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Gartentisch

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15.12.2004
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Gartentisch

A: Ich habe Angst davor, verrückt zu werden, verstehst du?
Ich habe Angst davor, eines Morgens aufzuwachen und mein eigenes Gesicht nicht mehr im Spiegel zu erkennen, weil mir meine Haare am Abend zuvor noch strohblond schienen und nun plötzlich kohlrabenschwarz sind.
Ich habe Angst davor, eines Morgens aufzuwachen und vor meinem eigenen Herzklopfen zurückzuschrecken, weil ich fürchte, es wäre deines und schließlich das Fenster zu öffnen um besser Atmen zu können und die große Stadt dort draußen nicht mehr wieder zu erkennen.
Ich habe Angst davor, verrückt zu werden, weißt du.

B: Gestern Abend saß ich neben dir, auf der kleinen Holzbank, und plötzlich wurden deine Augen ganz klein und deine Pupillen unheimlich schwarz, deine Haut wurde weiß und deine Wangen wurden rot.
Ich habe dich noch nie so gesehen, weißt du, mit roten Wangen, weißer Haut und kleinen Augen. Deine Augen waren sonst einfach immer groß, verstehst du, so als würden sie ständig alles aufsaugen wollen, was um sie herum geschah, restlos alles, und ein wenig so, als könnten sie jeden Moment herauskullern, wenn du dich zu weit nach vorne beugst.
Doch gestern, da beschlossen deine Augen plötzlich klein zu sein und aufzuhören alles um sie herum gierig zu verschlingen, gestern, da glitt dein Blick selbst an mir vorbei.
Gestern Abend, da saß ich neben dir, auf der kleinen Holzbank, doch plötzlich schienst du nicht mehr dort zu sein.

A: Letzten Abend, da saß ich neben dir, auf der kleinen grünen Holzbank und plötzlich begann alles zu verschwimmen vor meinen Augen.
Ich kniff meine Augen zusammen, doch der Garten drehte sich um mich und die Blumen sausten mir um die Ohren. Der Kastanienbaum verneigte sich vor der Abenddämmerung und der Gartentisch nahm einfach neben mir platz.
Der Gartentisch hat dich von der Bank gestoßen und sich einfach auf deinen Platz gesetzt und weißt du, ich fand das einfach nicht okay.
Der Garten drehte sich, die Blumen schossen mir um die Ohren und die Erde unter meinen Füßen wölbte sich. Die Wurzeln des Kastanienbaums spalteten den Boden langsam, rissen ihn der Länge nach auf und eine von ihnen wickelte sich sachte um meine Hüfte. Eine der Wurzeln holte mich von der Gartenbank, zerrte mich in den Erdspalt zu meinen Füßen und
der Gartentisch lachte.
Der Gartentisch hat sich auf deinen Platz gesetzt, begreifst du.

B: Gestern Abend, auf der kleinen Gartenbank, da wollte ich dich in den Arm nehmen und deine heiße Stirn küssen.
Gestern Abend, da hätte ich dich am liebsten in den Arm genommen und dich sachte zurückgeholt von was weiß ich woher. Gestern Abend hätte ich dich gerne in den Arm genommen, doch ich fürchtete mich vor deinen kleinen Augen mit den pechschwarzen Pupillen.
Ich fürchtete mich vor deinen kleinen Augen, vor deinen roten Wangen vor deiner weißen Haut, vor deinen dunklen Pupillen und ich fürchtete mich davor, dich nie wieder zu finden. Ich rief deinen Namen und ich schlug dir ins Gesicht, so lange, bis deine Wangen noch roter und deine Nase blutig war.
Gestern Abend, da wollte ich dich in den Arm nehmen, doch ich konnte dich nicht finden.

A: Der dunkle Boden schloss sich über mir und die Wurzeln schlangen sich enger und enger um meine Hüften und um meinen Hals und um meine Arme und um meine Beine und um meinen Kopf.
Und plötzlich, da spürte ich, dass das hier unten alles viel zu dunkel war und viel zu eng und viel zu still und viel zu erdrückend um auch nur einen einzigen Gedanken an eine Welt dort oben, an eine Welt dort draußen zu verschwenden.
Gestern, als sich eine dieser Wurzeln um meinen Kopf schlang, da verstand ich, dass ich nie wieder zurückkehren würde zu dir.

B: Heute Morgen, da bin ich plötzlich aufgewacht, weil deine Hand eine klitzekleine Sekunde auf meinem Herzen lag und für einen Moment, da hatte ich das Gefühl, du würdest meine Herzschläge zählen und sie mit den deinen vergleichen.
Heute Morgen, da bin ich aufgewacht und ich habe sofort nach deinen Augen gesucht.
Ich habe nach deinen Augen gesucht und ich wollte eigentlich nur dich finden und nicht deine Augen. Du aber hieltst deine Augen geschlossen und hast sie noch immer nicht aufgemacht für mich.
Heute Morgen, da wollte ich dich wieder finden und ich fand noch nicht einmal deine Augen.

A: Heute Morgen, da wachte ich plötzlich auf und bemerkte, dass ich in einem Bett lag, das nach dir roch.
Heute Morgen, da wachte ich auf und ich hörte ein Herz schlagen, doch ich war mir nicht sicher, ob es meines war.
Für einen klitzekleinen Moment, weißt du, da bin ich wirklich erschrocken, vor meinem eigenen Herzschlag, weil ich dachte, dein Herz hätte meines vielleicht abgelöst.
Ich habe mein Herz nicht mehr erkannt, begreifst du, mein eigenes Herz.
Mein Herz schlug wie verrückt und mein Kopf fürchtete sich davor die Augen zu öffnen und zu bemerken, dass da jemand neben ihm lag, dessen Herz ich für meines hielt.
Er fürchtete sich davor, das Fenster zu öffnen und zu bemerken, dass er die Stadt nicht wieder erkannte, die da draußen lag und davor, dass er sich selbst nicht mehr im Spiegel erkennen konnte.
Heute morgen, da fürchtete mein Kopf sich davor, die Augen zu öffnen und zu bemerken, dass ich den Kopf verloren hatte.

 

Hallo Leah,

soso, um den Gartentisch geht es also?
Ich muss leider zugeben, nicht so recht himter den Sinn der Geschichte gekommen zu sein, bzw. des Experimentes. Vielleicht habe ich irgendetwas übersehen, das alles auflösen würde, aber ins Auge gesprungen ist es mir nicht.

Mir erscheint die Geschichte viel zu verworren, ja gradezu mysthisch. An manchen Stellen habe ich den Eindruck bekommen, du hättest versucht jemanden zu beschreiben, der starke Beruhigungsmittel nimmt (vor allem wegen der Beschreibung der Augen, das Absinken in den Boden zu den fesselnden Wurzeln, und der "Gartentisch" der den Platz des anderen einnimmt), dann hatte ich wieder den Eindruck es könne sich um eine schwangere Frau handeln (Angst davor, das Herz des Kindes würde aufhören zu schlagen).

Zum Ende hin, hatte ich den Eindruck, zumindest einer der beiden Prots sei männlich (oder sind beide ein und dieselbe Person und er ist bloß eine zwiegespaltene Persönlichkeit?), aber auch da bin ich sehr unsicher.

Soweit zum Inhalt. Die Beziehung zu den/m Prot(s) wird mE nicht genügend ausgebaut, da vieles einfach zu verwirrend ist. Vorwiegend mag das auch an der Sprache liegen, die ich leider als ziemlich grauenhaft empfand. Die ständige Wiederholung von ", weißt du" hat mich sehr gestört, vor allem, weil es dagegen wiederum ziemlich gute Sätze gab. Falls die Sprache also genau so beabsichtigt war, wie sie da steht, solltest du es vielleicht noch ein wenig deutlicher herauskristallisieren, warum sie da so steht. Falls es nicht beabsichtigt ist, solltest du den Text in Bezug auf die Form noch einmal gründlich überarbeiten.

Warum der Gartentisch eine zentrale Rolle spielt, habe ich leider auch nicht verstanden. :confused:
Was war genau das Experiment?

Ich würde mich über eine erklärende Antwort freuen, da ich doch enorm verwirrt wurde. :D

Gruß, Zensur

 

Es ist eine sehr schöne Geschichte. Mir kommt es so vor, als würdest du aus der Sicht einer Schizophrenen schreiben.
Dickes Kompliment für die Art, wie du formuliert hast- es hat mir richtig das Herz abgedrückt (positiv gemeint!!!).

Ich habe Angst davor, eines Morgens aufzuwachen und vor meinem eigenen Herzklopfen zurückzuschrecken, weil ich fürchte, es wäre deines und schließlich das Fenster zu öffnen um besser Atmen zu können und die große Stadt dort draußen nicht mehr wieder zu erkennen.
Der Gartentisch hat dich von der Bank gestoßen und sich einfach auf deinen Platz gesetzt und weißt du, ich fand das einfach nicht okay.
Der Garten drehte sich, die Blumen schossen mir um die Ohren und die Erde unter meinen Füßen wölbte sich. Die Wurzeln des Kastanienbaums spalteten den Boden langsam, rissen ihn der Länge nach auf und eine von ihnen wickelte sich sachte um meine Hüfte. Eine der Wurzeln holte mich von der Gartenbank, zerrte mich in den Erdspalt zu meinen Füßen und
der Gartentisch lachte.
Der Gartentisch hat sich auf deinen Platz gesetzt, begreifst du.

Ich habe mein Herz nicht mehr erkannt, begreifst du, mein eigenes Herz.
Mein Herz schlug wie verrückt und mein Kopf fürchtete sich davor die Augen zu öffnen und zu bemerken, dass da jemand neben ihm lag, dessen Herz ich für meines hielt.
Er fürchtete sich davor, das Fenster zu öffnen und zu bemerken, dass er die Stadt nicht wieder erkannte, die da draußen lag und davor, dass er sich selbst nicht mehr im Spiegel erkennen konnte.
Heute morgen, da fürchtete mein Kopf sich davor, die Augen zu öffnen und zu bemerken, dass ich den Kopf verloren hatte.

Einfach wunderbar.

 

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