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Trigger-Warnung:
Teile der Geschichte beinhalten sexuelle Gewalt. Wer mit solchen Themen Probleme hat sollte das Lesen meiden.Ich möchte mich zudem als Person davon distanzieren und möchte daran erinnern, dass die Inhalte rein fiktiv sind.
Pawrtner
Warenwert
Die Tür nach draußen öffnete sich und drei Männer traten ein. Hinter ihnen tobte ein Sturm, der Sand in den Vorraum wehte. Zwei von ihnen trugen dunkelgraue Stoffe, während der größte von ihnen dunkelblau trug. Der scheinbare Anführer der Besucher zog Kapuze und Schleier ab und entblößte seinen kahlen, mit goldenen Runen geschmückten, Schädel. Sein Gesicht war kantig und rasiert. Der Sklavenhändler Kafar trat zu ihnen und verbeugte sich, soweit es seine Wampe zu ließ. Lachend strich seine Hand über das rote Hemd, dass sich über der geschwollenen Brust spannte. Der einzelne Knopf, der es zusammenhielt, war mit verschiedenfarbenen Fäden wieder und wieder angenäht worden. Auf dem Kopf trug er ein purpurfarbenes Hütchen mit einer gelben Quaste. Er drehte sich um und schaute durch den Vorhang aus Kordeln in den Nebenraum. Schnell zog das Katzenmädchen ihren Kopf ein, als sein Blick den ihren streifte.
Sie eilte hinüber zu ihren beiden Schwestern in einen Haufen alter Säcke, die einmal voller Couscous waren. Die beiden reckten die Köpfe, zuckten mit den Ohren und schauten sie an.
»Da ist Besuch!«
Die Schwestern rissen die Augen auf und sprangen aus dem Nest. Zu dritt sammelten sie sich um einen Eimer mit grauem Wasser. Sie tauchten einen Stofffetzen ein und wuschen sich gegenseitig. Das Katzenmädchen fuhr mit der Hand durch die langen, silbergrauen Haare ihrer kleinen Schwester. Sie zog die filzigen Strähnen auseinander und flechtete einen Zopf daraus. Sie selbst trug ihr grünes Haar kurz – das störte nicht so – während die ältere Schwester ihre langes schwarzes Haar gerne hängen ließ.
Die Silbergraue begann zu schnurren, als ihre Fellohren gewaschen wurden.
»Danke Nox«, sagte sie.
Nox nickte und betrachtete ihren Schweif. Das grüne Fell war von der Wurzel an ihrem unteren Rücken, bis kurz vor der Spitze, verklebt und voller Dreck. Sie tauchte ihn in den Eimer und wusch schaute dabei wieder durch den Vorhang. Die Männer tranken Schnaps und lachten. Nox streckte sich und richtete ihr Hemd – ein aus Jutesäcken genähtes Oberteil, dass bis zu den Knien hing – und das ihrer Schwestern zurecht.
»Das juckt«, sagte die ältere Schwester.
Nox nickte und umarmte die beiden.
»Hopphopp! Herkommen«, brüllte der Dicke plötzlich.
Mit aufgestellten Ohren und schnurrgerade aufgerichteten Schwänzen eilten die Katzenmädchen aus ihrem Zimmer und stellten sich vor dem Besuch auf.
»Die Größte von denen geht mir grade mal zur Brust. Wie alt sind die?«, fragte der Glatzkopf.
»Vierzehn, Achtzehn und Zwanzig«, sagte Kafar.
»Das sind Katzenmädchen. Sowas kann man nur für niedere Arbeit gebrauchten. Wo sind die üblichen Mädchen?«
»Aber, aber. Diese Mädchen sind was besonderes. Sie hören auf jeden Befehl und führen ihn aus, als wäre er ihr eigener Herzenswunsch.«
Nox Stupsnase zuckte, als der Fremde vor sie trat und ihr in die grünen Augen starrte.
»Vertraut mir!« Der Sklavenhändler hob seine Hände und legte seine Hände auf Nox` Schultern.
»Gut, also was kann die?« Der Glatzkopf deutete auf das mittlere Mädchen.
»Alles, was du willst, Magnus. Gib ihr einfach einen Befehl.«
»Du!« Er deutete auf die Größte. »Komm her und küsse Lasik!«
Der linke beiden Begleiter trat hervor und starrte die Schwarzhaarige an.
Diese nickte zitternd und ging auf Lasik zu, legte ihre beiden zarten Hände auf Lasiks muskelbepackten Arm, drückte sich nach oben und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
Schnell eilte sie zu ihren Schwestern zurück und starrte auf den Boden.
»Was soll das denn gewesen sein?« Magnus winkte ab, dann zeigte er auf Nox. »Tanz für uns!«
Nox Schwanzfell stellte sich auf. Sie ging einen Schritt nach vorne und begann mit ihrer Hüfte zu kreisen und gleichzeitig die Arme hin und her zu schwingen.
Magnus trat an sie heran, legte seine Hand um sie und drückte Nox an sich. Er steckte einen Finger zwischen ihre Lippen.
Nox öffnete den Mund weiter.
Magnus grinste.
»Schick die anderen weg. Ich will mir die Grüne genauer ansehen«, sagte er.
»Du kannst die Ware gerne im Hinterzimmer betrachten.« Dreckig lachend stieß der Sklavenhändler das Mädchen zu dem Vorhang.
»Nicht nötig. Ausziehen!«, befahl der Mann.
Der Händler nickte und scheuchte die anderen beiden weg.
Zögerlich zupfte das Mädchen an ihrem Oberteil. Ihre grünen Augen glänzten, dann zog sie sich die Jute vom Leib.
Ihre Wangen erröteten, als sie nackt von den Fremden betrachtet wurde. Der Glatzkopf strich über ihre helle, glatte Haut.
»Umdrehen!«
Nox drehte sich.
Er nahm ihren Schweif in die Hand und zog daran. Ihre Ohren zuckten zusammen. Sie spürte wie seine Finger von der Spitze bis zur Wurzel glitten. Er betastete ihre Haut um ihren unteren Rücken herum, hob ihre Arme an und drehte sie wieder zu sich. Er starrte ihr in die Augen und legte seine rechte Hand auf ihre flache Brust. Sofort zogen sich ihre Pupillen zusammen, sie kräuselte ihre dünnen Lippen.
»Dein Körper ist sehr empfindlich.«
Der Blick des Katzenmädchens zeigte eine Mischung aus Verwirrung und Scham.
»Noch Jungfrau?«, fragte Magnus und zog wieder am Schweif des Mädchens.
Mit Tränen in den Augen nickte sie.
»Und das ist auch wirklich wahr?« Er blickte dem Verkäufer tief in die Augen.
»Ich rühre meine Ware nicht an. Nimmst du sie oder nicht? Es gelten die Standardpreise.«
»Gekauft«, antwortete Magnus, zog das Mädchen am Schwanz zu sich und wandte dem Dicken den Rücken zu. Lasik übergab einen Sack Gold und schüttelte die Hand des Händlers. Gemeinsam verließen sie die Hütte, ohne dass sich Nox von ihren Schwestern verabschieden konnte.
Milch und Honig
Magnus zog sich aus uns ließ sich langsam in das dämpfende Wasser sinken. Er streckte sich und deutete dem Katzenmädchen näher zu kommen.
»Setz dich zu mir. Du kannst das Bad gut gebrauchen.«
Sie schaute sich in dem Raum um. Büsche, Bäumchen und Blumen in rot, blau, weiß, pink und lila zierten die Wände. Große Bänke aus weißem Stein, Lederhocker, kleine Schränke und Obstschalen auf Holztischen standen um das Becken in dem der Glatzkopf saß. Sie tastete das Wasser mit den Zehen ab. Erst zog Nox das Bein zurück, doch beim zweiten Mal tauchte sie den Fuß ganz ein. Es war milchig und glänzte. Ein süßer Geruch erfüllte ihre Nase. Sie zog sich die Jute vom Körper und tauchte in das Wasser.
»Schön, nicht wahr?«, fragte der Boss. Das Mädchen nickte und rutschte etwas von dem Mann weg.
»Dieses Badezimmer ist für besonders spendable Kunden. Wenn du gut bist, wirst du oft in den Genuss des Milch–Honig–Bads kommen.«
»Warum hast du mich weggeholt?«, fragte sie.
»Das Geschäft floriert und ich investiere. Weißt du, was ein Bordell ist?« Seine Stimme klang sanft und entspannend.
Nox schüttelte den Kopf und begann ihre felligen Körperstellen – Kopf und Schwanz – zu waschen.
»Nun, weißt du, wie du Männer befriedigen kannst?«, der Boss rückte näher.
Erneutes Kopfschütteln.
»Gut, fangen wir mal von vorne an«, der Boss räusperte sich. Seine Hand grub sich in das feuchte, grüne Haar und fragte:
»Wie ist überhaupt dein Name?«
»Nox!«
»Also Nox. Weißt du denn, was das ist?« Magnus deutete zwischen seine Beine.
Sie nickte langsam.
»Ach wirklich? Und weißt du auch was der so alles kann?«
Nox schüttelte den Kopf.
»Damit kann man eine ganze Menge Spaß haben. Und das ist deine Aufgabe. Spaß zusammen mit den Kunden haben«, sagte Magnus.
Nox Augen wurden groß.
Magnus Grinsen wurde breit. Er legte seinen Arm über Nox Schultern und drückte sie an sich. Sie kicherte und kuschelte sich an seine Brust.
Plötzlich zog ein kalter Luftzug über Nox` Schlüsselbeine.
»Boss. Dieser Spinner von letzter Woche will dich sprechen!« Die Stimme eine alten Frau ertönte von hinten.
Hinter ihnen befand sich eine große Tür aus einem hellen Holz, die einen Spalt breit geöffnet worden war. Der Dampf des Wassers folgte dem Wind durch das Tor hinaus. Der Kopf einer alten Frau mit dünnem Haar erschien in dem Spalt.
»Für sowas hab ich keine Zeit. Phal! Kümmer du dich um darum!«, befahl Magnus.
»Er hat explizit nach dir gefragt.«
»Dann sag ihm, ich habe zu tun, gib ihm Rabatt auf sein nächstes Mädchen.« Magnus winkte ab.
»Sehr wohl«, sagte Phal und schloss die Tür wieder.
»Also, Nox. Wo waren wir?«
Nox legte ihren Kopf auf die Seite, blinzelte einige Male und zuckte dann mit den Schultern.
Magnus legte seine Hände um ihre Hüften und hob sie auf seinen Schoß. Eine Hand lagerte auf ihrer Brust, während die andere ihren Rücken stütze.
»Was machst du da?«, fragte Nox.
»Leg dich zurück und warte ab, ich zeige dir wie man sich hier vergnügt.« Seine Hand begann um ihre Brüste zu kreisen.
Das warme Wasser schwappte immer wieder über ihren Körper. Nox schaute Magnus mit hochgezogenen Augenbrauen an. Seine andere Hand wanderte in ihren Nacken und begann massierende Bewegungen.
Nox legte ihren Kopf nach hinten und schloss die Augen. Vor ihren inneren Augen spielten Farben und Formen verrückt. Ihr rhythmischer Atem ging in ein Schnurren über, als seine Hand ihre Brust umfasste und sie knetete.
Sie spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. Magnus Hand wanderte nach oben, streichelte über ihr Kinn. Mit seinem Zeigefinger fuhr er zärtlich über ihre Lippen. Nox öffnete den Mund weiter und umschloss den rauen Finger. Er schmeckte salzig, aber auch nach dem süßen Wasser. Sie umspielte den Finger mit ihrer Zunge und tastete sich bis zum Knöchel vor.
»Du machst das gut«, sagte Magnus.
Magnus zog seine Hand langsam zurück, doch Nox drückte ihre Lippen zusammen. Sie wollte sich weiter die Struktur des Fingers einprägen.
»Du bekommst wohl nicht genug?« Er wedelte seinen Arm spielerisch hin und her, bis sie seinen Finger freigab.
Er versenkte den Arm unter Wasser und drückte seine Lippen auf die des Mädchens. Nox Gesicht kribbelte. Sie erinnerte sich daran, dass ihre große Schwester das immer mit Kafar – und sonst niemanden – getan hatte. Sie drückte sich gegen seine Lippen und suchte mit ihrer Zunge die seine. Nox Ohren zuckten, als seine riesige Zunge in ihren Rachen drang. Der Geschmack von Wein und Käse breitete sich in ihrem Mund aus. Sein Speichel war klebrig. Nox legte ihre Arme um den Hals von Magnus – so wie ihre Schwester das immer getan hatte – und umspielte seine Zunge mit der ihren.
Wieder ein kalter Luftzug, wieder öffnete Phal die Tür.
»Magnus! Er tobt wie ein wahnsinniger und hat eines der Mädchen geschlagen. Komm sofort!« Mit diesen Worten verschwand die Alte wieder.
Magnus seufzte. »Warte hier kleine Nox. Ich komme gleich wieder und dann machen wir weiter.«
Als er aus dem Becken stieg bemerkte Nox die Veränderung an seinem Körper. Ob das der Männerstab war, von dem ihre Schwester gesprochen hatte?
Magnus warf sich seine Gewänder über und eilte aus dem Raum heraus.
Das Mädchen war alleine. Sie kletterte aus dem Wasser und trocknete sich mit duftenden Tüchern ab, die auf den Bänken lagen. Es gab keine Fenster in dem Raum. Dutzende Kerzen und ein rechteckiges Loch in der Decke beleuchteten das Zimmer. Das süße Wasser und der Rauch der Kerzen setzten sich in ihrer Nase fest. Nox setzte sich auf einen Lederhocker und griff nach einer Keramikschale, die auf einem kleinen Tischchen neben ihr stand. Sie war gefüllt mit einer glibbrigen, durchscheinenden Flüssigkeit.
»Sowas brauchst du noch nicht«, sagte ein junge Frau, die in den Raum eintrat.
Das Mädchen zuckte zusammen und ließ die Schale fallen. Es krachte laut, als sie vor den Füßen des Katzenmädchens in dutzende Teile zerbrach.
»Oh nein!« Die Frau eilte zu Nox und zog sie von den Scherben weg.
»Komm Kleine, ich bring dich in dein Schlafzimmer und gebe dir Klamotten.«
Nox schaute die Blondine an, die mit ausgestreckter Hand vor ihr stand. Sie grinste und griff nach ihrer Hand.
Glanz macht glücklich
Die beiden Mädchen gingen durch enge Gänge voller einfarbiger Türen, bis die Blondine vor einer Halt machte.
»Da ist dein Arbeitsraum«, sagte sie und öffnete die Tür.
Ein kleines Fenster beleuchtete das Zimmer. Mehr als ein Bett und ein Tisch waren nicht vorhanden – und passten auch nicht hinein –.
»Hier riecht es gut«, flüsterte Nox.
»Oh? Du riechst das?« Die Blondine nahm ein kleines Schälchen vom Tisch. »Das sind Düfte, die du für die Kunden anlegen kannst.«
Das Katzenmädchen nickte begeistert.
»Aber dafür haben wir jetzt keine Zeit!« Sie blickte in die Ferne, schüttelte den Kopf und lächelte die Katze an. »Mein Name ist übrigens Ambar und wie heißt du?« Sie reichte ihrem noch immer nacktem Gast einen seidenen Bademantel.
»Nox«, antwortete sie und zog sich an.
Ambar schaute Nox in die Augen. Ihr Gesichtsausdruck war regungslos. Kein Blinzeln.
»Hab ich was Falsches gesagt?« Nox legte den Kopf auf die Seite.
Ambar hob ihre Hand und legte sie auf Nox Kopf und rückte ihn gerade. »Keine Sorge, es ist alles gut, wie es ist.«
Ambar kicherte. »Also Nox. Weißt du, was das hier ist?«, fragte sie und schnippte eine Goldmünze auf den Tisch.
»Das ist Glanzglück!«, rief Nox.
»Glanzglück? Naja … So kann man es nennen. Aber die meisten sprechen hier von Geld oder Gold«, erklärte Ambar, »Dein Ziel ist es, so viel wie möglich davon, von unseren Kunden zu bekommen.«
»Das ist ja einfach! Warum sagt das denn niemand?« Nox schüttelte sich und lächelte.
»Naja, die Kunden geben dir das nicht einfach so. Du musst für sie Aufgaben erledigen«, sagte Ambar.
Nox legte ihren Kopf zur Seite. »Was denn für Aufgaben?«
»Wie sag ich dir das am besten?» Die Blonde legte ihre Stirn in Falten.
Es klopfte an der Tür. Ohne auf eine Antwort zu warten, drang eine Person ein. Magnus.
»Nox! Ich such dich schon überall! Wir haben einen Kunden da, der für dein erstes Mal eine Menge blecht. Also sie zu, dass du Land gewinnst!«, befahl er und verließ den Raum sofort wieder.
Nox schaute zu Ambar.
»Folg ihm«, seufzte sie.
Nox nickte und quetschte sich durch den engen Türspalt.
»Und pass auf dich auf!«, rief Ambar.
Magnus schob Nox in einen Raum hinein. Das Schloss klackte laut. Wenige Kerzen erhellten die fensterlose Kammer. Eine Gestalt saß auf dem Bettgestell in der Mitte des Raumes. Ein kleines Tischchen mit verschiedenen Tüchern, Bändern und einer Schale des Nerienengels.
»Ollah, meine Süße«, sagte eine schmierige Stimme.
»Hallo?«, antwortete Nox.
»Du bist also das neue Mädchen? Du musst wissen, ich bin ein Stammkunde.« Der Mann stand auf und machte einen Krähenfuß. Sein blondes, schulterlanges Haar war fettig. Nox Nase kräuselte sich bei dem beißenden Geruch der aus den fetten Zotteln dampfte.
»Hast du Glanzglück?«, fragte Nox.
»So hat das ja noch nie jemand genannt. Aber davon ist eine ganze Menge, nur für dich«, sagte der Mann grinsend.
»Nein, das ist doch nicht für mich, sondern für … « Nox legte ihren Kopf in den Nacken. »Für meinen Miauster!«
»Ach, du meinst Geld?» Nervös zog der junge Mann einen kleinen Beutel hervor und legte ihn auf einen Tisch.
»Ja! Danke!« Nox lief los, packte das Gold und klopfte an die Tür. »Fertig!«
Der Kunde starrte sie verdutzt an, während Nox den Raum verließ.
»So schnell?« Fragend zählte der Boss das Geld.
»Ist doch ganz einfach«, antwortete Nox und grinste.
»Sehr gut«, lobte der Glatzkopf und streichelte Nox über den Kopf. »Ambar hast du ja schon kennengelernt. Geh zu ihr, sie soll dir ein Zimmer zuweisen«, sagte er und stolzierte davon.
Nox nickte und sah sich im Gang um.
»Moment mal!«, rief der Kunde. Er öffnete die Tür und packte das Mädchen an der Schulter.
Nox wirbelte herum und schreckte zurück, als sie die Augen des Kunden sah.
