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- 12.04.2007
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Paradies oder -das, kurz: Æden ist überall
„Verflucht seistu auf Erden und mach dich vom Acker,
der sein Maul aufgetan, um deines Bruders Blut aus
deiner Hand zu empfangen.“ Moses 1, 4, 11
„Hm, wie das duftet!“, murmelt der Herr und Richter zu Göbekli Tepe im Lande Anatol, dem heil‘gen Ort der Ahnen und Hort des Rechtes, wenn schon nicht aller, so doch der meisten Stämme, Clans und Sippschaften der Welt der Jäger und Sammler, der Fleisch-, Müsli- und Allesfresser, „wie angenehm doch ein gegrillter Sündenbock riechen kann!“, als die Gerichtsschreiberin in eins mit dem Kläger Ziefer in den Saal des Gebetes und des Urteils tritt mit den Worten: „Ei, zum Deibel aber auch, wie seht Ihr denn aus –
und das an einem Gerichtstag!, Richter Götz! -
Sagt frisch heraus: Was ist geschehn!?“
„Ja, schaut, liebe Lucy, zu straucheln brauchts doch keines Strauchs - nur nackter Füß‘ und schlüpfrigen Parketts. Da lenkt die gutgemeinte Spende Mets so gut ab wie der Gaumen und der die Nase kitzelnde Rauch des Grillwerks. Heißt es nicht schon bei Jesaja, dass der Stein des Anstoßes und Fels des Ärgernisses in einem selber ruhe, Fallstrick und Schlinge zugleich für jede arme Seele!“
„Kleist und Adam!“, wirft Ziefer ein, dass die Schriftgelehrte korrigiert: „Dem Adam wirds verfeinert und ergänzt ins Maul gelegt durch Kleist, lange nach der anstöß‘gen Schöpfung durch Jes...“, dass der Richter dazwischen fährt.
„Genug, genug!, geplaudert. Bunt geht‘s mir zu und ich fürcht‘ Ungemach, denn schwer ist mir der Kopf ...“, dass Ziefer einwirft: „Habt wohl zu viel Met genossen trotz reichlicher Grundlage im Opfertier“, der Richter aber widerspricht, die Sache sei‘s, denn die Akte komme bekannt ihm vor und bereite Kopfschmerz, denn er wisse nicht warum.
Publikum betritt den Saal, Jäger und Hirten aus allen acht Richtungen von Nord und Süd, aus dem Osten wie dem Westen, von den Bergen und aus den Tälern, aus der Nachbarschaft und vom Rande der Welt.
Ihnen folgen Bauern und Handwerker aus der Umgebung, Nachkommen des Kajin. Als der Saal voll ist, befiehlt der Richter den Wachleuten, den Eingang zu sperren, und nimmt den Richterthron ein neben der Gerichsschreiberin, schaut in die Runde und wendet sich an die Gerichtsschreiberin und flüstert: „Gute Lucy, vielleicht täuscht mich der schwere Kopf – aber den Kläger, Ziefer, erkenn ich – doch keinen Beklagten ...“
„Wartet nur ein Weilchen, Richter Götz, der Name des Beklagten wird Ihm nicht fremd sein!“
Und Ziefer hebt an, verliest laut und deutlich die Klageschrift mit einer Einleitung, die ein jeglicher kennt auf seine Art bis zu dem entscheidenden Punkt: „Nach Verlauf des Tages war‘s, dass die Brüder Ihm eine Spende brachten, Er wird sich erinnern trotz des schweren Kopfes: Kajin brachte von den Früchten des Feldes und Habel von den Erstlingen seiner Schafe. Ihm aber kitzelte es Gaumen und Nase, so aber sei es niedergeschrieben und protokolliert, dass Er achtete auf Habels Spende und in der Folge nicht auf Kajins.
Was ist denn schon ein trocken Brot gegen ein gut gegrilltes Lämmchen!
Er wird sich erinnern, wie Kajin sich erzürnte und wider Habel erhob und ihn tötete, und Er wird sich erinnern, wie Er scheinheilig fragte, ‚Kajin, wo ist Habel, dein Bruder?‘, und der ertappt stotterte, er wüsst‘ es nicht. Ob er denn seines Bruders Hüter wär‘!
Was hastu getan!, die Stimme des Geblüts deines Bruders schreit zu mir aus dem Acker‘ und so hat Er Kajin verflucht. ‚Willstu den Acker bedienen, schwanke der und verweigere dir fortan seine Kraft, auf dass du schweifen musst auf Erden von Acker und Acker bis hin zum Gottesacker, die düngende Kraft der Begrabenen zu nutzen.
Und als Kajin in seiner Not und des Jammers, vogelfrei zu sein, Ihn dauerte, ergänzte Er das Urteil: Wer denn nun Kajin tötete, werde siebenfach geahndet ...“, dass ein Raunen durch den Saal geht und der Herrichter zu Göbekli Tepe einen roten Kopf bekommt und einwirft: „Was hat das verjährte Zeug mit mir zu tun?“
„Mehr als Er glauben mag“, murmelt Lucy, die Gerichtsschreiberin und Schriftgelehrte.
„Nun“, fährt Ziefer fort, „ist das Gebot, du sollst nicht morden, eines der wichtigsten, aber gleichwertig gilt das der Gleichbehandlung, denn wenn alle Menschen gleich und frei geboren sind, da ist offensichtliche Benachteiligung – und sei‘s von Spendern – ein Verstoß gegen die Gebote ...“
Da lacht der Richter gereizt auf, aber Ziefer fährt unbeirrt fort: „Ihr, Richter Götz von Göbekli Tepe und Herr der Welt und des Himmels, werdet hiermit der Anstiftung zum Mord angeklagt ...“
„Gutes Ziefer“, grummelt Richter Götz, „verjährt und fast vergessen ...“
„So wenig Mord verjährt, so wenig verjährt seine Anstiftung und ist mit dem gleichen Maß zu beurteilen wie die üble Tat ...“
Des lachet Götz, der Herr und Richter zu Göbekli Tepe im Lande Anatol: „Dem ich nicht lach! -
Wills Menschen Recht sich über göttlich‘, in Stein gehauen‘ Recht erheben?
Nicht wert ist‘s des Papieres, auf dem es steht, und tauget nicht einmal, den Hintern abzuwischen, solange es nicht durchgesetzt.
Schon dass kein Verteidiger gewährt wird, widerspricht dem eignen Rechtsanspruch. Und komme mir keiner mit dem Weichei von Söhnchen!
Drum, Leute, singen wir den mozärtlichen Kanon ‚Leck mich im Arsch!‘ und schicken allerwerteste Grußkarten!“