Was ist neu

3:22

Mitglied
Beitritt
08.12.2011
Beiträge
3

3:22

Wärme umgab mich. Es war eine sanfte Empfindung, und ich fühlte mich sicher und geborgen. Draußen schneite es. Ich sah die Schneeflocken, wie sie anmutig vor dem Fenster tanzten – unbekümmert und frei. Ich atmete tief durch, und bei jedem weiteren Atemzug durchströmten positive Energien und ein wohliges Behagen meinen Körper. Es war Freiheit. Es war Glück. Doch plötzlich rief jemand panisch laut meinen Namen.
Ich riss die Augen auf. Es war warm, aber dunkel. Ich lag in meinem Bett, und die Bettdecke war fest um meinen Körper gewickelt. Winter. Am Vortag hatte es angefangen zu schneien. Nun war es Nacht, und ich hatte geträumt. Mein Herz raste. Mit jedem Schlag spürte ich den fast schon drückenden Schmerz in meiner Brust. Hat wirklich jemand nach mir gerufen? Aber wer? Ich bin doch allein?!
Endlich konnte ich mich wieder bewegen. Langsam drehte ich mich zur Seite, um einen Blick auf meinen Wecker zu werfen. Die roten Zahlen blendeten meine verschlafenen Augen. Ich blinzelte ein paar Mal bis ich schließlich die Nummern der Digitalanzeige lesen konnte. Es war 3:22.

So früh zuckte ein Gedanke durch mein müdes Gehirn, und ich schüttelte unweigerlich den Kopf. Dann legte ich mich wieder hin. Ich hoffte, noch ein wenig zu schlafen, ehe ein paar Stunden später der markdurchdringende Klang des Weckers ertönen würde. Von einer Seite drehte ich mich auf die andere. Es war ein schwaches Licht zu sehen. Der Mond strahlte so hell auf die Erde herab, sodass sein von der Sonne reflektierendes Licht sogar durch meine dicken Vorhänge drang.
Und wieder machte ich eine Rolle im Bett. Meine Augen waren geschlossen, mein Körper vom Schlaf wie gelähmt, und dennoch konnte ich nicht einschlafen. Mit einem tiefen Seufzer öffnete ich die Augen. Immer noch dunkel. Abermals sah ich die eckigen, roten Ziffern. Es war 3:22.

Die Zeit schien still zu stehen. War in der Ewigkeit, in der ich versucht hatte, wieder einzuschlafen, nicht eine einzige Minute vergangen? Oder haben mir beim ersten Blick auf die Uhr meine Augen einen Streich gespielt? Es war mir egal. Ich wollte schlafen, aber irgendetwas hielt mich wach.
Verärgert stand ich auf. Mit einer Tasse heißem Kakao in der Hand ließ ich meinen Gedanken freien Lauf, es kamen jedoch keine. Mein Kopf war so leer wie schon bald die Tasse in meinen Händen. Und die Müdigkeit war unendlich. Meine Augen waren glasig und die Lider schwer wie ein voller Sack Kartoffeln. Darum legte ich mich wieder ins Bett und kuschelte mich in die Decke. Doch eines interessierte mich noch, also sah ich auf den Wecker neben mir. Es war weiterhin 3:22.

Ungläubig rieb ich mir die Augen. Große Brocken Schlafsand klebten an den Fingern. Abermals betrachtete ich die roten Nummern, sie hatten sich jedoch nicht bewegt. Da hörte ich auf einmal ein Kratzen an der Schlafzimmertür, und kurz darauf vernahm ich ein leises und zartes "Miau".
Erneut riss ich die Augen auf. Es war dunkel in dem Zimmer, aber warm. Ich bin aus einem Traum aufgewacht, aber nun war es nicht mehr still. Etwas kratzte vehement an der Tür. Ich gähnte und musste mich strecken, doch dann dachte ich an meine Katze. Zuerst drehte ich mich allerdings zur Seite und sah auf die Uhr. Es war schon wieder 3:22.

Irgendwie war es mir egal. Freudlos schwang ich die Beine aus dem Bett, als ich ein zweites Mal "Miau" hörte. Kaum hatte ich die Tür geöffnet, schlich sich meine Katze in das Zimmer und breitete sich auf dem Bett aus. Ich legte mich neben sie, streichelte sie und lauschte ihrem zufriedenen Schnurren.
Aber dann wurde ich wieder müde. Noch einmal kuschelte ich mich ins Bett, und aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie sich etwas bewegte. Es war eine kleine, rote Ziffer auf dem Wecker, die ihre Form leicht verändert hatte. Ich sah genauer hin, und Erleichterung kehrte in mir ein, denn es war nun 3:23. Und endlich fand ich die nötige Ruhe und schlief ein.

