Was ist neu

Schwarze Braut

jbk

Mitglied
Beitritt
17.06.2003
Beiträge
428
Zuletzt bearbeitet:

Schwarze Braut

Seit Stunden platschte Tropfen um Tropfen auf das Blech, pochte ihr Herz schmerzend in der Brust, wagte sie kaum zu atmen. Zu laut schien ihr das Luftholen, zu verkrampft war ihre Muskulatur, schmerzhaft drückte der Metallstift, bohrte sich in die weiche Haut ihres Rückens wie eine Nadel durch Samtpapier. Nur keinen Mucks, kein Geräusch, nicht mal die Ahnung einer Regung durfte ihr entfahren, durfte sie aus ihrer Starre herausreißen, sie wieder lebendig werden lassen, denn das könnte ihr Tod sein. Das warme Rinnsal entlang ihrer Schenkel, süßlich riechend, inniger Erguss, Ausdruck ihrer Hilflosigkeit, sog sich in ihr weißes Kleid, legte sich fast bleiern in den Stoff, nistete sich dort ein wie ein schutzsuchendes Kind hinter der Mutter, verängstigt vom kleinsten Geräusch, zur Bewegungslosigkeit getrieben, festgesetzt, gebannt, gelähmt vor Furcht, die kalt über den Rücken kriecht, aus jeder Körperpore strömt, sich vereint, zu Rinnsalen wird…
Der Holzfußboden knarrte, knarrte wie eine morsche Eiche, ergriffen von der Hand des Windes, geschüttelt, losgelassen, geschüttelt, losgelassen, im Takt von Schritten, schreitenden Füßen, starke Beine tragend, einen Körper bewegend, aus dessen Kopf stechende Augen, kalt wie Stahl, suchend und Nasenflügel, blähend, Witterung aufnehmen, die Fühler nach der Beute ausfahren, jede Ecke, jeden Winkel, jeden Zufluchtsort erhaschen, Blutgeruch und Jagdinstinkt, Abgründe der Psyche, schlotternde Hängebrücken über tiefen, dunklen Schlünden, eisige Winde und fallende Steine, verschluckt von einem dumpfen Schlag!

Frühlingsdüftemorgenkleid, geschmückt mit Rosen, zartrosa und weich, wärmende Strahlen im goldenen Himmel, laue Winde tragen Vogelmelodien samtweich über wogende Ähren, fruchtige Felder, Kinderaugen glänzen wie ein Meer aus Funkellichtern auf den Wellen, Schwäne schwimmen ruhig daher, tanzen innig, sich kosend, verschlungen, den Tanz der Zweisamkeit.
Glockenklänge aus der Ferne, engelsgleich das junge Paar, getragen von der Harmonie, über weiße Kieselwege, entlang des alten Gartens, Götterstatuen grüßen, freundlich ihr Lächeln, rein die Körper, in Anmut gebannt. Gedanken frei wie junge Tauben, Bilder der Vollkommenheit, Hochzeitstag der Träume, duftend der Strauß, jungfräulich der Schleier, sanfter Nebel kost das Himmelsblau.

Unter der Marmortreppe, unter der Brücke verwest das Fleisch, laben Maden sich in offener Brust, Fliegen brummen, die Katze: tot!

Freunde sind gekommen, gratulieren, jubeln, freuen sich, feiern ausgelassen jenen schönsten Tag, die Braut strahlt glücklich, Funkelaugen, breitet die Arme, schmiegt sich an, liebkost die weichen, die sinnigen, die sanften Lippen, schaut in Augen, meeresgrün, Sehnsucht scheint erfüllt.

Der Plan scheint aufzugehen, bald schon, bald! Fantasien und Bilder, die Jugend schmerzt als schwarzes Loch, Erinnerung saugt alle Lebensfreude, innerlich brodelt der Hass, schäumt die Rache, die Faust geballt, umfasst das Messer, blanker Stahl, schneidet endlich, sehnsuchtsvoll, den Schmerz aus seiner Brust.
Tod, Tod, Tod!

Versammelt ist die Gesellschaft zum Tanz, leichten Schrittes schweben Braut und Bräutigam auf dem Parkett, ziehen Blicke der Freude auf sich, entspannte Mienen, offene Gesten, Glück scheint in der Luft zu liegen.

Fliegen setzen sich, unbemerkt und massenhaft, auf die Torte, fressen sich in weichen Teig, legen Eier ab zur Brut!

