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Purgatorium

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10.07.2007
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Purgatorium

Wir hatten alle damit gerechnet, dass mein Vater nur noch wenige Tage zu leben hatte. Aber als der Anruf kam, hatte ich für einen Moment diese absurde Hoffnung, dass alles ein Irrtum gewesen war und sie anriefen, um zu sagen er werde entlassen. Es war so schrecklich unfair. Er war sechsundfünfzig und hatte ausgerechnet eine der drei Sorten Krebs, die sie noch nicht heilen können.
Das Telefon lag neben mir, aber ich wartete, bis die Mailbox ansprang.
„Frau Hartwig“, sagte eine bekannte Stimme. „Hier ist Schwester Johanna Singer vom Sankt-Katharinen-Hospiz. Ich rufe an, um Ihnen zu sagen, dass Ihr Vater seine irdische Hülle verlassen hat.“
Schön ausgedrückt, dachte ich.
Ich rief das Hospiz zurück und fragte nach, wer das Conservatio-Sakrament ausgeführt hatte. Ich machte ein paar erste Anrufe zur Vorbereitung der Beerdigung – die Liste mit den Nummern hatte ich schon vor Wochen geschrieben. Dann rief ich nach und nach den Rest der Familie an. Ich war ruhig und gefasst, wir waren darauf vorbereitet gewesen. Seit Monaten sagten wir uns, dass er bald an einem besseren Ort sein würde.
Irgendwann begann es draußen zu dämmern, und ich brauchte eine Pause. Ich machte Kaffee, und dann musste ich daran denken, wie Papa uns die teure Maschine geschenkt und gesagt hatte, wir könnten ja nicht unser Leben lang Katzenpisse trinken. Das war der Moment, in dem ich doch anfing zu weinen, und damit machte ich weiter, bis Julius nach Hause kam.
Wir wissen, dass der Tod nicht das Ende ist – für die meisten ist er das nicht. Trotzdem tut es weh, wenn einem klar wird, dass man nie wieder die Hand eines geliebten Menschen halten oder seine Stimme hören wird. Agnes würde sagen, das liegt daran, dass es kein echtes Leben nach dem Tod gibt. In dem Punkt ist sie eben verbohrt.

Aus: „Die Todesfalle“ von Agnes Bachmann
Als Paxton und McAllister 2038 nachwiesen, dass der Tod eines Menschen das unwiderrufliche Ende seines Bewusstseins bedeutet, dass ein „Jenseits“ physikalisch unmöglich ist, sagten Experten bereits das Ende der Religion voraus. Sie verglichen die Erschütterungen, die Paxtons Erkenntnisse auslösten, mit Galileo und Darwin, und übersahen dabei, dass keine dieser wissenschaftlichen Revolutionen dem Glauben wirklich geschadet hat.
Experimentelle Technologie, um das Bewusstsein einer Person zu digitalisieren, existierte bereits. Nach der Veröffentlichung von Paxtons ersten Artikeln erhielten diese Forschungen plötzlich großzügige finanzielle Unterstützung aus religiösen Kreisen, allen voran dem Vatikan. Der Rest ist Religionsgeschichte. Zum ersten Mal gab es die Möglichkeit, das Wunschdenken aus Jahrtausenden Wirklichkeit werden zu lassen.
Die theologischen Begründungen variierten – die einen sahen in den mythischen Jenseitsvorstellungen ihrer heiligen Schriften eine Prophezeiung, die diese Technologie vorausgesagt hatte. Die anderen sagten, ihre Offenbarungen seien von Anfang an als moralisches Leitbild gedacht gewesen, wie das Leben nach dem Tod aussehen sollte, nicht als Beschreibung der Realität.
Eins hatten sie alle gemeinsam: Ihre Anhänger hörten nicht auf zu glauben, dass ihre Seelen nach dem Tod weiter existieren würden. Sie bekamen Gewissheit.

Pater Laske kennt unsere Familie schon sehr lange. Agnes und ich hatten Kommunionsunterricht bei ihm. Er hat mich und Julius getraut und unsere drei Kinder getauft. Er würde bei der Beerdigung meines Vaters die Predigt halten, und natürlich war er es auch gewesen, der die letzte Conservatio für ihn durchgeführt hatte. Ein freundlicher, mitfühlender Mann. Es tat mir gut, ihn zu sehen.
„Es muss sehr schwer für Sie gewesen sein“, sagte er. „Diese lange Zeit im Krankenhaus und dann im Hospiz.“
Ich musste schlucken. „Es war schwer. Aber er hat es hinter sich. Er kommt an einen besseren Ort.“
„Ja …“, sagte Laske.
Die Pause nach dem Wort gefiel mir nicht. Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her, als sei ihm etwas unangenehm.
„Sophie“, sagte er schließlich. „Hat Ihr Vater Ihnen gegenüber einmal eine Corinna erwähnt?“
„Ich glaube nicht. Eine der Schwestern im Hospiz vielleicht?“
Ich hatte keine Ahnung, worauf er hinaus wollte. Sein Gesicht war gerötet, und dauernd fummelte er an seinem Kragen herum, als wäre der zu eng. Es machte mich richtig nervös.
„Nein, nicht vom Sankt Katharina. Er hat sie bei der Arbeit kennengelernt. Vor etwa acht Jahren, als Ihre Mutter noch lebte.“
Ich zuckte die Achseln. „Über seine Arbeit haben wir nicht viel geredet. Ich kenne ein paar seiner Kollegen vom Sehen, aber eine Corinna war nicht dabei.“
„Also, er …“, der Priester atmete tief durch, wie um neuen Anlauf zu nehmen. „Er hatte eine Affäre mit dieser Frau. Und das hat er nie gebeichtet.“
„Das kann nicht sein“, sagte ich automatisch. „Das ist bestimmt ein Fehler.“
Ich hatte nicht vor, mich vor irgendetwas zu drücken, aber ich konnte mir das einfach nicht vorstellen. Mein Vater und eine Frau, von der ich noch nie gehört hatte.
Laske schüttelte den Kopf. „Das Examinatio-Sakrament ist ein Algorithmus. Alle gespeicherten Erinnerungen werden automatisch geprüft. Ich hätte das auch nicht für möglich gehalten.“
„Was heißt das jetzt?“, fragte ich. Ich glaubte noch immer, dass ein Fehler vorlag, den ich aufklären könnte. Mein Vater hatte Krebs gehabt und keine Affären.
„Er wird eine Läuterung durchlaufen müssen, bevor er Zugang zum Paradies erhalten kann“, sagte der Priester.
Ich brauchte eine Weile, um zu verstehen.
„Sie meinen, das Fegefeuer?“ Ich hatte schon seit gestern nicht mehr geweint, aber jetzt spürte ich, wie sich neue Tränen versammelten. Ich war ausgelaugt und müde, und ich hatte geglaubt, dass Papas Leiden zu Ende war.
„Das Purgatorium, ja.“ Laske reichte mir ein Taschentuch, und dann nahm er eins für sich, um sich Schweiß von der Stirn zu wischen. „Es ist notwendig, um ihn von dieser Sünde reinzuwaschen.“
„Das geht doch nicht“, sagte ich. „Ich … will das nicht verteidigen, wenn er eine andere Frau … aber er hat so viel gelitten! Gibt es keine Alternativen?“

Aus: „Die Todesfalle“ von Agnes Bachmann
Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wurde aus der Vorstellung, dass das Bewusstsein nach dem Tod weiterexistiert, Realität. Der Vorwurf, dass sie nur Illusionen verkaufen, trifft nicht mehr zu, aber anderen Nachteile organisierter Religion existieren nach wie vor. Dogmatismus und rückwärtsgewandte Ideologien blieben bestehen, aber jetzt wirken sie über den Tod hinaus. Die Weltreligionen haben immer mit dem Versprechen jenseitiger Belohnungen und mit der Androhung von Strafen gearbeitet. Aber erst heute haben sie die Macht, all das in gewisser Weise wahr werden zu lassen.
Das Paxton-Experiment und die anschließende rasante Entwicklung digitaler Bewusstseinsspeicher führten nicht zu der Befreiung von Religion, die Humanisten sich ausgemalt hatten. Es war eher so, als hätte man einem Bankräuber, dem vorher nur eine Spielzeugpistole zur Verfügung stand, eine scharfe Waffe in die Hand gegeben.

Der Tag der Beerdigung war schnell gekommen. Ich versuchte, Laskes Predigt zuzuhören, und zumindest bei den Liedern mitzusingen, die Papa gemocht hatte, aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Julius half mir auch nicht gerade dabei. „Wo bleibt deine Schwester?“, flüsterte er dauernd. Er kann so flüstern, dass man es zwei Reihen weiter noch hört, echt peinlich. „Sie wird noch kommen, oder? Es ist auch ihr Vater!“
„Natürlich kommt sie. Nur nicht in die Kirche.“ Das kannst du dir doch denken, hätte ich noch hinzugefügt, aber ich war müde und wollte keinen Streit. Heute Abend würde ich eine Schulter brauchen, an der ich weinen konnte.
„Du musst gleich mit ihr reden!“, flüsterte Julius. „Wir können uns das nicht leisten, neben dem Kredit und dem Schulgeld für die Mädchen.“
„Ich weiß“, flüsterte ich.
Agnes stand schon am Grab, als die Prozession mit den Sargträgern an der Spitze dort eintraf. Sie sah blasser und älter aus, als ich sie in Erinnerung hatte. War es wirklich zwei Monate her, dass wir uns zuletzt gesehen hatten?
Wir umarmten uns zur Begrüßung. Man kann seiner Schwester ja schlecht die Hand schütteln, auch wenn man sich auseinandergelebt hat. Sie roch nach Zigaretten, die sie angeblich aufgegeben hatte. Das war seltsam tröstlich - ich hatte in den letzten Wochen auch wieder angefangen, heimlich zu rauchen.
„Tut mir leid, dass ich nicht reingekommen bin“, flüsterte sie. Warum flüsterten die Leute bei Beerdigungen immer? „Ich halte den verlogenen Scheiß nicht aus.“
„Ich bin froh, dich zu sehen“, sagte ich. Ich würde nicht darauf eingehen und etwas darüber sagen, dass der „verlogene Scheiß“ mir und vielen anderen Leuten Trost spendete. Meine Schwester und ich streiten nicht mehr über Religion, hauptsächlich, weil ich nicht mehr widerspreche.
Viele Leute, die Agnes nicht gut kennen, werfen ihr vor, sie hätte von Anfang an vorgehabt, aus ihrem Atheismus eine Karriere zu machen, als sie die Kirche verließ. Aber das stimmt einfach nicht. Ich bin natürlich auch nicht gerade glücklich, wenn ich sie in diesen Talkshows sehe, wo sie über unseren Glauben herzieht – wenn ihr „katholisches Elternhaus“ erwähnt wird, klingt das immer so, als wäre das ein Handicap, das sie überwinden musste. Aber ich weiß, dass sie alles aus Überzeugung tut. In gewisser Weise ist sie religiöser als ich, aber sie wird echt sauer, wenn man so was sagt.
Agnes ist einer der wenigen Menschen die ich kenne, die keine Backups machen lassen. Es gibt keine digitalen Kopien ihres Bewusstseins. Sie hat keine Seele. Wenn Sie einmal stirbt, dann wird sie für immer tot sein. Weil sie das so will.
Als sie damals die Kirche verließ, hatte sie eine kurze Phase, in der sie die konfessionslosen Jenseitsangebote studiert hat – Gamer, die nach ihrem Tod in ihren Lieblingsvideospielen weiterleben wollen, und solche Leute – aber jetzt lehnt sie auch das ab. Sie ist bereit, für ihre Überzeugungen zu sterben und nie wieder aufzuerstehen.