 

Moin Blake,
herzlich Willkommen bei KG.de!
In deiner kleinen Geschichten passiert nicht viel. Man könnte auch sagen, rein gar nichts, außer dass die Protagonistin (?) nicht schlafen kann und immer wieder auf die Uhr schaut. Na ja, die Uhr ist kaputt, das hatte ich jetzt beinahe vergessen.
Ich musste mich mühen, um bis zum Ende dabeizubleiben.

Wärme umgab mich. Es war eine sanfte Empfindung, und ich fühlte mich sicher und geborgen. Draußen schneite es. Ich sah die Schneeflocken, wie sie anmutig vor dem Fenster tanzten – unbekümmert und frei. Ich atmete tief durch, und bei jedem weiteren Atemzug durchströmten positive Energien und ein wohliges Behagen meinen Körper. Es war Freiheit. Es war Glück. Doch plötzlich rief jemand panisch laut meinen Namen.
In Träumen ist viel erlaubt. Sie können völlig unmotiviert sein, chaotisch, rätselhaft. Nur hier sind wir in einer Geschichte und du willst etwas damit sagen oder ausdrücken oder eine bestimmte Atmosphäre schaffen. Das hat bei mir nicht geklappt. Auf der einen Seite war es zu abstrakt (sicher und geborgen, positive Energie, wohliges Behagen, Freiheit, Glück) und hat keine Bilder in meinem Kopf erzeugt, auf der anderen Seite ergibt es für mich keinen Sinn (selbst wenn ich bis zum Ende lese).
Auch ein Traum kann sehr konkret sein. Was passiert tatsächlich? Wo willst du hin mit deiner Geschichte? Irgendwie musst du den Leser mitnehmen, ansonsten bleibt er schon hier zurück.

Ich riss die Augen auf. Es war warm, aber dunkel. Ich lag in meinem Bett, und die Bettdecke war fest um meinen Körper gewickelt.
Augen aufreißen aus dem Schlaf? Ich träume viel, aber wenn ich aufwache, reiße ich nie meine Augen auf. Warm, aber dunkel? Zwei Dinge, die logisch nicht so richtig zusammen passen. Warum die Bettdecke fest um den Körper gewickelt ist, habe ich auch nicht nachvollziehen können. Dadurch erscheint es mir überflüssig.

Mein Herz raste. Mit jedem Schlag spürte ich den fast schon drückenden Schmerz in meiner Brust.
Fast schon drückenden Schmerz? Ich mag dieses „fast“ und „schon“ nicht. Sagt nichts aus, also reiner Füllstoff. Schmerz reicht aus.

Endlich konnte ich mich wieder bewegen. Langsam drehte ich mich zur Seite, um einen Blick auf meinen Wecker zu werfen. Die roten Zahlen blendeten meine verschlafenen Augen.
Na, die Starre ist bei mir als Leser vor diesem Satz nicht angekommen. Also kann ich ihn jetzt auch wenig nachvollziehen. Es entsteht kein Bild bei mir im Kopf. Verschlafene Augen – das ist zu langatmig – da komme ich als Leser wieder raus. Es reicht „… blendeten mich.“

So früh zuckte ein Gedanke durch mein müdes Gehirn, und ich schüttelte unweigerlich den Kopf … Ich hoffte, noch ein wenig zu schlafen, ehe ein paar Stunden später der markdurchdringende Klang des Weckers ertönen würde.
Mit den Adjektiven hast du es ja. Das schmückende Beiwerk hält aber auch schnell den Leser auf.

Meine Augen waren glasig und die Lider schwer wie ein voller Sack Kartoffeln.
Steht die Erzählerin vor dem Spiegel? Ansonsten kann sie ihre eigenen Augen nicht sehen, oder? Der Vergleich mit den Kartoffeln ist nicht so gelungen bzw. ich fragte mich wieder einmal, wofür.

So, das waren ein paar kleine Anmerkungen. Wenn du nicht ganz so blumig schreiben würdest, gefällt mir dein Stil schon. Dann noch eine tatsächliche Geschichte und ich bin dabei.

Herzlichst Heiner

 

Hallo Heiner,

vielen Dank für dein Feedback. Ich gebe zu, die Geschichte war nicht durchdacht, als ich sie niederschrieb. Das war auch eher nur ein "Gedankenpfurz", der seinen Weg nach draußen gesucht hat.
Aber gerade so etwas und das passende Feedback dazu helfen mir, mich zu verbessern, obgleich meine Genres eher Thriller, Horror, Mystery, etc. sind. Und da wird es eher selten zu blumig :), aber leider sind diese Geschichten auch viel zu lang, um sie hier als Kurzgeschichte zur Kritik freizugeben.

Jedenfalls, noch einmal herzlichen Dank für deine Meinung. Ich werde sicherlich den ein oder anderen Punkt in meinen Kurzromanen prüfen.

Beste Grüße,
Blake

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom