Weil ich den Philo-Thread mit diesem Text, der keine Geschichte ist, nicht verstopfen will, poste ich ihn unter "1", da er thematisch ohnehin dazu gehört. Er sollte mal die Grundlage für eine SciFi-Story werden. Nicht alles, v.a. was im 2. Teil steht, glaube ich tatsächlich. Ich bestreite es aber auch nicht.
1. Die Natur des Universums
Alle "Dinge" unseres Universum, egal ob belebt oder unbelebt, sind auf vielfältige Weise miteinander verwoben. Alles besteht aus den ewig gleichen Grundbaustoffen, aus den Atomen und deren noch kleineren Bestandteilen, die bei der Erschaffung dieses Universums erzeugt wurden – "dieses Universum" wird so betont, weil wir am Ende sehen werden, dass es noch weit mehr Universen gab, gibt und vermutlich noch geben wird.
Im Lauf der Jahrmilliarden haben sich die Grundbaustoffe, die Atome also, zu immer neuen Verbindungen zusammengefunden, haben Moleküle gebildet, Aminosäuren, DNA und Leben. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Atome der Zellen meiner Hand, die gerade diesen Text schreibt, einst einem Stern gehört haben und in sehr ferner Zukunft auch wieder einen neuen bilden werden.
Doch bestehen die Dinge nicht nur aus den gleichen Bausteinen – wichtiger ist die Wechselwirkung, in der sie zueinander stehen. Jedes Objekt und Leben in besonderer Weise ist abhängig von der Umwelt, in der es stattfindet. Ein ständiger Stoff- und Informationsaustausch mit anderen, belebten und unbelebten „Dingen“ geschieht. Lebewesen verarbeiten und erzeugen Stoffe, die erzeugten Stoffe haben wiederum Einfluss auf andere "Dinge". Steine sind der Witterung ausgesetzt und verändern ihre Form, werden z.B. abgerundet. Andere unbelebte Dinge werden zu einer höher organisierten Form der Existenz vereint, z.B. durch intelligentes Leben.
Jedes "Ding" ist vergleichbar mit einer Ausstülpung in einem großen Tuch. Normalerweise ist das Universum flach ausgebreitet, gespannt zwischen n Punkten. Es können die drei Dimensionen Höhe, Breite und Tiefe sein, dazu kommt als vierte Dimension die Zeit, mittlerweile denkt die Wissenschaft auch ernsthaft über elf Dimensionen nach.
Dort, wo es zu Materiekonzentration kommt, also an den Orten, wo sich ein „Ding“ befindet, „wachsen“ Hügel im Tuch, die auch wieder vergehen können. Dabei wird nichts neues an dieser Stelle geschaffen sondern das „Tuch“ verändert nur seine Form. Dreht man das „Tuch“ um (macht man aus den Hügeln also Vertiefungen) erhält man ein heute beliebtes Modell der Darstellung von Masse und Gravitation im All: Dort, wo etwas ist, verformt sich der Raum. Verschwindet ein Ding, glättet sich die verformte Stelle des „Tuches“, die Atome ordnen sich neu an – aber sie bleiben bestehen.
Dies alles ist physische Verbundenheit. Und auch auf den ersten Blick nicht physische Prozesse, v.a. Kommunikation und Gedanken, sind in Wahrheit nichts anderes.
- Akustische Kommunikation: Wenn jemand spricht oder etwas ein Geräusch macht, werden Schallwellen erzeugt – und das sind Vibrationen eines Mediums, z.B. der Luft oder (bei Walen) des Wassers. Diese pflanzen sich fort und gelangen schließlich an einen Empfänger wo sie eine physische Reaktion hervorrufen, z.B. das Schwingen der Gehörknöchelchen im Ohr. Wir sehen hieran auch, dass „Dinge“ im „Tuch“ langanhaltend bestehen oder nur vor kurzer Dauer sein können – eine Schallwelle entsteht durch Aktivität an einem Ort, dann beruhigt sich die Aktivität sich wieder und das „Tuch“ glättet sich.
- Optische Kommunikation: Das funktioniert ähnlich. Daran ist Licht beteiligt, also Photonen, die ein Zwischending zwischen Materie und einer Wellenform ist – aber dennoch ein „Ding“, das zu anderen „Dingen“ in Beziehung steht.