Aus: „Leben ohne Backup“ von Agnes Bachmann
Die Fakten sprechen gegen einen Dualismus von Körper und Geist. Wir müssen uns abgewöhnen, unser Bewusstsein und unseren Körper als separate Entitäten zu betrachten, die unabhängig voneinander existieren können.
Wenn mein Körper stirbt, dann existiert kein „ich“ mehr. Es ist technisch möglich, die Inhalte meines Gehirns zu kopieren, um Erinnerungen und Persönlichkeitsmerkmale später noch einmal abzurufen, aber diese Kopie wäre nicht ich. Ihre Existenz würde nichts daran ändern, dass die Augen, mit denen ich gesehen, die Hände, mit denen ich meine Ideen niedergeschrieben habe, und das Gehirn, das meine Emotionen gefühlt und meine Gedanken gedacht hat, sich allmählich in ihre Bestandteile auflösen.
„Seelen“ wissen wahrscheinlich nicht, dass sie keine echten Menschen sind. Aber es gibt Anhaltspunkte, dass selbst ein simuliertes Bewusstsein erkennt, dass etwas nicht stimmt. Die bekannten Langzeituntersuchungen der Universität Montreal haben gezeigt, dass über die Dauer der körperlosen Existenz Depressionen und andere mentale Probleme in extremem Maße zunehmen. Wir sind nicht für die Ewigkeit gemacht.

All das machte es mir natürlich nicht gerade leichter, meine Schwester um Geld zu bitten, um unserem Vater das Purgatorium zu ersparen.
Agnes verdient gut. Sie schreibt regelmäßig für große Magazine, sie tritt in Talkshows auf, sie hält Vorträge, und ihre Bücher und ihr Blog haben eine erstaunliche Zahl von Fans. Sie ist großzügig, wenn es um Geburtstagsgeschenke oder Spendenaktionen geht. Aber wenn es auch nur den geringsten Verdacht gibt, die Kirche könnte von etwas profitieren, dann könnte man sie genauso gut fragen, ob sie sich die Nase abschneiden möchte.
Wir mussten uns ungefähr tausend Beileidsbekundungen anhören. Die Hälfte der Leute kannte ich gar nicht, aber die meisten redeten länger mit mir als mit Agnes. Sie wollten gern sagen, dass Papa jetzt an einen besseren Ort kommen würde, und das fiel ihnen wohl leichter, wenn sie mit mir sprachen. Agnes sagte nichts dazu, aber man konnte ihr ansehen, was sie dachte.
Endlich hatten sich alle zerstreut. Ich wusste immer noch nicht recht, wie ich anfangen sollte.
„Kommst du mit?“, fragte ich schließlich.
„Ja, klar“, sagte Agnes. Sie sah gequält aus. „Weißt du noch, wie wir uns als Kinder bei der Beerdigung von Mamas Großtante über das Wort Leichenschmaus kaputt gelacht haben, weil es so sehr nach Zombieapokalypse klingt? Ich muss die ganze Zeit daran denken, und irgendwann werde ich anfangen zu lachen, und alle werden denken, ich bin komplett verrückt.“
„Das tun sie sowieso“, sagte ich. „Aber ich musste vorhin auch daran denken. Wenn du einen Lachanfall bekommst, halt dir einfach ein Taschentuch davor, dann glauben alle, du weinst.“
Julius warf mir einen ungeduldigen Blick zu, auf den ich gut hätte verzichten können.
„Wie lange bis du in der Stadt?“, fragte ich.
„Bis Dienstag noch. Ich hab mir ein Hotelzimmer genommen.“
„Wir hätten ein Gästebett für dich“, sagte ich. „Du kannst gerne …“
„Das Hotel ist okay“, sagte sie. „Das Netz dort ist besser.“
„Aber … können wir uns heute Abend zusammen setzen? Ein paar organisatorische Sachen klären?“
„Die Beerdigungskosten und so. Ja. Das wollte ich dir auch schon vorschlagen.“

Das hatte mir ein bisschen Hoffnung gemacht, dass es vielleicht nicht so schwierig werden würde. Aber ich bin schon immer zu optimistisch gewesen.
„Hör zu, ich übernehme den Bestatter, die Blumen und alles“, sagte Agnes. „Ich kümmere mich um den Papierkram. Alles was du willst. Aber mit Ablasshandel will ich nichts zu tun haben.“
Es ist eindrucksvoll, wie viel Wut meine Schwester in ein einziges Wort legen kann.
„Aber dann wird Papa …“
„Papa ist tot“, sagte sie. „Ich weiß, dass du darunter etwas anderes verstehst als ich. Aber wenn ich nach deiner Definition gehe, dann ist alles noch viel schlimmer. Verstehst du das nicht? Wenn das Backup – seine Seele – wirklich Papa wäre, dann wäre das Geiselnahme und Erpressung. Sie fordern Geld von uns, damit ihm nichts Schlimmes zustößt.“
„Und du willst zulassen, dass sie das mit ihm machen?“ Die philosophischen Argumente waren mir schon lange ausgegangen. Wir drehten uns im Kreis.
„Dass eine Simulation meines Vaters einem simulierten Fegefeuer ausgesetzt wird, um ihn von angeblichen Sünden zu reinigen? Ich halte das für widerlich und geschmacklos, aber ich lasse mich damit ganz bestimmt nicht erpressen.“
Agnes zündete sich eine neue Zigarette an. Seit heute Abend war unser Haus nicht mehr rauchfrei, wir hatten zu zweit den Aschenbecher gefüllt. Zum Glück passten Julius’ Eltern auf die Kinder auf.
„Was werfen sie ihm denn überhaupt vor? Er war doch ein Musterkatholik. Er ist jeden Sonntag in die Kirche gegangen, solange er noch die Kraft hatte.“
„Er hatte eine Affäre, sagt Laske. Mit einer Frau namens Corinna.“
„Was, deshalb?“ Agnes starrte mich entgeistert an. „Ist das sein Ernst?“
„Du wusstest das?“
Absurderweise fühlte ich einen Stich von Eifersucht. Agnes war immer das Papakind. Er hat ihr alles erzählt, selbst als sie in eine andere Stadt gezogen ist und wir nur ein paar Straßen weiter wohnten und uns um ihn gekümmert haben, als er krank wurde.
„Herrgott! Affäre … Er hat einmal auf einer Dienstreise einen Ausrutscher gehabt, und sich hinterher Riesenvorwürfe gemacht. Er hätte fast gekündigt, um von der Frau weg zu sein, aber sie hat dann sowieso geheiratet und ist weggezogen oder was weiß ich. Er wollte Mama nie weh tun. Ich hätte es dir erzählt, aber ich hatte ihm versprochen, den Mund zu halten, wenn er nicht selbst darüber spricht. Er hat es nie jemandem gesagt.“
„Außer dir“, sagte ich.
„Ich hab ihn eben gefragt, warum er so schlecht drauf war.“
Ich schwieg eine Weile. Wenn ich ehrlich war, wäre es mir ja auch lieber gewesen, nie von dieser Geschichte erfahren zu haben, aber trotzdem war ich sauer, dass Agnes davon gewusst hatte.
„Es gibt ein paar Fälle, wo Leute geklagt haben“, sagte sie schließlich. „Ich hab darüber geschrieben. Aber gewonnen hat keiner von denen. Mitgliedschaft in der Kirche heißt, deine Seele gehört denen. Da ist juristisch nichts zu machen.“
„Das ist ja auch bescheuert. Wenn man das Geld für einen Anwalt hat, der so eine Klage führt, dann kann man doch einfach den Ablass bezahlen.“
„Denen ging es ums Prinzip“, sagte Agnes. „Anwälte sind manchmal das kleinere Übel, ethisch gesehen.“
Ich lachte widerwillig. „Trotzdem, so was käme für mich nie infrage. Ich finde es richtig, dass die Kirche die Seelen prüft, bevor man ins Paradies kann, und dass … für Sünden bezahlt werden muss. Ich will Laske das Geld geben - wir können es uns nur im Moment nicht leisten. Ich würde es dir zurückzahlen, wenn du …“
„Die bekommen kein Geld von mir, auch nicht indirekt. Aber ich lasse mir etwas einfallen.“
„Was denn?“, fragte ich.
„Ich muss nachdenken. Ich glaube zwar nicht daran, dass Papa jetzt auf einem USB-Stick weiterlebt, aber ich werde sie nicht diese Mafianummer durchziehen lassen. Nicht mit meinem Vater.“

Aus: „Leben ohne Backup“ von Agnes Bachmann
Die Angst der Menschen vor einem eindeutigen Ende bringt wirklich perfide Geschäftsmodelle hervor. Man redet ihnen ein, dass gute Menschen es verdienen, ewig zu leben. Aber wie wird man ein guter Mensch? Selbst zu denken und dem eigenen Gewissen zu folgen ist schwer, aber es ist leicht, sich Regeln vorschreiben und beim Verstoß dagegen bestrafen zu lassen. Und wenn man der Strafe entgehen will? Auch dafür gibt es eine Lösung. Das ewige Leben, die Strafe für Verfehlungen und der Erlass der Strafe – alles ist aus einer Hand zu haben, solange man willens ist, dafür zu zahlen.
Es ist nicht einfach, diesen Sirenengesängen zu widerstehen. Sterblich zu sein ist nichts für Feiglinge. Ich nehme den Tod nicht auf die leichte Schulter. Und ich lasse mir von Menschen, die unsere Realität als Wartesaal begreifen, nicht an den Kopf werfen, dass mein Leben bedeutungslos ist oder dass ich keinen moralischen Kompass habe. Ich brauche kein künstliches Jenseits, um mich anständig zu verhalten. Gerade weil ich sterblich bin, gebe ich mich nicht mit Versprechungen zufrieden, dass später alles gut wird, und übernehme Verantwortung für mein Handeln im Hier und Jetzt.

