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Hallo Mama - Hallo Papa!

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10.05.2010
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Hallo Mama - Hallo Papa!

Hallo Mama - Hallo Papa!

die Fahrt mit dem Zug war gar nicht schön. Es gab viel zu wenig Plätze und unser Waggon war nicht gut belüftet. Sind abends angekommen und mussten direkt in's Bett. Die Unterkunft ist auch nicht schön und die Betten ungemütlich.

Kussi, euer Schatz

Hallo Mama - Hallo Papa!

wir müssen hier ganz früh aufstehen und haben heute das erste Mal Frühstück bekommen, hat aber leider nicht geschmeckt. Mir gefällt's hier überhaupt nicht. Nach dem Frühstück sollten wir bis zum Mittagessen im Garten arbeiten. War total hungrig, aber das Essen war nicht mal warm! Mamas Essen schmeckt viel besser!

Kussi, euer Schatz

Hallo Mama - Hallo Papa!

hier gibt es leider keine tollen Spielplätze und es gibt nur wenige Duschen und die Warteschlangen sind immer gaaaanz lang. Aber ich darf hier länger aufbleiben als Zuhause. Ein Kind ist gestern Abend hingefallen und hat noch nicht einmal ein Pflaster bekommen. Ich vermisse euch!

Kussi, Euer Schatz

Hallo Mama - Hallo Papa!

habe heute eine Freundin gefunden. Sie ist ein Jahr jünger als ich und hat braunes Haar. Sie vermisst ihre Eltern auch! Wir hoffen, dass die Zeit schnell vorüber geht und wir wieder nach Hause können. Das Wetter ist auch schlecht und hier regnet es rein. Ich denke an euch.

Kussi, euer Schatz

Hallo Mama - Hallo Papa!

heute Morgen sind einige Kinder und Aufpasser wandern gegangen. Das Wetter ist zwar nicht so gut, aber hier ist es langweilig, weil wir meistens nur im Garten arbeiten lernen sollen. Habe Schnupfen, aber die haben hier keine Medizin. Trotzdem würde ich lieber in den Wald gehen.

Kussi, euer Schatz

Hallo Mama - Hallo Papa!

habe meine Freundin von der ich euch erzählt habe schon seit zwei Tagen nicht mehr gesehen. Hoffe sie mag mich noch und schläft nicht bei jemand anderem. Muss jetzt auch noch husten, soll aber trotzdem in den Garten. Bis bald.

Kussi, euer Schatz

Hallo Mama - Hallo Papa!

bin jetzt richtig krank und will ganz schnell nach Hause. Die Aufseher sagen, dass das nicht geht und ich euch lieber noch einen Brief schreiben soll.
Ich will nach Hause!

Euer Schatz

 
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Hallo RJames,

mich hat der Text auch beruehrt, aber nach dem Lesen der Kommentare scheint mir, das geschah eher aus Versehen.

Mich hat das Szenario an eine Postkarte erinnert, die ich einst von einer Klassenfahrt schrieb: "Hier auf Juist ist alles doof!" Und das war es wirklich. Todeslangweilig vor allem, mit Wattwanderung und so.

Und das "Mama, Papa, Kussi, Schatz" Format hat mich eben an so ein verzaerteltes Pummelkind denken lassen, dass sein Brot nur essen kann, wenn die Mama vorher die Rinde abgeschnitten hat - es ist im Ferienheim also zum Hungern und Klagen verurteilt. Diese Empoerung fand ich lustig und hielt den Text fuer sarkastisch und absichtlich antiklimaktisch. Dann las ich in den Kommentaren, dass das Kind echt arm und ich aufrichtig betroffen sein sollte. Und aus dieser Perspektive betrachtet finde ich den Text jetzt gar nicht mehr gut.

Aber mir bleibt ja immer noch mein selbsterdachter Antitext, der mir viel Vergnuegen bereitet. Also, gern gegegen den Stich gelesen!

lg
fiz

PS: Vielleicht habe ich das jetzt auch so gelesen, weil ich grad gestern von Schulkindern auf Klassenfahrt las, die im unklimatisierten ICE Zug kollabierten. Das gibt auch ordentliches Jammermaterial fuer Mami und Papi Postkarten.

 

Hallo RJames,
in der ersten Postkarte dachte auch ich an ein KZ, dann eher an ein klischeehaftes Muttersöhnchen, welches in eine WG gezogen ist. Diese Idee zerbricht aber daran, dass Aufpasser mit den Kindern in den Wald gehen. Und daran, dass das Kind sich nach Spielplätzen sehnt.
Also doch KZ? Aber wieso teilen sich dann die zwei Kinder alleine ein Schlafzimmer? Oder ist nicht von einem Zimmer die rede, welches die Freundin gewechselt haben könnte, sondern von einem Bett? Oder einfach dem Liegeplatz?
Die Geschichte gefällt mir sehr gut, da sie wunderbar viele Interpretationsmöglichkeiten lässt. Möglicherweise gefällt sie aber nur Lesern, die es lieben, sich über Geschichten Gedanken zu machen.
Ich finde sie wirklich gut. Auch wenn ich mir jetzt Sorgen um das Mädchen mache, so albern das auch klingen mag.
Liebe Grüße,
Feelin

 

Hi,
ich finde den Text ebenfalls gut.
Und wenn man die Diskussion über meinem Kommentar so liest, ist doch eigentlich klar, dass der Text etwas enthält, was zum Nachdenken anregt.
Eine Geschichte ist es nicht, klar, aber ein Experiment allemal.
Und es ist egal wo dieses Kind ist, das wird wohl nciht der Schwerpunkt der Interpretationsmöglichkeiten sein.
Ich finde viel wichtiger, wie das Kind schreibt und dass da einige Gefühle bei 'rüberkommen.
Mich bringt der Text jetzt nicht zum Heulen, aber das Experiment find ich trotzdem gelungen.

LG,
Zitrom

 

Hi RJames,

mir hat das Experiment gefallen. Hallo Mama! - Hallo Papa! Das funktioniert...

Da schon so viel gesagt wurde, füge ich nur meinen letzten Gedanken hinzu:
Wenn ich die sieben "Briefe" lese, weckt dies ungute Gefühle von Unzufriedenheit, Unfreiheit und Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit in mir. Dann kommt nach dem letzten "Brief" ein letzter Gedanke: Dies bleibt ungelesen...

Gruß
M. Glass

 

Wow

Igendwer hat vor kurzem behauptet, es gäbe hier keine vernünftigen Kg's mehr.
Ich werde ihm die hier mal um die Ohren hauen. Der Text funktioniert und funktioniert und funktioniert ... gerade das was nicht da steht ... was man sich selbst denkt, ausmalt, zurecht interpretiert macht den Text so eindrucksvoll.
Ein sehr gelungenes Experiment.

Lg, Ph:gelb:

 

Hallo Rjames,

mich hats nicht so umgehauen, wie die anderen hier.

Ich find die idee toll, aber immer diegleiche Anrede und immer dergleiche Abschied.

Auch die Briefinhalte sind ein bisschen öde. Klar sind Kinder einfacher mit ihrer Sprache, aber selbst da hätte man noch bisschen nachlegen können.
Machste ja vielleicht noch.

Gruß, Simone.

 
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HalloRJames,

bitte behaupte nicht, du hättest hier nicht absichtlich Platz gelassen, es im Ungefähren gelassen. Wahrscheinlich hast du sogar Barthes oder Foucault oder sonst wen gelesen. Wenn nicht, ist das sogar gut und du hast die Interpretationslücke im Blut. Leider stimmen sie nicht immer und überall. Es ist ja mehr die Funktion, die hier Freiheiten lässt, als es die Sprache in dieser Geschichte drauf hat. Da könnte man interpretieren, dass hier kein Kind schreibt, weil es nicht danach klingt. Und nicht, weil es Bindestriche verwendet. Da kann man gut und gerne mal was am Klang der Sprache unternehmen.
Es wird wohl kaum einen leser gegeben haben, der hier nicht ans KZ gedacht hat, die (vermeintlichen) Hinweise darauf - also dass du diese Lücker der Interpretation offen lässt - sind nur also plumb gewählt, mit der Erwähnung der Duschen.
Es gehört Verständnis dazu, vielleich sogar postmodernes, das so zu machen. Schön fände ich, wenn du uns bald die Briefe im Originale zeigst :)

Du scheinst mir aber noch zu sehr den Leser in der Interpretation leiten zu wollen, die Rezeption zu steuern, sagen wir Fachdeppen. Das verschiedene Leser verschieden deuten, geschieht ohnehin. Ich reibe mich hier an den Duschen, die ich schlecht eingebaut finde.
Auch wenn es keine expliziten Hinweise auf ein KZ gibt. Es kann ja alles auch ganz harmlos sein.

Ebenso gut gibt es im Text Eigenschaften, die die Konventionen, Geschichte usw. der Literatur in Erinnerung rufen. (Derrida)
Die einzigen Hinweise, die in deiner "KG" auf eine KG verweisen, sind der Kontext und die Unglaubwürdigkeit der Echtheit, die wieder auf den Kontext dieser Seite verweist.

Ich finde dieses Experiment in der Hinsicht gelungen, als dass er eben diese Diskussion hervorruft und damit arbeitet, ich möchte sagen, daraufhin abgezielt hat. Es ist nicht so, als könne eine "herkömmliche", weniger interpretationsoffene KG das nicht, das liegt am Publikum.

Freut sich darüber,
Aris

 

Hallo Aris Rosentrehter,

Habe weder Barthes, Foucault, noch Derrida gelesen und empfand die Kurzgeschichte einmal als Experiment beim Schreiben selbst und als Experiment in der Hinsicht, ob ich mit eben diesem Publikum finde.

Du kennst das ja sicher, man hat eine Idee im Kopf, doch diese Idee taugt nicht, um daraus etwas großes daraus zu machen. Es ist eine Art Gedankenspiel.

Dazu muss ich auch sagen, dass ich, obwohl ich nur wenige Dinge beim Schreiben im Kopf hatte, nicht speziell in eine klare Interpretationsmöglichkeit schaffen wollte. Es sollte simpel sein, intuitiv für jeden klar ersichtlich, aber durch die Frage nach der Richtigkeit verschiedener Deutungen, hat das Ganze am Ende einen surrealen Touch bekommen.

Wer schreibt da?
Wo befindet sich diese Person?
Wenn sie sich in einem KZ befindet, warum schreibt sie dann Briefe und warum auf diese Art und Weise?

oder

Was ist das für ein schlechtes Sommercamp? ;)

Aber es ist schön zu sehen, dass die Mehrheit der Leser ihrer Intuition gefolgt ist und viele sich relativierend ein anderes Bild geschaffen haben. Ich weiß nur, dass ich selbst nicht weiß, wer diese Person ist :)

mfg
rjames

 

Hallo RJames,
ich wollte dir nur mitteilen, dass mir die Geschichte ausgesprochen gut gefallen hat. Solche Gedankenspiele mag ich sehr gern, Geschichten die Platz für eigene Gedanken lassen. Vor allem auch die Form hat mich sehr angesprochen.
Eine schöne Geschichte zum Nachdenken, die einen selbst anregt, einfach mal den Gedanken freien Lauf zu lassen und zu schauen, was dabei rauskommt.
Lieben Gruß Celina

 

Moin James, jetzt habe ich es zum dritten Mal gelesen. Und nichts gefunden, was nicht auch ich selbst (vor vielen Jahren) oder meine Kinder (vor noch nicht ganz so vielen Jahren) geschrieben haben, wenn sie auf Klassenfahrt oder mit der Jugendgruppe weg waren.
Die Interpretationen, die ich bei manchen Kommentaren gelesen habe, sind abenteuerlich. Was alles durch eine Entertaste ausgelöst werden kann, ist aber zumindest interessanter, als dein Text.
Schade, das Format hat mir eigentlich gefallen. Kann man was draus machen.

Herzlichst. Heiner

 

Gruslige Kunst. So viel gesagt mit wenige Wörter. Diese Geschichte blickt eine seriöse und grausige Zeit aber runter gedummt es nicht für den Lesern. Ich habe es gut gefunden weil der Autor buchstabiert der Jahr, Zeit oder Ort vor, aber durch den Kontext den Details klar kommt.

TheKP

 
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Diese Geschichte blickt eine seriöse und grausige Zeit aber runter gedummt es nicht für den Lesern.
Da möchte ich mal widersprechen, die Geschichte kursiert ja wirklich schon lange im Forum, ich hab's bisher vermieden, was zu ihr zu sagen. Ich schließe mich vollständig dem an, was makita gesagt hat.

Für mich ist das eine effekt-heischende Geschichte, die mit wirklich minimalem Aufwand auf Terrain spielt, das durch Drama-Filme bereitet wurde.
Würde der Text wirken, wenn man nicht Schindlers Liste gesehen hätte? Oder Das Leben ist schön? Nein.

Und so wird hier ein Drama gemacht, in dem man beim Leser auf Knöpfe drückt, die durch die Leistung anderer sensiblisiert wurden.
Ist die Geschichte hier wirklich was eigenes? Hat sie eigene Bilder? Ist hier eine Geistesleistung festzustellen? Löst sie etwas eigenes aus?

"Runtergedummt" - ich sehe nichts sonderlich cleveres hier. Dafür hätte man erzählen müssen. Es wird hier nicht erzählt .. dann heißt es ja in den Kommentaren: Wow, was der Leser in diesen weißen Zeilen alles lesen kann.
Ja ... wunderbar. Alle lesen dasselbe. Sie lesen nämlich das, was sie mal im Fernsehen gesehen haben. Oder im Kino (Oder auch gelesen, von mir aus).
Und weil sie das "lesen", denken sie der Text sei intelligent, weil er Bilder hervorruft, die nicht in dem Text geschildert werden.
Die einzige Sache, die der Text hier auslöst, ist, dass sich der Leser an etwas erinnert, das er schon kennt. Das ist für den Leser vielleicht ein gutes Gefühl, da geht ja auch was in ihm vor, aber es ist ein Unterschied ob ein Text im Leser nur Dinge abruft, die schon da sind, oder ob er ihn wirklich dazu bringt, weiter zu denken.


Das ist einer der Texte, die mich jedesmal ärgern, wenn sie nach oben gespült werden. Es ist ein Surrogat für einen echten Text. So eine Nachgeburt.

 
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Die Leistung anderer? Den Vorwurf könntest du den beiden genannten Filmen dann genauso machen, wodurch deine Kritik leider jeden Halt verliert. Es ist durchaus möglich, dass hier und da jemand auch vor Schindlers Liste und Das Leben ist schön von der Thematik erfahren hat.
Jeder gute Text ruft Gefühle oder Gedanken bei mir hervor, egal ob mit oder ohne entsprechende Vorbildung,mir ist nicht begreiflich, wie man das einem Text ankreiden kann. Wenn das eine legitime Kritik wäre, könnte man 95% der Geschichten hier einäschern, deine inbegriffen, weil alles schonmal dagewesen ist. Alles schon gefühlt, alles schon gedacht.
So. Kritik an einer Geschichte ist eine Sache. Aber dass du dir anmaßt, für alle Leser zu sprechen, finde ich unverschämt. Was weißt denn du darüber, aus welchen Gründen eine Geschichte zum Beispiel bei mir wirkt? Nichts!

 

Hi an alle,

das ist ja eine lebhafte Diskussion hier, also musste ich mir das Thema natürlich auch durchlesen. Und war überrascht, warum es so erhitzte Diskussionen gibt zu deiner Geschichte, RJames.

Sie steht im Bereich "Experimente" und genau da passt sie meiner Meinung nach auch hervorragend hinein. Natürlich hätte man aus den "Postkarten" auch eine wundervolle Historik-KG machen können. Genauso könnte aus den Brieflein an "Mama" und "Papa" aber auch eine Horrorgeschichte werden.

Gerade dadurch, dass dieses Experiment dem Leser so wenig greifbares bietet, bietet es eben mehr - oder auch nicht, wie man an dieser Diskussion ablesen kann. Ich finde die ausgesprochene Empfehlung richtig, und zwar allein deshalb, weil die Fragmente zum Diskutieren, Nachdenken oder auch zur Kritik einladen. Und davon lebt doch dieses Forum.

Meine persönliche Meinung: Mir ist das ganze zu dürftig, die Fantasie kam eigentlich erst durch das Lesen der einzelnen Kommentare zur Geschichte so richtig in Gang.

Aber ich finde es klasse, dass in diesem Forum Platz ist für Experimente dieser Art und die unterschiedlichsten Meinungen offen ausgetauscht werden können.

So, das war's.

Grüße von penny

 

Die Leistung anderer? Den Vorwurf könntest du den beiden genannten Filmen dann genauso machen, wodurch deine Kritik leider jeden Halt verliert. Es ist durchaus möglich, dass hier und da jemand auch vor Schindlers Liste und Das Leben ist schön von der Thematik erfahren hat.
Wenn man ein Szenario zeichnet, das in einem bekannten Gebiet spielt, und dort eine Welt erschafft, dann ist das was anderes als wenn ich dem Leser mit 2, 3 Andeutungen zu verstehen gebe, er soll bitte ein Szenario rauskramen, das er schon im Kopf gespeichert hat.
Das ist ein erheblicher Unterschied.
Es geht nicht darum, dass man das Rad jedes Mal neu erfinden muss, sondern darum, dass man sich als Autor nicht in das gemachte Nest setzt.
Das ist ein Unterschied.

Wenn ich ein Hotel beschreibe, beschreibe ich ein Hotel, auch wenn schon viele vor mir ein Hotel beschrieben haben.
Wenn ich wem sage, das ist das Hotel aus Stephen Kings Shining - oder wenn ich dem Leser diese Assoziation nahe lege, dann ist das nicht tierisch geil vom Autor. Wenn der Leser dann sagt: Wow, ich hatte eine Gänstehaut ... ja, was soll man denn da zu sagen? Das ist billig. Das ist keine eigene Leistung. Das ist Fan-Fiction.

Das ist meine Kritik an der Geschichte.

Und ich kann mir nur erklären, dass den Text hier wer gut findet, wenn dieser Mechanismus läuft.

So. Ich bin auch fertig. Ich hab's extra vermieden, was zu dem Text hier zu sagen, weil du den empfohlen hast und so, und ich nicht ständig mit dir aneinanderrasseln will wegen jedem Scheiß, aber weil der jetzt zum xten Mal nach oben kam, hab ich halt was dazu geschrieben und natürlich ist das wieder ein persönlicher Angriff nur auf dich und nicht dasselbe, was ich vor 2 Monaten schon zu diesem Mad Max-Text in SF gesagt habe.

 

*hust*
*handheb*
Hier. Ich. Ich kann da nix aus diesen beiden Filmen sehen. Weil ich sie nicht kenne. Damit wäre deine Behauptung hinfällig. Außerdem, was bitte soll man den aus diesen Filmen darin sehen? :hmm:
Was ist ein KZ. Wie geht es dort zu? Dazu braucht man zugegeben nicht unbedingt einen dieser Filme.
Also ich habe mein Bild über die Grausamkeit eines KZs aus Das Leben ist schön (dem Film) und Jakob der Lügner (dem Buch). Die meisten Deutschen werden es aus Schindlers Liste haben. Du wirst deins woanders herhaben, aber der Text baut darauf, dass du eine genaue Vorstellung davon hast, wie schlimm das Leben in einem KZ ist.

Die Geschichte hier ruft bei Deutschen Assoziationen zu einem KZ hervor. Das ist ungefähr so schwer, wie bei einem Treffen der WeightWatchers Erinnerungen an eine Schwarzwälder Kirschtorte hervorzurufen.

Einwurf von der wandelnen Leseliste: Jan Assmann
Du solltest dir das Konzept des kollektiven kulturellen Gedächtnisses mal zu Gemüte führen.
Ja, geil. Wenn ich geschulmeistert werden möchte, suche ich mir eine Freundin , kaufe ihr ein Haarband, eine randlose Brille und ein extralanges Lineal.

Mir ist das Konzept einer Referenz schon ungefähr klar ... vielen Dank.


Das ist ja sowas von Quark, das als Kritik an einem literarischen Text anzuführen.
Nein. Falsch. Das ist eine grundfalsche Annahme über die Wirkung des Lesens an sich. Weil es die mediale Rolle und kulturelle Verankerung von literarischem Schaffen völlig verkennt.
Dann lese ich einfach falsch?
Vielleicht lese ich einfach lieber Geschichten? Das Problem hab ich ja nicht exklusiv mit dem Text. Wenn man so durchguckt, sind ja durchaus einige Leute, auch Moderatoren und gescheite Autoren dieser Seite, die den Text auch nicht so pralle finden.


Und zudem eine grundfalsche Behauptung gerade über diesen Text. Man kann dem Text ja vorwerfen, dass er sich nicht klar genug ausdrückt. Aber damit macht er genau das, er zwingt zum weiterdenken.
Und genau das bezweifel ich. Der Text zwingt nicht zum weiterdenken. Man liest ihn und denkt: oh, das Kind ist wohl in einer Art Zwangslager. Uh-Uh. Wo kann man da genau weiterdenken?


Und warum nervt es dich, wenn in irgendeiner Rubrik irgendwelche Geschichten wieder hochgespült werden?
Mich hat genau genommen genervt, dass über den Text gesagt wurde, er sei intelligent. Im Sinne von: Wow, ich verstehe diesen Text! Dazu musste ich mich echt anstrengen, denn für Dumme ist der ja nicht geschrieben!
Das ist so, als jogge man die 5 Meter von der Haustür zum Auto und sage dann: Gott, ich tu ja so viel für meinen Körper.
Der Text repräsentiert ungefähr alles, was falsch ist an diesen low-attention-Internet-Texten. 80 Sekunden Lesezeit, 10 Sekunden Denkzeit und irgendwie hat man was gemacht. Jo mei.

Hallo!? :susp:
Hallo.

 
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Ein guter Text ist (unter anderem) einer, aus dem man viel herausholen, nicht einer, in den man viel hineinlesen kann.

