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Eine Zelle ist wie eine Wabe, nur eben nicht aus Wachs

Monster-WG
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10.09.2014
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Eine Zelle ist wie eine Wabe, nur eben nicht aus Wachs

Es rann und sickerte, Samseh lief aus. Tränen, Rotz und Spucke, Blut und Urin. Jemand stieß die Tür auf und eiskaltes Wasser knallte auf seinen gequälten Körper. Wie eine Ladung Steine empfand er diesen brutalen Guss auf seine Wunden. Er zuckte zusammen und sein Herz blieb stehen.
Sie setzten ein Kabel unter Strom – da begann es wieder zu schlagen, leider. Unvorstellbar schön, wenn alles vorbei wäre, doch es ging weiter.
In der Nacht gelang es ihm, sich hochzuquälen, um auf der Pritsche weniger hart zu liegen. Die Schmerzen ließen keinen Schlaf zu, er schwebte zwischen Ohnmacht und Koma.
In seiner Taubheit konnte er nicht denken, aber der Wahnsinn der letzten Stunden führte ihm noch mal Bilder vor, wie er den Fraß in die Visage des Wärters schleuderte, ihn entwaffnete, um sich den Weg nach draußen freizuschießen. Wie sie zurückschossen und ihn niederknüppelten. Auch ihr Geschrei hallte nach, ganz klar, wie auch die penetrante Sirene – selbst das Knirschen seiner eingeschlagenen Zähne vermeinte er noch einmal zu hören.
Ein großer Schmerz durchfuhr ihn, als ob sie nochmals nach ihm traten. Dann zog sich der Schmerz zurück, das Labor seines Körpers produzierte Balsam und Opium und er wusste nichts mehr.

Auch wenn es das Eisengitter nicht gäbe, könnte sich kein Mensch, und sei er noch so schlank, durch dieses Loch in der Wand zwängen, außerdem befand es sich unmittelbar unter der Decke. Doch Tageslicht ließ es hindurch. Er musste verrückt geworden sein, ein Vierteljahr vor der Entlassung so durchzudrehen, aber dieses Dreckschwein, den sie Martillo nannten, hatte ihn so weit gebracht. Der hatte ihn schon lange auf dem Kieker. War so eine erbärmliche Sau und sah mit Wärteruniform und Zottelbart aus wie Iwan der Schreckliche.
Der schob Samseh einen Matsch aus verdorbenem Fisch und grauen Kartoffeln durch die Klappe, dazu sagte er gönnerhaft:
„Riecht bisschen streng, aber wer Hunger hat, kriegt das schon runter." Oft fügte er noch einen Popel aus seinem Habichtszinken bei und machte Samseh Mut: „Ist total lecker.“ Passend dazu grunzte er wie ein Schwein.
Auch die pampige Suppe versalzte Martillo ihm oft, oder garnierte sie mit Schweröl: „Das ist gut gegen ’s Einrosten. Stirbste nicht von, zumindest nicht gleich.“ Und jede seiner Schweinereien untermalte er mit einem fiesen Gekicher, das an Niedertracht nicht zu überbieten war.

Samseh musste auf den Hofgang verzichten, wie hätte er gehen sollen? Ins Hospital gehörte er, doch dafür hatte er keine Beziehungen.
Er musste liegen bleiben, die Schmerzen waren unerträglich. Irgendwann kam sein Tyrann und streichelte ihn mit dem Knüppel: „Na, keinen Bock auf Sonnenschein, Arschloch?“
„Nein. Schlag mich ruhig tot. Gib mir den Rest.“ Er spuckte grün, gelb und rot, rang nach Luft: „Aber eine Kugel wär’ mir lieber.“ Das klang ziemlich undeutlich wegen der ausgeschlagenen Zähne, er sprach abgehackt und sehr leise – aber sein Peiniger verstand.
Dessen perfide Lache wurde noch unerträglicher: „He he – das könnt’ dir so passen. Aber nein, bleib nur noch ein bisschen bei mir, sonst wird mir’s zu langweilig.“
Einen Stern hat er auf jeder Schulter, und er wäre beinahe erstickt an seinem widerlichen Gelächter.

Samseh schaute in das Stückchen Himmel, nicht größer als ein Schuhkarton. Belanglose Wolken, zwei oder drei weiße Streifen wie mit dem Lineal gezogen; uninteressant, in welche Richtung jetzt, gestern, morgen. Er war noch nie geflogen, doch in Gedanken schon tausendmal. Raus – diesen ganzen Wahnsinn verlassen, egal wohin. Überall würde es besser sein als in dieser Gruft für Lebende.
Wie kommen alte Männer dazu, über ihn zu richten? Die schon lange vergessen haben, wie sehr es in einem jungen Mann rumoren kann, wenn ihm die Liebste fehlt, wenn es Sommer ist, wenn der Alkohol zu Kopfe steigt. Und wenn die Hose eng wird, er an nichts anderes mehr denken kann. Der nicht aus seiner Haut kann, den offenherzigen Mädchen nur zuschauen darf, wie sie wippen und kokettieren, um ihre Reize zu zeigen.
Ja, sie hatten viel getrunken und balinesische Zigaretten geraucht. Besonders Faela hatte ihn verrückt gemacht. Rotbraunes Haar wie Kastanien, grünlich schillernde Augen und ein sehr freizügiges Kleid machten sie noch begehrenswerter, als wenn sie nackt gewesen wäre. Wieso hätte er sich keine Hoffnung machen sollen, als sie ihn bei der Damenwahl aufforderte? Und wieso haute sie dann mit Carlos ab, statt mit ihm? Ja, er war blau, trotzdem hatte er das Recht auf eine Erklärung. Aber dieser blöde Kerl stellte sich breitbeinig hin, klemmte die Daumen hinter den Gürtel und sagte, dass er sich verpissen solle.
Das konnte nicht gut gehen.
Sie hatten ihn eingebuchtet – die Alten, die Vergesslichen in den Roben. Dreieinhalb Jahre für einen verunglückten Sommerabend!
So traf er auf die Perversen in Uniform, die sich für diesen gottverdammten Job beworben hatten. Sie trugen Krawatte und zeigten gutes Benehmen, weil sie der Gerechtigkeit Geltung verschaffen wollten, und um dem Staat zu dienen – bis man sie von der Kette ließ.
Ist die ganze Welt verrückt geworden? Alle haben freie Fahrt, die Päderasten in den Sakristeien, die Sadisten in den Internaten, die Verklemmten in den Schulen, die Wahnsinnigen im Traineranzug, die Eitlen im Talar ... die haben alle eine ‚ordentliche Anstellung’, und ihm, dem eigentlich Harmlosen, klauen sie Jahre seines Lebens.

Samseh schloss die Augen, der Himmel tat das auch. Grelles Neonlicht flammte auf, ein mörderisches Licht. Pflanzen gehen darin zugrunde; Menschen nicht - die leiden.

Er hatte wahnsinnigen Durst, heiße Sanddünen ließen seinen Gaumen verdorren. Er brauchte eine Ewigkeit, das Waschbecken zu erreichen; das Wasser brannte höllisch auf seinen aufgeplatzten Lippen.
Bald kam Martillo mit einer Spachtel zurück. Er stellte sich vor die gekalkte Wand und zeigte auf die endlosen Strichreihen, immer vier hoch und einer quer.
„Ich will deine Buchführung mal auf den neuesten Stand bringen, Arschloch“, sagte der. „Dein verwöhnter Gaumen dürfte dich gut und gerne zwei Jährchen kosten.“
Wie ein eiserner Radiergummi tilgte die Spachtel sinnlos verbrachte Tage und Nächte, Reihe um Reihe.
Mehr als drei Jahre kratzte er in fünf Minuten ab; Staub stand in der Luft.
Samseh sah ungläubig zu, was mit seinem Leben geschah. Martillo löschte aus, was war, und bestimmte, was wird. Im unwirklichen Licht schwirrten die Stäubchen umeinander wie Mückenschwärme, jedes verkörperte eine Stunde. Mit weit geöffneten Augen betrachtete Samseh dieses wirbelnde Szenario, einen Teil seines unruhigen Lebens, verstand gleichzeitig alles und nichts.
Würde er mit der Hand wedeln, bildeten die Stäubchen vielleicht Strudel und Spiralen, schwirrten ins Verderben oder ins Glück. Und bliese er hinein, dann entstünde ein Strom, dem alle blind folgen würden. Oh, er würde die Richtung bestimmen, sie würden ihm gehorchen. Er wäre ein großer und mächtiger Samseh.
Grotesk unterbrach ein Klatschen seine tiefsinnigen Gedanken, es schien, dass sich Martillo selbst zu seinem grandiosen Werk Beifall spendete – doch der patschte nur den Kalk von den Händen.

 

Hola josefelipe,

das ist ja mal eine Geschichte, die du gut im Maskenball hättest unterbringen können. Ich wäre nie auf dich gekommen, wenn auch noch die Namen der Figuren anders wären. :)

So richtig klar wird mir allerdings nicht viel.
Weder weiß ich, warum genau Samseh im Knast ist, noch wo sich das abspielt. Ist aber nicht soo schlimm; man muss nicht immer alles wissen. :)

Den kurzen Rückblick auf den Prota finde ich allerdings zu kurz, so dass ich mich nicht richtig in ihn hineinversetzen kann und somit auch nicht mitfühle.

Wieso wird so oft von alten Männern gesprochen? Was spielt das Alter für eine besondere Rolle? Nur, weil er jung ist?

Wieso hätte er sich keine Hoffnung machen sollen, als sie ihn bei der Damenwahl aufforderte?
„Dein verwöhnter Gaumen dürfte dich gut und gerne zwei Jährchen kosten.“
Hier stehe ich auf dem Schlauch.

Sie trugen Krawatte und zeigten gutes Benehmen, weil sie der Gerechtigkeit Geltung verschaffen wollten, und um dem Staat zu dienen – bis man sie von der Kette ließ.
Die Wärter trugen Krawatten oder wer?
Wer sind die Typen in den Trainingsanzügen?

Ich persönlich kann nicht so viel mit deiner Story anfangen, weiß nicht, was du erzählen möchtest.

Sprachlich hat es mir auf jeden Fall gefallen.

Gerne gelesen.

Schönen Tag noch und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hola RinaWu,

bei Dir habe ich immer den Eindruck, dass Du gut drauf bist – deshalb freue ich mich über Deinen Kommentar. Und Du hast ja auch recht:

Samseh geht mir nicht nah. Das, was ihm passiert, ja. Aber nicht er selbst. Irgendwie mag ich ihn nicht. Sollte ich ihn mögen, weil ihm weh getan wird? Keine Ahnung, ich mag ihn jedenfalls nicht.
Nein, Du und niemand sonst muss ihn mögen. Warum auch? Er hat nichts geleistet, wofür man ihn loben, gar bewundern sollte.
Es ist ihm nur etwas passiert, das ist alles.

Es rann und sickerte, Samseh lief aus.
Das ist wohl einer der ekligsten Sätze, die ich je direkt am Anfang einer Geschichte gelesen habe.
Na ja, ist eigentlich nicht mein Spezialgebiet, aber einen Ausflug in die harte Abteilung wollte ich mir gestatten.

Wenn ich daran denke, ... ... was die Deutschen damals in ihren Gefangenenlagern so alles ausprobiert haben ...
Die hätten Martillo wegen Unfähigkeit entlassen.
.... leider ist der Mensch zu den abartigsten Grausamkeiten fähig, schätze ich.
Die Kehrseite der Intelligenz. Vielleicht ist deshalb das Genre ‚Horror’ entstanden, um nicht über das echte Grauen reden und nachdenken zu müssen.

Zuletzt aber etwas Gutes:

Was mich aber wirklich umgehauen hat, ist dieser Absatz hier: .............. Das fand ich richtig richtig gut. Fast schon poetisch.
Ja, mir gefällt’s auch. Liebe RinaWu, ich hatte ja die Ehre und das Vergnügen, Deinen Werdegang als Autorin ein kleines Stückchen verfolgen zu können – und ich muss sagen: Respekt, meine Liebe! Du bist toll vorangekommen.

Auch weiterhin das Beste!
José
p. s.:
Ach du je! Ich sehe gerade, dass ich Dir das Gleiche geschrieben habe wie Peeperkorn. Aber das hatte ich schon in der Nacht vorbereitet - ich bin also Erster;)!!

 

josefelipe,

bei Dir habe ich immer den Eindruck, dass Du gut drauf bist
Das ist ja jetzt mal total geil. Ich bin nämlich eigentlich ein ganz schöner Gargamel, fluche viel und rege mich über alles mögliche auf. Meine Kollegen im Büro nennen mich liebevoll Krawallina. Kein Scherz. Daher finde ich es total schön, wenn du das schreibst. Ich glaube, generell stimmt deine Einschätzung wohl auch, ich bin ein positiver Mensch, verborgen unter einer Grummelgrimasse :D

Die Kehrseite der Intelligenz. Vielleicht ist deshalb das Genre ‚Horror’ entstanden, um nicht über das echte Grauen reden und nachdenken zu müssen.
Ich habe vor kurzem eine Radiosendung zum Thema "Horror" gehört, das war zu Halloween. Da war ein Experte, der hatte Filmgeschichte mit Schwerpunkt Horror studiert oder so ähnlich. Das war so interessant, dass ich jetzt ein Buch darüber lesen will. Ich selbst würde mich ja als Fan dieses Genres bezeichnen, aber sehr ausgewählt, so richtigen Splatter packt meine Psyche nämlich nicht. Auf jeden Fall (ich plappere heute ganz schön) finde ich deine Theorie auch sehr interessant. Es ist ja nämlich schon absurd, dass sich über Horrorfilme oder -bücher aufgeregt wird, wobei man in der Realität oft viel schlimme Ereignisse beobachten kann.

Liebe RinaWu, ich hatte ja die Ehre und das Vergnügen, Deinen Werdegang als Autorin ein kleines Stückchen verfolgen zu können – und ich muss sagen: Respekt, meine Liebe! Du bist toll vorangekommen.
Heute ist ein schöner Tag. Ich muss ganz viel grinsen. Zwischen dem Fluchen und Schimpfen ;) Danke, José, das ist schön zu lesen. Ich befinde mich gerade nämlich in einer Phase, in der mich das Schreiben total anstrengt. Weiß auch nicht, warum, ich zweifel gerade viel, gerade was die Überarbeitung meines Romanversuchs angeht. Da ist es umso schöner, so ein Lob zu lesen. Danke.

Liebe Grüße
RinaWu

 

Hola Tintenfass,

ich danke Dir, dass Du Dich noch mal gemeldet hast. Das hilft mir auch, ein paar meiner Fehler zu erkennen:

... ich dachte, Deine Geschichte spielt in Südamerika ...
bis ich zu der Stelle kam …
Ich bin jetzt davon ausgegangen, der Knast sei in Deutschland ...
Für diese Verwirrung bin ich zuständig. Mein Fehler war, dass ich nicht präzis genug war und so konnte es passieren, dass der Leser, in diesem Falle leider Du, keine klare Ansage bekam.
Und somit besteht Dein Einwand zu Recht:
"Was sind das für Haftbedingungen, was sind das für Menschen?"

Es scheint, dass ich stellenweise geschludert habe, aber für den sprachlichen Schliff habe ich mir zwei Wochen gegönnt. Das lag also nicht am Zeitmangel, sondern geschah beim ersten Entwurf. Ich wollte einige Dinge beim Namen nennen und kam dabei etwas in Rage – die Logik blieb dabei oft auf der Strecke (wie auch der Moslem).
Das ist komisch, denn die Szene dauert nur einen halben Tag, verwirrt also nicht durch zu viele Personen, Zeiten und Schauplätze – und trotzdem ist es mir gelungen, die nötige Klarheit zu umgehen. Soll mir eine Lehre sein.

Inzwischen habe ich meinen Irrtum bemerkt.
Tintenfass – ich bitte Dich! Ist doch meine Schuld! Ich hoffe, Du bist großmütig und verzeihst:).

Allein die ersten beiden Absätze fand ich sehr schockierend ...
Ja, damit fing es an. War sozusagen eine Schreibübung – mal sehen, wie so ein Text aussehen könnte. Und dann kam ich in Fahrt. Auch das ist jetzt klar: Statt den Ablauf der Handlung unter die Lupe zu nehmen, habe ich mich ausschließlich um die beste Formulierung gekümmert – und auch das ist Geschmackssache.

Ich finde es gut, dass Du den Grund der Verurteilung im Dunkeln gelassen hast. So kann sich der Leser seine eigenen Gedanken dazu machen, inwieweit Samseh sich schuldig gemacht hat. Gab es ein unerlaubtes Begrapsche? Oder nur die Prügelei zwischen zwei Kerlen deren "Samenpegel die rote Markierung erreichte"? MMn Letzteres.
Ja, so wollte ich es verstanden wissen.
Begrapsche? Schon möglich. Früher hab ich mir auch auf der Kirmes eingebildet, wenn mich ein Mädchen bei der Damenwahl aufforderte, dass ich sie schon so gut wie im Bett hätte (Schließlich trinken Kerle wie ich Starkbier!). Mir fällt grad ein, dass so eine Szene auch gut zum Oktoberfest passen würde, wenn die Maßkrüge schwappen und die Dirndl immer praller werden (und die Lederhosen:D).

Der Schlusssatz hat mir sehr gut gefallen. Ich seh den Mistkerl vor mir und hätte ich einen Martillo, glaub mir, ich würde ihn in seine Visage dreschen.
Tintenfass, ich bin schockiert! Bitte halte an Dich! So kenne ich Dich doch gar nicht. Trotzdem reibe ich mir die Hände, wenn Dich der Text so anfixt. Ich betrachte das mal als winzigen Pluspunkt.
Und was habe ich gelernt? ‚Die Logik im Auge behalten’. Ja, ganz einfach.
Liebe Christine, frisch gestärkt mit dieser neuen Weisheit, grüße ich Dich und danke Dir für Deine Nachricht (und Geduld mit mir) –
José

 

"She stood there laughing
I felt the knife in my hand and she laughed no more

My, my, my, Delilah
Why, why, why, Delilah“
Mason/Reed, Sänger: Tom Jomes 1968​


Oft fügte er noch einen Popel aus seinem Habichtszinken bei und machte Samseh Mut: „Ist total lecker.“ Passend dazu grunzte er wie ein Schwein.
Auch die pampige Suppe versalzte Martillo ihm oft, oder garnierte sie mit Schweröl:

Zeit, mal wieder den Fünfsterne Gourmet zu besuchen,

hallöle, lieber felipe,

mit einer Variation über den alttestamentarischen Samson-Mythos, Buch der Richter, der bei Dir, wenig appetitlich, buchstäblich unterm Hammer (= martillo [marˈtiʎo] ) bearbeitet wird, denn nicht immer hilft Haareschneiden Palästinensern (= Philister, aber auch nach den Vertreibungen 70 n. Chr. und erste recht nach Sim(s)on Bar Kochbas Aufstand 132 n. Chr. in Palästina zurückgebliebene Juden, die sich ein halbes Jahrtausend später den neuen, arabischen Eroberern anpassten).

Noch ne zwote Variation hätt ich anzubieten in Carlos + martillo = (afr. Karl Martell, Opa des großen Karl und Hausmeister des Hauses Merowech) 732, da fränkische Panzerreiter der islamischen Expansion ein Ende setzten.

Na, vielleicht ist auch die Phantasie mir durchgegangen.

Triviales

In der Nacht gelang es ihm, sich hochzuquälen, um …
Gibt es die Zusammensetzung „hochquälen“, in dem ich mich/er sich (an oder zu etwas) hoch quält, und wär‘s zum aufrechten Gang/Stand?

Ein großer Schmerz durchfuhr ihn, als ob sie nochmals nach ihm traten –
besser Konj. II, „als ob sie … träten“, selbst wenn es dem Geschändeten wie der Indikativ vorkäme

Und wieso haute sie dann mit Carlos ab[,] statt mit ihm?
Martillo löschte aus, was war[,] und bestimmte, was wird.

Als Rätsel klasse,

findet der

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 

Hola@Eisenmann,

Dir besten Dank für Post und Kritik!
Die bis jetzt eingegangenen Kommentare haben recht unterschiedliche Charaktere und Aussagen. Es tummelt sich im Forum, so lebhaft war es noch nie. Und es scheint, dass jeder alle Hände voll zu tun hat, selbst zu schreiben, zu antworten und natürlich zu kommentieren auf Teufel komm raus. Ein schönes Anti-Programm zum Jingle-Bells-Shopping.

Mich freut es sehr, dass Du mit meiner Geschichte zurecht gekommen bist:

Eine beeindruckende Geschichte ist dir da gelungen - die Knastbeschreibungen erinnern mich an das Buch "Bravo Two Zero" ...

Allerdings hatte ich die Aussage mit dem "Gaumen" nicht verstanden, die Samseh nochmals drei Jahre Haftverlängerung eingebracht hatte. Hat er Martillo gebissen oder was?
Nein, gebissen hat er ihn nicht, er hat ihm „nur“ den Schweinefraß ins Gesicht gedrückt:
(... wie er den Fraß in die Visage des Wärters schleuderte, ...)
die reine Majestätsbeleidigung. Deshalb:
„Dein verwöhnter Gaumen dürfte dich gut und gerne zwei Jährchen kosten.“

Ansonsten aber eine sehr bedrückende, realistische Geschichte - egal, ob sie in Mittel- oder Südamerika, Afrika oder Asien spielt.
Eiserner, genau das hatte ich im Sinn!
Kriegst drei Sympathie-Punkte!
Und einen schönen Gruß –
José

 
Zuletzt bearbeitet:

… wie er den Fraß in die Visage des Wärters schleuderte,

… aber dieses fiese Dreckschwein, den sie Martillo nannten, hatte ihn so weit gebracht. Der hatte ihn schon lange auf dem Kieker. War so eine erbärmliche Sau


… das Labor seines Körpers produzierte Balsam und Opium

… heiße Sanddünen ließen seinen Gaumen verdorren


Die Zitate oben veranschaulichen sehr schön das Problem, das ich mit dem Text habe, José:
Mir fehlt ihn dieser Geschichte eine konsistente und vor allem eindeutige Erzählperspektive (Erzählhaltung? Erzählsprache? Keine Ahnung, wie ich’s korrekt benennen müsste.)
Dass Samseh seine Weltwahrnehmung mittels Begriffen wie „Fraß“, „Dreckschwein“, „erbärmliche Sau“ usw. interpretiert, klingt absolut authentisch und nach personaler Perspektive.
Aber wie passen dann das „balsamproduzierende Labor des Körpers“ und die „Sanddünen im Gaumen“ dazu?
Das klingt nach einer gänzlich anderen Erzählinstanz, als würde sich da plötzlich ein quasi auktorialer Poet einmischen. Diese Formulierungen passen für mein Gefühl weder zur Figur des Samseh, noch zum Sujet.
(Wobei ich speziell das Sprachbild von den „Sanddünen im Gaumen“ ganz unabhängig vom Kontext für einigermaßen fragwürdig halte.)
Und auch diese Stellen:

Wie kommen alte Männer dazu, über ihn zu richten? Die schon lange vergessen haben, wie sehr es in einem jungen Mann rumoren kann, wenn ihm die Liebste fehlt, wenn es Sommer ist, wenn der Alkohol zu Kopfe steigt. Und wenn die Hose eng wird, er an nichts anderes mehr denken kann. Der nicht aus seiner Haut kann, den offenherzigen Mädchen nur zuschauen darf, wie sie wippen und kokettieren, um ihre Reize zu zeigen.

Ist die ganze Welt verrückt geworden? Alle haben freie Fahrt, die Päderasten in den Sakristeien, die Sadisten in den Internaten, die Verklemmten in den Schulen, die Wahnsinnigen im Traineranzug, die Eitlen im Talar ...

... erscheinen mir erzählperspektivisch eigenartig: Sind das tatsächlich Samsehs Gedanken und Empfindungen? Und wenn ja, reflektiert der wirklich so eloquent? Dadurch, dass du hier obendrein das Präsens verwendest, klingt es beinahe wie ein Sprecher aus dem Off.

Oder auch das:

Oft fügte er noch einen Popel aus seinem Habichtszinken bei und machte Samseh Mut: „Ist total lecker.“
Er machte Samseh Mut? Wer empfindet das so? Er, der Wärter? (Samseh ja mit Sicherheit nicht.) Ich weiß schon, das soll ironisch gemeint sein. Aber wer ist hier ironisch? Wieder diese ominöse distanzierte Erzählinstanz?

Ich kann‘s nicht viel besser ausdrücken, José als dass mir dieser Text auf eine nicht wirklich fassbare Weise „unentschlossen“ erscheint, ja, „sehr inhomogen“ irgendwie. Also als das ziemliche Gegenteil von deinen anderen Geschichten, die stilistisch - wenn auch mir persönlich meist zu prätentiös - in aller Regel durchgängig und in sich stimmig klingen.
Und genau diese sprachliche Souveränität vermisse ich hier.


offshore

(Hier noch ein Zitat meiner Freundin, einer eifrigen Wk-Leserin:
„Das Ding klingt wie der Frontalzusammenstoß einer josefelipe-Geschichte mit einem Text von zigga.“ :D)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo josefelipe,
ich bin erst mal geprügelt von den Bildern, die Dein Text evoziert. Du knallst einem ja ganz schön was um die Ohren. Da ist Handlung und Entwicklung erst mal nicht im Fokus, sondern unmittelbare Erfahrung. Das stört mich aber jetzt gar nicht so, muss ich sagen. Ich empfinde es fast wie eine Studie, wie hart man Gewalt und Gewalttätigkeit in Sprache übersetzen und sie für den Leser erfahrbar machen kann. Dieses Experiment mache ich gerne mit und überlege nicht, ob im mitteleuropäischen Strafvollzug tatsächlich solche Missstände herrschen, der ja durch diese Gedanken halbwegs in diesem Raum verortet wird:

Ist die ganze Welt verrückt geworden? Alle haben freie Fahrt, die Päderasten in den Sakristeien, die Sadisten in den Internaten, die Verklemmten in den Schulen, die Wahnsinnigen im Traineranzug, die Eitlen im Talar ... die haben alle eine ‚ordentliche Anstellung’, und ihm, dem eigentlich Harmlosen, klauen sie Jahre seines Lebens.
Wenn man das als stummen Monolog aus der Sicht des Gefangenen versteht, ok. Aber es besteht eben eine Diskrepanz zwischen Vollzug und Realität, das hoffe ich zumindest und hoffe auch nicht, dass diese Hoffnung naiv ist. Wenn das nicht so ist, dass es also nicht naiv ist, dann nehme ich den Text eben, wie beschrieben, als Fiktion in einem fingierten Staat. Dann kann ich, auch wie gesagt, Deinen Text in der extremen Art lesen.
Dann empfinde ich ein paar sprachliche Haken, die diese Unmittelbarkeit für mich ausbremsen, und zwar dort, wo der Text versucht, mehr zu erklären, als nötig ist oder einfach ein Bild nicht ganz treffend ist. In meiner Sichtweise, versteht sich. Das irritiert mich eher, als dass es die Situation intensiviert. An wenigen Stellen ist es mir so gegangen. Ich habe ein paar gesammelt:
sogenannte Fenster
Finde ich eher lustig und mag für mich nicht in den Kontext passen. Ich assoziiere auch den schrecklichen Sven aus Wicki. Ist aber vielleicht auch eine sehr persönliche Assoziation.
Iwan der Schreckliche
Dessen finde ich zu umständlich für den direkten und harten Affekt. Perfide auch ein wenig zu sophisticated, wenn es richtig dreckig sein soll
Dessen perfide Lache
Wolken sind immer irgendwie belanglos, außer es sind unheilkündende Gewitterwolken, ja.
Belanglose Wolken
Klingt für mich zu gewollt
mörderisches Licht
Ich kann Klatschen für mich schwer als grotesk klassifizieren.
groteskes Klatschen unterbrach seine tiefsinnigen Gedanken
Was ich natürlich cool finde, ist die Beziehung zum Thema "Auf der Mauer ..." Das ist ziemlich originell, das Abzählen, das man schon seit Robinson Crusoe kennt, ach, wahrscheinlich schon seit den Neandertalern, damit zu verbinden. Sonst, wie gesagt, gewagt ans Extreme gegangen und in meinem Augen auf vielen Ebenen gewonnen.
Herzlich
rieger

 
Zuletzt bearbeitet:

Hola Geschichtenwerker,

wir hatten ja heute Abend schon das Vergnügen – und jetzt springen mir Deine akribischen Anmerkungen zu den ersten Sätzen meiner Geschichte noch einmal ins Auge.
‚Rinnen’ und ‚sickern’ hast Du analysiert:

Das Wort "sickern" heißt für mich, dass eine Flüssigkeit in einen Stoffeindringt (z. B. Wasser sickert in den Boden, Blut in das Pflaster, etc.).
Sehe ich auch so.

Zusammen mit dem Wort "rinnen" habe ich also das Bild von Flüssigkeiten vor Augen, die irgendwo hinlaufen und z. B. in den Boden sickern.
Exakt.

In Deinem Resümee fragst Du:

Wohin sickern denn die ganzen Körperflüssigkeiten?
Aber bei ‚rinnen’ hast Du schon die Antwort gegeben:
... die irgendwo hinlaufen und z. B. in den Boden sickern.
Mehr weiß ich auch nicht.


Der Bruch wird (vielleicht) besser, wenn man den Satzteil "Samseh lief aus", nach der Aufzählung der Körperflüssigkeiten setzt.
„Vielleicht“ ist ein bisschen wenig. Ich meine, da könnte es doch auch so bleiben, wie es ist?

Der nächste Stolperer ist bei "eiskaltes Wasser knallte auf seinen ... Körper". "Auf" ist eine Ortsangabe, die nach meinem Sprachgefühl den Dativ nach sich zieht und bei mir ein komisches Bild hervorruft. Das Wasser knallt auf seinem Körper? Daher fände ich "gegen" anstelle von "auf" passender, was auch gleichzeitig die Brutalität steigert.
Einfach oder kompliziert? Wo oder wohin? Ich sehe es so: Der Prot liegt auf dem Boden, das Wasser landet auf ihm. Stünde er, dann würde ich ‚gegen ihn’ benutzen.

Jetzt kommt "wie eine Ladung Steine". Dieses Bild ist bei mir mit einem schweren Gewicht verknüpft. Das passt aber nicht zu dem Wasser, das gegen den Körper knallt, denn es ist der Impuls des Wassers, der den Schmerz hervorruft und nicht das Gewicht das Wassers.
Die Wogen knallten gegen die Kaimauer. Brutal, obwohl Wasser. In meinem Text ist es nicht das Gewicht des Wassers allein, in erster Linie geht es um die Empfindlichkeit seiner frischen Wunden:
Wie eine Ladung Steine empfand er diesen brutalen Guss auf seine Wunden.
Vor der Kürzung war das ein Eimer Wasser, aber „Guss“ hat wohl auch dieses Kompakte wie ein fester Körper.
Sei es, wie es sei. Du sagst selbst:
Aber das ist alles natürlich Geschmackssache.

Für mich sind das keine großen Dinge – meine KG hat andere Schwächen. ernst offshore hat mir gerade einige aufgezählt, und leider hat er recht.
Ich wollte nur verdeutlichen, warum ich gleich in den ersten Sätzen hängenblieb.
Es ist schade, dass Du nicht die ganze Geschichte kommentierst, doch ich erkenne, dass Du ein sehr genauer Leser bist. Umso weniger verstehe ich allerdings die Anspruchslosigkeit Deiner Bommi-Geschichte. Das kriege ich nicht unter einen Hut.

Unter Deiner KG lese ich:

... mein Erstlingswerk in die Arena zu werfen.
Deine erste Kurzgeschichte? Aber Du nennst Dich Geschichtenwerker - ist das nicht Hochstapelei?

Da muss ich erst mal drüber schlafen. Gute Nacht!
José

 

Hola wieselmaus,

vielen Dank für die prompte Antwort!

... du hast zwei Fragen an mich. Ich beginne mal mit "Bildung und Geschmack".
Selbstverständlich habe ich keine Zweifel an der Intelligenz deines armen leidenden Prots.
Hege nur Zweifel, die sind berechtigt.
Nur, er sitzt in einem miesen Gefängnis und kann Zeitung lesen, Nachrichten hören o.Ä.? Es ist hier eine Frage der Logik, die mich zweifeln lässt.
Die Geschichte hat sehr viele Mängel – das haben die Kommentare deutlich gemacht. Deshalb versuche ich auch nicht, etwas zu beschönigen, sondern schreibe in mein Merkbuch;), was ich in Zukunft besser machen sollte/will/muss.
Dass der Prot die Zustände ‚da draußen’ kennt, könnte aber aus der Zeit vor seiner Einbuchtung stammen. So neu sind die ja nicht.

Mir kommt es eher so vor, als ob der Autor aus dem Off eine Zusammenfassung aller Übelstände formuliert.
Haha, fast genauso hat’s ernst offshore auch gesagt. Und leider stimmt’s.

Oder handelt es sich gar umden geläuterten Prot, der anscheinend mit dem Leben davon gekommen ist? Sollte - Himmel! - Prot und Autor gar dieselbe Person sein?
Ich finde, hier wirst Du ziemlich persönlich, eigentlich entlarvend persönlich. Kompliment!
Gefahr bestand nur für den Leib, nicht fürs Leben.

Nein, das weise ich weit von mir, niemals!
Na, das kommt aber ein bisschen spät!!

Und also nehme ich das mit dem Geschmack zurück, obwohl ... Ich könnte mir schon vorstellen, dass er jedesmal eine provozierende Bemerkung gemacht hat, wenn ihm der Fraß serviert wurde.
Die Sopa paraguaya konnte man an die Wand nageln, und sich mit der roten Sauce die Zehnägel lackieren. Es waren nur knappe zwei Wochen, leider waren zwei Freitage dabei. Da gab’s Fisch, frisch gefangen aus dem Drecksfluss vor der Haustür. Aber ich hörte, dass dessen Wasser jetzt nicht mehr ganz so schlimm versaut ist.

Ich fürchte, auch bei deinem Prot sind Machobilder im Hinterkopf. Kampf um die weibliche Beute, den Harem, die Verfügung darüber.
Liebe wieselmaus, Deine Befürchtungen sind nicht von der Hand zu weisen. Vielleicht ist ‚die Verfügung über den Harem’ leicht übertrieben, denn so eine Anschaffung ist ja auch sauteuer, jedenfalls teurer als regelmäßige Bordellbesuche. Und die haben in Südamerika eine Qualität, von der Europäer nur träumen können:D.
So, jetzt hast Du die Nase voll mit mir und ich möchte mich – und unsere Freundschaft – verabschieden: Auf Wiedersehen und alles Gute!
Halt, zuvor noch:
Als Beleg nehme ich seine Entschuldigungs- und Ablenkungsstrategie:
kann nix dafür, weil hormongesteuert
andere sind noch viel schlimmer.
So lässt du ihn handeln und denken. Von Einsicht keine Spur.
Warum auch / oder: nicht? Aber jetzt vernünftig: Diesem Macho-Kram steht das Kalkül der Frauen dort gegenüber, die viel materieller ausgerichtet sind als unsere oft unabhängigen Europäerinnen (westlich der Ukraine). Das Gesamtpaket muss man sehen (Kontext mag ich nicht, aber Gesamtpaket klingt auch bescheuert).

Es ist auch gut, wenn du ihn als Moslem herausnimmst. Wie käme der denn dazu, die Missstände in Europa anzuprangern? Für mich auch hier eine Frage der Logik.
Ja, das war Quatsch. Ich hab’s schon anderen Kommentatoren geschrieben, dass ich mich in Emotionen verfing, die zuallererst die Logik aushebelten. Ich wüsste auch nicht, dass ich schon einmal einen Text ausprobieren wollte und dann quasi von ihm vereinnahmt wurde. Schon von meinem verdrehten Charakter her hätte ich nie am TdM. teilgenommen, aber als ich nochmals an das Thema dachte, fielen mir auch die Striche an der Wand in Asunción ein.
Die alte Geschichte, dass Persönliches meist mit reingebuttert wird in den Text, erfährt hier wieder ein prima Beispiel.
Du wolltest es wissen.
Ja, und jetzt weiß ich es. Verzeih mir meine Albernheiten, aber um ernst zu sein, bin ich einfach zu alt. Und vermutlich wird es bald nicht mehr viel zu lachen geben.

Nichtsdestoweniger schätze ich deine Fähigkeit, auch Unaussprechliches ästhetisch zu artikulieren.
Wenn Du das sagst, freut mich das sehr. Doch es ist wahr: Ich hab nur mal probieren wollen - und jetzt hab ich den Salat. Und Deinem freundlichen Befehl wird selbstverständlich Folge geleistet:
Und bitte, bitte, schreib zwischendurch wieder liebenswerte Geschichten, wie sie zwischen Männern und Frauen passieren
.
Weiterhin gern zu Diensten –
José

 

Hallo josefelipe,

wenn ich gewusst hätte, dass mein kleiner Kommentar und das Einstellen meines ersten Versuches einer Geschichte eine Reihe persönliche Anfeindungen auslöst, die in dem Vorwurf gipfelt:

Deine erste Kurzgeschichte? Aber Du nennst Dich Geschichtenwerker - ist das nicht Hochstapelei?

dann hätte ich mir die Kommentierung natürlich gespart.

Gruß

Geschichtenwerker

 

Dann misch ich mich kurz mal ein: Ich könnte jetzt josefelipes Anmerkung löschen und dann den Beitrag darauf von Geschichtenwerker auch. Tu ich aber nicht, weil das für uns Moderatoren immer wieder ganz viel Arbeit ist, besonders mit josefelipe, der immer wieder mal so einen Knaller raushaut, der an jeglichem Feingefühl zweifeln lässt. Zwar ist es wohl witzig gemeint, aber andere fassen es nicht so auf.

Deswegen darf Jose ruhig mal sehen, dass es für andere eben nicht lustig ist und sogar die Lust am Kommentieren verdirbt. Aber damit ist das Thema jetzt auch erledigt und alles weitere, was sich darauf bezieht, wird kommentarlos gelöscht.

Und nun habt euch wieder lieb, immerhin ist erster Advent :) :xmas:

 
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Hola GoMusic,

für Deinen Kommentar vielen Dank!
Tja, ich muss zugeben, dass diese Geschichte nicht zu meinen besten gehört. Eigentlich empfinde ich ein vorgegebenes Thema wie eine Auftragsarbeit, aber ich hatte da noch so eine alte Erinnerung – und die passte genau zum TdM. Unterm Strich bin ich froh, daran teilgenommen zu haben, denn es geht doch ganz schön rund im Forum. Da würde man sich als Zaungast ziemlich ärgern.

So richtig klar wird mir allerdings nicht viel.
Meine Schuld. Statt einen Plan zu machen, habe ich emotionsgeladen einfach drauflosgeschrieben. Leider blieb an manchen Stellen die Logik auf der Strecke.
Beim Überarbeiten dachte ich, dieses Spontane könnte authentisch rüberkommen – und habe wohl auch zu schnell eingestellt.
Jedenfalls haben die Kommentare mir die Augen geöffnet.
Weder weiß ich, warum genau Samseh im Knast ist, ...
Das war dieser besoffene Sommerabend, an dem Faela mit Carlos statt mit ihm abgehauen ist, und er deshalb Carlos aufs Maul geschlagen hat – und vermutlich nicht nur einmal (bei dreieinhalb Jahren Knast).
... noch wo sich das abspielt.
In meinem Kopf überall dort, wo solche Zustände herrschen, und das wäre eine lange Liste.

Den kurzen Rückblick auf den Prota finde ich allerdings zu kurz, so dass ich mich nicht richtig in ihn hineinversetzen kann und somit auch nicht mitfühle.

Das Fette lese ich immer wieder – und verstehe es immer noch nicht. Warum muss mit dem Prota mitgefühlt werden? Ich fühle auch nicht mit ihm, beschreibe nur, was ihm geschieht – denn schon bei der Tat hatte nicht er die Regie über sein Tun und Lassen, sondern die Hormone und der Alkohol.

Wieso wird so oft von alten Männern gesprochen? Was spielt das Alter für eine besondere Rolle? Nur, weil er jung ist?
Das ist auf die Richter bezogen. Aus seiner Sicht sind Fünfundvierzigjährige schon alt. Er meint, dass die ihre Jugendsünden schon vergessen hätten.

„Dein verwöhnter Gaumen dürfte dich gut und gerne zwei Jährchen kosten.“
Hier stehe ich auf dem Schlauch.
Na, schließlich hat er dem Wärter die edle Speise ins Gesicht gekippt.

Sie trugen Krawatte und zeigten gutes Benehmen, weil sie der Gerechtigkeit Geltung verschaffen wollten, und um dem Staat zu dienen – bis man sie von der Kette ließ.
Die Wärter trugen Krawatten oder wer?
Wer sind die Typen in den Trainingsanzügen?

Das hätte ich sauberer formulieren müssen. Die Rede ist von Leuten, die „eine Position“ innehaben, ein bisschen Macht. Die gehen korrekt gekleidet (wie auch die Börsen-Gangster haha).
Mit den Wahnsinnigen im Traineranzug meinte ich die Schleifer unter dem Deckmantel des Sports, die ihre Schäflein drangsalieren, bis sie für ein paar Millionen verkauft werden können. Es lebe der Sport = das große Geschäft!

Ich persönlich kann nicht so viel mit deiner Story anfangen, weiß nicht, was du erzählen möchtest.
Das ist sehr schade, aber ich hab’s verbockt. Aber danke, dass Du trotzdem sagst:
Sprachlich hat es mir auf jeden Fall gefallen.
Gerne gelesen.
Du bist wirklich ein netter Mensch!

José

 
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Hola Friedel,

nach längerem Schweigen nehmen wir unsere diplomatischen Beziehungen wieder auf. Find ich gut.
Leider besteht mein altes Problem mit Deinen ‚Kommentaren’ weiterhin:
Ich kann die Sache drehen und wenden, wie ich will – ich sehe keinen Zusammenhang zwischen meinem Text (so schlecht er diesmal auch ist) und Deinen für mich unverständlichen Ausführungen dazu:
Ein englischer Schlagertext - Mason/Reed, Sänger: Tom Jomes 1968 ( Wo ist der Bezug zwischen einer erstochenen Dame und meiner KG? Da hättste mir auch ein Cocktailrezept schicken können),
eine Variation über den alttestamentarischen Samson-Mythos, Buch der Richter,
des Weiteren „nicht immer hilft Haareschneiden Palästinensern ...“,
... Philister, aber auch nach den Vertreibungen (während des beinharten Winters) 70 n. Chr. und
Sim(s)on Bar Kochbas Aufstand 132 n. Chr. Ja, nach und nicht vor Christus, das möchte ich noch einmal deutlich herausheben!
Friedel, Du schaffst mich. Mittlerweile stehe ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch, und die Ursache ist nicht allein meine verunglückte Story.
Dein zweiter Vorschlag gibt mir dann den Rest:

Carlos + martillo = (afr. Karl Martell, Opa des großen Karl und Hausmeister des Hauses Merowech) 732,( hier fehlt mir die präzise Angabe vor oder nach Chr.) da fränkische Panzerreiter ...
Ich kann nicht mehr. Aber wenn Du meine Geschichte (zu Recht) verrissen hättest, läge ich jetzt auch am Boden. Kommt auf eins raus.

Na, vielleicht ist auch die Phantasie mir durchgegangen.
Das verwundert mich nicht, ich kenne Dich gar nicht anders.

Trotzdem war Dein Komm hilfreich – die beiden fehlenden Kommas habe ich eingebaut. Danke.
Ich würde mich freuen, wenn Du mir wieder einmal so tatkräftig unter die Arme greifen könntest.
Bis dahin!
José
p.s.:

Als Rätsel klasse, ...
Dito, Dein Komm auch. 1 : 1:).

 

Hola@ernst offshore,

... das Problem, das ich mit dem Text habe, José:
Mir fehlt ihn dieser Geschichte eine konsistente und vor allem eindeutige Erzählperspektive.
Stimmt, ein Riesenfehler. Tja, ist passiert. Eigentlich schreibe ich nur an Tagen mit ‚inneren Schwingungen’, aber diesmal ging’s deutlich daneben. Deshalb: Recht haste, da gibt es nichts zu kaschieren.
Ich weiß gar nicht, ob es lohnt, die einzelnen Sachen aufzuzählen, denn es sind zu viele – nach zwei Jahren WK-Mitgliedschaft eine Katastrophe.

... klingt absolut authentisch und nach personaler Perspektive.
Das klingt nach einer gänzlich anderen Erzählinstanz ...
… ein quasi auktorialer Poet …
... ein Sprecher aus dem Off.
Schiffbruch. Misslungen. Ob ich durch Überarbeiten etwas retten könnte, will ich mich gar nicht fragen. Bin eher der Wegwerf-Typ.
Aber als Beispiel dafür, dass man auch mit einiger, nicht literarischer, sondern Lebenserfahrung auf zu dünnes Eis geht, wenn man nicht aufpasst, hat die Geschichte doch noch einen Lehr-Wert (statt Mehr-Wert;)für mich.
ICH habe diese Fehler gemacht, und leider gibt’s niemanden, dem ich die Schuld dafür in die Schuhe schieben könnte.
Ernesto, Du hast noch andere Beispiele angeführt, und auch die bleiben unwidersprochen.

Bei mir kamen einige Beweggründe zusammen, die allesamt nicht taugten, eine vernünftige KG zu schreiben, mich aber dennoch dazu animierten: Erinnerung an ein (sehr kurzes) Erlebnis im paraguayanischem Knast vor einem halben Jahrhundert und an die Wand mit dem Strichkalender meiner Vorgänger. Selbstüberschätzung (diesen Text kriege ich hin). Fehlspekulation: Das ist so emotional, dass wird schon klappen. Auch ein eingebildeter Zeitdruck – mir, dem Verächter aller Sportveranstaltungen und Challenges, wird ein Termin oktroyiert, unfassbar.
Nee, es ging daneben. Kann man nicht anders sagen.

Jedenfalls freue ich mich, dass wir wieder miteinander reden und hoffe sehr, dass das auch so bleibt.

Ernesto, alles Gute, und pass auf beim Schweißen!
José

(Hier noch ein Zitat meiner Freundin, einer eifrigen Wk-Leserin:
„Das Ding klingt wie der Frontalzusammenstoß einer josefelipe-Geschichte mit einem Text von zigga.“
Also doch! Ich hatte das ungute Gefühl, dass hinter meinem Rücken getuschelt wird.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @josefelipe,

ich verfolge die Kommentare zu Deiner Geschichte und möchte mich nochmal dazu äußern.

Ich weiß gar nicht, ob es lohnt, die einzelnen Sachen aufzuzählen, denn es sind zu viele – nach zwei Jahren WK-Mitgliedschaft eine Katastrophe.

Mir scheint, Du bist ziemlich frustriert darüber, dass sich Dein Text dem Leser nicht so erschließt, wie Du es erwartet hast. Der Komm von Ernst hat zudem noch perspektivische Fehler gezeigt. Dazu kann ich aber nichts sagen, doch es wird schon seine Richtigkeit haben – Du hast ihm ja zugestimmt.

Schiffbruch. Misslungen. Ob ich durch Überarbeiten etwas retten könnte, will ich mich gar nicht fragen. Bin eher der Wegwerf-Typ.

Mir macht Deine Antwort Sorgen. Dein Text steckt voll Emotionen und ich dachte mir schon lange, dass Du da was sehr persönliches geschrieben hast. Je mehr Herzblut drinsteckt, umso enttäuschter ist man, wenn es beim Leser nicht so ankommt.

Du hast Dir bei der Wahl der richtigen EP sicher Gedanken gemacht. Doch warum versuchst Du es nicht, und erzählst uns die Geschichte aus einer anderen Perspektive? Ich bin ja ein Fan des Ich-Erzählens, finde man kann hier dem Leser die Protagonisten gut ans Herz legen. Die Geile Zeit habe ich in der Personalen EP begonnen, war dann aber unzufrieden und hab alles umgeschrieben obwohl es schon etliche Seiten waren. Danach war ich zufrieden, für mich hat sich der Aufwand gelohnt. Ich weiß nicht, ob das eine Alternative für dich wäre, José. Ich wollt's nur mal gesagt haben, weil ich es schade fände, wenn Du die Geschichte abgehakt hättest. Hast dir doch bei so vielem Luft verschafft und es wäre doof, wenn da ein schlechtes Gefühl für Dich zurückbliebe.

Vielleicht hast Du ja schon selbst daran gedacht - das wäre schön. Dann leg los, Du hast ja noch den Dezember.

Nee, es ging daneben. Kann man nicht anders sagen.

Streich das mal ganz schnell aus Deinem Gedächtnis.

Lieber Gruß
Tintenfass


02.12.2016 / 17.35 Uhr Betrifft Deine Nachricht vom 30.11.2016

Hallo @josefelipe

da das keine Textbesprechung mehr ist, schreibe ich hier unten weiter.

Doch ein schlechtes Gefühl wird wohl nicht zurückbleiben.
Es ist unverhältnismäßig, wenn Erfolg oder Misserfolg im Forum meine Tagesform bestimmen.
Die für die Überarbeitung nötige Zeit nutze ich lieber für eine neue KG. Das macht mir mehr Spaß.

Ich sah Dich schon mit dem Strick in der Hand … Danke für Deine Erklärungen, jetzt bin ich beruhigt.

ich hoffe, meine Antwort wirkt nicht wie der schiere Undank.

ganz und gar nicht, José – ich kann alles nachvollziehen.

Viel Erfolg beim Plätzchen backen.

Liebe Grüße und alles Gute für Dich und Deine "Nervensäge".

Tintenfass

P.S. bin mal gespannt, wer den längeren Atem bei euch hat.

 

Hola rieger,

Ich empfinde es fast wie eine Studie, wie hart man Gewalt und Gewalttätigkeit in Sprache übersetzen und sie für den Leser erfahrbar machen kann.
Oh, vielen Dank! Eigentlich hab ich’s nicht mit Gewalt & Co., aber ich wollte es einmal ausprobieren; bleibt ja im theoretischen Bereich:).
Dieses Experiment mache ich gerne mit ...
Du bist der ideale Leser.
... ob im mitteleuropäischen Strafvollzug tatsächlich solche Missstände herrschen, der ja durch diese Gedanken halbwegs in diesem Raum verortet wird ...
Oh nein, liebe rieger, an Mitteleuropa hatte ich nicht gedacht, aber an Dutzende Länder, in denen das denkbar wäre, eh praktiziert wird, oder wie Du schreibst:
... als Fiktion in einem fingierten Staat.
Denn die im Text erwähnten Päderasten in den Sakristeien, Sadisten in den Internaten, Verklemmten in den Schulen, Wahnsinnigen im Traineranzug und Eitlen im Talar sind ja auch in unzähligen Ländern außerhalb Europas anzutreffen. So passt es dann, wenn Du sagst:
Dann kann ich ... Deinen Text in der extremen Art lesen.

sogenannte Fenster
Finde ich eher lustig und mag für mich nicht in den Kontext passen.
Ich habe es geändert, hast recht.
Dessen perfide Lache ...
Dessen finde ich zu umständlich für den direkten und harten Affekt. Perfide auch ein wenig zu sophisticated, wenn es richtig dreckig sein soll.
Hier hab ich ein bisschen herumprobiert, aber eine echte Verbesserung will mir nicht gelingen.
‚Dessen’ durch ‚sein’ ersetzen geht nicht, weil das im Satz zuvor steht usw. usf.
Belanglose Wolken
Wolken sind immer irgendwie belanglos, außer es sind unheilkündende Gewitterwolken, ja.
Widerspruch: Wolken können unzählige Eigenschaften, Formen und Farben haben und sind für meinen Geschmack alles andere als belanglos.
Hier habe ich ‚belanglos’ benutzt, um die trübe Stimmung des Häftlings zu illustrieren. Den hätten auch flauschige, rosafarbene Wolken nicht aufheitern können.
mörderisches Licht
Klingt für mich zu gewollt
Diesem ‚Sparlicht’ fehlen die Rottöne, ich empfinde es wirklich als grausam.
groteskes Klatschen unterbrach seine tiefsinnigen Gedanken
Ich kann Klatschen für mich schwer als grotesk klassifizieren.
Danke für den Tipp. Jetzt heißt es:
Grotesk unterbrach ein Klatschen seine tiefsinnigen Gedanken, es schien, dass sich Martillo selbst zu seinem grandiosen Werk Beifall spendete – doch der patschte nur den Kalk von den Händen.
Das klingt tatsächlich einleuchtender und besser.
Und Dein letzter Satz passt mit seiner Liebenswürdigkeit perfekt in die Vorweihnachtszeit:
Sonst, wie gesagt, gewagt ans Extreme gegangen und in meinem Augen auf vielen Ebenen gewonnen.
Liebe rieger, ich danke für Deinen wohlwollenden Kommentar. Zwar habe ich für diese Geschichte von allen Seiten Prügel einstecken müssen (und das mit Recht) – aber so ein Stoß ins Kreuz muss wohl ab und zu mal sein.
Netter Laden, dieses WK-Forum.

Schöne Grüße!
José

 

Hola Tintenfass,

ich danke Dir herzlich für die einfühlsamen Zeilen. Für eine Hard-Rock-Lady wunderbar weiche Töne. Finde ich schön, dass Du mich zum Überarbeiten des Textes anregen willst.

Mir scheint, Du bist ziemlich frustriert darüber, dass sich Dein Text dem Leser nicht so erschließt, wie Du es erwartet hast.
Ja, ich kenne dieses Gefühl; habe gerade dem Bultasar einen tröstlichen Komm geschickt zu seiner wirklich gelungenen Geschichte (Donkey Business).
In letzter Zeit jedoch gelingt es mir besser, cool zu bleiben und der Sache kein übermäßiges Gewicht beizumessen: Wenn ich etwas nicht gut mache, muss ich auf den Applaus verzichten.
Ich neige dazu, lieber etwas Neues anzufangen, als an einem verhunzten Werkstück herumzufeilen. Da gehst Du ganz anders zu Werke:
Die Geile Zeit habe ich in der Personalen EP begonnen, war dann aber unzufrieden und hab alles umgeschrieben obwohl es schon etliche Seiten waren. Danach war ich zufrieden, für mich hat sich der Aufwand gelohnt.
So macht es Sinn, versteh ich. Bei dieser KG hingegen lagen aus meiner Sicht einige Dinge anders: Ich habe ohne klare Vorstellungen losgeschrieben, mehr probierend als ernsthaft, weil ich Underdog-Themen meist aus dem Weg gehe. Aber dann wurde es doch emotional.
Tintenfass, ich fürchte, ich lass diese Geschichte ins Schwarze Loch trudeln, auch weil ich mir vorstellen kann, dass sie nach ihrer Bearbeitung kein zweites Mal gelesen wird. Bin wohl doch anders gestrickt als Du:).

... weil ich es schade fände, wenn Du die Geschichte abgehakt hättest. Hast dir doch bei so vielem Luft verschafft und es wäre doof, wenn da ein schlechtes Gefühl für Dich zurückbliebe.
Ist lieb von Dir. Doch ein schlechtes Gefühl wird wohl nicht zurückbleiben.
Zwar habe ich lange Zeit gelitten, wenn meine jeweils neue Geschichte mehr oder weniger unbeachtet blieb, doch das hat sich in den letzten Monaten gegeben. Es ist unverhältnismäßig, wenn Erfolg oder Misserfolg im Forum meine Tagesform bestimmen:D.
Ich hoffe, Du verstehst mich ein bisschen. Die für die Überarbeitung nötige Zeit nutze ich lieber für eine neue KG. Das macht mir mehr Spaß. Und meine Lektion habe ich eh bekommen!

Liebe Tintenfass, nochmals danke für Deine Überlegungen – ich hoffe, meine Antwort wirkt nicht wie der schiere Undank.

Dann leg los, Du hast ja noch den Dezember.
Du hast gut reden! Und wann soll ich Plätzchen backen?

Christine, ich wünsche Dir eine schöne Adventszeit!
José

p. s.: Es gibt hier im Hintergrund eine Nervensäge, die piesackt mich und will, dass ich die Geschichte doch überarbeite. Mal sehen, wer sich durchsetzt.

 

Hola maria.meerhaba,

Natürlich schreibe ich jetzt nicht böswillig, sondern gönne dir das gleiche wie den anderen: Eine ehrlichbrutale Mariakritik.
Das klingt fair.

Gut, Bilder kannst du erzeugen, ...
Das muss wohl stimmen, ich höre es oft – aber es gibt ein Problem:
Deine Figur bekommt trotz der starken Bilder kein richtiges Gesicht, keinen Tiefgang, keine Seele.
Da hast Du recht, wenn Du deutlich dargestellte Figuren erwartest – aber nicht bekommst. Ich kann sie nicht liefern, aber das ist ja auch keine unentbehrliche Zutat für eine Kurzgeschichte. Mit Bildern habe ich weniger Probleme als mit der Zeichnung von Menschen.
In meinen Geschichten geht es deswegen meist nicht um Personen, sondern um Handlungen (z.B. „Die Hummer von Nova Scotia“).
Schon oft hatte ich die Idee, Menschen und ihr Schicksal in gewissen Situationen zu schildern (u. a. French Bistro, Winterspaziergang, Myrabelle, Kopstoot), aber mein Schwerpunkt wird das nicht werden. Ich beziehe mich noch mal auf meinen schrägen Spruch:
Wenn Du das weißt, dann ist Dir klar, worauf Du Dich einlässt. Wer keine braunen Schuhe mag, sollte nicht nach ihrem Preis fragen. Und kaufen sollte er sie schon gar nicht.
Liebe Maria, daran wird sich wohl auch in Zukunft nichts ändern; so wie Du habe auch ich meine Eigenarten – und so entstehen meine Texte „mit meiner Handschrift“. Ist doch normal, oder? Und deshalb werde ich es auch nicht in fernster Zukunft schaffen, eine KG zu schreiben, die Dir gefällt.
Ich bin nicht nur der Schuster, der bei seinen Leisten bleiben, sondern der nur braue Herrenslipper machen kann. Sag ich mal ganz selbstkritisch. Ist aber nicht schlimm – vorausgesetzt, sie passen gut;).

Maria – ich grüße Dich!
José

 

Hallo josefelipe,

deine Geschichte lässt mich zwiespältig zurück. Einerseits finde ich diese poetische, melancholische Kraft, vieles, was die besten deiner Geschichten ausmachen: Fülle und Tiefe gleichzeitig, manchmal auch Völlerei. Andererseits kommt mir der Text unausgereift vor, als fehle etwas, ich kann er gar nicht genau benennen. Als wolle der Plot ein Gefühl produzieren und vermag es nicht, ist zu wirr und müsste ausgereifter sein. Vielleicht arbeitest du ja dran und erzählst die Vorgeschichte, den verhängnisvollen Abend, der dein en Protagonisten ins Gefängnis gebracht hat und zeigst uns den Mann, der gegen seine Leidenschaft und Sinnlichkeit nicht ankommt, vielleicht den Gegenspieler , am besten beides. Gibt einige Möglichkeiten und es ist ja genug Zeit daran zu arbeiten.

Dein Stil hat Wiedererkennungswert, ist handwerklich gut und raffiniert. Und diesmal enthält der Text auch deutlich weniger Angriffsflächen, ist zart und nach innen gerichtet. Da kann was draus werden.

Paar Textstellen:

. Wie eine Ladung Steine empfand er diesen brutalen Guss auf seine Wunden.
gutes Bild :Pfeif:

Man schlug ihm ins Gesicht – da begann es wieder zu schlagen, leider.
bisschen viel schlagen

– sie kannten die empfindlichen Stellen.
das ist banal

Einen Stern hat er auf jeder Schulter, und er wäre beinahe erstickt an seinem widerlichen Gelächter.
hier habe ich eine Weile gebraucht, bis ich kapiert habe, welche Sterne du meinst.

Ist die ganze Welt verrückt geworden? Alle haben freie Fahrt, die Päderasten in den Sakristeien, die Sadisten in den Internaten, die Verklemmten in den Schulen, die Wahnsinnigen im Traineranzug, die Eitlen im Talar ...
passt nicht recht in die Geschichte und ist zu viel.

Im unwirklichen Licht schwirrten die Stäubchen umeinander wie Mückenschwärme, jedes verkörperte eine Stunde.
:Pfeif:

viele Grüße
Isegrims

 

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