Das Gebäude hob sich schwarz gegen den Abendhimmel ab, und es sah aus, als wäre der Vollmond auf der Turmspitze aufgespießt worden. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich beim Anblick unserer Kirche ein mulmiges Gefühl.
„Ganz ruhig, du musst bloß Schmiere stehen“, sagte Agnes.
Sie hatte leicht reden – als Journalistin ist sie es eben gewohnt, an Orte zu gehen, wo sie unerwünscht ist. Mir schlug das Herz bis zum Hals. Aber als sie mich fragte, ob ich lieber nach Hause gehen wollte, sagte ich nein.
Der Chor probte an diesem Abend, Laske würde für einige Stunden in der Kirche sein und sein Büro unbesetzt lassen. Die Tür war nicht verschlossen, aber das sorgte nur dafür, dass ich mich noch schlechter fühlte.
Er vertraute seiner Gemeinde, und wir … wir kamen hierher, um die Kirche zu bestehlen. Vielleicht hatten die Leute ja Recht. Meine gottlose Schwester hatte offensichtlich einen schlechten Einfluss auf mich.
„Warte hier“, sagte Agnes. „Ich suche es.“
Ich blieb im Korridor und wanderte unruhig auf und ab, bis mir die Füße wehtaten. Als die Uhr im Kirchturm schlug, zuckte ich zusammen. So ungefähr muss sich Petrus gefühlt haben, als der Hahn krähte. Wie lange war Agnes schon da drin?
Ich sah zum Fenster hinaus und zählte die Schläge, und als ich mich umdrehte, stand Laske hinter mir. Ich bin schrecklich nutzlos als Schmieresteherin. Die Schläge der Uhr waren hier drin so laut, dass ich seine Schritte einfach nicht gehört hatte.
„Sophie!“, sagte er. „Guten Abend! Sie hätten anrufen sollen, dann hätte ich einen Termin mit Ihnen ausgemacht.“
„Oh – ich … ich wollte nur … ich muss wirklich ganz dringend mit Ihnen sprechen. Wegen meines Vaters.“ Ich stammelte weniger herum, als ich befürchtet hatte, aber mein Gesicht war heiß und vermutlich knallrot. Hoffentlich konnte er das im Halbdunkel nicht sehen.
„Natürlich, gern. Es ist nur, dass wir heute Chorprobe hatten, ich wäre normalerweise noch gar nicht zurück. Ich hoffe, Sie haben nicht allzu lange gewartet. Kommen Sie in mein Büro!“
Es brach mir das Herz, wie nett er zu mir war. Ich schämte mich so sehr, dass mir partout nichts einfiel, wie ich Agnes vorwarnen könnte. Ich konnte nur hoffen, dass sie uns gehört hatte und dass es in Laskes Büro irgendwo ein Versteck gab.
Als wir eintraten und er das Licht einschaltete, konnte ich sie nicht sehen. Für den Moment war ich erleichtert, bis mir auffiel, dass es nur einen möglichen Ort gab, wo sie sein konnte. Die Ecke neben der Tür.
„Möchten Sie eine Tasse Tee?“, fragte der Pater auf dem Weg zu seinem Schreibtisch. Er sah nicht durchsucht aus – Agnes war erschreckend gut in solchen Dingen.
Trotzdem rechnete ich jeden Moment damit, dass ihm etwas auffallen würde. Stattdessen sagte er: „Seien Sie so lieb und schließen Sie die Tür. Es zieht hier sonst wie Hechtsuppe.“
„Oh, aber ich bleibe nicht lang“, sagte ich verzweifelt. Wenn er mir kurz den Rücken zuwendete, hätte Agnes genug Zeit zu verschwinden, ohne dass er etwas bemerkte? Konnte ich ihn irgendwie ablenken?
„Trotzdem, bitte“, sagte er. „Glauben Sie mir, nach fünf Minuten bekommt man einen steifen Hals.“
Mir fiel nichts mehr ein. Ich bin auch furchtbar schlecht im Improvisieren. Ihm war bestimmt schon aufgefallen, dass ich mich merkwürdig benahm, aber wahrscheinlich dachte er, es wäre die Trauer. Bevor ich die Tür schloss, machte ich unwillkürlich die Augen zu – vielleicht glaubte das Kind in mir, wenn ich Agnes nicht sähe, würde sie unsichtbar sein.
„Mann“, sagte Agnes. „Das ist ziemlich peinlich.“ In Wahrheit lehnte sie mit verschränkten Armen an der Wand und wirkte kein bisschen verlegen.
Laske riss die Augen auf. „Sie sind auch hier? Warum …?“
Als sich das Verstehen auf seinem Gesicht abzeichnete, wollte ich am liebsten im Boden versinken. „Es tut mir so leid! Wir … ich … ich wollte den Ablass bezahlen, aber sie sagt, das ist …“
„Erpressung, ich weiß. Ich habe ihre Artikel gelesen.“
Der Pater schien nicht besonders aufgebracht zu sein. Er ging zu dem Aktenschrank in der Ecke des Raums, öffnete ihn und zog einen Ordner hervor. Er blätterte bis zum Ende, wo eine Klarsichthülle eingeheftet war, die einen silbernen Stick enthielt, und stellte die Akte zurück.
„Ihr Vater ist noch hier“, stellte er fest.
Agnes verdrehte die Augen.
„Ich kann Sie verstehen“, fuhr Laske fort. Er nahm meine Hand. „Sie sind in Trauer, und es war zweifellos ein Schock, von seiner Affäre zu erfahren. Menschen unter solcher Belastung … reagieren oft auf diese Weise. Ich werde nicht die Polizei rufen. Wir können darüber sprechen, wenn Sie das nächste Mal zur Beichte kommen. Und wenn ich Ihnen sonst irgendwie helfen kann, können Sie mich jederzeit anrufen.
Was Sie betrifft“, wandte er sich an Agnes, „Ihnen kann ich leider nicht mehr helfen.“
„Ihre Art von Hilfe brauche ich nicht.“
Ich seufzte insgeheim. Laske ließ uns so leicht davonkommen, musste sie wirklich so pampig reagieren? Ich griff nach ihrem Arm. „Lass uns gehen. Ich danke Ihnen, Pater. Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was wir uns dabei gedacht haben.“
Ich rannte die Treppe runter, und zog Agnes hinter mir her, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Erst als wir den Schatten des Kirchturms hinter uns gelassen hatten, hielt ich kurz an, weil ich außer Atem war.
„Tut mir wirklich leid, ich weiß gar nicht, was wir uns dabei gedacht haben“, sagte Agnes mit sarkastischer Kleinmädchenstimme. Ich hasse es, wenn sie das macht.
Trotzdem sagte ich: „Hör zu, es tut mir leid.“
„Hör auf, dich zu entschuldigen. Es war Pech, dass er so früh zurückgekommen ist.“
„Nein“, sagte ich. „Ich will damit sagen, ich hätte dich nicht mit reinziehen sollen. Du glaubst nicht an Seelen und ans Fegefeuer und ans Paradies … für dich ist Papa für immer fort. Das ist nicht deine Sache. Ich treibe irgendwie das Geld auf. Es war falsch von mir, das umgehen zu wollen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Was die tun, ist falsch. Und das macht es zu meiner Sache.“
„Was hast du vor?“, fragte ich.
„Mal sehen“, sagte sie. „Zumindest weiß ich jetzt, wo er das Back- … die Seele aufbewahrt.“

Zweifel
Blogeintrag von Agnes Bachmann
Vier Tage nach der Beerdigung von Walther Bachmann
Ich habe immer die Ansicht vertreten, dass das, was Religionen und andere Geschäftemacher als „Leben nach dem Tod“ verkaufen, nicht echt ist. Der wirkliche Mensch, die eigentliche Person, hört auf zu existieren, wenn das Gehirn stirbt. Aber macht das wirklich einen Unterschied, für diejenigen, die sich solchen Praktiken ausliefern?
Wie ihr wisst, ist mein Vater gestorben. Das, was er für seine Seele gehalten hat, gehört jetzt der neokatholischen Kirche. Er hat geglaubt, dass seine Kirche ihn für seine sogenannten Sünden bestrafen muss, bevor er sein Leben nach dem Tod genießen darf. Sie können seine schlimmsten Schuldgefühle und seine tiefsten Ängste simulieren, und das künstliche Bewusstsein, das dem ausgesetzt ist, wird glauben, mein Vater zu sein.
Vielleicht machen wir Humanisten es uns zu einfach, wenn wir Seelen nicht als menschlich betrachten. Wenn wir sie einfach nur als das digitale Eigentum der jeweiligen Religionsgemeinschaft sehen, dann geht uns dieses ganze Geschäft nichts an, wir kümmern uns um die Wirklichkeit, in der es schon genug Menschenrechtsverletzungen zu beklagen gibt. Aber können wir es wirklich hinnehmen, was mit einem denkenden und fühlenden Bewusstsein in all den Höllen und Purgatorien passiert?
Ich danke allen Lesern für die Beileidswünsche und für eure Geduld. Mit meinen üblichen Postings geht es nächsten Freitag weiter. In der Zwischenzeit hat BlackRabbit sich freundlicherweise bereit erklärt, mich als Gastblogger zu vertreten. Seid nett zu ihm!

In den Tagen nach unserem erfolglosen Einbruch gab es viel zu tun, und obwohl Agnes in der Stadt geblieben war, sahen wir uns kaum, jedenfalls nicht unter vier Augen. Sie traf sich mit Leuten, die sie von früher kannte, oder telefonierte, oder tat beides gleichzeitig, und ich ging ihr ein bisschen aus dem Weg. Ich wurde auch ohne ihr Zutun schon dauernd daran erinnert, dass mein Vater nicht mehr unter uns war, oder daran, wo er jetzt sein musste – als würde man immer wieder über denselben Stein stolpern, und immer wieder dieselbe Wunde aufreißen.
Es war Lena, unsere Jüngste, die mich als erste auf die Nachricht aufmerksam machte.
„In der Schule haben sie gesagt, das Fegefeuer ist kaputt gegangen.“
Ich hätte es vielleicht als eine dieser merkwürdigen Kinder-Äußerungen abgetan, die aus falsch verstandenen mitgehörten Gesprächsfetzen und zuviel Phantasie entstehen, aber das Wort Fegefeuer ließ mich natürlich aufhorchen.
Es war überall die erste Meldung.
„In einem der schwersten Hackerangriffe der jüngeren Geschichte sind die Server der neokatholischen Kirche in Europa attackiert und schwere Schäden verursacht worden. Insbesondere ist das sogenannte Purgatorium, eine Simulation, die der Läuterung der Seelen Verstorbener dient, durch eingeschleuste Schadsoftware korrumpiert worden … Nach aktuellem Stand könnte der Datenverlust bis zu siebzigtausend Seelen allein in Deutschland betreffen.“
Ich war wie vor den Kopf geschlagen.
Eine dunkle Ahnung ließ mich Agnes’ Blog aufrufen, aber da war nur ein Typ namens BlackRabbit, der irgendwas über Giordano Bruno schrieb. Ihr Telefon war ständig besetzt.

Sie hatte mich den ganzen Tag nicht zurückgerufen, aber am Abend stand sie einfach vor unserer Tür. Zu diesem Zeitpunkt war ich möglicherweise schon ein wenig hysterisch. Statt einer Begrüßung hielt ich ihr mein Tablet mit den neuesten Nachrichten über die Attacke vors Gesicht und schrie sie an.
„Hast du das getan? Bist du völlig durchgedreht?“
Sie schob es zur Seite. „Ich bitte dich. Seit wann kann ich denn hacken?“
„Du hast Freunde, die das können.“
Sie schüttelte ungeduldig den Kopf. „Ich habe vielleicht eine Ahnung, wer dahinter steckt. Aber ich hab nichts damit zu tun. Ich heiße es übrigens auch nicht gut. Ich arbeite an einem Artikel über die ganze Sache, geht morgen online. Deswegen bin ich aber nicht hier.“
„Wenn du etwas darüber weißt, musst du zur Polizei gehen!“, sagte ich, immer noch aufgebracht. „Das war Massenmord!“
„Setz dich mal“, sagte sie. „Ich weiß nichts, ich habe eine Vermutung. Außerdem waren die Leute tot, und wenn es zutrifft, was über das Purgatorium gesagt wird, dann war es eher so was wie eine Massenerlösung.“
„Aber jetzt ist er ganz weg! Sie haben das Letzte zerstört, was von ihm noch da war. Er existiert einfach nicht mehr!“ Meine Augen brannten. Wenn ich aufhörte, wütend zu sein, würde ich wieder anfangen zu weinen.
„Das ist so, wenn jemand stirbt“, sagte Agnes. „Und die Welt wäre besser dran, wenn wir das einfach alle einsehen könnten. Trotzdem, ich habe dir was mitgebracht.“
Sie zog etwas aus ihrer Tasche und drückte es mir in die Hand. Es war silbern, hatte auf der Vorderseite ein Kreuz und auf der Rückseite ein Datum und einen Namen.
Ich las es mehrmals, ohne dass es in meinem Verstand einrastete.
„Ist das …?“
Agnes seufzte. „Ich bin mir nicht mehr sicher, was es ist, ehrlich gesagt. Ich hoffe, es ist ein Trost für dich. In der Altstadt gibt es so eine … ein Medium, nennt die sich glaube ich. Die hat die Software, um Backups abzurufen und dich mit ihnen reden zu lassen. Vielleicht … willst du dich so verabschieden. Ist billiger als die Kirche, und für Papa auch angenehmer, schätze ich.“
Ich starrte auf das kleine Gerät. Ich spürte sein Gewicht in meiner Hand und konnte trotzdem kaum glauben, dass es da war.
„Du bist noch mal bei Laske eingebrochen“, sagte ich schließlich.
„Das würde ich vor Gericht abstreiten“, sagte Agnes. „Nur dass du es weißt.“ Sie lächelte schief, und wischte sich schnell über die Augen. „Mann, ich vermisse ihn. Ich würde gerne glauben, dass noch etwas da ist, aber das ist so, als ob man versucht, sich selbst zu kitzeln. Ich kann mir nicht einreden, dass eine Datei das gleiche ist. Wenn sie damit anfangen, die Backups auf künstliche Körper zu überspielen, wird sich das immer noch beschissen anfühlen.“
Ich schwieg. Ich wollte ihr danken, ihr sagen, dass wir uns öfter sehen sollten, weil dieses Leben das einzige war, in dem wir Zeit miteinander verbringen konnten. Aber ich bekam keinen Ton raus.
Sie sah auf die Uhr. „Ich geh besser ins Hotel, ich muss morgen früh nach Berlin zurück. Mittagessen mit Chefredakteur und so.“
„Willst du … kommst du zu meinem Geburtstag?“, fragte ich.
„Weiß noch nicht, ob ich Zeit habe. Zumindest hast du jetzt schon eine Art Geschenk.“
Ich sah ihr lange nach.
In den Tagen darauf wollte ich sie oft anrufen, aber ich habe es nicht getan. Ich kann noch immer nicht in Worte fassen, was mir durch den Kopf geht.
Bei der Beerdigung haben mir so viele gesagt, dass unser Glaube uns hilft, besser mit dem Tod umzugehen. Ist das wirklich so?
Ich weiß es nicht mehr.
Und wenn wir nicht wissen, bleibt uns nur übrig zu glauben.

