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Pech in Reinform
Leben in Reinform Teil 1+ NEU Teil 2
Gefahr! Mein Gehirn leitet das Signal durch mein Rückgrat hinunter zu meiner Nebenniere.
Diese nimmt die Nachricht auf und schüttet sogleich Adrenalin aus und schießt es dann den Weg hoch zurück zum Gehirn. Mein Kopf läuft heiß.
In Gefahrensituationen gibt es immer nur zwei Möglichkeiten der Reaktion weil wir unter Stress oder Panik nur beschränkt denken können. Entweder ergreifen wir die Flucht oder wir stellen uns der Situation. Im Angesicht dieser zwei Kolosse von Männern, die mir gegenüber stehen wäre Flucht wohl die sinnvollste aller Entscheidung, wäre da nicht die Holzplanke angelehnt an die Mülltonne neben mir...
Die Typen kommen näher und ich zwinge mich zu einem klaren Gedanken. Komplexes Denken ist jedoch unter Einfluss von Adrenalin nicht wirklich leicht und meine Erfolgschancen liegen in ziemlich tiefem Gefilde. Ich stehe mit dem Rücken zu einem kurzen Holzwall und befinde mich in einer Sackgasse zwischen zwei Häuserrücken, die ausgerechnet auf diesen Seiten keine Fenster haben.
Ich täusche den Männern eine ängstliche Miene vor in der Hoffnung, dass sie vielleicht ein wenig Gnade walten lassen und mir nicht alle Rippen brechen, wenn mein Angriff fehlschlägt. Sie treten immer näher an mich ran und wir sind alleine auf dieser verdammten Straße, die nur sehr spärlich von einer Laterne beleuchtet wird, die hinter diesen Männern liegt. Es ist eine windige Nacht und ich bin fast hilflos dieser Gefahr ausgeliefert.
Der Linke hat Jeansklamotten und trägt eine schwarze Sonnenbrille obwohl es Nacht ist.
Daraus schließe ich, dass er mich mit Stil verprügeln will oder er hat zu viel Fern gesehen.
Obwohl er etwas magerer ist als der Rechte sind seine Oberarme recht schwer zu ignorieren.
Er hat braune Haare und trägt Weiße Sneaker, die seinen lässigen Gang untermalen.
Er trägt eine dunkele Jeans, die etwas zu niedrig sitzt und eine Lederjacke in rot mit quadratischen Mustern, die irgendwie einfach nur albern wirkt. Ich habe diesen Typen noch nie zu vor gesehen.Der andere ist eher mit einem wilden Gorilla zu vergleichen. Er atmet wie ein wilder Bulle und ist dermaßen breit, dass der Linke etwas hinter ihm gehen muss. Seine grünen Hosenbeine sind ausgefranst, ragen über die Schuhe und schleifen am Boden.
Obwohl es sehr kühl ist, trägt er nur ein schwarzes Muskelshirt, dessen Bezeichnung wie Maßgeschneidert für ihn scheint. Er trägt eine lange und massive FUCK U-Kette um seinen Hals, die mit jedem seiner großen Schritte weit von links nach rechts baumelt und bis zu seinem Gürtel reicht. Seine kräftig schwarzen Haare lassen ihn zusammen mit seinen schwarzen Augen sehr gefährlich aussehen.
Jetzt so bei näherem Hinsehen wird mir klar, dass ich diesen Typen mal öfter gesehen habe.
Er ist Russe und verkörpert genau die Klischees weil er aussieht und wie ein Schrank geht.
Ich meine sogar mich noch an seinen Namen zu erinnern. Wal…Wladimir oder in etwa so ähnlich. Sie treten immer näher ran und ich bin sehr unsicher ob mein Plan glückt. Auf gar keinen Fall will ich mich denen einfach so hingeben. Ich habe keine Kampfkunst erlernt, die mir hier hilfreich sein könnte. Die ganzen Jet Li oder Tony Ja Filme waren schön anzusehen aber mach das bitte mal jemand nach! Ich bin nicht geübt im Angriff und Verteidigung ist mir gänzlich fremd. Ich rechne in den letzten Sekunden meine Erfolgschancen aus. Die Masse der Muskeln an den Armen dieser Typen und mein Erfahrungsschatz in kämpfen ergeben für mich wie so oft die Zahl Null!
Der Rechte bleibt stehen und knurrt über die zwei verbliebenen Meter zwischen uns hinüber:
,, Du verdammter Idiot hast dich doch gewaltig verschätzt. Dachtest du echt, du kommst mit so einer feigen krummen Scheisse davon?“
Der Linke besänftigte derweil ebenfalls seine Schritte und gibt nun seinen Senf dazu ab:
,, Wir werden dir zeigen wo der Hammer hängt!’’.
Dieses kurze Gespräch erinnert mich spontan an diese typischen Hollywood- Prügel- Filme, die oft diese sehr flachen Dialoge beinhalten.
Der Gorilla brummt noch:“ Man weißt du eigentlich wie angepisst er war? Du bist so arm dran mein Junge, dachtest du echt, dass es für dich gut ausgeht?“.
Ehrlich gesagt hatte ich es wirklich gedacht. Ich dachte ich schaffe es. Dass diese zwei Affen sich an mich hängen, hätte ich mir aber nie träumen lassen. Dabei fing alles so harmlos an und vor all dem hier war alles in schönsten Frieden getupft…aber für einen Rückblick ist jetzt wirklich der aller fälschlichste Zeitpunkt. Ich habe gerade leider größere Sorgen.
Die zwei nehmen ihren Gang wieder auf, der rechte überholt rasch den linken und greift mit aggressiver Mine nach mir. Ich stoße ihn mit allem Mut zur Seite und er fällt doch tatsächlich nach hinten um! Ich bin etwas verwundert. Er fällt einfach um und bleibt sitzen. Der linke eilt rasch herbei während ich mit meiner Hand bereits die Holzplanke ergriffen habe. Er holt mit der Faust aus und lässt diese relativ schnell sacken als ich ihm das Brett quer über das Gesicht ziehe. Seine eigentlich bis hierhin recht schöne Nase bricht und gleichzeitig platzt das Gewebe seiner Lippen auseinander und verformt sich auf eine unschöne Art und Weise.
Die roten Gläser seiner Sonnenbrille zerbersten und das Gestell bohrt sich in seine Augenbrauen. Er stürzt einen Schritt zurück und fällt dann zu Boden. Das Blut spritzt ihm in hohen Bogen aus seiner Nase auf seine Lederjacke. Der Gorilla hielt währenddessen auf dem Boden irritiert inne und kommt jetzt erst wieder wie eine Dampflok in Bewegung.
Es ist schon unglaublich zu welchen Aktionen Adrenalin einen treiben kann. Ich habe von Menschen gehört, die in Frankreich von einem Gebäudedach 8 Meter weit auf ein anderes springen und die Schlucht unter ihnen beträgt dabei angeblich bis zu 20 Meter. Das ist Wahnsinnig. Gerade noch im Angriff lässt das Adrenalin aber nun nach und ich beschließe die Flucht zu ergreifen.
Ich täusche einen Rückschritt vor, der Gorilla fällt drauf herein und als ich an ihm vorbei dampfe, greift er erst einmal ins Leere. Dabei ergreife ich eher durch Zufall seine FUCKU- Kette. Sein linker Ellenbogen tritt eher unerwartet wuchtig hinter mir hervor, trifft mich am Rückkopf und bringt mich zum stolpern. Ich falle und ziehe dabei an der massiven Kette, was ihn zum Vorbeugen bewegt. Er hält schwer die Balance und als ich noch einmal ruckartig daran ziehe fällt er auf die Knie. Während des Falles fuchtelt und erwischt er mich aber mit seinem rechten Haken an meiner linken Augenbraue und die weiche Haut platzt direkt auf. Er hat nur blind zu geschlagen und schon ist die Haut hin. Da will ich nicht wissen was passiert wenn er mich richtig in die Finger kriegt.
Ich rappele mich schnell auf und lasse die Kette aus meiner linken Hand fallen. Das Brett sitzt noch immer fest in meiner rechten Hand und während der Große wieder die Pranken nach mir ausstreckt, lasse ich das Holz des Brettes eins werden mit dem Fleisch seines Gesichtes. Ich spüre wie die Energie aus meinem Schwung durch meine Arme, meine Hände, dann durch das Holz in seinen Kopf gleitet. Vielleicht bilde ich es mir ein aber ich spüre sogar fast wie sich einzelne Moleküle vom Holz trennen um in seinem Gesicht Platz nehmen. Das Geräusch des Schlages ist dumpf und irgendwo dazwischen liegt ein Knacken. Er fällt ohne Reflexe zu Boden und bleibt wie ein Fels regungslos liegen.
Mir fällt auf, dass der Gorilla jetzt am Boden aus der Backe blutet wie ein geschlachtetes Schwein.Bei näherem Hinsehen wird mir klar, dass er Löcher in der linken Wange hat. Ich drehe das Brett in meiner Hand um und entdecke den Grund für die Löcher. Aus der Rückseite dieses Brettes ragen blutbefleckte Nägelspitzen. Das Blut strömt aus seiner Nase und den Löchern und bildet unter seinem Kopf eine große Lache. Ich habe ihn so hart erwischt, dass die Wunde wirklich bedrohlich aussieht. Der andere mit der kaputten Sonnebrille liegt ebenfalls am Boden und färbt den Asphalt leicht rötlich.
Ich lasse die beiden Typen da liegen und gehe schnellen Schrittes aus der Gasse. Mir fließt das Blut aus der Augenbraue ungehindert mein Gesicht hinunter und tropft auf meinen weißen Pullover. Ich drücke auf die Klingel des Hauses, das einen Teil meine Sackgasse bildete, und noch bevor jemand die Klinke erreicht, schreie ich:“ Um die Ecke liegen zwei Typen, schwer verletzt!“ Bevor der Hauseigentümer oder die Hauseigentümerin die Tür erreicht und mich entdeckt, mache ich mich allerdings aus dem Staub.
Das blutbeschmierte Brett werfe ich 3 Blocks weiter in ein Gebüsch. Meine Hände zittern als ich mich auf den Weg nach hause mache. Welche Konsequenzen diese Nacht mit sich bringen wird, muss ich mir gar nicht erst vorstellen. Das die zwei Typen der Polizei etwas von mir erzählen ist unwahrscheinlich, denn ich weiß ja mit welcher Absicht sie kamen. Das zeugt nicht von einem Gerechtigkeitssinn und wahrscheinlich sind sie daher auch keine Fans der örtlichen Bullen. Der Wind bläst mir um die Ohren und meine Schritte hallen in die Nacht hinein. Ich hab mich nie ernsthaft geschlagen und dieses Ereignis gerade eben ist etwas zu viel für mich. Um den Weg zu verkürzen nehme ich die Abkürzung und klettere über ein Mittelgroßes Gitter. Ich bin etwas außer Atem und meine Augenbraue zerrt an den Nerven.
Darüber hinaus bin ich nervös und unkonzentriert und es kommt wie es kommen muss. Ich verliere den Halt und falle Kopfüber auf die Wiese der anderen Seite…
Julia. Ihr Name ist Julia. Sie steht dort aufrecht mit einer Hand an ihre Hüfte gelehnt und mit der anderen trinkt sie aus ihrer Wasserflasche. Die Sonne strahlt an dem Tag auf den Sportplatz, Julia wird von den Sonnenstrahlen umhüllt und ich bin wie hypnotisiert von ihrem Anblick. Meine Mitschüler sind bereits weg und ihre Kameraden gehen am mir vorbei. Ich schenke ihnen keine Beachtung denn ich bin fixiert auf sie. Es ist ein prächtiger Sommertag und die schöne Wärme des Tages wird von einem leichten Wind begleitet. Der Wind zieht durch die Äste der saftig grünen Bäume, streift mich und umschwirrt 100 Meter weiter Julias Haare. Sie hat schwarze Haare, die auf Höhe ihres Kinns enden und nach hinten mit ein wenig Gel aufgebauscht sind.
Diese Frisur gibt es hier gar nicht mal so häufig aber es würde wohl niemandem besser stehen als ihr. Wir hatten gerade Sport und Julia ist durstig. Während sie trinkt schweift mein Blick über ihren leicht bekleideten Körper. Ein kurzes hell blaues Top, dass ihren wunderschön geformten Bauch zum Vorschein bringt und eine kurze Short die etwas tiefer im Becken sitzt und viel Platz für Fantasien lässt. Ihre Beine sind etwas rötlich angebrannt von der Sonne und sind umhüllt in eine glatte Haut. Ein Teil ihrer Schenkel ist zu sehen und ich bin hin und weg.
Ich habe mich bereits umgezogen und warte nun auf Julia. Zwischen uns liegen ungefähr 100 Meter und ich habe den Willen ihr näher zu sein als jeder andere. Vielleicht diese ein paar Meter, die mich in diesem Augenblick von ihr trennen. Sie nimmt noch einen Schluck und packt die Flasche in die Tasche. Das von ihrer zarten Lippen tropfende Wasser fängt sie mit ihrem Arm auf und sattelt dabei ihre Tasche auf den Rücken. Sie macht sich auf den Weg und die 100 Meter werden immer weniger. Ich versuche meinen Blick von ihr ab zu wenden aber das Grün ihrer Augen hat mich so fest im Griff wie das Koma höchstpersönlich.
Sie schlendert langsam und müde doch trotzdem verliert sie nicht an ihrer Präsenz mit dem Viel an Elleganz und ungebrochener Schönheit. Sie sieht mich an. Die Lichtstrahlen fallen in ihre Augen. Sie werden in ihre Netzhaut aufgenommen und als Nervensignale an das Gehirn geleitet, welches prompt ein Bild für Julia kreiert. Sie…Sie sieht mich. All diese Einzelheiten bekommt sie aber nicht mit und selbst mir ist es in dem Augenblick so was von egal. Ihr Anblick verschlägt mir jedes Mal den Atem. Glänzende Pupillen umrundet von einer grünen Iris mit vereinzelt braunen Streifen. Ein süßlich ovales Gesicht, das von zwei zierlichen Lippen und einer Stupsnase geprägt ist. Sie hat auf den Wangen Sommersprossen. Was mich bei anderen stören würde wirkt bei ihr auf natürliche Art und Weise Atemberaubend. Wäre sie eine Quelle so würde ich für immer aus ihr schöpfen wollen. Sie ist ein Schritt vor mir und lächelt. Ihre Lippen geben ihre Zähne preis und ich kann mir selbst ein Grinsen nicht verkneifen. Vor mir steht Julia. Eine leichte Brise umstreichelt meine und ihre Haut. Ich liebe dieses Mädchen über alles aber obwohl sie vor mir steht ist sie für mich so gut wie unerreichbar. Diese ungewollte Ironie drückt mir ein Lächeln auf und wir beide treten den Heimweg an.
Ich kenne Julia schon sehr lange. Noch länger als Julia aber kenne ich Marc. Marc ist Julias Freund und sie sind seit ungefähr 2 Jahre recht glücklich miteinander zusammen. Ich bin mit Marc eigentlich sehr gut befreundet aber ich lehne einen sehr engen Kontakt ab weil er etwas zu sehr in den Drogengeschäften der Stadt hängt. Trotzdem treffen wir uns ab und zu in der Stadt und unterhalten uns über Gott und die Welt. Julia ist meistens bei ihm und der Anblick der beiden erfreut mich nicht wirklich. In Anwesenheit von Julia spricht Marc nie sehr offenherzig. Er ist dann meist eher ruhiger und lässt sie reden. Marc weiß nicht, dass ich mein Leben für Julia geben würde und so erzählt er mir, wenn wir alleine sind, wie unglaublich gut der Sex mit ihr ist. Ich halte mir dabei unsichtbar die Ohren zu, denn der Gedanke fühlt sich an als wenn meine Rippen brechen und in mein Herz stechen würden. Marc ist mit 1,75 ungefähr so groß wie ich. Er hat blonde Haare und blaue Augen. Ich gab ihn vor einiger Zeit den Namen Sunnybody weil er einen wohl geformten, braun gebrannten Körper hatte und auch im Allgemeinen ein wirklich ein schöner Junge war. So weit ich das als Hetero überhaupt sagen kann. Diesen Namen hat er zu seinen Spitznamen gemacht und fast jeder spricht ihn mittlerweile so an. Er ist recht muskulös und trägt fast ausschließlich Jeans.
Vor allen Dingen aber hat er eben Charisma und das ist der Grund warum sich die meisten Mädchen für ihn die Nasen einschlagen würden. Er aber zeigt allen die kalte Schulter, denn er hat ja was mein Herz begehrt. Julia. Man würde es nicht erwarten aber Marc ist bei weitem nicht so sauber wie man seinem Spitznamen nach vermutet. Er hält für andere Leute Ausschau nach Stoff und ist quasi ein Mittelsmann, der die Drogen und das Geld zwischen Verkäufer und Käufer in die Wege bringt. Man könnte ihn auch einen Kurier nennen. Als wir beide einmal alleine waren fragte ich ihn wieso er sich überhaupt mit so was dreckigen beschäftigen würde. Er sagte: „Society mein Junge. Man muss immer Kontakte knüpfen und wissen was läuft. Man weiß ja nie wann man Hilfe brauchen wird und wenn es so weit ist habe ich lieber eine helfende Hand als keine. Verstehst du? “Ich nickte. Ich verstand es schon bloß wollte mir nicht in den Kopf wann oder besser gefragt warum gerade Marc, der Liebling aller in Not geraten sollte. Wieso würde ausgerechnet “Mr. Ich- genieße- das- Leben- mit- Julia’’ Hilfe von Drogenjunkies und Prügelknaben benötigen? All die gefährlichen Russen, die wie er sagte seine „Schutzmauer“ waren würden ihm immer zur Seite stehen wenn nötig.
Zum Glück bin ich ein guter Freund von Marc und ich will mir nicht ausmalen wie es Leuten ergeht, die ihn auf die Palme bringen. Immerhin sind sehr viele Leute von ihm abhängig und wirklich an ihn gebunden weil nur er stets weiß, wer wo was und wie viel davon hat. Einmal gab Marc noch einen Satz von sich, der in meinem Kopf hängen blieb. Er sagte:“ Mit mir kann man echt viel Scheisse machen und ich bin so gesehen recht tolerant aber wenn es um Julia geht, dann…dann endet der Spaß. Sie ist mein alles…“.