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Mircea Eliade: Jugend ohne Jugend

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31.08.2008
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Mircea Eliade: Jugend ohne Jugend

Roman von Mircea Eliade und Film von Francis Ford Coppola

Seit Jahren war ich auf der Suche nach einer Ausgabe von Mircea Eliades Roman „Der Hundertjährige“; sie war vergriffen und antiquarisch nicht zu beschaffen. Es war der einzige Roman von Eliade, den ich noch nicht kannte, und blieb es lange. Nun wird er aus aktuellem Anlaß wieder verlegt: Francis Ford Coppola hat die Geschichte verfilmt, und sowohl der Film wie auch die Neuerscheinung des Romans tragen jetzt den Titel „Jugend ohne Jugend“, der eine Übersetzung des rumänischen Originaltitels ist.

Ein siebzigjähriger, lebensmüder Wissenschaftler wird, kurz bevor er sich umbringen kann, von einem Blitz getroffen. Darauf geschehen wundersame Dinge: er überlebt nicht nur, sondern wird jünger, bis er etwa vierzig Jahre alt ist. Er zeigt sonderbare Fähigkeiten, z.B. kann er den Inhalt eines Buches vollständig erfassen, indem er es mit den Händen berührt. Geheimdienste interessieren sich für den Fall, und, wie es sich für einen richtigen Eliade-Roman gehört, setzt eine Verflechtung der übersinnlichen Geschichte mit der Verfolgung durch Geheimdienste ein.
Später beginnt er eine Beziehung zu einer jungen, schönen Frau, die ebenfalls von einem Blitz getroffen wurde und sich seitdem an frühere Inkarnationen erinnert. Leider wird sie in beängstigendem Tempo älter. Der Prot. steht im Konflikt, mit ihr seine linguistische Forschung nach dem Ursprung der Sprachen zu verfolgen, oder sich von ihr zu trennen in der Hoffnung, ihr Altern damit zu stoppen.

Eliade macht hier in atemberaubenden Tempo eine Wanderung durch die Themen Altern, Tod, Inkarnation, die Magie der Liebe und, immer wieder, die Illusion der Zeit. Eine Verknüpfung der Themen Zeit, Krankheit und Magie hatte Eliade schon zuvor in dem Roman „Die drei Grazien“ hergestellt.

„Es ist nicht eigentlich ein Traum, nimmt aber am illusorischen Charakter des Traumes teil, weil es um die Zukunft geht, also um die Zeit; die Zeit aber ist etwas durchaus Irreales…“
Dieses Zitat aus dem Roman hat Francis Ford Coppola veranlaßt, einige Jahre nach einer Ausgabe von „Jugend ohne Jugend“ zu suchen; als er es gefunden und gelesen hatte, stand sein Plan fest: das würde er verfilmen, es würde vielleicht sein letzter Film sein, und er würde zu seiner Verwirklichung mit allem brechen müssen, was ihn bisher als Regisseur auszeichnete. Die Biographie des Regisseurs, die Produktion des Films und der Inhalt des Romans verschmelzen zu einer Geschichte.

„...mir war klar, daß die einzige vernünftige Möglichkeit, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, darin bestand, wieder jung zu werden, zu vergessen, was ich wußte, und mich zu bemühen, wie ein Student zu denken und zu fühlen.“ schreibt Coppola im Nachwort zum Roman. Und so hat sich Coppola daran gemacht, einen wirklich freien, vielschichtigen und faszinierenden Film zu erschaffen, der sein Vermächtnis ist und bewußt alle kommerziellen Regeln mißachtet. Interessant zu sehen, was der Erfolgsregisseur von "Der Pate" und "Apocalypse Now" macht, wenn er den Kommerz hinter sich läßt. Coppola hat die Verfilmung selbst finanziert; der Film floppte an den Kinos. Kein Wunder; es ist ein Film zum zweimal, dreimal, zum immer wieder sehen.-

 

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