»Du kleines Ding bescheißt mich nicht!« Er packte Nox an der Hüfte und hob sie an.
»Hey! Lass mich los«, fauchte sie, wackelte mit ihrem Körper und drückte an den Händen des Mannes herum.
»Komm, wir gehen wieder in den kuscheligen Raum«, flüsterte er. Rückwärts stampfte er mit dem Mädchen im Arm in den Raum und schleuderte sie auf das Bett.
»Au«
Der Kunde öffnete seinen Gürtel. »Jetzt gib mir auch, wofür ich gezahlt habe!«
»Was denn?« Nox setzte sich auf und rieb sich die Schulter.
»Dann zwing ich dich eben!« Er baute sich vor Nox auf und packte ihre Hände. Er wickelte den Gürtel herum und zog ihn fest.
»Das tut weh!« Voller Protest zappelte das Mädchen.
»Maul!«, grunzte der Mann. Er riss ihren Bademantel auf und ergötzte sich am Anblick des sich windenden Katzenmädchens.
Nox zog ihre Beine an sich und trat in den Bauch des Kunden. Sie rollte vom Gestell und landete sicher auf den Beinen. Bevor der Mann aufstehen konnte, presste sie sich gegen die Tür und schob sie auf.
»Du bleibst hier!«, keuchte der Stammkunde und packte sie am Schwanz. Das Mädchen taumelte in die Arme des Mannes zurück.
»Nein!« Nox biss ihm in den Unterarm. Brüllend ließ er sein Opfer los.
Sofort sprang Nox nach vorne und sprintete durch die Tür. Ziellos lief sie durch die engen Gänge, bis sie vor der Treppe stand.
»Ambar!«, kreischte sie und fiel auf die Knie. Die Tür zum Büro sprang auf und Ambar eilte auf das weinende Kätzchen zu.
»Was ist passiert?«, fragte sie und umarmte Nox.
Der Boss
Nox saß zusammengekauert in der Ecke eines großen Raumes. Der Boss saß an einem großen Tisch, vor ihm stand breitbeinig ihr Peiniger.
»Ich wurde noch nie so schlecht behandelt! Ausgeraubt und Gebissen wurde ich!« Er hob seinen Arm und deutete auf die blutenden Stellen, an denen Nox Eckzähne eingedrungen waren.
Der Boss schwieg.
»Mein Geld! Und diese räudige Straßenkatze nimmt es mir weg. Ficken kann sie nicht, blasen nicht! Nutzlos. Wertlos! Das ist sie! Wo hast du dieses Vieh überhaupt her?« Der Kunde sprang auf und ab.
»Bist du fertig, Serel?«, stöhnte der Boss.
Dieser öffnete den Mund, schloss ihn aber sofort wieder und nickte.
»Meine Tochter wird dir dein Geld zurückgeben. Du kannst aber auch gerne eine Andere aussuchen.«
Serel zeigte auf Nox. »Ich will aber sie! Magnus! Ich meine es ernst! Ich will ihre Jungfräulichkeit!«
Falten legten sich auf Magnus` Stirn. »Komm morgen wieder. Ich werde das regeln.«
Serel setzte zum Protest an.
»Es reicht für heute«, donnerte Magnus und haute auf den Tisch.
Er nickte und verließ das Zimmer - nicht ohne seine Lippen vor Nox zu lecken. Die Tür knallte zu und seine Schritte verhallten. Nox atmete tief durch.
»Nox«, sagte Magnus. »Komm mal her.«
Nox sprang von ihrem Stuhl und trottete zu dem großen Tisch.
»Phal bringt eine Menge Geld ein, wegen dir fällt sie nun ewig aus! Und noch dazu hast du bisher nichts für mich geleistet!« Plötzlich war seine Stimme viel lauter und tiefer.
Nox zuckte zusammen.
»Du wirst Serel morgen solange ficken, wie er will! Und dann kannst du noch froh sein, wenn ich dich nicht auf die Straße werfe!«
Tränen traten ihr in die Augen.
»Hast du verstanden, was ich gesagt habe?« Die Ruhe war wieder in seine Stimme eingekehrt.
Nox nickte zögernd.
»Geh in das Dachgeschoss in das Zimmer mit den roten Türen. Dort wirst du die Nacht verbringen und dich vorbereiten!«
Nox nickte.
»Serel wird dich in diesem Raum nehmen und du wirst alles tun was er sagt«, ergänzte Magnus.
Nox nickte wieder.
»Gut. Hol dir etwas Brot von meiner Tochter Ambar. Dann geht es los!«
Nox stand vor den roten Schwingtüren des Dachgeschosses. Sie blickte über die Schulter zu Magnus, der sie anschob. Sie öffnete die rechte Tür und stand unter einem gläsernen Dach. Die Sonne stand in ihrem Zenit und erleuchtete den gesamten Raum. Im Zentrum befand sich eine Badewanne aus einem weißen Stein, besetzt mit blauen Edelsteinen. Sie war gefüllt mit süßlich riechendem Wasser, in dem rote Blütenblätter schwammen. Die Blätter knisterten leise. Nox Ohren zuckten, als die Tür hinter ihr laut ins Schloss fiel.
»Damit du auch wirklich hierbleibst!«, sagte Magnum.
Nox drehte sich zu der Tür und versuchte sie zu öffnen. Sie rührte sich kein Stück. Nox sah sich um. Viele Kisten, Hocker, Ledergestelle, Wollhaufen, Teppiche und seltsame Holzrahmen standen in dem Raum. Keine weitere Tür war auszumachen. Nox schob einen Holzhocker mit Kamelwolle in eine Ecke und setzte sich darauf. Sie begann zu weinen.
Als sie sich beruhigt hatte nahm sie eines der Tücher und wischte sich Tränen und Schweiß ab. Neugierig näherte sie sich einer der Kisten und öffnete sie. Bis zum Rand hin war sie gefüllt mit Seilen und Ketten. Sie wühlte ein wenig darin und fand ein Schloss in Herzform. Nox nahm es an sich und betrachtete es von allen Seiten. An einigen Stellen begann es zu rosten und es hatte einige Kerben, dennoch drückte sie es an sich. Sie suchte in ihrem seltsamen Kleid, dass sie von Ambar bekommen hatte vergebens nach einer Tasche. Es war abgeschlossen und in der Kiste befand sich kein passender Schlüssel. Sie kroch zurück zu ihrem Hocker und legte das Schloss darauf. Sie sprintete an einigen Holzgestellen vorbei, die denen auf dem Marktplatz ähnelten, an dem immer Diebe angebracht waren, die man mit altem Essen bewerfen durfte, dass sich Nox immer stibitzt hatte. Sie öffnete eine zweite Kiste. In ihr befanden sich verschiedenste längliche Gegenstände aus Leder, Lehm und Holz. Sie waren sehr glatt und hatten alle eine ähnliche Form. Sie unterschieden sich hauptsächlich in der Größe. Nox spitzte die Ohren. Ein leises Brummen war zu vernehmen. Sie schloss die Kiste wieder und folgte dem Geräusch. Eine geschlossene Vase in der Ecke erzeugte das Geräusch. Das Brummen erinnerte sie an die Bienenschwärme, denen sie als kleines Kätzchen Honig stahl. Der Duft des goldenen Saftes stieg ihr in die Nase. Die Vase hatte eine mit Leder bezogene Sitzfläche, die ähnlich wie ein Sattel geformt war, jedoch schmaler. Ein rundlicher Dorn ragte aus dem hinteren Stück nach oben. Nox hob die Vase angestrengt hoch. Das Brummen wurde unrhythmisch und aggressiv. Sie stellte die Vase zu ihrem Hocker und streunte sofort wieder los. Sie fand eine Kiste voller Flaschen. Sie nahm sich eine heraus und roch daran.
»Riecht schön«, dachte sie und brachte die Flasche in ihren Hort. Sie sprintete wieder los, doch verfing sich ihr Kleid an einem großen Holzkreuz und riss. Panisch zog sie sich nackt aus und breitete das Kleid auf dem Boden aus. Sorgsam legte sie die gerissenen Stellen zusammen. Sie lief zu der Letzten Kiste in dem Raum und durchsuchte sie. Verbände, Lederriemen, Fäden und Knochennadeln konnte sie neben Papyrus, Federn und Peitschen finden. Eilig nahm sie sich das Nähzeug und gab ihr bestes um das Geschenk von Ambar zu reparieren.
Sie arbeite bis in die Nacht hinein, doch Vollmond spendete ihr genug Licht um ohne die Kerzen, die auf einem Tisch neben der Tür standen, auszukommen. Endlich machte sie den letzten Stich und beendete ihre Notreparatur. Sie wollte das Kleid wieder anprobieren, doch passte noch nicht einmal ihr Kopf hinein. Wimmernd saß sie da und trauerte um das zernähte Kleidungsstück. Nox schlurfte in ihr Lager und setzte sich auf die Bienenvase. Sie nahm sich das Schloss und die Nähnadel und stocherte damit im Schlüsselloch herum. Die Bienen brummten noch immer und brachten die Vase leicht zum Vibrieren. Es klackte und das abgebrochene Nadelstück flog auf den Boden. Das Schloss war noch immer abgeriegelt.
»Warum ist es so heiß?«, dachte sie und presste ihre Beine an die Vase. Sie legte das Schloss zur Seite und drückte ihre Handfläche auf die Keramikwand ihres Sitzmöbels.
»Ihr Bienchen macht mich irgendwie warm.« Sie stockte.
Glücksschütteln
Nox Hand wanderte zwischen ihre Beine. Erst zuckte sie zusammen und riss ihre Hand wieder weg, doch war ihr Verlangen größer. Es war warm, fast schon heiß und pochte. Nox presste sich mehr an die Vase.
»Warum fühlt sich das so gut an ihr Bienchen?«, fragte sie. Einige Zeit saß Nox auf der Vase und genoss die unregelmäßigen Vibrationen. Plötzlich rutschte sie nach hinten und der Dorn rutschte in Nox pochende Öffnung. Sie zitterte auf und sie öffnete den Mund um zu schreien, doch entglitt ihr nur ein heiseres Stöhnen. Nox beugte sich nach vorne und schob ihre Hüfte weiter nach hinten, sodass der Dorn tiefer eindringen konnte. Immer schnelleres und lauteres Atmen. Nox bewegte ihre Hüfte kreisend. Eine elektrisierende Hitzewelle erfüllte sie explosionsartig. Sie schrie auf und sprang von der Vase. Sie landete in einem Wollhaufen. Sie atmete einige Sekunden durch, grub ihre Hände tief in die Wolle und schloss die Augen. Sie hob den Kopf und zog etwas aus der Wolle heraus. Einen Schlüssel. Er war golden und hatte am Ende ein großes Herz. Aufgeregt sprang Nox auf und schnappte sich ihr Schloss. Der Schlüssel passte. Sie verschloss und öffnete das Schloss dutzende Male.
»Es ist wieder da«, flüsterte sie. Nox hob die Vase an, schüttelte sie und setzte sich wieder auf den Sattel. Sofort schob sie sich wieder zu dem Dorn und sprang auf und ab. Die Bienen wurden wütender und verstärkten die Vibrationen. Nox umkreiste ihre Brüste mit ihrem Schwanz, während sie sich mit ihrer letzten Energie so schnell wie möglich über das Leder rieb.
»Das Glücksschütteln«, keuchte sie und erhöhte die Intensität ein letztes Mal, bevor sie kreischend aufatmete.
Nox rutschte erschöpft von der Vase und schlief hechelnd ein. Als Sonnenstrahlen ihr Gesicht wärmten öffnete sie die Augen und streckte sich. Mit einem breiten Grinsen begutachtete sie ihr Schloss. Sie leckte sich über die trockenen Lippen und schaute sich im Raum um. Vor der Tür lag ein Tablett am Boden. Eine Kupferkaraffe und eine Kante Brot lagen darauf. Nox nahm sich das Gefäß, roch daran und kippte die Flüssigkeit herunter. Das Brot war mit drei Bissen heruntergeschlungen. Nox kuschelte sich in den Wollhaufen und schloss erneut ihre Augen. Wenige Sekunden später hämmerte jemand an der Tür.
»Kleines Kätzchen! Ich bin wieder da!«, verkündete Serel und öffnete die Tür.
Nox streckte ihren Kopf aus der Wolle und streckte dem Mann die Zunge raus.
»Womit fangen wir an?«, fragte er. Serel schloss die Tür hinter sich ab und hängte sich den Schlüssel um den Hals.
Nox atmete tief durch und kletterte aus dem Nest heraus. Das Schloss fest in den Händen.
»Sogar schon nackt für mich?« Er öffnete seinen Gürtel.
Nox stapfte auf Serel zu. Dieser holte mit dem Gürtel aus und peitschte dem Mädchen ins Gesicht. Nox krachte schreiend zu Boden. Sie ließ das Schloss fallen und wischte über ihre Stirn.
»Denkst du, du kommst so leicht davon? Du hast mich verarscht!«, brüllte er und peitschte erneut auf Nox ein.
Mehrere Male fuhr das genietete Leder auf das Mädchen nieder. Sie zuckte zusammen und schrie bei jedem Hieb auf. Serel legte den Gürtel über seine Schulter, stolzierte an dem wimmernden Katzenmädchen vorbei und begutachtete die Holzgestelle.
»Welchen Strafbock nehmen wir denn?«
Nox baute sich zitternd auf. Sie starrte ihren Peiniger an und ging humpelnd auf ihn zu. Ihr Rücken brannte und sie spürte warmes Blut an sich herunter fließen.
»Oho? Hast du dich etwa für einen entschieden?«, fragte er.
Nox deutete auf ihre Ecke.
»Was?«, Serel folgte Nox Finger.
»Die Vase«, flüsterte sie.
»Die Bienenvase? Du versautes Stück!« Er grinste und machte sich auf sie zu holen.
Nox ging wackelnd in die Knie und hob ihr Schloss auf. Serel hob die Vase über seinen Kopf und schüttelte sie.
Grinsend sagte er: »Dann zeig mal was du damit vorhast.«
Nox nickte. Sie streckte sich, strich über die aufgerissene Haut auf ihrer Schulter. Plötzlich schleuderte sie das Schloss auf die Vase. Sie zersplitterte und gab einen Schwarm Wespen frei.
Serel riss den Mund auf, sprang zurück und brach in Gebrüll aus, als die Wespen über ihn herfielen.
Nox humpelte zur Tür und zog an ihr.
»Du dumme Hure!« Der zerstochene Freier taumelte auf Nox zu. Seine Augen waren geschwollen. Er tappte mit ausgestreckten Händen im Raum umher. Einige Wespen umschwirrten ihn noch, während der Großteil unter dem Dachfenster kreiste und in regelmäßigen Abständen gegen die Scheibe flog.
Nox rannte an Serel vorbei und griff sich ihr Schloss.
Sie schrie auf, als eine Wespe sie in die Wade stach.
»Hab dich!«, brüllte Serel und packte Nox an den Schultern.
Sofort schlug sie dem Mann mit dem Schloss ins Gesicht. Ächzend brach er zusammen und blieb liegen. Der Schlüssel klimperte, als er neben ihm aufkam. Nox griff nach dem Türschlüssel, suchte ihren Herzschlüssel und eilte zum Ausgang.
Flucht
Weinend rutschte sie die Treppe hinab. Blut rann an ihrem Körper herab. Der Wespemstich pochte und war heiß. Sie humpelte um eine Ecke und gelangte in einen langen Gang. Sie gelangte zu einer Kante und stoppte abrupt. Laute Schritte hallten durch den Gang. Zitternd presste sie sich an die Wand und biss sich auf die Zunge, als Druck auf ihre Wunden ausgeübt wurde. Ein Schlüssel klimperte. Ein Schloss schnappte auf und jemand öffnete und schloss eine Tür. Nox atmete durch und lugte um die Ecke. Vor ihr lag ein schmaler Gang mit fünf Türen und drei scheibenlosen Fenstern auf der Gegenüberliegenden Seite.
»Was machst du hier?« Magnus Stimme hallte durch den Gang.
Nox wirbelte herum. Er baute sich vor ihr auf und durchlöcherte sie mit seinem fragenden Blick.
»Warum blutest du?«, fragte er.
Nox zitterte noch stärker.
»Wo ist Serel?« Magnusging in die Hocke.
Nox starrte auf das Schloss in ihrer Hand. Schwärze breitete sich vor ihren Augen aus. Schwärze die von einem brennenden Schmerz durchbrochen wurde, als der Boss mit seinem Finger über ihre Stirn fuhr. Angsterfüllt biss sie in seinen Finger und sprintete auf eines der Fenster zu. Mit geschlossenen Augen sprang sie los. Als sie die Augen öffnete lag sie in den Armen eines Mannes, aus dessen Kapuze nicht mehr als ein besorgtes Lächeln zu sehen war. Nox spannte ihre Bauchmuskeln an und zog sich an seiner Schulter nach oben.
»Hil-Hilfe«, keuchte sie.
Der Mann setzte Nox auf dem sandigen Boden ab und hob seine Hand. Das Mädchen zitterte. Er legte seine Hand auf ihren Kopf und streichelte darüber. Nox begann schlagartig an zu weinen.
»Hey! Finger weg!«, brüllte Magnus aus dem Fenster.
Der Fremde starrte nach oben. Seine Hand streichelte noch immer über Nox Kopf. Der Boss pfiff und raunte zwei unverständliche Namen.
»Ich kaufe sie«, rief der Mann.
Magnus schüttelte den Kopf und grinste. Zwei großgebaute Glatzköpfe sprinteten aus dem Haupteingang auf den Mann zu.
»Letzte Warnung! Entfernt Euch von meinem Mädchen!« Magnus ballte eine Faust.
Die beiden Prügler schwangen Messer herum und funkelten Nox und ihren Retter an. Dieser griff in seinen Mantel und zog einen Beutel hervor. Er warf ihn zu einem der Schläger.
»Was ist das?« Grunzend ging er auf ihn zu. Mit einem Hieb schlitzte er den Beutel auf. Violette Kristalle fielen aus der Öffnung auf den Boden.
»Das …«, die Glatzköpfe sahen sich an.
»Wer seid Ihr?«, fragte der Magnus.
Der Mann nahm Nox auf den Arm und entfernte sich mit ihr von dem Freudenhaus.
»Stopp!v Die Schläger eilten dem Mann hinterher.
Er hielt abrupt an und wirbelte herum.
»Woher habt Ihr diese Steine?« Magnus war inzwischen selbst aus dem Haus gekommen.
»Vom Braumeister«, antwortete der Fremde und machte sich wieder auf.
Magnus pfiff seine Leute zurück und verschwand von dem Fenster.
»Jetzt bist du frei«, flüsterte der Mann in Nox Ohr.
