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- 10.07.2002
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Here are the results...
Zwar nicht "from Germany", aber zumindest von der Challenge-Jury
Bevor wir jedoch die Gewinner verkünden, noch ein paar Worte vorweg:
Nach kurzer, aber intensiver Diskussion hat die Jury sich entschieden, lediglich die ersten drei Plätze zu präsentieren. Nachdem wir alle Geschichten gelesen und sie nach den vorgegebenen Kriterien bewertet hatten, kristallisierten sich schnell diese drei Geschichten heraus, die deutlich vor allen anderen als gelungen im Sinne des Challenge genannt wurden. Die Kriterien, nach denen die Jury sich an die Auswertung der Geschichten begab, waren im übrigen:
Ist die Geschichte spannend? Will ich als Leser jederzeit wissen, wie die Geschichte weitergeht? Sind mindestens zwei Handlungsstränge zu erkennen? Und werden die Wechsel zwischen den Handlungssträngen durch Cliffhanger eingeleitet? Weiter wurde natürlich auf die sonstigen Kriterien einer guten Geschichte geachtet: Rechtschreibung, Aufbau, Plot etc.
Leider hatten wir bei einigen Geschichten Probleme damit, mehrere Handlungsstränge zu erkennen. Daneben gab es Geschichten, die zwar mehrere Handlungsstränge aufwiesen, die aber weder spannend geschrieben waren noch Cliffhanger als Überleitung zwischen den Handlungssträngen verwendeten. So fiel die ein oder andere gut geschriebene Geschichte im Ranking nach unten, weil sie die Vorgaben des Challenge einfach nicht erfüllte. Übrig blieben drei Geschichten, die sowohl spannend sind, mehrere Handlungsstränge aufweisen und nach Meinung der Jury die Cliffhanger gekonnt einsetzen. Dass es sich daneben noch um sehr gut geschriebene Geschichten handelt, bedarf eigentlich keiner Erwähnung.
So, auch wenn die Spannung jetzt ins Unermessliche steigt, noch ein letzter Hinweis. Wer wissen möchte, an welcher Stelle seine Geschichte gelandet ist, kann sich gerne an den Moderator oder ein anderes Mitglied der Jury wenden. Das ist zwar bisher so mit den anderen Mitgliedern der Jury abgesprochen, aber da es sich um ausnahmslos sehr nette Menschen handelt, werden sie mich dafür bestimmt nicht steinigen.
Viel Spaß mit den Gewinner-Geschichten.
Eure Challenge-Jury (d.i. dotslash, Felsenkatze, gbwolf, George Goodnight, gori, jobär, Jynx, kira)
Und hier sind die Gewinner:
Dritter Platz:
Malinche Infinita Tristeza
Eine stille und letztendlich traurige Geschichte, die unspektakulär ihren melancholischen Zauber vor dem Leser ausbreitet. Eine Geschichte, die trotz ihres auf den ersten Blick actionarmen Plots zu fesseln vermag. Das liegt an dem schon perfekt anmutenden Umgang Malinches mit Syntax und Semantik. Obwohl schon der Titel darauf hinweist, dass diese Geschichte kein Happy End haben wird, hofft der Leser wider Erwarten auf ein "gutes" Ende. Auch wenn es dieses positive Ende nicht gibt, nicht geben kann, ganz ohne Hoffnung lässt uns Malinche nicht zurück. Die Hoffnung hat einen Namen: "Esperanza".
Beide Handlungsstränge sind gut eingeführt und wirken von Anfang an eigenständig, wobei der Leser nie im Unklaren gelassen wird, dass diese beiden Handlungsstränge an einem Punkt der Geschichte aufeinander treffen werden. Die Wechsel zwischen den Handlungssträngen erfolgen jeweils zum richtigen Zeitpunkt, wobei die Cliffhanger noch einen Tick bewusster hätte gesetzt werden können.
"Eine wunderschöne Geschichte, die mich sehr bewegt hat"
"Der Titel passt perfekt"
"Besonders gelungene, schön ausgearbeitete Charaktere"
"Die Spannung wird bis zum Schluss gehalten..."
"Die beiden Handlungsstränge wurden gut eingeführt..."
"Die Cliffhanger könnten stellenweise noch etwas mehr herausgearbeitet sein"
"Die Cliffhanger wirken bei aller formalen Richtigkeit nicht sehr stark, sie bestimmen nicht den Verlauf der Geschichte und erzeugen keine besondere Spannung"
Zweiter Platz
lucutus Mond-Schein
Geschickt spielt lucutus mit den Erwartungen des Lesers, gekonnt baut er drei Handlungsstränge auf und suggeriert dem Leser, diese Handlungsstränge hätten etwas miteinander zu tun – ein Trugschluss, wie sich schließlich herausstellt. Das Ganze ist eine einzige großartige Illusion. Statt jedoch verärgert die Geschichte wegzulegen, bewundert der Leser die Hintergründigkeit der Täuschung und liest, mit dem Wissen um diesen Bluff, die Geschichte gerne noch einmal. Durch den gekonnten Einsatz der Cliffhanger gelingt es lucutus, die Geschichte in einer permanenten Spannung zu halten und den Leser, neugierig auf den weiteren Verlauf, in seinen Bann zu ziehen. Das Spiel mit den Erwartungen, der scheinbar spielerisch leichte Umgang mit den Cliffhangern macht den besonderen Reiz dieser Geschichte aus. Einzig der wie ein Anhängsel wirkende Schluss, der sich zu allem Überfluss auch nur Douglas Adams Fans erklärt, schmälert den Genuss dieser Geschichte. Einige unlogisch erscheinende Aspekte und mehrere Flüchtigkeitsfehler führten zu geringen Abwertungen.
"Die Geschichte beginnt mit einer spannenden Einleitung, die mit einem klassischen Cliffhanger endet."
"Durch den gelungenen Aufbau der drei Erzählstränge wird man geschickt auf die falsche Fährte geführt."
"Lucutus hat hier bewusst mit den Cliffhangern gespielt..."
"Cliffhanger solide gesetzt, Spannung gut aufgebaut..."
"Eine Geschichte, die man eigentlich ein zweites Mal lesen muss, bevor sich alle Feinheiten erschließen – insbesondere der Bezug zum Titel, der zunächst so unpassend und fade wirkt."
"Hier und da unterbrechen Rechtschreibfehler den Lesefluss."
"Insgesamt kurzweilige Unterhaltung."
"Winziges Minus für die Anhalter-Anspielung am Ende, die nicht für die Erzählung notwendig gewesen wäre und nur verwirrt."
"Auch bleiben mir als (noch) Nicht-Kenner des Anhalters von Douglas Adams die versteckten Hinweise und der Sinn des Schlusssatzes leider verborgen."
And the winner is:
gnoebel Kaum auszuhalten
Kaum auszuhalten? So manches Jurymitglied musste schmunzeln ob des Titels, der ja ein deutlicher Verweis auf die Vorgaben des Challenge ist. Und ein Versprechen, das erst einmal gehalten werden will. Vielleicht ist der ein oder andere mit einer gewissen Skepsis an diese Geschichte herangegangen, wohl wissend, wie schwierig es ist, eine humorvolle Geschichte zu schreiben, die spannend ist und auch noch mehrere Handlungsstränge aufweisen muss. Wahrscheinlich ist es das schwierigste Vorhaben überhaupt, eine humorvolle und dennoch spannende Geschichte zu schreiben. Und dass die Geschichte humorvoll sein würde, war bei dem Autor unbedingt zu erwarten. Und siehe da: gnoebel hat die Erwartungen erfüllt. Ohne große Einleitung geht es gleich in Medias Res. Die beiden Handlungsstränge stehen für sich und sind doch miteinander verbunden. Das Spiel mit der Schachtel in der Schachtel wird gekonnt in Szene gesetzt, wobei es gnoebel natürlich nicht bei einer Schachtel belässt – die eine Schachtel enthält ein gesamtes Universum.
Die Cliffhanger sind so geschickt gesetzt, dass der Leser - trotz aller Schmunzler zwischendurch - immer wissen will, wie es weitergeht. Was passiert mit dem Raumschiff, das ein Koch und ein arbeitsloser Fensterputzer entführt haben? Und was hat die Entführung des Raumschiffes mit dem "Ministerium zur Sicherstellung des reibungslosen Ablaufs aller möglichen Dinge" zu tun? Welche Funktion hat der Quellstabilisator? Wird der Hausmeister die Welt retten können? Und wenn ja, wird er es mit Hilfe des Schraubenschlüssels schaffen? Fragen über Fragen. Doch bevor all diese Fragen beantwortet werden können, wird der Leser mit einem dritten Handlungsstrang konfrontiert und bleibt im wahrsten Sinn des Wortes an einer Klippe hängen. Dieser Punkt hat zu einigen Diskussionen innerhalb der Jury geführt. Für die einen war es eine gekonnte Umsetzung des Begriffs "Cliffhanger", andere fanden das Ende der Geschichte schlicht ärgerlich. Letztendlich haben wir uns jedoch darauf geeinigt, dass es nicht nur die Unlust vor einem vielleicht unbefriedigenden Ende war, die zu diesem offenen Ende geführt hat, sondern das Spiel mit den Challengevorgaben, wobei gnoebel den Begriff Cliffhanger vielleicht ein wenig zu wörtlich genommen hat.
"Lustige, unterhaltende SF-Story mit Anlehnungen an Douglas Adams."
"Tolle Geschichte, die den Begriff "Cliffhanger" wirklich bis ins Letzte ausreizt."
"Die Cliffhanger sind sehr gut gesetzt, die Handlung schwebt und auch ein Leser wie ich ist gespannt darauf, wie es weitergeht."
"Cliffhanger um Cliffhanger baut gnoebel die Spannung immer weiter auf, bis er den Leser schließlich selbst an die Klippe hängt."
"Wunderbarer Aufbau der beiden Geschichtsstränge."
"Intelligent ineinander verschachtelte Handlungsebenen und Spannung bis zum Ende."
"Eine der wenigen innovativen Challengeschichten..."
"Handwerklich saubere, bildhafte Geschichte, flüssig erzählt, wenn auch manche Gags sehr abgedroschen scheinen."
"Das Ende ist überraschend und führt die Aufgabe des Wettbewerbs in ganz neue Dimensionen."
"Witzig auch die Idee, die Geschichte so enden zu lassen."
"Gewohnt erstklassig geschrieben, aber eben auch erstklassig gemein, alles offen zu lassen."