Beim Festmahl bleibt das Sinnen unbemerkt.

Der letzte Gast begleitet, angeheitert, feuertrunken, den Bräutigam zum Keller. Weine dort, blutrote Bordeaux, sollen Sinnesfreuden wecken, geschenkt zur Erinnerung an diesen Tag der Freude.
Das Messer bohrt sich still und sanft, von leichter Hand, in den Hals.
Nun bricht sie an, die Zeit des Blutes, die Zeit der Erregung, sie ist gekommen!

Gut gelaunt, ganz ohne Ahnung, schwebt die Braut auf Amors Wolke in den Keller, dunkel, stickig. Sie fällt und schreit und spürt die Wärme an der Hand. Ein Feuerzeug flammt auf im Raum. Sie starrt in Augen, aufgerissen, leer und trüb.
Erst jetzt hört sie die Stimme, erst jetzt denkt sie: Oh Gott! Der Abstellschrank, die letzte Hoffnung.
Tropf, tropf, tropf…

 
Zuletzt bearbeitet:

Pfff...

Das Einzige, was ich glaube in deiner Geschichte erkennen zu können, ist, dass die Braut in der Schlussszene den Bräutigam ermordet im Keller findet. Warum es zu diesem Mord kam, wurde mir nicht klar. Möglicherweise geschah zu Beginn dieses Textes und in der Textmitte ebenso ein Mord, bin mir da aber nicht sicher..

Überhaupt erschien mir die gesamte Geschichte wie eine Sammlung von verschiedenen flüchtigen Sinneseindrücken, die zwar wunderschön und beflügelt beschrieben sind, auf mich aber einen sehr zusammenhangslosen Eindruck gemacht haben.

Seit Stunden platschte Tropfen um Tropfen auf das Blech, pochte ihr Herz schmerzend in der Brust, wagte sie kaum zu atmen. Zu laut schien ihr das Luftholen, zu verkrampft war ihre Muskulatur, schmerzhaft drückte der Metallstift, bohrte sich in die weiche Haut ihres Rückens wie eine Nadel durch Samtpapier. Nur keinen Mucks, kein Geräusch, nicht mal die Ahnung einer Regung durfte ihr entfahren, durfte sie aus ihrer Starre herausreißen, sie wieder lebendig werden lassen, denn das könnte ihr Tod sein. Das warme Rinnsal entlang ihrer Schenkel, süßlich riechend, inniger Erguss, Ausdruck ihrer Hilflosigkeit, sog sich in ihr weißes Kleid, legte sich fast bleiern in den Stoff, nistete sich dort ein wie ein schutzsuchendes Kind hinter der Mutter, verängstigt vom kleinsten Geräusch, zur Bewegungslosigkeit getrieben, festgesetzt, gebannt, gelähmt vor Furcht, die kalt über den Rücken kriecht, aus jeder Körperpore strömt, sich vereint, zu Rinnsalen wird…
Der Holzfußboden knarrte, knarrte wie eine morsche Eiche, ergriffen...........................

Hier beschreibst du meiner Meinung nach eine Frau, in einer dramatischen, lebensbedrohlichen Situation. Wie sich diese äußert wird nicht klar. Eine Anspielung in einem Satz (Rinnsal entlang ihrer Schenkel...) deutet möglicherweise auf einen sexuellen Übergriff hin. Sicher bin ich mir da aber nicht... Danach schilderst du den Abschluss dieser horrorartigen Szene, möglicherweise durch einen Mord. Wie gesagt, wie das alles im Zusammenhang steht, begreife ich nicht. Übrigens, du erwähnst in diesem Absatz einen Metallstift, was meinst du damit genau?

Frühlingsdüftemorgenkleid, geschmückt mit Rosen, zartrosa und weich, wärmende Strahlen im goldenen Himmel, laue Winde tragen Vogelmelodien samtweich über wogende Ähren, fruchtige Felder, Kinderaugen glänzen wie ein Meer aus Funkellichtern auf den Wellen, Schwäne schwimmen ruhig daher.......................

Ein paradisischer Zustand wird beschrieben. An irgendeinem Ort der Welt. Personen werden nicht erwähnt.

Unter der Marmortreppe, unter der Brücke verwest das Fleisch, laben Maden sich in offener Brust, Fliegen brummen, die Katze: tot!

Freunde sind gekommen, gratulieren, jubeln, freuen sich, feiern ausgelassen jenen schönsten Tag, die Braut strahlt glücklich, Funkelaugen, breitet die Arme, schmiegt sich an, liebkost die weichen, die sinnigen, die sanften Lippen, schaut in Augen, meeresgrün, Sehnsucht scheint erfüllt.

Der Plan scheint aufzugehen, bald schon, bald! Fantasien und Bilder, die Jugend schmerzt als schwarzes Loch, Erinnerung saugt alle Lebensfreude, innerlich brodelt der Hass, schäumt die Rache, die Faust geballt, umfasst das Messer, blanker Stahl, schneidet endlich, sehnsuchtsvoll, den Schmerz aus seiner Brust.
Tod, Tod, Tod!

Die Katze stirbt zu allererst. Was hat das mit der Hochzeit zu tun? Freunde kommen auf eine Hochzeitsparty, danach kommen bei jemanden belastende Errinnerungen auf, später wird wieder jemand umgebracht (oder ist das symbolisch gemeint?).

Versammelt ist die Gesellschaft zum Tanz, leichten Schrittes schweben Braut und Bräutigam auf dem Parkett, ziehen Blicke der Freude auf sich, entspannte Mienen, offene Gesten, Glück scheint in der Luft zu liegen.

Fliegen setzen sich, unbemerkt und massenhaft, auf die Torte, fressen sich in weichen Teig, legen Eier ab zur Brut!

Beim Festmahl bleibt das Sinnen unbemerkt.

Der letzte Gast begleitet, angeheitert, feuertrunken, den Bräutigam zum Keller. Weine dort, blutrote Bordeaux, sollen Sinnesfreuden wecken, geschenkt zur Erinnerung an diesen Tag der Freude.
Das Messer bohrt sich still und sanft, von leichter Hand, in den Hals.
Nun bricht sie an, die Zeit des Blutes, die Zeit der Erregung, sie ist gekommen!

Gut gelaunt, ganz ohne Ahnung, schwebt die Braut auf Amors Wolke in den Keller, dunkel, stickig. Sie fällt und schreit und spürt die Wärme an der Hand. Ein Feuerzeug flammt auf im Raum. Sie starrt in Augen, aufgerissen, leer und trüb.
Erst jetzt hört sie die Stimme, erst jetzt denkt sie: Oh Gott! Der Abstellschrank, die letzte Hoffnung.
Tropf, tropf, tropf…

Die Party ist voll im Gange, der Bräutigam wird in den Keller gelockt, umgebracht, die Braut entdeckt diesen später und flüchtet möglicherweise panisch in den Abstellschrank.

Wie bereits mehrfach erwähnt, ich kann einfach keine Hintergründe oder klare Zusammenhänge erkennen. Mir erscheint die gesamte Geschichte sehr undurchsichtig und nicht nachvollziehbar. Deswegen hat mir dieser Text auch nicht gerade imponiert. Toll fand ich die Sprache in der du den Text geschrieben hast. Ich weiß nicht warum, aber zeitweise errinnerte mich dieser Ton an alte Theaterstücke (wie zB von Shakespeare).

Auf jeden Fall sehr dramatisch, eindringlich und unheimlich geschrieben, man kann gewissermaßen hautnah mitfühlen was passiert, auch wenn man nicht versteht was da eigentlich vor sich geht. Dieser Aspekt hat mir wirklich sehr gut an diesem Text gefallen, man fühlt sich eben nur vom Autor im Regen stehen gelassen, weil man die Geschichte nicht begreifen kann. Allerdings wäre es ansonsten ja wohl auch kein Experiment...

 

Auf jeden Fall sehr dramatisch, eindringlich und unheimlich geschrieben, man kann gewissermaßen hautnah mitfühlen was passiert, auch wenn man nicht versteht was da eigentlich vor sich geht. Dieser Aspekt hat mir wirklich sehr gut an diesem Text gefallen, man fühlt sich eben nur vom Autor im Regen stehen gelassen, weil man die Geschichte nicht begreifen kann. Allerdings wäre es ansonsten ja wohl auch kein Experiment...

Eigentlich hast du hier dir selbst alles beantwortet.
Nicht die Handlung steht im Vordergrund (wobei es eine gibt!), sondern die Empfindung, die sich auf den Leser übertragen soll.