Nox saß auf einem umgekippten Baumstamm. Sie trug ein helles Baumwollhemd und eine weite braune Hose. Gierig löffelte sie einen milchigen Brei aus einer Holzschale. Zwei Tage lang war sie mit dem mysteriösen Mann durch die Wüste gereist. Sie gelangten in eine steinige Steppe und schlussendlich an den Rand eines ausgetrockneten Waldes. Hinter Nox ragte eine verlassene Baracke aus dem vergilbten Gras.
»Was ist das?«, fragte sie und hielt dem Mann die leere Schüssel hin.
»Milchreis. So nannte es der Koch«, antwortete der Mann.
Lange braune Zotten hingen ihm vom Kopf. Etliche Narben verunstalteten sein Gesicht. Unter zwei besorgten Augenbrauen schimmerten grüne Augen über dicken Tränensäcken. Er schaufelte eine Kelle aus dem Topf und füllte Nox Schüssel auf.
»Wir haben eine weite Reise vor uns. Iss gut«, sagte er.
»Wieso nimmst du mich mit?«, fragte Nox.
Wieder verfiel der Mann in das Schweigen. Er hatte zwei Tage lang kein Wort gesprochen.
»Ich… Ich war noch nie so weit weg von der Wüste«, sagte die Katze.
Knacken im Unterholz. Nox spitzte ihre Ohren.
»Keine Sorge, das war der Vogel dort oben.« Der Mann zeigte auf einen großen, roten Vogel mit einem daumendicken Ast im Schnabel.
Nox nickte und fragte: »Wie heißt du denn?«
»Du stellst ziemlich viele Fragen«, antwortete der Mann.
Nox schluckte einen großen Batzen Reis hinunter und sprang auf.
»Ich bin auf dem Weg nach Camatanam. Eine Insel mitten im südlichen Meer«, sagte er.
»Was ist das?«, warf Nox ein.
»Eine Insel? Eine kleines Land umringt vom Meer.« Er kratzte die letzten Reste aus dem Topf und streckte sich.
Nox schüttelte den Kopf: »Ich meine das andere. Das Meer?«
Ein breites Grinsen zog sich über das Gesicht des Mannes. »Wie ein See nur unendlich groß!«
Nox Augen glänzten kurz auf, bevor sie wieder ein angestrengtes Gesicht aufzog.
»Aber ich weiß noch immer nicht wie du heißt!«
»Ich bin schon so lange Zeit alleine unterwegs, dass mein Name für mich keine Bedeutung mehr hat«, antwortete er.
»Das ist traurig. Ich hab mir meinen Namen selbst gegeben, also gebe ich dir auch einen!« Nox sprang auf und wedelte mit den Händen.
»Mach das«, murmelte er.
Die Katze sprang ohne Vorwarnung los und ließ sich von ihrem Retter auffangen. Sie zog ihre Hände an die Brust und grinste ihm ins Gesicht.
»Bis ich einen Namen für dich hab bist du mein Miauster!«
Aufbruch
Warme Sonnenstrahlen, die durch Löcher in der Decke der Baracke schienen, weckten Nox. Sie lag neben dem Miauster und weckte ihn, als sie sich streckte.
»Guten Morgen.« Gähnend schaute er zu den leeren Laken auf der anderen Seite des Raumes. »War in deinem Bett zu viel Platz für dich?«
Nox drückte sich an ihn. »Du bist warm!«
Er sprang grinsend auf und packte die Decke in seinen Rucksack.
»Wir müssen sofort weiter!» Der Miauster zog Nox aus dem Bett.
»Was? Wieso denn, wollen wir nicht noch was essen?«
»Ich werde verfolgt. Wir müssen uns also beeilen«, sagte er und warf sich das Gepäck über die Schulter.
»Von wem?« Nox spähte aus dem Fenster der Baracke.
»Das ist nicht wichtig. Komm einfach mit!«
Verängstigt nickte Nox.
Die beiden verließen die Hütte und wanderten zügig gen Norden. Die heiße Luft die ihnen am Vortag ins Gesicht peitschte war vollkommen vergessen. Nach einigen Stunden hielten sie an einem rauschenden Bach und tranken.
»Wieso wirst du verfolgt?«, fragte Nox, während sie sich die Füße wusch.
»Ich habe Dinge getan die einigen missfallen«, antwortete der Miauster.
»Was für Dinge?« Nox legte ihren Kopf zur Seite und blinzelte ihn an.
»Ich erkläre es dir, wenn wir sicher sind. Komm jetzt!«
Sie überquerten den Bach und folgte seinem Lauf, bis sie vor riesigen Eichen standen.
»Der Wald hier trennt uns vom Meer. Dann müssen wir nur noch ein Schiff finden, dass uns nach Camatanam bringt«, sagte er.
Nox Nacken spannte sich an. Sie drehte sich um und erstarrte.
»Denkst du, eine entflohene Nutte beschützt dich vor mir?« Eine eisige Stimme erklang.
Der Miauster wirbelte herum und ging in die Hocke.
Hinter ihnen stand ein Mann mit langen, dicken Haaren. Ein selbstsicheres Grinsen zierte sein finsteres Gesicht. Die Augen sprühten Hass. Ein violett-schwarzes Mal thronte auf seiner Stirn.
»Wer ist das?« Nox sprang hinter ihren Miauster.
»Hast du der Süßen noch nicht von mir erzählt?«, sagte die Figur. »Nāy, der Name und mein Anliegen ist sein Tod!« Er zeigte mit seinem knochigen Finger auf den Miauster.
»Dreckiger Bluthund«, fluchend ging er auf Nāy zu.
»Also willst du endlich nicht mehr fliehen?« Nāy verfiel in abartiges Gelächter.
»Bleib hinten Nox!« Der Miauster sprintete los.
Nāy verschwand augenblicklich und tauchte direkt vor Nox auf.
»Du hast da wohl was vergessen«, sagte der Feind und richtete eine dünne Klinge auf Nox.
Zitternd wich sie zurück. Nāy stach zu und verfehlte Nox` Bein knapp.
Er lachte. »Wie ungeschickt.«
»Hinter dir Bluthund!« Der Miauster schlug zu.
Nāy drehte sich nach hinten und fing die Faust, die auf ihn zuflog mit seiner Handfläche ab.
»Auch du hast vergessen«, flüsterte der Miauster.
Nāys Hand wurde bleich und mager. Knochen bohrten sich durch die angespannte Haut und zerfielen zu Staub.
Brüllend sprang er zurück und stolperte über Nox.
»Dummes Mistvieh«, schrie Nāy und trat dem Katzenmädchen in die Seite.
Ehe sie reagieren konnte verschwand der Angreifer und tauchte etwa zehn Meter weiter hinten auf. Er hielt sich die Hand keuchend.
»Irgendwann seid ihr unaufmerksam! Dann bring ich euch um!« Dann verschwand Nāy.
Beeren
Nox saß auf dem Rücken des Miausters, krallte sich am Gepäck fest und schlief, während er immer tiefer in den Wald eindrang. Lautes Zirpen weckte die Katze. Sie gähnte und beobachtete die Umgebung.
»Ich hab Hunger«, sagte sie und sprang auf den weichen Boden.
»Da drüben sind einige Büsche mit Beeren.« Der Miauster zeigte nach vorne zwischen zwei große Eichen.
Begeistert sprintete Nox los.
»Nein!« Er packte die Katze an der Schulter und presste sie an sich.
»Denk an Nāy! Du kannst nicht einfach loslaufen!«, sagte er.
Nox Ohren hingen platt von ihrem Kopf. Sie rieb ihr Gesicht gegen seinen Bauch.
»Es tut mir Leid!« Sie begann zu schluchzen.
Der Miauster hob sie auf seine Schulter und ging zügig zu den Büschen.
»Schau. Die grünen sind unreif und die lilafarbenen da vorne sind giftig. Alle anderen sind genießbar.«
Sofort sprang Nox wieder herunter und folgte den Anweisungen ihres Partners. Nox schlug sich beim Sammeln den Bauch voll, während er einen Jutebeutel damit füllte.
»Wieso ist Nāy so böse?«, fragte Nox plötzlich.
Der Miauster hielt inne. Er starrte auf die Beeren in seiner Hand.
»Ich habe seine Frau getötet«, antwortete er.
Nox legte ihren Kopf auf die Seite.
»Hast du das Zeichen auf seinem Kopf gesehen? Es ist wie ein Fluch. Ihre Träger erhalten besondere Kräfte, aber es bringt sie auch irgendwann um. Nāy und seine Frau, Trish … «
eEr schluckte, er wischte sich den Saft der zerquetschten Beeren aus seiner Hand.
»Sie haben vielen Menschen weh getan und ich musste handeln.« Er starrte auf den Boden.
Nox umarmte ihn. »Nāy ist böse, also ist er selber Schuld«, sagte sie.
Er lächelte. »Komm lass uns weiter Beeren sammeln.«
Lautes Knacken ertönte.
Nox sprang nach hinten und blickte sich wild um.
»Ist er das?«, fragte sie.
»So ein Mist!«, rief eine tiefe Stimme.
Die Reisenden folgten der Stimme bis zu einem Dornengestrüpp in dem ein dicker Mann mit einem riesigen Rucksack gegen die Pflanze kämpfte. Seine Kleidung war aufgerissen und Dornen bohrten sich in seine Haut.
»Was macht Ihr hier?«, fragte der Miauster.
»Ich habe mich verlaufen.« Stöhnend zog der Dicke seine zerkratze Hand zu sich.
Nox beobachtete aus sicherer Entfernung.
»Wir helfen Euch«, sagte der Miauster. Er winkte und Nox lief sofort heran. Sie begann an den verhedderten Ranken zu ziehen. Nach einigen Schmerzensschreien und Flüchen war der Fremde frei.
