kann, bleibt es.
Es mag an mir liegen, aber ich musste den Satz dreimal lesen, um völlig zu begreifen, was du meinst. Ich würde den vlt. ein bisschen entzerren.
Mir fällt erst jetzt auf, wie viel Personal den kleinen Satz bewohnt. Da kann ich sicher noch was dran machen.
Hier finde ich die Formulierung ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Ich wollte was Knappes, Scharfes, Präzises. Vielleich könnte ich "Härte" nehmen.
Hier habe ich mich dann gefragt, ob der Junge, der ja massive Angst hat, überhaupt auf so etwas wie das Narbengeflecht achten würde? Also du betonst es ja explizit, dass er das erkennt. Aber ist er nicht viel zu sehr mit seiner Angst beschäftigt?
Ja, das ist wenigstens darin, wie die Szene angelegt ist, korrekt. Aikens Zustand geht über eine Angst hinaus, durch die doch leichte Traumatisierung durch den Sturz ins Eismeer. Es soll ein leicht dissoziativer Zustand sein, in dem man Details, auch welche, die nicht wichtig sind, verstärkt wahrnimmt, sonst aber wenig tatsächlich anwesend ist. Das werde ich, denke ich bisher, drinlassen.
Wer sagt das bzw. wessen Meinung ist das? Finde das verwirrend und unpassend an dieser Stelle.
Es soll Aikens Haltung beschreiben. Er hat Angst vor der Größe und Lebendigkeit nicht nur der Wale. Das Skelett hat er ja als Versteck gewählt, mit lebendigen Walen ist es aber was Anderes. Wenn es irritiert, werde ich es aber vielleicht rausnehmen.
Hier passt für mich der Übergang noch nicht so richtig.
Ist vernommen worden.

Vielen Dank für deine nachvollziehbaren Gedanken! :)

Viele Grüße,
Helen

 

Ich habe "Aiken" umfassend überarbeitet. Umgeschrieben, umstrukturiert, teils neu erzählt. Viele Anregungen haben Eingang gefunden. Im Augenblick bin ich wahrscheinlich betriebsblind. Hier also die neue Version.

 

Hallo @Helenesthe, da du deine Geschichte ja komplett überarbeitet hast, dachte ich, dass ich sie noch mal lese. Ab und an gibt es zwar ein paar Stellen, da würde ich anders formulieren (Anmerkungen), aber insgesamt liest es sich (wie auch schon der Ursprungstext) sehr angenehm. Vor allem mag ich, dass sich dein Text von den Formulierungen her eigenständig liest. Gefällt mir gut!
Ich habe dann aber doch relativ viele Anmerkungen dagelassen, merke ich. Du kannst ja mal schauen, ob die dir was bringen und was du mitnehmen möchtest.
Trotz der Anmerkungen, die sich so losgelöst vielleicht kritisch lesen, hat mir der Text aber gefallen! Ich finde auch, dass es dir wieder gelingt, eine bestimmte ruhige Stimmung aufzubauen. Ich denke, wenn du noch ein wenig an den Dialogen usw. schraubst, dass das ein schöner Text wird!

Anmerkungen:

und verlässt ein wenig beklommen den Kutter.
Nicht, dass ich es besser könnte. Aber ich denke, dass es eleganter wäre, du würdest seine Beklommenheit durch irgendetwas zeigen, statt hier nur darauf zu verweisen. Aber wie gesagt, wie du das hier löst, habe ich leider keinen besseren Vorschlag :(

Er hat nicht erwartet, dass Aiken ihm um den Hals fallen würde, jedoch auch nicht mit dieser Feindseligkeit gerechnet.
Ich würde den Teil streichen. Den braucht es nicht und es wirkt dann meiner Meinung nach besser. Klar, was du meinst, wird es durch den ersten Teil trotzdem.

Beim Aufprall, den Schreien, den verzweifelten Rufen verlor Aiken beinahe die Besinnung, achtete in der jäh entstehenden Dynamik niemand mehr auf ihn, wie er rückwärts stolpernd ins Straucheln geraten und dem Ufer entglitten war, ein eingerollter Ball mit zugekniffenen Augen.
Ich finde, dass der Satz zu lang und zu unruhig ist. Da passiert viel. Ich würde den entzerren und vlt in zwei Sätze aufteilen.

