Wie organisiere ich eine Lesung?
So, ich möchte hier mal aus meinem gigantischen Erfahrungsschatz von einer organisierten Lesung berichten.
Vielleicht hilft es ja dem Einen oder Anderen.
Der Raum:
Einen kostenlosen Raum zu bekommen ist nicht leicht.
Wenn man sich jedoch an das Kulturamt der Stadt wendet, wird einem manchmal geholfen. Die haben oft Interesse daran, kostenlose Kultur in die Stadt zu bekommen und wenn man da auf die Internetseite kg.de verweist, sehen die auch, dass es sich da nicht um irgendeinen Blödsinn handelt.
Das kann man jetzt ja gut machen, seit Besucher nur noch auf die Hinweisseite kommen.
Eine andere und gute Möglichkeit ist, sich an gemeinnützige Organisationen zu wenden.
Die haben oft geeignete Räume und nehmen so eine Lesung gerne, um ihr eigenes Veranstaltungsprogramm aufzuwerten. Außerdem hat man durch die dortigen Mitglieder und Nutzer dieser Organisationen schon mal Werbung und garantierte Gäste.
Der Raum muß ja nicht riesig sein. Wichtig ist, dass man Stühle zusammenrücken kann und sich die Gäste nicht wie in einem leeren Saal vorkommen. In einen kleineren Raum bringt man schneller mal eine gute Atmosphäre.
Egal wie klein der Raum ist, man sollte mit Mikro arbeiten. Bei den meisten Räumen steht so was zur Verfügung.
Termin:
Sucht euch einen geeigneten Termin aus. Meistens ist die Auswahl wegen der Raumbelegung ohnehin begrenzt.
Guckt Euch an, wann Ferien und Feiertage sind, und was sonst noch in der Stadt läuft.
Blöd ist, wenn zu dem gewählten Termin schon zwei andere Lesungen stattfinden.
Für jede Stadt gibt es Veranstaltungskalender, wo man sich schlau machen kann.
Ich finde es auf jeden Fall nicht so doll, hier zu posten und zu fragen: Ich möchte eine Lesung veranstalten. Wann passt es Euch?
Was erwartet man dann? Stellt Euch vor, Ihr bekommt von 15 interessierten Autoren 15 verschiedene Antworten. Am Ende weiß keiner, welches Posting gültig ist und wann die Lesung nun tatsächlich läuft.
Meldet einfach den Termin, der steht fest und fertig. Jeder kann sich daran orientieren.
Werbung:
Ca. zwei Wochen vor der Lesung sollte man am besten persönlich die Presse informieren. Geht in die Redaktionen und gebt dort eine schriftliche Zusammenfassung dessen ab, was passiert.
Gebt unbedingt Eure Anschrift und Tel. Nr. an. Es kann sein, dass die sich melden und Fragen haben.
Denkt auch an die lokalen Radiosender.
Was ich für besonders effektiv halte, sind die Infotafeln in den Banken und Sparkassen.
Bei einigen kann man da ein Plakat selber anpinnen, bei anderen ist das hinter Glas und die Bankleute bringen das an. Ich habe erfahren, dass die recht freundlich und zugänglich sind.
Unbedingt vorher fragen!
Programm:
Wie viele Geschichten/ Autoren man haben will, muss jeder für sich beantworten. Ich meine, dass neun Geschichten einigermaßen passen. Bekommt man keine neun Autoren zusammen, kann der Veranstalter ja auch mal zwei Geschichten lesen, oder es werden längere Geschichten ausgewählt. Ein Abendprogramm bekommt man schon voll. Man kann vor der Pause fünf Geschichten lesen und danach vier. Ich bilde mir ein, dass jemand, der gelangweilt ist, dann eher bleibt, wenn er nach der Pause nur noch vier Geschichten vor sich hat, statt fünf.
Wichtig ist die Reihenfolge: Ernstere Geschichten sollten mehr am Anfang gelesen werden und die Unterhaltung steigernde zum Schluss.
Also: Wenn überhaupt Kindergeschichten, dann eine und die als erstes, um zu zeigen, dass wir so was auch haben. Dann Gesellschaft, Alltag, Krimi, Spannung und am Ende Humor.
Unterhaltung sollte unbedingt im Vordergrund stehen! Es bringt nix, wenn Geschichten gelesen werden, die künstlerisch genial sind, die Gäste das aber nicht erkennen, oder nicht hören wollen. Alles hat sein Publikum, aber…
Wenn siebzig Gäste da sind, unterhalte ich lieber sechzig und langweile zehn, als umgekehrt!
