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Scheitern

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25.02.2003
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Scheitern

Ich setze mich an den Schreibtisch, schalte den Computer ein und, klingt zu simpel, das muß greifen am Anfang, okay, nochmal. Er, und nicht ich, betritt sein kleines, dunkles Zimmer, schon besser. Wo war ich? Genau. Er sieht sich um, blickt in den Spiegel, der vor ihm auf dem Tisch liegt und, nein, so geht das nicht. Wortspiele oder was? So sagt man das auch nicht, er blickt in...., also anders. Er sieht sich um, erblickt die leere Zippenpackung auf dem Spiegelrand, großartig, gute Einführung, Marlowe läßt grüßen, ich habe gehört, sie sind der beste. Wie geht es weiter? Er flucht, ja, erinnert sich an letzte Nacht mit Mary, Mary? Unschöner Name, zu unprätentiös, wie wäre es mit Jane? Daß ich nicht lache, ich hasse diese Namensgebung. Ich hab´s, sie heißt Helga, ha, ha, selten so gelacht. Kann ja zum Glück keiner sehen, was ich hier schreibe. Ich nenne sie Nancy, das klingt schön.
Er erinnert sich also an die letzte Nacht mit, ähm, Nancy, und ein Grinsen bedeckt sein nicht sehr gepflegtes Gesicht. Oh weia, okay, er muß ungepflegt sein, so mit Dreitagebart und fettigen Haaren und so, aber das ist unglücklich formuliert. Ein breites Grinsen übertüncht die Unreinheit seiner fettigen Haare und seiner mit den Jahren resistent gewordenen, ? Wo ist mein Punkt. Wo ist er geblieben? Resistent gegen was? Das Wort passt sowieso nicht. Wird das überhaupt so geschrieben? Schau mal kurz nach. Mmh, ist so richtig, gehört hier aber nicht hin. Nochmal.
Was für ein Ritt letzte Nacht, okay, so geht das nicht, man muß ja einigermaßen seriös bleiben, sonst werde ich wieder in die Machoecke gestellt. Sein kantiges, vernabtes Gesicht verzerrt sich zu einem breiten Grinsen, dann lacht er laut. Großartig, Situation bildlich eingefangen, der Leser will mehr. Er berührt kurz seine Nase, seine was? Ach so, da ist die Narbe aus dem Vietnamkrieg. Muß aber anders formuliert werden, könnte ja den Spiegel wieder in die Geschichte aufnehmen. Ne, das kommt nicht so gut. Seine Narbe auf der Nase, die er aus dem Vietnamkrieg mitgenommen hat, wird warm. Wie jetzt, hat er die Nase mitgenommen? Natürlich nicht, klingt aber so, muß ich umschreiben. Heute klappt auch nichts, mach erstmal Pause.
So, jetzt aber weiter. Er kratzt mit seiner großen Hand die Narbe auf seiner Nase und erinnert sich wieder an den Krieg. So ist das gut, die Leuten können sich sowieso denken, welcher Krieg gemeint ist. Eigentlich müßte ich noch auf die Alpträume verweisen, oder lieber später? Wird Alptraum nicht neuerdings anders geschrieben? Ich schau mal nach, verflixt, wo ist der Duden? Wird tatsächlich anders geschrieben. Aber Albtraum sieht scheiße aus, ich bleib bei der alten Rechtschreibung.
Komisch, da denke ich über die Schreibweise von Alptraum nach, obwohl ich es nocht nicht niedergeschrieben habe, seltsam. Egal, weiter.
Das Telefon, Telephon, Phone, scheiße, klingelt. Schau ich später nach. Eine Frauenstimme meldet sich, na logisch. Das erwartet der Leser, gut so. Sind sie Bradford? Dave Bradford? Sehr schön, gut, daß ich seinen Namen schon im Kopf habe, sonst hätte ich ewig suchen müssen. Der bin ich, was kann ich für sie tun, lady? Perfekt, großartig, lady kommt sehr gut, weiter. Ich habe ein Problem. Ach was, sonst würde sie auch nicht anrufen. Was genau will sie doch gleich? Ich komm nicht drauf. Betrogene Ehefrau, ne, das nicht, blonde Schlampe, das bestimmt, deswegen ruft sie aber nicht an. Außerdem darf ich sie nicht Schlampe nennen, es muß aber ersichtlich werden. Das aber später.
Genau, sie will ihren Vater finden, der vor 5 Jahren spurlos verschwunden ist, gut so. Macht aber keinen Sinn, warum sucht sie erst jetzt? Nun, vielleicht hat sie bis jetzt selber gesucht und braucht jetzt die Hilfe von Profis. Und Dave ist Profi. Nee, gefällt mir nicht. Ich hätte mir einen Plan machen sollen, ich weiß nicht weiter. Ich höre lieber auf.
Die Idee ist aber großartig, allein schon der Name. Dave Bradford.

 

Das war eine ziemlich langweilige Geschichte mit viel zu vielen im jeweiligen Zusammenhang sinnlosen Wörtern. Flott geschrieben, nach jedem dritten Satz fragte ich mich allerdings: Was meint er, warum schreibt er`s, warum schreibt er`s so und warum gerade an dieser Stelle. Üben, üben, üben!

 

Du findest die Geschichte langweilig, ok.
Du findest sie sinnlos und ohne Zusammenhang, na ja.
Wie gesagt, du mußt sie nicht mögen, hast du sie denn richtig gelesen? Das ist schon so geplant gewesen von mir, erkennst du, worum es geht?
Eventuell kann man es auch nicht verstehen, das mag sein. Du machst nur den Eindruck, als ob du nicht konzentriert gelesen hast.
Wie auch immer, jeder, wie er mag.
Und "üben" kann nie schaden, gell?
Gruß

 

Nein, langweilig nicht, aber auch nicht gerade nervenzerfetzend. Eine "Geschichte für zwischendurch". Ich mochte sie. Warum sie ein Experiment sein soll ist mir allerdings nicht klar...
Ein paar Absätzte würden dem Ganzen sicher gut tun.
Grüße MadameJack

 

Hi MadameJack, freut mich, daß du sie nicht langweilig findest. "Nervenzerfetzend" soll sie übrigens auch nicht sein. Das Experiment ist vielleicht nicht optimal gelungen, aber doch hoffentlich ersichtlich.
Der Leser schaut einem imaginärem Autor über die Schulter, während dieser einen Text verfasst. Der Leser kann sogar die Gedanken des Verfassers begutachten, etc...Es ist sicherlich schwer, jeden Satz zuzuordnen, aber das war schon so geplant.
Das ist, in meinen Augen jedenfalls,experimentell. Schönen Gruß

 

Hi
Ich kann mich Madame Jack anschließen, eine Geschichte für zwischendurch. Du musst dringend Absätze machen. Gute Idee. Man muss viel denken damit man die Geschichte versteht.
Alles in allem finde ich deine Gerschichte gut.

cu

 

Hi Goethe, danke für den Kommentar.
Absätze wären vermutlich wirklich nicht schlecht.
Gruß

 

Hallo!

Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, ich habe auch verstanden, was gemeint war.
Mir hat vorallem der Textfluss gefallen, ich meine, man merkt erst beim flüssigen Lesen, was geschrieben und was erzählt ist!

Hat mich am Anfang fast ein wenig an meine alte Geschichte
Stephen
erinnert..


Grüsse
QT

 

Hi QT,
die Geschichte ähnelt in der Tat ein bißchen deiner Story, ist aber dann doch anders.
Wie auch immer, schön, daß sie dir gefällt.
Übrigens, ich kannte deine Geschichte vorher nicht....
Gruß
:)

 

Hm. Den Schlussatz würde ich u-n-b-e-d-i-n-g-t weglassen. Der passt da einfach nicht hin; es klingt so, als wäre die Geschichte unfertig. Irgendwie fehlt einfach eine Pointe, ein Höhepunkt. Oder sowas.
Die Idee an sich ist nicht schlecht, aber wie wär's, wenn du die Geschichte normal schreibst, und die Kommentare nach nem Absatz kursiv drunter? Sonst wirkt das Ganze zu unüberlegt.

 

Hi xkaxre, über den Schlußsatz kann man sreiten, mir gefällt er. Daß er die "Geschichte" als unfertig darstellt ist klar, denn sie ist offensichtlich nicht fertig, sprich, sie wird nicht fertiggestellt. Hier ist ja der Kern zu sehen.
Normal wollte ich sie übrigens nicht schreiben. Das ist zwar eine nette Idee, gefällt mir aber nicht. Bei Kursivschrift würde es der Leser zu "einfach" haben. So ist hoffentlich mehr Schwung drin und mehr Kreativität des Lesers gefragt.
Ich danke dir für deine Kritik.
Gruß

 

Sagt mal, Leute, lest ihr die Texte eigentlich? Mir scheint`s, als sei die Kritik an sich manchmal wichtiger als alles andere. Hier muß keine Pointe rein ; ist der Gesamttext nicht witzig genug? Wir sind hier bei Experimente, nicht bei Humor.Ich halte das Experiment für gelungen, und der letzte Satz gehört dazu.Das ist meine Meinung - nu`isses aber auch mal gut, denn wie gut und bereichernd ist es doch, daß wir nicht immer derselben sind...schöne Grüße, Cleo

 

Moin Platonow,

Ich finde das Experiment auch gelungen. Du hast die gute Grundidee wirklich nachvollziehbar rüberbringen können und mit einem guten Stil glaubhaft vermittelt - ich konnte mich in den fiktiven Autor hineinversetzen und seine Gedankengänge nachvollziehen. Dazu trägt auch und vor allem der zuweilen abgehackte Stil bei (nämlich immer dann, wenn der Autor nachdenkt).

Das Wort passt sowieso nicht. Wird das überhaupt so geschrieben? Schau mal kurz nach. Mmh, ist so richtig, gehört hier aber nicht hin.
Hier wird ziemlich humorvoll die Verzweiflung des Autoren deutlich. Er sucht krmapfhaft nach Ideen und lenkt sich dann mit sinnlosen Aktivitäten ab. Das kenne ich selber sehr gut, passiert mir auch manchmal.
Den letzten Satz finde ich übrigens durchaus passend. Davor hast du geschrieben "Ich gebe auf" und damit den Bogen zurück zum Titel gespannt. Dieser Schlußsatz karikiert den typischen Autoren, der auf seiner Festplatte millionen Ideen hat, die alle zu schade zum Wegwerfen sind...

 

Moin gnoebel und cleo, freut mich, daß ihr ihr die Geschichte gelesen habt (und das zu sehr früher Stunde :) ).
Ich denke auch, daß in dieser Kategorie (Experimente)nicht immer alles stimmig sein muß, was man normalerweise von einer Geschichte zu erwarten hat. Der Ansatzpunkt ist einfach ein komplett anderer.
Ich hatte einfach die Idee, einem fiktiven Autor über die Schulter zu schauen. Das bin zwar nicht ich, doch kenne ich durchaus solche Probleme, die hier aber schon stark karikiert dargestellt werden.
Wenn ihr das Experiment als gelungen seht, habe ich das erreicht, was ich erreichen wollte und das freut mich.
:cool:

Gruß

 

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