 

Hallo Leute!

Also, wenn es ein reales Fegefeuer gäbe, dann hätte ich mir jetzt bestimmt einen längeren Aufenthalt dort gesichert mit dieser ausgedehnten Funkstille. Es tut mir schrecklich leid. Ich würde gerne behaupten, dass ich den ganzen November über mit NaNoWriMo beschäftigt war und deshalb nicht antworten konnte, aber in Wirklichkeit habe ich bloß aus Überarbeitung alles Mögliche schleifen lassen, wie mir das immer mal wieder in unregelmäßigen Abständen passiert.

Hi Möchtegern,

Möchtegern schrieb:
möchte dir hiermit offiziell mitteilen, dass das mein neuer Lieblingstext von dir ist.
Das hat mich sehr gefreut! Im Moment ist es auch noch mein Lieblingstext von mir, aber ich hoffe darauf, dass er von den Texten, an denen ich jetzt schreibe, irgendwann abgelöst wird. :)

Möchtegern schrieb:
Ich hab zwar keine Ahnung wie es geht, aber ich würde nach Wegen suchen, wie man die Geschichte ohne Erklär-Blog erzählen kann. Ohne, dass inhaltlich was fehlt, versteht sich.
Ja! Volle Zustimmung von mir! Leider habe ich selbst keine Ahnung, wie das geht. :D
Ich bin um die Idee lange herumgeschlichen und war mir nicht sicher, ob ich sie wirklich anfassen soll, und erst mit den Blogeinträgen habe ich dann einen Weg gefunden, die überhaupt halbwegs zu bändigen.
Ich habe eine vage Vorstellung, dass ich eines Tages, mit viel mehr Schreiberfahrung und ein, zwei zündenden Ideen, die ich bisher noch nicht hatte, vielleicht eine viel bessere Version von dieser Geschichte schreiben kann, wo ich auf die Blogsache verzichten kann. Aber derzeit sehe ich noch nicht, wie ich das anstellen könnte.

Möchtegern schrieb:
Ich dachte, sie sitzt unter dem Schreibtisch.
Oha. Quinn ging es ja ähnlich an der Stelle. Da muss ich mir wohl etwas einfallen lassen.

Hi Friedrichard,

vielen, vielen Dank, dass du so viel Zeit und Mühe investiert hast, obwohl ich durch Abwesenheit geglänzt habe.

Friedrichard schrieb:
bedeutet doch Agnes die Heilige/Reine, dass ich der Familie Bachmann glatt noch ein prominentes, wenn auch verbranntes Mitglied zuführe (es ja eigentlich schon hab, s. o.): die heilige Ingeborg (Ingvi, Ing(uom)o = Götter und Heldennamen germanistischer Zunge, borg = Schutz, Geborgenheit) B., die mit ihren Versen (s. o.) im Nachgang zu Shakespeare (Wintermärchen) mit „Böhmen liegt am Meer“ das Problem allen Glaubens an ein Leben nach dem Tod aufgreift.
Hehe. Die Assoziationen sind sehr spannend, aber bei mir steckt gar nicht so viel Bildungsbürgertum dahinter. Soweit ich mich erinnere, ging die Namensauswahl ungefähr so: Hmm … ich brauche irgendwie „katholisch klingende“ Mädchennamen. Und Bachmann war ein Pseudonym, das Stephen King lange benutzt hat :).

Friedrichard schrieb:
Was zunächst auffällt, ist die Herrschaft der Hilfsverben, bedingt durch üppige Verwendung der zusammengesetzten Zeit, die üblicherweise im Gespräch oder in unserm Fall, der mündlichen Erzählung vorherrscht, wie schon hier im ersten Satz.
Ich wollte, dass die Passagen, die Sophie erzählt, sich stilistisch eindeutig von den Agnes-Passagen unterscheiden. Deshalb sind erstere wirklich eher als mündliche Erzählung angelegt, damit die „geschriebenen“ Teile sich abheben. Aber die Hilfsverben etwas einzudämmen ist auf jeden Fall ein guter Hinweis.

Friedrichard schrieb:
Gelegentlich bricht ein substantivierter Stil durch
Ja, dazu neige ich. (Deshalb war auch mein erster Impuls, zu schreiben, ich hätte eine Neigung dazu) :). In der Hinsicht werde ich den Text auch noch mal durchgehen.

Friedrichard schrieb:
Mit der fünften Fassung des (amerikanischen) Klassifikationssystems DSM wird eine Trauer von über zwei Wochen zur psychischen Störung erklärt, was weniger dem Wohlbefinden des Trauernden als dem Geldbeutel der Therapierenden dient.
Wow. Ich würde es eher bedenklich finden, wenn jemand nach zwei Wochen schon komplett über den Tod eines geliebten Menschen hinweg ist. Das ist ein sehr guter Punkt, dass auch nicht-religiöse Angebote fürs „Seelenheil“ zynisch und profitorientiert sein können. Ich hätte dazu durchaus auch noch Ideen, aber für eine Kurzgeschichte ist es besser, sich möglichst auf ein Thema zu beschränken.

Danke auch für den Flüchtigkeitsfehler – ich werde ich mich bald an den Text setzen um wenigstens die verbliebenen handwerklichen Schwächen auszuräumen. Vielleicht sogar, um zu kürzen.

Liebe Grüße, und seid bitte nicht böse, dass es so lange gedauert hat.

 

Die Assoziationen sind sehr spannend, aber bei mir steckt gar nicht so viel Bildungsbürgertum dahinter. Soweit ich mich erinnere, ging die Namensauswahl ungefähr so: Hmm … ich brauche irgendwie „katholisch klingende“ Mädchennamen. Und Bachmann war ein Pseudonym, das Stephen King lange benutzt hat ,
woraus,

liebe Perdita,

schon das nächste Kompliment hervorlugt, rühr ich doch gemeinhin abergläubiges Zeugs nicht an und außer Shining kenn ich nix von St. King. Selbst die Elixiere des Teufels hab ich nicht zu Ende gelesen. Aber Du brauchst Dich nicht entschuldigen, schon gar nicht bei einem, der nur "gelegentlich" hier ist.

Bis dann - unds ist bestimmt nicht der letzte Besuch vom

Friedel

 

Hallo Perdita,

Ich finde die Geschichte sehr gut. Besonders, dass du dich ganz unbeschwert an ein sehr schwieriges Thema heranwagst, un die Information geschickt durch Buchauszüge reinbringst, macht die Geschichte sehr rund.
Eine der besten Geschichten, die ich hier gelesen habe.
Trotzdem einige kleine Verbesserungsvorschläge:

Als Paxton und McAllister 2038 nachwiesen, dass der Tod eines Menschen das unwiderrufliche Ende seines Bewusstseins bedeutet, dass ein „Jenseits“ physikalisch unmöglich ist, sagten Experten bereits das Ende der Religion voraus. Sie verglichen die Erschütterungen, die Paxtons Erkenntnisse auslösten, mit Galileo und Darwin, und übersahen dabei, dass keine dieser wissenschaftlichen Revolutionen dem Glauben wirklich geschadet hat.
Dieser Satz fiel für mich einfach so vom Himmel und das Gewicht dass dahinter steht, vermochte ich nicht zu spüren. Zweifellos etwas revolutionäres ist passiert, doch ich kann den Beweis nicht begreifen, beziehungsweise fand ich in dem Text nichts, was den Beweis untermauern würde. Natürlich kann ich dir hier nichts besseres anbieten, aber vielleicht denkst du noch einmal darüber nach, wie du die Wucht dieser Erkenntnis besser darstellst. So wie zum Beispiel die Erkenntnis, dass die Erde keine Scheibe ist, dadurch abgeleitet wurde, dass ein Schiff um das Meer gefahren ist ...

Zum Schluss finde ich, geht dem Text einiges an Spannung verloren, weil die Rettung des Vaters einfach in der Ferne passiert. Du könntest noch einiges an Dramatik erzeugen, wenn die Heldin da mit dabei wäre.

lg
Bernhard

 

Auch ich finde diese Geschichte sehr gut. Sie hat was von einer Satire und ganz viel von SF in Form einer Dystopie, die zuerst ganz leise daher kommt, um dann so wuchtiger zu enden. Ich meine, das Leben gestaltet sich ganz normal wie heute, aber der technologischer Fortschritt hält sich im Hintergrund - und schlägt zu, wenn man es am wenigsten erwartet.

Doch der Reihe nach:

Die Protagonistin
ist eine Katholikin wie ich sie auch kenne: Vordergründig voller bedingungslosen Liebe („Mein Vater hatte Krebs gehabt und keine Affären“) und nah am Wasser gebaut, aber mit einer vorbereiteten Liste der Anrufe ausgestattet, die im Falle des Todes zu tätigen sind. Sie ist angeblich voller Trauer – und ist doch berechnend („Heute Abend würde ich eine Schulter brauchen, an der ich weinen konnte.“) und selbst am Grab scharf beobachtend („aber die meisten redeten länger mit mir als mit Agnes“). Und sie glaubt als Katholikin natürlich auch, dass man sich das Paradies kaufen kann, sprich Gott käuflich ist bzw. sich bestechen lässt entweder durch gute Taten oder ganz simpel durch das Geld, weil die Gott usurpierende Kirche einmal postuliert hat: Extra ecclesiam nulla salus.

Die Antagonistin
– oder die heimliche Protagonistin – ist wunderbar gezeichnet: Ganz Verstand und ganz auf sich gestellt. Nichts kann sie erschüttern, sie ruht einfach in sich selbst und im Hier und Heute. Sie glaubt nicht an Gott, verabscheut das kirchliche Brimborium und natürlich auch deren Geschacher um die Seelen. Natürlich irrt sie manchmal auch, z.B. wenn sie behauptet, dass Galileo und Darwin dem Glauben nicht geschadet haben.

Der USB-Stick
als Sicherungskopie dessen, was im Gehirn zu einem bestimmten Zeitpunkt existierte, ist denkbar. Denn in unseren Köpfen ist nichts als eine aus Biomasse aufgebaute Datenbank, verknüpft und zu Tage gefördert mit individuellen Algorithmen, solange der „Rechner“ funktioniert, d.h. lebt - nicht umsonst spricht man vom Tod erst, wenn dieses Gehirn tot ist, während die Ein/Ausgabekanäle (Sinne, Mund, Hände, etc.) in dieser Beziehung nicht zählen, weil ohne Gehirn nicht sinnvoll zur Kommunikation einsetzbar. Dass dieser Stick nach dem Tod des betreffenden Individuums beim Ortspfarrer landet finde ich nur konsequent, schließlich sollte man den Angehörigen etwas Körperliches vorweisen können, das nach der Zahlung des Ablasses in den Computer gesteckt und der „Reinigung“ unterzogen werden kann. Man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass Katholen auch sonst an (visuellem) Brimborium Gefallen finden – und von Evangelen dafür beneidet werden! :D

Der Hacker-Angriff
ist in der Tat ein Schwachpunkt der Geschichte, denn jedes gut organisierte Unternehmen – und katholische Kirche war und ist zu jedem Zeitpunkt gut organisiert – sorgt dafür, dass die Backups, immerhin ihr Handelsgut, mehrfach gesichert sind, möglicherweise im Cloud, der Wolke also, die sinnbildlich den Blick in den Himmel/Paradies verhindert.

Es gibt ein paar kleine Fehler – z.B.:
„Julius warf mir einen ungeduldigen Blick zu“ – wie hat man sich das vorzustellen?

„Ich bin schrecklich nutzlos als Schmieresteherin“ … „Agnes war erschreckend gut in solchen Dingen“ … „Ich bin auch furchtbar schlecht im Improvisieren.“ – das fiel mir nur auf, kann aber als charakterisierende Eigenschaft der Prot durchgehen.

Aber es gibt viel mehr gute Sprüche – z.B.:

Der eben schon erwähnte Satz: „Mein Vater hatte Krebs gehabt und keine Affären“

„Wir sind nicht für die Ewigkeit gemacht“

„Seit heute Abend war unser Haus nicht mehr rauchfrei, wir hatten zu zweit den Aschenbecher gefüllt. Zum Glück passten Julius’ Eltern auf die Kinder auf.“ – schön politisch korrekt.

„Mitgliedschaft in der Kirche heißt, deine Seele gehört denen. Da ist juristisch nichts zu machen.“ – ist derzeit auch so. Jedenfalls behauptet das die katholische Kirche mit ihrem schon erwähnten Spruch: Extra ecclesiam nulla salus.

„Das, was er für seine Seele gehalten hat, gehört jetzt der neokatholischen Kirche“ – „neokatholisch“ finde ich gut!

„Das war Massenmord!“ – Schöne Vorstellung: Löschung der Daten = Massenmord an gespeicherten Seelen! Wobei sich die Frage stellt, ob die unsterblichen Seelen doch sterblich sind.

Zuletzt: Kompliment für die Idee. Aber setz dich hin und schreib das Ende neu. :)

 

Hallo Perdita,

das Thema "Leben nach dem Tod" ist für die Menschen seit jeher interessant. Du entwirfst hier ein Szenario, in dem das "Leben nach dem Tod" eine Gewissheit ist - wenn auch niemand so genau weiß, wie sich das anfühlen wird und ob man immer noch - irgendwie - der Gleiche ist.
Deine Protagonistin klammert sich daran, dass mit der Digitalisierung der Seele ihr Vater eben doch fortbesteht, während Agnes den Menschen als Seele und Körper sieht und sie sich deshalb sicher ist, dass es eine wirkliche Weiterexistenz nicht geben kann.

Das ist auf jeden Fall eine interessante Fragestellung innerhalb deiner Geschichte.

Interessant fand ich auch diesen Konflikt rund um die Kirche - dass die Kirche sich diese neue Entwicklung zunutze gemacht hat und - ähnlich wie beim Ablasshandel - damit Geld verdient, vor allem aber auch neue Gläubige anzieht. Das mit dem simulierten Fegefeuer finde ich echt krass - ich frage mich auch, warum Leute die Motivation haben, weiterhin "gläubig" zu sein, wenn sie sich - theoretisch - auch in ihr Lieblingsvideospiel versetzen lassen können.
Aber ich habe mal gelesen, dass es sozusagen ein "Urinstinkt" des Menschen ist, an etwas zu glauben und dass wir verrückt werden würden, wenn wir das nicht mehr tun. Ich denke, dahinter steckt die Suche nach einem Sinn. Menschen wollen ihre Existenz rechtfertigen.

Gut gefallen hat mir auch der Konflikt zwischen den Schwestern. Nicht nur, weil sie an unterschiedliche Dinge glauben, sondern auch diese Eifersucht, die zwischen ihnen zu spüren ist. Das ist gut gemacht - zugleich spielst du auch darauf an, dass es eben auch andere Zeiten gab. Bei der Zombiapokalypse musste ich auch echt lachen - ich finde das Wort "Leichenschmaus" nämlich auch schrecklich und frage mich immer, warum das so heißen muss.
Interessant fand ich auf, dass sie beide zwar von ihrem "Glauben" überzeugt sind, jedoch doch Zweifel hegen. So ist sich deine Prota plötzlich nicht mehr sicher, ob sie damit wirklich ihren Vater rettet, während Agnes den Gedanken, dass das Bewusstsein ihres Vaters leiden muss, nicht ertragen kann.

Es gibt in deiner Geschichte auch ganz tolle Sätze, bzw. Szenen.

Beispiele:

Man kann seiner Schwester ja schlecht die Hand schütteln, auch wenn man sich auseinandergelebt hat.

Sie ist bereit, für ihre Überzeugungen zu sterben und nie wieder aufzuerstehen.

Sie wollten gern sagen, dass Papa jetzt an einem besseren Ort kommen würde, und das fiel ihnen wohl leichter, wenn sie mit mir sprachen.

„Ihr Vater ist noch hier“, stellte er fest.
Agnes verdrehte die Augen.

Mir hat es ausgesprochen gut gefallen. Deine Geschichte ist vielschichtig und spricht verschiedenste Dinge an. Sie lässt dem Leser zugleich auch Raum, das Thema selbst zu interpretieren und sich eine Meinung zu bilden.
Ich habe mich gefragt, ob die Teile aus Agnes Buch für das Verständnis wirklich wichtig sind. Mit denen kann ich mich nicht so recht anfreunden. Sie sind schon gut geschrieben, aber ich denke, dass die Geschichte auch ohne diese Passagen funktionieren würde.

LG
die Bella

 

Hallo liebe Gemeinde,

Nach so langer Zeit traue mich ja kaum noch, mich wieder blicken zu lassen und dann auch noch einen Monate alten Text wieder aus der Versenkung zu holen, aber ich kann die noch unbeantworteten Kommentare auch nicht guten Gewissens stehen lassen.

Meine letzte Aktivität ist schon wieder furchtbar lang her und dann war es auch noch das Gejammer über die Änderungen auf der Seite – das sieht jetzt voll so aus, als hätte ich monatelang in der Schmollecke gehockt. Dabei war es bloß das übliche (na ja, vielleicht habe ich für ein paar Tage in der Schmollecke gehockt :)).
Day Jobs: Ohne kann ich nicht schreiben, weil ich dann keine geordnete Tagesstruktur habe, mit kann ich auch nicht viel schreiben, weil ich dann nicht genug Zeit habe. :dozey:

Ich habe ein paar Überarbeitungen gemacht, nichts radikales, aber das Türversteckproblem und der Eindruck, Pater Laske hätte Agnes’ Beichtgeheimnis verletzt, sind behoben und bei Rechtschreibung/Grammatik sollte jetzt alles im grünen Bereich sein.

Bleiben noch die Kommentare aus 2014.

Bernhard schrieb:
Eine der besten Geschichten, die ich hier gelesen habe.
Vielen Dank! Jetzt muss ich bloß noch das nagende Gefühl überwinden, ich könnte nie wieder etwas schreiben, was qualitätsmäßig an diese Geschichte heranreicht. :D

Bernhard schrieb:
Dieser Satz fiel für mich einfach so vom Himmel und das Gewicht dass dahinter steht, vermochte ich nicht zu spüren. Zweifellos etwas revolutionäres ist passiert, doch ich kann den Beweis nicht begreifen, beziehungsweise fand ich in dem Text nichts, was den Beweis untermauern würde.
Ja, ich drücke mich um die Erklärung herum. Aber ich stehe dazu! :)
Die Geschichte muss in einer Welt spielen, wo die Menschen von der Vorstellung „Das Leben nach dem Tod ist etwas Übernatürliches“ zu der Vorstellung gelangt sind „Das Leben nach dem Tod ist eine digitale Kopie des menschlichen Bewusstseins plus ein irgendein Programm, das dieses Bewusstsein neuen Erfahrungen aussetzt“. Wie und warum sie dahin gekommen sind, ist für die Geschichte ziemlich egal. Es würde nichts ändern, wenn ich da irgendwas Vages über Quanteneffekte oder die Natur des Bewusstseins einfüge, was nach einer Erklärung klingt und in Wirklichkeit doch keine wäre.
Das ganze liegt auch schon eine Weile zurück in der Geschichte. Diese neuen Formen der Religion sind schon etabliert und werden als Normalität angesehen. Das heliozentrische Weltbild war auch revolutionär, als es neu war und ist jetzt eine Selbstverständlichkeit.
Wenn mir eine richtig gute Idee käme, wie es dazu gekommen ist, dann würde ich die natürlich einbauen. Aber bisher hatte ich keine, und ich wollte nicht abwarten, bis mir eine kommt, bevor ich die Geschichte schreibe.

Bernhard schrieb:
Zum Schluss finde ich, geht dem Text einiges an Spannung verloren, weil die Rettung des Vaters einfach in der Ferne passiert. Du könntest noch einiges an Dramatik erzeugen, wenn die Heldin da mit dabei wäre.
Ich hatte es glaube ich in einem älteren Kommentar schon mal gesagt – ich habe lange mit dem Gedanken gespielt, den Vater als Figur in der Geschichte vorkommen zu lassen, und zu zeigen, was er im Purgatorium erlebt, und eventuell auch, wie er daraus gerettet wird. Aber ich habe mich dagegen entschieden, weil es auf diese Weise offen bleibt, wie dieses Leben nach dem Tod aussieht – und ob es überhaupt eins ist. Agnes ist am Ende auch nicht so sicher, ob sie wirklich ihren Vater gerettet oder vielleicht nur ihrer Schwester und sich selbst geholfen hat, mit der Trauer fertig zu werden.
Der Schluss ist schwächer als der Rest der Geschichte, das sehe ich ein. Aber ich glaube, es ist nicht unbedingt Drama, was da fehlt.

Dion schrieb:
Die Protagonistin ist eine Katholikin wie ich sie auch kenne: Vordergründig voller bedingungslosen Liebe („Mein Vater hatte Krebs gehabt und keine Affären“) und nah am Wasser gebaut, aber mit einer vorbereiteten Liste der Anrufe ausgestattet, die im Falle des Todes zu tätigen sind. Sie ist angeblich voller Trauer – und ist doch berechnend („Heute Abend würde ich eine Schulter brauchen, an der ich weinen konnte.“) und selbst am Grab scharf beobachtend („aber die meisten redeten länger mit mir als mit Agnes“).
Das Spannende an dem Kommentar war, dass er einen totalen Verteidigungsreflex ausgelöst hat bei mir. Ich sehe die Sophie viel positiver als du … was glaube ich damit zu tun hat, dass die mir ziemlich ähnlich ist. Von den Überzeugungen her ist mir Agnes sehr viel näher, aber bei Sophie steckt in der Persönlichkeit viel mehr von mir selbst.
Ich hab sie gar nicht als berechnend gesehen. Ich will dich natürlich nicht davon abhalten, die Geschichte so zu lesen – von wegen Tod des Autors und so :), aber ich habe halt ganz andere Gedanken dazu gehabt. Sie musste sich schon lange darauf einstellen, dass ihr Vater sterben wird, ohne zu wissen, wann genau es passieren wird. Sie hat sich mit Dingen darauf vorbereitet, die ihr ein Gefühl geben, wenigstens ein bisschen Kontrolle zu haben – zum Beispiel halt so eine Liste zu machen – wen muss ich anrufen, wenn es soweit ist.
Sie ist sehr harmoniebedürftig und immer darauf bedacht, Konflikte zu vermeiden oder zu entschärfen. Als sie das denkt „heute Abend würde ich eine Schulter brauchen, an der ich weinen konnte“, das ist nicht so gemeint „ich muss heute Abend besonders traurig aussehen“, sondern halt wirklich „ich brauche Halt und Zuspruch, und so ein kleines Ärgernis ist es nicht wert, jetzt einen Streit anzufangen“. Sie ist auch in der Beziehung zu Agnes diejenige, die sich zurückhält, um keinen Streit aufkommen zu lassen.