Wenn du eine genauere Beschreibung willst, sende ich sie dir gerne per pm, da ansonsten für andere Leser zuviel verraten wird.

G
Jan

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Jingles,

ich bin ja schon froh, dass sich jemand an diesen Text gewagt hat, der - zugegeben - durch die Konzentration auf den formalen Sprachaspekt gewagt bzw. anspruchsvoll geschrieben ist.
Hier die Erklärungen:

Das Einzige, was ich glaube in deiner Geschichte erkennen zu können, ist, dass die Braut in der Schlussszene den Bräutigam ermordet im Keller findet. Warum es zu diesem Mord kam, wurde mir nicht klar. Möglicherweise geschah zu Beginn dieses Textes und in der Textmitte ebenso ein Mord, bin mir da aber nicht sicher..
Die Geschichte ist folgendermaßen aufgebaut: Sie gliedert sich durch die Absätze in 10 Komplexe.
Der erste Absatz ist gleichzeitig das Ende. Hier ist die Braut im Abstellschrank.
Der Metallstift ist irgendeine Schraube oder ähnliches in der Schrankwand - letztlich aber auch nicht so wichtig, was er ist, sondern welches Gefühl er auslöst: er bedrückt, schmerzt...
Das warme Rinnsal entlang ihrer Schenkel - süßlich riechend!!! - ist Urin.
Der zweite Teil des ersten Absatzes beschreibt den Bräutigam, den Mörder des Freundes im Keller. Genauso ist dem Bräutigam der fünfte Absatz gewidmet.

Überhaupt erschien mir die gesamte Geschichte wie eine Sammlung von verschiedenen flüchtigen Sinneseindrücken, die zwar wunderschön und beflügelt beschrieben sind, auf mich aber einen sehr zusammenhangslosen Eindruck gemacht haben.
Wie du schon richtig erkannt hast, ist die Handlung eher hintergründig und stattdessen tritt ein Gefühl beim Leser in den Vordergrund: Bei dir ist es sowohl Verwirrung als auch die Freude über den Rhythmus und Klang sowie Metaphorik der Sprache (übringens Danke für den Vergleich mit Shakespeare, wenngleich sich der Meister wohl ob dessen im Grab umdrehen würde ;))

Frühlingsdüftemorgenkleid, geschmückt mit Rosen, zartrosa und weich, wärmende Strahlen im goldenen Himmel, laue Winde tragen Vogelmelodien samtweich über wogende Ähren, fruchtige Felder, Kinderaugen glänzen wie ein Meer aus Funkellichtern auf den Wellen, Schwäne schwimmen ruhig daher, tanzen innig, sich kosend, verschlungen, den Tanz der Zweisamkeit.
Glockenklänge aus der Ferne, engelsgleich das junge Paar, getragen von der Harmonie, über weiße Kieselwege, entlang des alten Gartens, Götterstatuen grüßen, freundlich ihr Lächeln, rein die Körper, in Anmut gebannt. Gedanken frei wie junge Tauben, Bilder der Vollkommenheit, Hochzeitstag der Träume, duftend der Strauß, jungfräulich der Schleier, sanfter Nebel kost das Himmelsblau.
In diesem Abschnitt wird der Hochzeitsspaziergang beschrieben. Wenn du auf die Wörter genau achtest, wirst du erkennnen, an welchen Stellen sie vorbeigehen (achte auf Symbole: etwa Schwäne---> spiegeln das Brautpaar wider: Harmonie, etc)

Die tote Katze ist eine Art Antizipation :)
Hier habe ich als Autor auktorial eingebracht, weil sie so von keinem der Gäste erblickt worden wäre... ;)

Und zum Schluss: der Bräutigam lockt einen Gast in den Keller, ermordet ihn (Grund: vergleiche Absatz fünf; hier wird angedeutet, aber nicht konkret benannt, was nun den Bräutigam zum Mörder machte). Die Braut entdeckt den Toten im Keller, da sie über ihn stolperte und ihr wird schlagartig klar, dass nur ihr Bräutigam der Mörder sein kann. Sie versteckt sich - hört nur trop, tropf, tropf - und nun ist der Leser wieder am Anfang der Geschichte...

Hoffe, dir etwas Licht ins Dunkel gebracht zu haben, was den Inhalt angeht. Aber wie gesagt: mir ging es eher um die Wirkung der Formulierungen, das dadurch ausgelöste Gefühl - experimentell eben. :D

Gruß
Jan

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom