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Serie Lieber Gott Teil I

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15.10.2003
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Lieber Gott Teil I

Lieber Gott,

ich schreibe dir, weil ich weiß, dass ich bald sterben muss. Mama und Papa dürfen aber nicht merken, dass ich es bereits weiß. Sonst weinen sie wieder so doll. Das mag ich nicht, das macht mich auch nur wieder traurig.
Der Doktor sagt der Tumor wächst immer weiter, sie können mir nicht mehr helfen. Das hat jedenfalls Mama zu Oma am Telefon gesagt auch wenn sie mir erzählt, alles wird gut. Doch dann beginnt sie zu weinen und drückt mich an sich, so fest, dass ich mir manchmal wünsche, sie drückt gleich den Tumor in meinem Bauch kaputt, damit sie wegen mir nicht mehr weinen muss.
Aber eigentlich schreibe ich dir, weil ich gerne wissen möchte, ob mich ein Engel abholt. Das wäre soooo schön. So einer mit großen Flügeln und langen, blonden Haaren, wie in meinem Buch. Dann hab ich auch bestimmt nicht so eine Angst wenn ich gehe. Ich hoffe bei dir gibt es auch Mamas Vanille-Pudding, den mag ich doch so gerne.
Eine Frage hab ich aber noch, lieber Gott. Warum muss ich eigenlich sterben? War ich böse? Oder vermisst du mich so doll? Kannst du nicht noch ein bißchen warten? Ich würde so gerne nochmal in Urlaub, da, wo es die tollen Drachen gab, die bunten, großen. Ich setz auch meine Mütze auf, versprochen, ich weiß ja, dass ich mit meiner Glatze immer so schnell friere und dann krieg ich wieder Schnupfen.
Ich bin so traurig, dass Mama und Papa nicht mitgehen werden. Können sie nicht doch mit? Aber das geht ja doch nicht... Papa muss ja zur Arbeit. Aber Mama! Mama könnte doch mit! Dann hätte ich immer jemanden zu spielen. Ich kenne im Himmel ja doch niemanden. Hoffentlich bekomme ich eine eigene Wolke.
Lieber Gott, ich warte auf deine Antwort. Hab dich lieb.

Carlo

P.S. Schreib schnell zurück. Ich habe nicht mehr viel Zeit! Aber das weißt du ja besser als ich. Danke schön!

 

Hallo mitsurugi

Es ist eine sehr schön, wenn auch traurige kleine Geschichte. Man kann dem Kind, das es ja schreibt, richtig nachfühlen wie traurig es ist daß die Zeit des Abschiednehmens gekommen ist. Gerne würde ich Ihm auch die Mutter mitgeben, daß es nicht so alleine ist.
Jeder der Kinder hat hofft, daß man nicht selbst je in diese Situation kommt.

Danke für diese Zeilen

Morpheus

 

Hallo mitsurugi,

wirklich eine sehr gute Geschichte. Allerdings habe ich zwei Anmerkungen:

Zum einen, ganz formal, halte ich, auch wenn es sich um einen "Brief" handelt, die Rubrik für falsch. Ich sehe nicht viel "Experiment" - korrigiere mich, wenn ich irre.
Zum anderen würde ich den Begriff "Tumor" durch ein kindliches Wort ersetzen. Er ist zu abstrakt, als das er so selbstverständlich in den Wortschatz aufgenommen wird (weiß ich leider aus eigenen Erfahrungen.)
Zudem finde ich einen Satz wie

"Der Doktor sagt, das komische Ding in meinem Bauch wächst immer weiter, sie können mir nicht mehr helfen."

wesentlich "dramatischer".

Ich hoffe mehr zu lesen,

Poe

 

Verschoben von "Experimente" nach "Serien".

 

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