Ganz wichtig sind die Flyer:
Neben den Viten, Vitaä, oder wie der Kurz-Lebenslauf heißt, gibt man da das Programm bekannt.
Ich meine, dass sich bewährt hat, dass man nicht nur den Titel einer Geschichte nennen sollte, sonder in klein darunter auch einen Satz aus der Geschichte, der neugierig macht.
Die Gäste haben dann eine Vorstellung von dem, was noch kommt und werden dadurch eher an der Flucht gehindert.
Moderation:
Mann sollte schon rechtzeitig festmachen, wer die Moderation übernimmt. Ein halbe Stunde vor der Lesung zu vereinbaren, wer ansagt, ist Mist.
Man muss sich vorbereiten. Auf keinen Fall die Vita wiederholen, das können die Gäste selber lesen und wenn, dann nur in einem Satz und kurz.
Was macht der Autor sonst noch? Organisiert er Lesungen? Hat er Veröffentlichungen? Geniale Erfolge? Wartet Hollywood?
Gibt es was persönliches, was man kurz erzählen kann?
Ich lüge mir gerne was zusammen. Hauptsache die Gäste werden unterhalten.
Was ich persönlich meine: Frech ist besser als lieb! Man sollte niemanden beleidigen aber bei einer Lesung ist es ja so, dass der Autor, den man ansagt immer das letzte Wort hat, denn er ist ja als nächstes mit seiner Geschichte dran und kann vorher sagen: Alles Lüge!
Man sollte auch kurz auf die Geschichte eingehen, die dann kommt. Nur sollte man keine Pointen vorwegnehmen.
Mir fällt gerade ein, dass Uwe in Mettmann eine tolle Geschichte über Einhörner gelesen hat. Ich hab dann angesagt… sinngemäß: Kennen Sie Einhörner? Pferde mit nem Horn? Weiß? Gut? Edel? … können Sie knicken, Uwe Post erzählt Ihnen jetzt, wie die Sache wirklich ist.
Hätte ich das wörtlich so gesagt, dann ginge das ja. Tatsächlich hab ich mehr blödsinnig gestammelt. Ich meine aber so die Richtung, die mir gefällt.
Drängt unbedingt darauf, dass Ihr die Viten und Geschichten von den Autoren rechtzeitig bekommt. Oft muss da noch was korrigiert werden und dann wird plötzlich die Zeit knapp.
Pult oder Tisch:
Ich finde das Pult besser, weil man da nicht so ein Gerücke hat mit dem Stuhl, der Abstand zum Mikro leichter herzustellen ist und, was ich besonders wichtig finde: Der Moderator weiß wo er hinmuss!
Wenn man keine zwei Mikros hat, muss der Moderator das Tischmikro in die Hand nehmen und steht dann irgendwie blöd da. Für den lesenden Autor stimmt danach auch nix mehr. Oder der Moderator setzt sich an den Tisch, was für die wenigen Sätze auch total blöd ist.
Wichtig finde ich dabei ein geschlossenes Pult, weil man da das zittern der Knie nicht so sieht.
Zieht am besten braune Hosen an!
An die Autoren:
Nennt bitte Eure Geschichten frühzeitig und schickt umgehend Eure Viten!
Auch finde ich es nicht schön, wenn man ich zu ner Lesung meldet und noch keine Geschichte hat. Was macht man, wenn die neue Geschichte nicht passt? Was soll der Moderator machen? Der Veranstalter rechnet mit nem Brüller und tatsächlich kommt Melancholie pur. Man kann die Flyer nicht drucken, weil noch was fehlt, weil die Reihenfolge nicht festgelegt werden kann…
Für mich ist es kein Problem, wenn gute Geschichten gelesen werden, die schon bei einer anderen Lesung vorgetragen wurden.
Ich mache die Lesung für die Leute der Stadt, in der die Veranstaltung stattfindet.
Sollten kg.de- Leute da sein, die die Geschichte schon kennen… Pech.
Ich liebe Euch, aber mein Ansatz ist da ein anderer.
Nicht die Getränke für die Pause vergessen und Helfer organisieren
Wer Interesse hat, kann von mir gerne Flyer, Plakate, Infoblatt u.s.w. als Vorlage bekommen.
Liebe Grüße
Dreimeier