Dion schrieb:
Natürlich irrt sie manchmal auch, z.B. wenn sie behauptet, dass Galileo und Darwin dem Glauben nicht geschadet haben.
:lol: Kommt drauf an, wie man Schaden definiert. Die haben den Einfluss der Religion zweifellos zurückgedrängt. Also wenn man sagt: Der Machtverlust der Kirche war ein Schaden, dann hat sie Unrecht. Aber sie sagt ja nicht „der Kirche nicht geschadet“, sie sagt „dem Glauben nicht geschadet“. Und dem geht es immer noch ziemlich gut, würde ich sagen. Denn die emotionalen Bedürfnisse der Menschen haben sich eben nicht in dem Maße geändert, wie das Wissen über die Realität zugenommen hat.

Dion schrieb:
„Ich bin schrecklich nutzlos als Schmieresteherin“ … „Agnes war erschreckend gut in solchen Dingen“ … „Ich bin auch furchtbar schlecht im Improvisieren.“ – das fiel mir nur auf, kann aber als charakterisierende Eigenschaft der Prot durchgehen.
Ja, das ist Absicht gewesen. Sie ist ziemlich selbstkritisch, aber kokettiert auch so ein bisschen damit.

Dion schrieb:
Zuletzt: Kompliment für die Idee. Aber setz dich hin und schreib das Ende neu.
Haha, das geht ja auch so einfach!
Danke für die Motivation. Die Idee ist das auf jeden Fall wert. Aber es kann dauern, bis ich das wirklich durchziehe – es gibt so ein paar Fragen, die in den Kommentaren immer wieder auftauchen, und über die ich mir erstmal selbst richtig klar werden muss, bevor ich das angehe.

Bella schrieb:
Das mit dem simulierten Fegefeuer finde ich echt krass - ich frage mich auch, warum Leute die Motivation haben, weiterhin "gläubig" zu sein, wenn sie sich - theoretisch - auch in ihr Lieblingsvideospiel versetzen lassen können.
Das ist eine berechtigte Frage. Aber ich denke, es ist gar nicht so unrealistisch, das Menschen das tun würden. Es gibt ja auch in der Realität verschiedene religiöse „Angebote“. Man kann in eine Kirche gehen, die sagt: „Habt euch gegenseitig lieb und tut Gutes, dann fühlt ihr euch gut“, oder in eine, die sagt: „Habt Angst! Alle, die von unserem Pfad abweichen, erwartet Feuer und Schwefel und Heulen und Zähneklappern!“ – und es gibt immer noch viele Leute, die sich für letztere Variante entscheiden, obwohl das aus meiner Sicht ganz bestimmt nicht zum psychischen Wohlbefinden beiträgt.

Bella schrieb:
Gut gefallen hat mir auch der Konflikt zwischen den Schwestern. Nicht nur, weil sie an unterschiedliche Dinge glauben, sondern auch diese Eifersucht, die zwischen ihnen zu spüren ist.
Das hat mich sehr gefreut. Ich schreibe gerne über Geschwisterbeziehungen, ich finde die besonders spannend. Andere Beziehungen kann man sich im Leben ja zu einem gewissen Grad aussuchen, aber Geschwister nicht. Man wächst mit denen auf, und ist über eine lange Phase des Lebens täglich mit denen zusammen, und die wissen unheimlich viel über einen – aber es können völlig andere Menschen sein als man selbst. Die können einen besser verstehen als viele andere – besser als Eltern insbesondere, weil sie ja die gleichen Eltern haben, aber gerade dadurch können sie einem auch fieser weh tun, wenn sie es drauf anlegen. :)

Bella schrieb:
Mir hat es ausgesprochen gut gefallen. Deine Geschichte ist vielschichtig und spricht verschiedenste Dinge an. Sie lässt dem Leser zugleich auch Raum, das Thema selbst zu interpretieren und sich eine Meinung zu bilden.
Vielen Dank. Ich finde das sehr schön, gemeinsam mit anderen über solche Themen nachzudenken und zu diskutieren, und über eine Geschichte lassen sich Dinge manchmal viel besser ausdrücken als auf einer abstrakten Ebene.

Bella schrieb:
Ich habe mich gefragt, ob die Teile aus Agnes Buch für das Verständnis wirklich wichtig sind. Mit denen kann ich mich nicht so recht anfreunden. Sie sind schon gut geschrieben, aber ich denke, dass die Geschichte auch ohne diese Passagen funktionieren würde.
Das Experiment muss ich wirklich mal machen, wenn ich wieder Abstand zu der Geschichte habe. Diese Teile alle rausnehmen und dann versuchen, wie es ohne geht.

Vielen Dank für all eure Kommentare. Ich war ganz erschrocken, als ich gemerkt habe, wie lange ich das schon habe schleifen lassen. Und mich wieder damit zu beschäftigen, hat mir sehr viel Spaß gemacht und mir wieder gezeigt, wie wertvoll und großartig das Forum ist. :)

Ich werde jetzt auch wieder viel mehr Aktivität entfalten und möglichst viele andere Texte kommentieren.

 

Hallo Perdita

Mir hat die Geschichte über das digitale Fegefeuer 2.0 sehr gut gefallen.

Besonders die gegenteiligen Glaubensauffassungen der Schwestern, was sich als roter Faden durch die Geschichte zieht.
Ich spürte irgendwie, dass die Autorin trotz Sophies Erzählperspektive, näher bei Agnes ist, was du ja im Kommentar aufzeigst.

Obwohl du mittels Agnes die Geschäftemacherei der Kirche jetzt und in Zukunft anprangerst, begegnest du Sophie und ihrem Glauben als Autorin respektvoll. Ich bin auch eher rational veranlagt, was die Sache mit dem Leben nach dem Tod angeht. Da kommt wohl nichts mehr. Aber es kann tröstlich sein, wenn man ein finales Nichts nicht akzeptieren will, sich was auszumalen, wie es sein könnte.

Klar kann man nun auf hohem Niveau mäkeln, dass die Kirche die digitalen Seelen nicht in so einfach zugänglichen Ordnern ablegen würde, aber hei, es lassen auch wichtige Leute CDs mit sensiblen Daten auf Sitzpolstern in Eisenbahnzügen liegen. Krankenakten hängen in frei zugänglichen Register in Spitäler, usw.
Jedenfalls finde ich das örtliche Seelenregister nicht so abwegig, da es eben mit "Glauben" zu tun hat, und dessen Dogma ist stärker als jegwelche Sicherheitsschlösser. ;)

Ich finde, trotz der in den Kommentaren erwähnten Unzulänglichkeiten verliert die Geschichte kein bisschen ihres tiefgründigen Symbolgehalts.

Sehr gern gelesen, gerade weil ich mir ab und zu Fragen stelle, nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest. ;)

Liebe Grüsse,
dot

 

Hallo dot,

Schön, dass es dir gefallen hat :).

dotslash schrieb:
Obwohl du mittels Agnes die Geschäftemacherei der Kirche jetzt und in Zukunft anprangerst, begegnest du Sophie und ihrem Glauben als Autorin respektvoll.

Ja, das war mir ganz wichtig, die Figur nicht lächerlich zu machen. Ich weiß halt noch, wie es sich anfühlt, religiös zu sein. Ich bin früher nicht dümmer gewesen als heute, ich hatte nur eine andere Einstellung zu der Frage, ob es richtig ist, Dinge zu glauben, weil man sich wünscht, sie wären wahr. Und gerade weil die Geschichte schon ziemlich stark Position bezieht, fand ich es auch wichtig, die Gegenposition respektvoll zu behandeln.

dotslash schrieb:
Klar kann man nun auf hohem Niveau mäkeln, dass die Kirche die digitalen Seelen nicht in so einfach zugänglichen Ordnern ablegen würde, aber hei, es lassen auch wichtige Leute CDs mit sensiblen Daten auf Sitzpolstern in Eisenbahnzügen liegen. Krankenakten hängen in frei zugänglichen Register in Spitäler, usw.
Jedenfalls finde ich das örtliche Seelenregister nicht so abwegig, da es eben mit "Glauben" zu tun hat, und dessen Dogma ist stärker als jegwelche Sicherheitsschlösser.
Ja, das denke ich auch. Es kommt echt oft vor, dass sensible Daten gestohlen werden, weil irgendjemand gigantische Sicherheitslücken übersehen hat. Da muss man bloß ein bisschen extrapolieren. :D

Danke für deinen Kommentar, hat mich sehr gefreut!

 

Hallo Perdita, ich hoffe, du liest da noch hin nach so vielen Rezensionen. Ich finde, dir ist eine wunderbare Geschichte gelungen.
Ich mag deine Sprache. Da ist nichts Bemühtes. Ganz oft lese ich und habe das Gefühl: Ich wüsste gar nicht, wie man das anders sagen könnte. Kein Versuch von stilistischen Grandiositäten. Einfach gekonntes Erzählen. Da steh ich drauf. 
Eine Kritik trotzdem. Ich finde den Text ein wenig zu lang und über den Höhepunkt hinaus erzählt.
Die beiden großartigen inhaltlichen Fäden waren für mich die Schilderung dieses brutalen klerikalen Faschismus und die Hintergründe seiner Entstehung und dann – nicht minder interessant- die Auseinandersetzung der Schwestern, die sogar noch intensiver hätte sein können. Einfach weniger wichtig sind für mich die „Spannungs“-Teile. Der missglückte Einbruch…das Schmiere stehen…ist diese Geschichte in der Geschichte wirklich so unverzichtbar? Der Thriller-Teil passt für mich nicht wirklich rein in die Geschichte, die so gut von in radikaler Konsequenz zu Ende gedachten Gedanken lebt. Science-Fiction at it’s best. Da braucht‘s keinen Thriller mehr. Was wäre, wenn die einfach fehlte, wenn die Idee mit dem Hacken entstünde und damit dem Purgatorium ein Ende gemacht würde. Fertig! Irgendwann war für mich das wirklich Wichtige erzählt und ich hätte mir gewünscht, dass du die Geschichte dort enden lässt, wo sie am Schönsten ist.
Ist einfach ein Gefühl, das beim Lesen entstand. Da mag‘s anderen ganz anders gehen!
Ich mag jetzt aber nicht, dass das Rummäkeln am Ende steht. Es ist eine phantastische Geschichte.
Lieben Gruß
wander

 

Hallo wander,

ja sicher lese ich da noch hin :). Manchmal dauert es, bis ich mich dazu aufraffe, Kommentare auch zu beantworten, aber ich freue mich immer wie verrückt über jeden Kommentar. Und viele Kommentare sind ja schon ein Zeichen, dass die Geschichte gut ankommt.

Dein Lob zur Sprache freut mich sehr, dass es nicht bemüht wirkt. Es steckt natürlich in Wahrheit ganz viel Mühe drin, aber das soll halt nach außen nicht so aussehen. :)

Eine Kritik trotzdem. Ich finde den Text ein wenig zu lang und über den Höhepunkt hinaus erzählt.
Dabei ist das schon einer meiner kürzeren Texte ... aber den könnte man auf jeden Fall auch noch kürzen, das geht immer. :)

Die beiden großartigen inhaltlichen Fäden waren für mich die Schilderung dieses brutalen klerikalen Faschismus und die Hintergründe seiner Entstehung und dann – nicht minder interessant- die Auseinandersetzung der Schwestern, die sogar noch intensiver hätte sein können. Einfach weniger wichtig sind für mich die „Spannungs“-Teile. Der missglückte Einbruch…das Schmiere stehen…ist diese Geschichte in der Geschichte wirklich so unverzichtbar? Der Thriller-Teil passt für mich nicht wirklich rein in die Geschichte, die so gut von in radikaler Konsequenz zu Ende gedachten Gedanken lebt.

