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HTZ 9000

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05.02.2023
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Anmerkungen zum Text

Es ist ein Auszug aus einem Roman, der aber auch für sich stehen kann...

HTZ 9000

Die Abteile im Zug waren voll belegt. Aus allen Richtungen drang Musik an sein Gehör. Neben ihm saß ein junger Mann. Er hatte sich zwei große Lautsprecher auf die Schultern geschnallt. Daraus erklang Techno-Musik. Die monoton schmatzenden Bässe ließen kleine bunte Pillen auf dem Tisch tanzen, die der Spund halbstündig einnahm. Er trug einen Kurzhaarschnitt und hatte sich das Gehirn gepierct. Der überdimensionale Ring verlief von einer Schläfe zur anderen. Er nickte wie in Trance zu dem dumpfen Bass und schrie die ganze Zeit: „Party, Party, Party!"

Auf der gegenüberliegenden Sitzbank wandte sich eine Frau unruhig auf ihrem Platz. Sie stöhnte, kaute und schmatzte. Dann streckte sie die Hand aus und entnahm dem Tuppertopf, der zwischen ihren Beinen stand, einen Bullenhoden. Sie sah den Träumer mit gefletschten Zähnen an. Von ihrem Kinn triefte Speichel. Dann biss sie genussvoll in den Hoden und erzählte von der letzten Tupperparty. Der Träumer musste seinen Blick abwenden. Sein Magen hatte sich zusammengezogen. Er war kurz davor, sich zu übergeben.

Links neben ihm pfiff ein Mann mittleren Alters eine Melodie. Ab und zu unterbrach er, um ein dreifaches Hossa zu grölen. Ein Schlager. Dann begann er über die wunderbare Landschaft zu sprechen. Der Träumer sah aus dem Fenster. Der Zug fuhr mit rasender Geschwindigkeit durch eine Betonwüste. Alles war asphaltiert und weiß übertüncht. Kein Baum, kein Strauch, kein Tier. Nur weißer Asphalt und hohe Bauten aus Spiegelglas. Überall waren Menschen zu sehen, die in weißen Anzügen fegten und polierten und saugten und desinfizierten und schrubbten und reinigten. Alles schien steril und unwirklich. Eine unendliche Landschaft ohne Bäume, ohne Vögel, ohne Fliegen, ohne Ungeziefer.

Der Schlager pfeifende Depp sprach von den bedauernswerten Vertriebenen aus Ostpreußen und Schlesien, sah dann wieder aus dem Fenster und lobte dieses herrlich saubere und reine Land. Ein Land ohne Mücken und Spinnen. Ein Land der Ordnung und Sauberkeit.

Der Träumer schwitzte. Der Schweiß ließ sein Gesicht glänzen. Seine Kleidung war klamm. Der Blick nach draußen nahm ihm die Luft. Alles weiß und betoniert und asphaltiert. Sein Atem ging schwer. Er hatte das Gefühl, ersticken zu müssen. Die anderen Fahrgäste schienen keine Notiz von dem Grauen zu nehmen, das um sie herum stattfand. Sie lachten wie irr und starrten mit leerem Blick aus den Fenstern. Er konnte diesen Wahnsinn nicht mehr ertragen, stand wie hypnotisiert auf und verließ das Abteil. Aber der ganze Zug war voll von ihnen. Jeder Wagon, den er in panischer Angst durchschritt, bot das gleiche Bild. Schließlich gelangte er an eine Tür mit der Aufschrift „Triebwagen". Er zögerte einen Moment, war sich nicht sicher, ob er sie öffnen sollte. Aber das Grauen ließ ihm keine Zeit zu überlegen. Langsam drückte er die Klinke herunter. Die Tür knarrte. Dunkelheit. Er ging ein paar Schritte, ohne etwas sehen zu können. Dann ertastete er einen Vorhang und zog ihn vorsichtig auf. Ein Ballsaal. Er befand sich in einem riesigen Ballsaal. Menschen mit bunten Kostümen tanzten und lachten, aber keine Musik war zu hören, kein Ton, kein Wort. Nur das Rascheln der beeindruckenden Kleider nahm er wahr und ließ das Ganze zu einem gespenstischem Szenario werden. Er befand sich mitten in einem großen, bunten, lautlosen Fest. Die Tür, durch die er gekommen war, existierte nicht mehr. Eine Frau mit langem, schwarzem Kleid und einer großen roten Federboa nahm ihn an die Hand und führte ihn auf die Tanzfläche. Er ließ es mit sich geschehen und zweifelte an seinem Verstand. Alle Menschen, die er hier sah, trugen Masken. Auch seine geheimnisvolle Tanzpartnerin. Irgendwie schien sie ihn gar nicht wahrzunehmen. Ihre Augen waren hinter der Maske nicht zu erkennen, und sie lachte die ganze Zeit wie von Sinnen. Mittlerweile hatten alle anderen Paare einen Kreis um sie herum gebildet und klatschten unaufhörlich. Plötzlich hielt die Frau, die zu keiner Musik mit ihm tanzte, inne und entfernte ihre Maskierung. Er starrte in zwei dunkle, leere Augenhöhlen, taumelte zurück, stolperte in die umstehende Menge und erkannte nun, dass auch alle anderen Anwesenden keine Augen hatten. Der Weg durch die Menge, schien kein Ende zu nehmen. Sie kreischten und lachten, und die dunklen Löcher in ihren verzerrten Gesichtern waren auf ihn gerichtet. Schließlich lag er bewegungslos am Boden. Starr vor Angst. Die Menge der schrecklichen Fratzen schloss sich über ihm, kam immer näher, bis sich von einem Augenblick zum anderen der Boden unter ihm öffnete. Er fiel in einen Abgrund, immer tiefer und tiefer.

Waren zwei Sekunden oder hundert Jahre vergangen? Er wusste es nicht. Sein Körper fühlte sich unendlich schwer an. Neben ihm schippte ein Mann mit verrußtem Gesicht Kohlen in einen gewaltigen Ofen. Der Träumer erhob sich langsam und sah sich um. Der Triebwagen des Zuges. Endlich hatte er sein Ziel erreicht. Der Lokführer kam auf ihn zu und geleitete ihn freundlich zum Steuerpult.

„Sie befinden sich im neuesten Modell unseres Hochgeschwindigkeitsturbinenzuges. Wir fahren mit einem Tempo von 600 km/h und werden unser Ziel in wenigen Minuten erreichen."

„600 Kilometer in der Stunde? Welcher Zug ist so schnell? Und vor allem, welches Ziel werden wir erreichen?"

„Na, guter Mann! Sie werden doch wohl wissen, in welchen Zug sie gestiegen sind?! Dann sollten sie auch wissen, wo sie ankommen."

„Ich weiß gar nichts! Als ich vorhin aus dem Fenster sah, konnte ich nur eine sterile Landschaft ausmachen und die Leute um mich herum, schienen den Verstand verloren zu haben."

Der lächelnde Lokführer sah ihn mitleidig an.

„Wir werden in exakt 30 Sekunden mit einer neuen Rekordmarke von 650 km/h auf eine 25 Meter dicke und zehn Meter hohe Stahlbetonmauer treffen. Die dabei frei werdenden Kräfte quetschen unseren Hochgeschwindigkeitsturbinenzug, auch HTZ 9000 genannt, wie eine Ziehharmonika zusammen. Dabei werden wir und die übrigen sehr verehrten Reisenden in einer Art Fleischwolfverfahren zu einem schönen Klumpen aus Blut und Stahl."

Der Träumer stieß den scheinbar wahnsinnigen Lokführer zur Seite. Am Horizont war eine Mauer zu erkennen. Die Geschwindigkeit betrug jetzt 645km/h.

„Halten sie diesen Scheißzug an, sie irrsinniger Trottel!"

„Der Zug ist nicht mehr zu stoppen. Wir erreichen unser Ziel in 10...9...8...7..."

„Verdammt, halten sie den Zug an!" Der Träumer suchte nach einem Bremshebel oder irgendeinem Pedal, aber es fand sich nichts. Er blickte durch die Scheibe nach vorn. Die Betonmauer schoss rasend schnell auf ihn zu.

„...3...2...1..."

 

Hallo @maha

Willkommen bei den Wortkriegern.
Hm, so richtig vom Hocker gerissen hat mich deine Erzählung einer rasanten Bahnfahrt jetzt nicht. Aber sauber geschrieben allemal. Spätestens bei der Frau mit Hodeneintopf wusste ich, das wird surreal. Die Szenerie der fatalen Reise ans (Lebens-)Ende liess mich kurz an Dürrenmatts "Der Tunnel" denken – eine mögliche Inspirationsquelle?

Entgegen Dürrenmatts Gleichnis fehlt mir hier etwas die Aussage des Textes, so bleibt es für mich eine Alptraumszene – was auch das ganz in Kursiv gehaltene Schriftbild unterstreicht – aus der der Träumer hoffentlich gleich aufschreckt und ihn die Dame gegenüber, eine eckige Handtasche zwischen den Beinen mitfühlend anlächelt. Wahrscheinlich steht im erwähnten Roman ja noch mehr Hintergrundinformation zu deinem Träumer und wie es ihn zu dieser seltsamen Bahnfahrt verschlagen hat. Du siehst, irgendetwas fehlt mir, um es als runde Geschichte sehen zu können.

Langsam drückte er die Klinke herunter.
hinunter

Gruss dotslash

 

Hallo @maha,

auch von mir willkommen zurück bei den Wortkriegern. Mir ist aufgefallen, dass du bei deiner letzten Geschichte nicht auf die Kommentare reagiert hast. Damit nimmst du dir einen großen Teil des Vergnügens und vor allem die Chance, deinen Text weiter zu entwickeln.

Lass dich auf die Interaktion ein, dieses Forum lebt vom Austausch. Es hat sich bewährt, den einen oder anderen Einwand zu nutzen und die Texte direkt im Ursprungspost zu bearbeiten. Ich habe auf diese Art sehr viel dazu gelernt.

Zum Text selbst: Mir gefällt das Absurde dieses Traums, der dadurch auch keinen typischen Handlungsbogen hat. Dennoch gäbe es noch Verbesserungsmöglichkeiten.

Ich habe mal drei Beispiele 'rausgepickt:

Die monoton schmatzenden Bässe ließen kleine bunte Pillen auf dem Tisch tanzen,
"monoton" ok, aber "schmatzend" passt nicht so richtig zur Erzählstimme.

die der Spund halbstündig einnahm. Er trug einen Kurzhaarschnitt und hatte sich das Gehirn gepierct. Der überdimensionale Ring verlief von einer Schläfe zur anderen. Er nickte wie in Trance zu dem dumpfen Bass und schrie die ganze Zeit: „Party, Party, Party!"
Was ist in diesem Zusammenhang ein "Spund"? Den Begriff kenne ich nicht.

Aber "Gehirn gepierct" ist dafür eine coole Beschreibung. Da beginnt schon das Absurde

Aber das Grauen ließ ihm keine Zeit zu überlegen. Langsam drückte er die Klinke herunter.
"Das Grauen" in diesem Fall zu personalisieren funktioniert für mich nicht. Das könntest du noch überarbeiten.

Wie gesagt: Mein Vorschlag wäre, sich auf die Kritik einzulassen, den Text zu überarbeiten oder zumindest auf das Feedback der Forumsteilnehmer zu reagieren.

Liebe Grüße
Gerald

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Hallo dotslash,

vielen Dank für dein Feedback. Es ist eine Szene aus meinem Roman, insofern ist es, wie du richtig eingeschätzt hast, keine runde Geschichte in diesem Sinne. Ein Spund ist ein junger, unerfahrener Mann…?

Liebe Grüße
Marcus


Hallo Gerald,
auch dir vielen Dank für die Einschätzung. Ich habe allerdings nicht verstanden, was du mit meinen fehlenden Reaktionen auf Kritik meinst. Es gibt bisher 2 Kommentare zu dem htz 9000….mehr nicht…

Beste Grüße
Marcus

 
Zuletzt bearbeitet:

Ein Spund ist ein junger, unerfahrener Mann…?
Jo, das war mir schon klar. Ich nehme deshalb an, das war eher als Antwort auf Geralds Frage gedacht, der wahrscheinlich dich mit jemand anderem verwechselte, denn du hast ja eben erst angefangen, Texte einzustellen. ;)
Und das Bearbeiten des Textes im ersten Beitrag ist sowieso die Regel. (Via Bearbeiten-Knopf am unteren Rand)

Tipps:

  • Zeitnahe Beiträge sollten aufgrund der Übersichtlichkeit möglichst in einem Post untergebracht werden, deshalb habe ich dir deine beiden Antworten zusammengelegt.

  • Mit @ kannst du Benutzer direkt adressieren. z.B. @maha, dann bekommt derjenige eine Benachrichtigung, dass du ihn erwähnt hast.

    Weiterhin viel Spass hier.

dot

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @maha,

gern gelesen, aber so richtig gepackt hat´s mich jetzt nicht. Surreal und witzig zu schreiben ist das eine, aber das ganze jetzt nicht als slapstick stehen zu lassen, sondern mit einer Pointe, einer Auflösung oder als Metapher versehen ist schon schwieriger. Das ist bei Dir nicht der Fall, daher fand ich den Text eher unterhaltsam, als spektakulär ...

Der Schlager pfeifende Depp sprach von den bedauernswerten
Woran machst Du das fest, dass es ein Depp ist? Finde ich schwierig, ihn als Autor so zu benennen ... :eek:
„600 Kilometer in der Stunde?
... bist Du schon mal bei so einer Geschwindigkeit im Zug gesessen? Da siehst Du kaum noch draußen Menschen vorbei gehen ... :rolleyes:
Die monoton schmatzenden Bässe ließen kleine bunte Pillen auf dem Tisch tanzen, die der Spund
... schmatzend ist okay, ich mag die fetten Bässe ... und auch Spund! Hab ich schon lange nicht mehr gelesen ... Jungspund, Grünschnabel ... alte Begriffe ... :thumbsup:

Ja, das war´s - Grüße - Detlev

 
Zuletzt bearbeitet:

gern gelesen, aber da Du bis jetzt kein Interesse am Austausch gezeigt hast, fasse ich mich kurz.
Ist sonst nicht meine Art, Kommentare zu kommentieren, aber wenn hier ein Neumitglied, dass gerade mal 24 Stunden angemeldet ist bereits angeklagt wird, kein Interesse am Austausch zu haben, so sollte man @maha doch bitte auch etwas Zeit geben, andere Beiträge zu lesen und zu kommentieren. :gelb:

 

Hallo @dotslash,

ja, da war ich zu voreilig, hatte den Einstellungstermin der ersten Story von maha nicht berücksichtigt - sorry und danke für den Hinweis - ich ändere meinen Kommentar ab. Grüße - Detlev

 

Sehr geehrte Wortkrieger,
...ein paar Worte zum Verständnis. Ich habe mich gestern hier angemeldet, weil ich mir einen Austausch mit "Gleichgesinnten" wünsche.
Ich habe einen fertigen Roman und einen, der etwa zur Hälfte steht (der auch die Intention für mich war, mich hier anzumelden). Die Texte, die ich eingestellt habe, sollten sozusagen eine Art Vorstellung sein, auch wenn das natürlich kein wichtiger Eindruck sein kann. Es wäre mir fremd gewesen, mich hier anzumelden, ohne einen einzigen eigenen Text vorgestellt zu haben. Aus meinem Verständnis heraus kann nur jemand, der selber Geschriebenes vorgestellt hat, auch Kritik (sowohl positiv als auch negativ - vor allem konstruktiv) an anderen Texten artikulieren.
Wahrscheinlich bin ich in der Kategorie "Kurzgeschichte" auch ganz falsch, allerdings ging es mir erst einmal darum zu sehen, ob es Wortmeldungen gibt. Die habe ich bekommen und bin sehr dankbar für eure konstruktiven Beiträge. Danke schön!
Möglicherweise könnt ihr mir Tipps geben, wo und wie ich mit meinem Anliegen zur richtigen Adresse komme.
Natürlich werde ich mir aber auch in der nächsten Zeit in dieser Rubrik Kurzgeschichten ansehen und kommentieren.
Ich hoffe, diese Worte entschärfen meinen vielleicht etwas egoistischen Eintritt in eure Sphären.

Liebe Grüße

Marcus

 

Hallo @maha!

Gern gelesen, deinen Traum!
Ja, der Text erfüllt nicht die klassische Definition einer Kurzgeschichte, ist darum hier etwas deplatziert etc. pp., aber zu seiner Verteidigung: Er ist unterhaltsam geschrieben (zumindest für Fans des Grotesken und Surrealen wie mich), baut doch hier und da Spannung auf (der unheimliche Ballsaal und die unausweichliche Mauer am Schluss) und wenn er auch als Kurzgeschichte nicht ganz funktioniert, funktioniert er als überzeugende Darstellung eines Albtraums. Darum darf das m.E. auch ruhig mal unlogisch daherkommen, wenn der Prot z.B. bei 600 Stundenkilometern immer noch kleine Details der Welt draußen vor dem Fenster erkennen kann.
Einen anderen Kommentator hat's an eine Dürrenmatt-Geschichte erinnert, mich an die Gemälde von Otto Dix: Die abstoßenden Karikaturen der anderen Menschen, die alle in ihrer Rolle gefangen sind und gar nicht merken, dass sie Teil einer Hölle sind. Herrlich! :D Ich muss außerdem erwähnen, dass ich zufällig selbst in einem vollen Zug saß, als ich die Geschichte las, auch, wenn zum Glück keiner neben mir einen Bullenhoden gemampft hat :-P
Habe deinen Text gern gelesen und fand ihn sehr inspirierend!

Ein paar handwerkliche Schnitzer möchte ich aber doch anmerken:

Aus allen Richtungen drang Musik an sein Gehör.
Finde "Gehör" hier etwas unpassend, würde eher "Ohr" bevorzugen. Ist vielleicht nicht falsch, klingt für mich aber nicht ganz rund.

Jeder Wagon, den er in panischer Angst durchschritt,
Warum nicht "Panik" statt "panischer Angst"? Dann sparst du dir ein Wort.

Nur das Rascheln der beeindruckenden Kleider nahm er wahr und ließ das Ganze zu einem gespenstischem Szenario werden.
Lässt der Prot das Ganze zu einem gespenstischen Szenario werden oder macht das das Rascheln? Lieber in etwa "Er nahm nur das Rascheln der beeindruckenden Kleider wahr. Es ließ das Ganze zu einem gespenstischen Szenario werden."

Der Weg durch die Menge, schien kein Ende zu nehmen.
Komma weg.

Der Triebwagen des Zuges. Endlich hatte er sein Ziel erreicht.
Vorher weist nichts darauf hin, dass der Triebwagen sein Ziel ist. Er stößt in einem früheren Part zwar auf ein Schild, wo "Triebwagen" draufsteht, das scheint aber eher zufällig zu geschehen und nicht, weil er explizit dort hin will. Gut, da könntest du jetzt mit der fehlenden/sich spontan ändernden Logik in Träumen argumentieren, mir kommt es hier aber so vor, als hättest du das einfach ungenau formuliert.

Sie werden doch wohl wissen, in welchen Zug sie gestiegen sind?!
„Halten sie diesen Scheißzug an, sie irrsinniger Trottel!"
Beide "Sie" groß.

Als ich vorhin aus dem Fenster sah, konnte ich nur eine sterile Landschaft ausmachen und die Leute um mich herum, schienen den Verstand verloren zu haben.
"die Leute um mich herum schienen" ohne Komma.

Viel Erfolg mit deinem Roman wünscht dir
M.D.

 

Ich erinnere mich, als ich einige Zeit im Emsland wohnte, dass dort im Herbst 2006 ein Transrapid mit 170 km/h auf der Versuchsstrecke auf einen Wartungswagen aufraste und 23 Menschen starben und elf weitere schwer verletzt wurden (ging – selbstverständlich – durch alle Nachrichten unserer schönen Republik – vllt. eine Vorlage für Deine Geschichte, um eine Alternative gegenüber @dots Vermutung aufzuzeigen -

und damit herzlich willkommen hierorts,

@maha,

aber Unglücke haben noch nie den sog. Fortschritt des Geschwindigkeitsrausches wie des Größenwahns aufhalten können. Gleichwohl: Bis auf ein paar Kleinigkeiten ist es m. E. solide geschrieben und die Flusenlese bleibt überschaubar, beginnend hier

Die monoton schmatzenden Bässe ließen kleineKOMMA bunte Pillen auf dem Tisch tanzen, die …
(Komma, weil beide Adjektive/Attribute selbständig/gleichwertig sind (die Gegenprobe – [so nebenbei, „erzählen“ kommt tatsächlich von der Zahl wie auch die Schrift, die als Strichcode bei Inventuren (zB übers Vieh) ihre Karriere begann] mit „und“ widerspricht dem nicht)

Alles schien steril und unwirklich.
Mein Deutschlehrer an der Realschule behauptete immer, nur die Sonne scheine – selbst der Mond habe sich sein Licht nur geliehen – und er hat heute noch Recht … darum besser

Alles schien steril und unwirklich zu sein
Dass Du es weißt, belegstu hier selbst:
Die anderen Fahrgäste schienen keine Notiz von dem Grauen zu nehmen, das um sie herum stattfand. …Irgendwie schien sie ihn gar nicht wahrzunehmen.
Usw.

Nicht falsch

Er befand sich in einem riesigen Ballsaal. […] „Sie befinden sich im neuesten Modell unseres Hochgeschwindigkeitsturbinenzuges.
Aber warum das aufgeblähte, gewählt sich gebende „sich befinden“ wenn das schlichte „sein“ ganze Philosophien bestimmt!

Eine Frau mit langem, schwarzem Kleid und einer großen roten Federboa nahm ihn an die Hand und ….
warum die unterschiedliche Behandlung – gönne der großen, roten F. das Komma!

Er fiel in einen Abgrund, immer tiefer und tiefer.
Warum das Komma?
Wenn Du eine Pause erzwingen willst bietet sich der Gedankenstrich an

Na, guter Mann! Sie werden doch wohl wissen, in welchen Zug sie gestiegen sind?! Dann sollten sie auch wissen, wo sie ankommen."
Sie, Höflichkeitsform – wie gleich hier nochmals
Halten sie diesen Scheißzug an, sie irrsinniger Trottel!"

Der Zug ist nicht mehr zu stoppen. Wir erreichen unser Ziel in 10...9...8...7…"
besser mit Abstand – als0 10 ... 9 … ...

dto. hier

...3...2...1..."

findet der

Friedel

 

Hallo @maha

und auch von mir ein herzliches Willkommen!

Ich hoffe, diese Worte entschärfen meinen vielleicht etwas egoistischen Eintritt in eure Sphären.
Aus meiner Sicht: Alles gut :) Du reagierst, antwortest... . Lass Dich nicht entmutigen!

Dein Text erinnert mich an mein Debüt hier im Forum. Auch ein surrealer Zugungfall mit der Diskussion, ob das nun eine Geschichte ist, oder nicht. :D
Die Surealität in "Deinem" Traum finde ich gut gelungen. Dennoch habe ich ein paar Logik-Brüche, die ich als unnötigt erachte.
Aber im Detail:

Die Abteile im Zug waren voll belegt. Aus allen Richtungen drang Musik an sein Gehör.
Der erste Satz sagt oft viel über den Rest des Textes aus. Dein Einstieg versetzt einen in einen nervigen Zug - soweit, so gut. Aber es könnte auch so ein Ruckel-Zug in Asien sein, oder ... . Was ich sagen will ist, dass das besondere vom Text hier noch nicht rüberkommt. Vielleicht ein Puzzle-Stück für den Grund, dass es @dotslash "nich so richtig vomHocker gehauen hat".
Neben ihm saß ein junger Mann. Er hatte sich zwei große Lautsprecher auf die Schultern geschnallt.
Das mit den Lautsprechern auf den Schultern fand ich cool. Aber der eigentlich habe ich die Stelle herausgeholt, weil wir uns mal das "nebem ihm" merken.
Daraus erklang Techno-Musik.
Die Musikauswahl finde ich großartig! Ich verstehe auch nicht, dass man in Horrorfilmen immer Streicher als Soundtrack einsetzt. Ein nerviges
BumChikaChickaChikaBumChikaBumChikaBumBumBumBumBmBmBmBmBmBmBmBm wäre doch viel authentischer, denn das Gehör könnte ruhig mit-leiden :D

Auf der gegenüberliegenden Sitzbank wandte sich eine Frau unruhig auf ihrem Platz.
Sie sitzt dem techno-Typ also gegenüber - sprich dem Protagonisten Schräg gegenüber.

Links neben ihm pfiff ein Mann mittleren Alters eine Melodie.
Und hier die Fage: Ist das ein 4er oder 6er Abteil? Ich frage weil ja "alles voll" ist und wir bekommen nur 4 Leute vorgestellt. Mein Vorschlag: Lass den Schlager-Typ doch neben ihr sitzen, dann wäre das ein volles 4er-Abteil. So wie es jetzt ist, sitzt er in der Mitte und gegenüber die TupperTussi.
Der Schlager pfeifende Depp sprach ...
@Detlev hatte ja schon erwähnt, dass hier der Autor den Typen als Depp bezeichnet und nicht der Protagonist. Was mich hier aber noch stört ist der Logikbruch, dass man als Pfeifender nicht gleichzeitig sprechen kann.
Er konnte diesen Wahnsinn nicht mehr ertragen, stand wie hypnotisiert auf und verließ das Abteil.
Aus meiner Sicht kannst du das "wie hypnotisiert" einfach weglassen. Es passt für nich nicht in den Traum, da die Ähnlichkeit von Hyptnose und Traum (weg vom bewusst) für mich zu groß ist.
Jeder Wagon, den er in panischer Angst durchschritt, bot das gleiche Bild.
Auch hier passt für mich das "panische Angst" mit dem Schreiten nicht zusammen. Die Angst thematisierst du auch nicht weiter, daher ist mein Vorschlag für die Stelle: Lass die "panische Angst" hier einfach weg.
Er zögerte einen Moment, war sich nicht sicher, ob er sie öffnen sollte. Aber das Grauen ließ ihm keine Zeit zu überlegen.
Er zögert doch schon - also nimmt er sich die Zeit - da passen für mich die Sätze nicht zusammen.
„...3...2...1..."
Schön, dass die fehlt :thumbsup:

Ich hoffe, Du kannst mit meinenn Anmerkungen was anfangen

gern gelesen
Gruß
pantoholli

 

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