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Durch die Finger
Kruzifix! Es brannte mir unter den Fingernägeln, es juckte unter der Hornhaut an den Fingerkuppen.
In mir drehte sich ein Rad, das mich vorwärtstrieb- in meinen Gedanken, Gefühlen und meinem Empfinden.
So brachte ich mich, samt juckender Finger, in Position und schrieb einen gewissen Text.
Kurz sollte er sein. Nicht ausladend lang, nicht lächerlich winzig geraten, wie ein Text aus einem Glückskeks.
Es sollte ihm eine gewisse Kompaktheit und Prägnanz anhaften, etwas Ehrliches und Konsequentes.
Meine Finger klapperten drauf los- ein sinnloser Stakkatto auf der Tastatur.
Und dennoch kamen da Wörter hervor, wurden auf den Schirm geworfen und gesellten sich in ihrer gemeinsamen Reichhaltigkeit an Buchstaben aneinander.
Mein Gehirn sprach mit den Fingern, die wiederum mit der Tastatur sprachen.
Die Tastatur vermittelte letztenendes zwischen Fingern und Bildschirm- voila!
Da war er! Wie er zuvor schon existierte, in den Niederungen und Schluchten meiner Gedankenwelt.
Sein Embryonalstadium war elektrischer Natur gewesen, und so sollte er weiter existieren, nachdem er durch meine Hände in die Welt hinausgeboren war.
Sollte sich jemand anderes mit dieser speziellen Ladung abgeben, ich wollte sie nicht mehr.
Ich gab diese Gedanken gewissermaßen zur Adoption frei.
Fehlte nur noch, obligatorischerweise, der Titel.
„Durch die Finger“, schien mir passend.