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Trialog

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04.11.2003
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Trialog

„Boss?“
"Was?"
„Was sollen wir tun, Boss?“
„Ja, was sollen wir tun?“
"Klappe halten. Ich muss nachdenken."
„Ok, Boss.“
„Hast du nicht gehört, der Boss will, dass du die Klappe hältst.“
„Mach‘ ich doch.“
"Ihr seid jetzt sofort still, oder ihr bekommt auch eine Kugel ab."
"Hmm..."
"Was wäre wenn..."
„Du findest schon was, Boss.“
„Ja, du hast doch immer so tolle Ideen.“
"Jasager!"
„Wie bitte?“
"Ihr seid verdammte Jasager. Ihr gebt mir immer recht."
„Klar doch, Boss.“
„Ganz wie du meinst.“
"Ich zahl‘ euch doch nicht dafür, dass ihr mir immer recht gebt."
„Nicht? Oh Boss, dann haben wir aber viel zuviel Geld von dir bekommen.“
"Ihr müsst mich kritisieren. Verstanden, ihr Schwachköpfe?"
„Ok, Boss.“
„Das war wirklich echt scheiße von dir, Fred zu erschießen.“
„Ja Boss, vor allem hier. Ich meine, in öffentlichen Verkehrsmitteln fällt eine Leiche doch sicher auf.“
"Das weiß ich selber, ihr Idioten. Was soll dieser blödsinnige Kommentar? Bin ich noch nicht genug gestraft mit dem toten Fred, der neben mir sitzt."
„Nun ja. Stehen kann er ja nun nicht mehr.“
„Außerdem sollten wir dich doch kritisieren.“
"Konstruktive Kritik, ihr Blödmänner, konstruktive Kritik will ich. Ihr müsst mir Alternativen bieten."
„Hmm... Wenn du doch Fred nur alternativ auf einem Schiff erschossen hättest...“
„Ja, zum Beispiel auf einem Ausflugsdampfer.“
„...dann könnten wir ihn jetzt leichter entsorgen. Aber hier, in der U-Bahn...“
"Ich habe den Blödmann von Fred verdammt nochmal nicht absichtlich umgebracht. Bei dem elenden Gerappel hier ist meine beschissene Pistole losgegangen. Verdammtes Glück, dass wir die verfluchten Schalldämpfer haben und es hier so elendig laut ist und keiner etwas gemerkt hat. Geht das in eure verranzten Gehirne herein? Unser Problem ist, wie kommen wir aus dieser bescheuerten Geschichte wieder raus. Kapiert? Das ist jetzt unser verdammtes Problem. Und nicht irgendein Ausflugsdampfer für Arschlöcher. Versteht ihr bekloppten Idioten das?"
„Fred tropft auf meinen Anzug, Boss. Kannst du ihn nicht mal zu dir rüber nehmen.“
"Ich hab's. Wir lassen ihn einfach hier."
„Was meinst du?“
"Wir legen ihn auf den Bauch damit keiner das Blut sieht und lassen in hier. Jeder wird denken, er ist ein verdammter besoffener Penner. Wir steigen beim nächsten Halt aus."
„Guter Plan, Boss. Fred ist bestimmt der erste Penner mit einem Armani-Anzug.“
„Hey, wer sind die Männer da drüben?“
"Kontrolleure, ihr Idioten."
„Dann sollten wir vielleicht unsere Fahrscheine bereithalten.“
„Ja, wir wollen doch nicht wegen Schwarzfahren verknackt werden.“
"Dann holt sie schon. Ich halte Fred solange aufrecht."
„Ich hab‘ sie nicht.“
„Ich auch nicht.“
"Wie bitte?"
„Fred hat sie.“
"Fred?"
„Ja, er hat sie eingesteckt.“
"Verdammt, dann hol‘ ich sie halt."
„Hast du sie schon, Boss?“
"Gleich. In der linken Innentasche waren sie nicht. Ich greif‘ mal hier rein."
„Beeil‘ dich bitte. Ich meine..., weil der Kontrolleur gleich da ist.“
"Das seh‘ ich auch. Ich hab‘ sie gleich. Halt mal seinen Arm hoch, Barney. Dann komm‘ ich tiefer rein... Verdammt!"
„Pffffff.“
„Hey Boss, du hast Barney abgeknallt. Warum nur?“
"Verdammt! Verdammt! Verdammt!"
„Du hast Barney kalt gemacht. Ich fass‘ es nicht.“
"Freds Pistole ist losgegangen. Verdammt!"
„Was sollen wir jetzt tun, Boss? Ich meine, zwei Leichen, das muss doch auffallen.“
"Halt sofort die Klappe, sonst sind es gleich drei!"
„Schon gut, Boss.“
"Na endlich, die Fahrkarte."
„Hast du sie, Boss?“
"Ja, zum Glück."
„Die Fahrkarten bitte.“
"Hier, wir haben eine Gruppenkarte."
„Warum ist die denn rot?“
"Wie bitte?"
„Ich habe gefragt, warum ihr Gruppentariffahrschein Klasse C für das BVB Gesamtstreckennetz diesen roten Fleck hat.“
„Blut.“
„Blut? Hm...“
"Ja, Blut... Orangen. Blutorangen! Wir sind Vertreter für Blutorangen. Das gibt leider häufig rote Flecken. Berufsrisiko. Sie verstehen?"
„Hmm...Nein. Außerdem ist Ihre Fahrkarte ungültig. Sie wurde nicht entwertet.“
„Entwertet?“
„Ja, entwertet. Umgangssprachlich sagt man auch ‚gelocht‘.“
„Fred hat die Fahrkarte nicht gelocht, Boss. Soll ich dafür den Kontrollator lochen?“
„Schnauze!“
„Wie bitte?“
„Nicht Sie.“
„Ich leg ihn um.“
„Nein, nimm die Hand aus der Tasche und lass mich nachdenken.“
„Da kommt nichts bei raus, Boss.“
„Was soll das denn heißen?“
„Nun, das heißt Folgendes: Wenn Sie keinen gültigen Gruppentariffahrschein Klasse C haben, bin ich gezwungen, Sie als Betriebsnutzer ohne Kostenerstattung – umgangssprachlich auch Schwarzfahrer genant – anzusehen.“
„Ich lege ihn um, Boss, und zwar umgangssprachlich!“
„Ja ja, ich meine nein! Es reicht nicht. Wir sind auch keine Schwarzfahrer sondern ehrliche Steuerzahler. Das sehen Sie doch. Und du legst sofort die Hände auf den Schoß!“
„Bitte Boss, lass mich das hier regeln. Ich will ihn nur kurz an meiner Magnum riechen lassen.“
„Pfoten weg. Oh.“
„Was ist denn mit ihrem Kollegen? Ist ihm schlecht?“
„Nein, nein, keine Sorge.“
„Er sitzt auf einmal so verkrümmt da und scheint seine Hand nicht mehr aus der Westentasche zu bekommen.“
„Er ist... Diabetiker. Kann sein, dass er unterzuckert ist.“
„Und?“
„Ich sollte hier aussteigen und etwas Süßes für ihn suchen. Wenn Sie so freundlich wären, bei meinen Kollegen zu bleiben. Vielen Dank Herr Kontrollator.“

 

Hi knagorny,

gut gemachter, lustiger Dialog, gefällt mir :) Ich wäre aber eher für "Humor", kann nichts Experimentelles erkennen, ausser der Bossschriftart.

Versteht ihr bekloppten Idioten das?
Hier empfehle ich, "bekloppten" wegzulassen, und allgemein in dem Absatz die "Scheisse" geringfügig sparsamer zu verteilen :)

Gruß
Heinz

 

Hallo zusammen,

@rainman: Zunächst einmal vielen Dank für den Kommentar. Ok, du hast recht. "Humor" wäre vielleicht passender gewesen. Aber als ich die Idee hatte, eine Situation ausschließlich durch direkte Rede und nicht durch zusätzliche "Regieanweisungen" zu schildern, ahnte ich noch nicht, dass es überhaupt lustig werden wird. Ist es experimentell oder nicht? Keine Ahnung.:confused:

Du empfiehlst die vielen Schimpfworte zu reduzieren. Nun ja, dadurch dass man nur einmal Scheiße sagt (anstatt siebzehnmal) wird es ja trotzdem kein vornehmeres Wort. Eigentlich sogar im Gegenteil. Das hier im Munde geführte Übermaß der Beschimpfungen führt m M. nach nicht zu versträrkter Obszönität sondern macht die Ohnmacht des Bosses deutlich. Das kann man aber auch anders sehen.

@arminius: Freut mich, dass es dir gefallen hat, und ich bin sehr gespannt auf deine Version.

Beste Grüße
knagorny

 

moin knagorny,

Normalerweise lese ich nicht in Experimente, aber dein Titel hat mich doch aufmerksam gemacht, weil ich reine Dialoggeschichten sehr gerne schreibe und lese. Experimentelles kann ich hier allerdings auch nicht herauslesen.
Aber lustig war es aucf jeden Fall. Schön fand ich, wie die an sich belanglose Situation immer absurder wird, indem du einfach nach und nach mehr Details klarmachst. Die Dialoge waren recht lebendig und kamen daher gut rüber. Ein wenig hast du zwar auch für meinen Geschmack mit den Flüchen übertrieben (sowas muß man mMn sehr vorsichtig dosieren und du hast für meinen Geschmack einfach zu viel drin), aber ansonsten hat mir dein Text ganz gut gefallen.

 

unheimlich Witzig, hab mich königlich amüsiert;)
Experiment hin, Experiment her, gut umgesetzte Idee.
MFG Simon

 

Hallo Moho, hallo an alle anderen Kommentatoren,
vielen Dank für eure Hilfestellung. Moho hat wohl recht: zum Schluss hin ist die Story etwas abgefallen. Ich habe das Ende deshalb editiert und wäre dankbar, wenn ihr mir eure Meinung darüber sagen würdet.
Viel Spaß beim Lesen.
Euer
knagorny

 

Hi knagorny,

ich kann mich nicht mehr genau an den ursprünglichen Schluss erinnern, meine aber dennoch, dass die Geschichte in der jetzigen Form besser (d.h. tempo- und pointenreicher) endet.

Im Gegensatz zu meinen Vorrednern stören mich die unterschiedlichen Schriftarten (Fett, Kursiv etc.).
Hat die Geschichte gar nicht nötig, der Leser weiß auch so genau, wer redet.

Fazit: Hat mir gefallen, diese Geschichte. Experimentell war sie allerdings nicht. Geschichten, die nur aus Dialog bestehen, gibt es wie Sand am Meer. Auch wenn sie nicht alle so gekonnt umgesetzt sind. Sehr skurril, sehr witzig.

Gruß
George

 

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