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Historische Romane - welche sollte man lesen, welche nicht?

Ich hab Die Kerzenhalterin auch gelesen und bin von dem Roman ebenso überzeugt wie ihr. Das Buch hat mir einmal einen total verregneten Urlaub in der Schweiz gerettet. Und als die Sonne dann doch mal geschienen hat, wollte ich mir die schöne Lesestimmung auch nicht mehr verderben. Eigentlich ziemlich seltsam, dass so wenige Leute den Roman kennen. Mich hat ja besonders dieser ganze Vanitas-Gedanke beeindruckt, der auch überhaupt nicht kitschig rüberkommt, nicht im mindesten. Als Alena gegen Ende des ersten Teils die geheimnisvolle Bronzetür öffnet, voller Hoffnung und am Ziel ihrer Träume, aber dann erkennen muss, dass sich dahinter eine weitere befindet...Philosophie, Historik, was will man mehr?
Allerdings muss erwähnt werden, dass Pirigna sich ein wenig bei K. Whis' Roman Im Osten bedient hat, ein wenig viel, wenn man das so sagen möchte. Der Grundkonflikt und besonders die Charakterkonstruktionen von Alena und Giacomo Dante sind dort, wenn natürlich auch in ganz anderem Milieu, bereits vorgezeichnet. Also lest das mal. Allerdings gibt es das nur in englisch, aber da ist alles gleich noch authentischer.

Liebe Grüße, nils

 
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Hört auf vita!

Grmbl... Finger weg von Romanen, die "Die ...in" heißen. Ich dachte, ich hätte das Schema überlistet mit der "Schneetänzerin" von Danielle Steel. Hatte von der Frau noch nichts gelesen, aber das Thema (Russland zur Zeit der Revolution, Balettänzerin) fand ich recht ansprechend. Und ich dachte: kann ja nicht der von vita geschilderte Standardablauf sein.

Ist es auch nicht, taugen tuts trotzdem nicht viel. Die Prota ist wunderschön, eine begnadete Ballettänzerin, humorvoll, intelligent und wissensdurstig. Deswegen wird sie von der Zarenfamilie verehrt, und als sie krank wird, schicken diese ihr ihren Privatarzt. Natürlich verliebt sich die Prota in ihn, natürlich ist er schon verheiratet und es gibt großes Ach und Weh, und die Prota muss sich zwischen Liebe und Karriere entscheiden.
Am Schluss gibts halt noch die Revolution, die der Zarenfamilie den Garaus macht und die Prota zum Auswandern zwingt.

*gähn* Das Buch ist flüssig genug geschrieben, und zum Glück recht kurz, weswegen ich es auch durchgeschafft habe. Aber die Figuren sind völlig platt und klischeebeladen, die Atmosphäre in dem Zarenpalast erinnert an diese billigen Kitschhefte, vor allem wie dieses arme Mädchen natürlich verehrt wird ohne Ende, mit dem großfürsten karten spielt und so weiter und so fort.
Stilistisch auch keine Glanzleistung. Fakten werden fünffach wiederholt, damit sie dem Leser auch ja im Gedächtnis bleiben. (Zum Beispiel kommt folgender Satz mindestens an vier verschiedenen Stellen, völlig zusammenhanglos: "Wegen seiner Bluterkrankheit musst der Großfürst ständig von zwei Ärzten umgeben sein" - klingt so, als wäre sie stolz auf dieses Stück Recherche). So richtig "Russlandfeeling" kommt auch nicht auf, weil sich doch alles in eher gehobenen Kreisen abspielt.

 

Für mich das Beste in Sachen Historischer Roman ist bis jetzt Peter Berlings Saga um die Kinder des Gral:
Die Kinder des Gral, Das Blut der Könige, Die Krone der Welt und Der schwarze Kelch. Wer die ersten 150 Seiten durchsteht (unheimlich viele Protagonisten mit komplizierten Namen) den erwartet ein Abenteuer der Superlative in der gesamten im 13. Jahrhundert bekannten Welt.

An zweiter Stelle steht für mich Der Kreuzritter von Stephen J. Rivelle. Bemerkenswert an diesem Roman ist, dass Frauen diesen Roman generell langweilig finden, Männer hingegen davon schwärmen (Siehe Rezessionen in Amazon).

 

Bemerkenswert an diesem Roman ist, dass Frauen diesen Roman generell langweilig finden, Männer hingegen davon schwärmen (Siehe Rezessionen in Amazon).

Da angeblich auch alle Frauen für Danielle Steel schwärmen, und ich sie zum Gähnen fand, sollte ich mir mal Gedanken über mein Geschlecht machen und mir deinen Tipp vornehmen ;)

 

Ups ...

soviel zu Verallgemeinerungen. Der Kreuzritter ist angeblich nach einem Tagebuch deselbigen verfasst und liest sich auch so. Nach den ersten zwanzig bis dreißig Seiten, die ich zum Eingewöhnen brauchte, konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen. Was aber auch daran liegt, dass ich bei vielen Historischen Romanen (schreibe gerade selber einen) zu keiner Zeit das Gefühl habe einen solchen zu lesen. Ich möchte alleine schon durch die Sprache in diese Zeit versetzt werden und dies gelingt meiner Meinung nach Berling und Rivelle am Besten.

 

Nachdem ich genölt habe, muss ich ja vielleicht auch mal ne Empfehlung aussprechen. Die meisten historischen Romane, die ich gelesen habe, waren allerdings Jugendücher. Aber ich hab da ne Reihe, die man SEHR gut als Erwachsener lesen kann (ich find sie schon fast zu krass als Jugenbücher):

Und zwar von Philip Pullman:

Der Rubin im Rauch
Der Schatten im Norden
Der Tiger im Brunnen
Das Banner des Roten Adlers

Die ersten drei Bände spielen in London, zwischen 1872 und 1881. Die Hauptperson ist eine junge Frau - Sally Lockhart - , die im ersten Band ihren Vater verliert (Mutter ist schon lange gestorben). Nach dem Tod ihres Vaters erhält sie einen geheimnisvollen Brief und danach beginnen sich die Ereignisse zu überstürzen. Sie findet einiges über ihre Vergangenheit heraus, muss sich Gegnern stellen, von denen sie nicht wusste, dass sie sie hat und verstrickt sich immer tiefer in die Ereignisse.
Die Sally - Story zeiht sich schön kontinuierlich durch die ersten drei Bände, die Charaktere sind sehr liebevoll gezeichnet und das Ambiente ist klasse. Ziemlich düster, etwas traurig. Die Bücher sind spannend von vorne bis hinten.

Der vierte Band gehört eigentlich nicht mehr richtig dazu, sondern hat als Hauptfigur einen Nebencharakter aus den ersten Büchern. Auch der Schauplatz hat sich geändert: es spielt in einem (imaginären) europäischen Land namens Raskawien, das irgendetwas zwischen Österreich, Ungarn und Deutschland sein könnte. Da stehen dann Intrigen und Revolutionen auf dem Plan.
Ich fand den Band etwas schwächer als die anderen, das mit dem fiktiven Land fand ich eher störend (vorher wars schön historisch korrekt) und die Handlung ist insgesamt kindlicher (dadurch natürlich auch kindgerechter).

 

Eigentlich lese ich ja nicht bevorzugt historische Romane, aber eines meiner Lieblingsbücher ist ein historischer Roman:

Unter dem Zwillingsstern von Tanja Kinkel. Das hat mich einfach nicht losgelassen. Es spielt im Zeitraum Ende 1. WK bis Ende 2. WK und handelt von Carla Fehr und Robert König, die beide sozusagen als Wunderkinder gelten und eine sonderbare Freundschaft aufbauen, die ihr ganzes Leben lang halten wird. Beide scheinen hochbegabt zu sein und haben ein unglaubliches schauspielerisches Talent. Carla und Robert konkurrieren immer miteinander aber halten trotzdem zusammen, wenns drauf ankommt. Das Buch begleitet die beiden auf ihren unterschiedlichen Lebenswegen während der NS-Zeit. So landet Carla in Hollywood als Horrorfilm-Darstellerin ;) und Robert als Theater- und Gelegenheits-Filmregisseur. Unglaublich starke Charaktere. Einer meiner Lieblinge ist Philipp "der Hai" Bachmaier, Carlas Schwager, mit dem sie nach dem Tod ihrer Schwester eine hm.... außergewöhnliche Liebesbeziehung eingeht. ;) Eine Hassliebe sozusagen.
Okay vielleicht hat meine kurze Inhaltsangabe jetzt ein bisschen abgedroschen geklungen, aber das Buch ist wirklich stark. Kann ich wärmstens empfehlen.

 

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