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Elimination

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18.04.2002
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Elimination

„Sie glauben also, diese Angst, Ihre Agoraphobie, ist ein Teil von Ihnen?“
Dr. Matt Diel rückte behutsam die Brille zurecht und lehnte sich bequem in seinen Sessel zurück. Seine Patientin senkte ihren Kopf, ein zaghaftes Zeichen von Zustimmung. Glatte braune Haare fielen in ihr blasses, angespanntes Gesicht, ihre Augen drückten Traurigkeit aus.
„Nun, meine Liebe“, so sprach der Therapeut immer zu seinen Klientinnen, wenn er sich seiner Sache sicher war, „nun - Sie selbst sind der Druck, den Sie aushalten müssen. Ich werde Sie in Hypnose versetzen, Ihnen Schritt für Schritt einen Lösungsweg zur Überwindung Ihrer Angst aufzeigen.“
Die Frau reagierte wieder mit einem leichten Senken des Kopfes, ihr Einverständnis andeutend. Der Arzt begann mit dem Hypnose-Ritual, er sprach ruhig, aber eindringlich zu seiner Patientin.
„Sie sind abhängig von quälender Angst. Je größer diese ist, desto bedeutungsloser sind Sie. Doch Sie besitzen auch Furchtlosigkeit. Im Allgemeinen ist Ihre Furchtlosigkeit zu schwach, um Ihnen nützen zu können. Folgen Sie mir in eine besondere Welt, in der Furchtlosigkeit Angst eliminieren wird. In dieser Welt wird Ihre Furchtlosigkeit durch eigene grundlegende Angst bestimmt, ebenso von der spezifischen Art und Größe Ihrer Probleme. Außerdem ist die persönliche Bereitschaft, von Schwierigkeiten angezogen zu werden, ein bedeutender Faktor.
Konzentrieren Sie sich, fühlen Sie!
Den Angstanteil dieser von mir dargestellten Welt stellen Sie jetzt ins Verhältnis zur Angst Ihrer eigenen Erfahrungswelt. Hören Sie auf die berechenbare Stimme der Vernunft - Ihre Angst wird durch Ihre Angst aufgehoben!“
Mit einem entspannten Lächeln wachte die zierliche Frau aus der Hypnose auf. Sie fühlte sich befreit. Unabhängig, selbstbestimmt.
Dr. Diel war es in einer speziellen Situation gelungen, die Angst seiner Patientin zu eliminieren, durch die sie sich paradoxerweise zum Teil selbst definierte.
Der erste Schritt war gemacht, ihre kleine, mittlerweile angstfreie Lebensinsel konnte Ausgangspunkt für ein neues Leben inmitten von Veränderungen und schwer kalkulierbaren Kräften werden.
Dr. Diel ging nach Hause. Er war beunruhigt. „Hoffentlich gehorcht das menschliche Seelenleben nicht generell solchen, als physikalische Formel beschreibbaren Mechanismen - wo sind Grenzen?“


Für v.

 
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Hallo xkaxre,

die Formel für den (`normalen´) Druck ist sicher bekannt, die Ableitung der Formel für den hydrostatischen Druck wird (obwohl man nur Grundrechenarten braucht - ist ja wohl mathematischer Realschulstandard) vielleicht nicht immer durchgeführt. Manchmal wird einfach im Experiment gezeigt, dass die Fläche für den Flüssigkeitsdruck keine Rolle spielt. Ich kenne die Lehrpläne der einzelnen Bundesländer nicht - eigentlich schade, wenn Lehrer die Chance verpassen anhand einer so einfachen Gegebenheit die prinzipielle Voraussagbarkeit unerwarteter Ergebnisse durch Gleichungen in der Physik zu versäumen.

LG,

tschüß… Woltochinon

 

Also, ich war in Physik nie besonders gut und diese Formel ist bei mir bestimmt untergegangen, weil mein Interesse am Unterricht meines Physiklehrers sich gegen Null richtete.
Da ich durch deine Hinweise auf einen rechnerischen Hintergrund gekommen war, dachte ich wirklich an die Wahrscheinlichkeitsrechnung wegen P, unkalkulierbaren Kräften...
Im Matheunterricht hatte ich ständig das Gefühl, die Wahrscheinlichkeit ist unkalkulierbar...warum sollte ich mein Hirn damit martern? :D
Dennoch fand ich den Ausflug dahin, amüsant.
Ob ich das Rätsel gelöst habe, war für mich zweitrangig. Der Spass am Knobeln wurde mir nicht genommen.

Goldene Dame

 

Hallo Woltochinon,

du hast eine tolle Idee gehabt, eine wissenschaftliche Gleichung in einer literarischen Handlung zu verstecken. Bedauerlicherweise ist mir damals diese Geschichte entgangen, denn bei so vielen Veröffentlichungen bei KG kann man ja nicht alles und jedes lesen.

Dennoch habe mir Gedanken gemacht, bevor ich mich schrittweise durch die vorstehenden Kommentare gehangelt habe. Um ehrlich zu sein: Ich bin nicht auf die Gleichung gekommen, obwohl sie mir bekannt ist. Ich würde sie zwar nicht unbedingt in die Realschule stecken, aber doch in die Oberstufe eines jeden Physik- Unterrichtes.

Zu schwer fand ich deine Verschlüsselung. Über die Begriffe "Angst" und "Furchtlosigkeit" auf den hydrostatischen Druck zu schliessen, ist ziemlich abwegig. Interessant wäre es vielleicht gewesen, wenn man die physikalischen Termini explizit im Text erwähnte, aber in einem psychologischen Kontext verwendet, z.B.
"Druck" = seelische Belastung;
"Höhe" = irgendwie verarbeiten als Höhenangst;
"Dichte" = Menschenmenge usw.
Ferner führt der Name Matt Diel, obwohl eine schöne Spielerei, den Leser in die Irre; er trägt nichts zur Lösung bei. "Mitleid" könnte man bestenfalls mit den verrückten Physikern haben (hehehe...).

Also, wie gesagt: Deine Idee ist spitzenmäßig, großes Kompliment von mir, aber die Verarbeitung leider viel zu schwer.

Liebe Grüße,
Emil

 

Hallo ababwa,

vielen Dank für Deine konstruktive Kritik!
Mir war die Entschlüsselungsproblematik nicht in diesem Ausmaß bewusst, weil ich den Text nicht (von einem `harmlosen´ Urtext ausgehend) bewusst verschlüsselt habe. Aber es ist einfach zu schwer.

Dein Vorschlag `P´ = seelischer Druck ist verlockend, bei mir ist ´P´ die Patientin.
Wenn ich schreiben würde: Der seelische Druck seiner Patientin war von Angst geprägt - hier klappt die Unterbringung von `A´ in Druck recht gut, werde so etwas in der Art probieren.

`Höhe´ drücke ich als `Größe´ aus, passt zu `Probleme´ - ich denke das kann man vertreten.

Vielleicht nehme ich anstelle von `Art´ (= Dichte) etwas in Richtung `Gewichtung´.

Oder es fällt mir noch eine Möglichkeit ein, einen direkten Hinweis auf die gesamte Formel unter zu bringen oder die Lösungsanmerkung muss Teil der Geschichte werden.


Zitat:
"Mitleid" könnte man bestenfalls mit den verrückten Physikern haben (hehehe...).

Oder mit dem vom Berechenbarkeits-Verdacht geplagten Doktor…

Da hast Du mir doch noch mal einen Nachdenk-Schubs gegeben,

liebe Grüße,

tschüß… Woltochinon

 

Hallo ababwa,

jetzt habe ich drei Veränderungen vorgenommen: Die Angst wird als Platzangst definiert (Platz = Fläche). Der Druck wird im Zusammenhang mit der Patientin direkt erwähnt, die „Art“ wird zur `spezifischen Art´, analog zum spezifischen Gewicht.

Vielen Dank für Deine Anregungen, die mich zu dieser Änderung veranlaßt haben!

Tschüß… Woltochinon

 

Lieber Woltochinon,

deine kleinen Hinweise sind sicher hilfreich, doch aus meiner Sicht erscheint mir die Lösung immer noch zu schwer. Bedenke, daß dies ein Literaturforum ist und nur eine Minderheit von bekloppten Physikern sich mit solchen Dingen befaßt.

Mein Vorschlag war ja, alle Gleichungsvariablen im Text vorzulegen, aber deren Sinngehalt abzuändern. -- Wie nennt man den Begriff, daß ein Wort verschiedene Bedeutung hat, z.B. >Laster<: zum einen als Sünde, zum anderen als LKW? In dieser Weise könnte man viele Spielereien kreieren.

Obwohl ich die Lösung des Rätsels ja schon kenne und deine Verbesserungen gut heiße, wäre ich mir nicht sicher, ob ich mit den 3 Erweiterungen als "Neuleser" immer noch auf die geforderte Gleichung gekommen wäre. Aber der Hinweis auf den Druck ist schon mal wichtig. Gut finde ich dein Experiment auf jeden Fall!

Schöne Grüße,
Emil

 

Hallo ababwa,

das Prinzip mit doppeldeutigen Begriffen zu arbeiten, lässt sich nicht bei allen Größen der Formel durchhalten, bei `Druck´ (psychischer, physikalischer Druck) funktioniert es ganz gut. Dichte (spezifisches Gewicht) z.B. macht Probleme.
Ich mache jetzt noch einen direkten Hinweis, ich glaube, da habe ich eine gute Lösung gefunden.
Vielen Dank für Dein Interesse,

liebe Grüße,

tschüß… Woltochinon

 

Hallo Woltochinon,
ich würde es begrüßen, wenn du den Originaltext stehenlassen könntest und die Veränderungen als zweite Fassung postest.
Wenn ich die veränderte Fassung lese, wäre ich nie auf meine Beiträge gekommen. Das steht schon mal fest.
Insofern ist es dir gelungen, eindeutiger auf das Rätsel hinzuweisen.

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

habe gerne Deinem Wunsch entsprochen.

Liebe Grüße,

tschüß... Woltochinon

 

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