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13.12.2006
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Kultur

Asphalt. Gewaltsam einst in trockene Erde gebettet. An seine Seite schmiegt sich Pflaster. Sorgsam von Leben befreit. Stahl erhebt sich aus der farblosen Masse. Prunkvoll in Beton gekleidet. Maßlos geschminkt. Eine Öffnung steht bereit, hat alle Erwartungen vergessen.
Räume grenzen an Korridore, Korridore grenzen an Räume. Die Pförtner sind gläsern. Alles glatt, rechtwinklig. Staub ist der einzige Gast. Hier verstorben. Die Mauern sind das Mausoleum ihrer eigenen Ahnen. Ihrer selbst.

Alles leidet an Amnesie. Die Suche nach dem Sinn wurde nicht angetreten. Die Aufgabe ist unbekannt, keiner fragt nach ihr. Unbekannt so auch das Scheitern. Längst endgültig.
Also schweigt die Vergangenheit. Der eigene Schöpfer ist noch nicht erdacht. Und doch schon tot.

 

Der Gedanke hinter diesem Text ist, auf einen Prot zu verzichten.

Das Problem dabei ist natürlich, dass man eigentlich zwangsläufig einen Protagonisten hat, sobald man Agonisten an sich hat. Demnach hat diese "Geschichte" eigentlich keine Handlung. Es ist mehr eine Beschreibung.

Letztlich ist es ein eher lyrischer Text geworden. Aber ich wollte mal andere Meinungen dazu hören.

 
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Hallo Apropos,

auch wenn Du Dein Ziel verfehlt hast, dennoch ein gelungener, da atmosphärisch dichter Text. Verfehlt hast Du Dein Ziel dahingehend, dass Du einen Prot hast, nämlich die Landschaft, die Du beschreibst.

Apropos schrieb:
Alles leidet an Amnesie. Die Suche nach dem Sinn wurde nicht angetreten. Die Aufgabe ist unbekannt, keiner fragt nach ihr. Unbekannt so auch das Scheitern.

Entschuldige, wenn ich hier pedantisch werde, doch muss ich Dir widersprechen: Amnesie impliziert, dass es vorher Erinnerung gegeben haben muss, was das Objekt Deiner Beschreibung allerdings nicht hat. Es bewahrt nichts, existiert aus sich selbst heraus und um seiner selbst willen, enthistorisiert und kontextlos.

Seinen Sinn hat das Objet schon längst gefunden: sich selbst, aus sich selbst heraus und um seiner selbst willen, enthistorisiert und kontextlos.

Eine Aufgabe besitzt es auch: Selbstzweck, aus sich selbst heraus und um seiner selbst willen, enthistorisiert und kontextlos.

Und aus diesem Grund scheitert es auch nicht, sondern geht im Gegenteil gänzlich in seinem Sinn auf.

Grüße vom Waldgeist

PS: Hast Du Goethes Erben gehört und währenddessen Baudrillard gelesen? Es scheint so... ;) (Erstere mag ich gar nicht, letzteren dagegen sehr.)

 

Hi Waldgeist,

ich denke nicht, das die Landschaft ein Prot sein kann, da sie nicht handelt(Protagonist = "Ersthandler").

Mit Amnesie meine ich, dass die Vergangenheit vergessen wurde bzw. nie erinnert wurde. Gut, das ist ein Unterschied... aber ich finde, als Metapher kann man's machen.

Das Selbstzweck ein Sinn ist, denke ich nicht. Zumal die beschriebenen Objekte nichts von ihrem Dasein haben. Und sie haben ja tatsächlich einen Sinn bzw. eine Bestimmung, können diesen aber nicht mehr erfüllen. Das ist wesentlich für die Aussage des Textes!

Waldgeist schrieb:
PS: Hast Du Goethes Erben gehört und währenddessen Baudrillard gelesen? Es scheint so... ;) (Erstere mag ich gar nicht, letzteren dagegen sehr.)
Ersteres mag ich sehr, letzteres kenne ich nicht.
Einfluss der Erben kann ich nicht ausschließen, wäre mir in diesem Fall jedoch nicht bewusst ;)

 

Hallo Apropos

Was ich an diesen Texten nicht mag, ist, dass man wirklich alles hineininterpretieren kann. Alles kann richtig sein.

Asphalt. Gewaltsam einst in trockene Erde gebetet. An seine Seite schmiegt sich Pflaster. Sorgsam von Leben befreit.
Der Asphalt wurde also irgendwann mal gewaltsam in die trockene Erde gebetet? Wie bitte, was?

Der Asphalt kann hier als Metapher für eine Verschleierung sein. Gewaltsam wurde gebetet>>>Kriege der Religionen. Und jeder hat die Wahrheit verdeckt.

An seine Seite schmiegt sich Pflaster?
Ziemlich schräge Vorstellung. Steinpflaster schmiegt sich an den Asphalt. Kann damit nix anfangen.
Sorgsam von Leben befreit?<<<Müsste es nicht vom Leben befreit. Klar, der Sinn würde sich ändern. Aber so wie er jetzt da steht, hat es auch keinen Sinn. Der Pflaster wird vom Leben befreit? Oder befreit vom Leben, also tot?