Hm, du hast die Kirche in der Geschicht auch mächtiger gesehen, als ich mir die vorgestellt hatte. Für die Leute, die in dem System drin sind, ist das natürlich schon irgendwo brutal, mit dem Druckmittel des Fegefeuers. Aber die wählen das ja für sich, und die können auch da heraus, wenn sie es denn wollen. Agnes ist ausgetreten, und jetzt kann ihr die Kirche auch nichts mehr anhaben (die könnten eine Anzeige machen wegen des versuchten Diebstahls, aber das macht der Pater Laske nicht, weil er mit Sophie Mitleid hat).

Der Einbruch ist für mich eigentlich gar kein "Thriller"-Teil. Ehrlich gesagt ist die Szene, wo der Pater die beiden erwischt, für mich eher der lustige Teil. :) Brauchen würde man die Szene für die Geschichte wohl nicht unbedingt. Aber ich fand, es zeigt halt die Charaktere der beiden Schwestern ganz schön.

Aber es hat natürlich jeder immer seine Lieblingstellen und andere, wo man sich denkt, darauf könnte man auch verzichten, das ist völlig in Ordnung, und es ist auch immer wieder spannend zu erfahren, was den Leuten beim Lesen so für Gedanken kommen. :)

 

Hallo Perdita,

ich weiß nicht so recht, was ich schreiben soll. Alles ist eigentlich bereits gesagt, aber ich möchte Dir trotz dem sagen, dass mich Dein Text total gefesselt hat. Ich glaube, über das Thema könnte man stundenlang philosophieren. Ich finde es auch gut, dass Du von der neokatholischen Kirche sprichst, es muss also in der Zeit bis zu Deiner Handlung schon einmal für die katholische Kirche einen Kollaps gegeben haben. Interessant wäre dabei, was aus den anderen Religionen geworden ist. Existieren die noch genauso in der Zukunft und stehen sie sich immer noch genauso antagronistisch gegenüber? Wäre doch Zufall, wenn nur die Katholiken eine Neugründung erfahren hätten.
Also, noch mal, ich freue mich, dass ich den Text lesen durfte und freue mich auf Neues von Dir!

Gruß
khnebel

 

Hallo khnebel,

es hat mich sehr gefreut, dass du einen Kommentar geschrieben hast, obwohl schon so viel dazu gesagt wurde. Schön, dass es dir so gut gefallen hat. Ja, die anderen Religionen werden natürlich auch Wege gefunden haben, um das digitale Jenseits in ihre jeweiligen Traditionen einzubauen. :)
Das Fegefeuer ist halt ein "Geschäftsmodell" was es schon gab und was in diesem Kontext sehr gut funktioniert, deshalb ist die Geschichte um diese Idee herum entstanden.

khnebel schrieb:
Also, noch mal, ich freue mich, dass ich den Text lesen durfte und freue mich auf Neues von Dir!
Ist in Arbeit. :) Der nächste Text, den ich einstellen werde, ist nicht so tiefschürfend, aber hoffentlich auch gut zu lesen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Perdita,

Du hast zu dieser Geschichte schon eine Menge Feedback erhalten, aber weil ich den Text sehr mag und dazu meinen Senf loswerden möchte, kommen jetzt ein paar Hinweise von mir. Vielleicht kannst Du was damit anfangen.

Wenn ich nur eine einzige Empfehlung zu einer Änderung abgeben dürfte, dann wäre es diese Passage hier:

Aus: „Die Todesfalle“ von Agnes Bachmann
Als Paxton und McAllister 2038 nachwiesen, dass der Tod eines Menschen das unwiderrufliche Ende seines Bewusstseins bedeutet, dass ein „Jenseits“ physikalisch unmöglich ist, sagten Experten bereits das Ende der Religion voraus.

Das ist ein so gravierender Fehler, dass es den ganzen Text deklassiert, und ich finde, das hat er nicht verdient. Dem Leser mit naturwissenschaftlichem Hintergrund wird sofort auffallen, dass hier eine Unmöglichkeit behauptet wird. Mit naturwissenschaftlichen Mitteln kann das Jenseits der christlichen Lehre ebenso wenig widerlegt werden, wie das islamische Paradies (Dschanna) oder die buddhistische Auflösung im Nirwana.

Das hat einen einfachen Grund: Naturwissenschaften befassen sich mit dem Erforschen der Natur, nicht aber mit dem Göttlichen, Geistigen, Kulturellen, Künstlichen oder Technischen. Deshalb können naturwissenschaftliche Erkenntnisse religiöse Lehren auch nur dort widerlegen, wo diese Aussagen über natürliche Dinge machen, beispielsweise zu Form, Alter und Bewegung der Erde oder anderer Himmelskörper, zur Entstehung der Arten usw. (Du hast ja Galileo und Darwin angeführt.)

Gott und das Jenseits sind aber keine natürlichen sondern übernatürliche Phänomene, und deshalb nicht Gegenstand der Naturwissenschaft.

Wenn es um Widerlegungen religiöser Konzepte geht, die sich auf das Göttliche beziehen, dann kommen sie aus der Theologie, Philosophie, aus der Logik und Mathematik, aber niemals aus den Naturwissenschaften, die sich in ihren Aussagen auf Experimente bzw. Beobachtungen stützen.

Und es gibt noch einen zweiten Punkt zu bedenken. Wenn man das Jenseits nun absichtlich als einen physikalischen Raum missverstehen will, das heißt, als einen Teil der Natur, dann ist die Richtung der naturwissenschaftlichen Forschung genau umgekehrt: Seit einigen Jahrzehnten diskutieren Physiker sehr ernsthaft hyperdimensionale Räume und multiple Universen. Das mechanistische Universum eines Newton wurde mit Einstein zu den Akten gelegt.

Wenn also moderne Physiker zu dem Thema was sagen, dann klingen die Erkenntnisse von Superstring, Quantenschaum und Unschärferelation in den Ohren der meisten Menschen wie Magie. Auch im Bereich der Neurobiologie und in der Erforschung des Bewusstseins mithilfe naturwissenschaftlicher Methoden kommt man – ganz im Gegenteil zur Stoßrichtung Deines Paxtons – heute eher zu dem Ergebnis, dass die Möglichkeiten von Gehirn und Bewusstsein viel umfassender sind, als man bisher annahm.

Zusammengefasst: Es ist vollkommen unmöglich, dass Physiker Aspekte einer religiösen Lehre "widerlegen", die sich auf das Übernatürliche beziehen. Man kann Gott nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden widerlegen. Das wird Dir jeder Physiker bestätigen.

Im Zusammenhang mit Deiner Geschichte stellt sich die Frage, ob der Plot dieses Paxton- und McAllister-Experiment wirklich braucht. Du willst darstellen, dass der Neo-Katholizismus eine Art digitalen Ablasshandel einführt. Ich sehe nicht, weshalb das Experiment dafür notwendig ist. Die Menschen glauben an alles Mögliche. Weshalb sollten sie nicht daran glauben, dass man das Bewusstsein im Moment des Todes in einen virtuellen Speicher laden kann, um es danach in einer körperlosen Form weiterexistieren zu lassen?

Ein anderer Punkt:

Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wurde aus der Vorstellung, dass das Bewusstsein nach dem Tod weiterexistiert, Realität.

Das ist eine sehr enge, modernistische und europäische Sichtweise, die Agnes da äußert, und in dieser Formulierung ist sie falsch. Was ist Realität? Das, was wirklich ist. Wer entscheidet darüber, was wirklich ist? Der Mensch.

In Tibet ist es Realität, dass das Bewusstsein nach dem Tod weiterexistiert. Für viele Menschen dort ist das so real wie Sonne, Regen und Schnee. Es ist nicht einfach nur ein Glaube. Aus ihrer Perspektive ist es eine Tatsache.


Und ein letzter Hinweis zu den religiös-philosophischen Reflexionen des Textes:

Wenn mein Körper stirbt, dann existiert kein „ich“ mehr. Es ist technisch möglich, die Inhalte meines Gehirns zu kopieren, um Erinnerungen und Persönlichkeitsmerkmale später noch einmal abzurufen, aber diese Kopie wäre nicht ich.

Das ist ein schwieriges Fach, denn es gibt auch kein "Ich", solange der Körper existiert. Nimm den Körper auseinander, nirgends wirst Du ein "Ich" finden. Wenn das "Ich" aber lediglich eine Projektion des Gehirns ist, also Ergebnis einer neurobiologischen Virtualisierung ist, weshalb sollte man es nicht in eine technische Virtualisierung übertragen können? Verliert mein Ich etwas, wenn mir ein Arm amputiert wird? Ist das dann nicht mehr mein "richtiges" Ich?

Zum Text:

Mir hat die Sprache und der Aufbau der Geschichte gut gefallen. Es ist ein angenehmer, ruhiger Tonfall, den Du hier nutzt, um den Lauf der Ereignisse aus der Perspektive von Sophie zu entwickeln. Diese Einschübe aus dem Blog sind nicht so nach meinem Geschmack, weil es mich immer ein bisschen aus dem Rhythmus der Erzählerstimme rausgebracht hat, aber das kann man sicher so machen.

Der Konflikt zwischen Agnes und Sophie macht die ganze Sache spannend. Hier und dort gibt es ein paar Details, die ich befremdlich finde, z.B. dass eine Seele so schmucklos in einem Aktenordner aufbewahrt wird – das entspricht kaum der zeremoniellen Kultur der katholischen Kirche – aber insgesamt fand ich das alles überzeugend.

Der Abschluss der Geschichte ist nicht ganz rund, finde ich. Mir ist beispielsweise nicht klar, was Agnes da nun eigentlich ihrer Schwester mitgebracht hat: das Backup, das bereits im Purgatorium brutzelt, ein neutrales Backup- aufgenommen im Moment des Todes, ein aus dem Purgatorium befreites Backup? Und weiter: Was macht Sophie jetzt mit diesem Ding? Ihr Grundkonflikt – eine Haltung zu dieser neokatholischen Technologie zu finden - ist doch nicht gelöst, oder habe ich da was falsch verstanden?

Fazit: Ich habe die Geschichte gern gelesen, fand den Text spannend, interessant und emotional. Hat mir gut gefallen. Vielen Dank dafür. Die inhaltlichen Schwachpunkte könnte man schnell beheben, aber ich weiß, dass es sehr schwer fällt einen Text noch mal zur Hand zu nehmen, wenn man das Projekt abgeschlossen hat.

Beste Grüße
Achillus

 

Hallo Achillus,

ich habe mich sehr gefreut über deinen Kommentar. Der hat mir auf jeden Fall etwas gebracht!

Das ist ein so gravierender Fehler, dass es den ganzen Text deklassiert, und ich finde, das hat er nicht verdient. Dem Leser mit naturwissenschaftlichem Hintergrund wird sofort auffallen, dass hier eine Unmöglichkeit behauptet wird. Mit naturwissenschaftlichen Mitteln kann das Jenseits der christlichen Lehre ebenso wenig widerlegt werden, wie das islamische Paradies (Dschanna) oder die buddhistische Auflösung im Nirwana.

Du bist ja nicht der erste, der das anspricht, aber dein Kommentar ist sozusagen der berühmte Tropfen. Ich habe mich zu der Erkenntnis durchgerungen, dass das ganze "Paxton-Experiment"-Dings wirklich suboptimal ist. Soll ja keiner sagen, ich wäre beratungsresistent. :)

Ich hab ja die Geschichte angefangen mit der Vorstellung, dass diese Situation mit den veränderten Jenseitsvorstellungen innerhalb der verschiedenen Religionen schon da ist. Und die Frage, wie es dazu gekommen ist, wollte ich einfach schnell aus dem Weg schubsen, ohne dass die Leser da groß drüber nachdenken. Leider denkt ihr alle so viel :D.
Ich denke, es ist nicht ausgeschlossen, dass jemand so was schreiben würde. Leute, die sich mit Philosophie und Wissenschaftstheorie auseinandersetzen, werden wissen, dass man sich mit so einer Aussage viel zu weit aus dem Fenster lehnt. Aber in einem Buch, wo es eh darum geht, sozusagen den Bekehrten zu predigen, könnte sich jemand schon mal zu so einer Behauptung versteigen.