»Vielen Dank! Ich schulde Euch Etwas!« Er verbeugte sich und tat so, als würde er einen Hut ziehen, obwohl er keinen trug.
Nox kicherte. »Wieso kuschelst du überhaupt mit Stachelpflanzen?«
»Ich bin gestolpert«, erklärte er sich. Er zog seinen Rucksack ab und hob einen Finger in die Luft. »Ich bin Händler! Kann ich Euch vielleicht ein besonderes Angebot machen?«
»Habt Ihr Dolche?«, fragte der Miauster sofort.
»Sicherlich!« Der Verkäufer öffnete seinen Rucksack und zog eine kleine Ledertasche hervor. Vorsichtig wickelte er den Lederstreifen, der darum herumgebunden war, ab und öffnete die Lasche. Fünf Messer aus weißem Stahl mit hölzernen Griffen kamen zum Vorschein.
»Ich nehme alle«, sagte der Miauster und gab dem Händler einen kleinen Beutel voller Münzen. Der Händler nahm ihn dankend an und begann die Goldmünzen zu zählen.
»Glanzglück?« Nox staunte.
»Für den Rest darf sie sich etwas aussuchen«, sagte der Miauster und verstaute die Dolchtasche in seinem Mantel.
Mit glänzenden Augen sprang Nox in die Luft: »Wirklich?«
Beide Männer nickten.
Nox warf einen Blick in den Rucksack und zuckte mit den Ohren.
»Das da!«, rief sie und zog etwas aus der Tasche.
Der Händler schluckte.
»Darf ich das haben?«, fragte Nox.
Ein Ring, aus regenbogenfarbenem Metall lag in der Hand des Katzenmädchens.
»Ja. Das. Nein da gibt’s kein Problem«, stotterte der Dicke.
Der Miauster zog eine Augenbraue hoch: »Was ist mit dem Ring?«
»Nein, also ja. Aber Nein. Man kann ihn nur nicht wieder abziehen, wenn man ihn einmal angelegt hat.» Der Händler nahm den Ring wieder an sich.
»Egal! Der ist schön so«, rief Nox, sprang in die Luft, klammerte sich an den Arm des Dicken und versuchte sich ihren Schatz zurück zu holen.
»Ein magischer Ring also?« Der Miauster griff zwischen das Handgemenge und nahm sich den Ring. »Wir werden ihn mitnehmen!«
Der Händler nickte und schüttelte Nox ab. Sie landete unsanft auf dem Rücken.
»Sagt mir nicht ich hätte Euch nicht gewarnt«, sagte er und zog seinen Rucksack wieder über.
»Wir kommen schon zurecht«, sagte der Miauster. Er zeichnete eine kleine Karte für den Dicken und sie verabschiedeten sich.
»Hier Nox!« Fröhlich warf er dem Katzenmädchen den Ring zu.
Sie fing ihn mit der Schwanzspitze und fädelte den Ring bis zu ihrer Schwanzwurzel.
»Ha! Jetzt sieht jeder, dass ich glänzig bin!«
Krank
Sie durchwanderten den Wald und erreichten eine Wiese. Eine große flache Ebene voller Blumen. Kein Baum, kein Felsen. Nur bunte Blüten und Gräser.
»Wenn wir dem kleinen Pfad da vorne folgen, sollten wir vor Mittag in Blühtau ankommen«, sagte der Miauster.
»Wow! Es gibt so viele Blumen?« Nox lief nach vorne und purzelte wild umher. Sie tobte den ganzen Weg entlang zwischen den Blumen. Der Miauster warf ihr gelegentlich eine Beere zu und genoss die angenehme Temperatur.
»Da vorne! Da ist Blühtal!«, rief Nox.
»Blühtau«, korrigierte der Miauster. »Komm lass uns ein Gasthaus suchen, in dem wir ungestört essen können!«
Nox nickte und folgte ihrem Partner. Sie schlenderten durch ein großes von Blumen umschlungenes Tor. Die Einwohner der Stadt waren das Gegenteil von den Leuten die Nox kannte. Sie waren alle glücklich, trugen Körbe voller Obst und Gemüse, sangen, lachten einige tanzten.
»Miauster? Warum sind die Menschen in der Wüste alle so traurig?«, fragte Nox.
»Das liegt am Krieg. Ihnen wurde alles geraubt«, antwortete der Miauster. »Wir werden da vorne essen!«
Nox folgte mit ihren Augen seinem Finger und sah einen großen, ausgehöhlten Baumstamm. Sie betraten die Höhle. Eine Blondine kam auf sie zu und verbeugte sich.
»Na ihr seid ja ein Süßes Paar! Was darf es denn sein?«
»Wir reisen nur zusammen und brauchen eine Stärkung«, antwortete der Miauster.
»Paar?« Nox legte ihren Kopf zur Seite.
»Naja, ihr wirkt zusammen eben besonders glücklich!« Die Dame winkte entschuldigend und führte die Beiden zu einem Tisch neben einem Astloch, das zum Fenster umgebaut worden war.
»Aber Miauster? Bedeutet das dann nicht, dass wir ein Paar sind? Ich bin besonders glücklich bei dir!« Nox spielte mit ihrer Schwanzspitze und sah ihrem Gegenüber tief in die Augen.
»Nein, das ist eine andere Art von besonders glücklich sein. Du wirst es eines Tages verstehen.«
Enttäuscht senkte Nox den Kopf.
Der Miauster nahm eine Karte von der Blonden entgegen und betrachtete sie.
»Sei nicht traurig. Es ist nur eine Bezeichnung«, sagte er.
Sofort lächelte Nox wieder.
»Bitte zwei mal das hier.« Er deutete auf die Karte und strich Nox über den Kopf.
Nox schnurrte: »Lass uns doch immer hierbleiben!«
Der Miauster schüttelte den Kopf. »Hast du etwa Nāy vergessen?«
Nox lies die Ohren kurz hängen und sprang kurz danach auf.
Die Bedienung brachte zwei Teller auf denen gebratenes Fleisch umgeben von Reis und Gemüse angerichtet war.
»Wow! Das duftet ja besser als die Blumen!« Begeistert fiel sie über ihren Teller her.
»Sag mal, Nox, was hast du eigentlich gemacht, bevor du dich verkauft hast?«, fragte der Miauster, nachdem er ein großes Stück Fleisch verzehrt hatte.
»Ich war ganz lange bei Jemandem zuhause. Da habe ich Essen gemacht, geputzt und Kleider genäht. Aber irgendwann wollte er mich nicht mehr … « Nox machte eine Pause um einen Schluck Wasser von einem Krug zu trinken, den die Bedienung gerade abgestellt hatte.
»Ich war ein paar Tage in dem Badehaus. Sie wollten, dass ich Goldglanz von Männern nehme, aber als ich es gemacht hab waren alle sauer.«
Der Miauster zog eine Augenbraue hoch, nahm ebenfalls einen großen Schluck und leckte sich die Soße von den Lippen.
»Naja dann war ich eingesperrt und hab das Glücksschütteln erfunden und dann hat mich dieser Serel gehauen. Also habe ich ihn mit Bienen beworfen, also eigentlich Wespen und dann hast du mich schon abgeholt!« Nox starrte in die Luft und schien über etwas nachzudenken.
»Also hast du gar nicht … Ich verstehe«, sagte er.
»Was ist eigentlich dieser Fluch?«, fragte Nox.
Der Miauster nahm einige Happen zu sich ehe er nach einem weiteren Schluck innehielt.
»Magie. Eine Krankheit. Sie befällt jene die sich von ihren inneren Dämonen übermannen lassen«, sagte er.
»Also braucht Nāy Medizin?«
»Bei ihm ist es zu spät. Sein Körper ist bereits vollkommen zerfressen und mit Magie erfüllt. Im Wald hab ich diese Medizin gegen seine Hand benutzt.« Der Miauster zeigte auf einen Ring an seinem Finger. Ein schwarzer Edelstein umgeben von Silber.
Nāy
Nox Kopf schoss in die Höhe, als ein lautes Klimpern vor der Borkentür erklang. Sie lag neben dem Miauster in einem Bett, dass mit Moos, Decken und Stroh ausgelegt war. Sie schaute sich in dem Zimmer der Herberge um. Der kleine Nachttisch mit der erloschenen Kerze stand zu weit weg, so dass Nox ohne Licht in die Ecken spähte. Der große Schrank am anderen Ende stand offen da. Nox erinnerte sich nicht, ob sie ihn offen gelassen hatte. Sie kletterte über den Miauster und rutschte vom Bett. Sie schlich zu der Tür und spitzte die Ohren, nicht ohne den Schrank aus den Augen zu lassen. Nox vernahm das Zirpen der Grillen und das Rauschen des Flusses im Wald. Ihr Kinn klappte hinunter.
»Ich kann so weit hören?«, dachte sie.
Ein Knöchel knackte. Nox konzentrierte sich wieder auf die Tür aus Rinde. Sie bewegte sich. Sie presste ihren Kopf an die Wand und betrachtete die Kante der Tür. Regungslos.
Sie wartete unzählige Herzschläge ab. Nox schüttelte den Kopf und kuschelte sich wieder an den Miauster. Sie schloss die Augen und genoss die Wärme. Sie erinnerte sich an die Sterne, die sie auf ihrer Reise nach Blühtau gesehen hat. Nox öffnete die Augen wieder und drehte sich zum Fenster. Der Mondschein erhellte ihre Haut und ließ sie schimmern. Sie kicherte.
»Das findest du bestimmt nicht lustig«, sagte eine tiefe Stimme.
