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"Komm mit mir"

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21.03.2021
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"Komm mit mir"

Fliegendes Haar im Schummerlicht. Blonde Strähnen locken sich wild um das verschwitzt glückliche Gesicht. Die Augen friedlich geschlossen, der Mund in einem genüsslichen Lächeln. In den Armen eines Fremden fließt ihr Körper zu den melancholischen Klängen des Bandoneons in immer neue Formen.

Ihr Blick fällt auf mich, Neugier blitzt auf. Vorsichtig leite ich sie durch das Lied, gebe ihr Räume zum Spielen, ziehe sie wieder an mich. Wir tanzen. Einem Lied folgt das nächste, bis die Tanda sich schließt und zu neuen Begegnungen einlädt. Sie zieht sich aus meinem Arm, blinzelt mir verschmitzt zu und ist im nächsten Moment im Meer der tanzenden Silhouetten verschwunden.

Nächte ohne Begegnungen, bis ihr Körper meinen wieder findet. Das Haar in einem festen Knoten, ihre Bewegungen vom Stolz einer Tänzerin. Sie sieht mich, will mich, wir tanzen. Eine Hand an ihrem Rücken, die andere umschließt sanft ihre Finger.

„Komm mit mir.“ Sie schüttelt den Kopf. Noch immer die schimmernde Neugier im Blick, löst sie sich wieder zwischen den tanzenden Paaren des Abends auf.

Eine neue Nacht öffnet ihre Tore. Unsere Körper fließen durch Tänze voller Fragen und Sehnen. Ihre Wimpern streichen Schmetterlingsküsse auf meine Wange. Ihr Name ist mir fremd, ihr Atem, im Takt meiner Brust, ist es nicht.

„Komm mit mir.“ Ihr Blick haftet an meinem, ihre Hand löst sich nicht. Heute nicht.

Ein See. Wie in einem Spiegel betrachtet sich der volle Mond darin. Hemd, Kleid und elegante Schuhe säumen das Ufer. Mit wachen, sehnsüchtigen Augen erforschen wir weiß schimmernde Haut. Kleine Brüste hell beschienen, fest aufgerichtet gegen die Briese der lauwarmen Nacht. In unregelmäßigen Bewegungen fließt Wasser in meinen Bauchnabel und wieder hinaus.

„Komm mit mir“ sagt sie.

Ihre Feuchtigkeit trocknet nicht so, wie die des Sees. Das Ufer nun gesäumt von zwei Körpern, erschöpft eingesunken in den groben Sand. Ihr Blick in den Sternen. Ich spüre jeden Atemzug. Sie wird weiter tanzen. Ich auch. Mehr muss ich nicht wissen, das ist alles was ich brauch.

 

Hallo @Morphin,
Ich freue mich sehr über dein Feedback! Danke, dass du dir die Zeit genommen hast :)

Ich war mir auch nicht sicher, was es nun sein soll. Meine ersten Ansätze waren tatsächlich mehr in Gedicht-Form. Vielleicht probiere ich noch einmal mehr in die Richtung.

Muss eine Kurzgeschichte die Frage nach "Wo geht die Reise hin?" beantworten? (keine rethorische Frage, ich weiß es wirklich nicht :D)
Für mich liegt der Reiz gerade darin, dass eben nur diese Momente in ihrer Intensität beschrieben werden, ohne Vorher, Zwischen oder Nachher. Es soll ein Wahrnehmen im Hier und Jetzt ohne Fragen nach Morgen abbilden. Ihre Begegnung erfüllt keinen höheren Zweck (eine Beziehung, ein gemeinsames Ziel o.ä.) sondern hat seinen Wert allein im Erleben im Moment.

Liebe Grüße
Caja

P.S.: Ist es in Ordnung, wenn ich den Text bearbeiten und er dann verändert noch einmal hochladen würde? Also wenn ich jetzt größere Veränderungen vornehmen würde?

 

Alles klar, dann werde ich das mal so machen. Danke dir!

 

Ich habe versucht, es mehr in die Form einer Kurzgeschichte zu gießen. Bin gespannt auf Feedback :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Caja

Neugier blitzt auf.

Das ist phrasenhaft. Ein Text wie dieser muss schon was auf Lager haben.

Bandoneons

mag ich, wie du diese Wörter einstreust. Da wird irgendwo ein Wissen produziert (so hat Jimmy das mal genannt).

wieder findet

"wiederfindet" in diesem Fall, weil es ist ja nicht, dass die Körper sich (im Dunkeln verlieren) und "wieder finden", sondern nach einigen Tagen "wiederfinden"?

