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Von Träumen und Drachen

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02.06.2022
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Von Träumen und Drachen

Ich hatte es mir an einem Lagerfeuer gemütlich gemacht, mit einer wunderschönen Aussicht auf die zerklüftete Landschaft und den Felssäulen, die sich mehrere hundert Meter in die Höhe streckten. Hinter dieser Landschaft färbten zwei untergehende Sonnen den Himmel in ein feuriges Rot. Hin und wieder flog eine schwarze Silhouette zwischen den Säulen vorbei und verschwand unter dem Blätterdach des Waldes am Fusse der Felssäulen. Diese Drachen lebten immer noch wild in der Natur, grösser und stärker als die von den Menschen gezüchteten Drachen. Es war wahrhaftig ein fantastischer Anblick.
Ich entspannte mich und lehnte mich zurück gegen den schlafenden Novax, einen jungen Drachen, der mich auf meinen Geschäftsreisen begleitete. Ich öffnete die Taschen und ging noch einmal die Ware durch, die ich am Morgen auf dem Stadtmarkt gekauft habe. Ein paar Töpfe, merkwürdige Bücher, exotische Pflanzen, allerlei Gewürze, Trockenfleisch, das übliche eben. Und ein Gläschen mit einer äusserst mysteriösen schimmernden Flüssigkeit, wobei der Verkäufer schwor, sie könne geschmackloses Essen in das vorzüglichste Gericht verwandeln, das man je geniessen konnte. Diese Behauptung musste sich aber erst noch beweisen.
Mit diesen Waren flog ich an das andere Ende der Welt und verkaufte sie für ein klein wenig mehr Geld. Das war mein Lebensunterhalt. Aber ich hatte noch Novax, meinen Drachen. Tatsächlich war es nichts Besonderes, einen Drachen zu besitzen, zumindest nicht hier. Jeder hatte hier einen Drachen, um von A nach B zu gelangen.
Aber ich war nicht von hier. Mit den Drachen bin ich zwar aufgewachsen, selbst mein Vater hatte einen, der nun mein Bruder bekommen hat. Immerhin wurden diese Tiere mehrere Hundert Jahre alt. Die zwei Sonnen am Himmel, Magie und Zauberei waren auch nichts Ungewöhnliches für mich.
Wenn ich mich genau erinnerte, habe ich schon weitaus mehr Dinge erlebt als die, die es nur hier gab. Ich war schon an so vielen Orten, sah unerklärliche Dinge und traf schon die verschiedensten Menschen, aber nicht hier. Wenn ich daran dachte, ist es so als versuchte ich mich an einen lang vergangenen Traum zu erinnern, aber meine Gedanken verwirrten sich stets und es bereitete mir unglaublich Kopfschmerzen. Darum verblassten diese Erinnerungen immer mehr. Aber ich war mir sicher, dass diese Erinnerungen echt waren und nicht einfach eine Fantasie. Ein kleine unscheinbare Erinnerung hatte sich nämlich in meinen Kopf gebrannt, einen Namen. Er erschien mir glasklar und nachvollziehbar, als kannte ich diesen Namen schon seit Ewigkeiten: „Stephan“.
Vom Lagerfeuer war nur noch eine kleine Flamme übrig und Novax atmete tief und gleichmässig. Ich legte mich in meinen kleinen Unterstand und machte es mir gemütlich. Hin und wieder hörte man durch das Rascheln der Bäume einen Drachen in der Ferne, aber die sollten keine Gefahr für mich darstellen.
Manchmal fühlte ich mich wie in dieses Leben hineingeworfen. Als wären all meine Erinnerungen aus der Kindheit gar nicht echt. Sie mussten aber echt sein, da bin ich mir sicher.
Nun war es aber an der Zeit, sich endlich etwas Ruhe zu gönnen. Ich schloss die Augen und versuchte, meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. An das Fliegen mit Novax, wie gut es sich immer wieder anfühlt, die Welt aus der Luft zu sehen. An das sich selbst vorlesende Buch, das ich vor einer Weile an einem Markt gekauft habe… Moment, was ist dieses Gefühl? Da war etwas in meinem Kopf, nichts weiter als ein flüchtiger Gedanke, der sich zwischen meine Erinnerungen geschoben hatte. Wahrscheinlich war es nichts weiter als meine Müdigkeit, ich sollte… Da war es schon wieder! Das Raumschiff «Dandelion»? Was ist das?
Ich versuchte meine Augen aufzuschlagen, aber mein Körper reagierte nicht mehr. Es passiert schon wieder. Schnell, ich muss mir alles Wichtige einprägen, meine gekauften Waren, meinen Standort, wo ich als nächstes hingehe, die Uhrzeit, Novax, meine Familie, meinen Vater, Mutter, Bruder, meinen Namen. Nicht Stephan, sondern der Name aus dieser Welt, er lautet, er lautet…

Alles dreht sich, ich habe jegliche Orientierung verloren. Mein Körper fühlt sich taub an, schien mir nicht zu gehorchen, als würde er jemanden anders gehören. Unscharfe Umrisse flitzen an meinem Blickfeld vorbei, ich konnte nichts Klares erkennen. Aus der Ferne rief jemand etwas, aber seine Worte kamen am Dröhnen meines Kopfes nicht vorbei.
Langsam legt sich der Sturm von Schmerz und Übelkeit und ich erkannte den Umriss einer Person über mir. Ich blinzelte, versuchte die Person vor mir zu erkennen. Meine Ohren fingen ebenfalls allmählich wieder an, zu funktionieren.
«…dir gut? Alex? Bist du wach?»
Ahh, ich hielt mir die Ohren zu. Es war viel zu laut.
«Ja, es geht mir gut» antwortete ich und hoffte, dass die Person aufhörte zu reden.
Endlich erkannte ich das Gesicht meines Gegenübers, ein etwas älterer Mann um die vierzig Jahre. Etwas erschrocken zuckte ich zurück. Bei der ruckartigen Bewegung drehte sich wieder alles.
«Wer bist du?» fragte ich mit dröhnendem Kopf.
«Hallo, schläfst du etwa noch? Du hast mitten in der Nacht angefangen laut zu stöhnen und zu keuchen, ich dachte du wirst von einem Dämon befallen. Hat sich sehr schmerzhaft angehört und es war laut genug, um mich auch zu wecken.» antwortete der Mann sichtlich genervt und legte sich wieder in sein Bett.
Ich blickte mich um. Der Raum, in dem ich aufgewacht bin, bestand komplett aus Metall. Die Betten, die Wände und Decken, auch der Tisch im Eck war ein fester Bestandteil des Schlafzimmers. Wo bin ich hier? Das ist nicht die Welt, die ich kenne. Aber einen Moment, von woher komme ich eigentlich?
Angestrengt versuchte ich mich zu erinnern. Da war dieser Traum, mit einem Drachen namens Novax, zerklüftete Landschaften, gekaufte Waren… Ja ich erinnere mich wieder.
Durch die offene Tür erstreckte sich ein Korridor, ebenfalls aus Metall. Aber eine Seite war komplett aus Glas und ich spähte genauer durch die Tür. Ein wunderschöner Nachthimmel zog sich über die komplette Länge des Korridors und bot eine gewaltige Aussicht auf Galaxien und Nebel in einem Meer aus unendlich Sternen. Ich konnte es kaum fassen. Ich war auf dem Raumschiff «Dandelion».
Die Realisierung traf mich wie ein Schlag und ich bekam für einen Moment fast keine Luft. Ich erinnerte mich an alles. Mein Name war Alex, momentan auf einer Erkundungsexpedition und auf der Suche nach wertvollen Ressourcen auf Asteroiden. Im Auftrag unserer Weltraumagentur sollten wir mithilfe ein paar Miningbots den ertragsreichsten Asteroiden in einem Sektor ausfindig machen, ihn bis aufs letzte Gramm Erz ausschöpfen und anschliessend wieder zurückkehren. Insgesamt waren wir zu viert auf diesem Schiff.
Ich stand auf und ging in den Korridor hinaus. Ich bemühte mich so leise wie möglich zu gehen, damit ich Dilan, der anscheinend wieder eingeschlafen war, nicht nochmal aufweckte. Der metallische Boden fühlte sich an meinen nackten Füssen warm und geschmeidig an, fast wie ein Teppich. Das Fenster im Korridor zog sich vom Boden bis an die Decke, man hatte das Gefühl, man schwebe lose im Weltraum. Wie mein Geist.
Was eben passiert ist, nannte ich einen «Weltenumbruch». Es geschah völlig zufällig und ohne irgendwelche Kontrolle. Wenn ich einschlief, konnte es jederzeit dazu kommen, dass ich an einem anderen Ort aufwachte. Besser gesagt, in einer komplett neuen Realität, als eine andere Person in einem unterschiedlichen Alter. Jede Realität war grundlegen unterschiedlich, in einer besass ich magische Kräfte und in einer anderen flog ich in einem schwebenden Gefährt über eine Milliardenstadt irgendwo auf einem fremden Planeten. Es gab keine Regeln und Muster.
Jedes Mal, wenn ich anderswo au aufwachte, fühlte sich alles wie ein Traum an, als sei alles niemals geschehen. Aber die Erinnerungen waren da, und sie fühlen sich echt an. Genau wie dieser Moment, wie ich aus dem Fenster in die Sterne schaute. Ich wusste, dass dieser Moment real war und ich mich nicht in einem Traum befand. Und dieses Gefühl hatte ich auch, nachdem ein Weltenumbruch passierte. Das Raumschiff «Dandelion» war genau so echt und real, wie mein Drache Novax.
Es machte keinen Sinn, sich darüber Gedanken zu machen, welche Realität echt war, weil es alle waren. Ich konnte mich nicht an jede Realität erinnern, irgendwann verschwanden die Erinnerungen daran wie ein vergessener Traum. Nur an die letzten konnte ich mich jeweils gut erinnern, sowie diejenigen, in die mich der Weltenumbruch oft warf. So konnte ich mich beispielsweise immer an Novax erinnern, egal wo ich auch war. Aber wer weiss, nach einigen Weltenumbrüchen könnte dieses Raumschiff wieder komplett aus meinen Erinnerungen getilgt sein.
Mein Blick fiel auf einen blauen Kometen, dessen Schweif sich Millionen von Kilometern in die Länge zog. Einen Himmelskörper, der schon so viel gesehen hat, so eine unglaublich lange Strecke zurückgelegt hat, dass es den Verstand eines Menschen bei weitem übersteigt.
Wie viel habe ich schon gelebt? In wie vielen Realitäten war ich schon? Noch nie bin ich aufgewacht und wusste es. Dass ich von hier kam, dass das hier mein echtes Ich war. Oder gibt das gar nicht? Befindet sich mein Verstand auf einer endlosen Reise ohne Start und Ziel? Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an den der Geist doch zerbricht.
Ich löste mich von dem galaktischen Schauspiel und ging in den Gemeinschaftsraum. Das war es wohl mit dem Schlaf. Als ich in den Raum eintrat, beleuchtete der Bordcomputer den Raum und ein paar Tische tauchten auf. Es war noch viel zu früh, um jemand aus meiner Crew anzutreffen und da ich die Zeit nicht damit verbringen wollte, einfach nur rumzusitzen, ging ich in den Hangar, wo ein kleiner Raumflitzer geparkt war. Damit scannten wir jeweils die Asteroiden, nachdem sie von einer unbemannten Drohne vorinspiziert und als potenziell gewinnerbringend eingestuft wurde. Das menschliche Auge war letztendlich immer noch besser als eine Drohne. Und diese Asteroiden zu inspizieren war genau meine Aufgabe. Die Maschine war nicht sonderlich gross, es hatte nur Platz für eine Person.
Mit einem Knopfdruck öffnete sich das Cockpit mit einem lauten Zischen und ich hüpfte hinein. Um das Raumschiff zu starten war eine Reihe an Knöpfe Drücken und Schalter Umlegen notwendig, aber diese Bewegungen hatten sich schon lange in mein Gedächtnis gebrannt. Nach ein paar Minuten fauchten die Triebwerke und brachte das Metall zum Glühen. Das Hangartor öffnete sich träge, begleitet von einem lauten Rattern, das bis in das Cockpit zu spüren war. Als es so weit war, beschleunigte ich den Flitzer und meinen Körper wurde in Sitz gedrückt. Rasant gewann ich an Tempo und die «Dandelion» verkleinerte sich hinter mir, die schwerelos im Raum schwebte.
Ich erhielt die Koordinaten eines Asteroiden, die eine Drohne als würdig erachtete, um von einem Menschen betratet zu werden und wartete, als der Computer die Route berechnete.
Ich betrachtete gerade die eingehenden Daten der Drohne, als mich ein plötzlicher Schwindelanfall überkam. Ich musste einen Brechreiz unterdrücken. Was war das? Ich erholte mich, als bereits der nächste kam, viel stärker als vorhin und diesmal schien er nicht aufzuhören. Ist das bereits der nächste Weltenumbruch? Das kann nicht sein, es vergehen normalerweis Monate bis… Und dann spürte ich, wie mein Geist diesen Körper verliess, wie alles um mich herum sich auflöste und ich davonschwebte, in eine andere Realität.

Ich merkte, wie sich der Sturm um mich langsam legte, als sich mein Geist sich in einer neuen Realität einnistete. Das Gefühl meines neuen Körpers kehrte allmählich zurück und ich konnte meine Umgebung erkennen.
Ich lag im Bett, starrte gegen die Decke. Als ich den Kopf drehen wollte, um mehr zu erkennen, geschah… nichts. Ich konnte meinen Kopf nicht bewegen. Ich wollte meine Beine und Arme bewegen aber nichts geschah. Mein Körper war taub auf meine Befehle, ich konnte nichts machen! Was ist hier los, wo bin ich? Mein Puls erhöhte sich, die Panik überwältigte mich. Ich kann mich nicht bewegen.
Genau in diesem Moment hörte ich, wie eine Tür aufging und jemand hineinkam, aber ich konnte nicht erkennen wer. Ich hörte näherkommende Schritte und nun beugte sich die Person über meinen Kopf in mein Blickfeld. Eine leichte verwunderte Krankenschwester blickte mich an. Ich konnte sie nicht genau erkennen, meine Augen wollten sich nicht fokussieren. Reflexartig wollte ich ihren Arm greifen, sie fragen, was hier vorgeht. Ich wollte den Mund öffnen, schreien, wild mit den Beinen zappeln, aufstehen und wegrennen. Aber mein Körper lag einfach nur da, taub auf all meine Signale, die einfach ins Nichts verschwanden.
«Dein Puls ist etwas erhöht» bemerkte die Krankenschwester. «Ich werde nun deinen täglichen Blutverdünner verabreichen, Stephan»
Nein… Nein, nein, nein! Das darf nicht sein. Das ist es, das bin ich. Ich! Ich bin Stephan! Und dann kamen all die Erinnerungen an mein Leben, meine Familie, meine Freunde und all die gemeinsamen Erinnerungen. Mein echtes Leben. Der Unfall.
Ich war mit dem Fahrrad zur Universität unterwegs, ein Morgen wie jeder andere. Ein kurzer Stopp bei der Bäckerei, die Überquerung der Brücke. Und dann kam das Auto. Das Auto, dessen Rückspiegel mich streifte und aus dem Gleichgewicht brachte. Ich stürzte und schlug mit dem Kopf auf dem Randstein auf. Seitdem befand ich mich in diesem Zustand. Mein Geist lebte in einer lebenden Leiche. Unfähig, zu sprechen, sich zu verständigen.
Die Krankenschwester pikste mich mit einer Spritze und ein plötzlicher Schmerz schoss durch meinen Körper. Ich wollte zucken, aber mein Körper lag regungslos da.
Ich war kein lebendes Wesen mehr. Wie auch, wenn niemand meine Gedanken hört und weiss, was ich brauche. Wenn ich niemanden meine Sorgen erzählen kann und mich tröstet. Wie kann ich mich so als Mensch bezeichnen?
Ich will hier weg! Raus aus diesem Alptraum, so will ich nicht leben! Meine Gedanken wirbelten und wandten sich, versuchten dieser Realität zu entkommen. Das bin nicht ich, das hier ist alles nicht echt! Ich versuchte mich von dieser Realität loszureissen, wie ein Kind, das sich von dem Griff eines unheimlichen Mannes befreien wollte. All die wiederkehrende Erinnerungen schlug ich ins hinterste Eckchen meines Verstandes, vergrub sie, verbrannte sie, sodass sie nie mehr zurückkehrten.
Mein Verstand löste sich, schwebte weg in die Dunkelheit. Ich sah, wie sich mein Blickfeld zusammenzog und in die Ferne schoss, wie ich alles Gesehene ausstiess. Und dann spürte ich wieder den warmen Trost der Leere, dort wo die Panik gewesen war. Sie war weg, machte Platz für etwas Anderes, für neue Welten, besser als diese Realität, die ich so weit wie möglich wegwarf.
Als der der Name Stephan langsam wieder an Bedeutung verlor, hörte ich die Krankenschwester aus der Ferne fragen: «Weinst du?» Aber ich war schon zu weit weg, um den Gehalt dieser Worte zu verstehen. Auf mich wartet etwas viel Grösseres, viel Schöneres, das noch nie jemand erfahren durfte. Und so liess ich mich von dem Wirbelsturm an Emotionen und Gedanken in die Ferne tragen, so weit weg wie möglich.

Ich hockte auf einem Baum und legte meine Flügel zurecht. Die untergehende Sonne warf ihr letztes Licht des Tages auf die Oberfläche. Dies war ein besonderer Ort, mit unglaublich viel Energie und Wunder. Die letzten Fetzen von Stephan werden bald verloren gegangen sein. Das ist mein neues Leben, meine neue Realität. So vieles werde ich erleben, werde neu Welten und Wunder entdecken während meiner unendlichen Reisen durch unendlich Realitäten. Das hier ist echt.
Ich breitete meine Flügel aus, sie glühten und erhellten die Umgebung mit einem schwachen warmen Licht. Ein Flügelschlag, kleine Glutstücke wirbelten umher und dann war ich in der Luft. Mit einem Gefühl der Freiheit flog ich zur rotglühenden Sonne.

 

Hallo liebe Wortkrieger-Community

Ich habe dieses Kurzgeschichtenforum Anfang Juni entdeckt und bin völlig mitgerissen von der hier präsenten Kreativität. Darum war ich mal so frech, eine eben fertiggestellte Geschichte meinerseits hineinzustellen. Viel Spass beim Lesen. :)

 

Moin @Starrider,
herzliche Willkommen bei uns Wortkriegern. Einen Weile mitgelesen, heißt für mich, das Du die Abläufe halbwegs kennst. Also lass mal schauen, was Du mir mit Deinem Erstling an Unterhaltung zu bieten hast. Keine Sorge, wir sind alle am Lernen, verbesser und uns gegenseitig unterstützen, damit die Geschichten immer besser weerden, am Ende ist es ganz viel Handwerk und das kann man Lernen.

Mich hat der titel Angelockt, Drachen fixen mich immer an. Geschickt gewählt, ich kann ja nicht mal meckern denn es steckt alles drin. Mir war es natürlich viel zuwenig Drachen, aber das ist kein Wunschkonzert. Genrell mochte ich, das Du mch einfach in Deine Welt wirfst, ich sie so hinnehmen muss und kann. Aber irgendwo in der Mitte hast Du Dir selbst nicht mehr vertraut und angefangen im Kreis zu erklären. Und die Auflösung über einen Traum ist wirklich unbeliebt, irgendwie immer unbefriedigend, wobei ich Deine Idee, warum Stefan träumt wiederum interessant finde. Nur machst Du da eine völlig andere Dose auf, da will ich mehr wissen, das ist auch philosophisch interessant, aber nicht Deine Geschichte.
Ich versuche mich auf ein paar Schwerpunkte zu konzentrieren, ich erinnere mich gut an meinen Erstling - soviel soll man beachten. Mach langsam, dass wird, die nötigen Begeisterung zu fabulieren, bringst Du mit.

Ich hatte es mir an einem Lagerfeuer gemütlich gemacht, mit einer wunderschönen Aussicht auf die zerklüftete Landschaft und den Felssäulen, die sich mehrere hundert Meter in die Höhe streckten. Hinter dieser Landschaft färbten zwei untergehende Sonnen den Himmel in ein feuriges Rot.
Guter Start mit Verortung. Der mittlere Teil ist grammatikalisch nicht ganz richtig, der Einfachheit halber würde ich ihn in einen extra Satz stecken. Die zwei Sonnen zeigen mir ganz nebenbei den Fantasyaspekt, Klasse.

Hin und wieder flog eine schwarze Silhouette zwischen den Säulen vorbei und verschwand unter dem Blätterdach des Waldes am Fusse der Felssäulen.
Fuße? Jedenfalls glaube ich das. Oder bist Du Schweizer?
Kräftige Verben, speziellere Verben: Ich meine sowas wie: Hin und wieder streifte eine schwarze Silhouette die Felsen ...

Ich entspannte mich und lehnte mich zurück gegen den schlafenden Novax, einen jungen Drachen, der mich auf meinen Geschäftsreisen begleitete. Ich öffnete die Taschen und ging noch einmal die Ware durch, die ich am Morgen auf dem Stadtmarkt gekauft habe. Ein paar Töpfe, merkwürdige Bücher, exotische Pflanzen, allerlei Gewürze, Trockenfleisch, das übliche eben. Und ein Gläschen mit einer äusserst mysteriösen schimmernden Flüssigkeit,
Den Absatz fand ich gut, Du kriegst einen guten Spannungsaufbau hin.

das man je geniessen konnte.
dass? Aber der Satz klingt genrell ungelenk. Ich weiß, gerade am Anfang drückt man sich davor, abe rein paar Dialoge würden gut tun. Dann käme Leben in die Geschichte, mehr Bewegung und ich könnte als Leserin dabei sein. Das nennt sich Show, don't tell - da findet man im Internet viel zu. Ich mag Tell-Passagen, aber ein bisschen Abwechslung tut gut.

Diese Behauptung musste sich aber erst noch beweisen.
Mit diesen Waren flog ich an das andere Ende der Welt und verkaufte sie für ein klein wenig mehr Geld. Das war mein Lebensunterhalt.
Wir neigen im normalen Leben und Rede zur Verwendung von Füllwörtern. Die machen aber geschriebene Texte träge und unpräsize. Auf meiner persönlichen Kontrolliste stehen unter anderem: also, dann, auch und noch. Lass sie einfach mal von word suchen und schaue, ob Du sie wirklich brauchst.
Die Erklärung der Geschäftsidee ist bestimmt auch ausbaubar. "Die hier eingekauften Schätze brachte ich ans andere Ende dieser Welt und versuchte sie mit Gewinn zuverkaufen." zum Beispiel

Aber ich war nicht von hier. Mit den Drachen bin ich zwar aufgewachsen, selbst mein Vater hatte einen, der nun mein Bruder bekommen hat. Immerhin wurden diese Tiere mehrere Hundert Jahre alt.
Füllwörter! Brauchst Du das alle? Also die Erklärung? Im nachhinein sehe ich keine Mehrwert für die Geschichte.

Ein kleine unscheinbare Erinnerung hatte sich nämlich in meinen Kopf gebrannt, einen Namen. Er erschien mir glasklar und nachvollziehbar, als kannte ich diesen Namen schon seit Ewigkeiten: „Stephan“.
Ich finde wirklich, das Du Spannungsaufbau super machst.

Ich legte mich in meinen kleinen Unterstand und machte es mir gemütlich.
Man kann nicht alles umgehen, aber vieles erklärt sich von selbst.
Beispiel: In einem kleinen Unterstand aus Bananenblättern machte ich es mir gemütlich.

An das sich selbst vorlesende Buch, das ich vor einer Weile an einem Markt gekauft habe…
auf einem Markt

Moment, was ist dieses Gefühl? Da war etwas in meinem Kopf, nichts weiter als ein flüchtiger Gedanke, der sich zwischen meine Erinnerungen geschoben hatte. Wahrscheinlich war es nichts weiter als meine Müdigkeit, ich sollte… Da war es schon wieder! Das Raumschiff «Dandelion»? Was ist das?
Ich persönlich halte Gefühl und Gedanke nicht für das selbe, würde es nicht mischen.

Unscharfe Umrisse flitzen
flitzen ist an sich ein tolles Verb, sehr speziell. Für mich passte es hier nicht, zu aktiv, aber das ist absolut Geschmakssache. Um mehr Meinungen zu Deiner Geschichte zu bekommen, ist der sicherste Weg, selbst andere Geschichten zu kommentieren. Man lern t unheimlich viel, wenn man versucgt zu erklären, warum die Geschichte auf eine wirkt, oder wo man hakelt.

Ich blickte mich um. Der Raum, in dem ich aufgewacht bin, bestand komplett aus Metall.
kann man das echt rein optisch erkennen?

Ich stand auf und ging in den Korridor hinaus. Ich bemühte mich so leise wie möglich zu gehen, damit ich Dilan, der anscheinend wieder eingeschlafen war, nicht nochmal aufweckte.
Vorschlag: Dilan war wieder eingeschlafen. Er schnarchte. Ich schlich auf Zehenspitzen hinaus. NIcht soviel erklären, ich verstehe schon, warum er das tut.

Das Fenster im Korridor zog sich vom Boden bis an die Decke, man hatte das Gefühl, man schwebe lose im Weltraum. Wie mein Geist.
frei schweben? Am Ende erklärt sich der schwebende Geist, aber frei ist doch eigentlich falsch hier, oder?

Es geschah völlig zufällig und ohne irgendwelche Kontrolle. Wenn ich einschlief, konnte es jederzeit dazu kommen, dass ich an einem anderen Ort aufwachte. Besser gesagt, in einer komplett neuen Realität, als eine andere Person in einem unterschiedlichen Alter. Jede Realität war grundlegen unterschiedlich, in einer besass ich magische Kräfte und in einer anderen flog ich in einem schwebenden Gefährt über eine Milliardenstadt irgendwo auf einem fremden Planeten. Es gab keine Regeln und Muster.
Das fand ich unheimlich erklärend und damit trocken. Und wenn ich nun das Ende kenne, stimmt es ja auch nicht ganz, er entflieht in die Träume, versucht sie herbeizuführen, oder?

wenn ich anderswo au aufwachte,
da ist was übrig geblieben

Genau wie dieser Moment, wie ich aus dem Fenster in die Sterne schaute.
unschöne Formulierung. Ich lese meine Geshcichten gerne jemandem laut vor, mache dann schon beim Lesen einfach ein Zeichen, wo es hakelt. Oder sich etwas doppelt. Das neue Word hat auch eine recht gute Vorlesefunktion.

Ich merkte, wie sich der Sturm um mich langsam legte, als sich mein Geist sich in einer neuen Realität einnistete. Das Gefühl meines neuen Körpers kehrte allmählich zurück und ich konnte meine Umgebung erkennen.
Dopplungen! Und der neue Körper und zurückkehren sind widersprüchlich.

Nein… Nein, nein, nein! Das darf nicht sein. Das ist es, das bin ich. Ich! Ich bin Stephan! Und dann kamen all die Erinnerungen an mein Leben, meine Familie, meine Freunde und all die gemeinsamen Erinnerungen. Mein echtes Leben. Der Unfall.
Ich persönlich würde diesen Satz schon persönlicher machen. Zum Beispiel: ... an meine Frau Heike, den runden Babybauch, das letzte Fußballspiel mit der Klicke, Franzbrötchen satt - irgendwas spezielles, was mich als Leserin hier einen Menschen sehen lässt, mitfühlen.

Und dann kam das Auto. Das Auto, dessen Rückspiegel mich streifte
Ups! Nö, der Rückspiegel ist im Auto, das funktioniert nicht. Seitenspiegel?

Mein Geist lebte in einer lebenden Leiche.
Ich verstehe den Inhalt, aber es bringt mich eher zum grinsen, und das ist hier nicht das Ziel. Er lebt nicht, er ist gefangen. Was fühlt er , was nimmt er wahr. Mir ist das zu schnell abgehandelt, Du fliehst vor der Situation genauso schnell wie der Prot. Aber Du nimmst mich nicht mit.

Ich breitete meine Flügel aus, sie glühten und erhellten die Umgebung mit einem schwachen warmen Licht. Ein Flügelschlag, kleine Glutstücke wirbelten umher und dann war ich in der Luft. Mit einem Gefühl der Freiheit flog ich zur rotglühenden Sonne.
Okay, kann man machen! Ich bin generell auch der Habbyend Typ. Aber irgendwie lässt Du mich hier auch unzufrieden zurück, denn e swird ja wieder nur eine Schleife, oder?
Es ginge auch entgültiges gehen - die Apperate fangen an zu piepen oder eine Chance, ein Gespräch des Arztes am Bett, eine Beobachtung der Schwester, die Hoffnung gibt. Aber es ist Deine Geschichte.

Generell gern gelesen! Ich finde, es sind zu viele Füllwörter und ausbaufähige Verben drin. Ein paar Dialoge würden für mehr Leben sorgen und anstatt der Erklärungen würde ich gerne ein paar mehr Gefühle lesen.
Freue mich auf ein wiederlesen unter anderen Geschichten.
witch

 

Hallo @greenwitch

Vielen Dank für deine super detaillierte Kritik, damit lässt sich viel Anfangen. Freut mich, dass dir meine Geschichte gefallen hat.
Viele deiner Punkte beziehen sich auf Benutzung von Füllwörter und mein übergrosser Drang zu erklären. Das ist tatsächlich ein bekanntes Problem von mir und ich versuche aktiv diese zu vermeiden und raus zu löschen. Irgendwie habe ich immer das Gefühl, ich müsse meine Ideen und Konzepte in einem Schnurz erzählen, was natürlich die komplette Erzählstruktur zerstört. Ich hoffe aber, das kommt mit der Übung. Daher finde ich deine Vorschläge, wie ich einige kritische Stellen verbessern kann, sehr lehrreich und lasse mich davon inspirieren.

Fuße? Jedenfalls glaube ich das. Oder bist Du Schweizer?
Sorry für all die nicht vorhandenen „ß“. Ja, ich bin Schweizer und werde/kann dieses Zeichen nicht anwenden ;)

ein paar Dialoge würden gut tun
Tatsächlich drückte ich mich ein wenig vor Dialogen. Weil ich nicht recht wusste, wo und wie sie zur Geschichtsentwicklung beitragen sollten und auch weil Dialoge noch recht unnatürlich in meiner Geschichte wirkt. Aber vielleicht kann man da noch was machen, entweder auf dem Raumschiff oder mit der Krankenschwester.

flitzen ist an sich ein tolles Verb, sehr speziell
Weil ich immer Schwierigkeiten habe, genauer beschreibende Wörter zu verwenden, habe ich immer die Synonym-Webseite parallel offen, die hilft ungemein.

frei schweben?
Ich wollte damit andeuten, dass Stephan während seinen Träumen seinen Geist nicht kontrollieren kann und dieser wie der Komet, “frei“ oder eben lose irgendwo herumschwebt.

Ich persönlich würde diesen Satz schon persönlicher machen
Das stimmt. Habe jetzt auch das Gefühl, das Stephans Leben noch etwas leer und für den Leser eine unnachvollziehbare Lücke ist. Ich war da eben im Schreibflow und war etwas rasant unterwegs.

es wird ja wieder nur eine Schleife, oder?
Es ginge auch endgültig
Ja es ist eine Schleife. Stephan verdrängt sein echtes Leben und zieht sich in seine Traumwelten zurück. Bis zu dem Punkt, wo seine Persönlichkeit wieder einholt und alles wieder von Vorne beginnt. Ich bin halt ein seehr grosser Fan von Schleifen in Geschichten, die nicht endgültig sind.

Deine Kritiken nehme ich gerne zu Herzen und mache mich nochmal über meinen Text her. Vor allem lange Erklärungspassagen und Füllwörter müssen umformuliert werden.
Eine kurze Frage habe ich noch: ist es üblich, angepasste Texte direkt hier zu bearbeiten? Dann werden einige Zitate nicht mehr viel Sinn machen.

Gruss uno gute Nacht
Starrider

 

Moin @Starrider ,
prima, wenn was dabei ist, was Dir hilft, den Text weiterzubringen.

Sorry für all die nicht vorhandenen „ß“. Ja, ich bin Schweizer und werde/kann dieses Zeichen nicht anwenden ;)
Nö, alles gut! Ich bin ja froh, wenn mir noch rechtzeitig einfällt, das es durchaus sachliche Gründe geben kann. Ich hatte sogar in Dein Profil geschaut, aber jetzt ist es ja klar.

Tatsächlich drückte ich mich ein wenig vor Dialogen. Weil ich nicht recht wusste, wo und wie sie zur Geschichtsentwicklung beitragen sollten
Kann ich nachvollziehen. Ich würde es dann einfach für eine neue Geschicte im Auge behalten, vielleicht findet sich aber auch noch jemand mit einer zündenden Idee.

Ich bin halt ein seehr grosser Fan von Schleifen in Geschichten, die nicht endgültig sind.
Interessant! Dann bin ich gespannt auf weitere Geschichten, dass ist etwas, was ichgar nicht verwende.

ist es üblich, angepasste Texte direkt hier zu bearbeiten? Dann werden einige Zitate nicht mehr viel Sinn machen.
Ja! Unten über den Bearbeitungsbutton kommst Du in Deinen Text und änderst direkt dort oder ersetzt ihn aus Deiner Textbearbeitung. Wir sind alle dran gewöhnt, das die Autoren an ihren Texten arbeiten, so soll es sein.

Viel Spaß beim überarbeiten und generell hier im Forum
witch

 

Hallo @Starrider,

mir hat deine Geschichte gut gefallen. Der Titel verspricht zwei spannende Themen und hat mich sofort zum Lesen angeregt. Irgendetwas ist mir daran aufgefallen, aber ich konnte es erst noch nicht in Worte fassen. Nach einiger Überlegung glaube ich, dass es Folgendes ist: Das Worldbuilding ist nicht das, was ich von einer Kurzgeschichte erwartet habe.
Die Drachenwelt, das Raumschiff und das Krankenhaus sind Schauplätze, die auch für einen Roman reichen würden. Es muss aber nicht gleich alles ein Roman sein. Ich weiß nicht, von wo ich diese Erwartungshaltung habe – mittlerweile lese ich selbst nicht mehr so viele Romane wie früher. Auch wesentlich kürzere Geschichten dürfen reichhaltige Welten haben.

Vielleicht sind es auch die vielen offenen Fragen, die bei meinem Lesedurchgang aufgetaucht sind und mich leicht enttäuscht zurückgelassen haben. Wie sehen die Drachen aus? Was ist mit dem beiläufig erwähnten Stadtmarkt, dem Verkäufer, den Waren? Ist das alles überhaupt wichtig, wenn die Welt ohnehin nur eine Illusion ist? Alle Fantasiewelten sind natürlich immer von irgendwem erfunden, aber es ist etwas anderes, wenn es wie hier beschrieben wird. Du hast eine zusätzliche Ebene, die noch weiter von der Realität entfernt ist.
Die ständigen Andeutungen, dass alles nur ein Traum ist, führen auch dazu, dass ich mehr Abstand zum Geschehen entwickle, weil es dadurch unwirklicher wird. Wie ein Traum eben. Das ist auch der gewünschte Effekt, auch wenn er teilweise etwas übermäßig erklärt wird.

Das alles sind zumindest meine Gedanken und kein Grund, an der Fundierung der Geschichte zu zweifeln. Immerhin hat sie trotzdem einen guten Eindruck bei mir hinterlassen.
Wenn du an dem Text weiterfeilen willst, habe ich noch ein paar Vorschläge:

Ich entspannte mich und lehnte mich zurück gegen den schlafenden Novax, einen jungen Drachen, der mich auf meinen Geschäftsreisen begleitete.
Das Entspannen und Zurücklehnen ist sehr ähnlich, davon brauchst du evtl. nur eines
Mit den Drachen bin ich zwar aufgewachsen, selbst mein Vater hatte einen, der nun mein Bruder bekommen hat.
den mein Bruder bekommen hatte
Bezüglich der Zeitformen klingt es manchmal seltsam:
Sie mussten aber echt sein, da bin ich mir sicher.
Hier zum Beispiel. Wechselst du jedes Mal in die Gegenwart, wenn du Gedanken beschreibst? Durchsuche den ganzen Text mal nach bin und ist, vielleicht passt da ein war besser.
Der metallische Boden fühlte sich an meinen nackten Füssen warm und geschmeidig an, fast wie ein Teppich.
Es ist zwar ein Traum, aber das klingt für mich nicht sehr glaubhaft und widersprüchlich. Oder ist es ein beheizter Boden mit spezieller Oberfläche?
Der ganze Raumschiff-Teil ist evtl. etwas zu viel. Eine Fantasy- und dann noch eine Sci-Fi-Welt in dieser kurzen Geschichte passt zwar in den Gesamtkontext, aber so verliert sich der Fokus schnell. Vielleicht machst du daraus zwei separate Geschichten, damit jede Welt für sich glänzen kann?

Wenn du den Vorschlag von @greenwitch befolgen möchtest und mehr Dialoge einbauen willst, ist das gleichzeitig auch eine Gelegenheit, die Geschichte weiter auszubauen. Anstatt das Gespräch mit dem Verkäufer nur rückblickend zu erzählen, könntest du es direkt beschreiben. Oder das Gespräch, wie der Vater den Drachen an den Bruder übergibt. Generell etwas mit der Familie, um den Platz des Protagonisten in seiner ausgedachten Welt zu vertiefen. Damit er ein lebendigerer Charakter wird, der nicht austauschbar ist.
Aber vielleicht ist weniger auch mehr und der Text wirkt durch seine Kürze umso besser. Keine Ahnung, probiere es aus! Und bloß nicht den Spaß daran verlieren. :gelb:

Viele Grüße
Michael

 

Ich lag im Bett, starrte gegen die Decke.
...
Mit diesen Waren flog ich an das andere Ende der Welt und verkaufte sie für ein klein wenig mehr Geld.
Ja, das ist schon gut erkannt, dass in welcher Ware auch immer ein mehr oder weniger „Mehrwert“ auch in Zukunft als Entgelt und Gewinn den Wa(h)ren Charakter bestimmen wird, wie's schon der olle Marx auf den Punkt gebracht hat,

und damit herzlich willkommen, @Starrider ,

auf dem Planeten der Wortkrieger!

Meine Vorredner haben nun einiges gesagt, dass ich mich hauptsächlich einem Thema widmen werde, nachdem ein erstes Komma – das mich in der ersten Zeile schon anspringt – „eliminiert“ werden sollte aber zum Schluss, ich zitiere

Ich hatte es mir an einem Lagerfeuer gemütlich gemacht, mit einer wunderschönen Aussicht auf die zerklüftete Landschaft …
Komma weg!

Und hier

Hin und wieder flog eine schwarze Silhouette zwischen den Säulen vorbei und …
ist nicht Schwärze allen Silhouetten jenseits des Schattens gegeben`?

Und ein Gläschen mit einer äusserst mysteriösenKOMMA schimmernden Flüssigkeit, wobei der Verkäufer schwor, sie könne geschmackloses Essen in das vorzüglichste Gericht verwandeln, das man je geniessen konnte.
Komma, weil die beiden Adjektive gleichrangig sind. Wäre eines vom anderen abhängig, stünde dort "… mit einer äusserst mysteriös... schimmernden Flüssigkeit ..."
Aber jetzt zum eigentlichen Besuchsgrund –
vllt. fällt Dir selbst etwas auf am Relativsatz
Ich öffnete die Taschen und ging noch einmal die Ware durch, die ich am Morgen auf dem Stadtmarkt gekauft habe.
Verträgt sich „öffnete“ und „ging“ mit „haben“, unterschiedliche Zeitebenen? Klar, in der mündlichen Rede geht’s oft von Höcksken auf Stöcksken, kaum der Zunge entsprungen durchs Ohr verklungen – aber im Schriftbild bleibt jede Eigenart offensichtlich. Gleichwohl ist die Korrektur hier einfach durch den Tausch des „habe“ gegen ein „hatte“ -

hier versuch mal selbst

Aber ich war nicht von hier. Mit den Drachen bin ich zwar aufgewachsen, selbst mein Vater hatte einen, der nun mein Bruder bekommen hat.
dto.
Wenn ich mich genau erinnerte, habe ich schon weitaus mehr Dinge erlebt als die, die es nur hier gab.

… wurden diese Tiere mehrere Hundert Jahre alt.
hundert

Hier

Er erschien mir glasklar und nachvollziehbar, als kannte ich diesen Namen schon seit Ewigkeiten: „Stephan“.
kommt ziemlich viel zusammen, dass das einfachste vorweg genommen wird, der Abschlusspunkt der wörtlichen Rede
...: „StephanPUNKT“ (oder besser Ausrufezeichen …?)
Aber jetzt wirds schwieriger, denn
das „als“ leitet eine klassische „als-ob“-Situation ein, die zumeist im Konjunktiv II dargestellt wird und für „kennen“ ergibt sich das Dilemma, dass das Prät. (aus dem zumeist durch Umlautung der Konj. II gebildet wird (Beispiel „kommen, kam, käme“) schlecht gelingt („kennen, kannte, kännte“), dass sogar des Klanges wegen auf „kennte“ zurückgegriffen wird ...
"Erzählen" kommt offensichtlich von der Zahl, ist aber weniger eindeutig als jedes Rechenkunststück ... und das macht ja auch den Reiz der Sprache jenseits der Gebrauchsanweisung aus.
Aber ich schwofe ab:

Hier

Hin und wieder hörte man durch das Rascheln der Bäume einen Drachen in der Ferne, aber die sollten keine Gefahr für mich darstellen.
wird der Plural auf ein Tier bezogen …? Anpassung in die eine oder andere Richtung (der Plural erfordert nur die Streichung des „einen“)

An das sich selbst vorlesende Buch, das ich vor einer Weile an einem Markt gekauft habe…
Auslassungspunkte direkt am Wort behaupten, da fehlte ein Wort. Sehn wir mal von ab, dass da ein Apostroph zu nutzen rationeller wäre als vier Zeichen (Leerstelle und drei Punkte)
schöne naive Formulierung fürs Hörbuch ...

Jede Realität war grundlegen[d] unterschiedlich, in …

einer besass ich magische Kräfte und in einer anderen flog ich in einem schwebenden Gefährt über eine Milliardenstadt irgendwo auf einem fremden Planeten. Es gab keine Regeln und Muster.

Jedes Mal, wenn ich anderswo au aufwachte, fühlte sich alles wie ein Traum an, als sei* alles niemals geschehen.
* wäre

Und ab hier

Aber die Erinnerungen waren da, und sie fühlen sich echt an.
kannstu m. E. selbst "laufen". Such vor allem in Deinem Bekannten/Freundeskreis einen, der bereit ist, gelegentlich Korrektur zu lesen - die Rechtschreibprogramme ersetzen keinen Menschen und können eh immer nur so gut sein wie ihr Programm*ierer,

findet der

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 

Hallo @Michael Weikerstorfer

Danke für deine kreativen Einwände. Ja, es erinnert sehr an eine Romanstruktur. Das liegt vielleicht sehr daran, dass ich fast ausschliesslich nur Texte lese, die eine strukturierte Geschichte erzählt. Romane eben. Und genau denselben Anspruch habe ich auch. Meistens habe ich viel zu riesige Ideen, um sie passend in eine kurze Geschichte zu packen.
Und das war auch hier etwas der Fall. Im Kopf hatte ich diverse Schauplätze, in die Stephan geworfen wird und die zeigen sollen, wie sehr er in diesen Welten verloren ist und nicht weiss, welche Realität nun die echte ist. Da ich aber eine kurze Geschichte schreiben wollte und nicht zu viel Zeit mit Schreiben "vergeuden" wollte, kamen die Welten wohl ein bisschen zu kurz und die Dimensionen, in welche sich Stephan tatsächlich befindet, sind etwas unscharf.

Ist das alles überhaupt wichtig, wenn die Welt ohnehin nur eine Illusion ist?
Mein Ziel war ursprünglich, dass Stephan die Welten eben gerade nicht als Illusionen wahrnimmt, sondern als gleichstehende Realitäten. Er behalt sie nur als Träume in Erinnerung.
Ich hatte die Idee, dass Stephan in seine "echte" Welt geworfen wird, aber wo er gesund und munter ist und der Unfall niemals passierte. Als er aber von seinem Zustand seines echten Körper erfährt und davon flieht, fragt er sich, ob er in seinen Welten immer noch Leben kann, auch wenn sein echter Körper stirbt. Immerhin sind diese Welten genau so real für ihn wie sein echtes Ich.
All diese Ideen würden den Rahmen einer Kurzgeschichte massiv sprengen und ich scheute mich, eine längere Geschichte zu schreiben. Darum ist sie so kurz wie sie ist und das Ende ist auch relativ offen.

Eine Fantasy- und dann noch eine Sci-Fi-Welt in dieser kurzen Geschichte passt zwar in den Gesamtkontext, aber so verliert sich der Fokus schnell.
Deine Idee, die Sci-Fi und Fantasy Welten zu trennen, finde ich sehr passend. Dann könnte Setphan's viele Leben voll entfaltet werden und man merkt, dass er in jeder Realität (oder Traum) ein vollwertiges Leben führt. Die einzelnen Geschichten müssten dann einfach irgendwie klug verbunden werden.

Aber bevor ich mich an grössere Projekte wende, feile ich an meine Schreibstiel, wobei die Kommentare von @greenwitch und @Friedrichard und auch deine Inputs seeehr behilflich sind.

Grüsse Starrider

 

Hallo @Friedrichard

Auch wenn ich das Gefühl hatte, in der Schule ganz gut in Deutsch zu sein, ist da aber ganz viel zusammengekommen ;)
Bis jetzt habe ich meine Geschichten einfach nur geschrieben und habe Syntax und Grammatik vernachlässigt, weil ich sie sowieso nirgendwo veröffentlichte. Ich hoffe mit der Zeit werde ich ein bisschen schreibgewandter und dabei helfen deine Inputs sehr.

Schöner Abend und Grüsse Starrider

 

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