Scheitern
Ich setze mich an den Schreibtisch, schalte den Computer ein und, klingt zu simpel, das muß greifen am Anfang, okay, nochmal. Er, und nicht ich, betritt sein kleines, dunkles Zimmer, schon besser. Wo war ich? Genau. Er sieht sich um, blickt in den Spiegel, der vor ihm auf dem Tisch liegt und, nein, so geht das nicht. Wortspiele oder was? So sagt man das auch nicht, er blickt in...., also anders. Er sieht sich um, erblickt die leere Zippenpackung auf dem Spiegelrand, großartig, gute Einführung, Marlowe läßt grüßen, ich habe gehört, sie sind der beste. Wie geht es weiter? Er flucht, ja, erinnert sich an letzte Nacht mit Mary, Mary? Unschöner Name, zu unprätentiös, wie wäre es mit Jane? Daß ich nicht lache, ich hasse diese Namensgebung. Ich hab´s, sie heißt Helga, ha, ha, selten so gelacht. Kann ja zum Glück keiner sehen, was ich hier schreibe. Ich nenne sie Nancy, das klingt schön.
Er erinnert sich also an die letzte Nacht mit, ähm, Nancy, und ein Grinsen bedeckt sein nicht sehr gepflegtes Gesicht. Oh weia, okay, er muß ungepflegt sein, so mit Dreitagebart und fettigen Haaren und so, aber das ist unglücklich formuliert. Ein breites Grinsen übertüncht die Unreinheit seiner fettigen Haare und seiner mit den Jahren resistent gewordenen, ? Wo ist mein Punkt. Wo ist er geblieben? Resistent gegen was? Das Wort passt sowieso nicht. Wird das überhaupt so geschrieben? Schau mal kurz nach. Mmh, ist so richtig, gehört hier aber nicht hin. Nochmal.
Was für ein Ritt letzte Nacht, okay, so geht das nicht, man muß ja einigermaßen seriös bleiben, sonst werde ich wieder in die Machoecke gestellt. Sein kantiges, vernabtes Gesicht verzerrt sich zu einem breiten Grinsen, dann lacht er laut. Großartig, Situation bildlich eingefangen, der Leser will mehr. Er berührt kurz seine Nase, seine was? Ach so, da ist die Narbe aus dem Vietnamkrieg. Muß aber anders formuliert werden, könnte ja den Spiegel wieder in die Geschichte aufnehmen. Ne, das kommt nicht so gut. Seine Narbe auf der Nase, die er aus dem Vietnamkrieg mitgenommen hat, wird warm. Wie jetzt, hat er die Nase mitgenommen? Natürlich nicht, klingt aber so, muß ich umschreiben. Heute klappt auch nichts, mach erstmal Pause.
So, jetzt aber weiter. Er kratzt mit seiner großen Hand die Narbe auf seiner Nase und erinnert sich wieder an den Krieg. So ist das gut, die Leuten können sich sowieso denken, welcher Krieg gemeint ist. Eigentlich müßte ich noch auf die Alpträume verweisen, oder lieber später? Wird Alptraum nicht neuerdings anders geschrieben? Ich schau mal nach, verflixt, wo ist der Duden? Wird tatsächlich anders geschrieben. Aber Albtraum sieht scheiße aus, ich bleib bei der alten Rechtschreibung.
Komisch, da denke ich über die Schreibweise von Alptraum nach, obwohl ich es nocht nicht niedergeschrieben habe, seltsam. Egal, weiter.
Das Telefon, Telephon, Phone, scheiße, klingelt. Schau ich später nach. Eine Frauenstimme meldet sich, na logisch. Das erwartet der Leser, gut so. Sind sie Bradford? Dave Bradford? Sehr schön, gut, daß ich seinen Namen schon im Kopf habe, sonst hätte ich ewig suchen müssen. Der bin ich, was kann ich für sie tun, lady? Perfekt, großartig, lady kommt sehr gut, weiter. Ich habe ein Problem. Ach was, sonst würde sie auch nicht anrufen. Was genau will sie doch gleich? Ich komm nicht drauf. Betrogene Ehefrau, ne, das nicht, blonde Schlampe, das bestimmt, deswegen ruft sie aber nicht an. Außerdem darf ich sie nicht Schlampe nennen, es muß aber ersichtlich werden. Das aber später.
Genau, sie will ihren Vater finden, der vor 5 Jahren spurlos verschwunden ist, gut so. Macht aber keinen Sinn, warum sucht sie erst jetzt? Nun, vielleicht hat sie bis jetzt selber gesucht und braucht jetzt die Hilfe von Profis. Und Dave ist Profi. Nee, gefällt mir nicht. Ich hätte mir einen Plan machen sollen, ich weiß nicht weiter. Ich höre lieber auf.
Die Idee ist aber großartig, allein schon der Name. Dave Bradford.