Stolz einer Tänzerin

Empfinde ich als Cliché. Oder tue ich dir Unrecht?

schimmernde Neugier im Blick

Fühlt sich auch wie so eine Phrase an. Dieses 'im Blick'. Und dazu 'schimmernd'. Adjektive wirklich sparsam einsetzen oder eben raffiniert (dazu kann man zum Beispiel bei Roy Peter Clark lesen)

Ich finde, da steckt schon was, aber weg von den Clichés, Phrasen, kitschigen Metaphern (" ... trocknet nicht wie des Sees ...") und auch eine richtige Handlung bräuchte das für mich. Das ist so eine Szene, aber noch nicht genug, um das wirklich Prosa zu nennen. Ich weiß, der Vergleich tut weh, aber es hat mich tatsächlich an Bastei-Lübbe erinnert, Silvia-Roman. Jetzt frag mich nicht, wieso ich das kenne :lol: Gute Autoren und Autorinnen für Erotik kann ich dir nicht nennen, da kenne ich mich nicht so gut aus. Maedy hier aus dem Forum könnte da mehr wissen. Auch ihre Storys kannst du ja mal auschecken. Murakami hat da was, btb-Verlag sind da einige Sachen (Erotische Literatur erster Google-Shot)

Gruß
Carlo

 

Hallo @Caja
und herzlich willkommen hier.

Vielleicht sollte man diesen Text nicht (wie ich) an einem Arbeitstag nach dem Aufstehen, sondern eben eher in der Abenddämmerung eines Sommertages lesen.
Oder anders: Ich bin leider nicht in die Stimmung des Textes reingekommen. Aber ich glaube das lag an mir. Ich werd meine Gedankengänge im Dateil teilen - vielleicht amüsiert es Dich, oder Du kannst sogar was damit anfangen :)

im Dateil:

"Komm mit mir"
Die Anführungszeichen haben meine Neugier geweckt. Also eigtenlich sind sie ja für den Titel überflüssig, aber ich fand genau das gut.

Fliegendes Haar im Schummerlicht.
Mein Kaffee hatte noch nicht gewirkt, also habe ich "Schlummerlicht" gelesen und war gefühlt dadurch eher in einer "liegenden Position" - daher störten mich die "fliegenden Haare" - weil ich dachte, wenn man so daliegt, wieso kann dann was wild umherfliegen.

Blonde Strähnen locken sich wild um das verschwitzt glückliche Gesicht.
Tja - mit dem "liegenden Eindruck" und den Erotik-Romantik-Tags der Geschichte war ich mit diesem Satz also beim: "danach". Und war gespannt, ob der folgende Text beshreibt, wie es zum glücklichen Gesicht gekommen ist, oder das Geschehene fortführt.

Die Augen friedlich geschlossen, der Mund in einem genüsslichen Lächeln.
Jo - dass passte auch in mein Bild.

In den Armen eines Fremden fließt ihr Körper zu den melancholischen Klängen des Bandoneons in immer neue Formen.
Den Satz in meine Vorstellung zu bekommen war schwierig: Zuerst "Bandoneon" googeln, durch die Beshreibung leider an ein Akkordeon erinnert - so kam im Kopf eher bayrische Volksmusik auf - und meine aufkeimende romantische Stimmung war dahin. Youtube half dann das Bandoen in die französiche Kleinstadt-Ecke zu projezieren - ja, sowas finden viele Romantisch. Ok - kann weiter gehen. Da liegen sie also und hören französiche Musik.

Ihr Blick fällt auf mich, Neugier blitzt auf.
Durch meine Gedanken aus dem ersten Abschnitt bagann für mich hier die Rückblende des Kennenlernens.

Vorsichtig leite ich sie durch das Lied, gebe ihr Räume zum Spielen, ziehe sie wieder an mich. Wir tanzen.
Diese Beschreibung vom Tanzen fand ich toll.

Einem Lied folgt das nächste, bis die Tanda sich schließt und zu neuen Begegnungen einlädt.
Auch ein toller Satz, den ich erst später begriffen habe, weil ich "Tanda" erst googeln musste - ja ich oute mich heute als Unwissender.

Ich springe mal zum Schluß:

Das Ufer nun gesäumt von zwei Körpern, erschöpft eingesunken in den groben Sand. Ihr Blick in den Sternen. Ich spüre jeden Atemzug. Sie wird weiter tanzen. Ich auch. Mehr muss ich nicht wissen, das ist alles was ich brauch.
Für mich war das ein schöner Zirkelschluß zum ersten Absatz.
Nur das "brauch" hat mich gestört - weil es meiner Ansicht nacht "ich brauche" heißen müsste.

Naja - meine Anmerkungen fallen sicher aus der Reihe, weil ich den Anfag so komplett missgedeutet habe - vielleicht kannst Du trotzdem damit was anfangen :D

viele Grüße
pantoholli

 

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