Stahl erhebt sich aus der farblosen Masse. Prunkvoll in Beton gekleidet. Maßlos geschminkt
Ein neuer Glaube ist entstanden? Mit mehr Lügen beschmückt als alle anderen?

Also schweigt die Vergangenheit. Der eigene Schöpfer ist noch nicht erdacht. Und doch schon tot.
Die Vergangenheit kann nicht schweigen, wenn, dann wird sie verschwiegen. Und damit ein Schöpfer sterben kann, muss er schon leben/existieren.:dozey:
Aber ne, ist ja ein Experiment, deshalb muss auch alles schön verrückt klingen, nesch.;)

Sorry für den Verriss, aber meiner Meinung nach ist das höchstens ein Text für die Rubrik Seltsam, wenn es denn auch einen Sinn haben sollte. Ansonsten nicht verzagen, Jo fragen.:)

Cu J:baddevil:

 

Hi JoBlack,

das ist mal eine Interpretation, die ich nicht erwartet hatte.

Nur so viel: Die Beschreibungen sind eher wörtlich als metaphorisch zu verstehen! Ich habe nur personifizierende Ausdrücke gewählt, um den Stil nicht zu sehr austrocknen zu lassen. Deshalb schweigt zB auch die vergangenheit, anstatt verschwiegen zu werden.
In Ermangelung aktiver Handlungen ist letztlich (wie gesagt) alles nur Beschreibung eines statischen Zustandes.

 

Hi Apropos,

vielleicht wollte Jo nett sein und hat versucht, einen Sinn hinter Deiner Geschichte zu finden? ;)

Die Beschreibungen sind eher wörtlich als metaphorisch zu verstehen!

Also ich sach mal so: entweder beschreibst Du dem Leser etwas bildhaft und dann sollten die Bilder sitzen, oder Du hast eine Botschaft hinter erzkomplizierter Wortdrechselei versteckt und freust Dich diebisch, wenn der Leser sie versteht.

Vielleicht solltest Du so ein Experiment mal mit einem Sujet versuchen, das Dir etwas bedeutet, dann kommt auch im Text ne Bedeutung rüber, hmm?

Liebe Grüße
melisane

 

Ok, ich nochmal.

das ist mal eine Interpretation, die ich nicht erwartet hatte.

Nur so viel: Die Beschreibungen sind eher wörtlich als metaphorisch zu verstehen! Ich habe nur personifizierende Ausdrücke gewählt, um den Stil nicht zu sehr austrocknen zu lassen. Deshalb schweigt zB auch die vergangenheit, anstatt verschwiegen zu werden.
In Ermangelung aktiver Handlungen ist letztlich (wie gesagt) alles nur Beschreibung eines statischen Zustandes.


Das meinte ich mit: ich mag diese Art von Texten nicht.
Und ich hätte ja fast deine Geschichte gemocht, weil ich mir da selber was zusammengebastelt habe. Und dann kommst du(AutorIn) und nimmst mir(Leserin) alle Illusionen.
Wie wäre es mit dem hier:
Es geht um einen Elefanten, der irgendwo in Afrika einen fahren lässt.

Ist wahrscheinlich auch falsch. Aber wenn es so ist, dann ist jede INterpretation deines Textes falsch.
Es hat also gar keine Aussage. Was ist das dann für eine Geschichte? Ach, ist ja ein Experiment, soll ja der Unterhaltung dienen. Hmm, zu langweilig.

Ich sag dir, warum ich auf den Gedanken mit der Religion gekommen bin, wegen den Titel: Kultur. Erst konnte ich nix damit anfangen. Bis ich mich an den Titel erinnert habe.

Beschreibungen als eine Geschichte anzusehen. :dozey: Na ja, was solls. Jedem das seine.

Cu J:baddevil:

 

Die Geschichte hat schon einen Sinn bzw. eine Aussage.

Es geht einfach darum, dass das Leben von der Erde verschwunden ist und alles, was von den Menschen blieb, ist ihre Kultur (hier in Form der Gebäude), die nun allerdings keinen Sinn mehr hat.
Es geht darum, dass wir Dinge schaffen (wollen), die von Dauer sind. Allerdings sind wir selbst nicht von Dauer und ohne uns verlieren diese Dinge den Wert, den sie für uns haben.

Nebenbei dient der Text wohl allem, nur keiner Unterhaltung ;)

 

Hi Apropos

Ich mag deinen Text. Schön, dass du keine philosophische Abhandlung draus gemacht hast, sondern Miniaturprosaistisch geworden bist.

Alles was von dauer ist, kann nicht von Wert sein. Denn Liebe ist vergänglich. so ist alles, was vergänglich ist, Liebe. Und so muss Leben vergänglich sein um Liebe sein zu können.
fällt mir nur gerade so ein.

lieben Gruß

 

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