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Stille Wasser

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05.04.2004
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Stille Wasser

Stille
Wasser sind nicht nur tief, sondern auch Spiegel, darin die Sonne wie in einem zweiten Himmel versinkt, einem Himmel auf Erden, der in kühlen Tiefen gründet. Sein Abglanz lädt zum Schauen und Betrachten ein, und wer guten Willens ist, erkennt sich auch darin, Blick auf Blick, festgesaugt im eigenen Auge. Schon der leiseste Hauch aber genügt, und der Spiegel wird blind, Sterne tanzen an seiner Oberfläche in verwirrenden Mustern, gekräuselte Wellenornamentik anstelle von Bildern einer gedoppelten Welt. Dieser hier scheinen sie schon nicht mehr anzugehören, diese flüchtigen Zauberwesen aus Zufall und Licht. Ihr flirrender Reigen bleibt unbegreiflich, dem Menschen verborgen ihr rhythmisches Gesetz und unerkennbar Harmonie und Sinn. Vielleicht erwecken sie vergessene Wünsche wieder zum Leben; vielleicht auch lassen sie deine Träume und Hoffnungen heller erstrahlen. Doch darauf kommt es nicht an. Dem Wasserspiegel ist es gleich, wer sich darin betrachtet. Seine Aufgabe ist es, die Stille sichtbar zu machen.
Im Fluß aber liegt kein Erkennen. In strömendem Wasser kommt der Mensch nicht zur Ruhe; es treibt ihn mit, es treibt ihn ab, unermüdlich in immer raumgreifenderen Schleifen zu Tale eilend frißt er sich seinen Platz in die Welt, den einen lebensspendender Quell, vielen anderen todbringende Katastrophe. Seine Lebendigkeit macht ihn zum Schöpfer wie zum Mörder gleichermaßen. Er sät den Tod, und Leben pflanzt sich darin ein. Manchmal sät er auch nur Tod. Aber das Leben ist stärker und zieht am Ende auch den wildesten Sturzbach wieder zurück in die Stille, in die namenlosen Weite des Meeres, die elementare Grenzenlosigkeit seiner selbst. Dorthin zieht es uns; wir wissen es nicht eher, ehe wir nicht angekommen sind.

© Hans Jürgen Kugler

 

Hi Hajku,
es war wohl der Titel deiner Geschichte, der mich dazu bewog diese zu lesen, da meine erste kg hier den selben hatte. Und auch ich erhielt null Antworten...wenigstens eine ganze Zeit lang.
Aber zum wesentlichen:
Die Frage aller Fragen. Wer sind wir; wohin gehen wir. Sicher nicht das neuste Thema, aber wohl das interessanteste und vielschichtigste. Und es gibt so viele Möglichkeiten damit umzugehen und du nimmst genau die Klischeehaftesten. Das Wasser als Spiegel – als treibende Kraft – als verzerrendes Bild. Aber dadurch soll deine Geschichte ja auch gar nicht leben, sondern (so wie ich das sehe) allein durch die Kraft der Sprache. Und das wäre dir auch durchaus gelungen, gäbe es da nicht diese Stilbrüche.

Sein Abglanz lädt zum Schauen und Betrachten ein, und wer guten Willens ist, erkennt sich auch darin, Blick auf Blick, festgesaugt im eigenen Auge...
...und nur wenige Zeilen später beginnt ein Satz mit: Seine Aufgabe ist es...
Vielleicht stehe ich ja mit dieser Meinung alleine da, aber ich finde das ein wenig plump, denn es riss mich aus dem Fluß ;) heraus. Von einem Gedicht in ein Lehrbuch kann man sagen. Das mag ein komischer Vergleich sein, aber dieser drängte sich mir direkt auf.
Du solltest auch noch einmal drüber lesen, denn hier und da wäre es ganz gut ein paar Kommata zu setzen oder besser noch ein Semikolon.

Sicherlich findet deine Geschichte ihre Anhänger, denn schlecht ist sie nicht, aber für mich ist das zu wenig. Ein paar blumige Sätze allein machen mich nicht nachdenklich.

Grüße...
morti

 

Hallo Morti,

danke für die Kritik. Werd ich wohl drüber nachdenken müssen. Du sprichst Dinge an, die mir beim Verfassen gar nicht aufgefallen sind, aber das geht dem Autor wohl immer so. Deshalb braucht er ja auch Leser.

Grüße
Hans Jürgen

 

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