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Ein halbes Leben

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08.02.2016
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Ein halbes Leben

„Warum übertreibst du‘s wieder so?“, erschien im blinkenden Messenger, der zeitgleich seinen eindringlichen Signalton aus den Boxen pfiff. Tim erwachte wie ein dressierter Hund aus seiner Stase. Langsam drehte sich sein Kopf in Richtung des Computers, während der Rest des dünnen Körpers leblos im Bett verharrte. Das blauweiße Licht seines absurd großen Bildschirms blendete ihn noch Meter entfernt. Er kniff seine Augen zusammen in dem Versuch, die Nachricht aus der Ferne zu entziffern.

Tim wohnte in einer WG, die für Studentenstandards durchaus sauber war.
Sein Zimmer machte einen erbärmlichen Eindruck. Leere Bierflaschen schmückten Tische und Heizungen, Taschentücher und Essensreste erschufen eine widerliche Ästhetik. Man hatte das Gefühl, Zeuge einer fast schon künstlerischen Verwahrlosung zu werden, einer endlosen Geschichte des Zusammenreißens und Aufgebens in einem Museum der Unvollkommenheit. Es war der Spiegel seiner körperlichen und geistigen Verfassung.

Ausdruckslos starrte er auf die Worte, die Hanna wohl mit Zorn und Unverständnis in die Tasten gedrückt haben musste. Sie war eine Teenagerliebe und trotz jahrelanger Gesten gegenseitiger Verachtung nach Ende ihrer Beziehung führten sie und Tim seit einiger Zeit eine tiefe Freundschaft. Die Nachricht war nicht die erste dieser Art, der Anlass dieses Mal aber ein konkreter, denn am Abend zuvor hatte Tim wohl etwas über die Stränge geschlagen. Was seinen Drogenkonsum anging, so befand er sich mit großer Wahrscheinlichkeit in der Blüte seines Lebens. Es vergangen wenige Tage, die Tim nüchtern erlebte und viele seiner Erinnerungen an die letzten Jahre waren ein zäher Brei aus echten und fiktiven Begebenheiten. Hannas Standpunkt hierzu war ihm bestens bekannt und so entlockte ihm ihre Botschaft nur einen leicht genervten Seufzer. Er drehte sich auf den Rücken, starrte an die Decke und schüttelte missbilligend den Kopf. Das Leben hatte ihm in der vergangen Zeit übel mitgespielt, wie er fand, und seine Reaktion darauf war daher nur konsequent.

Als er, angestoßen von Hannas Nachricht, über die vergangenen Jahre sinnierte, musste an einen Abend denken, der ihm in Erinnerung geblieben war. Damals waren er und sein Kumpel Pascal aus einer Szene Bar geflogen, weil sie sich als DJs ausgaben und den Laden mit "anständiger" Musik versorgen wollten. Zum Leidwesen aller Anwesenden hatte keiner der beiden Ahnung, was sie da taten. Nachdem das Duo kurze Zeit später recht unsanft von der Haustechnik entfernt wurde, sprach der äußerst massive Türsteher - um des alternativen Images Willen- nur eine „letzte Warnung“ aus. Beim zweiten Ansturm auf die Plattenteller wenige Minuten später half aber auch das deeskalierende „Hey, war doch nur Spaß, Alter!“ nichts mehr und beide landeten auf dem Gehweg, mit der freundlichen Empfehlung, auch in nächster Zeit nicht mehr vorbeizukommen. Tim musste schmunzeln. Der Abend endete in einem hippen Currywurstlokal, das es sich mit seinen spätmitternächtlichen Öffnungszeiten wohl zur Aufgabe gemacht hatte, berauschten Nachschwärmern mit Heißhunger das Geld aus den Taschen zu ziehen. Ein sehr undurchdachtes Konzept, wie Tim fand. Schließlich war gerade dieser Personenkreis in gewisser Weise Risikokundschaft. Pascal bestellte sich Pommes und Tim nahm an einem kleinen Tisch Platz. In der gemütlichen Umgebung dauerte es nicht lange, bis die Müdigkeit siegte und er selig auf der Bank zusammensackte. Als er wieder erwachte, bot sich ihm ein bizarres Bild. Pascal, der es wohl noch geschafft haben musste, seine Bestellung entgegenzunehmen, war ebenfalls der bequemen Atmosphäre erlegen und lehnte mit dem Kopf an seiner Schulter, Pommes und Ketchup über Pulli und Hose verteilt. Die schon kalten Fritten gaben Tim zu verstehen, dass sie sich wohl schon eine Weile in dieser Position befunden haben müssen. Schlaftrunken verließen die Beiden das Lokal und machten sich, verstört über das gerade erlebte, auf den Heimweg.

So sehr er derartige Abende auch geliebt hatte, sie waren rar geworden. Nicht etwa, weil sich keine Gelegenheiten mehr geboten hätten. Etwas hatte sich in ihm verändert. Die Leichtigkeit, die Tim sein Leben lang in sich trug, war einer latenten Selbstkritik und Unzufriedenheit mit seiner eigenen Person gewichen, die tagtäglich an ihm nagte. Sein Aussehen war der Ausgangspunkt gewesen, doch im Laufe der Zeit entwickelte seine Gefühlswelt eine boshafte Eigendynamik, die rücksichtslos in seiner Psyche wütete. An einem Punkt bemerkte Tim, dass ihm seine Freude abhanden gekommen war. Die Freude an Dingen, die ihn früher ausgemacht hatten. Die Freude an den kleinen Dingen des Lebens. Die Freude auf die Zukunft. Ihn umgab das erdrückende Gefühl, ein halbes Leben zu leben. An diesem Tag starb etwas in ihm, das er fortan mit Drogen zu füllen versuchte. Er war müde geworden, des Lebens müde.

Tim wandte sich zu seinem Nachttisch und versuchte durch Tetrapacks und Gläser an einen Spiegel zu gelangen, auf dem sich eine kleine Menge braunfarbenes Pulver befand. Es war der Rest Heroin, der ihm noch übrig geblieben war. Mit einem Zettel schob er die Reste zusammen, rollte ihn anschließend und zog das kleine Häufchen in die Nase. Seine Glieder schmerzten vom Vortag, doch schon wenige Minuten später setzte die wärmende Wirkung ein und vertrieb die lästigen Gefühlsregungen. Er richtete sich an der Bettkante auf, wankte ins Bad und starrte, mit den Händen auf dem Waschbecken gestützt, in den Spiegel. Es war ein elendiger Anblick. Tiefe Augenringe und trockene, rote Haut. Die glasigen Augen wanderten an seinen Konturen entlang und anschließend ins Leere. Er hasste sein Gegenüber. Mit wenigen ziellosen Handgriffen versuchte er, seine Harre einigermaßen in Form zu bringen, was ihm nur ansatzweise gelang. Dann ließ er ab und schlich zu seinem Bett zurück.

Ihm war klar, dass er diese eine Sache nicht noch länger heraus zögern konnte. Er wollte es auch nicht. Und plötzlich war sein Geist leer, er war wieder an dem Punkt, an dem er sich schon so oft befand. Der fast tägliche Kampf mit sich selbst, die tiefe Einsamkeit und Verzweiflung gegen das letzte bisschen Hoffnung. Wie in Trance streifte er sich Jeans und Pulli an, wühlte in seinem Schrank und zog einen gepackten Rucksack hervor. Tim legte ihn an und schlich den Gang entlang Richtung Haustür. Er sah zu, wie seine Hände die kaputten Schuhe über die Füße zogen, als wäre es ein Automatismus. Es waren nicht seine Bewegungen. Dann stand Tim auf und öffnete die Tür. Der Hausflur war alt und verziert mit riesigen Rissen in den Wänden. Er schlenderte die Treppe hinab, wankend, wie betrunken. Als er an der großen Eingangstür ankam, ihren Griff drehte und sie einen kleinen Spalt öffnete, schlug ihm der Lärm der Stadt ins Gesicht. Das Leben pulsierte wie immer und Tim hasste es dafür. Er betrat die Straße und lief in Richtung U-Bahn, die Augen auf den Boden gerichtet. Er wollte die urteilenden Blicke der feinen Gesellschaft, die sich hier parasitär ausgebreitet hatte, gar nicht sehen.

Tims Puls stieg, sein Gang beschleunigte sich. Hektik breitete sich aus. Auf halber Strecke konnte er die Panik schließlich nicht mehr unterdrücken. Seine Hände kribbelten, er atmete zu schnell. Ihm wurde übel und schwarz vor Augen. Die Leere in seinem Kopf war einem hitzigen Dialog mit seiner Selbst gewichen, Tims Gedanken rasten verzweifelt im Kreis.

Oh Gott. Ich will das nicht.
Oh Gott.
Hilfe.

Er stolperte auf eine abgelegene steinerne Stufe zu, öffnete mit zitternden Händen ein Seitenfach seines Rucksacks und zerrte ein Tütchen mit Tabletten hervor. Hastig riss Tim die Packung auf und warf eine Hand voll in seinen trockenen Mund. Er hatte Mühe sie zu schlucken, schaffte es aber nach ein paar Versuchen doch. So verharrte er einige Minuten.

Touristenmassen schoben sich durch die verwinkelten Wege, fotografierten hier, bestaunten dort. Diese Städtetouristen waren Tim schon immer suspekt gewesen. Er fand seine Heimatstadt kotzhässlich und leblos. Klar, einige Prunkbauten mochten in vielerlei Hinsicht einzigartig sein, für Tim waren sie schlicht Zeugnis respektloser Geldprasserei und Monumente dessem, was in dieser Welt falsch läuft. Doch als das interessierte ihn schon lange nicht mehr.

Als das Kribbeln nachließ und sein Körper langsam zusammensackte, wurde ihm die Wirkung der Beruhigungsmittel bewusst. Alles ihn im streubte sich, doch Tim wuchtete seinen Körper in einem gewaltigen Kraftakt auf die Beine und setzte langsam einen Fuß vor den Anderen. Seine Schritte waren unsicher, er konnte sich kaum auf den Beinen halten. Die Angst legte sich etwas, sein Verstand wurde trüb. Es waren wohl zu viele Pillen gewesen, dachte Tim, die letzten Meter der U-Bahntreppen schrittweise mit der Hand am Geländer hinter sich bringend. Zu viele? Er musste fast lachen.
Wankend betrat er das öffentliche WC. Der beißende Geruch von Urin und Fäkalien lag in der Luft. Ein kurzer Würgereiz überkam ihn. Er fing sich wieder und torkelte zum letzten Kabinenklo. Tims Augen, mehr zu als offen, versuchten seine Hand in Richtung des Kabinentürgriffs zu manövrieren. Als der Griff nach unten wich, stürzte er mitsamt Tür in die Kabine. Langsam richtete er sich wieder auf, schloss die Tür und legte den Rucksack neben das Klo. Danach setzte er sich auf den Deckel und atmete tief ein. Der beißende Geruch hatte an Intensität verloren. Er öffnete das Hauptfach und entnahm einen dicken Filzstift und eine Gasmaske, an der ein Schlauch befestigt war. Diese setzte er an, schrieb mit dem Stift in zittriger Schrift "Chopin op.28 no.4" an die Wand und lehnte sich, nun mit Tränen kämpfend, gegen die Eckwand der Kabine. Das also war es. Seine Atmung wurde schnappend, er versuchte vergeblich, sie unter Kontrolle zu bringen. Als Tim sich seiner Situation bewusst wurde, brach es aus entsetzt ihm heraus. Er konnte das nicht, das war nicht seine Art, er konnte das nicht tun. Tim sprang auf, taumelte umher, packte die Maske und wollte sie herunterziehen, doch hielt im letzten Moment inne.

Dann setzte er sich wieder
Seine Hand senkte sich.

Langsam griff Tim nach der Gasflasche in seinem Rucksack und schloss die Augen.

 

Hallo Nullachtfuffzehn,
ich sag mal herzlich Willkommen, obwohl ich eigentlich dachte, du wärst schon mal hier gewesen. Aber ich kann mich ja täuschen. Und doppelt gegrüßt ist besser als gar nicht.

Deine Geschichte enthält noch einige Vertipper und/oder Grammatikfehler, und bei der Großschreibung solltest du noch mal nachbessern. Da gibt es einiges zu tun. Also sogar ziemlich viel. Ins Korrekturcenter wollte ich deinen Text dann doch nicht verschieben, aber prüf bitte dann auch noch mal gleich nach.

Wichtiger noch finde ich Folgendes:
Du hast bestimmt schon mal von show don't tell gehört? Falls nicht, google mal. Es ist jedenfalls so, dass ein Text und mit ihm eine Figur eindringlicher wird, wenn man in die Szene reingeht und zeigt, wie die Person sich verhält, was sie tut, wie sie ist. Diese "Schreibtechnik" würde ich mir nochmal zu Herzen nehmen.
Und das andere ist, ich würde in meinen Beschreibungen nicht so stark aus der Sicht des Autoren werten, du lässt damit em Leser überhaupt keine Freiheit, selbst zu entdecken, wie er die Sache sehen will, weil du schon alles vorgibst.

Sein Zimmer machte einen erbärmlichen Eindruck. Leere Bierflaschen schmückten Tische und Heizungen, Taschentücher und Essensreste erschufen eine widerliche Ästhetik. Man hatte das Gefühl, Zeuge einer fast schon künstlerischen Verwahrlosung zu werden, einer endlosen Geschichte des Zusammenreißens und Aufgebens in einem Museum der Unvollkommenheit. Es war der Spiegel seiner körperlichen und geistigen Verfassung.
Der erste Satz soll zwar Ironie sein, doch mit den nachfolgenden Sätzen widerspricht er sich trotzdem.
Und in diesem Abschnitt machst du das so, dass du alles vorwegnimmst. Man kann aus dem Zustand des Zimmers nicht mehr auf den Bewohner zurückschließen, sondern du gibst allem schon das entsprechende Werturteil mit dazu. Ich habe die Stellen mal markiert, an denen das sehr deutlich wird. Und selbst wenn man sagt, man möchte halt mal mehr "tellen", dann wirkt es auch gleich sehr übertrieben und wiederholend. Ich würde das Aufgeben jedoch eher in und an deinem Protagonisten zeigen. Nicht einfach so behaupten. Man hat dann als Leser einfach nicht mehr so viel zu entdecken und man macht seine Geschichte dadurch träge.

Genau das gleiche, nicht zeigen, sondern alles direkt erzählen, machst du auch später noch. Hier fand ich es für deine Geschichte aber am deutlichsten und "schlimmsten", da weiß man nämlich schon alles, worauf deine Geschichte hinzielen wird. Du zeigst deine Figur nicht in einem Widerspruch, einer Spannung, für den ist immer schon alles klar, wie es weitergehen wird. Aber zurück zu dieser Stelle mit dem Zimmer: Ich würde gerade diese Stelle schon mal umschreiben, ur eine Beschreibung des Zimmers zeigen, und dann ihn in Beziehung zu seiner Jugendliebe. Lass sie doch telefonieren oder treffen oder was immer, damit man sieht, dass ihm wirklich die Freude abhanden kommt. Damit man sieht, wie er sich auch ein bisschen abstrampelt. Stattdessen lässt du das Mädchen eine Nachricht schreiben, und diese Nachricht bzw. das, was passiert war, das bleibt außen vor. Dann beschreibst du eine ganz andere Nacht und behauptest dann, dass ihm halt alle Freude abhanden gekommen ist, weswegen er naja, dann halt tut, was er meint tun zu müssen.
Das ist von den Ereignissen her nicht stringent und in sich logisch.


Anbei ein paar Vertipper zum Ausbessern:

„Warum übertreibst du‘s wieder so?“KOMMA erschien im blinkenden Messenger, der zeitgleich seinen eindringlichen Signalton aus den Boxen pfiff.

Das Blauweiße Licht seines absurd großen Bildschirms blendete ihn noch Meter entfernt.
blauweiße
Solche Fehler machst du häufiger, dass du Adjektive oder Verben, sogar wenn sie gebeugt sind, großschreibst.

Viele Grüße von Novak

PS: Den Witz im Profil, ich mein den Grund, warum du hier bist, würd ich mal ausbessern. Vielleicht versteht das nicht jeder als Witz.

 

Hallo 08/15 und Herzlich Willkommen hier.

Die Story vom Suizid eines offenbar noch recht jungen Junkies ist schon ein ziemlich bedrückendes Thema. Du kannst die Situation als solche gut beschreiben und auch in sprachlicher Hinsicht lieferst du gute Arbeit ab.
Womit ich mich hingegen etwas schwer tue, ist die Situation von Tim im Gesamtzusammenhang. Er hatte ja scheinbar einen vorhandenen Freundeskreis, Freizeitaktivitäten, ist Student - die Gründe für seinen Absturz konnte ich jetzt nicht unbedingt nachvollziehen. So, wie du es beschreibst, ist er eines Tages zu der Erkenntnis gelangt, er würde nur ein "halbes" Leben führen und müsse die andere Hälfte mit dem Konsum harter Drogen auffüllen. Hm, seltsam!
Natürlich gibt es mehr als genug Beispiele dafür, dass man keineswegs einen "guten" bzw. plausiblen Grund benötigt, um drogensüchtig zu werden. Allerdings finde ich in diesem Fall die Begründung, warum Tim zu Drogen gegriffen hat, so abstrus, dass er dadurch leider ziemlich viel Mitgefühl meinerseits einbüßt. Eben weil er eigentlich überhaupt keinen Grund dafür hat, außer vielleicht eine bizarre Form von Langeweile in Hinblick auf sein (scheinbar durchaus gutes und perspektivenreiches) Leben.
Und dann quasi einfach so aus dem blauen Dunst heraus zu beschließen, mit Drogen anzufangen, lässt bei mir wie gesagt dann durchaus ein gewisses Unverständnis aufkommen, um es jetzt mal sehr moderat auszudrücken.
Aber wie gesagt - sowas soll's ja geben und es ist leider alles andere als abwägig, wie du Tim's Niedergang beschreibst.

So, jetzt noch ein paar formale Dinge:

Das Blauweiße Licht seines absurd großen Bildschirms
"Blauweiß" klein

und trotz Jahrelanger Gesten gegenseitiger Verachtung
"Jahrelanger" klein

Anlass dieses Mal aber ein Konkreter, denn
"Konkreter" klein

befand er sich mit großer wahrscheinlichkeit in der Blüte
"wahrscheinlichkeit" groß

übel mitgespielt[Komma] wie er fand[Komma] und seine Reaktion

eine boshafte Eigendynamik, die Rücksichtslos in seiner
"Rücksichtslos" klein

Tim wendete sich
wandte

Er wollte die urteilenden Blicke der feinen Gesellschaft, die sich hier parasitär ausgebreitet hatte, gar nicht sehen.
Der Begriff "parasitär" passt meiner Ansicht nach nicht und klingt in diesem Kontext irgendwie "kommunistisch" - in Bezug auf was/wen lebt denn die feine Gesellschaft wie ein Parasit? Und eine "feine" Gesellschaft impliziert Wohlstand, Bildung und gehobene Standards - das passt mMn nicht zu einem "Parasiten", es sein denn, du würdest auf irgend so etwas wie die Ausbeutung der armen Arbeiterklasse durch die reiche Oberschicht abzielen. Ist Tim eigentlich Marxist?;)

Die leere in seinem Kopf
"leere" groß

Klar, einige Prunkbauten mochten in vielerlei Hinsicht einzigartig sein, für Tim waren sie schlicht Zeugnis respektloser Geldprasserei und Monumente dessem, was in dieser Welt falsch läuft.
Da wärn wir wieder beim "Kapital" angelangt - ich finde immer noch, dass du hier eine für Tims Drogenproblematik unpassende Sozialkritik anbringst. Das klingt alles so, als würden seine Probleme auch durch gesellschaftliche Missstände verursacht werden, aber das sehe ich nun überhaupt nicht so!

auf den Deckel und Atmete tief
"Atmete" klein

brach er vollends weinend aus.
"brach er vollends in Tränen" aus, oder "brach es aus ihm heraus", aber er "brach" nicht "weinend" aus, denn das klingt, als würde ein Knacki heulend aus dem Knast abhauen;)

Ich hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen. Ich muss dazu sagen, dass ein solches Thema sicherlich nicht leicht zu handhaben ist, denn dafür ist Sucht- und Drogenproblematik viel zu komplex, zu tragisch und kann auch nicht auf einen Nenner heruntergebrochen werden. Ich persönlich mag für Tim ja vielleicht nur wenig Verständnis aufbringen, ein anderer mag das völlig anders sehen. Von daher fass meine Anmerkungen über die Handlung deiner Geschichte auch nicht als Kritik, sondern eher als eine persönliche Meinung auf. Denn in so einem Punkt gibt es sicherlich nichts, das man überhaupt nicht oder aber vollumfänglich nachvollziehen kann.

Grüße
Eisenmann

P.S.: Stimmt, ich schließe mich Novaks Rat an, was die Gründe deines Hierseins angeht - kommt bestimmt nicht bei allen gut an!

 
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Hallo Novak, Hallo Eisenmann,

erstmal vielen Dank für eure Mühe. Ihr scheint mir wirklich Ahnung von der Materie zu haben und ich bin für das Feedback sehr dankbar.
Diese Geschichte ist meine erste, abseits von Schul/Hochschultexten und mir wurde im Laufe des Schreibens auch irgendwie klar, dass ich dem emotionalen Tiefgang nicht gewachsen bin. Trotzdem wollte ich es (schnell) zu Ende bringen, in der Hoffnung genau hierfür Kritik zu erhalten.

Das Schreiben derartiger Texte ist mir völlig neu, auch von "show don't tell" habe ich noch nie gehört. Vielen Dank für den Tipp, ich werde ihn mir zu Herzen nehmen. Auch die formalen Kritikpunkte werde ich in den nächsten Tagen eingehend studieren, mir ist meine Schwäche diesbezüglich durchaus bewusst :)

Alles in allem bin ich, um ehrlich zu sein, begeistert von eurem detailierten Feedback. Vielleicht werde ich den Schraubenschlüssel der Sabotage noch eine Weile in meinem Schrank ruhen lassen, ehe ich ihn in die Zahnräder der Maschinerie werfe.

Ps: Eisenmann, Tim ist Anarchist und obwohl er Das Kapital sehr schätzt, divergieren seine Meinungen stark vom orthodoxen Marxismus :)

Liebe Grüße,

Nullachtfuchzehn

 

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