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Tim Moore: Zwei Esel auf dem Jakobsweg
Da kauft ein Engländer einen Esel und wandert los, schlägt sich mit dem störrischen Tier herum, trifft Menschen, die genauso wenig wissen, warum sie hier laufen wie er und erzählt uns zwischendurch ironisch, aber reiseleiterhaft historische Randbemerkungen, etwa so: hier wurde als Reliquie die Vorhaut Christi verehrt, dann von einem Engländer gestohlen, keine Sorge, es gibt auf der Welt noch vierzehn andere.
Zwischendurch kommt seine Frau mit Kindern zu Besuch und wandert mit, die Pilgerfahrt wird zum Familienausflug, da freut sich der Esel und der Pilger auch, leiden tut wohl nur der Weg – aber was für ein Weg? Ist er soweit heruntergekommen, der Pfad der Erleuchtung? Die ist natürlich nicht massenhaft im Pauschaltourismus zu erstehen, aber massenhaft wird dieser Weg nach Santiago die Compostela bewandert, belatscht, abgelatscht. Bitte hinten anstellen! Das gilt auch für Autoren, Moore ist ja nun wirklich nicht allein mit seinem Buch, wofür lohnt sich die Qual auf dem heiligen Pfad, den vor ihm sogar der große Hape Kerkeling beschritten hat? Der Titel verspricht eine Selbstironie, die die Geschichte nicht einlöst, oder vielleicht doch, ungewollt? Wenn die Erzählung es nicht vermittelt, welche Wandlung ihm hier widerfahren ist, dann muß ein Resümee her:
War mein Leben jetzt anders, oder hatte ich zumindest ein paar neue Ideen? Nun, ich hatte gelernt, geduldiger und weniger anspruchsvoll zu sein; zurechtzukommen, auch wenn grundlegende Annehmlichkeiten des täglichen Lebens fehlten…
wenn er’s nicht gesagt hätte, man wäre nicht darauf gekommen, eine Erfahrung wie auf einer Hüttentour; jetzt aber kommt die Einsicht:
Ich hatte gelernt, Menschen zu akzeptieren, die ich früher mit einem hässlichen Lachen abgetan hätte: Mystiker, Polizistinnen, Österreicher.
Das ist doch was. Das schafft noch nicht einmal ein „Ich bin okay, du bist okay“-Kursus.
Wahrscheinlich ist jeder Weg im Leben ein Jakobsweg; nur der Jakobsweg ist es nicht mehr.