Nox wirbelte herum und starrte direkt in Nāys Augen. Er rammte einen Dolch in die Seite des Miausters, der schreiend erwachte. Nox sprang los und krallte sich an Nāys Gesicht fest. Dieser taumelte gegen die halboffene Tür und presste Nox sämtliche Luft aus dem Leib.
»Dummes Drecksvieh!« Er bückte sich zu ihr, packte sie mit seiner gesunden Hand am Hals und drückte seine verschrumpelte Hand in ihre Augen.
Fauchend schlug sie um sich, riss ihrem Gegner die Wangen und Ohren auf und schnappte nach Luft.
Triumph funkelte in Nāys Augen, als Nox kraftlos zusammensank.
Plötzlich kreischte Nāy und lies von Nox ab. Der Miauster stand über ihm. Blut spritzte über Nox hinweg. Und durchtränkte sie. Mit Schnappatmung und aufgestellten Haaren schob sie sich weg.
»Stirb endlich!«, rief Nāy und donnerte einen weiteren Dolch in die Brust des Miausters. Dieser schlug mit seinem Ring in Nāys Gesich. Dieser krachte brüllend zu Boden. Nox erspähte eines der weißen Messer in Nāys Schulter. Der hölzerne Griff war blutrot. Der Miauster hustete Blut und stürzte auf das Bett.
»Beende es!«, sagte er.
Nox spürte an ihrem unteren Rücken plötzlich einen Aufschwall von Energie. Mit einem Mal beruhigte sich ihre Atmung. Sie warf sich auf ihren Feind, riss den Dolch aus seinem Rücken und stach erneut auf ihn ein. Und wieder. Und immer wieder. Sie blendete das Brüllen ihres Opfers aus. Mehr und mehr Energie schwoll in ihr auf. Ihr Blut wallte und rauschte in ihren Ohren. Sie roch das spritzende Blut. Es war kalt und stank nach Hass. Nox rollte von dem toten Körper herunter und brach in Tränen aus.
»Miauster!« Sie humpelte zum Bett.
»Miauster! Was ist mit dir? Miauster?!«
Er antwortete nicht.
Tränen
Schluchzend stolperte Nox durch die Gastwirtschaft und klopfte an allen Türen.
»Rettet meinen Miauster!«, rief sie. Ihr Haar war blutverschmiert.
»Bitte!« Nox stürzte. »Helft mir bitte!«
Die Menschen wichen der Katze aus und verriegelten ihre Türen. Sie sprintete hinaus. Nox rutschte durch das nasse Gras und landete im Schlamm. Sie erhob sich und sah zwei Beine vor sich. Hoffnungsvoll blickte sie auf.
Serel stand grinsend vor ihr. Rote Augen glühten aus einem geschwollenen Gesicht hervor. Nox erstarrte. Aus ihrem Lippen drang ein, »Hilfe«, hervor.
»Da ist ja die kleine Nox. Du kommst jetzt mit!«, sagte Serel.
Sie öffnete den Mund um zu protestieren, doch nickte sie und ging auf ihn zu. »Jetzt werde ich dich endlich nehmen.« Serel legte seine Hand auf Nox Schulter und zog sie zu sich. Sie wollte weg. Weg von Serel, weg von Nāy. Ihre Schwanzwurzel brannte. Einige Stadtwachen marschierten vorbei. Sie schienen jemanden zu suchen. Nox wollte um Hilfe rufen. Wieder rollte die Energie durch ihren Körper und ließ sie verstummen. Eine Wache drehte sich zu Serel und kam auf die Beiden zu.
»Wer hat hier um Hilfe gerufen?«, fragte er. Serel schüttelte den Kopf.
»Ich bestimmt nicht. Ich werde von ihm genommen«, sagte Nox. Ihr Gesicht lief rot an.
»Warum habe ich das gesagt?«, dachte sie. Beschämt wich der Soldat zurück, winkte mit der Hand und marschierte weiter. Serel ging voraus, zog das Kätzchen hinter sich her und grinste.
»Aber das Blut«, stotterte Nox.
Der Miauster öffnete die Augen. Sein Körper brannte. Er schaute sich um. Außer Nāys Leiche und ihm befand sich niemand im Raum. Er zog Luft in sich und presste sie langsam durch seine Nase heraus. Weißer Schimmer glänzte an seinen Wunden und verschloss sie langsam. Er erhob sich und sammelte seine Dolche ein, zog sich frische Kleidung über, nahm das Gepäck und verließ sein Zimmer. Ein Spur aus Blut verlief durch den Gasthof und führte den Miauster nach draußen. Dort sah er eine Stadtwache die Blut im Schlamm untersuchte.
»Ist Euch ein junges Katzenmädchen über den Weg gelaufen?«
Der Soldat schreckte auf und betrachtete den Miauster.
»Tatsächlich. Ein seltsames Paar. Widerlich!«, sagte Soldat.
Der Miauster zog seine Augenbrauen zusammen. »Wo sind sie hin?«
Der Soldat zeigte auf ein Gebäude am Rand der Stadt. Der Miauster lief los.
»Nein! Lass das!«, dachte Nox. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie waren in den Untergrund gegangen. Die Bibliothek befand sich in einer Kuhle am Rande des Zentrums. Eine steinerne Treppe führte sie zum Haupteingang hinunter. Sie waren an der Bibliothekarin vorbegezogen und in eine hintere Regalreihe verschwunden. Sofort hatte Serel seine Finger in ihren Mund gesteckt.
Serel riss ihre Klamotten vom Leib und berührte sie überall. Sie packte seine Handgelenke um ihn wegzudrücken, doch zogen ihre Arme seine Hände auf ihre Brust.
»Dein Charakter ist sehr sprunghaft«, sagte Serel.
Nox weinte Tränen und lächelte. Sie griff nach hinten, zog ein Buch aus einem der riesigen Regale und versuchte Serels Kopf einzuschlagen, doch legte sie es auf den Boden und flüsterte:
»Für meine Knie.«
Das Tor der Bibliothek öffnete sich und Schritte hallten durch den Saal.
Wieder öffnete Nox den Mund um zu schreien, doch entglitt ihr nur ein seichtes Stöhnen.
»Biographien der großen Herrscher von Kehlheim. Hier wird sich bestimmt keiner herverirren«, wisperte Serel und leckte über Nox`Ohr.
Ihr Körper zitterte. Sie konnte nicht sagen ob es Ekel oder Erregung war. Sie wünschte sich Ersteres.
»Ich glaube jetzt ist es soweit!« Serel öffnete seinen Gürtel und schlang ihn um den Hals des Mädchens.
Nox schloss die Augen und klappte die Ohren zurück. Sie musste es fühlen, doch sehen und hören wollte sie es nicht.
»Schau dir an, wie ich in dich eindringe«, sagte Serel.
Sofort öffnete Nox die Augen. Grauen erfüllte sie. Tränen schossen aus ihren Augen.
»Schau dir an, wie ich in dich eindringe«, sagte der Miauster und rammte einen Dolch in Serels Schulter.
Kreischend warf er Nox von sich und zog seine Hose hoch.
»Warum lassen mich die Götter nicht meinen Spaß haben?«
Der Miauster zog einen weiteren Dolch hervor und ging auf Serel zu.
»Nein! Warte! Ich habe Geld!«
Nox knurrte.
»Tut mir leid Kleines«, sagte der Miauster und riss den Dolch aus Serels Schulter. Er reichte ihm einen Stofffetzen.
»Drück das Blut ab. Die Bücher werden sonst verschandelt.«
Nox ließ den Kopf hängen. Während Serel davon rannte.
»Was ist denn?«, fragte der Miauster.
»Ich … Ich konnte mich nicht wehren. Egal was ich versucht habe. Und mein Hintern ist immer so kribbelig wenn das passiert«, sagte sie.
»Der Ring!« Der Miauster griff nach dem verfluchten Metall und zögerte als Nox den Kopf schüttelte.
»Ich werde den Ring behalten. Du hast ihn mir geschenkt.«
Der Miauster nickte. Gemeinsam verließen sie die Bibliothek und stiegen die Treppen hinauf.
»Du Bastard!« Heulend sprintete Serel aus der Bibliothek und schwang einen Metallspieß herum.
Der Miauster schlug mit seiner Faust in sein Gesicht und Serel krachte die Treppe hinunter.
»Das ist deine letzte Chance«, sagte der Miauster und warf Nox einen Dolch zu.
Serels Augen weiteten sich. Er warf seine Waffe weg und rutschte an die Tür der Bibliothek.
»Es … Es tut mir Leid! Ich werde euch nicht mehr belästigen! Bitte verschone mich!«
Nox baute sich vor ihm auf und zeigte ihre Zähne.
»Buh!«, rief sie.
Serel sprang auf und rannte kreischend in das Gebäude zurück.
Nox plumpste kichernd zu Boden.
»Komm, wir haben noch einen weiten Weg vor uns«, sagte der Miauster.
Bootsmann
Drei Tage vergingen und die beiden durchquerten einen weiteren Wald. Die Umgebung wurde immer felsiger. Salz lag in der Luft. Möwen kreischten.
»Ist es hier? Ist das Meer hier?« Nox sprintete nach vorne.
Der Miauster lachte. Nox kletterte auf einen Felsen und schaute nach unten. Schäumende Wellen schlugen gegen die Klippen.
»So viel Wasser? Wer soll das denn alles trinken?«, fragte Nox.
»Das trinkt niemand. Es ist voller Salz« Ein dicker Mann kam auf die Beiden zu. Er hatte eine rauchende Pfeife im Mund und lächelte breit.
»Wer bist du denn?«, fragte Nox.