- Sonstige Kommunikation: Blinde ertasten sich ihre Welt, lesen Blindenschrift – hier ist eine physische Verbindung sofort zu erkennen, die Berührung. Unbewusste Kommunikation über Duftstoffe – „Stoffe“ sagt es schon, auch hier sind wieder „Dinge“ im Spiel.
2. Der Mensch und die „Seele“
Jeder Mensch hat bestimmte Sehnsüchte in seinem Leben, die er zu erfüllen versucht. Eine besondere Art von Sehnsucht ist der Wunsch, jemand anderes zu sein, auch an einem anderen Ort oder zu einer anderen Zeit. Diese Sehnsucht wird von unserer „Seele“ empfunden, die ständig auf der Suche nach Erfahrung ist. Das, wonach wir uns nicht sehnen, hat unsere „Seele“ schon einmal in einem früheren Leben erfahren, vollständig erfahren, es ausgekostet und jedes Geheimnis dieser Sache ergründet.
Die „Seele“ ist ein reales aus einem Energiefeld bestehendes Lebewesen mit eigenen Gedanken, Gefühlen und Erinnerungen. Die „Seele“ nimmt im Laufe ihres Lebens Besitz von ungezählten verschiedenartigen Körpern. Dabei nutzt sie die Funktionen des jeweiligen Körpers so gut aus wie es geht: Beim Menschen bildet sie seine Persönlichkeit und sein Bewusstsein, bei Tieren bildet sie ein tierisches Bewusstsein, bei Pflanzen ein pflanzliches. Die Inbesitznahme geschieht durch einen kleinen Teil, der sich von der größeren „Seele“ abspaltet und dabei die Erinnerung an die Zugehörigkeit zur größeren „Seele“ vergisst. Der Teil schlüpft in einen Körper, sammelt in ihm Erfahrungen und kehrt nach dem Tod instinktiv zur größeren „Seele“ zurück. Sie und ihre Erfahrungen werden Teil der Gesamterfahrung der „Seele“, die weitergeht zum nächsten Körper und dort, wiederum mit einer Abspaltung, mit einem noch unbeschriebenen Teil, weitere Erfahrungen sammelt.
Woher kommen die "Seelen"? Beim Urknall entstand Materie – und "Seelen". Sie alle waren unerfahren, aber sie lebten. Aus der Materie bildeten sich komplexere "Dinge", die sofort von den neugierigen "Seelen" mit Bewusstsein (oder auch nicht, je nach Objekt ;-) erfüllt wurden. Noch längst nicht alle "Seelen" haben Erfahrungen gesammelt, und solange das Universum sich ausdehnt, entstehen noch neue "Seelen". Wenn die Expansion zum Stillstand kommt, werden keine neuen "Seelen" mehr geboren, alles läuft dann auf maximales Sammeln von Erfahrung und letztliche Vereinigung aller existierenden "Seelen" hinaus. Sie werden sich in einem Punkt konzentrieren und auch die Materie wird sich wieder zusammenfinden, und kraft ihrer Energie werden die "Seelen" ein neues Universum durch einen Urknall entstehen lassen. Damit sind sie quasi ein Schöpfer, aber kein Gott, denn sie sind nicht allmächtig, sondern schaffen dass Universum allein durch ihre hohe Konzentration von Energie, die die ebenso hohe Konzentration von Materie expandieren lässt. Die "Seelen" verlieren in diesem Vorgang ihre gesammelten Erfahrungen und sind im neuen Universum sozusagen auch neue "Seelen".
Doch welchen Sinn hatte das Sammeln von Erfahrung, wenn alles wieder vergessen wird? All die Erfahrungen gehen in die Erschaffung des neuen Universums ein, jedes Universum wird perfekter, wird immer bessere Bedingungen für das Sammeln neuer Erfahrungen bieten, um wiederum ein noch besseres Universum zu erschaffen.
Und worin liegt da der Sinn? Es gibt keinen, außer dem der logischen Wohlgeordnetheit und der Schönheit an des am Ende entstehenden perfekten Universums an sich. Man könnte sagen, die Universen sind immer bessere Formen eines einzigen gigantischen Kunstwerkes, beginnend mit einer Bleistiftskizze hin zu einem riesigen farbenfrohen Gemälde.
Jeder heute lebende Mensch, jedes "Ding" überhaupt, hat an diesem Kunstwerk Anteil, indem er die "Seelen" Erfahrung sammeln lässt. Der Mensch vergeht, doch die in ihm wohnende "Seele" lebt weiter und sorgt dafür, dass letztlich ewigwährende Schönheit entsteht.