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Europcar verification

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15.02.2018
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Europcar verification

Helmut war Gärtner. Zweimal die Woche arbeitete er bei den Gruhns. Die Gruhns wohnten am Stadtrand, in einem niedrigen Bungalow aus Beton. Der Garten hinter dem Haus war groß wie ein Fußballfeld und der Rasen bedurfte ständiger Pflege. Helmut war froh, bei den Gruhns zu arbeiten: Sie zahlten gut und sie waren freundlich.

Roswitha, seine Frau, hielt nicht viel davon. Überhaupt hatte sie die schlechte Angewohnheit, sich über dies und das zu beschweren. Vielleicht kam das daher, dass sie viel jünger als Helmut war. Oder vielleicht, weil sie mit dem Leben in Deutschland nicht zurechtkam. Oder, weil sie seit Kurzem ein Vorderzahn verloren hatte und die Krankenkasse die Rechnung nicht übernahm: Schneidezähne wurden widerspruchlos ersetzt. Nur eins daneben, der Zahn zwischen Schneide- und Eckzahn, dafür wollte die AOK nicht zahlen.

Die Gruhns waren Helmut wohlgesonnen. Herr Gruhn arbeitete in einer Agentur in der Stadt. Frau Gruhn war meist zuhause, wenn auch gut beschäftigt. Das Haus stand ihren Freunden zu jeder Zeit offen. Frau Gruhn mochte es, wenn Helmut in der Nähe war. Sie sagte, sie fühle sich sicherer.

Helmut sagte: „Die Gruhns suchen eine Haushaltshilfe. Ich dachte, das wäre etwas für dich.“

„Für mich?“, sagte Roswitha. „Was ist das, eine Haushaltshilfe?“

„Du weißt schon, putzen und so was.“

„Was ist dann hiermit?“

Sie machte eine ausladende Bewegung. Zeigte auf das Durcheinander in der Wohnung. Auf dem Teppich lag Spielzeug. Wäsche. Leere Flaschen.

„Das ändert sich sowieso kaum“, sagte Helmut. „Da kannst du genauso gut woanders arbeiten.“ Er nahm Nino auf den Arm und ging mit ihm in die Küche. Nino war oft erkältet und seine Nase lief. Er begann zu weinen und Helmut schaukelte den Sohn sachte: „Na, na, wird schon.“

„Von wegen ‚wird schon‘“, sagte Roswitha.

„Deine Schwester kann mal auf Nino aufpassen“, sagte Helmut, bekam aber keine Antwort. Er hörte Roswitha im Nachbarzimmer, wie sie wütend aufräumte.

Frau Gruhn schlürfte langsam ihren Oolong. Helmut und Roswitha saßen im Wohnzimmer der Gruhns. Helmut fühlte sich unwohl, er hatte seine Arbeitskleidung an. Die Füße steckten in groben Plastikschuhen mit Metallkappen an der Spitze. Er hatte sich gescheut, Platz zu nehmen. Er wollte das weiße Sofa nicht beschmutzen. Doch Frau Gruhn war sehr freundlich, hatte nur begütigend mit der Hand abgewinkt.

Helmut beobachtete seine Frau: Sie hatten sich im Auto schon gestritten. Es gefiel ihm nicht, dass sie derart viel Schminke aufgetragen hatte. Nicht, dass Roswitha dadurch nicht schön wurde. Es war nur unpassend für ein Bewerbungsgespräch. Und das war Frau Gruhn auch sofort aufgefallen, an ihren Augen hatte Helmut das erkannt. Dennoch war Frau Gruhn zuvorkommend, hatte sie ins Haus gebeten und ihnen taiwanesischen Tee vorgesetzt.

„Man trinkt ihn ohne Zucker“, sagte Frau Gruhn. „Der Tee ist kostbar, voller Antioxidantien.“

Roswitha rutschte unruhig hin und her. Sie trank ihren Tee auf eine eigentümlichen Weise, wie es bei ihr Zuhause Brauch war. Dafür nahm sie ein wenig Zucker zwischen die Zähne und goss eine kleine Menge des Getränks auf die Untertasse. Sie blies lange darauf und erst dann trank sie aus.

„Nur zu, probieren Sie“, sagte Frau Gruhn.

Roswitha nippte an der Tasse. Sie lächelte. Frau Gruhn sah den Schönheitsfehler. Helmut auch.

Frau Gruhns Gesichtszüge aber entspannten sich, sie nahm Roswitha bei der Hand und sagte: „Kommen Sie, meine Liebe, ich zeige Ihnen das Haus.“

Der Frühling kam, und Helmut legte Überstunden ein. Der Garten lebte auf, die Sonne glühte gütig. Im Haus standen alle Fenster offen und Helmut konnte hören, wie Roswitha im Schlafzimmer staubsaugte. Er war am Ende des Gartens, damit beschäftigt, den Zaun zu verstärken. Eine Rotte Wildschweine machte sich in der Nachbarschaft zu schaffen. Herr Gruhn hatte vorsorglich den Zaun erneuern lassen, aber mit Wildschweinen konnte man nie vorsichtig genug sein.

Helmut hob den Blick und schaute auf das Haus. Er konnte Roswitha sehen, vorm Spiegel. Sie trug ein enges, weißes Seidenkleid mit grünen Rosen. Das Kleid hatte ein Kragen, kurze Ärmel. Sie trat auf den Balkon hinaus, ließ den Staubsauger einfach weiter laufen. Sie lehnte sich an die Balustrade, kreuzte die Beine .

„Und“, sagte sie, „wie sehe ich aus?“

Helmut schluckte trocken.

„Zieh das aus“, sagte er. „Zieh’s aus, oder ich komme rein.“

„Komm doch“, sagte Roswitha.

Sie öffnete die Lippen, ein Goldzahn blinzelte in der Sonne. Sie sah nicht schlecht aus. Das Kleid passte hervorragend, ließ ihre dunkle Haut hervortreten. Sie war schlanker und jünger als Frau Gruhn und Helmut wusste, ihre Innenschenkel schmeckten unentwegt nach Zimt. Er spürte sein Geschlecht, trat unruhig von einem Bein auf das andere.

„Ich erwürge dich“, sagte Helmut.

Roswitha lachte. Sie hob das Kleid, zeigte die Rundung des Gesäßes. Ging wieder ins Haus.

Wenn sie bei den Gruhns waren, benahmen sie sich wie Fremde. Er war draußen, sie im Haus. Er wollte das Haus nie betreten. Besonders aber nicht, wenn die Gruhns nicht da waren.

Roswitha lebte im Haus auf. Sie redete unentwegt mit Frau Gruhn. Redete über dies, über das. Was das für ein Bild sei, was das für eine Vase. Und wenn die Dame des Hauses das Haus verließ, dann lebte Roswitha noch mehr auf.

Helmut hatte an ihrem zweiten Arbeitstag das Parfüm an ihr gerochen.

„Was ist das an dir?“, sagte er.

„An mir?“

„Ja, du riechst anders.“

„Nein“, sagte sie, „du irrst dich.“

„Ich bitte dich, hör damit auf. Wo hast du das her?“

„Gekauft“, sagte sie.

„Was glaubst du, wie Frau Gruhn reagiert, wenn sie das an dir riecht?“

„Sie hat es mir gegeben, okay?“

„Zeig mir die Flasche“, sagte Helmut.

Es gab keine Flasche, aber dafür Geschenke. Ein Teppich am Anfang, Kleidung für Nino. Und als sie den Keller ausräumten, da schenkte Frau Gruhn Roswitha ein altes Kandelaber aus Messing. Es hing jetzt in Wohnzimmer und Helmut ging immer gebückt daran vorbei.

„Hör auf, Dinge anzunehmen“, sagte Helmut.

„Sie werfen sie sonst weg, spinnst du?“, sagte Roswitha. „Die haben schon genug, mach‘ du dir keine Sorgen.“

„Sie sind nicht deine Freunde.“

Helmut machte sich Sorgen. Er arbeitete wortkarg im Garten, spionierte immer aus den Augenwinkeln. Alles, was sie im Haus machte, sah er. Und sie machte es stets so, dass er sie dabei sehen musste.

Sie öffnete die Fenster, schaltete überall das Licht an. Sie grinste manchmal auch und blickte immer trotzig zu Helmut rüber. Und dann lachte sie, verspielt wie ein Welpe.

Helmut stand vor dem neuen Zaun und seine Gedanken bewegten sich torkelnd durch das Haus der Gruhns. Er suchte Roswitha. Fand sie in weißem Seidenkleid. Er nahm sie an der Gurgel, warf sie auf den Boden. Biss an ihr wie ein Tier. Und weinte dann, ihr wehgetan zu haben. Er träumte davon, sie im Haus zu lieben. Auf dem Boden, in der Küche oder vor dem Bücherregal der Gruhns.

Er fand ihren neuen Goldzahn am Anfang vulgär. Vulgär und abstoßend. Das gelbe Aufblitzen des Metalls, wenn sie lachte. Der Zahn begann ihn bald zu faszinieren. Es verlieh Roswitha Tiefe, machte sie besonders. Er sah das, liebte sie dafür nur mehr.

Das, was er im Garten für Roswitha spürte, das war Zuhause anders. Da war das Kind, Roswithas Schwester. Und Geldsorgen, viel Streit im Fernsehen. Und das war immer zwischen ihnen, wenn er sie heimfuhr, sie zur Arbeit brachte. Kaum stieg sie in sein Auto ein, schon war die Schwere da.

„Wir müssen mal ausgehen, richtig feiern“, sagte Roswitha.

Helmut schwieg, hielt mit eine Hand die Spur. Der Wagen fuhr über Pflastersteine, es wurde laut. Roswitha schrie: „Das ist kein Leben Helmut, das ist Scheiße!“

Darauf konnte Helmut auch nicht viel sagen.

Herr Gruhn begutachtete den Zaun. Er rüttelte an den Pfosten, nickte zufrieden.

„Drüben bei Kübke sind sie durchgebrochen.“

„Ich hab’s gesehen“, sagte Helmut, „eine Schweinerei war das.“

„Die haben ihm die Gasleitung ausgegraben. Die Leitung führt hier durch den Garten“, sagte Herr Gruhn.

„Ich habe gehört, ein Wildschwein ist dabei draufgegangen.“

„Wirklich?“

„Ja, ein Stromschlag hat ihn erwischt. Kabel im Garten, was soll man da nur machen?“

„Hmm“, sagte Herr Gruhn, „gut, dass wir draußen keine Geräte haben. Helfen Sie mir noch mit den Eiern?“

„Natürlich, Herr Gruhn.“

Sie legten bunte Eier im Garten aus. Für Ostern. Gruhns Kinder waren schon lange ausgezogen. Die Eier waren für die Nachbarskinder, für Kinder von Arbeitskollegen, für Freunde.

„Kommen Sie auch mit Ihren Kleinen?“, sagte Herr Gruhn.

„Nein“, sagte Helmut, „Nino ist krank. Wir danken für die Einladung.“

Gruhn hob die Hände: „Ich kenne das, die Kinder. Von jetzt auf nachher krank. Man steht permanent unter Strom.“

„Ja“, sagte Helmut, „immer auf Zack.“

Zum Eiersuchen ging sie alleine mit Nino. Danach sprachen sie eine Weile nicht mehr miteinander. Er war verletzt, fühlte sich hintergangen. Roswitha gab sich ahnungslos.

Dann kam der Sommer, damit weniger Arbeit. Und eines Tages, stand sie ihm im Weg: „Wir gehen heute feiern, wie versprochen.“

„Womit denn?“, sagte Helmut. “Wir sind pleite.“

„Ich nicht“, sagte Roswitha.

„Hat dir dein Vater Geld geschickt?“

Sie hob die Schultern.

„Angespart?“

Sie sagte nichts, zog an seinem Ärmel. „Komm mit, ich zahle einfach.“

Sie gingen in ein Museum, danach ins Theater. Helmut war linkisch, konnte sich nicht entspannen. Er war Gärtner, mit der Natur vertraut. Kulturbetrieb machte ihn schwindlig: überall Augen, überall Meinungen. Da fühlte er sich hilflos wie ein Kind.

Roswitha aber, war nicht wiederzuerkennen. Sie klammerte sich an Helmut, sah zu ihm auf. Und plapperte auf ihn ein, lachte und scherzte. Dann landeten sie bei einem Italiener. Das Restaurant war teuer, die Weingläser filigran. Sie sagte:

„Lass dir doch mal ein Schnurrbart wachsen. Wie Django Reinhardt. Ich wette, das steht dir gut.“

Helmut war glücklich, suchte ihre Augen. Sie gingen eng umschlungen den Kudamm entlang. Sie blieben vor Vitrinen stehen, beschauten die teuren Waren. Helmuts Adamsapfel begann zu zittern. Er drückte Roswitha an sich, streichelte ihr über die Hüfte. Er sah auch andere Männer sich nach ihr umdrehen. Roswitha hatte nur für ihn Augen. Sie blickte zu ihm hoch und der Goldzahn leuchtete auf.

Der Sommer verlief schlecht, es gab kaum Aufträge. Helmut verbachte immer mehr Zeit zu Hause. Da war Roswithas Schwester, da war Nino. Und ein Verwandter der beiden Schwestern, Viktor. Er war über den Sommer bei ihnen abgestiegen, wollte Arbeit finden. Wie Helmut auch, landete Viktor dann vor dem Fernseher auf der Couch.

Es gab eine Sprachbarriere zwischen ihnen, die Männer konnten sich nicht miteinander unterhalten. Sie hatten sich aber nur kurz in die Augen gesehen, und Helmut hatte dabei das Meiste schon gesagt.

Roswitha arbeitete vormittags bei den Gruhns und nachmittags in der Wohnung. Sie war etwas müder geworden, zänkischer im Umgang. Sie stritt mit ihrer Schwester, mit Viktor und auch viel mit Helmut. Sie knallte immer Türen zu, und manchmal, da weinte sie erstickt im Bad.

Dann ging Helmut nach draußen, fuhr mit dem Fahrstuhl in die Tiefe. Suchte die Kneipe auf, die er von seinem Vater kannte. Die Kneipe war unverändert: ein kleiner Raum, eine hohe Theke. Zwei Automaten nahe dem Fenster. Davor saß Helmut, klimperte mit Silbermünzen. Die Zylinder der Automaten drehten sich, Musik spielte fröhlich. Und Helmut warf wie selbstvergessen Geld rein: Manchmal gewann er, manchmal auch nicht.

Er sah aus dem Fenster. Er kannte die meisten aus der Siedlung. Er sah welche vorbeilaufen, alt jetzt, wo sie doch einst jung waren. Dann sah er junge Mädchen, die bald Kinder kriegen würden. Und trotzige Halbstarke, die noch die Autorität anzweifelten. Er fuhr sich mit der Hand über den Schnurrbart. Trank vorsichtig aus seinem Pils.

Er kam am Montag früh an, die Gruhns waren noch im Urlaub. Er öffnete das Tor, dafür besaß er eine Fernbedienung. Noch war er nicht im Garten, da sah er schon den Schaden. Die Wildschweine waren durchgebrochen, hatten den Zaun platt gedrückt. Sie hatten den Rasen aufgewühlt, die Ginsterbüsche rausgerissen. Der Wasserschlauch war durchgebissen, das Wasser lief immer noch in einer trüben Lache. Darin hatten sich die Schweine auch gesuhlt.

Dann sah Helmut die Terassentür, ein gähnender Rahmen. Glassplitter lagen glitzernd auf dem Boden. Wie selbstvergessen trat Helmut durch die Öffnung. Er bemühte sich, die Einbruchspuren nicht zu verwischen. Und als Kriegsgerät führte er die Harke an der Hand.

Das Haus war menschenleer, das Mobiliar zertrümmert. Helmut lief die Treppen rauf, betrat das Schlafzimmer. Auch hier fand er Unordnung, der Schrank durchwühlt, die Schubladen aufgerissen. Da fiel sein Blick auf das weiße Seidenkleid mit grünen Rosen. Sein Herz blieb stehen, pochte dann nur noch wilder auf.

Er hob das Kleid auf, führte es an der Nase. Das Kleid war kühl, die Seide glatt. Der Stoff entwand sich seinen Fingern. Er griff danach und doch war es, als hielte er kaum etwas in der Hand. Er stopfte sich das Kleid in seine Latzhose. Und dann sah er das Geld.

Die Diebe waren zügig vorgegangen. Wahrscheinlich auch noch in der Nacht. Jetzt konnte man den Schuhkarton sehen, der Deckel etwas seitlich verschoben. Darin das Purpur großer Banknoten, gebündelt und fein säuberlich sortiert. Er setzte sich aufs Bett, begann, grob zu zählen. Ihm wurde schwindlig. Seine Hände zitterten. Er schob den Karton beiseite. Strich sich über den Schnurrbart. Zwang sich nachzudenken. Dann nahm er das Geld und verließ damit das Haus.

Europcar verification“, sagte die Frau am Schalter, „it takes just a minute“.

Helmut sah auf die blonde Frau herab, sah ihr freundliches Lächeln. Die Schweden waren nette Leute, davon war er mittlerweile überzeugt. Roswitha hatte sich in der Wildnis gelangweilt, sie fand die Öde der Landschaft unerträglich. Er aber war ständig draußen, war fischen und jagen. Und manchmal lag er unter den Nordlichtern ausgestreckt im Boot.

Es lief nicht mehr so gut mit Roswitha. Sie hatte sich verändert, vermied geflissentlich seinen Blick. Er spürte, wie sie begann, sich von ihn zu lösen. Sie zuckte leicht, wenn er sie jetzt berührte.

Das Auto war geräumig, ein Volvo erster Klasse. Die Fahrt aber war qualvoll, sie sprachen kaum ein Wort. Roswitha hielt die Lippen zusammengepresst, saß hinten mit Nino. Und Helmut, er zählte nur die Ausfahrten. Ein Wort von ihr und er hätte sofort umgedreht.

Den Urlaub hatten ihnen die Gruhns gespendet. Es war ihr Haus in Schweden, die Holzhütte am See. Der Einbruch hatte sie noch milder gestimmt. Sie waren gute Menschen, die Gruhns, daran bestand kein Zweifel. Anstatt sich zu verbarrikadieren, öffneten sie ihr Herz. Sie wollten Gutes tun, dachten an Helmut und Roswitha. An Nino, der gerade anfing, die ersten Schritte zu gehen.

„Schau mal, die Lichter“, sagte Helmut. Er blickte nach oben. Über ihren Köpfen, da tanzte grün-weiß das Nordlicht, tanzte verspielt und in einer Weise, die kaum in Worte zu fassen war.

 

@Tanghai. Ich habe deinen Text gerne gelesen. Du beschreibst Helmut und Roswitha als Ehepaar mit unterschiedlichen Charakteren richtig gut. In den Rahmen der Handlung, in denen du diese beiden agieren lässt, verspricht Konflikte. Jeder von den beiden hat ein Geheimnis, das an die Oberfläche drängt und gezeigt werden sollte. Der Höhepunkt wird erreicht als Helmut das Geld an sich nahm und meine Spannung als Leser stieg. Das potenzial der Freiheit im Handeln, das der plötzliche Reichtum in Helmut hervorrufen sollte verpufft, in deiner Geschichte. Leider. Ich denke, hier könnte die Geschichte richtig Fahrt aufnehmen und es könnte noch verdammt viel passieren.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Überlegen, bis zum nächsten Mal.

 
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Moin @Tanghai,

das ist ein sehr starkes Stück. Mir gefällt sehr, wie du die beiden Ehepaare zueinander führst, wie du sie leben lässt und wie echt sich das Ganze anfühlt beim Lesen. Ich mag auch die Ruhe, die der Text bekommt, während man ihm folgt, das Alltägliche an ihm. Das hat großen Bock gemacht, zu lesen. Mir gefällt auch die Geschichte/der Plot, während dem Lesen hab ich mich gefragt, was der Höhepunkt sein würde,

und mit dem Einbruch, den Wildschweinen und dem Geld finde ich das erstklassig, originell und sehr organisch gelöst.

Einziges Manko: Die Namen von Roswita und Helmut. Eigentlich sind sie ja recht jung, oder? Vllt. so um die 30-35? Hab ich das richtig aufgefasst? Ich hatte, wegen diesen Namen, auch wenn es eigentlich klar war, dass sie jung sind, die ganze Zeit so auf einem Auge ein älteres/altes Ehepaar vor Augen. Ich kenne keinen, der heutzutage (und mir kam es vor, als ob die Story im Jetzt spielt) 30 ist und Helmut heißt - mit Ausnahme von Russlanddeutschen, da kommen diese alten Namen noch geläufig und generationsunabhängig vor. Hier hat mir aber auch ein kleiner Hint gefehlt, dass sie z.B. Spätaussiedler oder so wären. Ich würde das an ein, zwei Stellen klar machen, ihre nationalen Wurzeln kurz behandeln, damit das klar ist.

Viele Grüße
zigga

 

Oder vielleicht, weil sie mit dem Leben in Deutschland nicht zurechtkam.
Ein Indiz, das für @zigga s Interpretation anhand der Namen gibt,

lieber Tanghai,

und ich find diese Szenen einer Ehe gelungen.
Aber mit der Rechtschreibung klappt was nicht (nicht Korrektur gelesen?) oder die späte Nachtstunde, genauer mit ein Uhr "die frühe Morgenstunde"? Was aber als erstes auffällt, dass das Verb "sagen" die wörtl. Rede beherrscht. Warum nicht auch mal "reden", oder emotionsgeladen schimpfen o. a. Und es geht weiter mit der indirekten Rede, wie hier

Sie sagte, sie fühlte sich sicherer.
Warum die indirekte Rede im Konj. irrealis, statt Konj. I, sie fühle sich sicherer? Im Konj. irrealis kann man unterstellen, dass der Autor/Hörer die Aussage bezweifelt ... was eher nicht der Fall ist - oder?

Klar, kann man nicht hören, ob

„Du weißt schon, putzen und sowas.“
korrekt gesprochen wird, aber schriftlich eingefangen empfehle ich „so was“ auseinander – weil es an sich ein verkürztes „so etwas“ ist

Hie schnappt die Fälle-Falle zu

Er nahm Nino auf den Arm und ging mit ihn in die Küche.
„… und ging mit ihm in die Küche.“

hier spielt der der Singular, sondern der Plural

Die Füße steckten in grobe[n] Plastikschuhe[n] mit Metallkappen an der Spitze.

Was vllt, ein größeres Problem wird
Und das war Frau Gruhn auch sofort aufgefallen, an ihre[n] Augen hatte Helmut das erkannt.

„Dafür nahm sie ein wenig Zucker zwischen den Zähnen und goss eine kleine Menge des Getränks auf die Untertasse. Sie blies lange darauf und erst dann trank sie aus.
die Zähne

Sie trug ein enges, weißes Seidenkleid mit grüne[n] Rosen.

Helmut hatte an ihre[m] zweiten Arbeitstag das Parfüm an ihr gerochen.

„Sie hat es mir gegeben, ok?“
Wären es Großbuchstaben, wäre es die Abkürzung des Bundesstaates Oklahoma. Die Korrekte Abkürzung sieht im Deutschen so aus: O. k. /o. k.
Aber wenn Du zählen kannst, wirstu Dich fragen, warum fünf Zeichen (zwo Buchstaben und Punkte und ein Leerzeichen macht fünf Zeichen, was soll das für eine Abkürzung sein, wenn das ausgeschriebene Wort vier Buchstaben/Zeichen zählt ... okay?

Er suchte Roswitha. Fand sie in [dem, alternativ zusammengezogen „im“] weiße[n] Seidenkleid.

Auf de[m] Boden, in der Küche oder vor de[m] Bücherregal der Gruhns.

DasKOMMA was er i[m] Garten für Roswitha spürte, das war Zuhause anders.

Kabel[...] im Garten, was soll man da nur machen?“

„Kommen Sie auch mit hren Kleinen?“, sagte Herr Gruhn.

(Höflichkeitsform!, aber ihren/Ihren Kleinen ist Plural, Singular allemal „ihrem/Ihrem Kleinen!

Sie gingen in ein[...] Museum, danach ins Theater.

Hier brech ich ab - Mittag kitzelt in der Nase – schau halt die verbliebene Hälfte selber noch einmal durch,

meint dergleichen

Friedel,

der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 

Hallo Tanghai

Die Geschichte war angenehm und Spannend zu lesen. Sie lebt vom Konflikt von Roswitha und Helmut und ihrem Verhältnis zu den Gruhns.
Es baut sich hier sehr viel auf, aber zum Schluss hin bin ich mir nicht sicher, was du aussagen wolltest. Sie haben jetzt Geld und können in den Urlaub fahren, aber sie haben sich entfremdet?
Vielleicht sehe ich das ja falsch, aber jedenfalls bin ich mir nicht ganz klar, was das Ende dann bedeuten soll.
Jedenfalls finde ich die Geschichte sehr gelungen. Helmut und Roswitha, vermute ich, hast du verfremdet, und hier nicht in das Klischee der Zuwanderer aus dem Süden zu verfallen -> ich finde das gut, das gibt dem Text eine Tiefe, die er sonst nicht erreichen würde, oder irre ich mich damit?
Manchmal hätte ich mir ein bisschen mehr Details gewünscht, wie zum Beispiel als Roswithas Schwester da war - da hätte ich gerne ein bisschen mehr gewusst, wie ich überhaupt die beiden Personen sehr interessant finde und mehr von ihnen wissen möchte.

Kleinzeugs:


„Von wegen ‚wird schon‘“, sagte Roswitha.
nach schon ein Satzzeichen zuviel und vor den Beistrich hat sich ein Leerzeichen eingeschlichen
Und ein Verwandter der beiden Schwester, Viktor.
Schwestern
Suchte die Kneipe auf, die er von seinem Vater kannte.
ich dachte, sie wären beide hierher gezogen?
lg
Bernhard

 

Guten Abend zusammen und vielen Dank für die hilfreichen Kommentare.

@Billi Ich freue mich, dass du den Text gerne gelesen hast. Danke für deine Einsichten und vor allem für die Aufforderung, Denkarbeit in der Neugestaltung des Plots zu investieren. Mir ist mittlerweile auch bewußt geworden, dass das nicht so bleiben kann. Bis zum nächsten Mal!

@zigga Es hat auch viel Freude gemacht, spartanisch zu arbeiten. Tatsächlich habe ich den Text mehrmals gekürzt und nun, nach den Kommentaren zu urteilen, ist der Plot irgendwie flöten gegangen. Was die Namen der Protagonisten jedoch angeht, da bist du doch richtig (sowohl was das Alter angeht, als auch den Background). Ich hatte befürchtet, wenn ich da zuviel auftrage, wird es aufdringlich. In der Siedlung, wo die beiden wohnen und die keineswegs fiktiv ist, da gibt es auch in real life Endzwanziger, die Walter, Werner, Hans noch heißen :)

@Friedrichard Bei dir fällt es mir besonders schwer: Ich schäme mich einerseits, mich für die Rechtschreibung zu entschuldigen und gleichzeitig will ich dir nicht allzu überschwenglich danken für den Einsatz, der zwar halbherzig ausgefallen ist, jedoch durch körperliche Nöte zu entschuldigen ist. So oder so, dir bin ich immer zu Dank verpflichtet.

@Bernhard Danke auch dir, dass du dir die Zeit genommen hast, die Geschichte zu lesen. Wie ich @zigga schon sagte, kann gut sein, dass das, was mir zunächst ersichtlich erschien, durch das Wegkürzen, abhanden gekommen ist. Ich möchte ungerne spoilern, jedoch betrachte ich den Protagonisten Helmut als jemand, der zwanghaft versucht, ehrlich zu leben/agieren, was das auch immer heissen mag. So gesehen - und da bin ich mir durch die Kommentare bewußt, dass ich es nicht deutlicher zum Ausdruck gebracht habe - wäre die Schlußszene anders zu betrachten, die Annahme, er hätte das Geld behalten, nicht richtig. Das Kleid, ja. Und tatsächlich hatte ich eine Szene darin, da wirft Roswitha ihm das Kleid ins GEsicht. DAfür bin ich ja hier und unendlich dankbar Fedback zu bekommen.

Danke auch, dass dir die Nebenfiguren gefallen haben. Ich bin der Meinung, dass sie den Rahmen gesprengt hätten, hätte ich ihnen mehr Aufmerksamkeit gewidmet. So habe ich sie deiner Phantasie überlassen und mir geht es meistens ebenso, dass ich oft an Nebenfiguren hängen bleibe und ihnen ein Eigenleben verpasse. Weiß nicht mehr, wer gesagt haben soll, dass das Lesen einen dazu bringt, das Geschriebene neu zu schreiben. Oder so ähnlich :)

Liebe Grüße

Tanghai

 
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@Tanghai, als ich den Namen las, dachte ich nur, das ist aber schon richtig lange her ...
Schön, dass du wieder hierhergefunden hast. Deine Geschichte mag ich, für mich hat das Substanz, ich finde den Plot reizvoll. Ein leicht erzählter Text, der sich in einer klassischen Erzählstruktur luftig entfaltet. Und doch auch raffiniert, wie du deine Protas miteinander agieren lässt. Helmut, der ihr die Stelle besorgt und das bereut, weil sie ungezogene Dinge tut, die er ihr am liebsten verbieten würde, was er aber nicht kann, weil er als Gärtner das Haus nicht betreten darf. Roswitha, die leben möchte und dafür diesen Ausweg nutzt, der ihr Freiheiten bietet, die sie sonst im Leben nicht greifen kann und doch auch versucht, dieses triste Leben, in das sie abends zurückkehren, zu verändern.
Starke Figuren, Almodovar, an den musste ich denken, Antonio Banderas als Helmut, der mit blankem Oberkörper Zaunlatten setzt, Penélope Cruz als Roswitha auf dem Balkon im rosenbesetzten Seidenkleid, die mit einem Goldzahn lächelnd auf ihn hinabblickt. Hach.
Und als ihr Leben nicht mehr von Notwendigkeiten diktiert wird, weil eine gewisse Sorgenfreiheit eingekehrt ist, zeichnet sich ab, dass die beiden als Personen eigentlich sehr weit auseinander stehen. Um das zu erkennen, braucht es diese Entwicklung, die du fein zeichnest.
Die vielen authentischen Details und die geschickten Wendungen treiben die Handlung voran, der Twist mit den Wildschweinen, dem Einbruch, dem Karton voller Geld und ist vllt ein wenig dick aufgetragen, aber hey, who cares?

Unwichtiges (:D):

Sie lehnte sich an der Balustrade, die Beine überkreuzt.
an die Balustrade, kreuzte die Beine.
Die Gruhns waren Helmut wohlgesinnt.
wohlgesonnen.
Fand sie in weißen Seidenkleid.
"in einem weißen Seidenkleid", oder "in weißem Seidenkleid"
Sie klammerte sich an Helmut, sah zu ihn auf.
ihm.
Sie gingen eng umschlungen entlang des Kudamms.
den Kudamm entlang.
Er sah welche alt vorbeilaufen, wo sie doch einst jünger waren.
Puh, meinst du das: Dort, wo manch Alte vorbeigehen, gingen sie schon vorbei, als sie einst jung waren.
Er stopfte sich das Kleid in seiner Latzhose.
seine.
Jetzt konnte man der Schuhkarton sehen, der Deckel etwas seitlich.
den Schuhkarton, der Deckel war seitlich etwas verschoben. (Meinst du das?)
Helmut sah auf die blonde Frau herab, sah ihren freundlichen Lächeln.
sah ihr freundliches Lächeln.
Und manchmal lag er unter den Nordlichter ausgestreckt im Boot.
Nordlichtern.
Sie hatte sich verändert, vermied geflissentlich sein Blick.
seinen.

Peace, l2f

Edit: paar Anmerkungen noch, Victor brauche ich als Figur nicht (Knallcharge, weg damit), und ob die Eigentümer einen Namen haben, Gruhns oder sonstwie heißen ist mir wurscht, es geht ja mehr um das Haus, das innen und außen, das die beiden Protas verändert. Für mich wäre es klarer, wenn die Eigentümer noch stärker zurücktreten und das Haus die Kulisse für den Tango der beiden darstellt.
Noch was zum Titel: der trifft es für mich nicht. Warum hast du den gewählt?

 

Schön, dass du wieder hierhergefunden hast.
Das finde ich auch. Irgendwie habe ich die Gemeinschaft hier vermißt, hatte aber anderweitig zu tun. Danke für die netten Worte, das fühlt sich wie Zuhause an. Da endlich ein wenig Ruhe eingekehrt ist, hoffe ich, dort anknüpfen zu können, wo ich zuletzt stehengeblieben war. Habe auch wahnsinnig viel Material angesammelt, das gärt und läuft bald über :)

Das "Unwichtige" habe ich dankend und kommentarlos übernommen. Was deine Frage zum Titel angeht, ich mache mir nicht viel daraus. Hatte lediglich grün und weiß als farbliche Leitlinie meiner Story, und den Namen Carver im Titel versteckt, ebenfalls als Erinnerung an mich, an wem ich mich orientiere. Feel free to suggest a different title und wir bemühen ein Moderator um Änderung :)

cheers

Tanghai

 

Hallo @Tanghai,

bitte sieh es mir nach, habe im Moment keine so große Lust, dir ein ausführliches Feedback zu geben, ganz grundsätzlich hat mir deine Geschichte aber gefallen, so viel möchte ich auf jeden Fall dazu sagen.
Ich habe mich allerdings auch, wie Katla, etwas an dem uninspririerenden Titel gestoßen und wollte folgendes vorschlagen:
Grüne Rosen
deswegen, weil er ja Gärtner ist, insoweit ein leichter Bezug darauf und weil sie sich beide irgendwie zwar mögen, vielleicht sogar lieben, aber in entscheidenden Dingen derartig unfertig zu einander passen, dass man sie als fast noch "grün" im übertragenden Sinne bezeichnen könnte. Dies wären so meine Assoziationen zum Titel.
Zunächst hatte ich "grüne Rosen auf weißem Kleid" oder "das Kleid mit den grünen Rosen" gedacht, aber wie du schon selbst erkannt haben wirst, wegen allzu arger Biederkeit sofort verworfen. Das Kleid ist für mich so eine Art Bindeglied, das sich durch die Geschichte zieht, deswegen halte ich einen Bezug im Titel für durchaus sinnvoll.
Aber, wie immer hier bei uns Wortkriegern, es ist nur ein Vorschlag. Der Boss der Geschichte und somit auch des Titels bist immer noch du.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo @Tanghai

Eine Geschichte aus dem Leben.
Ich fand es interessant zu lesen, wie Roswitha sich in ihrer neuen Stellung immer wohler fühlt. Wie sie sich traut, die Kleider ihre Chefin anzuziehen und zu Hause stetig unzufriedener wird.
Helmut, der mit dieser Situation nicht klarkommt und die Entfremdung immer mehr spürt, ihr aber nichts entgegenzusetzen vermag.
Es hat mir gefallen, wie du das Leben und Fühlen dieser beiden Menschen beschrieben hast.

. Herr Gruhn arbeitete in einer Agentur

Doch Frau Gruhn war sehr freundlich, hatte nur begütigend mit der Hand abgewinkt. Helmut beobachtete seine Frau: Sie hatten sich im Auto schon gestritten. Es gefiel ihm nicht, dass sie derart viel Schminke aufgetragen hatte. Nicht, dass Roswitha dadurch nicht schön wurde. Es war nur unpassend für ein Bewerbungsgespräch. Und das war Frau Gruhn auch sofort aufgefallen, an ihren Augen hatte Helmut das erkannt. Dennoch war Frau Gruhn zuvorkommend, hatte sie ins Haus gebeten und ihnen taiwanesischen Tee vorgesetzt.
Ein bisschen viel „hatte“
Sie trank ihren Tee (auf eine eigentümlichen Weise,) wie es bei ihr Zuhause Brauch war. Dafür nahm sie ein wenig Zucker zwischen die Zähne und goss eine kleine Menge des Getränks auf die Untertasse
Würde ich weglassen oder schreiben dass man es in Ostasien so macht.
Gekauft“, sagte sie. „Was glaubst du, wie Frau Gruhn reagiert, wenn sie das an dir riecht?“ „Sie hat es mir gegeben, okay?“ „Zeig mir die Flasche“, sagte Helmut.
Sie lügt und er spürt es.
Der Sommer verlief schlecht, es gab kaum Aufträge. Helmut verbachte immer mehr Zeit zu Hause. Da war Roswithas Schwester, da war Nino. Und ein Verwandter der beiden Schwestern, Viktor. Er war über den Sommer bei ihnen abgestiegen, wollte Arbeit finden. Wie Helmut auch, landete Viktor dann vor dem Fernseher auf der Couch.
So traurig.
Dann ging Helmut nach draußen, fuhr mit dem Fahrstuhl in die Tiefe. Suchte die Kneipe auf, die er von seinem Vater kannte. Die Kneipe war unverändert: ein kleiner Raum, eine hohe Theke. Zwei Automaten nahe dem Fenster. Davor saß Helmut, klimperte mit Silbermünzen. Die Zylinder der Automaten drehten sich, Musik spielte fröhlich. Und Helmut warf wie selbstvergessen Geld rein: Manchmal gewann er, manchmal auch nicht.
Dann diese typische Flucht in Kneipen in Alkohol und manchmal auch in Spielsucht.
Er sah aus dem Fenster. Er kannte die meisten aus der Siedlung. Er sah welche vorbeilaufen, alt jetzt, wo sie doch einst jung waren. Dann sah er junge Mädchen, die bald Kinder kriegen würden. Und trotzige Halbstarke, die noch die Autorität anzweifelten. Er fuhr sich mit der Hand über den Schnurrbart. Trank vorsichtig aus seinem Pils.
Da habe ich mich gefragt wie lange er schon in der Siedlung wohnt.
Und als Kriegsgerät führte er die Harke an der Hand.
:)

Die Diebe waren zügig vorgegangen. Wahrscheinlich auch noch in der Nacht. Jetzt konnte man den Schuhkarton sehen, der Deckel etwas seitlich verschoben. Darin das Purpur großer Banknoten, gebündelt und fein säuberlich sortiert. Er setzte sich aufs Bett, begann, grob zu zählen. Ihm wurde schwindlig. Seine Hände zitterten. Er schob den Karton beiseite. Strich sich über den Schnurrbart. Zwang sich nachzudenken. Dann nahm er das Geld und verließ damit das Haus.
Warum haben die Diebe das Geld nicht mitgenommen?

Wurde Helmut zum Dieb?
Auch frage ich mich, warum du so viele Zeilenumbrüche hast?
Jetzt frage ich mich auch noch, warum ist den andern Lesern das alles klar?

Ich habe deine Geschichte gern gelesen, auch wenn sie für mich noch einige Fragen offenlässt.
Vielleicht sind die anderen klüger oder vielleicht willst du das offenlassen!

Liebe Grüße CoK

 

Hallo @lakita,

wie schade, vielleicht findest du das nächste Mal Zeit für ein Feedback. Würde mich wirklich freuen. Stattdessen diskutieren wir den Titel, das sollte auch reichen.
Zunächst bin ich froh mit Anglismen im Titel davongekommen zu sein, daran hat sich (noch) niemand gestört. Das äußerst durftige, begrenzte Kontingent an Inspiration habe ich zwecksmäßig für den Inhalt und weniger für den Titel aufgewendet.

derartig unfertig zu einander passen, dass man sie als fast noch "grün" im übertragenden Sinne bezeichnen könnte

Das ist wirklich stark, danke dir.

Abgesehen von der Erklärung, die ich l2f abegegeben habe, war diese "verification" für mich ein Bezug zu Helmut, der die Dinge eben "richtig" zu machen versucht. Eine banale Bonitätsprüfung einer Autovermietung erschien mir da adäquat, um diesen Umstand zu charakterisieren. Was du aber vorschlägst, gefällt mir weitaus besser. Dennoch bin ich da noch unschlüssig und warte mit der Entscheidung noch ein wenig ab. Ich hoffe, das ist okay mit dir. Danke vielmals für deine Anregungen.

Hallo @CoK ,

herzlichen Dank für dein Feedback. Korrektur übernommen. Es freut mich, dass dir die Geschichte gefallen hat.

Vielleicht sind die anderen klüger oder vielleicht willst du das offenlassen!

Grundsätzlich finde ich es sehr klug, die anderen, besonders aber die eigenen Leser, klüger als man selbst einzuschätzen. Durch das Offenlassen appelliere ich an eben diese Klugheit und versuche, dafür Entfaltungsraum zu schaffen. Zugegeben, es gelingt nicht immer. Aber ich bin bemüht das zu vertiefen und zu verfeinern. Vielleicht klappt das besser mit der nächsten Story. Danke fürs Lesen.

Liebe Grüße

Tanghai

 

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