»Käpt`n Warren«, antwortete der Seemann.
»Trifft sich gut. Kann man bei Euch anheuern? Wir müssen nach …«
Der Käpt`n hob die Hand. »Ich weiß wohin ihr wollt. Alle Magier wollen dorthin. Doch beherbergt mein Schiff keine Lügner«, antwortete der Mann und wandte sich wieder Nox zu.
Erzürnt griff der Miauster nach einem Dolch, dann atmete er durch und nickte.
»Wo finde ich ein anderes Schiff?«, fragte er.
Der Käpt`n deutete die Küste entlang zu einem Fischerdorf, während er Nox Kopf streichelte.
»Was meint er mit Lügner?«, fragte Nox.
Die beiden waren einen halben Tag auf das Dorf zugelaufen und hatten sich zum Essen an den Rand einer Klippe gesetzt.
»Gar nichts«, sagte der Miauster und biss in sein Brot. Mit dem Sonnenuntergang im Rücken betraten sie das Dorf und gingen auf eine Taverne zu. Klumpige und vernarbte Gesichter starrten die Beiden an, als sie zur Bar marschierten.
»Ich bediene keine Sklavenhalter«, sagte die Alte hinter dem Tresen, spuckte auf den Tisch und wischte ihn.
»Aber wir sind doch Pawrtner«, sagte Nox bestürzt.
Die Besitzerin der Taverne lachte. »Ein Nakiri Ring? An einem Halbmenschen und ein Magier? Die Partnerschaft sprüht euch aus den Augen.«
»Magier?«, fragte Nox.
Wieder brach die Alte in Gelächter aus. »Und jetzt raus hier! Sonst werfen euch meine Jungs raus!«
Der Miauster schüttelte den Kopf. »Ihr versteht nicht …«
»Freundchen! Wenn die alte Gitta sagt du sollst nen Abgang machen, dann machste den, klar?« Ein Riese von einem Mann baute sich neben dem Miauster auf.
»Wir brauchen doch bloß ein Schiff!«, sagte der Miauster.
»Was? Um sie dann auf der verfluchten Insel zu verkaufen?« Ein andere Sprang auf.
Sie packten den Miauster und zogen ihn von Nox weg.
»Hey! Mein Miauster!«, Nox lief hinterher, doch packte Gitta sie am Kragen und zog sie zurück.
»Bleib hier. Die Männer müssen jetzt miteinander reden.«
Nox machte große Augen.
Gitta grübelte. »Weißt du was? Ich hab eine tolle Idee. Weißt du eigentlich wie lang dein Schwanz ist? Wollen wir das nicht mal zusammen ausmessen?«
Nox Augen glänzten. Gitta legte einen Maßstab auf die Theke und schaute Nox erwartungsvoll an. Diese legte den Kopf zur Seite.
»Aber ich brauch doch noch Papier und Tinte«, sagte sie.
Gitta zog Beides aus ihrem Tresen hervor.
»Wozu das denn?«, fragte sie.
»Ganz einfach!« Nox rieb ihren Schwanz mit Tinte ein und drückte ihn auf das Papier. »Damit ich ihn messen kann!«
Sie wartete bis der Abdruck getrocknet war und legte den Maßstab an. Gitta begann zu lachen.
»Du mieser Vergewaltiger«, brüllte der Titan und hämmerte seine Faust in den Magen des Miausters.
»Kinderschänder!«, rief ein Anderer und trat den Miauster zu Boden.
Er hörte das Lachen von Nox.
»Lügner!«
»Abschaum!«
»Hexer!«
Immer mehr traten und schlugen auf ihn ein. Funken blitzten zwischen seinen Fingern. Wieder schoss das Bein des Titans auf seinen Magen. Dieses Mal packte der Miauster es und erfüllte das Bein mit seiner Magie. Das Fleisch begann zu schmelzen und der Mann entflammte.
»Jetzt bist du zu weit gegangen du Bastard!«, schrie einer von ihnen.
Sie zogen ihre Waffen hervor und stachen auf den Miauster ein. Ein glitzernde Barriere umgab seinen körper, schwoll an und warf die Angreifer um.
»Nox!«, rief der Miauster. Erschrocken blickte sie ihren Partner an.
»Ich bin Schuld! Ich habe Nāy zu dem gemacht was er ist! Ich habe ihn verflucht!« Nox` Mundwinkel sanken herab, ihre Ohren lagen flach auf dem Kopf.
»Was meinst du damit?«, fragte sie.
Die Männer sprangen auf und stürmten wieder auf den Miauster zu. Dieser machte eine Handbewegung und schleuderte sie durch die Taverne. Er öffnete die Tür mit seiner Magie und flüchtete hinaus.
»Miauster!«, rief Nox hinterher.
Gitta umarmte das Katzenmädchen und hob sie hinter den Tresen.
Camatanam
Nox saß auf dem Bug eines Fischerboots und starrte auf das Meer. Sie tauchte ihren Schwanz ins Wasser und leckte gelegentlich daran.
»Hier, Kleine«, rief ein Seemann und warf einen gebratenen Fisch zu ihr.
»Danke«, sagte sie und biss hinein. Zwei Monate lebte sie mit den Fischern zusammen. Sie hatte eine große und eine kleine Schwester. Eltern und die Seeleute. Doch war der Miauster verschwunden. Nox warf die Gräten ins Wasser und sprang zu ihren Freunden, half ihnen das Netz zu entwirren und kletterte auf den Mast.
»Das Wetter sieht nicht so gut aus«, rief sie hinunter. Nox ließ die Ohren hängen und blieb oben sitzen. Wieso hatte der Miauster gelogen? Wieso hatte er sie allein gelassen? Die Fischer jubelten, als sie ein weiteres Netz herauszogen. Nox starrte in den Horizont.
»Noxi! Komm mal runter!«, rief Käpt`n Warren.
Nox glitt am Mast hinunter und sprang in die Arme des dicken Käpt`ns.
»Was denn, Papi?«
Warren lachte. Er reichte Nox ein Messer. Eine weiße Klinge mit einem Griff aus Holz.
»Das haben wir im Netz gefunden. Behalt es. Kannste oben in der Takelage gut gebrauchen«, sagte er.
Nox betrachtete den Dolch. Ihre Nase zuckte.
»So Jungs, das war`s für heute. Freut euch auf den schrecklichen Eintopf von Gitta!« Warren setzte Nox ab und deutete dem Steuermann umzukehren.
Nox schluchzte.
Der Käpt`n bückte sich zu seiner Adoptivtochter.
»Was? Was ist denn Noxi? So schlimm ist der Eintopf doch auch wieder nicht.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Komm, wir müssen jetzt das Schiff startklar machen, du darfst die Segel setzen!«
Nox schniefte.
Donner hallte über den Ozean. Schwarze Wolken zogen vom offenen Meer herbei.
»So schnell?«, fragte der Steuermann und lenkte ein.
Die Fischer zogen den Anker hoch und rannten auf dem Deck umher. Ein Blitz schlug auf den Mast ein und setzte ihn in Flammen.
»Scheiße«, rief der Käpt`n.
Schnell griff das Feuer um sich und entzündete das ganze Schiff.
»Der Tran!«, rief einer der Fischer. Wellen schleuderten die Seemänner umher. Die Schreie der Männer gingen im Donner unter. Nox erhaschte einen Blick auf Warren, der in dem Moment in das Wasser fiel. Nox klammerte sich an den Dolch und hielt sich an der Reling fest. Der Steuermann landete brüllend auf dem Deck. Seine Rückenwirbel stachen unförmig heraus. Die nächste Welle schlug auf das Schiff und verschluckte ihn mitsamt drei weiterer Männer.
Mehr Blitze schlugen um sie herum ein. Ohrenbetäubendes Tosen übertönte alles um Nox herum.
»Miauster«, murmelte sie, bevor sie abrutsche und auf dem Deck entlangrollte. Ihr entglitt das Messer. Sie krallte sich am Hauptmast fest und suchte danach. An ihr flogen die erbeuteten Fische des Tages vorbei. Sie blickte ihnen nach, als etwas hartes Gegen ihren Kopf geschleudert wurde und Schwärze ihr Blickfeld einnahm.
Nox erwachte an einem Strand. Halb eingegraben im Sand. Algen und Seegras hingen an ihrem Körper. Hustend kroch sie vom Ufer weg und rollte sich auf den Rücken. Sie hustete Wasser aus und genoss die Wärme der Sonne. Nach einigen Minuten striff sie sich das Grünzeug ab und setzte sich auf. Am Horizont sah sie nur das Meer. Am Strand lagen hunderte Holzplanken, Kisten und Reste des Schiffs. Und eine Person. Nox stand auf und ging mit wackligen Beinen auf sie zu. Sie zog ihren Fund in den warmen Sand und befreite ihn von Seegras. Sie schreckte zusammen, als sie das Gesicht der Person sah. Es war der Miauster. Ihr Miauster.
»Hey! Du da!« Eine Kinderstimme.
Nox sah sich um.
Ein kleines Mädchen rannte zu ihnen.
»Geht es euch gut?«, fragte es.
Nox zuckte mit den Schultern. Der Miauster hustete und spuckte Wasser aus. Er öffnete seine Augen, sah Nox und schloss seine Augen.
»Hat sich ja doch gelohnt sich auf dem Schiff zu verstecken.« Er legte seinen Arm um seine Gefährtin.
Nox lachte laut, schluchzte auf und schaute dann zu dem Mädchen.
»Wo sind wir?«, fragte Nox, während sie sich an ihren Miauster rieb.
»Camatanam, die Insel des Glücks«, antwortete das Mädchen.