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Europas Geheimnis

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06.08.2003
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Europas Geheimnis

»Landung in T minus elf Sekunden.«
Hätte niemand geschlafen, wäre die Ansage an keinem vorbeigegangen.
»Landung in T minus zwei Sekunden.«
Kurze Zeit später setzte die mit Autopilot gesteuerte Raumfähre sanft auf der eisigen Fläche des Jupitermondes auf. Die Crew hatte Flug, den sie von der Marsbasis »Alpha 03« angetreten hatte, nicht mitbekommen. Er dauerte zwar nur einige Jahre, um aber psychische Probleme zu vermeiden – Menschen können schnell unangenehm werden, wenn sie lange Zeit auf engem Raum zusammenleben müssen – und Rohstoffe zu sparen, verbrachte die Crew ihn in Cryogenkammern. Sie war im Auftrag der »Planet Earth Space Agency« zu der Europamission aufgebrochen, um den sogenannten Grundstein für eine Basis auf dem zugefrorenen Trabanten zu legen. Sie werden die ersten Menschen sein, welche die eisige Fläche mit ihren Füßen betreten werden.
Jetzt, wo sie Europa erreicht hatten, startete der Computer wie geplant das Wiederauftauungsprogramm.
»Phase 1 abgeschlossen.«
Ein Balken auf einem der unzähligen Monitore hatte die 100%-Marke erreicht.
»Phase 2 abgeschlossen.«
Die Cryogenkammern öffneten sich und die fünfköpfige Crew erwachte.
Vorsichtig und noch wackelig auf den Beinen entstieg Commander Misouri, eine hübsche Asiatin mit schulterlangem schwarzem Haar. Sie streckte sich, nahm ihre in dem dafür vorgesehenen Fach hängende Uniform und zog sie über. Der enge Anzug betonte ihre Rundungen, sodass jedes männliche Crewmitglied sich mehr als einmal dabei erwischen lassen wird, mit seinem Blick dort hängenzubleiben.
Nach und nach erwachten auch die anderen Crewmitglieder und zogen wie zuvor Misouri ihre Uniformen an.
»Das gesamte Team bitte in 5 Minuten zur Einsatzbesprechung in den Konferenzraum«, erklang die liebliche Stimme des Commanders durch die Bordlautsprecher.
Ingenieur Jack Suburban, ein schlanker, gutgebauter Mann im Alter von 32 Jahren, trank seinen Kaffee und machte sich auf den Weg zur Besprechung. Der Rest der Mannschaft saß schon an dem ovalen Tisch und schien nur noch auf ihn zu warten. Er nickte Misouri zu, setze sich auf einen freien Platz und wollte gespannt lauschen, was die Asiatin zu sagen hatte. Sie betätigte einen Schalter, der im Tisch angebracht war, worauf sich der Raum verdunkelte und ein Hologramm Europas in der Mitte des Zimmers sich aufbaute.
»Erst einmal willkommen auf Europa«, sie lächelte. Ein Lächeln, das Suburban verzauberte.
»Ich hoffe, Sie haben alle einen guten Flug gehabt. Die Raumfähre landete planmäßig hier«, sie drückte ein paar mal auf eine kleine Fernbedienung in ihrer Hand, worauf ein Planquadrat auf der Jupiter abgewandten Seite im Hologramm sich vergrößerte, »und wir werden in einer halben Stunde mit dem Ausladen der nötigen Sachen beginnen, um die Mission in der geplanten Zeit zu schaffen. Nach dieser Besprechung werden wir uns bei der Erde melden. Bis wir eine Antwort kriegen, dürfte es eine Weile dauern. Während wie warten....«
Jack hörte ihr gar nicht richtig zu. Er klebte zwar sprichwörtlich an ihren Lippen – und, wie er bemerkte, auch ab und zu an ihren Brüsten – doch er träumte er vor sich hin, stellte sich eine gemeinsame Zeit mit Commander Misouri vor. Es war mehr als deutlich: Er hatte sich verliebt.
»Suburban? Suburban...!«
Er schreckte hoch. Hatte sie ihn etwa gerade gerufen?
»Äh..ja, Sir...äh Ma’am..äh..was gibt’s?«, stotterte er.
Misouri seufzte.
»Haben Sie mir überhaupt zugehört?«
»Aber ja..äh..natürlich...ähm..so mehr oder weniger.«
Sie seufzte abermals.
»Also, nach der Besprechung werden wir der PESA mitteilen, dass wir planmäßig angekommen ist. Solange werden Sie alle noch hier warten. Aufgrund der großen Entfernung zu Erde, wird es eine ganze Weile dauern, bis wir eine Antwort erhalten werden, daher können wir uns in der Zwischenzeit bereits unserer Arbeit widmen. Ist die Videoaufzeichnung beendet, gehen Sie, Suburban, in den Maschinenraum und kontrollieren, ob die Antriebe oder sonst etwas bei der Landung beschädigt wurden. Ist alles in Ordnung, werden Sie den anderen beim Ausladen helfen...«
»Alles klar, Ma’am.«

***

Suburban kletterte die Leiter Richtung Technikdeck hinunter und folgte dem Weg zum Maschinenraum. Der Gang war nicht lang und wenige Sekunden später stand er vor der Tür. Er gab den vierstelligen Code ein, worauf sie sich öffnete und den Blick auf die Antriebe freigab, bei dem jedem, der sich ein bisschen für Technik interessiert, das Wasser im Mund zusammenlaufen würde.
Jack machte sich daran, die Maschinen zu kontrollieren.
Klopf, Klopf, Klopf.
Von dem plötzlichen Geräusch hochgeschreckt, stieß sich der Ingenieur den Kopf.
»Verdammt«, sagte er sich den Hinterkopf reibend, »wer ist da?«
Keine Antwort.
Plötzlich wurde es merklich kühler in dem Raum und Jack vernahm ein leises Flüstern.
»Hey, wer ist da?«
Nichts.
»Wenn ihr mich verarschen wollt, dann könnt ihr euch das knicken...«
Er schüttelte den Kopf und beugte sich - vier Meter über dem Boden - etwas über das Geländer, um zu schauen, ob der Lüfter noch richtig funktionierte.
Dann war wieder das Flüstern zu hören und nur Zehntelsekunden später verpasste ihm eine scheinbar unsichtbare Macht einen Stoß und er fiel. Er hatte nicht einmal mehr Zeit zu schreien. Mit einem dumpfen Geräusch schlug er unten auf. Er war tot.

***

»Suburban...«
Keine Antwort kam aus Misouris Funkgerät.
»Suburban, melden Sie sich...«
Wieder nichts.
»Harp, gehen Sie in den Maschinenraum und schauen Sie, was mit Suburban ist«, sagte sie zu dem Crewmitglied.
Er nickte, verließ Europas eisige Fläche und betrat wieder die Raumfähre. Nachdem er die Luftschleuse passiert hatte, nahm er den Helm ab und betrat den Maschinenraum.
»Jack?!«, rief er, »hey, Jack, Mann! Hör’ auf mit der Scheiße...«
Er schaute das Gerüst hinab und erschrak. Es war kein appetitlicher Anblick.
»Ähm..Commander...?«, sagte Harp durch sein Funkgerät.
»Ja? Haben Sie Suburban gefunden?«
»Ähm, gewissermaßen schon, aber...«
»Dann sagen Sie ihm, er soll seinen Arsch hierher bewegen und mithelfen, auszuladen...immerhin ist er seit über eine Stunde da drin und solange kann es ja wohl nicht dauern, die Maschinen zu kontrollieren...«
Harp kratze sich am Kopf.
»Ich bezweifle, dass er dem Befehl nachkommen wird...«
»Wenn er das nicht tut, dann wird das Konsequenzen für ihn haben, sagen Sie ihm das...«
»Ma’am, er ist tot...«
Darauf gab es keine Antwort. Kurze Zeit später kam Misouri, ihren Helm unterm Arm geklemmt, in den Maschinenraum gestürmt. Harp zeigte mit seinem Zeigefinger nach unten. Beim Anblick des Toten, der in einer großen Blutlache lag, seine Gliedmaßen unnormal verbogen, verzog sie das Gesicht.
»Verdammt...«
»Was sollen wir jetzt machen, Ma’am?«, fragte Harp.
»Das wüsste ich jetzt auch gern. Ich denke, wir bringen die Leiche im Krankenzimmer unter. Kurz bevor wir aufbrechen, werden wir eine Schweigeminute einlegen. Scheiße, wir konnte das passieren...das hat uns gerade noch gefehlt. Kann er denn nicht aufpassen? Muss er so unvorsichtig sein, dass er darunter fällt?«
Sie trat gegen das Geländer des Stahlgerüsts...
»Sullivan, kommen Sie in den Maschinenraum...«, kontaktierte sie das jüngste Mannschaftsmitglied über Funk, welcher binnen weniger Minuten erschien.
»Was gibt’s, Ma’am?«, fragte er, mit einem Lächeln im Gesicht. Ihm schien der Aufenthalt hier sichtlich Spaß zu machen – er wollte schon als kleines Kind immer Astronaut werden.
»Ihnen wird das Lachen gleich vergehen. Bringen sie Suburban zusammen mit Harp aufs Krankenzimmer.«
»Was hat er denn? Hat der Ärmste sich geschnitten?«
Er lachte.
Harp und Misouri schauten ihn ernst an und der Commander wies mit einer Kopfbewegung auf die Leiche, die vier Meter unter ihnen lag.

***

Nach einer Schweigeminute und einer Ansprache des Commanders ging es los. Sie trauerten zwar alle, aber sie wussten, dass es weitergehen musste.
Das einem Pick-Up ähnelnde P-X 433 – ein extra für diese Mission angefertigtes Fahrzeug – wurde vorsichtig von Harp aus dem Laderaum der Fähre gefahren. Es besaß Schneeketten, um auf der Oberfläche gut voranzukommen und bot Platz für 2 Leute. Er manövrierte das Gefährt geschickt um die im Weg stehenden Kisten herum und stoppte. Dann wurden die Kisten auf die Ladefläche des P-X gehievt, kurz danach die drei Schneemobile herausgefahren.
Nach etwas mehr als einer Stunde kam die Rückmeldung der PESA. Sie waren sichtlich erfreut darüber, dass die Landung so einwandfrei geklappt hat. Commander Misouri meldete den Vorfall mit Suburban, zog ihren Helm wieder über und begab sich nach draußen zur restlichen Crew.
»Harp und Ridovich, Sie werden im P-X Platz nehmen. Sullivan, Becker und ich fahren auf den Schneemobilen mit. Wir bilden die Gruppe, die die Alphabegrenzung in einiger Entfernung aufstellen werden. Renan, Koenig uns Parpilowa, Sie werden sich die Betabegrenzung direkt am Schiff vornehmen. Ich hoffe, sie haben ihre Pläne nicht verschlampt, sonst wird das Ganze nämlich ziemlich asymmetrisch. Los geht’s...«
Harp und Ridovich setzen sich ins P-X, starteten den Motor und fuhren los. Misouri und die anderen, die für die Alphabegrenzung eingeteilt waren, bestiegen die Schneemobile und folgten ihnen. Nach wenigen Minuten hatten sie den vorgesehenen Platz erreicht. Sie verließen ihre Fahrzeuge, luden die Kisten ab und begannen sie zu öffnen. Mit dem nötigen Equipment entfernten sie sich einige Meter von den Gefährten und stellten ein 1.50 hohes Stahlrohr mit 4 klauenartigen Greifern auf. Sie betätigten einen Knopf auf dessen Spitze, worauf diese Greifer zu Boden sausten und sich im Eis festkrallten. Dann gingen sie mehrere Schritte nach links und wiederholten den Vorgang mit einem weiteren Rohr.
Chrrrrrrrrr.
Ein leises Knacken war zu vernehmen. Erschrocken blickten sie auf das Eis, das nun von einem langen Riss durchzogen war. Sofort rannten sie zurück zu ihren Fahrzeugen, nahmen Platz und fuhren los. Als Misouri sich umdrehte, sah sie das PX samt Harp und Ridovich in den entstandenen Abgrund stürzen. Vorne war bereits die Raumfähre zu sehen. Bald hätte das immer größer werdende Loch die Kufen der Schneemobile erreicht, doch dann stoppte es. Misouri, Sullivan und Becker brachten ihre Schneemobile zum stehen und schauten in die Tiefe. Statt wie zu erwarten einen riesigen Ozean vor sich zu haben, standen sie vor einem scheinbar endlosen, dunklen Abgrund, der an den Seiten von einer feingeschliffenen Eiswand von dem unterirdischen Ozean abgegrenzt war.
Renan, König und Parpilowa kamen angerannt und blieben verdutzt stehen.
„Wo sind Harp und Ridovich?“
Misouri schüttelte nur den Kopf.
„Verdammt, jetzt haben wir schon drei Tote.“
Misouri unterdrückte ihre Tränen.
„Was zum Teufel ist das?“, unterbrach Parpilowa die andauernde Stille, „wie kann das sein? Ich dachte, unter dem Eis wäre ein riesiger Ozean?“
In dem Moment rutschte sie wie von etwas gepackt in den Abgrund. Koenig packte geistesgegenwärtig ihren Arm und hielt sie mühsam fest.
„Irgendwas hat mich am Bein gepackt! Hilfe! Zieht mich hoch“, schrie sie.
Koenig versuchte angestrengt, sie nicht loszulassen, musste dabei aufpassen, nicht selbst hineinzufallen. Dann war Ruhe. Was auch immer Parpilowa festgehalten hatte, schien verschwunden. Sie atmete auf und Koenig wollte ihr gerade hochhelfen, als sie wieder gepackt wurde, diesmal kräftiger als zuvor und mit einem Ruck hinuntergezogen wurde. Koenig, völlig überrascht, ließ ihren Arm los, verlor das Gleichgewicht und stürzte hinterher.
Wie in Trance schaute die übrige Crew hinterher. Dann konnte sich Misouri nicht mehr zurückhalten und brach in Tränen aus. Sullivan nahm sie in den Arm.
„Ich bin der Commander, Sie sollten mich so nicht sehen.“, sagte sie.
„So ein Blödsinn. Wir haben gerade 4 Crewmitglieder und gute Freunde verloren, da ist es scheiß egal, ob Sie Commander oder Tellerwäscherin sind...“
Ein kleines, verzweifeltes Lächeln huschte über Misouris Gesicht und sie drückte Sullivan noch näher an sich heran.
„Ähm...“, meldete sich Becker, neben den beiden das letzte noch lebende Crewmitglied, zu Wort, „und was machen wir jetzt?“
Erschrocken, als wäre sie gerade bei irgendetwas Schlimmem erwischt worden, blickte Misouri auf, stieß Sullivan weg und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Ich denke, wir kontaktieren erst einmal die PESA, dann sehen wir weiter.“
Becker nickte und die drei gingen in die Raumfähre zurück.

***

„Was ist hier den passiert?“, fragte Misouri erschrocken. Die Funksysteme waren ausgeschaltet und ließen sich nicht mehr anschalten, egal, wie oft sie die Knöpfe betätigte. Wie besessen haute und trat sie jetzt gegen die Computer.
„Scheiße, scheiße, scheiße!!“
„Hey, beruhigen Sie sich, Commander..“, sagte Sullivan.
„Warum muss alles schief laufen?“, sagte Misouri verzweifelt und trat noch ein letztes mal gegen das Gehäuse.
„Sullivan, holen Sie ein Seil und Hakengurte aus dem Lagerraum. Wir werden die anderen nicht hier zurücklassen, sie bekommen auf der Erde eine angemessene Bestattung.“
Er nickte, ging aus dem Cockpit und kam kurze Zeit später mit dem Seil und den Gurten wieder. Sie stiegen in ihre Raumanzüge und verließen das Schiff. Sie befestigten das Seil am Schiff und ließen es den Abgrund hinunter.
„Sullivan, Sie werden runtergehen und Parpilowa und Koenig erst mal am Seil befestigen, wir werden sie dann hochziehen. Wie wir mit Harp und Ridovich vorgehen, die ja weiter hinten abgestürzt sind, müssen wir uns dann noch überlegen“, befahl Misouri, die sich jetzt wieder voll im Griff hatte und ihre Aufgabe als Commander so gut wie noch möglich ausführte.
Sullivan hakte sich am Seil ein und ließ sich hinuntergleiten.
Wenige Sekunden später meldete er sich über Funk.
„Oh mein Gott, das müssen Sie sich ansehen.“
„Was ist los?“
„Kommen Sie runter, Sie werden’s nicht glauben.“
„Sagen Sie uns, was da unten ist.“
„Es sieht aus wie eine...Stadt!“
Misouri schaute zu Becker, der ebenso verdutzt dreinblickte.
„Sie gehen als erstes hinunter, ich folge Ihnen.“
Becker hakte sich ein, ließ sich hinunter und Misouri tat es ihm nach.
Einige Sekunden lang waren sie in völliger Dunkelheit. Unten konnte man Sullivans Taschenlampe umhergleiten sehen. Am Boden angekommen, hakten beide sich aus und folgten dem Lichtkegel. Tatsächlich. Es zeichnete sich eine futuristische Stadt ab.
Plötzlich hörten sie ein lauten Krachen dicht gefolgt von einem Summen und kurze Zeit später war alles hell erleuchtet. Die Crew befand sich mitten auf einer verlassenen Straße, an den Straßenrändern ragten die Häuser hoch gen Himmel.
„Was zum...das ist doch nicht möglich...“
Becker fand als erstes wieder die Sprache.
Misouri blickte sich um.
„Wo sind Parpilowa und Koenig?“
Sie waren so überwältigt gewesen, dass sie glatt vergessen hatten, weshalb sie eigentlich hier unten waren.
„Sie müssten doch eigentlich hier liegen?“
In wenigen Metern Entfernung hörten sie ein leises Schlurfen und Sullivan hätte schwören können, dass er jemanden – oder Etwas – um die Ecke hatte gehen sehen.
„Parpilowa?! Koenig?!“, schrie Becker, „sind Sie das?“
„Wie können die beiden diesen Sturz überlebt haben?“, fragte Misouri.
„Wir haben gerade auf Europa eine Stadt gefunden, da halte ich gar nichts mehr für unmöglich“, entgegnete Sullivan.
Sie gingen die Straße entlang, in die Richtung, aus der das Geräusch kam.
„Parpilowa?! Koenig?!“
Sie gingen um die Ecke – keine Spur von den beiden.
„Ich frage mich gerade, wo die Erbauer dieser Stadt hin sind“, sagte Becker.
Sullivan zuckte mit den Schulten: „Sie scheinen jedenfalls nicht mehr hier zu sein.“
Inzwischen vernahmen sie wieder ein Summen, das immer lauter wurde, je weiter sie voran schritten.
„Es scheint dort um die Ecke seinen Ursprung zu haben, es hört sich ganz nah an“, sagte Becker, „wartet hier, ich schau’ erst mal nach.“
Sullivan und Misouri blieben stehen. Becker ging um die Ecke und plötzlich war das Summen verschwunden.
„Becker? Was ist los?“, fragte Misouri.
Dann ertönte ein Schrei und wie von etwas mit großer Kraft gestoßen flog er hervor und landete hart auf dem Boden. Sullivan und Misouri rannten zu ihm hin. Seine Augen waren geschlossen und er rührte sich nicht.
„Becker, was ist passiert? Wachen sie auf...“
Misouri rüttelte an ihm. Dann riss er die Augen auf und blickte wie in Trance.
„Becker, was ist passiert.?“
„Euer Freund, Becker nennt ihr ihn, ist gerade nicht in der Lage zu sprechen“, sprach Becker.
„Aber...“
„Ich gehöre zu einem Volk, das schon seit Jahrmillionen existiert. Wir sind fast so alt wie das Universum selbst. Wir waren technologisch sehr weit fortgeschritten. Dies hier war nur eine kleine Außenstelle unseres riesigen Sternenreichs“, sprach das Wesen weiter durch Beckers Mund. „Wir haben uns aber auch physisch und psychisch weiterentwickelt. Irgendwann waren wir soweit fortgeschritten, dass wir keine Körper mehr benötigten. Wir verließen sie und lebten fortan als reine Astralwesen. Ihr seid so ein jämmerliches Volk, ihr verdient es gar nicht, zu leben!!“
Dann packten Beckers Hände Misouris Helm.
„Ahh!! Sullivan, helfen Sie mir, er versucht meinen Helm abzuziehen!!“
Sullivan schlug mit der Faust auf Becker ein. Der brachte übermenschliche Kräfte zustande, trat sanft zu, aber schleuderte Sullivan damit meterweit in die Luft. Er kam hart auf, rappelte sich aber schnell auf, rannte zurück und zerstörte mit seiner Taschenlampe die Scheibe von Beckers Helm. Er ließ von Misouri ab. Sullivan packte sie und rannte mit ihr los. Er wollte gar nicht mit ansehen, was mit Becker bei dieser Kälte und diesem Druck passierte.
Er rannte mit ihr zurück zum Seil und hakte sie ein.
„Los, du zuerst.“
Danach hakte er sich und zog sich ebenfalls das Seil hinauf.
Misouri war bereits wieder an der Oberfläche und blickte zu ihm hinunter, als ihn eine Hand am Bein packte und versuchte, wieder hinunter zu ziehen. Als er nach unten sah, blickte er in die starren Augen von Koenig. Er stieß ihn mit seinem anderen Bein hinunter, zog sich schnell an die Oberfläche und kappte das Seil. Sie rannten zurück zum Schiff, legten die Raumanzüge ab und setzen sich erst mal auf den Boden. Auf den Schock mussten sie sich erst einmal ausruhen. Wie gebannt starrte er auf die ihm gegenüberliegende Wand. Diese veränderte sich plötzlich für eine Zehntelsekunde und sah wellenartig aus. Geistesgegenwärtig rannte er zum Bordcomputer, öffnete blitzschnell ein Fach im Gehäuse, riss zwei Kabel heraus und rannte damit auf eine Position im Raum zu, in der Hoffnung, das Astralwesen zu erwischen, das scheinbar gerade durch die Schiffswand ins Innere hineingelangt war. Und tatsächlich stieß er mit den Kabeln in der Hand plötzlich auf Widerstand, in der Luft vor ihm waren kurzzeitig Stromimpulse zu sehen, dann verschwand der Widerstand. Er hatte es geschafft.
Er ging zurück zum Computer, der durch die Stromimpulse wieder zum Laufen gebracht wurde, drückte ein paar Knöpfe, worauf die Raumfähre mit Kurs auf die Erde abhob.
Er atmete erleichtert aus und setzte sich wieder neben Misouri auf den Boden, die völlig unter Schock stand.
„Hey, Commander, wir müssen in die Cryogenkammern, ansonsten bringen wir uns noch gegenseitig um, wenn wir die nächsten Jahre hier zusammenhocken.“
Er lächelte.
Misouri nickte.
„Aber vorher muss ich noch etwas erledigen.“
Sie blickte ihm tief in die Augen. Ihre Köpfe neigten sich leicht zur Seite und kamen sich immer näher. Dann trafen sich ihre Münder zu einem leidenschaftlichen Kuss.

© 2003 by Heiko

 

Hallo Heiko,

ich bin in deiner Geschichte über einen üblen logischen Fehler gestolpert:

Heiko schrieb:
Die Cryogenkammern öffneten sich und die fünfköpfige Crew erwachte.
[...]
„So ein Blödsinn. Wir haben gerade 4 Crewmitglieder und gute Freunde verloren,
[...]
„Ähm...“, meldete sich Becker, neben den beiden das letzte noch lebende Crewmitglied, zu Wort,
Fünf wachen auf, aber vier tote und drei Überlebende macht sieben. :confused:
Ausserdem, mal nennst du die Crewmitglieder nur beim Vornamen und mal nur beim Nachnamen, das verwirrt.
Die Idee deiner Story ist nicht neu: Menschen landen auf einer vermeintlich unbewohnten Welt und werden von den Bewohnern angegriffen.
Mit etwas Geschick kann man aus dem Thema ne gute Story machen, aber ich finde, das ist dir nicht wirklich gelungen. Auch wenn ein oder zwei nette Ideen darin sind.
Kann sein, das andere Leser das anders sehn. Nimms mir nicht übel wenn ich zu herb war.

Gruß Shinji

 

Oh..stimmt..da ist mit der Anzahl der Mitglieder wohl was schief gelaufen...aber wo nenne ich denn mal jemanden beim Vornamen?

 

Die Geschichte hat was von den üblichen Alien-Dingern, was nicht wirklich neu ist. Menschen werden von unglaublich überlegenen Außerirdischen ohne Angabe von Gründen dahingemetzelt. Abgesehen davon ist es recht dämlich von den Überlebenden zu glauben sie wären sicher, nachdem sie mit ihrem Schiff gestartet sind, denn wenn die wirklich eine Basis auf dem Jupitermond errichten können, dann können sie auch so ein primitives, unterlegendes und der Vernichtung geweihtes kleines Schiff ohne Probleme einholen und, nunja, eben vernichten.
Etwas seltsam sit auch, dass sie wenn sie so mächtig und davon überzeugt sind, dass man Menschen ausrotten sollte, warum tun sie es dann nicht? Stattdessen sitzen sie auf Europa rum und lauern nur auf Menschen, die ihre Basis finden, damit sie endlich welche vernichten können.
Damit will ich sagen, dass die einzige Motivation im Sonnensystem eine Basis aufzubauen - ohne die Menschheit direkt auszulöschen - meiner Meinung nach die ist Kontakt aufzunehmen ist.


Eine Sache noch über die ich mich gewundert habe:

„Was zum Teufel ist das?“, unterbrach Parpilowa die andauernde Stille, „wie kann das sein? Ich dachte, unter dem Eis wäre ein riesiger Ozean?“

Müßte der Mond, da er so weit von der Sonne entfernt ist, nicht ohnehin komplett durchgefroren sein?

Viele Grüße, moonwalk

 

@Moonwalk:

Diese Außerirdischen haben ja nicht diese Basis auf Europa gebaut, um die Menschen auszurotten. Diese Basis wurde errichtet, als sie noch Körper hatten, noch bevor die Menschen existierten. Bis zum Zeitpunkt, als die Menschen auf Europa gelandet sind, wussten die Astralwesen noch gar nichts von ihnen. Die lauerten da ja nciht auf sie...

...soviel ich weiß, vermuten Wissenschaftler unter der dicken Eisschicht einen riesigen Ozean...

 
Zuletzt bearbeitet:

@Moon, nach heutigem Stand geht man wirklich davon aus, das auf Europa unter dem Eis ein riesiger Ozean ist. Aber soweit ich weis geht man von zwei bis drei Kilometer dickem Eis aus.

@Heiko, da hatte ich was durcheinandergewürfelt. Es sind nicht erst Vor- und dann Nachnamen. Aber sie brechen mit einem Transporter für zwei Personen und drei Schneemobilen mit jeweils einer Person auf. Du nennst auch die Namen der Leute die aufbrachen. Aber nachdem der Transporter eingebrochen ist, kommen plötzlich drei weitere angerannt, die vorher noch nicht aufgetaucht sind. Wo kamen die her? :confused:
Ausserdem, zu fünft sind sie zur Expedition aufgebrochen, einer war da schon tot, sind also sechs. Nach dem neuen Unglück tauchen drei weitere auf, das sind dann neun.
Also in diesem Punkt must du deine Geschichte unbedingt überarbeiten. Und achte in künftigen Storys auf sowas, das irritert nämlich gewaltig.

 

@Shinji:
Ja, das ich hab Anfang 5-köpfige-Crew schrieb, darauf hat mich moonwalk bereits hingewiesen...aber wie die 3 LEute angeht, die plötzlich auftauchen. Die habe ich schon vorher genannt...wo Commander Misouri einteilt, wer wofür zuständig ist (Alpha und Beta Begrenzung)...

 

@Heiko. Stimmt die drei die nach dem zweiten Unglück zu den Anderen liefen hast du tatsächlich kurz vorher, als die Commandantin die Teams eingeteilt hatte, erwähnt.
Aber das ändert nix an der Tatsache das es zusammengerechnet neun Besatzungsmitglieder sind. Also sind es nun fünf oder sieben oder neun? :confused: Den Punkt der Geschichte musst du unbedingt überarbeiten.

 

Shinji-Chibi schrieb:
Aber das ändert nix an der Tatsache das es zusammengerechnet neun Besatzungsmitglieder sind. Also sind es nun fünf oder sieben oder neun? :confused: Den Punkt der Geschichte musst du unbedingt überarbeiten.

jup, danke...

 

Heiko schrieb:
@Moonwalk:

Diese Außerirdischen haben ja nicht diese Basis auf Europa gebaut, um die Menschen auszurotten. Diese Basis wurde errichtet, als sie noch Körper hatten, noch bevor die Menschen existierten. Bis zum Zeitpunkt, als die Menschen auf Europa gelandet sind, wussten die Astralwesen noch gar nichts von ihnen. Die lauerten da ja nciht auf sie...

...soviel ich weiß, vermuten Wissenschaftler unter der dicken Eisschicht einen riesigen Ozean...


Erstmal danke für die Info mit dem Ozean. Herrscht in dem Punkt Einigkeit in der Wissenschaft oder ist das eine Kontroverse?

Aber zurück zu den Außerirdischen. Vielleicht habe ich es nur überlesen aber woher weiß ich als Leser, dass sie sich erst nach Europas Besiedelung in Astralwesen verwandelten?
Außerdem ist das Übersehen von Menschen im Sonnensystem meiner Meinung nach recht unwahrscheinlich bis unmöglich. Immerhin leuchten des Nachts sämtliche Bevölkerungszentren und wir schicken ziemlich viele Wellen ins All, nur um Satfernsehen zu können. Irgendwas muss einem ja da als ultimativ überlegene Spezies - selbst wenn man an grenzenloser Selbstüberschätzung leidet - auffallen.

Viele Grüße, moonwalk

 

moonwalk schrieb:
Erstmal danke für die Info mit dem Ozean. Herrscht in dem Punkt Einigkeit in der Wissenschaft oder ist das eine Kontroverse?

Soweit ich weiß, herrscht darin Einigkeit..kann natürlich sein, dass vereinzelte Leute was anders behaupten von dem ich nichts weiß, aber meiner Erkenntnis nach ist die breite Masse sich darüber einig...

Aber zurück zu den Außerirdischen. Vielleicht habe ich es nur überlesen aber woher weiß ich als Leser, dass sie sich erst nach Europas Besiedelung in Astralwesen verwandelten?

Hmm...vielleicht habe ich mich da zu undeutlich ausgedrückt. Ich hatte geschrieben, "dies war nur eine kleine Außenstelle unserers riesigen Sternenreichs" und kurz danach habe ich erst geschrieben, dass sie zu Astralwesen wurden. Hätte vielleicht deutlicher machen sollen, dass sie erst da waren und dann sich so weiterentwickelten, dass sie ihre Körper nicht mehr benötigen.

Außerdem ist das Übersehen von Menschen im Sonnensystem meiner Meinung nach recht unwahrscheinlich bis unmöglich. Immerhin leuchten des Nachts sämtliche Bevölkerungszentren und wir schicken ziemlich viele Wellen ins All, nur um Satfernsehen zu können. Irgendwas muss einem ja da als ultimativ überlegene Spezies - selbst wenn man an grenzenloser Selbstüberschätzung leidet - auffallen.

Naja, aber diese Astralwesen rennen ja nicht mit Antennen auf dem Kopf rum, sodass sie diese Wellen aufnehmen. Und von Europa aus kann man glaub ich nicht einfach so die Stadtbeleuchtung der Erde sehen - dazu kommt noch, dass diese Astralwesen ja (scheinbar) keine Augen haben (Ich überlasse das Aussehen etc. dieser Wesen absichtlich der Vorstellungskraft der Leser)....

 

"Hätte niemand geschlafen, wäre die Ansage an keinem vorbeigegangen."
Wenn Du schon überarbeitest, dann streich direkt auch diesen Satz. Der zweite Satz einer Geschichte ist keine gute Stelle, um dem Leser das Hirn zu verknoten ;)

 

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