Was ist neu

Kopernikus

Beitritt
17.03.2020
Beiträge
49
Zuletzt bearbeitet:

Kopernikus

Es war der Nachmittag des 5. Juli 1506. Die Sonne schimmerte in einer Pfeilspitze, die auf einen der vier Reiter im Tal gerichtet war. Sein Atem war flach und er fokussiert. Ein leichter Wind wehte und er beschloss noch ein wenig mehr auf sein Ziel vorzuhalten. Der Hauch war trocken und angenehm, eigentlich ein viel zu schöner Tag für ein Blutbad.
Sein Griff öffnete sich. Ein todbringendes Pfeifen war zu hören. Den Bogen fallen lassend, zog er seine zwei Äxte, sprang aus der Deckung und spurtete mit seinem schweren Kettenhemd auf den Tross zu. Der Reiter fiel gerade aus seinem Sattel und schmetterte auf den Boden, als er nur noch wenige Schritte von der Straße entfernt war. Seine drei verbliebenen Gegner waren wohl immer noch verwirrt, denn er erreichte den ersten ohne bemerkt zu werden. Die Klinge seiner Axt versenkte er im Oberschenkel des Reiters und zog ihn mit dieser von seinem Pferd. Der zweite Hieb traf den Hals. Klebrige Spritzer im Gesicht.
Er rannte an der Kutsche entlang zu der nächsten Wache, welche versuchte ihn mit einer Lanze aufzuspießen. Er drehte sich an dem Stoß vorbei, sprang mit einem Bein auf eine Sprosse der Kutsche, stieß sich ab und war nun hoch genug, um seine Waffe in dessen Brust zu versenken. Sein Gegenüber stieß einen letzten Klagelaut aus und fiel dann zu Boden.
Als er sich zum letzten Reiter umsah, war dieser nicht dort, wo er ihn erwartet hatte. Stattdessen galoppierte er über die Straße davon, weg von dem Scharmützel.
„Was für ein Feigling“, brachte er verächtlich hervor.
Er nahm ein Messer von seinem Gürtel und warf es in die Brust des Kutschers.
Ein Tritt gegen die Tür und das dünne Schloss gab nach. Dort saß ein alter, bärtiger Mann in einer roten Robe und sah ihn mit hasserfüllten Augen an.
„Wer bist du, Teufel?“
„Wo ist es?“
„Es ist ein heiliges Relikt. Du kannst es nicht mitnehmen. Gott wird das nicht zulassen.“
„Hör mir zu du Möchtegern-Heiliger, du spuckst jetzt aus, wo das Kreuz ist, oder ich schneide dich in Streifen. Anfangen werde ich bei deinen Fingern.“
„Ich bin Priester des Philippusordens. Nichts wird mir geschehen.“
Er nahm seine Axt und hieb dem Heiligen die rechte Hand ab. Der alte Mann schrie auf.
„Wo ist es?“, rief er nachdrücklich.
„In der Kiste unter dem Sitz, du Dämon.“
„Ich bin kein Dämon.“
„Was bist du dann?“, stammelte der Priester.
„Ein einfacher Söldner mit dem dem Namen Kopernikus. Was hast du erwartet?“
„Ich verfluche dich Kopernikus. Deine glücklichen Tage sind gezählt. Du hast dich gegen einen uralten Orden verschuldigt und du wirst diese Schuld abbezahlen.“
„Was auch immer du sagst, alter Mann.“
Kopernikus zog die Kiste hervor und packte das prächtige, mit Edelsteinen verzierte Goldkreuz daraus. Der Priester hielt sich seinen Armstumpf, die Augen geschlossen und quasselte irgendetwas auf Latein. Kopernikus hatte diese Sprache schon immer gehasst.
„Danke für Ihre Hilfe, euer Heiligkeit“, spottete Kopernikus.
„ … aeternum“, beendete der Priester sein Gebet und umgriff dann mit seiner gesunden Hand Kopernikus Handgelenk. Die Berührung brannte unerträglich und Kopernikus schüttelte die Hand des Priesters ab.
„Was war das?“
„Das Siegel.“
„Was auch immer.“
Kopernikus sprang aus der Kutsche.
„Wir werden uns wieder sehen!“, rief ihm der Priester hinterher.
Der Räuber dachte sich nichts dabei und ging wieder den Hang hinauf zu seinem Pferd.
Dann machte er sich auf den Weg zum Fürst, um die Beute abzugeben und das Silber für den erfolgreichen Abschluss abzuholen. Bald hätte er genug angespart, um sich eine Bleibe zu kaufen, sich eine Frau zu suchen und bis zu seinem Tod ein ruhiges Leben zu führen. Vielleicht noch ein Jahr oder zwei. Dann könnte er das Kämpfen endlich hinter sich lassen.

In der Nacht des 12. Februar 1510, zog er sich schreiend einen Armbrustbolzen aus der Brust. Er hätte tot sein müssen. Kopernikus kannte solche Verletzungen. Stattdessen kniete er im Schlamm vor seinem Bauernhaus und der kalte Regen prasselte auf ihn herab. Drei Schritte entfernt lag seine Frau tot auf dem Boden. Durchbohrt von den Bolzen derselben Raubritter, die auch ihn umbringen wollten. Sie erwarteten ein Kind. Alles zunichte. Alles verloren.
Er sah auf seine Brust und mit Schrecken musste er feststellen, dass sich die Wunde bereits wieder schloss. Der Schmerz ließ nach. Hatte ihn Gott gerettet? Der selbe Gott, den er verabscheute? Unmöglich zu glauben. So ein Wunder hatte er wahrlich nicht verdient. Und wenn er mich gerettet hat, warum dann nicht sie?
Er stand auf, ging zu seiner Frau und wischte sich Tränen der Trauer aus seinen Augenhöhlen. Er würde sie begraben. Er konnte die Liebe seines Lebens nicht einfach im Schmutz verrotten lassen. Das hatte sie nicht verdient. Das hätte er verdient.
Er besorgte sich eine Schaufel aus dem Schuppen und fing an zu graben. Er würde ihr eine anständige Bestattung abhalten. Vielleicht würde sie dann ins Paradies einkehren. Das Schicksal, das ihm verwehrt blieb.
Wenn er diese Bürde hinter sich gebracht hatte, würde er überprüfen, was die Raubritter ihm gelassen hatten. In den Klostern in der Umgebung wird er schon Antworten finden, dachte er sich. An diesem Ort zu sein, würde er nie wieder ertragen können.

Am Morgen eines frischen Frühlingstages 1517 klopfte er an die schwere Pforte des Klosters. Nach einer scheinbar endlosen Reise, von einem Priester zum nächsten, könnte es nun tatsächlich sein, dass er an sein Ende gekommen war. Viele von ihnen konnten ihm keine Auskunft geben. Andere schickten ihn auf Spuren, die sich dann doch im Nichts verliefen. Und dann war es ausgerechnet ein Bettler, der ihm erzählte, dass in diesem Kloster der Phillipusorden ansässig war.
Er klopfte nochmals gegen die Pforte.
Er hörte ein Schloss quietschen.
Der Flügel öffnete sich und dahinter kam ein alter Mann zum Vorschein. In einer roten Robe. Und mit einem Stumpf an seinem rechten Arm.
„Kopernikus … das ging schneller als ich erwartet hatte. Tritt ein, denn du bist wahrlich von Gott verlassen.“

Am Osterfest des Jahres 1540 stand er vor einem schmutzigen Spiegel und betrachtete seinen kahlen Kopf. Seinen ersten Auftrag hatte er gerade hinter sich gebracht. Den ersten von fünftausend. Und danach hatte er seine erste Urkunde bei einem Priester des Ordens abgeholt. Die erste von fünftausend.
Die Grotte eines kleinen Dorfes von einem Dämon zu befreien schien ihm eigentlich nicht weiter schwierig. Hatte er doch viel gelernt in den Jahrzehnten der Ausbildung, die vor zwei Monaten endete. Aber anscheinend hatte er den Bannspruch falsch aufgesagt, denn er brauchte ein halbes Dutzend Anläufe, bevor das Biest vertrieben war. In dieser Zeit hatte es mit höllischen Flammen seinen kompletten Körper versengt. Die Haut heilte. Die Haare nicht.
Fünftausend Aufträge. Wie lange es wohl dauern würde, bis er seine Frau wieder treffen würde?

Das Feuer entzündete sich und die arme Magd wurde von derben Anfeindungen getroffen, während sie unter schlimmsten Qualen aus dem Leben schied. Kopernikus konnte nichts tun. Der Philippusorden hielt die Hexenverfolgung für eine der schlimmsten Dinge, die sich das Christentum jemals ausgedacht hatte, aber auch dieser musste sich den Anweisungen des Vatikan beugen. Der Orden beteiligte sich in keinster Weise an diesem Trauerspiel. Einschreiten konnte er jedoch nicht. Er war zu geheim, um wirkliche Macht ausüben zu können.
Und so stand Kopernikus inmitten der Meute und blickte mitfühlend auf die arme Frau. Es war der 17. Juli 1648, als er sich dachte, dass die Suche nach bösen Mächten, alleine Profis wie ihm überlassen bleiben sollte.

Kopernikus ritt mit seinem weißen Ross am Donauufer entlang und konnte im Hintergrund den Kampfeslärm hören. Er schätze, dass Ulm bald fallen würde. Es war der 10. Oktober 1805. Napoleons Truppen kämpfen sich durch Europa und brachten den Tod. Und wo der Tod war, da waren auch Dämonen.
„Feu libre!“
Er hörte den Ruf kurz bevor er und sein Pferd von Kugeln durchsiebt wurden. Das Duo stürzte ins Gras und Kopernikus spürte, wie sein Oberschenkelknochen unter dem Tier nachgab. Das muss der siebenunddreißigste Oberschenkelbruch gewesen sein. Er fing an sich unter dem Körper heraus zu kämpfen. Es waren zwölf. Zwölf Soldaten Frankreichs kamen aus dem Gebüsch und umringten ihn. Der Truppenführer richtete seine Pistole auf Kopernikus Stirn und drückte ab. Eine kurze Schwärze wurde abgelöst und verschwommener und dann klarer Sicht. Er hörte Männer aufschreien und ihre Waffen nachladen. Er selbst befreite sein Bein, zog sein Messer und grinste. Mit diesen hinterhältigen Schweinen würde er sich Zeit lassen.

Um ihn herum schlugen die russischen Granaten in die, bis zur Unkenntlichkeit zerbombten Gebäude. Von der Zigarette in seinem Mund verströmte grauer Qualm und mischte sich mit dem Betonstaub in der Luft. Irgendwo hier musste es sein.
Er sprang über eine Absperrung und spurtete in den Hinterhof, der angeblich der richtige Ort war. Die Informationen des Ordens waren sehr dürftig und die Lage in der Stadt machte die Suche nicht unbedingt einfacher.
Doch dann sah er es. Ein massiver Gang, der aus dem Boden ragte und nach zwei Metern von einer schweren Panzertür versperrt war. Dort drin waren sie. Alle samt von Gott verlassen. Es kümmerte ihn nicht weiter. Er suchte den Hinterhof ab und kam an einer Vertiefung an. Und dort drin lag die verbrannte Leiche.
„Keine sehr ordentliche Arbeit“, murmelte er.
Er kniete sich neben die Leiche, nahm sein Holzkreuz vom Hals, drückte es auf die verkohlte Stirn und sprach die heiligen, germanischen Worte.
Durch die alten Wurzeln der fremden Welt bereinigt sich das Leben. Wenn Schicksal und Glaube die Wirklichkeit verweben. Lass die dunklen Mächte in Schmerzen erbeben. Befreie diesen Körper von dem falschen Wesen.
Der Leichnam fing Feuer und zersetzte sich zu feiner Asche.
Keine Dämonen.
Der Führer war wohl doch nicht besessen. Er hatte dem Orden gesagt, dass es für solche Vermutungen keine Anzeichen gab. Doch der wollte auf Nummer sicher gehen. Nun wussten sie es. Dieser Mensch hatte es aus eigenen Stücken geschafft, so viel Leid zu bringen und sich selbst zum Monster zu machen.

Gegenwart.

Schwerer Weihrauch ummantelte sein Gesicht, waberte vor seinen dunkelgrünen Brillengläsern umher und lag ihm beißend in der Nase. Es war heiliger Rauch, gesegnet vom Bischof in der nächstgelegenen Stadt, den er mit seiner, in Gold gefassten, Autorisierungsmarke davon überzeugen konnte, die alten Worte auf Latein zu sprechen.. Philippus, einer der zwölf Jünger Jesu, erschuf das Ritual höchst persönlich.
Dem Zeitgeist entsprechend trug er unter einem schweren, schwarzen Stoffmantel einfarbige, meist dunkle Shirts. Und da wo seine blaue Jeans endete, fingen die Ränder seiner weißen Sneaker an. Seine Sonnenbrille trug er bei Tag und bei Nacht, denn die verhexten Gläser ließen ihn durch die Dunkelheit sehen. Und sie ließen ihn auch Dinge sehen, die den meisten Menschen verwehrt blieben. Jedenfalls, wenn sie direkt vor ihm erschienen. Diese Aufmachung schützte ihn zwar nicht mehr vor Scharmützeln mit Raubrittern, aber dafür vor neugierigen Sterblichen oder besser noch, quasselnden Kindern.
Der neugierige Sterbliche, der hinter der Theke stand und ihm gerade sein neuntes Bier zapfte, ließ sich jedoch nicht von seinem Äußeren einschüchtern. Anscheinend hatte der Wirt dieses Gasthauses, an der Pforte zum Spessartwald, schon ein bisschen was in seinem Leben gesehen. Er blickte Kopernikus die ganze Zeit verächtlich an und war offensichtlich nicht begeistert davon, ihm ein Gästezimmer vermietet zu haben. Vielleicht lag es an den Weihrauchzigaretten, die er durchgängig zwischen seinem Zeige- und Mittelfinger hielt. An letzterem befand sich ein silberner Siegelring mit dem Ordenssymbol.
Der Wirt selbst trank gerade sein fünftes Bier und diskutierte nebenbei mit den beiden anderen Gestalten an der Theke über die hohen Steuern und darüber, dass ein gewisser Bernd Völker mit Spitznamen BierVölker, neulich einen halben Giggel durch ein Festzelt geschleudert hatte.
„Bittschön, Ihr Neuntes. In Sie geht ja ganz schön was nei.“
„Mit der Zeit wird man trinkfest.“
„Ja, aber neun Bier und Sie sitzen da, wie nach keinem.“
„Das ist der Preis, den man zahlt, wenn es kein Ende für einen gibt.“
„Ja, wir haben hier öfters Leut sitzen, die kein Ende finden. Und zum Schluss muss ich dann die Sauerei wieder aufwischen.“
Kopernikus griff nach seinem Bier und nahm einen kräftigen Schluck. Er hatte sich bereits vor einer Stunde dazu entschieden, dass es hier nichts Außergewöhnliches gab. Der Priester hatte Mist erzählt. Nichts Neues. Er berichtete etwas von schwarzer Magie und Kopernikus hatte danach Ausschau gehalten. Aber keine Anzeichen. Keine unerklärlichen Luftzüge. Keine auffälligen Änderungen am brennenden Holz in dem Ofen, den der Wirt regelmäßig anfeuerte. Alles normal. Vielleicht waren die Berichte der letzten Wochen nur Dorfgeschwätz. Es gab keine kleinen Hinweise, nach denen er noch Ausschau halten könnte, mit der Brille und ohne. Also blieb ihm nur noch der kleine, unbefriedigende Suff, den ihm der Fluch noch gewährte.
„Wie seh'n Sie eigentlich aus? Sie sind doch keiner von den Zeugen Jehovas, oder“, machte ihn der Wirt herablassend an.
„Weder so gläubig, noch so penetrant.“
„Und'n Perverser sind Sie auch nicht?“
„Nicht so, wie Sie sich das vielleicht vorstellen.“
„Nicht, dass du mir das Zimmer versaust. Ich musste schon so einige Schweinereien wegmachen.“
„Sind Sie immer so misstrauisch zu neuen Kunden? Zapf mir mal lieber noch ein Bier und frag nicht so viel.“
Der Wirt nahm mürrisch das leere Bierglas und verschwand um die Ecke.
An zwei Tischen im Gastraum saßen noch ein paar Gestalten. Keine von ihnen war einen Gedanken wert. Alles ganz normale Leute, die sich an einem ganz normal Freitagabend einen ganz normalen Schoppen gönnten. Kopernikus langweilte sich. Genau genommen langweilte er sich immer. Wenn man schon so viel gesehen hatte wie er, dann hatte einem das Leben nichts mehr zu bieten.
Der Wirt stellte das gefüllte Glas vor ihm auf den Bierdeckel und kritzelte einen weiteren Strich an dessen Rand.
„So ... Nummer Zehn.“
Kopernikus antwortete nicht und nahm stattdessen einen ordentlichen Schluck.
„Was ist das eigentlich für'n Kreuz, das da um Ihr'n Hals hängt? Sieht net sehr schön aus. Ziemlich plump.“
„Das ,was sie plump nennen, ist eines der mächtigsten Relikte auf diesem Kontinent.“
„Sieht eher aus, als wär's ein schlecht geschnitztes Holzkreuz.“
„Wissen Sie, schlecht geschnitzte Kreuze sind meine Spezialität.“
„Sie sind wohl Antiquitätenhändler oder so was.“
„So ähnlich.“
„Ich kannte mal so einen. Kein schönes Leben, das kann ich Ihnen sagen. Suchen Sie sich lieber 'ne hübsche Frau und 'nen anständigen Beruf.“
Kopernikus leerte sein Bier mit einem einzigen großen Schluck, zog einen Fünfzig-Euro-Schein aus seiner Hosentasche und legte ihn auf den hölzernen Tresen.
„Das passt.“
„Sehr großzügig.“
„Was Sie nicht sagen.“
Der Krieger stand auf und ging durch die Tür neben dem Ofen und die Treppe dahinter hinauf zu seinem Zimmer. Er hatte keine versteckten, bösen Mächte entdeckt. Alles war ganz normal, wenn man mal von dem nervigen Geschwurbel des Wirts absah. Er würde morgen früh zum Priester zurückkehren und ihm dies mitteilen. Danach müsste er sich wieder einen neuen Auftrag suchen.
In seiner kleinen Kammer angekommen legte er sich in das Bett, schaltete das Licht aus, schloss die Augen und fiel in einen friedlichen Schlaf.

Keine Luft. Ein Druck an der Kehle. Das Schlucken unmöglich. Augen aufgerissen. Eine wuchtige Gestalt über ihm.
Er lag im Bett und umgriff die beiden Handgelenke, deren Finger sich um seinen Hals schnürten und ihm die Luft abdrückten. Ein Lichtschein drang durch die offene Tür in seine Kammer und der Angreifer zeichnete vor dieser eine bedrohliche Silhouette.
Kopernikus schlängelte sich in seinem Bett, die Handgelenke immer noch fest gepackt. Würgte. Er umfasste mit seinem rechten Fuß die Bettkante und zog seinen Unterkörper so zurecht, dass er den Boden berühren konnte. Unter einem Kraftakt richtete er sich auf. Mit dem nun besseren Hebel gelang es ihm die Arme des Angreifers auseinander zu drücken, weg von seinem Hals, um daraufhin dem Eindringling einen massiven Kopfstoß in dessen Gesicht zu verpassen.
Sein Gegenüber taumelte und Kopernikus konnte nun erkennen, dass der Angreifer der Wirt war. Es musste einen Grund geben. Seine verhexte Brille zeigte ihm dann einen aggressiven, flackernden roten Schein in dessen Augen – Der Wirt war besessen. Das war er vorhin noch nicht.
Der Körper des Wirtes stürzte sich auf Kopernikus und nahm ihn in den Schwitzkasten. Er hatte jedoch schnell genug seinen eigenen Arm zwischen sich und den Arm des Monstrums bringen können und verhinderte, dass dieser ihm wieder die Luft abschnürte. Lächerlich, dass er sich das gefallen ließ. Mit den Kundschaftern Napoleons, die ihn am Donauufer in einen Hinterhalt lockten, hatte er auch keine Nachsicht. Er griff mit seiner freien Hand in seine linke Hosentasche und zog sein kleines Messer.
Gladius Dei“, flüsterte er und die Klinge begann golden zu leuchten.
Er rammte sie in die Hand des Angreifers. Der jauchzte, als das glühende Eisen in das Gewebe eintauchte. Kopernikus befreite sich aus dem Griff und wich an das andere Ende des Zimmers zurück. Er riss sich sein klobiges Holzkreuz vom Hals und hielt es zwischen sich und den Wirt.
In germanischer Sprache predigte er das alte Ritual.
Durch die alten Wurzeln der fremden Welt bereinigt sich das Leben. Wenn Schicksal und Glaube die Wirklichkeit verweben. Lass die dunklen Mächte in Schmerzen erbeben. Befreie diesen Körper von dem falschen Wesen.
Er sprang auf den Wirt zu, schnell und entschlossen, drückte ihm das Kreuz auf die Brust, direkt über dem Herzen. Grauer Rauch stieg auf und das heilige Holz brannte sich auf der Haut ein. Der Geruch war erstaunlich mild, wenn man das verkokelte Gewebe bedachte. Das sollte wohl reichen. Der Eindringling stöhnte und Kopernikus konnte mit seiner Brille sehen, wie der dämonische Geist aus dem Mund des Körpers quoll und zu Boden sank, durch die Dielen kroch und schließlich verschwand.
Sein Gegenüber verstummte und Kopernikus nahm das Artefakt von dessen Brust. Ein kreuzförmiger Querschnitt seines Hemdes war weggebrannt und die Haut darunter warf feuerrote Blasen. Der Wirt war kurz davor, nach vorne umzukippen, kam dann aber zu sich und fing sich ab. Das Flackern in seinen Augen war verschwunden.
„Was is'n hier los“, brachte dieser hervor.
„Ein Dämon hat heute Nacht von dir Besitz ergriffen.“
„Und du hast mir geholfen?“
„Ja, aber gegen deine Gequassel kann ich nur das hier machen.“
Er schlug den Wirt mit einem Hieb bewusstlos, fing diesen auf und legte ihn auf das Bett. Es hatte sich einiges an Wut aufgestaut.
Dann kniete er sich vor seine schwarze Sporttasche in der Ecke des Zimmers. Sein weniges Hab und Gut befand sich darin, das meiste davon benötigte er für seine Aufträge. Ampullen, Schriften, Waffen, mächtige Gegenstände – er hatte die geballte Macht von zweitausend Jahren Okkultismus hinter sich.
Er nahm einen hellbraunen Briefumschlag heraus und steckte ihn sich in die Manteltasche. Sein Holzkreuz band er sich wieder um den Hals. Danach ging es in schnellem Schritt die Treppe hinunter in den Gastraum. Sein Blick, durch die Brille verstärkt, schwang über die Tische, Stühle und Bänke. Irgendwelche kleinsten Wirkungen, die ohne eine Ursache abliefen, waren sein Ziel. Er fand nichts. Alles war wie am vergangenen Abend. Kein Anfänger, dachte er sich.
Kopernikus griff in die Innentasche seines Mantels, holte eine seiner Weihrauchzigaretten heraus, steckte sie sich in den Mund und zündete sie an.
„Zeige dich“, sprach er, während der Rauch in seiner Lunge verblieb.
Dann blies er ihn hinaus. Der Dunst verteilte sich im Raum. Ein Geruch von Ehrfurcht. Ein kleine Schwade wurde in den Ofen gezogen und dieser fing an wild zu flackern und verfärbte sich ins eisig Blaue. Verdammt, dachte sich der Krieger, das hätte ich bemerken müssen.
Der zweite Zug an der Zigarette war kräftiger und er pustete den Rauch über den Tresen. Dieser verfärbte sich genauso ins bläuliche und verschwand vor den Zapfanlage im schweren Holzboden. Kopernikus ging an die Stelle und fand dort eine Falltür, die in den Keller führen musste. Er zog sein Messer, schwang die Luke auf und sprang ins Dunkel.
Die Landung war schwer. Er stand inmitten eines Kreises aus Kerzen. Die Luft war erfüllt von weltfremder Energie. Kopernikus rückte die Brille zurecht und sah sich um. Niemand war zu sehen aber dennoch - dies war der Ursprung. Wie viele dieser Plätze hatte er schon gefunden und gesäubert. Mystische Aura und alle Elemente von schwarzer Beschwörung waren vorhanden. Ein verwunschenes Symbol auf dem Boden. Ein Hölzerner Altar stand davor. Er ging zu ihm, während er sein Messer wieder in der Hose verstaute.
Auf diesem lag ein Buch. Er schlug es zu und las den Titel.
Daemones autem tertio huius ordinis.
Dämonen der dritten Kaste.
Der Beschwörer war wohl wirklich kein Anfänger. Für solche Lektüre und deren Anwendung waren Begabung und ein tiefes Verständnis des Fünften-, sowie des Sechsten Zirkel erforderlich. Das Ziel musste gezielt ausgebildet worden sein. Vermutlich trainiert er hier, im dunklen Keller jede Nacht seine Fähigkeiten.
Ein Kreischen hinter ihm. Er drehte sich um und sah eine kleine Gestalt, eingepackt in eine schwere Robe. Sie hielt ihm ihre Handflächen entgegen und zwischen Kopernikus und dem Beschwörer verdichtete sich die bläulich Energie zu einem Dunst, der so stark konzentriert auch ohne seine Brille sichtbar war. Die unförmige Gestalt wirbelte in sich selbst umher. Unnatürliche Gebilde waren im Inneren zu sehen. Nichts, was man mit Naturwissenschaft erklären könnte. Dann bildeten die Ausläufer die Form von kleinen Krallen. Unzählige von ihnen.
Kopernikus sank auf die Knie und faltete die Hände zum Gebet. Das Wesen umschlang ihn blitzschnell, wirbelte wild um ihn und riss dabei blutende Wunden in seine Haut; die sich jedoch nach einigen Momenten wieder verschlossen und heilten. Sein Fluch schütze ihn vor dem sicheren Tod. Kopernikus schloss seine Augen und betete den lateinischen Bannspruch.
Diese Welt ist den Lebenden vorbehalten. Du hast kein Recht hier zu wandeln. Du kehrst zurück in deine Dimension. Bist hier nur noch eine Illusion. Du wirst gebannt! Du bist gebannt!
Er wiederholte diese Worte monoton, während der Dämon noch immer Wunden in seinen Köprer schnitt. Mit geschlossenen Augen und betend, holte er den Briefumschlag aus seiner Manteltasche und hielt ihn vor sich. Das Wesen ließ nach. Wurde immer schwächer. Riss kaum noch neue Wunden. Verklumpte sich vor ihm. Kaum ein Dämon hielt den Bannsprüchen des Ordens stand. Der Dunst formte sich zu einer kleinen Kugel, kaum größer als ein Daumennagel.
Kopernikus stülpte den Briefumschlag darüber, schloss ihn, tropfte mit einer der Kerzen weißes Wachs auf diesen und drückte seinen Siegelring hinein. Der Dämon war gefangen.
Er steckte den Umschlag in die Innentasche seinen Mantels und blickte in Richtung seines Gegners. Der Beschwörer war inzwischen auf dem Boden zusammengesunken. Er musst seine letzten Kräfte aufgebracht haben, bei dem lächerlichen Versuch seine Schöpfung zu retten. Kopernikus kniete sich neben ihn und warf die Kapuze zurück. Das Gesicht einer Frau kam zum Vorschein, mit schwarzem Haar und dünnen Lippen.
„Wirst du mich töten“, fragte sie schwach und ängstlich.
„Nein, ich richte nicht. Ich bekämpfe nur.“
„Was wirst du mit mir tun?“
„Dich festsetzen, bis die Leute vom Orden hier sind. Diese werden dann über dich richten.“
Er drückte ihr seinen Siegelring an die Stirn.
Mutus.
Sie schluckte kurz, wollte etwas sagen, doch konnte nicht, rang damit ihren Mund zu öffnen.
„Damit du nicht nochmal ein Wesen aus den anderen Welten beschwörst. Ich rate dir hier zu bleiben, bis der Orden eintrifft. Sonst wirst du den Rest deines Lebens kein Wort mehr sprechen … Glaube mir, wenn das jüngste Gericht kommen sollte, dann wirst du dich verteidigen wollen.“

Er ließ sie im Keller zurück und stieg durch die Falltür zurück in den Gastraum. Er nahm das Telefon an der Wand und rief den Bischof an. Dieser schickte sofort die Ordensbrüder zu dem Vorfall. Kopernikus' Arbeit war getan. Er holte seine Tasche aus dem Gästezimmer, schwang sie sich über die Schulter, nahm sich fünfzig Euro aus dem Geldbeutel des bewusstlosen Wirts und verließ das Wirtshaus.
Er machte sich auf den Weg zum Bischof, um die Urkunde für den erfolgreichen Abschluss abzuholen. Bald würde er sein Soll erfüllt haben und er kann sich von einem Kardinal des Ordens von dem Fluch befreien lassen. Vielleicht noch hundert Jahre. Vielleicht weniger. Dann würde er endlich aus dieser Welt entschwinden und in die Nächste gehen. Ob seine Frau und sein Kind noch auf ihn warteten?

 
Verwendete Wörter
133 - Von Träumerle: Herz, Orden, anfeuern, Recht, Element

Hallo @murphy_does_his_best ,

Ich steige direkt ein:

Schwerer Weihrauch ummantelte sein Gesicht, waberte vor seinen dunkelgrün getönten Brillengläsern vor sich hin und lag ihm tief und beißend in der Nase.
Du sprichst meine Sinne an, das ist dir gelungen.

Kopernikus selbst war in keinem Orden. Er war auch nicht Mitglied der katholischen Kirche. Genau genommen war er nicht mal wirklich gläubig.
Hier ist mir zu viel "tell" und zu wenig "show" drin. Wäre vielleicht spannend zu zeigen, dass er ein Symbol nicht akzeptiert oder mit einem Gläubigen in einen Konflikt gerät, weil er "genau genommen" nicht mal wirklich gläubig war.

Das war nun schon fünfhundert Jahre her.
Interessant, um wen handelt es sich hier?

Er suchte nach Anzeichen für Unnormales.
Die bisher spannenden Actionszene, verliert dadurch an Kraft. Er sucht nach "Anzeichen für Unnormales"? Hat mir gar nicht gefallen und aus der Action rausgebracht, schade!

neugierigen Normalos
Der Ausdruck gefällt mir nicht. Was ist ein "Normalo", was versteht man überhaupt unter normal? Hier würde mit eine präzisere Beschreibung besser gefallen.

diesem Freak
Ich finde, dass dieser Begriff "Freak" nicht richtig passt. Mir würde es besser gefallen, wenn du mir selbst diese Schlussfolgerung erlauben würdest als Leser.

„Das ist der Preis, den man zahlt, wenn es kein Ende für einen gibt.“
Starker Dialog, mein Interesse von eben wird weiter ausgebaut und ich frage mich, wer der Protagonist ist. Gut gelungen.

„Wenn man all die Wirte, die mich je bedient hatten fragen würde, nach was ich aussehe. Nicht einer würde Zeuge Jehovas sagen.“
„Und'n Perverser sind Sie auch nicht?“
„Nicht so, wie Sie sich das vielleicht vorstellen.“
„Nicht, dass du mir das Zimmer versaust. Ich musste schon so einige Schweinereien wegmachen.“
„Wenn Sie nicht gleich die Schnauze halten und mir noch ein Bier zapfen, gibt es bald eine Schweinerei.“
Schade, dieser Dialog flacht irgendwie ab. Die Sprache hat mich als Leser gestört. Es treibt den Plot auch nicht nach Vorne und ich kann mich damit nicht richtig anfreunden. "Nicht, dass du mir das Zimmer versaust", fühlt sich für mich nicht richtig stimmig an, kann auch nur an meinem subjektiven Eindruck liegen.

Alles ganz normale Leute, die sich an einem ganz normal Freitagabend einen ganz normalen Schoppen gönnten.
Dreimal normal, wie eben schon erwähnt gefällt mir das nicht. Was ist denn "normal"?

Nach ein paar Jahrhunderten wird man der Welt langsam überdrüssig.
Die dritte Anspielung, aber ich weiß noch nicht, woran das liegt. Kommt mir für meinen Geschmack wiederholend vor.

„Das ist das Totem der Gesegneten, angefertigt vom Orakel von Haithabu vor eintausend Jahren. Das einzige seiner Art, geschnitzt aus dem Leib des Ewigen Baumes. Getrocknet in der Mittagssonne des Karfreitags im Jahr 1001. Es wurde von den siebzehn Kardinälen des Philippusordens gesegnet und letztlich von Papst Urban dem Zweiten heilig gesprochen. Es bewältigte den Ersten Kreuzzug im heiligen Land am Hals von Gottfried von Bouillon, der Jerusalem nach der Befreiung befehligte. Nach seinem Tod fand es seinen Weg zurück in den Vatikan und verblieb dort in der Unteren Archiven, verborgen vor neugierigen Blicken. Bis es mir vor dreihundert Jahren überreicht wurde, damit ich meine Schuld begleichen konnte.“
Dein Protagonist kommt mir vor, wie ein totaler Angeber, der sich selbst darstellen will. Passt das zu jemandem, der schon so viel Erfahrung sammeln konnte über die Jahrhunderte? Ich tue mich damit schwer.

Vor allem auch, weil er ja "Dinge sehen" kann und damit eigentlich nicht so viele Worte nötig hat für meinen Geschmack.

Und sie ließen ihn auch Dinge sehen, die den meisten Menschen verwehrt blieben.

Seine verhexte Brille zeigte ihm dann einen aggressiven, flackernden roten Schein in dessen Augen – Der Wirt war besessen.
Warum erkennt er das jetzt erst, der Wirt hat ihn doch vorher bedient? Das verstehe ich als Leser nicht, verwirrt mich. Du gehst zwar später darauf ein, dass er nach der Ursache forscht, aber ich für meinen Geschmack hätte schon direkt hier einen inneren Gedanken des Protagonisten gebraucht.

er Geruch war erstaunlich mild, wenn man die Macht dahinter bedachte.
Wonach riecht es denn? Das interessiert mich als Leser.

Ja, aber gegen deine dumme Fresse kann ich nichts machen.“
Der Dialog gefällt mir überhaupt nicht, kommt mir zu plump vor und Kopernikus hat das meiner Meinung nach gar nicht nötig. Schließlich ist er ein Meister, wie er bei den Kundschaftern Napoleons 1805 bewiesen hat.

Wie viele dieser Plätze hatte er schon gefunden und gesäubert.
Und dann läuft er so leicht in eine Falle, ohne auch nur etwas geahnt zu haben?

Dämonen der dritten Kaste.
Cool, frage mich als Leser, was die wohl auszeichnet? Finde das spannend und will mehr darüber wissen. Erinnert mich hier ein bisschen an Bartimäus, weiß nicht, ob du das Buch gelesen hast?

Sein Fluch schütze ihn vor dem sicheren Tod.
Wie sieht der denn genau aus? Mir fehlen hier Informationen und deine Geschichte verliert für mich dadurch an Glaubwürdigkeit. Wie genau sind die Regeln in der Welt, die du beschreibst? Fühle mich hier zu sehr im Dunkeln gelassen.

„Nein, ich richte nicht. Ich bekämpfe nur.“
Oh, doch nur ein Soldat. Ich hatte irgendwie mehr erwartet, vielleicht kannst du die Enttäuschung vorwegnehmen, wenn du etwas mehr Informationen über Kopernikus und seinen Fluch preisgibst.

Dann würde er endlich aus dieser Welt entschwinden und in die Nächste gehen.

Bin am Ende deiner Geschichte angekommen und weiß immer noch nicht genau, wer Kopernikus ist. Aber genau das verhindert es mir als Leser, eine Beziehung zu ihm aufbauen zu können. Er bedeutet mir nicht viel und das finde ich schade. Er war doch so ein interessanter Charakter am Anfang.


Insgesamt tue ich mich damit schwer, dass ich nicht genug Informationen zu Kopernikus habe und dadurch fehlt es mir an Glaubwürdigkeit deiner Geschichte. Ansonsten fange ich an mit einem Mittelaltervibe, der dann auf die jetzige Zeit übertragen wird. Ich konnte damit nicht so viel anfangen, weil die beiden Welten für mich nicht so gut verknüpft werden, aber das ist wohl Geschmacksache.


Beste Grüße,
MRG

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @MRG,

sehr vielen Dank für deinen Kommentar, da sind wirklich sehr hilfreiche Punkte dabei.

Ich glaube ich kann schon auf viele Punkte von dir eingehen, wenn ich einfach mal kurz beschreibe wie ich mir Kopernikus vorstelle.
Der Fluch ist tatsächlich ein Fluch der auf ihm liegt und ihn unsterblich macht. Ich bezeichne es absichtlich nicht als eine "Gabe" oder "Superkraft", denn er hat sich dieses Schicksal nicht herausgesucht. Wie ich versucht habe zu beschreiben ist er des Lebens überdrüssig, nach all den Jahrhunderten. Menschen langweilen ihn und machen ihn sogar noch öfter wütend. Ich habe versucht keinen monotonen Charakter zu zeichnen, sondern ihm auch realistische Züge wie Wut, Aggression und Frust zu geben. Er hat auch keine Scheu offen über seine Geheimnisse zu reden, da es ihm simpel und einfach egal ist, was Mitmenschen denken könnten.
Er soll auch kein Heiliger oder die absolute Elite sein, sondern ein Söldner, der nur für die Kirche arbeitet, damit diese nach dem "Abarbeiten" seiner Schuld den Fluch von ihm nimmt und er endlich sterben kann. Wieso er diese Schuld hat, wollte ich eigentlich nicht explizit beschreiben. Aber wenn sich die Anfragen häufen, kann ich das gerne noch mit einbauen.

Inwieweit es mir gelungen ist das rüberzubringen, kann ich selbst, als Autor, schlecht einschätzen.

Hier ist mir zu viel "tell" und zu wenig "show" drin. Wäre vielleicht spannend zu zeigen, dass er ein Symbol nicht akzeptiert oder mit einem Gläubigen in einen Konflikt gerät, weil er "genau genommen" nicht mal wirklich gläubig war.
Ich hatte versucht auszudrücken, dass er zwar mir Übernatürlichem arbeitet und sogar Mittel der Kirche nutzt, aber das nicht direkt mit einem Gott in Verbindung bringt. Eigentlich will er gar nichts von diesem wissen.

Die bisher spannenden Actionszene, verliert dadurch an Kraft. Er sucht nach "Anzeichen für Unnormales"? Hat mir gar nicht gefallen und aus der Action rausgebracht, schade!
Danke dafür, das werde ich auf jeden Fall abändern.

Der Ausdruck gefällt mir nicht. Was ist ein "Normalo", was versteht man überhaupt unter normal? Hier würde mit eine präzisere Beschreibung besser gefallen.
Werde ich auch abändern. Es sollte ausdrücken, dass ihm nach all der Zeit die meisten Menschen wie Einheitsbrei vorkommen, weil er schon so ziemlich jeden möglichen Charakterzug gesehen hat. Ich kann das sicher noch treffender ausdrücken.

Ich finde, dass dieser Begriff "Freak" nicht richtig passt. Mir würde es besser gefallen, wenn du mir selbst diese Schlussfolgerung erlauben würdest als Leser.
Ich hatte ja, das hast du sicher gemerkt, versucht dem Leser nicht alles vorzukauen, sondern durchaus Raum für eigene Spekulationen zu lassen. Und ich gebe dir Recht, diese Stelle passt nicht so ganz ins Schema.

Schade, dieser Dialog flacht irgendwie ab. Die Sprache hat mich als Leser gestört. Es treibt den Plot auch nicht nach Vorne und ich kann mich damit nicht richtig anfreunden.
War ein Versuch, den Leser bei aller Ernsthaftigkeit vielleicht doch zu einem Schmunzeln zu bekommen. Hat wohl nicht geklappt.

Die dritte Anspielung, aber ich weiß noch nicht, woran das liegt. Kommt mir für meinen Geschmack wiederholend vor.
Ja vielleicht reite ich da ein wenig zu sehr drauf herum. Danke für den Hinweis.

Dein Protagonist kommt mir vor, wie ein totaler Angeber, der sich selbst darstellen will. Passt das zu jemandem, der schon so viel Erfahrung sammeln konnte über die Jahrhunderte? Ich tue mich damit schwer.
Wie gesagt, er soll kein Held sein. Genau genommen soll er nicht mal nett sein.
Die Stelle habe ich eingefügt, um darzustellen welche großen Geheimnisse und Mächte er kennt.
Zusätzlich sollte wieder ein bisschen Humor eingebaut werden, durch die Antworten des betrunkenen Wirts.

Warum erkennt er das jetzt erst, der Wirt hat ihn doch vorher bedient?
Der Wirt wird erst in der Nacht, also während Kopernikus schläft besessen. Das sollte ich wohl doch noch irgendwo kenntlich machen.

Wonach riecht es denn? Das interessiert mich als Leser.
Naja, es soll nach verbranntem Fleisch riechen, aber das wollte ich eigentlich nicht so direkt schreiben.

Der Dialog gefällt mir überhaupt nicht, kommt mir zu plump vor und Kopernikus hat das meiner Meinung nach gar nicht nötig.
Wie oben erwähnt, ist er durchaus wütend auf den Wirt. Er weiß zwar, dass dieser nichts dafür kann, will aber trotzdem seine Wut auch herauslassen. Dass er nicht komplett böse ist, wollte ich dadurch zeigen, dass er ihn nach dem Schlag auffängt und auf das Bett legt. Ich muss auch ehrlich sagen, dass das eigentlich die Stelle war, in der er mir am realistischsten vorkam.

Und dann läuft er so leicht in eine Falle, ohne auch nur etwas geahnt zu haben?
Nun ja, er ist ja auf der Jagt nach dem Unheil. Wenn ich ihn weg laufen lasse, ist das nicht gerade das, was man von ihm erwartet. Außerdem muss er sich wegen seiner Unsterblichkeit sowieso kaum Sorgen machen. Das will ich nur nicht so direkt schreiben und es dem Leser eher über seine Handlung vermitteln.

Oh, doch nur ein Soldat. Ich hatte irgendwie mehr erwartet, vielleicht kannst du die Enttäuschung vorwegnehmen, wenn du etwas mehr Informationen über Kopernikus und seinen Fluch preisgibst.
Ja er ist tatsächlich nur ein Soldat / Söldner. Tut mir leid, wenn es enttäuscht, aber ich fand die Vorstellung, dass er irgendein Superkrieger ist irgendwie öde. Vor allem, weil er ja sowieso unsterblich ist. Im Gegenzug musste ich ihm Charakterschwächen geben, damit ich einen Kontrast erzeuge.


Also sehr vielen Dank für deine Hinweise. Ich werde mir einiges zu Herzen nehmen und einiges abändern.

Viele Grüße
Murph

 

Lieber @murphy_does_his_best,
ich habe Deinen Text zur "Wörterbörse" verschoben, da gehört er hin. Unter "Kurzgeschichten" ist er nicht mehr gelistet, doch unter "Was ist neu" erscheinen alle bisherigen und weiteren Beiträge. Ich finde es übrigens total klasse, dass sich jemand in der Wörterbörse tummelt. Vielleicht kommt so wieder ein bisschen mehr Leben in diesen schönen und kreativen Teil des Forums.
Herzlich Willkommen (wir hatten noch nicht) und Peace, linktofink

 

Hallo @linktofink

Danke für das Verschieben.
War ein Missverstädnis von mir.

Hallo @Rob F

Erstmal danke für deinen Kommentar, er hat mich dazu gebracht, dass ich das Konzept nochmal überarbeiten werde. Dazu unten mehr.


Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Wirt das einfach so hin nimmt ...
Als Vorlage dient eine, von mir oft besuchte Kneipe. Du würdest nicht glauben, was da schon an Dingen gesagt wurden, ohne Rausschmiss. Aber ich werde es trotzdem abändern, da das nicht nachvollziehbar ist.

Ein Versuch, Informationen in einem Dialog zu verstecken, der so als "Bargespräch" glaube ich nie stattfinden würde
Es ging eigentlich weniger darum, Informationen zu geben, die irgendwie verwertbar sind, sondern darum, das große Ausmaß seiner besonderen Gegenstände zu verdeutlichen. Ich denke, dass es gar nicht so abwägig ist, dass jemand, der sich tagtäglich mit solchen Dingen auseinander setzt, auch so darüber reden kann. Ich denke dabei zum Beispiel über detailliertes Fußball-Gerede am Stammtisch. Aber vielleicht fällt mir dafür eine bessere Lösung ein.

Bitte keine Fettschrift als Mittel, um etwas inhaltlich hervorzuheben! Das müssen deine Worte und Formulierungen schaffen.
Nehme ich mir zu Herzen.

Die Kampfszene finde ich insgesamt gut gelungen, genauso wie am Ende mit der Beschwörerin
Danke sehr!

Also ich habe mir überlegt, dass ich nochmal kräftig an der Geschichte arbeiten werde. Kann sich nur etwas hinziehen. Ich werde versuchen, vor allem den langen tell-Teil am Anfang durch eine Art Rückblende oder Vorgeschichte auszudrücken. Ob das klappen wird - mal schauen.

Viele Grüße
Murph

 

Hallo, @murphy_does_his_best,

ich habe deine Geschichte mit dümpelndem Interesse und etwas Bedauern durchgelesen - Interesse, weil die Figur an sich Appeal hat, dümpelnd, weil du stellenweise einen Groschenromanstil pflegst, der mich eher abstößt, und Bedauern, weil du sehr viel Potential der Geschichte liegen lässt und die Figuren und die Narration unterentwickelt bleiben.

Dass du viel zu viel erzählst und (sorry, das jetzt ausgerechnet von mir) laberst, macht ganz viel Atmosphäre zunichte oder erzeugt welche ohne Kontext.

Der Weihrauch am Anfang zum Beispiel ist nur ein Budenzauber, um atmosphärisch in die Story zu starten und Kopernikus einen mysteriösen Anstrich zu verleihen, aber ich sehe keinen Nutzen darin, dass er sich und die Gäste in einer Spessartkneipe einräuchert, vor allem nicht, wenn er durch seine cool-verhexte Sonnenbrille ohnedies alles Übernatürliche identifizieren kann. Scheint auch nicht der Fall zu sein, weil sich ja sonst niemand über den Gestank beschwert, und er spielt im weiteren auch keine Rolle mehr.

Und ja, viel zu viel Infodump, viel zu viel ungelenk präsentierte Hintergrundinformation, und dennoch viel zu wenig Mysteriöses. Kopernikus ist so eine Art van Helsing oder Solomon Kane, aber das Geheimnisvolle wird immer nur in leerer Geste behauptet oder durch künstlich deklamierte Mystipedia-Einträge entzaubert, aber niemals wirklich etabliert.

Die Dialoge sind größtenteils überflüssig, weil sie a) gestelzt wirken und b) keine nützlichen Informationen zum Hintergrund oder der Persönlichkeit von Kopernikus liefern. Und die Unterhaltung mit dem Wirt (Sie können aber was wegstecken, Zeuge Jehovas, Perverser, Schweinerei ...) ist unauthentisch und ein bisschen peinlich. Durch sein offenkundiges Bedürfnis, wildfremden Leuten zu stecken, was für ein toller Hecht er ist, wird Kopernikus nicht wirklich als Figur gezeichnet, für die ich mich interessiere. Ich wollte jedenfalls nicht mit ihm aufs Zimmer. Musste ich dann aber. Auch das "Ich mache hier nur meine Arbeit"-Finale kommt irgendwie schal daher - was ist er? Beamter des Herrn im Außendienst?

Um die Figur besser einzuführen und zu etablieren, wäre mein Vorschlag, für den ersten Teil (Bar) die Perspektive auf den Wirt zu verlagern und das was du über Kopernikus' Erscheinung und Anwesenheit in der Bar beschreibst, aus seiner Sicht, also von außen, beschreiben zu lassen. Barkeeper sollen ja so etwas wie Menschenkenntnis haben, und wenn er gute Instinkte hat, wird er bereits ahnen, dass hinter dem Vieltrinker mehr steckt als nur ein Hipster mit einem Alkoholproblem. Der Wirt fragt sich, was das für ein Kerl ist, Kopernikus selbst stünde etwas mehr Wortkargheit gut zu Gesicht - ich würde jedenfalls nicht erwarten, dass dieser Geheimagent des Bischofs irgendetwas durchblicken lässt. Und mit diesen Fragen begleitet man deinen Prot dann gerne aufs Zimmer, weil man mewhr erfahren will.

Im Zimmer kann man dann in Kopernikus' Kopf wechseln und während er auf dem Bett liegt, ein bisschen Origin Story nachholen, im Sinne von "In wie vielen solcher Kammern und Zimer hatte er in den letzten 500 Jahren gelegen ... ?" Wichtig aber: Innerer Monolog, kein Infodump. Und weniger ist vermutlich wirklich mehr. Auf dem Zimmer kann er dann seine Weihrauchbombe zünden.

So kommst du von der Fremdwahrnehmung (wie sehen ihn andere, z.B. der Wirt?) zu ihm selbst (wie ist er "wirklich?"). Zu viel muss ich über ihn auch nicht wissen, mir ist die mysteriöse Andeuterei hier eigentlich zu viel. Auch sein divergentes Verhältnis zu Religion und Kirche sollte entweder keine Rolle spielen oder in seinen Handlungen stärkeren Anklang finden - warum arbeitet er für Kirche und Bischof, glaubt aber nicht an Gott? Oder glaubt er an Gott, aber nicht an die Kirche und den Papst als Stellvertreter Jesu auf Erden? Wenn nein, weshalb arbeitet er dann für den Haufen? Weil die ihn dann gleich dreimal verfluchen? Oder den Fluch aufheben (was ja nicht schlimm wäre, wenn es ein Fluch ist)? Oder was?

Und weitere Fragen: Was macht die Beschwörerin im Keller? Wer ist diese Person überhaupt? Was verspricht sie sich davon? Warum weiß der Wirt nichts von seinem Kellergeist? Warum hat Kopernikus nichts bemerkt? Weshalb muss die Beschwörerin unbedingt in dieser Nacht den Dämon beschwören? Weshalb greift der besessene Wirt Kopernikus in der Nacht an, anstatt ihn einfach übernachten und am nächsten Tag seiner Wege ziehen zu lassen? Warum hat Kopernikus nach 500 Jahren keine anderen Methoden entwickelt, dämonische Einflüsse zu erkennen, außer zehn Bier zu trinken, durch seine Zauberbrille zu schauen und aufgesetze Dialoge zu führen?

Hier steckt eine nette Geschichte drin, die aber eleganter erzählt werden muss. Wenn du irgendwann die Zeit findest, würde ich mich freuen, eine Überarbeitung zu lesen.

Gruß,
bvw

 

Hallo @brudervomweber,

Danke für deinen Beitrag.
Du sprichst sehr interessante Punkte an. Ich gebe zu, dass die Story nicht die am besten durchdachte Geschichte ist. Mir ging es auch eher darum einfach mal meine Fantasie in einen Text zu stecken. Ich hatte bis dato noch keinen Fantasy-Text verfasst. Aber es stimmt: Es gibt einige Ungereimtheiten und Logikbrüche. Im Nachhinein habe ich das Projekt auch viel zu überhastet angegangen.

Wenn du irgendwann die Zeit findest, würde ich mich freuen, eine Überarbeitung zu lesen.
Ich bin tatsächlich jetzt aktuell mit der Überarbeitung beschäftigt, wobei ich die Grundidee und die Charaktereigenschaften beibehalte, aber die komplette Struktur verändere. Vor allem die erste Hälfte wird davon betroffen sein. Ich hoffe, dass ich bis nächstes Wochenende den Text in einem Rutsch aktualisieren und kann.
Ich werde auf jeden Fall versuchen viele Punkte von dir zu berücksichtigen. Zusammen mit den Kritiken deiner beiden Vorredner, glaube ich, kann eine nette, kleine Erzählung daraus werden.

Und ich sehe das genauso wie du. Die Idee fand ich wirklich gut, aber ich habe da einiges an Potenzial verschenkt. Leider. Ich hoffe bei dem zweiten Anlauf kommt etwas besseres dabei heraus.

Sobald ich die Geschichte aktualisiert habe, werde ich dich verlinken und würde mich sehr über noch ein kleines Feedback freuen.

Und danke nochmals für die Anmerkungen.

Viele Grüße
Murph

 

Hallo @brudervomweber und an alle, die das hier vielleicht verfolgt hatten,

Nach einiger Zeit habe ich es jetzt endlich geschafft, die Geschichte zu aktualisieren.
Ich habe versucht so viele Anmerkungen wie möglich umzusetzten.
Besonderen Wert hatte ich darauf gelegt, die Geschichte vom den langen Erklärungen zu befreien und den Prota und die Hintergrundgeschichte besser zu erklären.

Viele Grüße
Murph

 

Hi,

sorry, wenn ich mich kurz einschalte, @Rob F und @murphy_does_his_best

Kopernikus' Arbeit war getan.
Kein ' nach Kopernikus
Das stimmt nur, wenn der Knabe Koperniku heißen würde.

Duden-Regel D16:

"Der Apostroph steht im Genitiv anstelle der Endung -s, wenn beide der folgenden Bedingungen zutreffen:
  • Die Grundform des Namens geht auf s, ss, ß, tz, z, x, ce aus. (Bei fremden Namen können diese Buchstaben in der Grundform auch stumm sein.) <§ 96 (1)>
  • Dem Namen geht kein Artikel o. Ä. voran."
Beispiele:
Hans' Fahrrad, Max' Auto, Andreas Boot ("Andrea ihr Boot"), Andreas' Boot ("Andreas sein Boot"), Kopernikus' Arbeit.

Schönen Abend noch.

Liebe Grüße, GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @murphy_does_his_best,

die Lektüre dieser ja doch sehr umfänglich überarbeiteten Version war sehr viel kurzweiliger als die der ersten Variante. Ich habe zwar weiterhin einiges anzumerken (insbesondere zur zweiten Hälfte), aber es wird.

Kommen wir zum Kleinkram:

Die Sonne schimmerte in einer Pfeilspitze ...

Das klingt schief. Vielleicht besser so etwas wie "Das Licht der tiefstehenden Nachmittagssonne glitzerte auf der Pfeilspitze." Dann kannst du auch den Nachmittag aus dem ersten Satz streichen. Allerdings ... wenn er im Hinterhalt liegt, ist es vielleicht etwas ungeschickt, dass er sich durch die Reflektion des Sonnenlichts auf seiner Pfeilspitze verraten lässt.

Sein Atem war flach und er fokussiert. Ein leichter Wind wehte und er beschloss noch ein wenig mehr auf sein Ziel vorzuhalten.

Wessen Atem? Wer beschließt hier was? Ich meine, ich weiß, wessen Atem, aber Kopernikus' Namen hier zu verschweigen ist Mumbo Jumbo. Nenn das Kind beim Namen. Und ich verstehe absolut nicht, was "auf ein Ziel vorhalten" bedeuten soll.

... eigentlich ein viel zu schöner Tag für ein Blutbad.

Was ist er? Räuber oder Massenmörder? Plant er hier wirklich ein Blutbad? Und ist er so gut, dass er es zu Fuß mit vier Reitern aufnehmen kann. Was ist das hier? Assassins' Creed? Welcher Teil? ;)

Sein Griff öffnete sich. Ein todbringendes Pfeifen war zu hören. Den Bogen fallen lassend, zog er seine zwei Äxte, sprang aus der Deckung und spurtete mit seinem schweren Kettenhemd auf den Tross zu. Der Reiter fiel gerade aus seinem Sattel und schmetterte auf den Boden, als er nur noch wenige Schritte von der Straße entfernt war. Seine drei verbliebenen Gegner waren wohl immer noch verwirrt, denn er erreichte den ersten ohne bemerkt zu werden. Die Klinge seiner Axt versenkte er im Oberschenkel des Reiters und zog ihn mit dieser von seinem Pferd. Der zweite Hieb traf den Hals. Klebrige Spritzer im Gesicht.

Warum lässt er nicht einfach die Sehne los? "Den Bogen fallen lassend", besser einfach: "Er ließ den Bogen fallen". Dann: Wenn da vier Reiter sind, wieso fällt dann "der Reiter" aus dem (nicht seinem) Sattel? "Der vorderste, der linke, der vom Pfeil durchbohrte?" Welcher? Orientierung! Außerdem: "Der Reiter fiel aus dem Sattel, als er nur noch wenige Schritte entfernt war." Wer ist hier wer? Durcheinander. "... waren wohl immer noch verwirrt ..." das geht auch besser. "Die Pferde scheuten, die Reiter riefen aufgeregt durcheinander", was auch immer, aber Zeigen statt Behaupten, dass sie verwirrt sind. "Klebrige Spritzer" ist an sich okay, aber warum nicht "Blut". da hat ja nicht jemand den Honigspender ausgepackt, da spritzt Blut, also nenne es beim Namen.

Schau dir den Text auf solche Beziehungsunklarheiten und uneigentliche Formulierungen durch,. da gibt es einiges aufzuräumen.

Ich könnte eigentlich Absatz für Absatz so weitermachen, picke mir aber nur die größeren Stolpersteine raus.

war nun hoch genug, um seine Waffe in dessen Brust zu versenken.

Mach et, Otze! Lass ihn versenken, lass ihn nicht bloß hoch genug sein, es zu tun.

Als er sich zum letzten Reiter umsah, war dieser nicht dort, wo er ihn erwartet hatte. Stattdessen galoppierte er über die Straße davon, weg von dem Scharmützel.

Wo hätte er ih denn erwartet? Lass ihn einfach abhauen.

„Was für ein Feigling“, brachte er verächtlich hervor.

a) "Feigling!" reicht. b) Warum muss er das hervorbringen? Welche Hürde gilt es zu überwinden, um das von sich zu geben? Dann einfach: '"Feigling!" Kopernikus spuckte verächtlich aus.'

„Wer bist du, Teufel?“
„Wo ist es?“
„Es ist ein heiliges Relikt. Du kannst es nicht mitnehmen. Gott wird das nicht zulassen.“
„Hör mir zu du Möchtegern-Heiliger, du spuckst jetzt aus, wo das Kreuz ist, oder ich schneide dich in Streifen. Anfangen werde ich bei deinen Fingern.“
„Ich bin Priester des Philippusordens. Nichts wird mir geschehen.“
Er nahm seine Axt und hieb dem Heiligen die rechte Hand ab. Der alte Mann schrie auf.
„Wo ist es?“, rief er nachdrücklich.
„In der Kiste unter dem Sitz, du Dämon.“
„Ich bin kein Dämon.“
„Was bist du dann?“, stammelte der Priester.
„Ein einfacher Söldner mit dem dem Namen Kopernikus. Was hast du erwartet?“
„Ich verfluche dich Kopernikus. Deine glücklichen Tage sind gezählt. Du hast dich gegen einen uralten Orden verschuldigt und du wirst diese Schuld abbezahlen.“
„Was auch immer du sagst, alter Mann.“

Rargh! Dialoge aus der Höllle! Das geht so nicht. Der Priester muss erstmal nichts sagen, nur hasserfüllt schauen. Reicht völlig. Auch auf die Frage, wo "es" ist, sollte er einfach schweigen. Weil das, was er sagt, Blödsinn ist, und er es weiß. Ihm ist auch klar, dass kein Dämon sich eine heilige Reliquie einsammeln wird, der würde sich nur heftigst die Flossen verbrennen, also muss das Gedöns auch nicht sein.

Die Drohung mit dem "In-Streifen-Schneiden" ist gleichfalls Gelaber, das kann K sich klemmen. Hand ab sagt alles. Wobei das schon ein ziemlicher Move ist, ganz schön unsympathisch. Und dass Kopernikus sich hier "outet" als "einfacher Söldner" ist ein dramaturigischer Kniff aus der Mottenkiste. Dass ihn ein Fürst mit dem Hinterhalt beauftragt hat, kannst du andernorts thematisieren, wer Kopernikus ist und wer sein Auftraggeber, geht den Pfaffen mal gar nichts an. Lass es einfach. Er öffnet die Tür, der Priester starrt ihn an, wo ist es, nix, die Hand kommt ab, wo ist es, der Priester offenbart, wo die Reliquie ist, Kopernikus bedient sich, und dann wird verflucht.

"... was hast du erwartet?"
„Danke für Ihre Hilfe, euer Heiligkeit“, spottete Kopernikus.

Was denn jetzt? "Euer Heiligkeit" oder "Ihre Hilfe" oder "du"? Das beißt sich.

„ … aeternum“, beendete der Priester sein Gebet und umgriff dann mit seiner gesunden Hand Kopernikus Handgelenk. Die Berührung brannte unerträglich und Kopernikus schüttelte die Hand des Priesters ab.
„Was war das?“
„Das Siegel.“
„Was auch immer.“

"Was auch immer?!" WTF? Ich hätte mindestens damit gerechnet, dass die andere Hand auch ab muss. Das lässt er sich gefallen? Und dann: "Was war das?" "Brennnesselgriff!" Bitte! Das Siegel kann er nachher auf dem Handgelenk entdecken, das muss ihm der Rote Prälat nicht mitteilen - du kannst es in der nächsten Szene aufwärmen, vielleicht weil es dort immer brennt, wenn der Fluch wirksam wird und er von den Toten aufersteht.

Der Räuber dachte sich nichts dabei und ging wieder den Hang hinauf zu seinem Pferd.
Dann machte er sich auf den Weg zum Fürst, um die Beute abzugeben und das Silber für den erfolgreichen Abschluss abzuholen. Bald hätte er genug angespart, um sich eine Bleibe zu kaufen, sich eine Frau zu suchen und bis zu seinem Tod ein ruhiges Leben zu führen. Vielleicht noch ein Jahr oder zwei. Dann könnte er das Kämpfen endlich hinter sich lassen.

Warum denkt er sich denn nichts dabei? Er ist immerhin gerade verflucht worden. Hier könnte man mal sein Verhältnis zum Glauben thematisieren, wobei das bei einem Rennaissance-Wegelagerer natürlich eine spannende Geschichte ist. Du versuchst hier ja bereits, sein nicht mal mehr ambivalentes Verhältnis zu Gott und Kirche zu skizzieren, aber das bleit sehr vage, eigentlich nur eine Abneigung um der Abneigung Willen. Was hat die Kirche ihm angetan (vor dem Verfluchtwerden), dass er eine Hasskappe auf sie hat?

Außerdem heißt es "auf den Weg zum Fürsten". Und das Motiv für das Wegelagern scheint mir auch ein wenig plakativ. Erstmal rumräubern, später besorg ich mir dann 'ne Frau. Bei Eisen Karl. Oder bei OBI. Du könntest etwas Verve reinbringem, wenn er sich die Frau nicht erst noch suchen müsste, sondern es sie bereits gäbe, und sie einen Namen hätte, und er ihr was bieten will, und deshalb dieses Leben als Bandit und Raubritter (?) führt, auch wenn besagte Holde direkt zu Beginn der nächsten Szene gleich schon ins Gras beißt.

An dieser Stelle mache ich für heute Schluss, werde aber zurückkehren, um weiterzumachen. "Ein einfacher Erbsenzähler mit Namen brudervomweber, was hast du erwartet?" ;)

Gute Nacht,
bvw

 

Weiter im Text.

Zunächst ein paar allgemeine Sachen, die mir heut Nacht im Traum erschienen sind.

Zunächst sagt mir der Taschenrechner, dass Kopernikus, wenn er im Jahre des Herrn 1540 angefangen hat, Dämonen auszutreiben und zur Strcke zu bringen, und einer Marke von 5.000 Austreibungen erreichen muss, um von seinem Fluch erlöst zu werden, durchschnittlich 10,4 Austreibungen pro Jahr durchführen müsste, um sein Ziel im Jahr 2020 zu erreichen.

Das klingt nach keiner unerreichbaren Marke - wie wäre es also, wenn dieser Fall, den du hier erzählst, sein potentiell letzter Fall ist, ehe er beim Orden die Entfernung des Siegels beantragen kann. Das würde die Anpspannung bei Kopernikus und in der Geschichte zusätzlich heben. Es ist der fünftausendste Fall, eigentlich also Routine pur, aber doch ist es diesmal anders.

Und mir gefällt dieses Ausholen über die Jahrhhunderte, ich fände es allerdings spannend(er), wenn du diesen Rückblick in die Vergangenheit mit der Gegenwart stärker verzahnen würdest. Beginn in der Kneipe. Lass ihn reinkommen oder schon da sitzen und sein erstes Bier trinken. Und dann schweift er ab in Gedanken - das hier könnte das letzte Mal sein, sein letzter Dienst, der letzte Tropfen Sühne. Und dann - Bier um Bier um Bier - werden die Episoden aus der Vergangenheit dazwischengewoben, und schließlich geht er dann aufs Zimmer, und brütet dort in düsteren Gedanken, weil er ja keine Anzeichen für einen Dämon entdeckt hat, und nun nochmal länger warten muss, bis alles ein Ende hat. Wie wenn man dringend aufs Klo muss, und da vorne ist es, und innerlich löst sich schonmal alles, und dann ist besetzt.

Und ich blicke immer noch nicht, was die Beschwörerin im Keller zu suchen hat - warum ist die da? Und auch, dass es eine BeschwörerIn ist, erschließt sich mir motivisch nicht. Was ist der (dein) Grund dafür?

Und noch etwas Kleinkram, diesmal aber in größeren Sprüngen:

Hatte ihn Gott gerettet? Der selbe Gott, den er verabscheute?

Derselbe, nicht der selbe. Und warum verabscheut er Gott? Das ist für einen Menschen seiner Zeit nicht nur ungewöhnlich, sondern lebensbedrohlich. Was ist geschehen, um ihn so gegen Gott aufzubringen?

Er stand auf, ging zu seiner Frau und wischte sich Tränen der Trauer aus seinen Augenhöhlen. Er würde sie begraben. Er konnte die Liebe seines Lebens nicht einfach im Schmutz verrotten lassen.

Aus den Augenhöhlen! Um Gottes Wilen! Mit einem Löffel? Tränen der Trauer müssen es auch nicht sein, Tränen reichen, es ist schon klar, weshalb er die vergießt. Und zum Thema "Liebe seines leben" nochmal der Hinweis, dass er diese Liebe seines lebens schon ganz zu Beginn gekannt haben sollte - so liest es sich so, als hätte er die Belohnung für den Diebstahl des Kreuzes eingestrichen und sich dann eine Bleibe gekauft und die Liebe seines Lebens besorgt. Da gibt es keine Funken, da sprüht nichts, auch ich als Leser bleibe da auf Distanz. Ich kann weder die Trauer noch die Wut noch den Verlust nachfühlen.

In den Klostern in der Umgebung wird er schon Antworten finden, dachte er sich.

Ist da noch jemand? Oder spricht er von sich in der dritten Person? Eigentlich reicht hier: "In den Klostern der Umgebung würde er seine Antworten finden." Das muss er nicht noch denken. Die Preisfrage allerdings ist: Auf welche Frage will er Antworten finden?

Am Morgen eines frischen Frühlingstages 1517 klopfte er an die schwere Pforte des Klosters.

Sieben Jahre? Nur um von Kloster zu Kloster zu rennen?

Nach einer scheinbar endlosen Reise, von einem Priester zum nächsten, könnte es nun tatsächlich sein, dass er an sein Ende gekommen war.

Was für ein Ende. Kopernikus' Ende? Was ist seine Erwartung? Dass das Siegel mal eben entfernt wird? Dass er sterben darf? Was für ein Ende ist hier gemeint? Und wenn es das Ende der Reise sein soll, dann ist es "ihr Ende".

Und mit einem Stumpf an seinem rechten Arm.

Hat der den da montiert? Besser: "Sein rechter Arm endete in einem Stumpf."

Der Philippusorden hielt die Hexenverfolgung für eine der schlimmsten Dinge, die sich das Christentum jemals ausgedacht hatte, aber auch dieser musste sich den Anweisungen des Vatikan beugen. Der Orden beteiligte sich in keinster Weise an diesem Trauerspiel. Einschreiten konnte er jedoch nicht.

Das ist für einen christlichen Orden aber ein starkes Stück - "eines der schlimmsten Dinge, die das Christentum sich ausgedacht hat"? Und wenn Kopernikus nur der Söldner des Ordens ist, was macht dann der Orden selbst, der - wie am Ende anklingt - über die Delinquenten richtet. Was passiert mit denen? Und wie unterscheidet sich das von der Hexenverfolgung? Dass die Kirche vom Vatikan angehalten war, Hexen zu verfolgen, ist so auch nicht richtig.

Es war der 17. Juli 1648, als er sich dachte, dass die Suche nach bösen Mächten, alleine Profis wie ihm überlassen bleiben sollte.

"Profi" ist keine Vokabel, die ich diesem Kontext und vor dem zeitlichen Hintergrund verwenden würde. Das knirscht. Und Kopernikus denkt zu viel. Wenn er was denkt, kannst du gerne weglassen, dass er es tut, schreib einfach, was er denkt, dann wird schon deutlich, dass es seine Gedanken sind. Also z.B. "Kopernikus stand inmitten der Meute und blickte voller Mitleid und ohnmächtigem Zorn auf die arme Frau. Die Suche nach bösen Mächten sollte Eingeweihten wie ihm vorbehalten sein, nicht dem Mob. Es war der 17. Juli 1648."

Er schätzte, dass Ulm bald fallen würde.

Dramatischer fände ich: "Er ahnte, dass Ulm bald fallen würde."

Das muss der siebenunddreißigste Oberschenkelbruch gewesen sein.

Führt er eine Strichliste? Ich würde diesen Satz rauslassen. Und wenn du ihn drinlässt, korrigier die Zeit. Selbst, wenn das ein Gedanke von Kopernikus sein soll, denkt er besser im Präteritum.

Insgesamt bleibt der Charakter Kopernikus seltsam diffus. Mal Mitgefühl, mal eiskalte Rachegelüste, wo steht er? Was haben die Jahrhunderte aus ihm gemacht? Wewlche Hoffnung verbindet er denn damit, zu seiner Frau und dem (ungeborenen) Kind wieder zurückzukehren? Was hat der Orden ihm versprochen, was erwartet er sich selbst? Es wäre schön, wenn du das stärker herausarbeiten könntest, weil man dann nicht nur einem Actionhelden bei der Arbeit zusieht, sondern seine Handlungsmotive versteht und mit ihm bangt und hofft.

Ich mache hier mal wieder einen Schnitt, den letzten Part nehme ich mir die Tage mal vor und schreibe dir meine Rückmeldung dazu. Du darfst auch gerne sagen: Aufhören damit! ;)

Gruß,
bvw

 

Hallo Bruder,

wirklich sehr unterhaltsame und treffende Kommentare. Eines muss ich allerdings korrigieren:

Dass die Kirche vom Vatikan angehalten war, Hexen zu verfolgen, ist so auch nicht richtig.
Das ist absolut richtig so. -> Summis desiderantes affectibus, die sog. "Hexenbulle", ausgestellt 1484 von Papst Innozenz [sic!] VIII. Später dem Malleus maleficarum vorangestellt.
Diese Bulle war der Auslöser für die schlimmsten Verfolgungen und Morde durch die katholische Kirche (die protestantische zog unwesentlich später ebenso fanatisch nach), denn Sprenger verknüpfte in der damit zum offiziellen Handbuch erhobenen Hetzschrift zum ersten Mal die Anklagepunkte 'Hexerei' mit der 'Heresie', wobei nur auf letztere die Todesstrafe stand. (Dass die Angeklagten dem weltlichen Arm zur Folter und Hinrichtung übergeben wurden, wäscht nicht das Blut von den Händen der beiden christlichen Kirchen und entlastet erst recht nicht den Vatikan.) Dieses Thema sollte endlich mal in den Schulen gelehrt werden, darüber gibt es einfach unglaublich viel Missinformation.

Herzliche Grüße,
Katla

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, @Katla,

ich wollte mitnichten behaupten, dass die Kirche oder der Vatikan mit der Hexenverfolgung nichts zu tun hatten. Allerdings wurde dem Papst der Passus zu den Hexen wohl vom späteren Verfasser des Hexenhammers, Heinrich Kramer, untergejubelt. Dass Innozenz mit der Bulle also keine wirklich eigene Herzenssache in die Welt setzte, sondern sich von einem fanatischen Dominikaner "instrumentalisieren" ließ und so einen Massenmord auf den Weg brachte, macht die Sache aber zweifellos nicht besser.

Mir ging es darum, dass der betreffende Absatz in dieser Geschichte klang so, als müssten alle Kloster eine Lochkarte einschicken, wie viele Hexen denn im letzten Monat auf den Scheiterhaufen gepackt wurden, und wehe wenn keine. Und dass der Philippus-Orden eben Hexen mitverbrannte, weil das so erwartet wurde. Dass die Kirche die theologische Legitimation für das Aufbringen, Foltern und Ermorden vermeintlicher Hexen und Hexer lieferte, stelle ich absolut gar nicht in Frage.

Gruß,
bvw

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bruder nochmal,

okay, das klang so verkürzt möglicherweise anders als von dir intendiert.

Dass Innozenz mit der Herzenssache also keine wirklich eigene Herzenssache in die Welt setzte, sondern sich von einem fanatischen Dominikaner "instrumentalisieren" ließ und so einen Massenmord auf den Weg brachte, macht die Sache aber zweifellos nicht besser.
Nein, die Hexen- (i.e. Ketzer-)Verfolgungen der Frühen Neuzeit waren nur die konsequente Weiterführung der Völkermord-Missionen z.B. bei den - auch innereuropäischen - Kreuzzügen und setzte sich genauso ungebrochen bei der Eroberung Lateinamerikas fort (de Landa etc.). Da lässt sich wohl durchaus eine 'Herzensangelegenheit' erkennen, auch wenn das nicht alles ein einziger Papst zu verantworten hat, sondern mehrere.
Mir ging es darum, dass der betreffende Absatz in dieser Geschichte klang so, als müssten alle Kloster eine Lochkarte einschicken, wie viele Hexen denn im letzten Monat auf den Scheiterhaufen gepackt wurden, und wehe wenn keine.
*gn* Alles klar.

Auch @murphy_does_his_best Ich teile übrigens die Kritik an der Haltung des Protas und an dem Fluch / Siegel. Die Frage hier wäre eine ähnliche wie die sarkastische, warum nur Gläubige vom Teufel besessen sein können bzw. exorziert werden müssen, aber eigenartigerweise "Heiden" oder Atheisten - die ja wohl viel anfälliger sein sollten - davon nie betroffen sind. So sehe ich das auch hier: Kopernikus glaubt nicht an den Christengott (das finde ich noch okay, es ist schließlich Fantasy bzw. Alternative History / Parallel Universe, nicht Historische Phantastik), aber dann zeigt das Siegel - das ja ein glaubensgebundener Fluch ist - doch Wirkung: K. wird dadurch unterworfen und versklavt. Es wäre da folgerichtiger, wenn er kein Atheist wäre, sondern ein christl. Häretiker oder ein simpler Gotteslästerer, der aber noch im Glauben irgendwie verhaftet ist. Diese Ungereimtheit entzieht blöderweise dem ganzen Plot (die Assassinenversion des Fliegenden Holländers bzw. Ewigen Wanderers) die Basis, und suspension of disbelief funktioniert nicht mehr.

Einen von der Grundlage her ähnlichen Plot verarbeitet übrigens William H. Hallahan in dem absolut exzellenten phantastischen Thriller Das Stilett. Ist für ein paar Cents im Angebot, und lohnt sich als Vorbild, wie man einen komplexen Plot um solche Ideen bauen kann. (Was da auf Romanlänge funktioniert, könnte man ebenso in einer KG über 15 Seiten erzählen.)

Peace, wie Linktofink immer so schön sagt,
:-) Katla

 

Hallo, @Katla,

Du bist da offenbar definitiv tiefer im Thema als ich, darum will ich mir gar nicht anmaßen, mehr über die Geschichte der kirchlichen (Hexen)Verfolgungen zu behaupten, als ich mir auf die Schnelle anlesen kann. Kam mir nur in der Szene etwas "schief" vor. ;)

Gruß,
bvw

 

Hier hat es ja ganz schön gescheppert. Ich bin noch nicht lang genug hier um einschätzen zu können, ob das ein gutes oder schlechtes Zeichen ist.

Hallo @Rob F

Du hast den Punkt gut aufgegriffen, einzelne Ereignisse zu verschiedenen Zeiten zu beschreiben, dieser Aspekt macht deine Geschichte auf jeden Fall interessant. Und dein Protagonist ist in dieser Version deutlich greifbarer, auch seine Motivation für seine Aufträge, durch den Tod seiner Familie.
Schön, dass dir die Korrekturen zusagen. Die ersten Kommentare haben wirklich geholfen noch einiges zu verbessern. Aber wie die neuen Kommentare zeigen, bin ich noch nicht am Ende angekommen.
Auf jeden Fall danke ich dir für die Rückmeldung. Werde versuchen alles umzusetzen.

Hallo @brudervomweber

Vielen dank für deine ausführlichen Verbesserungsvorschläge. Ich werde mir so viel wie möglich zu Herzen nehmen und ausbügeln. Ich gehe jetzt mal nur auf die Sachen ein, zu denen ich Bedenken habe. Alles was unkommentiert bleibt, wird ohne Beanstandungen von mir übernommen.

Das klingt schief. Vielleicht besser so etwas wie "Das Licht der tiefstehenden Nachmittagssonne glitzerte auf der Pfeilspitze." Dann kannst du auch den Nachmittag aus dem ersten Satz streichen. Allerdings ... wenn er im Hinterhalt liegt, ist es vielleicht etwas ungeschickt, dass er sich durch die Reflektion des Sonnenlichts auf seiner Pfeilspitze verraten lässt.
Ich stelle mir hier eine verdellte, teilweise verschmutze Pfeilspitze vor, wie ich es für die damalige Zeit für realistisch halte. Ich glaube nicht, dass jeder mit glattpolierten Spitzen unterwegs war, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. In so einer Spitze "glitzert" oder "spiegelt" es nicht wirklich. Deshalb dachte ich, ist "schimmert" das richtige Wort.
Ob so ein Schimmern jemanden gleich verrät ... da kann man sich drüber streiten. Aber wenn es schon als Logikfehler durchgeht, werde ich es umschreiben.

Und ich verstehe absolut nicht, was "auf ein Ziel vorhalten" bedeuten soll.
Auf ein bewegendes Ziel bzw. wenn Wind weht, zielt man in Bewegungsrichtung aber nicht auf das Ziel selbst. Ich glaube das nennt man "vorhalten", aber korrigiere mich, wenn ich falsch liege.

Was ist er? Räuber oder Massenmörder? Plant er hier wirklich ein Blutbad? Und ist er so gut, dass er es zu Fuß mit vier Reitern aufnehmen kann. Was ist das hier? Assassins' Creed? Welcher Teil?
Fünf Menschen umzubringen zu wollen, kann man schon als Blutbad bezeichnen. Es waren zwar harte Zeiten, aber ich glaube nicht, dass es alltäglich war sich gegenseitig umzubringen. Vielleicht geht da aber auch nur unsere Wahrnehmung zu Gewalttaten auseinander. Heute wird man ja jeden Tag mit solchen Sachen überschüttet. Je nach Nachrichtenagentur kann aber auch heute die Auslegung eines Blutbades stark auseinandergehen. Ist wahrscheinlich eine Geschmackssache.
Und ob man es schafft, es alleine mit vier Reitern aufzunehmen. Naja, irgendwas muss er ja können, oder? Sonst würde sich die Geschichte ja nicht lohnen.

"Klebrige Spritzer" ist an sich okay, aber warum nicht "Blut". da hat ja nicht jemand den Honigspender ausgepackt, da spritzt Blut, also nenne es beim Namen.
Ja, das dachte ich mir auch als ich die Stelle geschrieben hatte. Aber "Blut auf dem Gesicht." klang für mich als alleinstehender Satz irgendwie plump.

Schau dir den Text auf solche Beziehungsunklarheiten und uneigentliche Formulierungen durch,. da gibt es einiges aufzuräumen.
Werde ich tun.

Wo hätte er ih denn erwartet? Lass ihn einfach abhauen.
Er soll kein Superkrieger sein, aber ein erfahrener Kämpfer. Um so einen Überfall zu überstehen muss er ständig konzentriert sein und jeden Schritt planen. Das wollte ich da etwas andeuten. Aber ich denke ich werde die Stelle vielleicht umschreiben, das besser rüberbringen oder die Stelle tatsächlich einfach weglassen.

Das Siegel kann er nachher auf dem Handgelenk entdecken, das muss ihm der Rote Prälat nicht mitteilen
Das Siegel sollte eigentlich nicht sichtbar sein. Aber da stößt du eine interessante Sache an. Muss da mal drüber schlafen, ob es sichtbar sein soll oder nicht.

Warum denkt er sich denn nichts dabei? Er ist immerhin gerade verflucht worden. Hier könnte man mal sein Verhältnis zum Glauben thematisieren, wobei das bei einem Rennaissance-Wegelagerer natürlich eine spannende Geschichte ist. Du versuchst hier ja bereits, sein nicht mal mehr ambivalentes Verhältnis zu Gott und Kirche zu skizzieren, aber das bleit sehr vage, eigentlich nur eine Abneigung um der Abneigung Willen. Was hat die Kirche ihm angetan (vor dem Verfluchtwerden), dass er eine Hasskappe auf sie hat?
Das werde ich auf jeden Fall versuchen stärker einzubringen. Also ich würde die Geschichte wirklich gerne mit diesem ersten Teil beginnen lassen, aber ich werde wohl noch mindestens einen Teil zwischen dem Überfall und dem Sterben seiner Frau einfügen und dort versuchen sein Verhältnis zur Kirche näher zu beleuchten.

Zunächst sagt mir der Taschenrechner, dass Kopernikus, wenn er im Jahre des Herrn 1540 angefangen hat, Dämonen auszutreiben und zur Strcke zu bringen, und einer Marke von 5.000 Austreibungen erreichen muss, um von seinem Fluch erlöst zu werden, durchschnittlich 10,4 Austreibungen pro Jahr durchführen müsste, um sein Ziel im Jahr 2020 zu erreichen.

Das klingt nach keiner unerreichbaren Marke - wie wäre es also, wenn dieser Fall, den du hier erzählst, sein potentiell letzter Fall ist, ehe er beim Orden die Entfernung des Siegels beantragen kann. Das würde die Anpspannung bei Kopernikus und in der Geschichte zusätzlich heben. Es ist der fünftausendste Fall, eigentlich also Routine pur, aber doch ist es diesmal anders.

Ja ich hatte mir natürlich einige Gedanken über die Zahl gemacht. 10 Aufträge pro Jahr erschienen mir realistisch. Echte Fälle von schwarzer Magie kommen in meiner Vorstellung nicht wirklich häufig vor. Es ist natürlich alles fiktiv. Aber es soll noch so nah an der Wirklichkeit sein, dass es so etwas nicht oft genug gibt, um es in die Tagepresse zu schaffen. Dann muss man noch bedenken, dass er seine Aufträge nur von Pfarrern, Bischöfen ect. erhält, von einem Ort zum anderen reisen muss um sich umzuhören, Nachforschungen anstellen muss und so weiter. Also ich dachte ein Auftrag pro Monat ist ganz nachvollziehbar.
Die Idee das dieser Auftrag in der Gegenwart der letzte ist, finde ich aber extrem gut. Das werde ich auf jeden Fall umsetzen. In die erste Version hätte das nicht gepasst. Aber da der Text sich in eine völlig neue Richtung entwickelt erscheint mir das wirklich richtig.

Und mir gefällt dieses Ausholen über die Jahrhhunderte, ich fände es allerdings spannend(er), wenn du diesen Rückblick in die Vergangenheit mit der Gegenwart stärker verzahnen würdest. Beginn in der Kneipe. Lass ihn reinkommen oder schon da sitzen und sein erstes Bier trinken. Und dann schweift er ab in Gedanken - das hier könnte das letzte Mal sein, sein letzter Dienst, der letzte Tropfen Sühne. Und dann - Bier um Bier um Bier - werden die Episoden aus der Vergangenheit dazwischengewoben, und schließlich geht er dann aufs Zimmer, und brütet dort in düsteren Gedanken, weil er ja keine Anzeichen für einen Dämon entdeckt hat, und nun nochmal länger warten muss, bis alles ein Ende hat. Wie wenn man dringend aufs Klo muss, und da vorne ist es, und innerlich löst sich schonmal alles, und dann ist besetzt.
Werde ich umsetzen.

Und ich blicke immer noch nicht, was die Beschwörerin im Keller zu suchen hat - warum ist die da? Und auch, dass es eine BeschwörerIn ist, erschließt sich mir motivisch nicht. Was ist der (dein) Grund dafür?
Naja irgendwo muss sie ja sein. Ich wollte die Szene in einem Wirtshaus stattfinden lassen für das meine Stammkneipe als Vorbild dient. Dort verirrt sich normalerweise nie jemand in den Keller, er ist zugerümpelt und hat einen zweiten Eingang und zwar von der Rückseite des Hauses. Also wäre es leicht sich dort einzunisten und ungestört zu hexen. Ich wollte das auch erst genau so beschreiben, hatte mich dann aber dagegen entschieden, weil ich nicht zu weit ausholen wollte für so eine belanglose Info.
Und warum es eine Frau ist: Joa, warum denn nicht?

Sieben Jahre? Nur um von Kloster zu Kloster zu rennen?
Es ist ein geheimer Orden und es gab zu der Zeit meines Wissen einige Klöster. Noch dazu waren die Straßenverhältnisse schlecht und es gab nicht die Möglichkeit "Philippusorden" in Google einzutippen. Ich persönlich finde 7 Jahre für so etwas absolut vertretbar.

Insgesamt bleibt der Charakter Kopernikus seltsam diffus. Mal Mitgefühl, mal eiskalte Rachegelüste, wo steht er? Was haben die Jahrhunderte aus ihm gemacht? Wewlche Hoffnung verbindet er denn damit, zu seiner Frau und dem (ungeborenen) Kind wieder zurückzukehren? Was hat der Orden ihm versprochen, was erwartet er sich selbst? Es wäre schön, wenn du das stärker herausarbeiten könntest, weil man dann nicht nur einem Actionhelden bei der Arbeit zusieht, sondern seine Handlungsmotive versteht und mit ihm bangt und hofft.
Ich werde versuchen das umzusetzten.
Ich will aber auch nicht unbedingt einen einseitigen Charakter zeichnen. Also für mich ist eher die Option, die Ausfälle besser zu erklären, als sie alle in eine Richtung zu lenken. Aber dann bekomme ich wohl wieder zu viel tell in die Geschichte.

Ich mache hier mal wieder einen Schnitt, den letzten Part nehme ich mir die Tage mal vor und schreibe dir meine Rückmeldung dazu. Du darfst auch gerne sagen: Aufhören damit!
Alles cool. :thumbsup:
Ich kann mit der Kritik wirklich viel anfangen und es freut mich, dass du sie so ausführlich mitteilst.
Großen Dank dafür.
Ich denke auch mal, dich interessiert das Thema, sonst würdest du nicht so leidenschaftlich kritisieren. Jedenfalls hoffe ich, ich liege mit der Einschätzung richtig.

Hallo @Katla

Danke für die historischen Eckpunkte.

Es wäre da folgerichtiger, wenn er kein Atheist wäre, sondern ein christl. Häretiker oder ein simpler Gotteslästerer, der aber noch im Glauben irgendwie verhaftet ist. Diese Ungereimtheit entzieht blöderweise dem ganzen Plot (die Assassinenversion des Fliegenden Holländers bzw. Ewigen Wanderers) die Basis, und suspension of disbelief funktioniert nicht mehr.
Ich denke ich werde das auch nochmal umbauen. Es sollte so wirken, dass er zwar weiß, dass so etwas wie Gott existiert, er aber absolut nichts von diesem hält. Für ihn sollen diese ganzen Sachen eher etwas Übernatürliches sein, als etwas, dass an einen christlichen Gott gebunden ist. Er weiß also, dass es mehr gibt als nur das, was man sieht, aber findet sich nicht mit der Vorstellung eines allmächtigen Gottes an bzw. würde diesen nicht mögen und sich nicht unterordnen, wenn er existiert.
Ich werde das versuchen mehr herauszuarbeiten.


Danke euch allen für die Kommentare, das hilft wirklich viel weiter und dieser Text wird wohl der beste, den ich bis jetzt geschrieben habe.

Viele Grüße
Murph

 

Hallo, @murphy_does_his_best,

Ob so ein Schimmern jemanden gleich verrät ... da kann man sich drüber streiten. Aber wenn es schon als Logikfehler durchgeht, werde ich es umschreiben.

Das ist dein Text und deine Entscheidung, nicht meine. Das war mein Eindruck, der muss aber nicht richtig sein. Wenn die Sonne nur "schwach schimmert", ist das sicherlich auch okay. Es ist halt ein Hinterhalts-Klassiker - Reflektion im Fernglas, Zielfernrohr, Pfeilspitze ... und aufgeflogen. Wenn er im Gebüsch sitzt und die Eskorte zu selbstsicher oder unaufmerksam ihres Weges reitet, muss ja nichts passieren.

Auf ein bewegendes Ziel bzw. wenn Wind weht, zielt man in Bewegungsrichtung aber nicht auf das Ziel selbst. Ich glaube das nennt man "vorhalten", aber korrigiere mich, wenn ich falsch liege.

Ich kann dich nicht korrigieren, weil ich wirklich nicht weiß, wie man das nennt.

Fünf Menschen umzubringen zu wollen, kann man schon als Blutbad bezeichnen. Es waren zwar harte Zeiten, aber ich glaube nicht, dass es alltäglich war sich gegenseitig umzubringen.

Das war sicherlich nicht alltäglich. Dafür geht dein Protagoonist hier aber mit großer Selbstverständlichkeit zur Sache. Insbesondere, dass am Ende der Kutscher noch mit einem Messerwurf abgemurkst wird, fand ich doch etwas drüber. Den Kirchenmann lässt Kopernikus dann trotz aller Verachtung am Leben, die gedungenen Leibwächter und Chauffeure müssen aber allesamt dran glauben. Vielleicht kannst du überlegen, ob er mit weniger Blutvergießen die Wachen ausschalten kann. Musst du aber nicht. ;)

Er soll kein Superkrieger sein, aber ein erfahrener Kämpfer.

Hier kommt er aber eher wie ein Superkrieger rüber. Und das Selbstvertrauen (Gottvertrauen kann es ja nicht sein), sich mit einer von vier bewaffneten Reiter beleiteten Kutschpartie anzulegen, muss man auch erstmal haben. Etwas Kamikaze ... und vielleicht sieht er das so, alles auf eine Karte setzen, aber auf mich wirkte das, als wäre da John Wick Medieval Edition am Werk.

Aber da stößt du eine interessante Sache an.

Finde ich auch. ;) Und dass er jede Verletzung überlebt, muss ja nicht ohne Schmerzen abgehen. Da darf er gerne jedes Mal Höllenqualen leiden. Im Zweifel knüpft das dann aja cuh nochmal ein Band zu der brennenden Magd, weil er ihr Leiden ja sehr gut nachempfinden kann. Ich finde übrigens die Kombination von "unerträglich brennender Berührung" und "Was auch immer!" ungünstig. Wenn es unerträgich brennt, wäre das mindeste, dass er für einen Augenblick seinen Fokus verliert und die Welt nur noch aus Schmerz besteht - wenn die Wachen und der Kutscher ausgeschaltet oder geflohen sind, wird ihm da keine Gefahr vom einhändigen Priester drohen, aber es könnte ein Vorgeschmack werden auf das, was ihm über die Jahrhunderte wieder und wieder und wieder passieren wird.

Die Idee das dieser Auftrag in der Gegenwart der letzte ist, finde ich aber extrem gut. Das werde ich auf jeden Fall umsetzen.

Sehr schön!

Werde ich umsetzen.

Ich freu mich drauf.

Und warum es eine Frau ist: Joa, warum denn nicht?

Okay. Ich weiß aber trotzdem noch nicht, weshalb sie als Dämonenbeschwörerin im Keller hockt. Und weshalb sie den Wirt auf Kopernikus losgehen lässt. Ich hatte kurz überlegt, ob ich nicht vorschlagen soll, dass die Beschwörerin sich am Ende als seine Frau entpuppt, die von der anderen Seite her irgendeinen Soul/Body-Count hinlegen muss, um endgültig sterben zu können, und dass der letzte Auftrag von Kopernikus dann schließlich doch keinem Zweck mehr dient, weil niemand auf ihn warten wird, wenn er seiner Ex das handwerk legt. Tragischer Konflikt. Aber das fand ich dann doch etwas drüber, darum habe ich es nicht geschrieben ... aber upsi, jetzt ist es raus. :D

Ich persönlich finde 7 Jahre für so etwas absolut vertretbar.

Aber nur, wenn er auch über 7 Brücken gehen musste! ;)

Also für mich ist eher die Option, die Ausfälle besser zu erklären, als sie alle in eine Richtung zu lenken. Aber dann bekomme ich wohl wieder zu viel tell in die Geschichte.

Das halte ich auch für den richtigen Weg - du musst die Figur nicht eindimensional machen, sondern seine Mehrdimensionalität besser vermitteln. Das bedeutet nicht, dass du bis ins kleinste Detail erklären musst, was ihn antreibt, aber lass die Leute ein bisschen tiefer in seinen Kopf, lass sie seine Gedanken mitlesen (nicht Infodumps, sondern Gedanken, Gefühle, Affekte). Das tell-Problem kannst du nämlich vermeiden, indem du ein enger auf Tuchfühlung gehst und die Geschichte stärker aus seiner Perspektive beschreibst. Ohne ständig zu notieren "dachte er", "meinte er" "schätzte er", "fand er" und vor allem seine Gedanken laut auszusprechen. Das ist zum Beispiel das Problem mit deinen Dialogen. Die Leute erzählen sich da Sachen, die für die Unterhaltung völlig irrelevant sind und eigentlich nur der Informationsvermittlung in der Geschichte dienen sollen. Je weniger er spricht (mit Leuten und mit sich selbst), desto besser wird das.

Ich kann mit der Kritik wirklich viel anfangen und es freut mich, dass du sie so ausführlich mitteilst.
Großen Dank dafür.
Ich denke auch mal, dich interessiert das Thema, sonst würdest du nicht so leidenschaftlich kritisieren.

Gern geschehen - ich habe gerade Urlaub, daher ein bisschen mehr Zeit.

Und ich finde sowohl deine Idee zur Geschichte ausbaufähig und -würdig, und deine Einstellung gut. Wenn ich Anregungen und Hinweise beisteuern kann, mache ich das gerne. Vor allem, weil man zwar merkt, dass du Schreibanfänger bist, du aber einen Anspruch an dich selbst hast, eine gute Geschichte zu erzählen, und du dazulernen willst. Die Orthographie ist sicher, das ist aus meiner Sicht schon eine Menge wert, und du arbeitest an deinen Geschichten, was die komplette Umarbeitung der ersten Hälfte ja beweist. Dann lohnt es sich auch, Hinweise zu geben, vor allem, weil du ein paar Marotten (z.B. die entsetzlichen groschenromanigen Dialoge ;)) hast, die sich auch langfristig abstellen lassen, wenn du daran ein bisschen übst und arbeitest.

Gerade die Dialoge liest du dir am besten mal laut vor und überlegst, ob du eine solche Unterhaltung (nehmen wir mal die an der Bar) im echten Leben so hören oder führen würdest. Ich hoffe, dass sowas in deiner Stammkneipe nicht der Fall ist, das fände ich nämlich gruselig, und da müsste ich dann tatsächlich auch 10 Bier trinken.

Gruß,
bvw

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom