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seltsam

Genre: seltsam

  1. Wasser

    Wasser Es war einer jener Sommer, in denen man sich nicht auf das Wetter verlassen konnte. Frühmorgens war es hell und klar, mittags zogen dunkle Wolken vor die Sonne und die Schatten der Bäume, eben noch noch scharf umrissen und mit hohen Kontrast wie Schablonen auf die Wege gezeichnet, wurden...
  2. Wunderbar!

    Vergifteter Lärm vertreibt ihr den Schlaf. Schreie. Huftrampeln. Schauerliche Schreie! Sie setzt sich auf und stellt mit Schrecken fest, dass sie allein ist. Mairead läuft nach draußen und sieht, wie der Mutter ein hölzerner Speer durch den Leib getrieben wird, der Vater mit dem Gesicht nach...
  3. Schneewittchen

    Hildegard saß am Fenster, wie sie es oft, genaugenommen fast immer tat. Ihr Blick ging durch den Garten und verweilte bei den Apfelbäumen, die jetzt schon viele Blätter verloren hatten. An den Ligusterhecken vorbei spazierte er dann in den Park und die Pappelallee mit den gold-gelb gefärbten...
  4. Depression - oder einfach Horst?

    „Sie sind depressiv.“ sagt meine Ärztin. Und während ihre in so ruhigem, gelassenem Tonfall dargebrachten Argumente, die ihre Einschätzung stützen, noch verklingen, reagiert mein so lapidar umrissenes Hirn empört, mit Unverständnis und ich entsprechend mit gereizt hochgezogenen Augenbrauen...
  5. Die unbenannte Zone

    Es gibt einen heiligen Ort am Rande des Waldes: Eine Hütte, die aussieht, als wäre sie nur gebaut worden, um den Turm darüber zu stützen. Sie ist aus Holzbalken gefertigt, mit Teer bestrichen. Ein einzelner Raum, der stets sauber gehalten wird. Es riecht nach Harz, wie der Atem eines fremden...
  6. Der außerirdische Elefant

    Der außerirdische Elefant Es war einer jener Abende, die sich in die Länge zogen wie Kaugummi, zäh und ohne Inhalt. Otto Meier saß auf dem schmalen Balkon seiner Wohnung im dritten Stock eines grauen Plattenbaus in Berlin. Der Himmel war eine matte, lichtlose Fläche, die die Farben aus der Stadt...
  7. Schattenfedka

    Auf dem Trampelpfad liegt eine Leiche … die Birken tanzen wie dumm … gehetzte Gedanken. Ich packe zu, als könnte ich Bäume erdrosseln, wenn ich nur wollte. In meiner Vorstellung geht hier einer lang. Mit kläffendem Köter. Mit Hut auf und Stock in der Hand, und er sieht alles, er denkt sich...
  8. Zwanziger Schrot

    In den letzten Tagen brachte ich ihm morgens eine Handvoll Munition, und jedesmal fragte er mich nach der guten Flinte und dem 20er Schrot. Nein, sagte ich. Das Luftgewehr reicht. Wir haben hier keine Nachbarn, sagte er. Das hat keine Sau zu interessieren, das ist immer noch mein Grundstück...
  9. Wahnbachtalsperre

    Es ist dunkel, und wir stehen auf dem schmalen Vorsprung hinter der Dammmauer. Warst du wirklich noch nie hier? Sie schüttelt den Kopf. Ich nehme einen der Steine, der auf dem Boden liegt und lasse ihn fallen. Er schlägt ein paarmal gegen die Mauer, bevor er auf die Oberfläche trifft. Gugung...
  10. Engelmann

    Novembernacht. Stockduster. Regen. Vereinzelte Blitze sind zu sehen. Als Henny den Motor ihres Polos startet und zu ihrer Freundin fahren will, wird der Donner immer lauter. Dann blitzt es ganz hell. Sie erblickt im Rückspiegel die Silhouette einer großen, dürren Figur. Henny schreit und hupt...
  11. Das Schulgespenst

    Ben, der von seinen Freunden Benni genannt wurde und von den meisten nur der Dürre, saß in der vorletzten Reihe links am Fenster, also aus seiner Sicht war es links, die Lehrerin schaute immer sofort nach rechts, wenn von irgendwoher ein Zwischenruf kam. Dabei waren es die anderen, die ihn so...
  12. Der Schrei

    „Sie müssen aufpassen, dass Ihnen die Sache mit Ihrem Hobby nicht aus dem Ruder läuft. Warum entspannen Sie sich nicht mal? Verreisen Sie, gehen Sie wandern. Das wird Ihren Nerven guttun“, hatte mir meine Psychologin geraten, und da war ich nun, in einem Örtchen an der Westküste Irlands. In den...
  13. Eintagsschildkröten

    Schatten wie leere Schildkrötenpanzer oder Schneckenhäuser, keine Feuchtigkeit ist mehr darin, nur Sand und Staub. Es ist so heiß, dass die Leute in ihren Gärten eingeschlafen sind. Auch die alte Nachbarin schläft. Durch den Zaun hindurch kann ich ihren schweren Atem hören. Alles zieht sich...
  14. Ausputzholz

    Mein Vater steht auf der betonierten Fläche hinterm Haus und verbrennt Laub. Er hat einzelne Haufen gemacht - Schnittholz, kleine Äste, große Äste, Haselnusssträucher. Das Verbrennen ist seine Sache. Feuer ist Sache der Männer. Mein Vater hat große Hände. Ich mag es, wenn er mir damit über den...
  15. Zu wenig Worte

    Ich habe mich heute für die Stille beim Duschen entschieden. Keine Musik. Lieber Ruhe. Erst schaut mein Fuß aus der Badezimmer Tür und jetzt läuft mein ganzer Körper Richtung Schlafzimmer. Das süße Parfum spritzt aufs Handgelenk und an den Hals. Ich ziehe mir meine dunkelblaue Hose und grau-weiß...
  16. Tränen auf verregnetem Waldboden

    Entweder die Bäume hatten sich bewegt, oder der Ausweg war näher gekommen. Die Stunden, die er in diesem Wald verbracht hatte, kamen ihm wie Tage vor. „Manchmal gelangst du auf Abwege“, hatte Mutter einmal gesagt. Auch zur Mittagszeit war es im Wald so dunkel, war es so dicht, dass man die...
  17. Grüne Welle

    Wolfgang Bramenkamp hielt an der Kreuzung Luisenstraße, das rote Licht der Ampel glühte in der Dämmerung. Er war mit den anderen Disponenten noch auf ein schnelles Feierabendkölsch in den Marktkrug eingekehrt. An der Theke hatten sie über die Kurzarbeit debattiert, die Belegschaft war seit...
  18. Der Mann von der Stange

    Getrieben von meiner Sammelleidenschaft bin ich viel unterwegs, um Menschen mit außergewöhnlichen Hobbys kennen zu lernen. Die Aufzeichnungen über sie kann ich dann meiner Sammlung hinzufügen. Eine meiner letzten Reisen führte mich nach Berlin und als ich dort durch die Straßen schlenderte, kam...
  19. Das Haus

    Wir wohnen hier zu fünft. Im Keller, fensterlos, wohnt der Chirurg. Er schneidet dort auch die Leichen auf, entnimmt ihnen die Organe und steckt sie in Gläser mit Formaldehyd, die er in die Regale stellt. Vom Boden bis unter die Decke reichen sie. Im Erdgeschoss wohnen die Psychologin, der...
  20. Das Alte

    Josef Sturm steigt auf sein Pferd und gibt ihm die Sporen. Schwere Schauer peitschen über das Land, als er das Moor passiert. Die wenigen Hütten dort sehen aus, als duckten sie sich. Er lässt sie hinter sich, reitet vorbei an niedrigen, aus Ästen zusammengebundenen Zäunen, vorbei an Feldern und...

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