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Regenreise
Sitze im Zug, schaue aus dem Fenster, Bäume rasen vorbei. Alles grau und Regen rinnt die Scheibe runter. So fremd. Verfolge mit dem Finger einen Regentropfen. Beobachte den Mann mir gegenüber. Sehe seine Augen an, die von links nach rechts huschen, immer wieder und wieder, während er aus dem Fenster schaut. Weiß bestimmt gar nichts von seinen Augen.
Fahrkartenkontrolle kommt, Fahrkarte zeigen. Bedankt sich, geht weiter. Habe keine Rückfahrkarte, fällt mir ein. Zu spät. Ich muss weg bleiben. Nie mehr zurückkehren. Zu spät, habe die Reise begonnen. „Und wo wollen Sie hin?“ Der Mann schiebt den Hut in den Nacken. „Das weiß ich doch noch nicht!“ „Wo steigen Sie aus?“ „Am Ende!“ „Und dann?“ „dann weiter...“ Zündet sich eine Zigarette an, hustet. Rauer, rasselnder Atem. Kommt näher, beugt sich zu mir: „Darf ich Ihnen eine Geschichte erzählen?“ „Was für eine Geschichte?“
„Eine lustige Geschichte!“ „Nicht jetzt!“ Verfolge wieder die Regentropfen.
Mann lehnt sich zurück, guckt enttäuscht, steht auf, geht raus. Wie hat er den Ausgang gefunden? Dachte, er wäre mir ähnlich! Getäuscht! Wieder alleine, Mann ist weg.
Regentropfen fällt auf Gesicht. Hätte ich doch nur eine Rückfahrkarte gekauft. Reise zu lang und zu schwer. Regnet. Zug fährt langsamer, hält an. Reise zu Ende? Alles verschwimmt. Regnet immer schlimmer. Nichts mehr da. Spüre nur Ruck des Zuges. Keine Notbremse da, an der ich mich festhalten kann?