Was wird hier eigentlich ständig um KZ diskutiert? Dass es um Internierungen geht, wird an keiner Stelle gesagt, das ist doch Humbug. In einem anständigen Lager ist kein abends ins Bett gehen, da ist Arbeitstag bis zw. 21:00 und 0:00h. Vier Stunden Schlaf und los gehts wieder. Kein 10-jähriger wird ohne Eltern verhaftet, die dann noch unter ihrer Adresse erreichbar wären. Wenn das Kind in einem Vernichtungslager wäre und 'duschen' geschickt wuerde, wäre es vorher geschoren und rasiert worden. Oder zu tot, um Karten schreiben zu können.
Dann gibt es Zensur. Entweder hätten dies also Kassiber sein muessen, die von Fluechtenden rausgeschmuggelt werden (dann muesste alles "die Aufpasser sagen, ich soll schreiben" raus); aber dann alle Briefe zusammen, nicht jeden Tag einer. Oder es sind Briefe, die durch die Lagerverwaltung gehen. Das hätte man auch machen können, dann hätte im Text offensichtlich werden muessen, dass der Junge was Nettes uber das Lager schreibt, aber was Negatives beschreibt.
So also können das keine Briefe auf irgendwelchen Lagern sein, sondern höchstens einer Therapieeinrichtung (s.u.).

Und bitte hier nicht ständig KZ mit Vernichtungslager gleichsetzen. In KZs sterben Menschen durch Hunger, Krankheit, Folter, Erschiessung, Schwerstarbeit. Aber sie werden dort nicht zum einzigen Zweck ihrer Ermordung interniert.

Ich bin immer fuer Gleichbehandlung. Ich habe konkret zwei Texte im Kopf (Schwarzer Qualm und Das gefaltete Stueblein), die historische/soziale Themen verarbeiten, und die rein und ausschliesslich nach dem wortwörtlich dort Geschriebenen beurteilt wurden. Qualm behandelte Vernichtungslager mit deutlichen, expressionistischen Bildern und sauberer Formulierung - hatte nur ca. 4 Tipper und landete im KC. Und ich frage mich wirklich, warum sich viele Leser hier eine solche gutwillige Muehe geben, ein Horrorbetroffenheits-Szenario an den Haaren herbeizuziehen, wo der Text es beim besten Willen nicht hergibt.

Der Text hier hat massive stilistische und formale Fehler:
Der Erzähler redet nicht wie ein Kind unter anderen, sondern wie ein (minderbemittelter) Erwachsener, distanziert:

Ein Kind
eine Freundin
sind einige Kinder
meine Freundin von der ich euch erzählt habe
Guckt man sich linguistische Analysen der Texte von ca. Zehnjährigen an, wird von den Kindern keine Ruecksicht darauf genommen, ob der Rezipient weiss, wovon gesprochen wird. Die Erzählweise ist direkter, distanzloser, sprunghafter. Älter als 10 kann das Kind hier aber nicht sein, so ein Nullschnaller.
Das zeigt, dass der Text hier unsauber konzipiert ist oder massive Perspektivfehler uebersehen wurden - der Autor hat sich also entweder nicht gekuemmert, den Text realistisch aufzubauen (worauf auch die völlig falschen Abläufe in Lagern hinweisen), und/oder er hat nicht die Fähigkeit, seine gewählte Form durchzuhalten.

Wäre dies ein guter, durchdachter und intelligenter Text, wäre er in realistischer Kindersprache vor einem realistischen Hintergrund erzählt worden - ohne die alberne Kruecke der Monsterabsätze, die nur ablenken sollen:
Der Autor schafft es nicht, mit der Naivität des Kindes seine Geschichte zu erzählen - so dass jeder verstehen könnte, um was es gehen soll - ohne die Ahnungslosigkeit aufzugeben.

Zug war gar nicht schön. Es gab viel zu wenig Plätze und unser Waggon war nicht gut belüftet.
und Aufpasser
Aufseher sagen
Registerwechsel von Zug auf Waggon und Aufpasser zu Aufseher zeigt eine Stufe des Spracherwerbs, die der Unfähigkeit des Erzählers, seine Umgebung korrekt einzuordnen, widerspricht. "Waggon" wie auch die "Aufseher" sind eindeutig vom Autor gesetzte Trigger - da der Text keine saubere Assoziation auszulösen schafft, benötigt es diese Stilbrueche bzw. Brueche in der Erzählperspektive. An vielen Stellen wird die Ebene des Autors mit der Ebene des Erzählers verwechselt: der Autor muss nachliefern, was er dem Erzähler nicht gelungen in den Mund legen konnte.

Ausserdem frage ich mich, wie ein 'gut belueftet', 'ungemuetlich' usw. zu schlichten Aussagen wie 'schmeckt besser', 'will nach Hause' etc. passt. Der ganze Text ist unausgegoren, und der Autor hat bei seiner gestellten Aufgabe (so es ueberhaupt ein Kind in einem Internierungslager sein soll!) durchgehend versagt.

Mir gefällt's hier überhaupt nicht.
Kommaregeln is nicht, aber Buchstaben ersetzende Apostrophe kann der Kleine? *hust*
Uebrigens die selben Kommafehler, wegen denen u.a. andere Texte des Autors den Tod durch KC starben.

Ich denke nicht, dass es ein armes Opfer in einem Vernichtungslager ist, auch nicht in einem Internierungs- oder Arbeitslager. In einem realistischen KZ-Szenario gäbe es kein isoliert verhaftetes Kind mit noch am Wohnort lebenden Eltern, keine Papierverschwendung und schon gar keine Postkarten. Die grundsätzliche Form dieses Textes ist unsinnig, um etwas von verschleppten Kindern in Lagern zu erzählen.

Ich sehe das so (und denke nicht, dass mir am Text selbst eine falsche Interpretation nachgewiesen werden könnte):
Der Erzähler ist ein alter Erwachsener, minderbemittelt, zurueckgeblieben, geistig behindert, sowas. Er hat es geschafft, jahrelang seine drei Schwestern im Keller seines schönen, gemuetlichen, kuscheligen Almhuettenstilhauses festzuhalten, zu vergewaltigen und schwängern. Man kam ihm auf die Schliche und zur Therapie kommt er in eine Art Pfadfinderlager, aber unter Aufsicht von Psychiatern. Alles, was nicht den Luxus seines Hauses hat, empfindet er als unerträgliche Einschränkung - dass er behauptet, es regne rein und dass das Essen so schlecht sei ist also nicht objektiv so, sondern soll uns Lesern nur zeigen, dass der Erzähler unter schwerem Realitätsverlust leidet. Mein Beweis:

Hoffe sie mag mich noch und schläft nicht bei jemand anderem.
Genau - er erträgt die Situation nicht, dass ihm ein (Sex)Spielzeug weggenommen wird. Das Mädel gehört doch ihm allein!

Dass der Mann hier von 'Mama und Papa' spricht, ist ein eindeutiger Verweis auf Norman Bates und seine Mumienmutter. Selbstverständlich sind sie längst unter der Erde, die Psychiater in dieser Geschichte regen also an, dass er seine abnorme Elternbindung mit 'Postkarten' aufarbeitet, die natuerlich nie geschickt werden - was ueberigens ein realer Therapieansatz ist.

Diese Leserichtung wird vom Text genauso gestuetzt wie jede andere hier geäusserte - allein das zeigt, dass er einfach schlecht ist. Ein ambivalenter Charakter, der Täter wie Opfer vereint, ist mal etwas ganz anderes als die Unfähigkeit eines Autoren, seinen Erzähler als eindeutiges Opfer oder als eindeutig in einer Altersstufe zu verortenden Person darzustellen.

Der Autor tut schon gut daran, sich nicht zu seiner Intention zu äussern, vermutlich wundert er sich, was Tolles ihm unterstellt wird. Richtig elegant ist das alles nicht.

@penny_lane:
In Horror gehört dieser Text sicher nicht, weil nichts tatsächlich zu sehen ist, was Schrecken auslösen könnte; und weil er weder stilistisch noch erzähltechnisch in dem Genre anzusiedeln ist. Und nach Historik gehört er erst recht nicht, weil hier schlichtweg nix erkennbar Historisches thematisiert wird. (Könnte auch ein zeitgenössischer Knast sein, oder irgendwas in SciFi).

War Postkartenform experimentell? Ich dachte nicht - und da keine Experimente erlaubt sind, die sich rein auf Inhalt oder auf Lesereaktion beschränken, sehe ich auch hier die Einordnung nicht (aber das nun wieder soll nicht mein Problem sein).

 
Zuletzt bearbeitet:

Eigentlich wollte ich nicht auch noch was dazu sagen, weil schon so viel gesagt wurde, aber da ich es bereits mache, streiche ich diese ganze Eingangssequenz wieder.

Aktion vs. Reaktion

Je zufälliger ein Text (oder ein Gemälde, oder eine Eisenplastik) entstanden ist, desto mehr kann/muss der Betrachter meiner Meinung nach hineininterpretieren.
Wenn ich den Zugang nicht finde, versuche ich dann meistens noch die Intention des Autors (Künstlers) abzuholen, denn der sollte es ja eigentlich wissen.

RJames schrieb:
erstmal Danke für die Antworten. Bin eben kürzlich über diese Rubrik gestoßen und dachte ich versuch's einfach mal mit einer Idee und schaue wo mich meine 'Feder' hinbringt.

Bin eigentlich auch nicht so der Schreiberling und bin noch in meiner Findungsphase, will ein paar Sachen ausprobieren, weil ich nicht weiß wo meine Stärken und wo meine Schwächen liegen.

Ok, der Autor hat keine grossen Überlegungen angestellt, einfach mal den Postkartenrahmen gesteckt und aus dem Bauch heraus die Gedanken dazu fliessen gelassen. Darf man machen, aber

RJames schrieb:
Ich weiß nur, dass ich selbst nicht weiß, wer diese Person ist
Das finde ich dann wiederum doof.

Wenn ein Künstler anscheinend einfach einen Klecks hier, mal einen Farbstrich da oder zwei ineinander verbogene Bahnschienen mit den Worten "Sie sehen darin den drohenden Kollaps des Öffentlichen Verkehrs? Keine Ahnung, aber ja, könnte man so sehen." kommentiert, dann fühle ich mich etwas veräppelt.

Klar löst ein solches Gemälde, Kunstwerk oder eben ein "experimenteller" Text bei mir Stimmungsbilder und Assoziationen aus, aber irgendwie hat der Autor mir nichts konkretes, weder versteckt, noch mit Zaunpfahl winkend, erzählt und daher bleibt der Text mir nicht als grosse Leistung in Erinnerung.
Es war ein guter Versuch von RJames, sich mal auszuprobieren, auch (stilistische) Fehler machen zu dürfen, aber mehr nicht. Die ganze Diskussion, ob KZ oder Ferienlager oder ganz was anderes, ist meiner Meinung nach müssig.

So, das wollte ich halt einfach noch gesagt haben.
Gruss dot

 
Zuletzt bearbeitet:

Hmmmm jein, lieber Dot, Kunst ist nunmal etwas anderes als ein fiktiver Text, 'experimentell' hin oder her.
edit zu Deiner Antwort: Missverständnis - Du meinst Text kann kunstpolitisch als Kunstwerk gesehen werden - ich stimme zu. Ich meinte aber die Rezeption - ein Text wird anders als ein Bild erfasst und im Hirn verarbeitet. Das sind unterschiedliche Prozesse.

Ich finde es allerdings nicht muessig, einen Text dafuer zu kritisieren, dass Personal, setting (Zeit & Ort), Handlung bzw. plot, sinnvoller Zusammenhang Form/Inhalt oder ueberhaupt Aussage/Erzählintention völlig schleierhaft sind. Diese Punkte auszudruecken und zu vermitteln gehört zu den allersimpelsten Grundaufgaben eines Autors. Sahnehäubchen wäre, das in passendem, reinen Stil durchzuhalten und Verweise subtil aber eindeutig zu setzen. Wozu dient dieses Forum gleich?

Ja, ein (Hobby)Autor darf mit und an allem scheitern, vor allem, wenn er sich gar nix vorgenommen hatte. Aber man wird ja wohl mal seltsam finden duerfen, warum ein solcher Text dann als leuchtendes Vorbild hingestellt wird.

Ich hätte auch nix mehr zu diesem Versuch gesagt, wenn ich nicht seit einem halben Jahr fast ausschliesslich Buecher ueber Konzentrationslager und GULAGs lesen wuerde. Und jetzt macht mich dieser kommste-heut-nich-kommste-morgen Text einfach nur stinkesauer. Bzw. ist mir der Text eher egal, aber das freundliche Assoziieren macht mich fuchsig.

 

Jo, Katla

Kunst ist nunmal etwas anderes als ein fiktiver Text, 'experimentell' hin oder her.
Hm, jein. ;)
Ich glaube, die Literatur, und damit ihre hier praktizierte Untergattung der Epik, ist sehr wohl im Begriff Kunst zu finden.
Aber egal, ich wollte einfach mit einem Bild (- sagt bekanntlich mehr als tausend Worte -) meine Befindlichkeit ausdrücken, wenn Leute anfangen, Sachen in einen Text zu interpretieren, die dem Autor völlig neu/fremd/egal sind.

Aber man wird ja wohl mal seltsam finden duerfen, warum ein solcher Text dann als leuchtendes Vorbild hingestellt wird.
Auf jeden Fall, wollte ich auch überhaupt nicht in Abrede stellen.

Mit "Diskussion ist müssig" habe ich möglicherweise das Baby samt Bad aus dem Fenster geschmissen.
Henusode.

Gruss dot

 

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