Aber das ist trotzdem nicht gut, und, wie du schon sagst, auch gar nicht nötig. Es ist ja jetzt schon so, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse alle sehr stark darauf hindeuten, dass das, was man traditionell als Seele bezeichnet, ein Produkt des Gehirns ist. Wenn jemand durch Verletzungen oder Krankheiten Schäden am Gehirn davonträgt, kann sich die ganze Persönlichkeit verändern und so weiter. Und wissenschaftliche Erkenntnisse sickern ja - nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten - doch irgendwann in die Religionen rein. Die Mainstream-Kirchen akzeptieren inzwischen die Evolutionstheorie. Es könnte also auch ohne irgendein ominöses Experiment ganz von allein passieren - inbesondere wenn es die technischen Möglichkeiten für das künstliche Weiterleben nach dem Tod gibt - dass die religiösen Vorstellungen sich in dieser Weise verändern.

Das ist eine sehr enge, modernistische und europäische Sichtweise, die Agnes da äußert, und in dieser Formulierung ist sie falsch. Was ist Realität? Das, was wirklich ist. Wer entscheidet darüber, was wirklich ist? Der Mensch.
Na, hier gehe ich dann nicht ganz mit. Weil, man kann von der Agnes auch nicht verlangen, dass alles, was sie sagt, ähm ... unfehlbar sein soll. :)
Die ist das Produkt einer modernistischen europäischen Sichtweise und schreibt für ein Publikum, das ähnlich gestrickt ist. Warum soll sie nicht entsprechend formulieren? Die Texte von ihr (die vielleicht ohnehin verschwinden, wenn ich mal eine Tiefenüberarbeitung mache) sollen ja gar nicht reibungsfrei sein, dass man da jedem Wort zustimmen kann. Die sind ja als Provokation gemeint, sie will, dass sich ihre Fans bestätigt fühlen und will gleichzeitig die Leute auf der anderen Seite herausfordern und ärgern. Also ich glaube nicht, dass sie hier Rücksicht auf tibetische Vorstellungen nehmen würde oder sollte.

Das ist ein schwieriges Fach, denn es gibt auch kein "Ich", solange der Körper existiert. Nimm den Körper auseinander, nirgends wirst Du ein "Ich" finden. Wenn das "Ich" aber lediglich eine Projektion des Gehirns ist, also Ergebnis einer neurobiologischen Virtualisierung ist, weshalb sollte man es nicht in eine technische Virtualisierung übertragen können? Verliert mein Ich etwas, wenn mir ein Arm amputiert wird? Ist das dann nicht mehr mein "richtiges" Ich?
Das ist natürlich ein Thema, über dass es auch innerhalb der Gruppe der nichtreligiösen Leute Diskussionen geben kann. Von denen wird sich auch nicht jeder hinstellen und sagen: Ich bin prinzipiell gegen das Leben nach dem Tod, egal in welcher Form. Es gibt auf jeden Fall auch Leute, die nicht zu irgendeiner Religion gehören, und die trotzdem Backups machen lassen, um ihr Bewusstsein nach ihrem Tod weiterleben zu lassen. Agnes lehnt das für sich persönlich ab, weil sie nicht glaubt, dass das Bewusstsein diesen Zustand auf die Dauer aushält.

Hier und dort gibt es ein paar Details, die ich befremdlich finde, z.B. dass eine Seele so schmucklos in einem Aktenordner aufbewahrt wird – das entspricht kaum der zeremoniellen Kultur der katholischen Kirche – aber insgesamt fand ich das alles überzeugend.
Die neuen Sakramente werden schon einen zeremoniellen Charakter haben, auch wenn das in der Geschichte nicht gezeigt wird. Der USB-Stick in der Akte verhält sich dazu ungefähr so wie die Taufurkunde zum Ritual der Taufe. :)

Mir ist beispielsweise nicht klar, was Agnes da nun eigentlich ihrer Schwester mitgebracht hat: das Backup, das bereits im Purgatorium brutzelt, ein neutrales Backup- aufgenommen im Moment des Todes, ein aus dem Purgatorium befreites Backup?
Das zweite. :)
Alle Bewusstseinskopien, die sich im Purgatorium befanden, wurden durch den Hackerangriff zerstört.

Was macht Sophie jetzt mit diesem Ding? Ihr Grundkonflikt – eine Haltung zu dieser neokatholischen Technologie zu finden - ist doch nicht gelöst, oder habe ich da was falsch verstanden?
Nein, der ist nicht gelöst. Wäre sie eine richtig linientreue Neokatholikin, dann müsste sie den USB-Stick der Kirche zurückbringen und sagen: Hier, das ist mein Vater, und der hat noch nicht für seine Sünden gebüßt.
Agnes schlägt ihr vor, sich ein alternatives Angebot zu suchen - nämlich zu einem Medium zu gehen, das ihr erlauben würde, noch einmal mit ihrem Vater zu sprechen.
Womöglich hebt sie das Backup auch einfach auf, wie man eine Urne aufbewahrt.
Sophie ist am Ende der Geschichte noch dabei, das Ganze zu verarbeiten, und hat noch keine Entscheidung getroffen.

Fazit: Ich habe die Geschichte gern gelesen, fand den Text spannend, interessant und emotional. Hat mir gut gefallen. Vielen Dank dafür. Die inhaltlichen Schwachpunkte könnte man schnell beheben, aber ich weiß, dass es sehr schwer fällt einen Text noch mal zur Hand zu nehmen, wenn man das Projekt abgeschlossen hat.
Ich habe zu danken! :)
Ich will den Text noch mal überarbeiten. Wirklich. Im Moment spiele ich zum ersten Mal ernsthaft mit dem Gedanken, mich an einem Roman zu versuchen. Ich weiß noch nicht, was das für die Kurzgeschichten bedeutet, die ich geschrieben habe und an denen ich noch schreibe. Könnte sein, dass dann erst mal alles andere auf Eis liegt. Könnte auch sein, dass ich vor der Herausforderung, so was richtig großes zu versuchen, den Schwanz einziehe, und statt dessen anfange, alle kurzen Texte endlich so zu überarbeiten, wie ich es immer vorhatte. :)

 

Hallo Perdita,

mich hat das Copy von Schwups so geflasht, dass ich unbedingt gucken musste, was er da als Vorlage in den Fingern hatte.
Und sieh an, deine Geschichte ist damals vollkommen an mir vorbeigegangen. Sci-Fi lese ich auch nicht sooo oft. Interessiert mich schon, aber ich muss dafür in der Stimmung sein. Wie auch immer, bin froh, so doch noch über deine GEschichte gestolpert zu sein.
Die Vision ist ja mal echt krass. Moderner Ablasshandel auf perfideste Weise.
Die Szene, in der der Pater mit der ungebeichtetenFremdgeh-Nachricht kommt, das ist echt Gänse-Haut-Faktor.
Gut, du löst es so, dass Agnes davon sogar wusste und untermauerst diese Behauptung damit, legitimierst also das Verfahren in den gesetzten Parametern, aber im Prinzip könnte da ja mit jeder Nachricht aufgewartet werden, die eine kostenintensive Läuterung nach sich zöge. Boah!
Wie Agnes treffend sagt: Erpressung.
Angenehm finde ich, dass du dich aus dem technischen Techtelmechtel weitestgehend raushältst. Die Perspektive lässt das ja zu. Du stellst eine Behauptung auf und das reicht für den Text.
Auch die Auszüge aus den Büchern/ Blogs von Agnes gefallen mir. Ich finde ja, dass solche Einsprengsel oft etwas unbeholfen wirken, man liest ihnen regelmäßig das Bemühen an, den nötigen Hintergrund ins Spiel zu bringen. Hier hatte ich aber nicht das Gefühl. Das sitzt, den Beiträgen haftet nichts Übererklärendes an.
Das Ende dann. Ja, da könnte man schon ein bisschen Kritik dran üben. Das geht doch sehr glatt über die Bühne. Die Hacker und dann das Medium. Vielleicht lese ich das auch falsch, aber plötzlich kann man mit den "Verstorbenen" noch reden? das wirft ja einen vollkommen neuen Zweig auf. Weiß nicht, ob es das wirklich braucht.

In jeden Fall sehr gerne gelesen, wird noch länger in meinem Kopf rumspuken
grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

Vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren. Ich freue mich schon sehr drauf, endlich auch die Geschichte von Schwups zu lesen, nachdem ich mein eigenes Copywrite geliefert habe.

Die Szene, in der der Pater mit der ungebeichtetenFremdgeh-Nachricht kommt, das ist echt Gänse-Haut-Faktor.
Gut, du löst es so, dass Agnes davon sogar wusste und untermauerst diese Behauptung damit, legitimierst also das Verfahren in den gesetzten Parametern, aber im Prinzip könnte da ja mit jeder Nachricht aufgewartet werden, die eine kostenintensive Läuterung nach sich zöge. Boah!
Wow, darüber hatte ich ja noch gar nicht nachgedacht, dass die Kirche da im Prinzip auch die Macht hätte, irgendwelche ungebeichteten Sünden zu erfinden. Theoretisch ist es ja überprüfbar, weil alles computerisiert ist. Aber ob die Angehörigen das so ohne weiteres nachprüfen könnten, wenn ein Priester sich einfach etwas ausdenkt, um den Ablassgewinn zu steigern? Na ja, ich finde das Ganze auch schon schlimm genug, wenn nur tatsächliche "Verfehlungen" bestraft werden, es dürfte kaum einen Menschen geben, bei dem sich da nichts finden lässt.

Auch die Auszüge aus den Büchern/ Blogs von Agnes gefallen mir. Ich finde ja, dass solche Einsprengsel oft etwas unbeholfen wirken, man liest ihnen regelmäßig das Bemühen an, den nötigen Hintergrund ins Spiel zu bringen. Hier hatte ich aber nicht das Gefühl.
Das freut mich sehr. Nach einigen der vorhergehenden Kritiken hatte ich ja schon überlegt, ob die Geschichte nicht vielleicht eleganter sein könnte ohne diese Einsprengsel, aber inzwischen tendiere ich eher dazu, dass ich es wieder so ähnlich machen würde, wenn ich die Geschichte noch mal schreiben würde. Mir gefällt es, dass ich dadurch quasi eine extra-Perspektive im Text habe, obwohl die Geschichte eine Ich-Erzählerin hat.

Das Ende dann. Ja, da könnte man schon ein bisschen Kritik dran üben. Das geht doch sehr glatt über die Bühne. Die Hacker und dann das Medium. Vielleicht lese ich das auch falsch, aber plötzlich kann man mit den "Verstorbenen" noch reden? das wirft ja einen vollkommen neuen Zweig auf. Weiß nicht, ob es das wirklich braucht.
Ja, das ist eher ein Gag gewesen mit dem Medium, hätte es vielleicht wirklich nicht gebraucht. :) Ich fand das halt lustig, dass es neben der "modernisierten" Form des katholischen Glaubens (und wahrscheinlich anderer Religionen, die in der Geschichte nicht betrachtet werden) auch eine modernisierte Form von Séancen geben könnte, wo ein Medium einem Verstorbenen ermöglicht, noch mal Kontakt mit der Welt der Lebenden aufzunehmen. Die haben halt andere Software als die Kirche. :)

In jeden Fall sehr gerne gelesen, wird noch länger in meinem Kopf rumspuken
Freut mich! :)

 

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