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Kinder

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29.12.2020
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Kinder

Andrea zieht ihren Mund zusammen und, ohne dass sie es merkt, spannt sie auch ihre Kiefermuskeln an. Ihre Augen sind fest auf den Gang und die Menschen darin gerichtet; ihr Gesicht eine Mauer, die ihre Emotionen verbergen soll. Dann setzt sie sich auf das kalte Holz. Aus ihren Augenwinkeln spürt sie die Blicke. Von draußen dringt Getuschel in den Saal, doch ihre Aufmerksamkeit liegt auf dem noch leeren Stuhl in der Mitte des Raumes.

Eigentlich hat sie nicht kommen wollen, doch Peter ist bei der Arbeit gewesen, Simon im Kindergarten, Anne in der Schule, also niemand, der sie davon abgehalten hat und plötzlich ist alles in ihr hochgekommen. Sie hat einfach kommen müssen und, weil sie glaubt, Menschen schnell und gut einschätzen zu können, wollte sie sehen, wer er ist.
Er hat ein Messer gehabt und ist im gleichen Alter wie ihr Sohn damals. Das ist alles, was sie über ihn weiß. Und, dass sie ihn hasst.

Warum es geschehen ist, hat sie bisher nicht interessiert. Ein Streit, Beschuldigungen, Beleidigungen und dann ist es passiert, haben die Polizisten gesagt. Zugehört hat sie, war aber gedanklich weit entfernt. Alles ist viel zu schnell gegangen.
Ihre Gedanken sind dabei immer nur um eines gekreist. Ihren Sohn. Ihren toten Sohn.
Als er noch ein Kind war, sind sie mit der Familie essen gegangen und als sie das Restaurant verließen und ihnen auf dem Parkplatz junge Eltern mit einem Mädchen entgegenkamen, umarmte er es einfach. Dieses fremde Mädchen, das er nie zuvor gesehen hat! Alle lachten freundlich und sie wusste damals, dass er ein wunderbarer Mensch werden würde. Mit jedem hat er sich unterhalten können, es hat ihm Spaß gemacht, Fremde nach dem Weg zu fragen, und wenn er etwas erzählt hat, hörte ihm jeder interessiert zu.

Als sie im Juni bei einem See gewesen waren, hat er sich die höchste Stelle gesucht, von der man springen kann, und hat genau darauf geachtet, dass auch alle ihm zusehen, ist gesprungen und hat sich so über die Aufmerksamkeit gefreut, dass sie gedacht hat, aufpassen zu müssen, dass er nicht zu eitel wird. Heute vermisst sie das Glitzern in seinen Augen, wenn er gemerkt hat, dass man ihm zuhört oder zuschaut und trotzdem hält sie ihre Erziehung für richtig.

Mit ihren feinen Anzügen treten sie ein, alle mit ernstem Blick, Ordnern und Papieren unterm Arm. Die Anwälte und Beamten setzen sich und sortieren ihre Unterlagen, während sie sich umschaut und einen weiteren Zuschauer entdeckt. Er ist klein, hat schütteres, aber gepflegtes Haar, und trägt einen perfekt sitzenden Businessanzug. Sein Blick ist leer, die Miene emotionslos. Das muss der Vater sein, denkt sie. Flink tippt er auf seinem Handy. Was ist nur wichtiger als die Anklage seines Sohnes?
Da schaut der Vater von seinem Bildschirm auf; Justizbeamte führen seinen angeklagten Sohn zu seinem Platz.

Langsam setzt er sich hin, knetet seine Hände und hebt schüchtern seinen Blick. Sie weiß nicht, wen sie erwartet hat, vielleicht jemanden mit breiten Schultern, kurzgeschorenem Haar, Tätowierungen, der den Richter beleidigt, aber der Mensch, der ihren Sohn umgebracht hat, ist noch ein Kind, denkt sie. Sein Gesicht ist matt und er sieht mitgenommen aus, als wäre er krank.

Einer der Männer, wahrscheinlich der Richter, ergreift das Wort, aber sie hört nicht hin. In ihr ist alles still. Alle ihre Gedanken sind bei diesem Jungen. Mitleiderregend und freundlich sieht er aus. Die Vorstellung, dass dieses Kind ihren Sohn mit einem Messer erstochen hat, erscheint ihr nicht wirklich. Wie konnte es passieren?

Er bewegt sich langsam, hört zu, sagt nichts, schaut ab und zu unruhig auf seinen Verteidiger. Er gehört hier nicht hin. Und doch erkennt sie etwas in ihm. Versteckt, aber lebendig. Es ist Wut. Nicht die typische Wut eines Kindes oder Teenagers, sondern die Wut eines Erwachsenen. Tief unter seinen müden Augen, den trockenen Lippen und der fleckigen Haut steckt sie. Brodelnd, aber gezügelt. Kurz blitzt sie auf, zeigt sich durch einen Blick auf den argumentierenden Staatsanwalt, nur um dann wieder zu verschwinden, aber sie ist da. Wie kann man so jung schon so etwas in sich tragen. Woher kommt das?

Zeugen werden in den Saal gebracht, gemeinsam vereidigt und dann nach und nach angehört. Sie alle vermeiden es den Angeklagten anzusehen und richten stattdessen ihren Blick auf den Richter. Andrea ist nicht konzentriert, hört Worte und Stimmen, versteht sie aber nicht. Wie betäubt sitzt sie da. Wie sachlich und nüchtern hier über den Tod ihres Jungen geredet wird, erschüttert sie, aber das war der Grund, warum sie nicht kommen hätte sollen. Das wusste sie. Sie wollte nur sehen, wer ihn umgebracht hat, wen sie hassen darf und wer er ist, aber dieses Kind, das dort so fehl am Platz aussieht, kann sie nicht hassen.

Ja, er tut ihr sogar leid. Als eine Lehrerin von ihm gefragt wird, ob er sich irgendwie auffällig oder aggressiv verhalten habe, erklärt sie, dass er zwar Wutausbrüche und aggressive Tendenzen gehabt habe, oft unzufrieden gewirkt habe, aber meistens friedlich, sehr stil war. Ein paar Mal habe sie versucht mit ihm zu sprechen, da sie wusste, dass seine Eltern geschieden waren, er Einzelkind war und sein Vater oft nicht zuhause, vorsichtig sah sie zum Vater auf der Zuschauerbank, doch dieser blickte nur traurig auf den Boden, doch er habe sich gewehrt und gesagt, dass alles in Ordnung sei. Auch habe sie versucht mit seiner Familie zu reden und Probleme zu besprechen, doch solche Gespräche wurden immer kurzfristig abgesagt. Er sei ein unauffälliger Schüler gewesen, fügt sie noch hinzu, vielleicht als Rechtfertigung, dann wird sie aus dem Zeugenstand entlassen.

Ein weiterer Zeuge, diesmal ein Junge, ein Freund des Angeklagten, erzählt von seinen Unauffälligkeiten. Er erzählt, dass er oft alleine zuhause gewesen wäre, da sein Vater lange arbeitete, dass er zwar Probleme mit dem Unterrichtsstoff gehabt habe, aber trotzdem irgendwie es immer geschafft hätte. Er sei ein guter Freund gewesen, auf den man sich immer verlassen konnte, sagt er und für einen Moment vergisst Andrea, was er getan hat. Sie stellt sich einen Jungen vor, dem morgens die Au Pair Frühstück machte, während der Vater schon wach und unterwegs war, der dann nach der Schule aber alleine das Haus öffnete, sich Essen machte, dann Hausaufgaben machte, bis es Zeit war, sich Essen zu bestellen, irgendwo dazwischen eine WhatsApp vom Vater, ob alles in Ordnung sei, der dann aber alleine schlafen ging, nur spät abends nochmal geweckt wurde, von der Garage, als der Vater wiederkommt.

Als der letzte Zeuge befragt ist, wird ein Projektor angeschaltet und eine Leinwand ausgefahren. Flackernd ergibt sich eine unscharfe Aufnahme in einem Gang. Dem Gang. Sie erkennt ihren Sohn mit seiner roten Jacke, die er so oft trug, weil er so gut darin aussah, und seinem Rucksack. Da tritt ein dünner Junge, aber mit einem langen Messer ins Bild.
Da sieht sie weg. Ihre Augen sind so wässrig, dass sie sowieso nichts mehr erkennen könnte. Sie versucht kein Aufsehen zu erregen, nicht laut aufzuweinen, ihr Gesicht zu halten, stellt sich vor, es wäre aus Stein, doch ihre Gefühle schmelzen es und während ihr Sohn auf der Leinwand erstochen wird, irgendwann reglos am Rande des Bildes liegt, kann sie nicht mehr anders und beginnt zu weinen.

Die Trauer um ihren Sohn, der Schmerz, der Verlust, nichts anderes existiert. Es ist ihr egal, dass man sie so sieht.
Von irgendwo nimmt sie Taschentücher entgegen und wischt sich die Tränen vom Gesicht, hört auf zu weinen, doch vor ihr ist noch alles glasig. Und noch während sie ihr Gesicht trocknet und sich ihre Augen reibt, hört sie plötzlich eine Stimme, voller Tränen.
“Wieso hast du das getan?“

Mit roten Augen, aufgelöster Miene, Entsetzen und Trauer in der Stimme, sieht der Mann neben ihr, seinen Sohn an. “Wieso?“
Plötzlich ist der Saal ganz still, nichts bewegt sich und Andrea merkt, dass sie ihren Atem anhält.
Langsam dreht sich der Sohn zur Zuschauerbank. Sein Blick liegt nur einen Augenblick auf Andrea, aber Reue und Mitleid zeigen sich darin. Dann sieht er seinen Vater an.
Sein Blick wird wieder hart und mit zitternder Stimme antwortet er ihm. “Was glaubst du denn, warum ich es getan habe? Denkst du ich wollte das tun? Selbst wenn ich versuchen würde es dir zu erklären, du würdest es ja doch nicht verstehen.“

Vater und Sohn sehen sich beide wütend an und alle anderen hören gebannt zu. Eine Träne fällt dem Jungen vom Gesicht. “Du hast dich nie für mich interessiert, hast nie nach mir gefragt. Das ist die erste ehrliche Frage von dir, aber du kennst mich nicht mal. Ich bin dir so fremd, wie du mir. Ich war dir immer egal und deswegen, gehe ich dich nichts an! Ich weiß nicht mal warum du hier bist!“
Die Worte treffen den Vater hart. Er wendet sein Gesicht ab, kann seinem Sohn bei diesen zornigen Worten nicht in die Augen sehen. Er blickt zu Boden und erinnert sehr an den Sohn, der bei der Verlesung der Anklage, genauso ausgesehen hat, denkt Andrea. Sein Vater bedeutet ihm nichts.

Nach dem Mord sind ihre Selbstvorwürfe immer stärker geworden. Sie hat sich für ihre Strenge gehasst, hat bereut ihm nicht noch mehr Wünsche erfüllt zu haben, mehr erlaubt zu haben, obwohl Peter ihren Erziehungsstil oft genug kritisiert hat. Es ist ihr eben wichtig gewesen, dass ihre Kinder gute Menschen werden. Sie ist für sie da gewesen, hat sich Zeit für sie genommen und, wenn nötig gemacht, oft ein ernstes Wort mit ihnen gesprochen und ihnen Aufmerksamkeit geschenkt. Kinder durften nicht verwöhnt, nicht im Stich gelassen und nicht ignoriert werden, sondern erzogen werden und beigebracht bekommen, was Liebe ist. Manche taten das, andere nicht.
Die Wut und der Hass auf dieses Kind verblassen plötzlich. Dieser Junge hat ihre Wut nicht verdient. Ihre Wut gilt jetzt jemand anderem.

 

Ich finde das Thema auch sehr interessant, um sich damit auseinander zu setzen. Allerdings und zum Glück, ist es ja wirklich sehr selten, dass Kinder Kinder töten. Aber bei Jugendlichen ist es dann doch schon immer häufiger und Jugendliche sind so gesehn auch noch Kinder. Aber in der Realität gab es auch in letzter Zeit mehrere obskure Mordfälle von sagen wir Mal ab 13 aufwärts. Bei mir stellt sich da auch die Frage, was ist da wohl, eben auch in der Erziehung falsch gelaufen?
Grundsätzlich finde ich deinen Text ganz gut geschrieben, aber die Auseiandersetzung wieso, warum, weshalb.., die kommt mir deutlich zu kurz.
Dennoch ist es nicht so, finde ich jedenfalls, dass dein Text nicht schon Aussagekraft hätte und das Thema beleuchtet. Aber da steckt weitaus mehr drinnen. Denn letzten Endes ist es auch gleichzeitig die Frage, warum mordet der/die eine, den/die andere. Denn alle waren einmal Kinder und die Wurzeln zu solchen Taten, die würde ich grundsätzlich immer *auch* in der Erziehung suchen. Aber sicher nicht nur und unter Umständen auch nicht nur bei diesen, zum Glück selteneren Morden von 'jungen' Mördern oder Mörderinnen...

 

Hallo!
Ich mag deine Art zu formulieren! Du erzählst sehr bildlich und detailliert, was ich persönlich immer am meisten mag! Es gibt allerdings ein paar Stellen, die du anders formulieren müsstest. Hier ein paar Beispiele:

und trotzdem findet sie ihre Erziehung für richtig.
sie hält/erachtet ihn für richtig oder ohne das "für"
hat sich Zeit für sie gemacht,
hat sich Zeit genommen

Solche Sachen sind Flüchtigkeitsfehler, die du leicht vermeiden kannst, in dem du nochmal in Ruhe über deinen Text gehst.

So, jetzt inhaltlich!
Dein Thema ist sehr interessant und dein Ort und die Zeit in der deine Protagonistin nochmal über alles nachdenkt, schön gewählt, allerdings hat mich doch das ein oder andere gestört.
Was mir vor allem fehlt, ist ein Spannungsbogen. Du hättest sowas machen können, wie dass es ein Video des Vorfalls gab und sie sich das ansehen. Dabei hättest du mehr über die Charakter erzählen können und es hätte sich ein Konflikt aufbauen können, der dann eskaliert. Sprich, ein Spannungsbogen.
Außerdem gefällt mir nicht, wie auf einmal die Dinge aufgelöst werden. Das hat was von den James Bond Filmen. Ein Mysterium baut sich immer weiter auf, der Böse wicht wird geschnappt, Bond ist in Gefahr und in dieser Situation erzählt er ihm alles über seinen bösen Plan. Das hättest du mehr in einem Gespräch der Situation mit dem Richter lösen können.

Ansonsten schließe ich mich gertomat an und danke dir für den Text!
Liebe Grüße, Helene

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola @Max88,
mit Deiner neuesten KG hab ich große Schwierigkeiten.
Du hast Dir so ein Wahnsinnsthema vorgeknöpft, dass ich mich frage: Wozu?

Wir wollen lediglich besser schreiben (lernen) – um an eine hohe Auflagenzahl zu denken, braucht es noch ein bisschen :cool: .

Aber natürlich sollte jeder Autor vieles ausprobieren. Ungezählte Möglichkeiten gibt (gäbe) es, mit einer Menge tags, dazu Flash Fiction und Experimente.
Ja, vielleicht Experimente? Der interessierte Leser wüsste, worauf er sich einlässt – und wenn‘s ihm nicht gefällt, kann er abbrechen und fertig. Denn Dein aktuelles Thema ist für einen Hobbyautor als Kurzgeschichte mMn nicht zu stemmen.

Wenn sich dann noch der Gedanke einnistet, die mordenden Kinder wären doch allzu sensationsheischend, ist das Leseerlebnis passé. Übrigens gefällt mir auch der Titel nicht so richtig, aber das ist eindeutig Geschmackssache.

Dass Du gut (und besser) schreibst, wird mit jedem Deiner Texte deutlicher.
Bin ganz erstaunt, dass ich schon so viele Deiner Themen kommentiert habe; es sind wohl Deine Titel / Themen, die mich anmachen.

Noch ein paar Gedanken zum Text:

… ihre Aufmerksamkeit liegt auf dem noch leeren Stuhl in der Mitte des Raumes.
Das will mir nicht so ganz einleuchten: So lange der leer ist, wäre meine Aufmerksamkeit von anderen, vornehmlich sich bewegenden Dingen angezogen.

Sie hat einfach kommen müssen und weil sie glaubt K Menschen schnell und gut einschätzen zu können, wollte sie sehen, wer er ist.
Es fehlen nicht wenige Kommas im Text.

Warum es geschehen ist, hat sie nie interessiert.

:confused:. Mich, den Leser, würde es schon interessieren. Ich nehme jedoch an, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt alles sehr gründlich aufarbeiten wird.

… aufpassen zu müssen, dass er nicht zu arrogant werden würde.
Arrogant / überheblich passt nicht so gut. ‚Eitel‘ vielleicht?

… der Vater schaut von seinem Bildschirm auf und sie schnell weg.

Das erste was ihr auffällt, sind seine Augen.

Stolper. Trotz des Absatzes sind es im ersten Moment die Augen des Vaters …

Die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Mutter:

... die (Augen) eines aufgescheuchten Rehs
Und doch erkennt sie etwas in ihm. Versteckt, aber lebendig. Es ist Wut. Die Wut eines Erwachsenen. Tief unter seinen müden Augen, den trockenen Lippen(?) und der fleckigen Haut steckt sie. Brodelnd, aber gezügelt. Kurz blitzt sie auf, ...
… irritieren mich ein wenig, doch eingeschränkte oder unrealistische Wahrnehmungen wären in ihrem Zustand fast normal.


Die Wut und der Hass auf dieses Kind verblassen plötzlich, aber richten sich auf jemand anderen.
Auf den Vater? Auf sich selbst?
Das ist mir zu schwammig; das gesamte Ende scheint mir schnellschnell zusammengeschrieben zu sein – als ob der Autor merkt, dass er diesem Thema nicht gewachsen ist.

Du bemühst noch eine ganz schreckliche Phrase, nach dem Motto: Denk dir was, lieber Leser – ich, der Autor, bin jedenfalls raus:

Liebe kann beigebracht, aber Wut erlernt werden.
Und der letzte Satz erinnert mich leider an das 'Wort zum Sonntag':
Man durfte Kinder nicht verwöhnen, aber sollte doch beibringen, was Liebe ist. Manche taten das, andere nicht.
Diese distanzierte Unverbindlichkeit als Moral von der Geschicht'?

Immerhin hätte auch der weltbeste Autor in dieser Kürze:D das Thema nicht zufriedenstellend bewältigen können. Beim nächsten Mal vielleicht kleinere Brötchen, aber extra knusprig?

Wie immer nur meine höchstpersönlichen Ansichten,
aber viele Grüße!
José

 

Lieber @Max88,
mir gefällt Deine Geschichte sehr gut, jedenfalls bis zum letzten Absatz. Der letzte Absatz ist nicht gut, er ist geschrieben, als hättest Du plötzlich keine Lust mehr gehabt und ihn in drei Minuten statt in Stunden geschrieben. Aber alles vorher finde ich, im Unterschied zu @José sehr einfühlsam geschrieben und ich kann auch nicht finden, dass Du diesem Thema nicht gewachsen bist. Natürlich kann so eine Kurzgeschichte dieses Thema nicht umfassend behandeln und das Ende muss auch noch gebaut werden, aber alles, was Du bis dahin geschrieben hast, finde ich wirklich glaubwürdig. Ich kann mich in diese Mutter gut hineinversetzen, noch taub vom Schmerz, dennoch beständig in Gedanken um den Sohn kreisend... Dann auch im Gericht blendet sie alles Rationale aus, die Worte rauschen an ihr vorüber, sagen ihr nichts. Sie ist nur Emotion. Und plötzlich auch Auge, denn der Verurteilte sieht überraschenderweise nicht so aus, wie sie ihn sich vorgestellt hat. Das weckt ihr Interesse und sie beginnt, aus sich selbst herauszutreten und zu beobachten. Ich finde das sehr gut beschrieben, diesen Anfang des Bewältigungsprozesses.
Hier ein bisschen Textarbeit:

Er hat ein Messer gehabt und ist in seinem Alter.
Hier bin ich zum ersten Mal gestolpert, weil ich nicht kapiert habe, in wessen Alter er sein soll. Ich würde schreiben: "Er hat ein Messer gehabt und ist im gleichen Alter wie ihr Sohn war." Dann weiß man auch gleich, worum es geht, was zu diesem Zeitpunkt jetzt auch gut so wäre.
Warum es geschehen ist, hat sie nie interessiert.
Ich würde schreiben: "Warum es geschehen ist, hat sie bisher nicht interessiert", denn nie klingt, als sei der Mord schon Jahre her, es klingt nach einem sehr langen Zeitraum. Es ist schließlich auch offen, ob es sie irgendwann doch noch interessieren wird. Jetzt allerdings ist es ihr einfach noch nicht möglich, sich für die Beweggründe des Mörders zu interessieren, denn der Schock und die Trauer sind noch zu frisch.
Ihre Gedanken sind dabei immer nur um ihren toten Sohn gekreist, den sie so sehr geliebt hat.
So formuliert klingt es in meinen Ohren irgendwie etwas kitschig. Es ist schwierig auszudrücken, das gleichzeitig banale und unfassbar schreckliche, den nun toten Sohn sehr geliebt zu haben.
Man müsste es ausprobieren. Lieber kurze Sätze, auch halbe Sätze gehen m.E. für solch emotionale Situationen gut, weil sie die Widerstände und Verzweiflung in den Gefühlen gut wiederspiegeln. Also z.B. : "Ihre Gedanken sind dabei nur um den Sohn gekreist. Den toten Sohn. Den sie geliebt hat."
Als er noch ein Kind gewesen ist, sind sie mit der Familie essen gegangen und als sie das Restaurant verließen und ihnen auf dem Parkplatz junge Eltern mit einem Mädchen entgegen kamen, hat er es einfach umarmt. Dieses fremde Mädchen, das er nie zuvor gesehen hat, in die Arme genommen! Alle hatten freundlich gelacht und sie hat damals gewusst, dass er ein wunderbarer Mensch werden würde. Mit jedem hat er sich unterhalten können, es hat ihm Spaß gemacht Fremde nach dem Weg zu fragen und wenn er etwas erzählt hat, hat jeder interessiert gelauscht, egal wie alt.
Als sie im Juni bei einem See gewesen waren, hat er sich die höchste Stelle gesucht von der man springen kann und hat genau darauf geachtet, dass auch alle ihm zusehen, ist gesprungen und hat sich so über die Aufmerksamkeit gefreut, dass sie gedacht hat, aufpassen zu müssen, dass er nicht zu arrogant werden würde.
Hier erzählst Du ja aus der Vergangenheit. Mir ist aufgefallen, dass Du da mit den Erzählzeiten wild durcheinander springst. Da Du die Geschichte ja in der Gegenwart erzählst, musst Du Erinnerungen in der Vergangenheit auch so erzählen. Es gibt dafür die Vergangenheit und die Vorvergangenheit, letztere genau genommen für Dinge, die in der Vergangenheit schon abgeschlossen waren. Allerdings kann man da beim Geschichtenerzählen nicht ganz wie in einer Grammatikarbeit herangehen, sonst wirkt es sperrig. Nur darfst Du in dem zitierten Absatz nicht in eine Gegenwartszeit rutschen, auch nicht in die abgeschlossene Gegenwart. Die Gegenwartsformen sind der jetzigen Situation vorbehalten.
"Als er noch ein Kind war, waren sie einmal als Familien essen gegangen. Als sie das Restaurant verließen und ihnen auf dem Parkplatz junge Eltern mit einem Mädchen entgegenkamen, hatte er es einfach umarmt. Dieses fremde Mädchen, das er nie zuvor gesehen hatte, hatte er einfach in die Arme genommen! Alle hatten freundlich gelacht und sie hatte damals gewußt, dass er ein wunderbarer Mensch werden würde. Mit jedem hatte er sich unterhalten können. Es hatte ih Spaß gemacht, Fremde nach dem Weg zu fragen. Und wen
Wieder guckt sie zum Vater und richtet ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihn.

n er etwas erzählt hatte, lauschte ihm jeder, egal wie alt er war..."

Da führen Justizbeamten den Angeklagten zu seinem Platz, der Vater schaut von seinem Bildschirm auf und sie schnell weg. Das erste was ihr auffällt, sind seine Augen. Wie die eines aufgescheuchten Rehs, denkt sie.
Hier versteht man schlecht, dass sie von den Augen des Angeklagten spricht und nicht von denen seines Vaters. Ist, glaube ich, auch @Joséfelipe so gegangen.
Vielleicht: "Das erste, was ihr an diesem jungen Mann auffällt, sind seine Augen."
Sie weiß nicht wen sie erwartet hat,
Komma hinter nicht. Du hast leider sehr viele Kommafehler. Vielleicht macht Du Dich nochmal mit den Kommaregeln vertraut. ;)
Wieder guckt sie zum Vater und richtet ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihn.
Ich würde hier noch ein "nun" einfügen, da sie ihre Aufmerksamkeit ja nun auf den Vater richtet.
Nach dem Mord sind ihre Selbstvorwürfe immer mehr geworden. Sie hat sich für ihre Strenge gehasst, hat bereut ihm nicht noch mehr Wünsche erfüllt zu haben, mehr erlaubt zu haben, obwohl Peter ihren Erziehungsstil oft genug kritisiert hat. Es ist ihr eben wichtig gewesen, dass ihre Kinder gute Menschen werden würden. Sie ist für sie da gewesen, hat sich Zeit für sie gemacht, oft ein ernstes Wort mit ihnen gesprochen und ihnen Mühe und Aufmerksamkeit geschenkt.
Die Wut und der Hass auf dieses Kind verblassen plötzlich, aber richten sich auf jemand anderen. Liebe kann beigebracht, aber Wut erlernt werden.
Man durfte Kinder nicht verwöhnen, aber sollte doch beibringen, was Liebe ist. Manche taten das, andere nicht.
Ja, der letzte Absatz. Es wäre toll, wenn Du aus dem noch was Gutes machen könntest. Und auch hier solltest Du Vergangenes wieder in der Vergangenheit schreiben. Deine Absicht ist ja zu beschreiben, wie ihre Wut vom Täter auf dessen Vater wechselt. Sie vergleicht ja ihren Erziehungsstil mit dem phantasierten des Tätervaters. Das ist zu kurz und unklar ausgeführt. Es muss deutlich werden, dass sie auch hier noch nicht die Lösung für irgendetwas gefunden hat, sondern nur auf etwas gestoßen ist, was ihre Aufmerksamkeit anzieht, worauf sie nun ihre verwirrten und gequälten Gefühle richtet. Gut fände ich, wenn es ein offenes Ende gäbe, das dem offenen Bewältigungsprozeß auch Rechnung trägt. Wenn sie vielleicht am Ende noch einmal auf sein verwirrtes und aufgelöstes Aussehen stoßen würde, auf die unbekannte Tragik dieser Familie. Nicht dass sie sich unbedingt noch für diese interessieren muss. Sie ist ja noch nicht so weit. Manche Leute sind das auch gar nie, weil sie sich grundsätzlich gar nicht für die Tragik des Anderen interessieren. Aber diese Frau tut es, so viel bekommt man schon mit, sie ist nur im Moment noch überfordert. Dein Abschluss ist ja so moralisch irgendwie, da stimme ich José vollkommen zu. Vielleicht könnte ja Ratlosigkeit ein Abschluss sein...
Viele Grüße,
Palawan

 

Hallo @gertomat,

Danke erstmal fürs Lesen!

Es ist natürlich ein schreckliches Thema mit vielen Aspekten und Fassetten, das zum Glück nicht so oft besprochen werden muss.

Grundsätzlich finde ich deinen Text ganz gut geschrieben, aber die Auseiandersetzung wieso, warum, weshalb.., die kommt mir deutlich zu kurz.
Du hast Recht, das haben andere Kommentatoren ja auch gesagt, ich überarbeite das ganze gerade und hoffe, dass ich das dann etwas besser beschreibe. Ich hatte mich relativ bewusst dazu entschieden das nicht anzusprechen, weil ich eben aus der Perspektive der Mutter schreibe, die es einfach nicht interessiert, weil sie sich emotional noch gar nicht damit beschäftigen kann, aber stimmt natürlich, dass wenn das große Thema Erziehung, und damit ein Grund für dieses Verhalten, aufgezeigt wird, ist es natürlich wichtig.
Wie gesagt, das Thema ist komplex und groß und damit nicht einfach. Ich danke dir fürs Lesen und Kommentieren!

Eine schöne Woche wünsche ich Dir!

Viele Grüße!
Max

 

Hallo @Max88

ich weiß nicht so recht, was ich von Deiner Geschichte halten soll. Das ist ein echt krasses Thema! Kann man bestimmt was draus machen. Allerdings kratzt Dein Text nur an der Oberfläche. Er geht nicht in die Tiefe, was ich schade finde. Da ist viel Tell dabei. Erklärungsversuche. Überlegungen. An die Emotionen komm ich nicht richtig ran. Der Text ist flüssig geschrieben und es entstehen Bilder im Kopf, sprachlich hier und da ein wenig holprig.

Hier ein paar Leseeindrücke:

Er hat ein Messer gehabt und ist in seinem Alter. Das ist alles, was sie über ihn weiß. Und, dass sie ihn hasst.

Hier war ich erstmal irritiert. Da sitzt eine weibliche Protagonistin und dann lese ich "in seinem Alter". Dachte zuerst, das sei ein Fehler. Erst beim Weiterlesen hab ich es verstanden. Ich würde vielleicht früher klar machen, dass es um ihren Sohn geht.

Zugehört hat sie, aber gedanklich weit entfernt.

Klingt holprig.
Vorschlag: Zugehört hat sie, war aber gedanklich weit entfernt.

Alles ist so schnell gegangen, so hektisch, so viel, so schrecklich.

Zu viele Adjektive. Das braucht es hier nicht.
Vorschlag: Alles ist viel zu schnell gegangen.

Ihre Gedanken sind dabei immer nur um ihren toten Sohn gekreist, den sie so sehr geliebt hat. Als er noch ein Kind gewesen ist, sind sie mit der Familie essen gegangen und als sie das Restaurant verließen und ihnen auf dem Parkplatz junge Eltern mit einem Mädchen entgegen kamen, hat er es einfach umarmt. Dieses fremde Mädchen, das er nie zuvor gesehen hat, in die Arme genommen!

Wie alt war er denn, als er starb? Kein Kind mehr?
Doppelung "und"
Den letzten Satz würde ich streichen. Das ist redundant. Da wiederholst Du Dich.
Ich fand die Szene eher etwas befremdlich. Ein Kind, das ein anderes Kind einfach umarmt.

Mit jedem hat er sich unterhalten können, es hat ihm Spaß gemacht, Fremde nach dem Weg zu fragen und wenn er etwas erzählt hat, hat jeder interessiert gelauscht, egal wie alt.

Komma nach gemacht
Den letzten Teil würde ich streichen.

Als sie im Juni bei einem See gewesen waren, hat er sich die höchste Stelle gesucht von der man springen kann und hat genau darauf geachtet, dass auch alle ihm zusehen, ist gesprungen und hat sich so über die Aufmerksamkeit gefreut, dass sie gedacht hat, aufpassen zu müssen, dass er nicht zu arrogant werden würde. Heute vermisst sie das Glitzern in seinen Augen, wenn er gemerkt hat, dass man ihm zuhört oder zuschaut und trotzdem findet sie ihre Erziehung für richtig.

Uff. Was für ein Bandwurmsatz.
Würde ich ändern.
Ich finde, dadurch wirkt er eher arrogant, nach Aufmerksamkeit heischend. So wolltest Du ihn nicht rüberbringen, oder?

Außer ihnen und ihr ist nur noch ein Mann da.

Liest sich etwas strange.
Vorschlag: Sie entdeckt nur einen weiteren Zuschauer.

Er ist klein, hat schütteres, aber gepflegtes Haar und trägt einen perfekt sitzenden, sichtlich teuren Businessanzug.

Streichkandidat.

Sein Gesicht ist leer, die Miene emotionslos.

Ergibt ein komisches Bild.
Besser: Sein Blick ist leer

Wie die eines aufgescheuchten Rehs, denkt sie.

Phrase. Würde ich anders formulieren.

Ungerade setzt er sich hin, knetet seine Hände und hebt fast schon schüchtern seinen Blick. Sie weiß nicht wen sie erwartet hat, vielleicht jemanden mit breiten Schultern, kurzgeschorenem Haar, Tätowierungen, der den Richter beleidigt, aber der Mensch, der ihren Sohn umgebracht hat, ist noch ein Kind, denkt sie.

Ungerade setzt er sich hin? Was soll das bedeuten? Liest sich komisch.
Vorschlag: Er lässt sich in den Stuhl fallen, als wäre er daheim im Wohnzimmer. Fast schüchtern hebt er den Blick, während er seine Hände knetet.

Alle ihre Gedanken liegen auf diesem Jungen.

... sind bei diesem Jungen

ie Vorstellung, dass dieses Kind ihren Sohn mit einem Messer erstochen hat, ist abstrakt, nicht wirklich. Wie konnte das sein?

Vorschlag: Die Vorstellung, dass dieses Kind ihren Sohn mit einem Messer erstochen hat erscheint ihr unwirklich. Wie konnte das passieren?

Tief unter seinen müden Augen, den trockenen Lippen und der fleckigen Haut steckt sie. Brodelnd, aber gezügelt. Kurz blitzt sie auf, zeigt sich durch einen Blick auf den argumentierenden Staatsanwalt, nur um dann wieder zu verschwinden, aber sie ist da. Wie kann man so jung schon so etwas in sich tragen. Woher kommt das?

Jugendliche tragen bekannterweise sehr oft Wut in sich. Das ist nichts Außergewöhnliches. Schlimm wird es, wenn die Wut eskaliert.

Um ein wenig mehr in die Tiefe zu gehen, könnte ich mir eine Szene gut vorstellen, wie es passiert. Der Junge vielleicht im Zeugenstand, wie er erzählt.

Er kennt seinen Sohn überhaupt nicht. Er versucht selbst zu begreifen, wer er ist und warum er es getan hat. Verwirrt und aufgelöst sieht er aus. All die Jahre mit seinem Sohn hat er ihn nicht so gesehen. Vielleicht übersehen.

Mmh. Das kann sie nicht wissen. Sind nur Vermutungen und das würd ich dann auch so schreiben.

Nicht einmal hat der Sohn zum Vater hingesehen. Aber nicht mit Absicht, nicht um dem Blick auszuweichen. Einfach so, weil dieser Mann ihm nichts bedeutet, denkt sie.

Woher will sie das wissen?

Nach dem Mord sind ihre Selbstvorwürfe immer mehr geworden.

... immer stärker

Sie ist für sie da gewesen, hat sich Zeit für sie gemacht, oft ein ernstes Wort mit ihnen gesprochen und ihnen Mühe und Aufmerksamkeit geschenkt.

Zeit genommen

Mühe geschenkt? Das klingt sehr unpassend.

Die Wut und der Hass auf dieses Kind verblassen plötzlich, aber richten sich auf jemand anderen. Liebe kann beigebracht, aber Wut erlernt werden.
Man durfte Kinder nicht verwöhnen, aber sollte doch beibringen, was Liebe ist. Manche taten das, andere nicht.

Das Fazit ist auch ein wenig dürftig. Mir fehlt hier eindeutig auch eine Entwicklung der Hauptperson.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Tag,
Silvita

 

Hallo @Helene,

Danke fürs Lesen und für deinen Kommentar! Die Fehler habe ich verbessert und deine Vorschläge übernommen, danke ;)

Außerdem gefällt mir nicht, wie auf einmal die Dinge aufgelöst werden. Das hat was von den James Bond Filmen.
Du hast Recht, das ist mir auch nach den anderen Kommentaren klar geworden, dass das Ende so nicht passend und gut ist. Irgendwie dachte ich, dass das funktioniert, weiß aber auch nicht mehr was ich mir dabei gedacht habe. Ich habe jetzt erstmal die Fehler korrigiert, sitze aber noch an der ganzen Geschichte und probiere ein besseres Ende hinzubekommen. Die Idee des Videos werde ich da vielleicht auch noch aufgreifen, Danke dafür!
Ich weiß nur nicht, ob da dann ein Spannungsbogen rauskommen wird, denn so hatte ich mir die Geschichte nicht vorgestellt, mehr so innere Handlung mäßig, aber mal sehen...

Bleib Gesund und viele Grüße!
Max


Hallo @josefelipe ,

Tut mir leid, dass Du Schwierigkeiten hattest mit meinem Text, aber umso mehr danke ich dir fürs Lesen und deine Kritik!
Ja, du hast Recht, das Thema ist bestimmt zu groß für mich, vielleicht auch für eine so kurze Kurzgeschichte. Tatsächlich wollte ich erst überhaupt nicht eine Message einbauen, also einfach nur das Erlebnis der Mutter beschreiben mit Fokus auf dem Punkt, dass sie überwältigt wird, dass der Mörder noch so jung ist, und es schwierig findet, ein Kind zu hassen. Dann kam mir irgendwie die Idee mit der Erziehung und dann habe ich es zu sehr draufgeschmiert und ein echtes inhaltliches Ende weggelassen. Ich arbeite noch an einem besseren Ende, bisher habe ich noch nichts verändert (inhaltlich). Die Fehler, die du aufgezeigt hast, habe ich schonmal verbessert, Danke für deine Mühe!

Das will mir nicht so ganz einleuchten: So lange der leer ist, wäre meine Aufmerksamkeit von anderen, vornehmlich sich bewegenden Dingen angezogen.
Vielleicht funktioniert das hier nicht richtig, aber ich wollte damit beim Leser die Frage stellen, was denn mit dem Stuhl ist, wer darauf sitzen wird, warum usw.

Und der letzte Satz erinnert mich leider an das 'Wort zum Sonntag':
Ja, du hast Recht, weiß wirklich nicht was ich gedacht habe ;(

Beim nächsten Mal vielleicht kleinere Brötchen, aber extra knusprig?
Ich hoffe es ;)

Viele Grüße!
Max


@Palawan,

Hallo, es freut mich, dass meine Geschichte dir, zumindest bis zum Ende, gefallen hat! Danke sehr fürs Lesen! Und Danke fürs Korrigieren!, gerade meine Erzählzeitfehler, mit denen ich immer wieder kämpfe.

Inhaltlich möchte ich probieren ein Ende hinzubekommen, dass funktioniert. Ratlosigkeit als Abschluss merke ich mir auf jeden Fall, aber irgendwie hapere ich gerade wirklich damit was ganz neues zu schreiben, aber mal gucken. Das Thema ist einfach komplex und groß und da ist es einfach schwierig, habe ich wohl einfach nicht zu Ende gedacht. Danke für deine Anmerkungen dazu, ich hoffe ich kann daraus lernen.

Viele Grüße!
Max

 

@Max88 Ich denke, du wirst dieses Thema niemals für alle Auflösen können. Wie solltest du auch? So komplex und kompliziert und auf diesem Planeten, werden dazu immer mehrere Meinungen bestehen bleiben. Als Vater würde ich immer hinter meinem Kind stehen, eben auch als Täter, aber wie sollte ich mein Kind verdammen? Auch wenn ich die Tat abscheulich finden würde! Ich finde und ich sage es nochmal, so wie du es geschrieben hast, hat es in jedem Fall schon eine Aussage, du könntest einfach mehr innere Konflikte der handelnden Personen, sowohl in der Beurteilung der Tat, aber auch in Hinsicht auf das Warum liefern. Somit dann auch den Leser mehr zum Nachdenken bringen....
Ich sage Mal so.... Als der 'Irre' da, ein ganzes Passagierflugzeug in seinen Freitod mitgenommen hat. Ein Mensch, der ja wohl NULL Problemo hatte, sondern seine subjektiven Probleme völlig übersteigert eingeschätzt haben muss, bis hin zum völligen Realitätsverlust, da stellt sich bei mir die Frage... 'wie einsam kann so ein junger Mensch in unserer Gesellschaft eigentlich werden?'
Noch dazu in solch einem Beruf?
Das ist doch das eigentlich Tragische. Dieser junge Mann entwickelt solch einen extremen Minderwertigkeitskomplex, bis hin zum Hass, eigentlich ohne jeden Grund, denn er hat ja eigentlich alles erreicht, hat keine sozialen Probleme, aber niemand scheint diesen menschen auch nur annähernd zu kennen und weiß was er denkt und fühlt. Und bei vieen anderen 'Amok'-Tätern ist es doch ähnlich, eben auch wenn es Kinder sind, was, nochmal betont, doch eher sehr selten ist.
Ich habe mich auch gefragt, warum rennen so viele Deutsche zur IS und wollen sich umbringen lassen, bzw. einfach Mal so andere töten?
Und Papa und Mama sagen dann: "Ich habe da gar nichts bemerkt!" Na Hallo... wo lebt ihr denn alle, der eine auf dem Mond, der andere auf dem Mars, aber alles ist eine Familie?
Schon mehr als komisch, aber doch irgendwie in dieser Häufigkeit, ein Ausdruck unserer gesellschaftlichen deutschen Identität.
Und wenn ein 10 jähriger zum Mörder wird, na dann hat wohl doch mehr als Liebe gefehlt. Denn 'Liebe' ist ja, meiner Meinung nach, eines der meist missverstandenen Worte unseres Sprachschatzes.....
Komplex, komplex, komplex nochmal .... ★~(◠‿◕✿)

 
Zuletzt bearbeitet:

Andrea sieht beide ganz genau an, studiert ihre Gesichte und versucht zu begreifen, wer sie sind.

Nun, nach David Riesman (und der einsamen Masse) und Niklas Luhmann (und der Regel als Reduktion von Komplexität, insbesondere der Verhaltensweisen) nun im weitesten Sinne die Genesis mit dem Brudermord und weil ich vom achten oder neunten bis zu meinem achtzehnten auch ein Messer trug, unter dessen (Pfadfinder-)Lilie das Hakenkreuz sich noch verbarg, weiß ich um die Macht von Waffe und Mythos - also hätte dergleichen, wie hier von Dir geschildert,

lieber Max88,

auch durch mich geschehen können - ob begründet oder nicht, wie's heute schon mal aus einer Laune heraus geschehen kann, selbst an meinem jüngeren Bruder, denn nicht immer waren wir einander hold wie schon in der Genesis im Bruderzwist angedeutet - nur dass dem Geopferten der Fehler unterläuft, die Opfer unterschiedlich zu bewerten. Es ist der Sieg der Erziehung (und da schwingt ja auch „Zucht“ mit) über die Emotion und mein Wesen an sich, wenn mir die Mentalität eines Kühlschranks zugesprochen wird – wobei Ironie viel verletzender sein kann als jedes Messer. Das Opfer muss ja weiterleben ...

Flusenlese

Andrea zieht ihren Mund zusammen und ohne, dass sie es merkt, spannt sie auch ihre Kiefermuskeln an.
Dieses „ohne“ ist hier wie jenes „dass“ Konjunktion und verstärkt es, besser also „Andrea zieht ihren Mund zusammen und, ohne dass sie … -
„ohne“ als Adverb wäre sinnlos im „ohne spannt sie auch ...“

Er hat ein Messer gehabt und ist im gleichen Alter, wie ihr Sohn es war.
Wurde schon angesprochen der Gezeitenwechsel. Hier kannstu sogar die eigentlich folgende zusammengesetzte Gegenwart vermeiden – etwa in der Art „Er hat ein Messer gehabt und ist im gleichen Alter wie ihr Sohn damals/zur Tatzeit. (auch das Komma vorm wie fällt dann weg, weil die vergleichende Konjunktion nur den reinen Vergleich, keinen vollständigen Satz mehr anbietet)

Temporal Adverbien wie „damals“, „heute“, „gerade eben“ usw. ersetzen oft komplizierte Konstruktionen und Partizipienreiterei des "gewesen", das nahe beim Verwesen liegt ...

Mit jedem hat... er sich unterhalten können, es hat... ihm Spaß gemacht, Fremde nach dem Weg zu fragenKOMMA und wenn er etwas erzählt hat..., hörte ihm jeder interessiert zu.
Da musstu selber noch mal insgesamt durch!

Als sie im Juni bei einem See gewesen sind, hat er sich die höchste Stelle gesuchtKOMMA von der man springen kannKOMMA und hat genau darauf geachtet, dass auch alle ihm zusehen, ist gesprungen und hat sich so über die Aufmerksamkeit gefreut, dass sie gedacht hat, aufpassen zu müssen, dass er nicht zu eitel werden würde.
Warum das gedoppelte werden?, wo das schlichte Futur „wird“ genügt?

Und gleich nochmals Ähnliches

Es ist ihr eben wichtig gewesen, dass ihre Kinder gute Menschen werden würden.
Er ist klein, hat schütteres, aber gepflegtes HaarKOMMA und trägt einen perfekt sitzenden Businessanzug.

Gern gelesen wäre nun das falsche Wort, aber - da bin ich mir sicher, wer das uralte Wort "Gesichte" korrekt zu verwenden sich traut, der kann nur auf einem guten Weg sein,

Friedel

 

Hallo @Silvita,

Vielen Dank fürs Lesen und für deinen Kommentar!

Hier war ich erstmal irritiert. Da sitzt eine weibliche Protagonistin und dann lese ich "in seinem Alter". Dachte zuerst, das sei ein Fehler. Erst beim Weiterlesen hab ich es verstanden. Ich würde vielleicht früher klar machen, dass es um ihren Sohn geht.
Habe ich geändert

Klingt holprig.
Vorschlag: Zugehört hat sie, war aber gedanklich weit entfernt.
Habe ich übernommen, Danke ;)

Ich finde, dadurch wirkt er eher arrogant, nach Aufmerksamkeit heischend. So wolltest Du ihn nicht rüberbringen, oder?
Nein, wollte ich natürlich nicht. Eigentlich wollte ich ihm einfach einen Charakter geben, damit er für den Leser greifbar ist.

Ergibt ein komisches Bild.
Besser: Sein Blick ist leer
Stimmt, Danke!

Ungerade setzt er sich hin? Was soll das bedeuten? Liest sich komisch.
Vorschlag: Er lässt sich in den Stuhl fallen, als wäre er daheim im Wohnzimmer. Fast schüchtern hebt er den Blick, während er seine Hände knetet.
Mit ungerade meinte ich, dass er sich sichtlich nicht wohlfühlt, sich ein bisschen schief hinsetzt, also im Prinzip das Gegenteil von dem, wie es auf dich gewirkt hat :lol::p, deswegen habe ich das geändert ;)

Danke für alle deine Verbesserungen und das Fehleraufzeigen!

Liebe Grüße!
Max

@gertomat

Hi, du hast Recht, vermutlich kann man (ich) dieses Thema nicht für alle zufriedenstellend behandeln. Es ist nunmal so komplex, dass man das, denke ich, auch gar nicht machen muss, sondern nur die Anstöße dazu geben, darüber kann man dann argumentieren. Deswegen habe ich auch mit Absicht eine Perspektive gewählt, die, so wie ich und wie die meisten Leser, nicht versteht, warum Kinder oder Menschen so werden können und so etwas machen können. Es ging mir auch um die Reaktion auf das Thema und auch die Folge. Welche Konsequenz zieht man als Gesellschaft aus der Tatsache, dass es eben Menschen gibt, die verrückt werden, andere umbringen, Amoklaufen oder Terrorist werden? Keine einfache Frage, auch wenn es erstmal so scheint.
Beunruhigend finde ich, dass solche Ereignisse teilweise nicht immer seltener, sondern häufiger passieren, wo man dann beginnt an allem zu zweifeln. Schrecklich ist das.

Trotz des Themas, wünsche ich weiterhin eine schöne Woche!

Viele Grüße!
Max

 

Hallo @Friedrichard,

Danke fürs Lesen und das Korrigieren! An meiner Zeichensetzung und den Zeiten muss ich wirklich noch arbeiten ;), aber fürs erste habe ich es erstmal verbessert.
Ein richtiger Brudermord ist es zwar nicht, aber im Sinne einer vereinten Menschheit, ist der Begriff auch nicht falsch, denn einen Bruder zu töten, oder ein Individuum deiner eigenen Art, beides ist, zumindest bei Menschen, sehr verstörend und schrecklich.
Vielleicht trägt jeder Mensch so etwas in sich, denn Morde werden viel öfter sich vorgestellt, als tatsächlich begangen, behaupte ich mal. Das ist gut, aber auch bedenklich.

Ich wünsche Dir jedenfalls einen schönen Pfingstmontag!

Viele Grüße!
Max

 

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