Reflexartig durchstieß er in einer letzten Anstrengung den eisigen Griff des Wassers, klammerte und wurde emporgezogen, emporgezogen in eine milde Windstille, in der er zu liegen kam, bis Moose ihn aufhob und nach Hause brachte.
Auch hier würde ich in zwei Sätze unterteilen. Und zwar hier: (...) wurde emporgezogen. Emporgezogen in eine (...)

Als er das Boot fast erreicht hatte, löste sich an der Anlegestelle ein weiterer, kleiner Schatten, versank fast lautlos in einem Augenblick.
Du brauchst den Augenblick für den nächsten Satz. Ich finde aber, dass sich das hier bemüht liest. Ich würde stattdessen vorschlagen: Als er das Boot fast erreicht hatte, löste sich an der Anlegestelle ein kleiner Schatten und versank beinahe augenblicklich.
Den nächsten Satz müsstest du dann eben anpassen.
Kopf von links nach rechts, von rechts nach links, von links nach rechts, nicht in der Lage, sich zu bewegen.
2x reicht
Für einige davon war Alkohol die Ursache, Ursache für lautes Gelächter und Schlägereien, wenn die Verquickungen der Beteiligten untereinander allzu brutal offen gelegt waren.
Vorschlag zur Entzerrung: Für einige war Alkohol die Ursache. Lautes Gelächter, Schlägereien. Immer dann, wenn die Verquickungen (...)

„Es tut mir sehr leid, Michael“, sagte Mühme sanft. Niemand benutzte seinen Taufnamen.
Ich finde, dass du ohnehin schon recht viele Namen auf sehr kurzem Raum hast: Aiken, Mühme, Moose, Krisitan, Marius. Warum es noch durch einen zusätzlichen Namen verkomplizieren. Oder hat das eine Bewandtnis für die spätere Geschichte?

„Ja. Ich bin 68, Michael. Ein paar mehr Gleichaltrige täten ihm bestimmt sehr gut.“
„Du hast Erfahrung.“
„Erfahrung ersetzt keine Lebendigkeit.“ Mühme lächelte ihn an.
„Was hatte er denn mit mir zu tun? Die paar Besuche.“
„Du bist sein Onkel.“
„Ich kann ihn erstmal unterstützen", sagte Moose gedehnt. "Finanziell, meine ich“,
Das ist ja der Kern dieser Stelle. Das kommt dafür aber meiner Meinung nach hier zu schnell. Da müsste noch etwas "Abwartendes" dazwischen. Verstehst du, was ich meine?

„Wovor hast du Angst?“
Aiken wusste es nicht. Sie füllte ihn und wuchs über ihn hinaus.
Ich finde den Satz eigentlich gut. Aber ich finde, dass er da nicht so richtig hinpasst. Irgendwie funktioniert für mich der Übergang hier nicht so gut. Vlt noch mal anders an den Satz vorher anpassen?
Es waren die ersten Bäume, die Aiken jemals sah.
Würde ich streichen.

Er roch feuchtes Holz und Fisch, ein säuerlicher Geruch, der an den Eimern klebte.
Da hast du gewissermaßen eine Dopplung drinnen.

‘Du brauchst gar nicht mehr zu kommen’, hat er gesagt“, öffnet sich Moose.
„Wer?“
„Aiken.“

„Aiken ist ein Kind. Du kannst ihm nicht verübeln, dass er sich allein gelassen gefühlt hat. Plötzlich warst du weg. Nicht mal die Beerdigung hast du abgewartet.“ Mühme bemüht sich, nicht allzu vorwurfsvoll zu klingen.
Ich würde das öffnen streichen. Denn dass er sich öffnet, wird durch den weiteren Verlauf ja klar. Außerdem ein Vorschlag:
‘Du brauchst gar nicht mehr zu kommen’, hat er gesagt."
"Er ist ein Kind. Du warst plötzlich weg, noch vor der Beerdigung. Er hat sich alleingelassen gefühlt."
Mir geht das dann auch im weiteren Verlauf zu schnell. Direkt nach dem Dialog steht er auf und dann passiert das:
Moose steht auf und klopft leise an die Tür des Kinderzimmers.
„Aiken? Ich bin’s, Moose.“ Er kommt sich albern vor.
Als keine Antwort kommt, öffnet er die Türe einen Spalt breit. Aiken sitzt an einem kleinen Tisch, vor sich die Abbildung eines Kapelans, die er in verschiedenen Farben ausmalt.
Ich denke, dass es dazwischen aber Zeit bräuchte. So stehen die gesprochenen Worte ja quasi noch im Raum und er steht schon vor der Tür, um mit Aiken zu sprechen. Das passt für mich nicht so ganz.
Vorschlag: Später steht Moose auf und klopft leise an die Tür des Kinderzimmers.

fragt er erstaunt.
Aiken hob den Kopf, wich dem Blick aber aus.
„Mit wem, mit Mühme?“, fährt Moose ungläubig fort, aber er spürt, dass es um jemand anderen geht.
Hier stimmt was mit der Zeit nicht, oder?

Das wäre gar nicht so verkehrt gewesen“, entgegnet Kristian und lächelt Aiken dabei zu. Moose sieht es und es ärgert ihn.
„Ihr scheint euch ja bestens zu verstehen“, bringt er gepresst hervor, auch wenn Aiken keinerlei Anzeichen zeigt.
„Ja, wir verstehen uns“, sagt Kristian.
„Du willst eine Weile bleiben?“
„Wir werden Vorräte anlegen. Bald geht’s nach Sisimiut“, sagt Moose knapp. „Und wir fangen Fische.“ Er zeigt auf die Eimer. Kristian macht ein überraschtes Gesicht.
Ich finde, dass du hier dem Leser mehr zutrauen kannst. Du zeichnest hier zu deutlich die Emotionen der Beteiligten ab. Ich würde streichen und ggf noch eine Reaktion von Moose ergänzen, aber nicht zu viel vorgeben. Dass ihn das stört, wird durch den Kontext klar.

Das ist es also“, denkt Moose. Laut sagt er: „Wer bist du? Die Heilige Inquisition?“
Kristian schnaubt. „Wenn ich nicht gewesen wäre“, knurrt er.
„Das wird für immer ziehen, und das weißt du auch“, faucht Moose zurück.
„Und jetzt?“ Kristian verschränkt die Arme.
„Was ‚und jetzt‘?“
„Wirst du dich um ihn kümmern?“
„Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig“, erklärt Moose, rot vor Zorn, und geht. Das Fußballspiel ist vergessen.
Mir geht das hier zu schnell und vor allem klingt es für mich zu sehr nach Autor. Ich glaube, dass die Stelle davon profitieren würde, wenn du den Dialog ein wenig ausbaust, etwas dezenter gestaltest. Aber vielleicht ist das auch nur eine Geschmacksfrage.

Und jetzt weißt du, wie man Kapelane trocknet.“
Aiken und drückt Kurz Mooses Hand. „Kommst du mal wieder?“
Hier ist ein Fehler im Übergang, oder?

Gerne gelesen!
Habentus

 

Hallo @Habentus ,

vielen, vielen herzlichen Dank für dein erneutes Lesen und die erneute Mühe an meinem Text!
Der hatte sich ganz schön verändert und damit geht dann anscheinend viel Unsicherheit einher, jedenfalls ist es wichtig für mich, eine erneute Einschätzung zu erhalten. Der Beitrag hat mir wirklich sehr weiter geholfen, auch deine Einschätzung der Dialoge und Dialogsituationen, dazu später nochmal mehr.
Bei so viel Bearbeitung entsteht ja nicht nur Raum für etwas Verbessertes, es gibt auch einen ebenso großen für Fehler und neuerliche nicht-so-Schönheiten.

Ich habe dann aber doch relativ viele Anmerkungen dagelassen, merke ich. Du kannst ja mal schauen, ob die dir was bringen und was du mitnehmen möchtest.
Die meisten habe ich tatsächlich eingearbeitet.
Nicht, dass ich es besser könnte. Aber ich denke, dass es eleganter wäre, du würdest seine Beklommenheit durch irgendetwas zeigen, statt hier nur darauf zu verweisen. Aber wie gesagt, wie du das hier löst, habe ich leider keinen besseren Vorschlag :(
Da mir nichts Schlagendes eingefallen ist, habe ich die Stelle erstmal gekürzt.
Trotz der Anmerkungen, die sich so losgelöst vielleicht kritisch lesen, hat mir der Text aber gefallen! Ich finde auch, dass es dir wieder gelingt, eine bestimmte ruhige Stimmung aufzubauen.
Ehrlich, ich bin ja sehr froh um deine Anmerkungen!
Ich finde, dass der Satz zu lang und zu unruhig ist. Da passiert viel. Ich würde den entzerren und vlt in zwei Sätze aufteilen.
Eine Mini-Entzerrung habe ich gemacht. Ob es sinnvoll ist, weiß ich natürlich nur begrenzt, aber ich habe den Satz absichtlich so gebaut, weil es eben ein zentrales, schnelles Ereignis ist und ich dachte, dass so die Erscheinung zum Inhalt passt.
Du brauchst den Augenblick für den nächsten Satz. Ich finde aber, dass sich das hier bemüht liest. Ich würde stattdessen vorschlagen: Als er das Boot fast erreicht hatte, löste sich an der Anlegestelle ein kleiner Schatten und versank beinahe augenblicklich.
Den nächsten Satz müsstest du dann eben anpassen.
Habe es ein bisschen anders geschrieben. Das mit dem "fast" war mir nicht aufgefallen, jetzt könnte es aber passen.
Vorschlag zur Entzerrung: Für einige war Alkohol die Ursache. Lautes Gelächter, Schlägereien. Immer dann, wenn die Verquickungen (...)
Das in etwa sind jetzt auch erstmal die neuen Hosen dieser Stelle, danke.
Ich finde, dass du ohnehin schon recht viele Namen auf sehr kurzem Raum hast: Aiken, Mühme, Moose, Krisitan, Marius. Warum es noch durch einen zusätzlichen Namen verkomplizieren. Oder hat das eine Bewandtnis für die spätere Geschichte?
Nein, das hatte keine Bewandtnis für später. Ich fand nur, dass es das Gravierende und Besondere der Situation unterstreicht und auch eine Art der Nähe herstellen kann, immerhin sind Moose und Mühme nicht direkt verwandt. Aber wenn das schon viele Namen für eine Kurzgeschichte sind, muss dieser halt wieder weichen. Er war der Entbehrlichste.
Das ist ja der Kern dieser Stelle. Das kommt dafür aber meiner Meinung nach hier zu schnell. Da müsste noch etwas "Abwartendes" dazwischen. Verstehst du, was ich meine?
Ich verstehe genau, was du meinst und bin trotzdem nur begrenzt in der Lage, es subtil, elegant und indirekt zu gestalten. Das ist der jetzige Stand. Ich hatte mir auch für diese Version das an Mühe gegeben, was ging, und es ist dennoch nichts Besseres dabei herumgekommen. Das scheint eine "Schwachstelle" bei mir zu sein. Ich kann mir gut vorstellen, dass das auch in anderen Geschichten von mir eine Rolle spielen würde! :bonk:
Dennoch habe ich mich nochmal drangesetzt und versucht, dem Ganzen noch dein wenig näher zu kommen. Ich muss sagen, dass ich schon froh bin, dass nicht der gesamte Zuwachs an Konversation in der Geschichte, der ja nicht wenig war(!), durchgefallen ist. :)
Ich finde den Satz eigentlich gut. Aber ich finde, dass er da nicht so richtig hinpasst. Irgendwie funktioniert für mich der Übergang hier nicht so gut. Vlt noch mal anders an den Satz vorher anpassen?
Ich habe den zweiten Satz ein wenig angeglichen. Hoffe ich.
Würde ich streichen.
Das habe ich nur gekürzt, das war Woltochinon ein Anliegen.
Mir geht das dann auch im weiteren Verlauf zu schnell. Direkt nach dem Dialog steht er auf und dann passiert das:
Ich denke, dass es dazwischen aber Zeit bräuchte. So stehen die gesprochenen Worte ja quasi noch im Raum und er steht schon vor der Tür, um mit Aiken zu sprechen. Das passt für mich nicht so ganz.
Vorschlag: Später steht Moose auf und klopft leise an die Tür des Kinderzimmers.
Auch hier: ich weiß genau, was du meinst und kann es auch nachspüren. Vielleicht dauert es auch noch ein paar Überarbeitungen, bis ich mich so nahe wie möglich herangerobbt habe.
Hier stimmt was mit der Zeit nicht, oder?
Ja, ich hatte so sorgfältig nach allem gefahndet. Es ist manchmal echt verrückt, dass ein Text, den man dermaßen oft gelesen hat, noch Fehler ausspuckt.
Ich finde, dass du hier dem Leser mehr zutrauen kannst. Du zeichnest hier zu deutlich die Emotionen der Beteiligten ab. Ich würde streichen und ggf noch eine Reaktion von Moose ergänzen, aber nicht zu viel vorgeben. Dass ihn das stört, wird durch den Kontext klar.
Den Verdacht, dass das überzeichnet ist, hatte ich, war aber nicht ganz sicher, wie objektiv meine Einschätzung wäre. Auch deshalb bin ich dir dankbar, dass du diese Kritik geschrieben hast, die in jedem Punkt auch nachvollziehbar für mich ist. An diesem Dialog hänge ich noch, deshalb habe ich mir erstmal damit beholfen, zu kürzen.
Es ist im Übrigen weniger so, dass ich dem Leser nichts zutraue, sondern ein eigener Schwachpunkt oder eine Eigenschaft von mir, das nur so gestalten zu können.

Vielen Dank und viele Grüße!
Helen

 

Vor ihm im Wasser flitzen Kapelane, oliv schimmernd über einer sonnenbeschienenen Tiefe.

Hallo,

der Einstieg ist sperrig und holprig und auch unpräzise, nach meinem Empfinden. Im Wasser flitzen die Kapelane. Flitzen finde ich klingt nach Kindersprache. Im Nachhinein entwickelt sich die Geschichte eher archaisch, urwüchsig, da passt so ein Begriff wie flitzen einfach nicht hinein. In der Bibel flitzt Moses auch nicht auf den Berg. In einem Noir tapst der Killer auch nicht durch den Flur. Da sollte man vorsichtig mit sein, finde ich, sonst wirkt das schnell unfreiwillig komisch. Aber auch die Verschränkung von im Wasser und über einer sonnenbeschienenen Tiefe. Das muss man schnell lesen, um sich keine Fragen zu stellen. Was ist eine sonnenbeschienene Tiefe? Wie stelle ich die mir vor? Ich stelle mir vor, du meinst den Bereich, in dem das Wasser noch klarsichtig ist und dann allmählicher dunkler wird, uneinsehbar. Wie das bei einem Teich der Fall ist, oder?, da sieht man ein paar Handbreit und dann den Schlick, der vom Grund heraufwirbelt. Ist das bei einem offenen Gewässer auch so? Vielleicht eher die sonnenbeschienen Tiefe aus der Sicht des Protagonisten beschreiben, wie das Gewässer auf ihn wirkt und aussieht,

Ein Eimer mit einigen Fischen steht zu seinen Füßen und hinter ihm liegen die Holzhäuser des Dorfes, kantiges Konfetti zerstreut in einer felsigen Gebirgsmulde.

Ein Eimer mit einigen Fischen - das klingt in meinen Ohren auch irgendwie seltsam. Einige Fische, wie viele sind das? Drei, vier? Warum nicht einfach aus der Sicht des Protagonisten schreiben: Wie sieht der Eimer aus? Ist der aus Blech, hat der Grünspan angesetzt, ist der alt, neu, mit Löchern? Was sind das für Fische? Wie sehen die aus? Schwimmen die ruhig in dem Wasser oder schlagen die um sich? Dann: das kantige Konfetti. Das sind Häuer, massive Häuser die die Jahre überdauern, vielleicht schon Dekaden in dieser unwirtlichen Gegend stehen, und dann ist der Vergleich mit dem kantigen Konfetti doch obsolet, oder? Das wirkt auf mich unpassend einfach. Auch insgesamt der Inhalt des Vergleiches: ich sehe diese Atmosphäre, ich sehe diese urwüchsige Landschaft, und dann taucht da plötzlich Konfetti au. Da denke ich als Rheinländer spontan an Karneval. Da bröselt alles andere auseinander, weil ich unweigerlich denke, der Autor nimmt sein Sujet selbst nicht ganz so ernst. Das ist nicht persönlich gemeint, aber der Text wirkt nicht schwer, nicht gravitätisch, obwohl er das einlösen könnte durch Verknappung, Verdichtung.
„Ich werde Aiken zum Anleger schicken“, hatte Großmutter Mühme an Moose geschrieben. „Er wird dort auf die warten.“
Sagt sie das so? "Er wird dort auf die warten" - das klingt, als habe die Großmutter einen Sprachfehler. Wer sind die? Und schreibt sie das so? In einem Brief? Das ist ja so ein Diskursiv, ein Wissenszusammenhang, den der Leser nicht kennt, oder noch nicht kennt. Welche Zeit ist das, wann spielt das? Was für eine Rolle spielt Technologie? Wie schreibt sie ihm, welches Format, einen Brief, ein Telegramm, ein Fax? Im ersten Absatz drei (!) Namen, zu denen ich kaum eine Info bekomme, wo nicht viel passiert, danach direkt einen zeitlichen Sprung, der nicht gekennzeichnet ist. Gewagt.

Ich nehme den ersten Absatz mal heraus, als Stilkritik. Für mehr fehlt mir gerade die Zeit, ich lese den Text aber ganz und schreibe nochmals ausführlicher.


Gruss, Jimmy

 

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