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Warum regst du dich denn auf?

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28.06.2021
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Warum regst du dich denn auf?

Die Frau saß den Kindern gegenüber auf einer Couch und betrachtete die Partie, die sich vor ihr abspielte. Neben dem Spielbrett standen Getränke auf kleinen Stoffservietten, gedämpft schien das Licht von draußen durch veraltete Vorhänge in das Zimmer. Aus der Küche hörte man leise Welle Nord mit "Don't stop Believin'" von Journey. Die Einrichtung und die Architektur erinnerten an den vergangenen Stil der DDR, es roch leicht modrig, so als ob schon lange nicht mehr gelüftet worden war. Der karierte Fußbodenteppich schloss bündig an die einseitige Tapete, ein altes Fernsehgerät stand flimmernd in der einen Ecke des Raumes. Der Junge nahm den Würfel und schmiss ihn auf den Glastisch, wo er fast einen Meter zurücklegte bevor er sechs zeigte und am Rand liegen blieb. Freudig rief der jüngere der Beiden sein Glück aus und bewegte sogleich seine Spielfigur. Beim zweiten Mal prallte der Würfel gegen ein Glas, was ein lautes Klirren zur Folge hatte. Das Spiel war fast zu Ende, ein gespanntes Seufzen der anderen Beteiligten war zu hören. Die Frau bat um Entschuldigung und verließ die Runde unter gespannten Blicken in Richtung Küche. Kurz darauf brach ein Gerangel im Wohnzimmer aus, ein Kissen verfehlte sein Ziel und warf eines der Gläser um, das sofort zersprang. Die Beiden sahen sich gegenseitig vorwurfsvoll an als sie anfingen die Scherben aufzusammeln. Die Frau kam gerade aus der Küche mit einem Teller Kekse zurück, die sie vorher extra gebacken und angerichtet hatte. Als die Frau fast am Tisch angekommen war, wurde die Tür auf der gegenüberliegenden Seite aufgerissen, hinter der sich das Schlafzimmer befinden musste. Ein zornig wirkender Mann blickte erst die Frau und dann die Kinder an, während er die Tür laut hinter sich zuzog.

„Was soll das denn hier werden? Du sitzt hier mit zwei verzogenen Bälgern und machst einen solchen Krach obwohl du weißt, dass ich morgen wieder früh aufstehen muss?“ Der Mann zeigte dabei mit einer ausholenden Handbewegung auf die Uhr und sah die Frau wütend an. „Es ist ja nur für einen Moment, außerdem dachte ich du schläfst schon längst.“ Die Frau stellte das Gebäck ab und wandte sich dem Mann offen zu. „Wir hatten darüber gesprochen, ich brauche abends meine Ruhe, um am nächsten Tag früh aufstehen zu können. Ich weiß nicht wieso du das tust, warum machst du das, was hast du für ein Problem?“ Der Mann wurde in seiner Gestik immer exzentrischer und auch seine Tonlage verschärfte sich. Seine rechte Hand formte er zu einer Faust, die Atmung war laut und schnell. „Du musst ja nicht gleich wieder laut werden“ entgegnete die Frau abwehrend und schaute den Mann mit funkelnden Augen an. „Du wirfst die Beiden jetzt sofort raus oder ich tue es. Und wenn das noch einmal geschieht, dann …“ „Dann was?“ unterbrach die Frau mutig, die bereits angestrengt mit den Tränen kämpfte und deren Mund leicht zuckte. Der Mann sah sie überrascht an, dann wurde er blutrot und griff sich eine Scherbe, die noch immer auf dem Tisch vor den Kindern lag. Die Frau wich erschrocken zurück und hob abwehren die Hände. „Dann zeig ich dir was das nächste Mal mit deinem Besuch passiert“ spie der Mann hervor und stach die spitze Scherbe – knapp am Gesicht der Frau vorbei- in den Türrahmen.

 

Hallo @Maggo98 und herzlich willkommen,

mir gefiel dein Einstieg. Ich persönlich mag es gerne, wenn zunächst das Setting beschrieben wird und ich so ungefähr weiß, wo ich wie bin. Allerdings ist mir die Beschreibung deines Settings deutlich zu lang.
Mir persönlich würde das hier reichen.

Die Frau saß den Kindern gegenüber auf einer Couch und betrachtete die Partie, die sich vor ihr abspielte. Neben dem Spielbrett standen Getränke auf kleinen Stoffservietten, gedämpft schien das Licht von draußen durch veraltete Vorhänge in das Zimmer. Aus der Küche hörte man leise Welle Nord mit "Don't stop Believin'" von Journey.
Die Beschreibung der Einrichtung brauche ich nicht, aber mag Geschmackssache sein. Dann kommt die Würfelszene, die gefällt mir grundsätzlich auch. Klar, kann und sollte man noch etwas feilen, aber grundsätzlich mag ich es, wie du deine Szene beschreibst.

Was du üben kannst, auch an diesem Beispiel, ist mMn dir mehr Zeit zu lassen bei der Entfaltung deiner Geschichte und der Einführung deiner Figuren. Ich vermute, es geht dir um die Frau, nicht um die Kinder. Die Frau kenne ich aber gar nicht und dann kommt schon der Mann herein und ist einfach so sehr bösartig und darin mglw etwas klischeehaft. Auch ihn kenne ich nicht. Also, was du hast ist ein gut eingeführtes örtliches/räumliches Setting, aber deine Figuren sind Schablonen für eine Szene, von der ich noch nicht mal weiß, was du mir mit ihr genau erzählen willst. Darum ist mein Vorschlag, überlege dir noch mal, was du mit diesem Text dem Leser zeigen willst und dann führe, so wie du es auch mit der Einrichtung getan hast, deine Figur (die Frau) so ein, dass sich beim Leser ein Bild einstellen kann, sodass er versteht, was zwischen diesen beiden Menschen überhaupt passiert, warum ist der Mann so bösartig und warum holt die Frau trotzdem die Kinder zu sich, wo doch ihr Mann sie mehrmals "gebeten" zu haben scheint, es nicht zu tun. Der wirkt ja schon ziemlich bedrohlich, ich weiß nicht, ob ich mich trauen würde, mich seinen Wünschen zu widersetzen. Warum macht sie das? Hat sie keine Angst? Warum verlässt sie ihn dann nicht? Das alles würde ich gerne wissen, vielleicht versuchst du ja aus deiner kleinen Szene eine richtige Geschichte zu machen. Du kannst die Geschichte übrigens bearbeiten, indem du darunter auf "bearbeiten" klickst. Du kannst natürlich auch erst noch einmal abwarten, ob noch jemand anderes etwas dazu schreibt und vielleicht eine andere Meinung hat.

Viel Spaß hier und dranbleiben!
Katta

 

Hallo @Katta und vielen Dank erstmal für deinen Kommentar!

Ich habe gestern noch den Beitrag "Zerbrochen" von dir gelesen und fühle mich geehrt einen Kommentar von dir zu bekommen!

Nun zum eigentlichen Inhalt:
Ich hatte beim Schreiben zwei grundsätzliche Ideen.
Zum Einen wollte ich durch die Anonymität der Personen Distanz zwischen dem Leser und den Figuren herstellen. Das liegt daran, dass ich nicht festlegen bzw. vorgeben wollte, wer von den Eheleuten "schuld" an der scheinbar komplizierten Situation ist. Tatsächlich sehe ich sowohl den Mann als auch die Frau hier als Hauptfiguren an.
Zum Anderen habe ich versucht viel mit der Lautstärke zu spielen, die ihn diesem Raum herrscht. Das leise Radio, der Fernseher, der Würfel auf dem Glastisch. Mein Gedanke hier war den Ausbruch des Mannes nachvollziehbarer zu machen, ich weiß allerdings nicht ob mir das gelungen ist.

Allerdings ist mir die Beschreibung deines Settings deutlich zu lang.
Das kann ich gut verstehen, für eine so kurze Geschichte ist es wohl zu viel, mir gefällt sowas beim Lesen nur immer sehr...

aber deine Figuren sind Schablonen für eine Szene, von der ich noch nicht mal weiß, was du mir mit ihr genau erzählen willst
Ehrlich gesagt wollte ich nur unbedingt einmal diese Szene niederschreiben, die ich in meiner Kindheit erlebt habe und dazu Feedback zu meinem Schreibstil etc. erhalten. Den ersten Absatz dieser Szene habe ich bereits 2019 geschrieben.

Warum macht sie das? Hat sie keine Angst? Warum verlässt sie ihn dann nicht?
Es freut mich, dass beim Leser solche Fragen aufkommen, denn genau die habe ich mir damals auch gestellt :D
Das alles würde ich gerne wissen, vielleicht versuchst du ja aus deiner kleinen Szene eine richtige Geschichte zu machen. Du kannst die Geschichte übrigens bearbeiten, indem du darunter auf "bearbeiten" klickst
Das ist vielleicht eine Idee, der ich mich zukünftig widmen kann, na klar. Diese kurze Situation möchte ich aber gerne in Ihrer anonymen Form so belassen. Wenn ich die Szene in eine richtige Geschichte umschreibe, werde ich sie als neuen Beitrag mit euch teilen.


Also abschließend vielen Dank Katta fürs ehrliche Feedback, nachdem ich mich hier gestern angemeldet habe und einige Beiträge gelesen hatte war ich schon etwas eingeschüchtert, das muss ich wohl zugeben. Daher bin ich froh, dass der erste Kommentar nicht gleich vernichtend ausgefallen ist :D

Gruß M

 

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